„Die drohende Form von Barbarei ist gerade die, daß im Namen von Ordnung, im Namen von Autorität, im Namen etablierter Mächte eben Akte begangen werden, die ihrer eigenen Gestalt nach die Ungeformtheit, den Zerstörungstrieb und das verstümmelte Wesen der meisten Menschen bekundet“ (Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit. Frankfurt: Suhrkamp 1971, 2015, S. 123). Die folgenreichsten Kulturkritiker des 20. Jahrhunderts waren Martin Heidegger und Theodor W. Adorno. Dieser war der Mitgründer einer Kritischen Theorie, Soziologe, Kunsttheoretiker und Philosoph. Sein Gesamtwerk war vor allem der Versuch, das Unheil der Moderne als politisch wirksame Kulturmacht begrifflich darzustellen und die Möglichkeiten der Emanzipation eines verdinglichten Bewusstseins zu einem Bewusstsein gegen die Politik der bürgerlicher Kultur und Ökonomie herauszuarbeiten. Im Wesentlichen kritisierte er zusammen mit Horkheimer die instrumentelle Vernunft der Aufklärung als Totalisierung des herrschenden Bewusstseins und seiner Mystifikationen, dem durch seine Funktionalität ein verdinglichtes Denken einen Boden bereitet hatte. Durch die unbelasteten Positionen einer alles versöhnenden rein formalen Logik des Positivismus stellte Adorno heraus, worauf sich die Lebensängste der Menschen als "beschädigtes Leben" wissenschaftlich erklären und auf die Ungeheuerlichkeiten eines alles versöhnenden Verblendungszusammenhangs reduzieren lassen sollten. Darin würde sich durch die stetige Wiederholung des Alltäglichen die Borniertheit eines verkrüppelten Verstandes ermächtigen und als Reaktion des banalen Lebens ausbreiten (siehe reaktionäres Bewusstsein). Dieses begründe die Reflektion eines "falschen Lebens" (siehe Falschheit), das zu einem "richtigen Leben" gewendet werden müsse, indem es sich der Banalität des Alltags entheben sollte. Dem moralisierenden Antimoralisten wollte es mit dem Ausschluss eines banalen Lebens der Kleinbürger erreichen, das seiner Funktionalisierung nicht entgegentreten konnte. So gelang es dem elitären Moralismus Adorno durch eine philosophische Floskel der höheren – weil "dialektischen" – Wahrheit einer "negativen Dialektik" als eine besondere Fiktion seiner "Wahrheit": „Kein unreflektiert Banales kann als Abdruck des falschen Lebens noch wahr sein." (Adorno, "Negative Dialektik", Suhrkamp Taschenbuch, 1966, S.45) So wurde für ihn Herbert Marcuse zu einem ideologischen "Faschisten" (siehe auch faschistische Ideologie), der Begriff "Beziehung" zu einem bürgerlichen Unding und Jazz eine Musik der Barbarei, weil er sich der Partitur seiner Herkunft entzieht. Was aber Adorno im Wesentlichten betrieb war die Verwechslung – bzw. Gleichsetzung – von Bewusstsein und Kultur. Damit war ihm die Möglichkeit entgangen, seine "Kulturkritik" der Philosophie zu entziehen. Ganz im Gegenteil: Er vertauschte die Elemente (siehe Täuschung) der bürgerlichen Kultur in eine neuartige Interpretation seines hegelianischen Selbstbewusstseins einer ästhetischen Theorie, die vor allem darüber hinweg sah, dass die Wahrnehmung selbst zur Elementarform der bürgerlichen Kultur geworden war. Die Kleinbürger der Mittelschicht waren mit der "Befreiung" der Nationalsozialisten aus ihrer selbst verschuldeten Dummheit in die Weltgeschichte eingegangen. Mit ihrem "Endsieg" waren sie in den Nachkriegsjahren zu Bildungsbürger geworden, deren Lebenswerte im Dazwischensein von der Verbildlichung ihrer