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Rubrik Politik: Die neue Rechte kommt von links (III) Der Kampf um die Gewalt im Staat

von W. Pfreundschuh

Erschienen als dreiteilige Reihe vom 08.03.2013 bis 14.06.2013:
Politik befasst sich mit den Perspektiven eines gesellschaftlichen Handelns und sie hängt wesentlich davon ab, was man über die Krisen des Kapitalismus auch wirklich, also wirksam weiß, was man durch ihre Analyse herausgefunden hat und was hieraus zu einem Bewusstsein über gesellschaftlich notwendiges Tun und Lassen geworden ist. Bleiben die Menschen an ihre Not gebunden, so können sie diese immer nur wenden und anders gestalten, mal die eine Erleichterung erhaschen, mal die andere. Not macht nicht immer erfinderisch und wo sie zu groß wird, verfängt sie sich im Kreislauf der Notwendigkeiten und wird zum Hamsterrad einer Arbeit um jeden Preis und für jeden Preis.
Von daher ist es nicht nur eine Frage der Notwendigkeit, sondern auch der Freiheit, deren Beantwortung politisches Handeln bestimmt. Zwar kann kein Mensch sich seiner Not entziehen. Er wäre nicht frei für sich, wenn er das täte. Er kann nicht frei sein, ohne sich aus ihr zu befreien, ohne sie als Mensch aufzuheben, der daraus die Kraft seiner Veränderung und Entwicklung, also Kraft für seine Geschichte schöpft. Ohne diese, in der Permanenz seiner Notwendung, bleibt er ein Opfer seiner Not, die er als Macht seiner Ohnmacht immer sublimer gegen sich chronifiziert, seine Ohnmacht bis ins Unendliche vertieft. Das Glück, das er in Notgemeinschaften finden kann, weil sie seine persönliche Existenz erleichtern. wird zum Unglück einer vergemeinschaftetet Not, die objektiv immer größer wird, je mehr sie subjektiv untergeht, je mehr sie die Menschen als Subjekte ihrer Geschichte einvernahmt und ihr Subjektivität aufbraucht. Zwischen dem, was unter politisch rechts verstanden wird und dem, was mit politisch links gemeint ist, liegt die Auflösung der Frage, wieweit sich politisches Denken und Handeln nur als Reaktion auf eine Notlage begründet und bestärkt, und wieweit sie wirklichen Fortschritt in der Geschichte der Menschen durch ihre Emanzipation aus der Not, durch deren Aufhebung in menschlicher Subjektivität, also in einer Geschichte der Subjektbildung des Menschen sich einbegreift. Geschichte bildet sich in der Dialektik von Freiheit und Notwendigkeit. Und weil die Menschen nicht einfach nur individuell, sondern im Allgemienen Subjekt der Geschichte nur als gesellschaftliches Subjekt sein können, ist es wesentlich eine gesellschaftliche Frage, wie sie sich darin einig werden. Wieweit ihr Denken und Handeln reaktionär oder fortschrittlich ist, geht daher immer in der Beantwortung der Frage auf. was daran subjektiv ist, was also die Menschen als gesellschaftliche Wesen objektiv aus ihrer gegenwärtigen Not emanzipiert.

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