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Themenabend der Kulturkritik München:
_"Leitkultur", Patriotismus und kulturelle Werte_

Diskussionsgrundlage:

"Die Wertediskussion: Patriotismus, Leitkultur und Leistungskultur" (Text als RTF laden: ladenup4a1a1a)
(http://kulturkritik.net/politik/patriotismus/index.html)

"Thesen zur Wertediskussion: Patriotismus, Leitkultur und Leistungskultur" (Text als RTF laden: ladenup4a1a1)

(http://kulturkritik.net/politik/patriotismus/index_thesen.html)

Kurzfassung:

Die sogenannte Wertediskussion gibt sich so ethisch wie sie auch knallhart ist. Knallharte Ethik begründet sich in ihrer Allgemeinheit immer an den vermeintlichen Lebensnotwendigkeiten der Kultur eines Landes. Die Bemühung von hierfür hilfreichen Begriffen wie "Leitkultur" und Patriotismus kommt nicht von ungefähr und ist auch nicht so ungefährlich, wie sie sich gibt. Unsere Diskussion sollte Zusammenhänge deutlich machen und auch die Geschichte dieser Begriffe vergegenwärtigen.

Begründung:

Die "Diskussion" um Patriotismus, um Vaterlandsliebe will "klare Ziele" setzen. Hieraus ergebe sich "ein klarer Kurs", der ansonsten wohl nicht mehr zu vermerken ist. "Schluss mit der Negativdebatte" forderten die RednerInnen des CDU-Parteitags, denn nur aus "positiven Gefühlen" zum Land und durch Werte, die sie befördern, sei auch der Glaube an sich selbst und an "die Zukunft" möglich. Wer keine Liebe zu sich selbst habe, habe sich aufgegeben, und dies sei das Grundübel in Deutschland. Wir seien imstande, unsere Herkunft aus dem christlichen Glauben, den bewährten Geist des Abendlandes, die Werte und die Autoritäten, die sie verkörpern, zu verleugnen. Und wenn wir dies nicht mehr achten könnten, dann würden wir auch nicht unsere Geschichte, uns selbst nicht achten. Das hieße vor allem, Leistung zu verkennen, Mut und Charakter zu verlieren, der Leistungskultur, die uns ausmacht, zu entfliehen. Nein, Deutschland müsse vorwärts schauen und "wer dem nicht zustimmt, der ist im falschen Land" (Stoiber). Klare Worte, zweifellos: Wer Leistungskultur ablehnt, der soll das Land verlassen, - so wie man ja auch das Kino verlässt, wenn man den falschen Film sieht. Protestieren, Jammern und Motzen hilft da nichts! Ein großer Teil der Deutschen ist somit zum Ausländer bestimmt, der nicht wissen kann, aus welchem Land er kommt.

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Natürlich geht es nicht wirklich um Kultur, nicht um deren Bedrohung oder deren Verrohung oder deren angeblichen Missbrauch. Es ist die Lüge der Nationalisten, dass sie sich damit stark machen wollen, überall Kulturfeinde wittern und Parasiten und Kriminelle und Terroristen. Es ist ihre besonders hinterhältige Methode, Macht durch die Erscheinungsweisen wirtschaftlicher Not zu ergattern und sie sprechen dabei besonders die seelischen Bedürfnisse identitätsloser Menschen an, die ihre Lebensangst und Selbstentfremdung in gesellschaftspolitischem Umfang aufgehoben haben wollen. Das macht dann die affirmative Antwort gegen die Zweifel an dem Wirtschaftsmechanismus ihrer Gesellschaft aus, die als Schuldfrage übermittelte Behauptung, dass es Schädlinge gebe, mit deren Behebung alle Probleme behoben seien: Wer oder was macht also das Unheil unserer kulturellen Situation ganz allgemein und überhaupt aus? Mit dieser Frage ist ja immerhin schon mal das Heil geklärt: Es besteht aus den Werten unserer Kultur. Also kann es nur um deren Gegenwärtigkeit gehen, um die Dominanz der Sitten und Gebräuche des Abendlandes und um seine Ethik. Heil mit dir, du Land der Deutschen mit deutscher Führungskultur und ausländischen "Mitbürgern" als Arbeitsgepäck. Nein, wegschicken will man die ja gar nicht! Ja, ja. Natürlich brauchen wir sie. Nur ihre Kukltur, die könnnen wir nicht brauchen.

Kulturelle Hoheitsansprüche sind die Basis für kulturelle Diskriminierung und hierin verschwinden alle ökonomische Relationen. ... Sowohl der wirtschaftliche Eigennutz wird dahinter versteckt, als auch die politische Macht gegen andersartige Kulturen und ihren Selbstverständlichkeiten, die man zumindest aus eben diesem Eigennutz heraus zu tolerieren hätte.

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Es geht nicht um Kultur, es geht um Politik, wenn von Leitkultur und Vaterlandsliebe die Rede ist: Um das Scharfmachen der nationalistischen Zeitbombe, die mit politischer Macht "aufräumen" will mit dem was unwertig für das vom Staat übernommene Kapitalinteresse ist, indem er darauf drängt, alle Ressourcen der Verwertbarkeit durch Drosselung des staatlichen Sozialvermögens auszuschöpfen und zu optimieren, indem diese nur noch als Kostenfaktor reflektiert werden. Hierbei geht es auch um eine Verschärfung des deutschen Gesetzeswerks (Grundgesetz, BGB) gegen Ausländer und Randständige. "Gleiches Recht" wird kulturell unterschieden, die Teilnahme (z.B. Wahlbeteiligung) an den politischen Gremien und Institutionen auch. Kultur wird zum Diskriminationsmittel schlechthin. Das verschärft die deutsche Ethik vor allem auch gegen die Deutschen selbst. Das war wohl auch der staatspädagogische Kern von Hartz IV (siehe http://kulturkritik.net/oekonomie/hartz/index.html): Die staatliche Disziplinierung der Armut durch Verabsolutierung ihrer Existenzangst, um das Fortbestehen einer Kapitalentwicklung zu befördern, die nur noch immer mehr Armut und Krisen erzeugen kann. Die hierfür nötige Gewalt allerdings muss sich aus Nationalismus begründen, der massenpsychologisch erst mal mit Patriotismus vorbereitet wird.

 

Quellen:

zu Staatsbankrott:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=staatsbankrott)

zu Bewertung:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=bewertung

zu Selbstbehauptung:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=selbstbehauptung)

zu Patriotismus:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=patriotismus)

zu Nationalismus:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=nationalismus)

zu Unheil:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=unheil)

zu Gesinnung:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=gesinnung)

zu Fremdarbeit:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=fremdarbeit)

zu Fremdenfeindlichkeit:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=fremdenfeindlichkeit)

zu Gleichheit:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=gleichheit)

zu Rassismus:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=rassismus)

zu Ethik:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=ethik)

Der Historikerstreit: http://historikerstreit.adlexikon.de/Historikerstreit.shtml

Ethikdiskussion in Kulturattac:
http://kulturkritik.net/forum_archiv/index_ethik.html

zu Heilsprinzip:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=heilsprinzip)

zu Kulturstaat:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=kulturstaat)

zu Nationalsozialismus:
Kulturkritisches Lexikon (http://kulturkritik.net/lexex.php?lex=nationalsozialismus)