Lebensvorstellungen und ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit (siehe hierzu auch Verrücktheit) auf dem Warenmarkt (siehe Warentausch) sich auf das Sowohl-Als-Auch ihrer Einkommen wie Ausgaben beschränkt (siehe hierzu auch Bildungsbürger), spekulieren schon durch ihren Geldbesitz auf eine unbeschränkte Existenz, die sich um sie selbst, also um ihr Geld zwischen seinem Wert und seinem Tauschwert – sprich: Preis ihrer Existenz – abspielt. Mit der Sprache einer bildungsbürgerlichen Avantgarde wird sie zu einer besonders hinterhältige Täuschung über das "richtige Leben", dem hohen Ziel eines bürgerlichen Eskapismus über die Heilserwartung (siehe heile Welt). So war es schon im Wortumdrehen (siehe politischer Nominalismus) leicht zur Maßgabe einer reaktionären Vernunft geworden (siehe auch Bücherverbrennung). Kulturkritik war zur Zeit des Faschismus nur als Kritik an schlechten Erscheinungen in der Kultur und den Medien des Bildungsbürgertums (siehe auch Dekadenz) schließlich selbst nur als eine phänomenale Abweisung (siehe Phänomenologie), als symstematische Negation ihres Daseins verblieben (siehe hierzu negative Dialektik), sonderen selbst ein Unverstand, die Verständnislosigkeit einer Wahrnehmung, die aus ihrem Empfinden keine Erkenntnisse beziehen kann, selbst tote Wahrnehmung ist, weil sie schon vor ihrer eigenen Bewahrheitung ihren Sinn für sich verloren hat, nurmehr abgetötete Wahrheit aufnehmen kann. Die bisherige Kulturkritik hat zwar viele Menschen dahin gebracht, sich der "Entäußerung von Kritik" ((Karl Marx, MEW Bd. 2, S. 169f)) hinzugeben, ihre wirkliche Wahrheit aber noch nicht zu Ende gefunden, nicht wirklich emp-funden hat, weil sie in einer bloßen Wahrnehmungsidentität des Denkens verendet ist (siehe Gedankenabstraktion). Schon Nietzsche war gegen das wahre, das "richtige Leben" aufgetreten: "Die Welt scheiden in eine "wahre" und eine "scheinbare", sei es in der Art des Christenthums, sei es in der Art Kant's (eines hinterlistigen Christen zu guterletzt) ist nur eine Suggestion der décadence, – ein Symptom niedergehenden Lebens... Dass der Künstler den Schein höher schätzt als die Realität, ist kein Einwand gegen diesen Satz. Denn "der Schein" bedeutet hier die Realität noch einmal, nur in einer Auswahl, Verstärkung, Correctur... Der tragische Künstler ist kein Pessimist, – er sagt gerade Ja zu allem Fragwürdigen und Furchtbaren selbst, er ist dionysisch." (Nietzsche: "Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben." S. 179) Adorno wollte der Erziehung (siehe erzieherische Beziehung) ein hohes politisches Ideal zuweisen, das sich ihm nach Auschwitz als kulturelle Notwendigkeit erschlossen hat, wodurch er glaubte, dass mittels einer allgemeinen Erziehung zum "richtigen Leben" solche "Barbarei" durch die „Herstellung eines richtigen Bewußtseins“ (Adorno 2015: 107) ausgeschlossen werden könne. Für Adorno ist der „Grund der Barbarei“ das „Scheitern der Kultur“ (Adorno 2015: 128). Denn „die Kultur, die ihrem eigenen Wesen nach den Menschen alles mögliche verspricht, hat dieses Versprechen gebrochen. Die Aufklärung selbst betreibe eine Versöhnung des Denkens mit seinem Gegenstand, indem es dessen Widersprüche in ihrer Identität positiv darstelle, ihnen somit das Potential der Veränderbarkeit nehme und entstelle. So fasst er es in seinem Gegenentwurf einer Negativen Dialektik zusammen: "Weil aber nur durch Aufhebung jenes Widerspruchs, also