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Rubrik Psychologie: Thesen zur Diskussion des Begriffs der "Flexiblen Persönlichkeit"

von W. Pfreundschuh

Erschienen: 2005
In fast jedem Stellenangebot der besseren Art wird ausdrücklich eine 'flexible Persönlichkeit' gesucht. Wer den Begriff über Google sucht, bekommt auf Anhieb über 930 Vermerke, die zu 90% aus Stellenangebote – vorwiegend aus dem Denstleistungsgewerbe - stammen. Das neue Management und die Team-Arbeit kleiner Elitearbeitsgruppen bestehen offenbar daraus, sich beugen zu können (flixibel kommt von Beugen), und das heißt: Sich an jede Situation anpassen und sich auf jeden Menschen vorbehaltslos und bedingungslos einlassen zu können. Das unterstellt, dass vor allem dies als Fähigkeit einer Persönlichkeit gesucht wird, die als Eigenschaft einer Arbeitskraft genutzt werden kann. Und das bedeutet, dass die Beziehung eines Menschen auf andere hierdurch bestimmt wird, von allem Sinn abzusehen, den diese haben kann.
Die Arbeitswelt hat sich verändert; bestimmte Fähigkeiten und Ziele, die das eigene Leben betreffen, lassen sich darin nicht mehr umsetzen, das alte Bild vom Beruf, der auch Berufung impliziert, ist längst für einen Zweck aufgeben, dass vor allem Geld verdient werden muss durch irgendeine Tätigkeit, in welcher reine Anpassung und Einordnung vonnöten ist. Das müssen keine Tätigkeiten sein, die bestimmte Bildung verlangen, selbstbewusstes erarbeiten einer Problemlösung oder Herstellung von Dingen des Bedarfs, sondern vor allem Bedienung nach Maßgabe von fremden Erfordernissen. So wie sich hier die Flexibilität aus der Notwendigkeit des Geldverdienens in einer ganz bestimmten Gesellschaft, in einer Dienstleistungsgesellschaft begründet, so sind auch alle zwischenmenschliche Beziehungen bestimmt, die auf Geldverkehr und Geldbesitz gründen. Was dies für die Menschen selbst bedeutet, darum geht es an diesem Themenabend. Er ist eine Fortsetzung des Themas 'Lebensangst und politische Kultur'.
Um den Wandel der Arbeits- und Beziehungswelt zu diskutieren, sind dessen Momente in sechs Thesen zusammengefasst, die von den Bedingungen der Arbeitswelt und ihrer Veränderung bis zur Ebene der Parzellierung und Mythologisierung des Alltagsbewusstseins reichen.

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