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Rubrik Kultur: Gegen Kulturalisierungen im "Kampf um die Weltordnung"

von W. Pfreundschuh

Erschienen: (26.03.04)
In der Kultur ist das Problem der Welt verschmolzen zu einem angeblichen 'Kampf der Kulturen', der von dem US-Autor und Regierungsberater Huntington ausgerufen, von den erschrockenen Wählern zu einem zweifelhaften Wahlsieg des G. W. Bush umgesetzt wurde und nun seine Urständ hat. Natürlich hat ein Krieg immer auch einen Gegner, der zurückschießt. Dies ist um so wichtiger für die weitere Geschichte, je dümmer und zielloser der erste Schuß gefallen war. Die Bomben der Terroristen müssen also vor allem die Gefährlichkeit eines fanatisierten Gegners belegen und vom eigentlichen Kriegsgeschehen ablenken.
Der Gegner sei nicht mehr wirtschaftlich oder machtpolitisch zu begreifen, sondern als 'Gefahrenherd'. Er habe Massenvernichtungswaffen. Nein, die hat er nicht. Aber er hat Kultur. Kultur, die beim Gegner deshalb nur noch als Verriss einer Religion wahrgenommen wird, die per se gefährlich sei, soll in den eigenen Reihen vor allem durch ihn vom Untergang bedroht sein. Während die West-Staaten alles tun, um die kleinen Freiheiten der Bürger zu kappen und die Gelder zu streichen, welche bisher als eigene Kulturbedingung galten, wird Kultur zum Feindbild stilisiert, wie es bis dato nur in den Zeiten gegeben hat, die vor einer faschistischen Epoche lagen. 'Die Offensive des Islamo-Faschismus' titelte die Zeit am 18.3.2004 und brachte ein Islam-Bild, das deren Propheten sagen ließ: 'Ihr liebt das Leben, und wir lieben den Tod'. Das Szenario ist gespenstisch: Schon wieder beginnt ein Teil der Presse Schritt zu fassen und in Tritt zu kommen. Und Staat und Kirche laufen mit. Schon lange nicht mehr war so viel Staat in die Lithurgie des Opferkults einbezogen, wie bei der Trauerfeier nach den Madrider Bomben-Attentaten. Die Propaganda zieht durch. Wen deren Waffen alles treffen wird, bleibt noch offen. Eins ist sicher: Es wird auch ein Kampf in der Kultur selbst sein.
In diesem Aufsatz untersucht Wolfram Pfreundschuh den Zusammenhang von Globalisierung und Kulturkampf. Es soll ein Überblick über eine Verflechtung sein, aber auch Grundlage für weiteres Tun, ein Appell an alle Gruppen, die sich gegen die herrschende Form der Globalisierung des Kapitals wenden und eine Globalisierung der Menschen versuchen. Ob der Versuch gelingt, wird davon abhängig sein, wieweit die verschiedenen Kulturen der Welt sich zu Gesellschaften entwickeln können, die in Achtung der jeweils anderen und in der Selbstachtung der Menschen das Leben auf diesem engen Globus durch das geschichtliche Zusammenwirken der Völker zu einer gemeinsamen Weltgeschichte werden lassen kann. Ein Bewusstsein der Kultur des menschlichen Lebens im Einzelnen wie allgemein ist hierfür unverzichtbar.

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