durch die erlangte Identität zwischen dem Besonderen und seinem Begriff, das Besondere, Bestimmte zu sich selber käme, ist das Interesse des Einzelnen nicht nur, das sich zu erhalten, was der Allgemeinbegriff ihm raubt, sondern ebenso jenes Mehr des Begriffs gegenüber seiner Bedürftigkeit. Er erfährt es bis heute als seine eigene Negativität. Der Widerspruch zwischen Allgemeinem und Besonderem hat zum Gehalt, dass Individualität noch nicht ist und darum schlecht, wo sie sich etabliert. Zugleich bleibt jener Widerspruch zwischen dem Begriff der Freiheit und deren Verwirklichung auch die Insuffizienz des Begriffs; das Potential von Freiheit will Kritik an dem, was seine zwangsläufige Formalisierung aus ihm machte" (Adorno, Negative Dialektik, Suhrkamp 1982, S. 153f). Im "Mehr des Begriffs" erkennt Adorno nicht die Abstraktion in ihrer Abstraktionskraft, sondern eine unendliche Identät einer Philosophie der Anpassung. Von daher geht seine philosophische Position vor allem gegen das "identitäre Denken", worin er diese über über ihre unmittelbare Negation als "Negative Dialektik" entwickeln, die Philosophie philosophisch überwinden will: „Insgeheim ist Nichtidentität das Telos der Identifikation, das an ihr zu Rettende; der Fehler des traditionellen Denkens, daß es die Identität für ein Ziel hält […] Dialektisch ist Erkenntnis des Nichtidentischen auch darin, daß gerade sie, mehr und anders als das Identitätsdenken, identifiziert. Sie will sagen, was etwas sei, während das Identitätsdenken sagt, worunter etwas fällt, wovon es Exemplar ist oder Repräsentant, was es also nicht selbst ist.“ (Adorno 1966: S. 152, Negative Dialektik, Suhrkamp 1982) Marx hat es als Unmöglichkeit des Denkens beschrieben, überhaupt aus einer Abstraktion konkrete Zusammenhänge abzuleiten: "Es ist ... unmöglich, von einer Abstraktion zu dem Gegenteil der Abstraktion zu kommen, wenn ich die Abstraktion nicht aufgebe." (Marx, MEW 2, S. 60) Sie hat die Wahrnehmung der Menschen geteilt (siehe Teilung der Wahrnehmung). Die wichtigste Teilung ist seine Auffassung anch die von körperlicher und geistiger Arbeit. Sie hat damit dem Menschen das Vertrauen auf sich, auf Kultur selber, entzogen“ (ebd.). So bezeuge Auschwitz „das Scheitern von Aufklärung“. „Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an die Erziehung“ (Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit. Frankfurt: Suhrkamp 1971, 2015: 88). Sonderbarer Weise wendet sich Adorno allerdings dem konsequentesten Aufklärer, dem wichtigsten Philosophen der Aufklärung Immanuel Kant zu, dessen Apell zur Selbstverwirklichung des Menschen über die "Mündigkeit der Bürger" zur „Herstellung eines richtigen Bewußtseins“ (Adorno 2015: 107) angemessen schien, weil sich darin die Autonomie des bürgerlichen Subjekts gewährleisten, das sich dem "Zerstörungstrieb und das verstümmelte Wesen der meisten Menschen“ (ebd.: 123) widersetzen könne. Doch gerade dies hatte im Nazideutschland den Zugriff des Staates auf die neue Generation einen braunen Kult unterworfen (siehe hierzu Hans-Jochen Gamm 2006, „Von der faschistischen Erziehung zur Pädagogik des Widerstands“). Offensichtlich waren schon in der Aufklärung von Kant entwickelten Gattungsbegriffe für die Ziele einer Erziehung der „Entbarbarisierung“ als Prinzip einer vernünftigen Moderne entgangen und jenseits der marxistischen Kritik der Philosophie gelassen. Ganz im Gegenteil: Sie wurden unabdingbar für die „Herstellung eines richtigen Bewußtseins“ (Adorno 2015: 107). Sie wurden einer Tiefenpsychologie der Kindheit zugewiesen, wo die Erziehung zum "Abbau jeglicher Art von unerhellter Autorität vor allem in der frühkindlichen Erziehung eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Entbarbarisierung“ (ebd.: 131) sei. So war Adorno auch selbst zu einem Theoretiker der antiautoritären Erziehung geworden (siehe autoritärer Charakter), die zur Willensbildung gegen die Unvernunft, die für das "Überleben deer Menschheit" unabdingbar sei und sich philosophisch aus einer "negativen Dialektik" begründet wissen wollte. Von daher begründete Adorno seine Soziologie, die durch gesellschaftlich und individuell angeeignete Wissensstrukturen Wahrnehmungen des Verstehens prägen und Bedeutungen und Sinnhaftigkeiten des sozialen Umfelds im Hinblick auf soziale Handlungen ausbilden sollten. Theodor Adorno hatte in seinem vielbeachteten Werk „Erziehung zur Mündigkeit“ die These aufgestellt, dass „die Entbarbarisierung heute die vordringlichste Frage aller Erziehung ist“ (Adorno 2015: 120). Für ihn war dies identisch mit seiner Kulturkritik "Aufklärung ist die radikal gewordene, mythische Angst. Die reine Immanenz des Positivismus, ihr letztes Produkt, ist nichts anderes als ein gleichsam universales Tabu. Es darf überhaupt nichts mehr draußen sein, weil die bloße Vorstellung des Draußen die eigentliche Quelle der Angst ist." (Max Horkheimer/Theodor W. Adorno "Dialektik der Aufklärung" Fischer 2002 S. 22) Er befand in der instrumentellen Vernunft der Aufklärung vor allem den Anspruch einer Totalität des Denkens (siehe totalitäres Denken), als totale Begrifflichkeit der Ganzheit einer Wahrheit des Wissens, des Bewusstseins einer totalen Vernunft, die sich durch die Erziehung in einer absoluten Moral durchsetzen sollte. Aber damit heuchelte Adorno einen "wahrhaften Intellekt" eines "richtigen Lebens", was ihn als ein Gegner des Totalitarismus erscheinen lassen sollte. Aber schon auf der Ebene des Erkenntnisinteresses befand er darin das totalitäre Ansinnen, das sich zu einer faschistischenn Ideologie entwickelt hatte und auf eine Diktatur als Totalität der Macht hinauslief, wodurch sich autoritäre Gesinnungen (vergl. autoritären Charakter) in den Gewohnheiten des bürgerlichen Denkens gesellschaftlich durchsetzen konnten nd können. Dessen Selbstbezüglichkeit sei deshalb auch für die Kritik bürgerlicher Lebensverhältnisse unzugänglich geworden und verlange nach einer Theorie gegen die herrschenden Positionen, das einem Erkenntnisinteresse folgen sollte, das die Positionen des herrschenden Bewusstseins durch eine negative Dialektik aufzulösen hätte, um sich damit der Macht der Kulturindustrie durch subversive Kunst einer Wahrheit entgegen zu stellen, die den Menschen das eröffnen könne, was "nicht von dieser Welt ist". Damit sei gegen den kulturindustriell erzeugten "Verblendungszusammenhang" eine Alternative des unabgegoltenen Lebens zu den durch den Kapitalismus betriebenen "Beschädigungen" des bürgerlichen Lebens möglich, indem das "falsche Leben" durch ein "richtiges Leben" aufzuheben wäre, denn es gebe kein richtiges Leben im falschen und daher sei dieses auch durch eine negative, eine unabgegoltenen Wahrheit zu überwinden. Weil Adorno das Spießertum der heile Welten des Kleinbürgertums schlicht und überheblich von sich selbst abgewiesen hatte, konnte er sie nicht als wirkliche notwendige Lebensgewohnheiten innerhalb ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse der bürgerlichen Subjekte begreifen, die gezwungen sind, sich selbst als Material ihres Lebens zu nutzen, solange sie ihre objektiven Beziehungen über ihren Geldbesitz nicht überwinden. Die Widersprüche der Wirklichkeit des Warentauschs wurden so in simple Gegensätze in einer Bewertung von richtig und falsch - z.B. als Gegensatz von Gebrauchswert und Tauschwert - aufgelöst und konnten daher auch Teile der akademischen Studenten begeistern, denen schon von ihren bildungsbürgerlichen Ansprüchen her das "richtige Leben" näher stand als das falsche. Die negative Wahrheit wird hierdurch zu einer emanzipativen Kraft gegen die herrschenden "Verblendungen" (siehe auch Verblendungszusammenhang) des Bewusstseins verklärt, die das "beschädigte Leben" durch die Kritik der Unwahrheiten seiner Fetischisierungen befreien könne (siehe hierzu Subjektkritik). Aber solche "Unwahrheit" verlangt zwangsläufig nach einer "Wahrheit", die total anderes ist, als das, was wirkliche Lebensverhältnisse beinhalten können. Als die Wahrheit des "richtigen Lebens" - als eine "reine Wahrheit" des Lebens überhaupt - kann sie nur den Totalitarismus einer Theologie forttreiben als der reine Gedanke eines höheren Rechts des "Richtigen", was nicht "falsch" sein könne - wie im Himmel also auch auf Erden. Von daher war Adorno ein Theoretiker des durch die Macht der Kulturindustrie enttäuschten, kleinbürgerlich instrumentalisierten Verstandes und führte vor allem das bildungsbürgerliche Interesse an der Totalisierung eines "richtigen Lebens" auf, das neuerdings auch als "gelungenes Leben" thematisiert wird. Seine Parole: "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen" belegt einen eklatanten Selbstwiderspruch, der seiner Philosophie der Negation einen positiven Sinn vermitteln sollte, den er zuvor schon in seinem Erkenntnisinteresse von der Wirklichkeit des Warentauschs ausgeschlossen hatte. Er wollte ein kritischer Philosoph bleiben und erfand von da her eine Philosophie der Selbstgerechtigkeit eines "richigen Lebens", die eine Berichtigung der herrschenden Lebensverhältnisse beanspruchte und zugleich auf deren konkrete Analyse verzichten konnte. "Die außerweltliche Kritik ist keine Wesenstätigkeit des wirklichen, darum in der gegenwärtigen Gesellschaft lebenden, leidenden, an ihren Qualen und Freuden teilnehmenden menschlichen Subjekts. Das wirkliche Individuum ist nur ein Akzidens, ein irdisches Gefäß der kritischen Kritik, die sich in ihm als die ewige Substanz offenbart. Nicht die Kritik des menschlichen Individuums, sondern das unmenschliche Individuum der Kritik ist Subjekt. Nicht die Kritik ist eine Äußerung des Menschen, sondern der Mensch eine Entäußerung der Kritik, der Kritiker lebt daher völlig außer der Gesellschaft." ((Karl Marx, MEW Bd. 2, S. 169f) In der Philosophie geht es um die Wahrheit einer Urteilsbildung, um die Sinnhaftigkeit ihres Wissens, um den Begriff und seine Schlüssigkeit für Schlussfolgerungen als eigenständige Wesenheit der Wissenschaften, um die Frage, ob die Gewissheiten ihrer Erkenntnisinteressen auch wirklich wahr sein können. Als bloßer Gedanke wäre Denken nichts anderes als ein sich Vorstellen, nur eine mehr oder weniger beliebige Interpretation (siehe hierzu Gedankenabstraktion). "Der Begriff als solcher enthält die Momente der Allgemeinheit, als freier Gleichheit mit sich selbst in ihrer Bestimmtheit, _ der Besonderheit, der Bestimmtheit, in welcher das Allgemeine ungetrübt sich selbst gleich bleibt, und der Einzelheit, als der Reflexion-in-sich der Bestimmtheiten der Allgemeinheit und Besonderheit, welche negative Einheit mit sich das an und für sich Bestimmte und zugleich mit sich Identische oder Allgemeine ist." (Hegel, Enzyklopädie I, § 163) Adorno rechtfertigt sein philosophisches Verfahren ganz im Sinne Hegels in seinem Buch von der "Negativen Dialektik" indem er sas "Nichtidentische" des Partikularinteresses dem Allgemeinen einer jedweden ontologischen Begrifflichkeit als Grund aus einer negative Dialektik entgegen stellt, die zur "Freiheit, zur Metakritik der praktischen Vernunft" führen soll. Denn hierdurch könne sich das Besondere zu einer neuen Allgemeinheit, zu ihrer Erneuerung entwickeln. Daraus bezieht er über seine "Meditationen zur Metaphysik" eine Geschichtsphilosophie, die er als Entwurf einer neuen Moral verstanden wissen will. Für eine solche Moral galt Adorno das als wahr, was sich nicht als neue Position eignet, wenn es sich im Anderssein identisch bleibt. Von daher war es aber in Wahrheit auch dadurch schon eine Position, denn im steten Beisichbleiben verliert sich jede Besonderheit, denn es wiederholt sich darin und erstarkt sowohl eine Position als auch eine Negation und wird in einer stetigen Gegensätzlichkeit zwischen ihrem einfältigen An-sich-Sein und Außer-sich-Bleiben zu einer bloß tautologischen Beziehung ihrer Wahrheit, die niemals für Andere sein kann, weil sie nichts für sich ist (vergleiche z.B. Tauschwert und Wert). Solche Gedankenabstraktion kann daher nicht durch ein substanzloses Anderes sein. Das Abstrakte entsteht aus dem Sowohl-als-Auch in der Widersinnigkeit der Widersprüche, als Abstraktion einer Form gegen ihren Inhalt und wird zur Formbestimmung aus ihrem wirklichen Dilemma im Dazwischensein. Was also soll in dem, was "mit sich identisch" bleibt, so einfach wahr sein? Adorno war sich durch seine Subkulturellen Besonderheiten schon selbst genug und konnte daher in der allgemeinen Kultur auch keine Kraft der Veränderung entdecken. Er wollte die Wesenhaftigkeit der Kultur aus dem beziehen, "was nicht von dieser Welt" ist (siehe hierzu Kunst) und fand dieses z.B. auch in fernen Ländern, die ihre Seele als ihr "Mana" noch bewahrt hätten. Es lässt sich aber das Seelische - soweit es nicht zur Psyche isoliert existierender Individuem, zum geronnenen Gedächtnis abstrakter Lebensverhältnisse machen, als ob diese auf eine ungegenwärtige, also zeitlose Geschichte zu reduzieren wäre. Seele mag ein Begriff für ein irgendwie geistiges Wesen einer menschlichen Kultur schlechthin gelten können, als ihre verallgemeinerte Subjektivität. Dieses kann man aber nicht als ihre "Lebenskraft" verstehen, denn es ist eine schlichte Reduktion von Kultur, die in einer philosophischen Metaphorik eine mythologische Reproduktion geistiger Sublimate beschreiben und auch bewirken könnte. In ethnologischen Konzepten wurde dies nach polynesischer Sichtweise als "Mana" bezeichnet. Primitive Gesellschaften seien weitestgehend von traditionellen Sitten und Gebräuchen beherrscht, in der sich Geschichte nur geistig bewahren könne. Primitive Religionen werden daher nicht gedacht, sondern getanzt (siehe hierzu auch Anthroposophie). Für Theodor Wiesengrund Adorno galt das Mana als die vom Kapitalismus noch verschonte Kultur (siehe "Adorno: Dialektik der Aufklärung - Begriff der Aufklärung"), die sich den Menschen in Kunst, Tradition und Religion bewahrt habe. Von daher leitete er seine Auffassung ab, dass der Kapitalismus das Leben nur entstellen und beschädigen würde, also selbst kein wirkliches Lebensverhältnis sei. Doch mit einer kritischen Kunst sei dies wahr zu machen und subversiv zu wenden. Die kann allerdings Wesentliches nur darstellen, wenn sie von seiner Wirklichkeit absieht. Von daher stellt sich Kunst als ein äußerst selbstloses aber zugleich äußerst selbstgerechtes Gewirke dar, das in diesem Widersinn nicht wirklich wahr sein kann. „Wir wissen nun, dass die Kunst nicht die Wahrheit ist. Die Kunst ist eine Lüge, die uns erlaubt, uns der Wahrheit zu nähern, zumindest der Wahrheit, die uns verständlich ist.“ (Pablo Picasso spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer) In der Wirklichkeit der Kultur verfestigen sich immer mehr Unwahrheiten, z.B. Scheinbarkeiten eines guten und gesunden Lebens. Und auch stetige Strukturen - wie z.B. Staat und Familie - sind nicht einfach wahr (siehe auch Systemtheorie). Nach Adorno sei es daher der Sinn und Zweck einer kritischen Kulturtheorie diese als Subjektkritik durch eine Subkultur hintergründiger Wahrheit eines "richtigen Lebens" (z.B. durch Kunst als Lebensausdruck des "unabgegoltenen" Lebens) zu durchbrechen. So bliebe das Richtige schon vor aller Erfahrung das "Wahre", wenn es sich praktisch gegen das Falsche, gegen das Hässliche, das Beschädigte und Verkümmerte verhalten würde. Ein "richtiges Leben" wäre damit allerdings eine bloße Heilsvorstellung eines heilsamen Lebens, ein Grundgedanke des Totalitarismus, der das unrichtige Leben als lebendes Unrecht zu definieren verstehen sollte. Das Dilemma der linken Bewegungen wurde so zu einem Selbstverständnis eines "gerechten Kampfes" um ein gutes Leben, das im Jenseits von Gewalt und Ausbeutung sich alternativ zur herrschenden Wirklichkeit begründen könne, die in seiner Abstraktheit zum erklärten Ziel einer kulturkritischen Ideologie geworden war. Nicht die Veränderbarkeit des Lebens sollte die Kraft eines Widerstands begründen. Die bloße Selbstgerechtigkeit edler Selbstgefühle wurde den Allem zugrunde liegenden Widersprüchen des Kapitalismus entgegen gestellt und damit an den Menschen vorbei gegangen, die aus ihrem "beschädigten Leben" durch die Klassengegensätze ihrer Lebensbedingungen nicht einfach "aussteigen" konnten. Mit einer solchen "Kritik" durch eine veredelte Selbstbeziehung (siehe auch Selbstveredelung) wurden gerade jene ausgegrenzt und abgewiesen, die den wirklichen "Schaden" an "Leib und Seele" hatten. Die Unwirklichkeit hoher Ansprüche auf eine alternative Gerechtigkeit schlechthin war das Kernproblem des kulturkritischen Widerstands (siehe hierzu auch Verteilungsgerechtigkeits). Es war der italienische Antipsychiater Basaglia, der sich der politischen Güte im Glauben einer sozialen Wohltätigkeit durch eitle Hilfreichungen entgegengestellt hatte: "Es ist grotesk und tragisch, dass Intellektuelle, Der philosphische Zirkus bzw. Zirkelschluss Adornos hebt sich also schon in seiner eitlen Selbstgerechtigkeit schnell auf. Denn ihm wird die Unwahrheit zu einem bloßen Unrecht (siehe Moralismus), woran erwiesen ist, dass auch von ihm weder das Identische noch das Nichtidentische als Wahrheit zu verfassen wäre, wie er dies verstanden wissen wollte um seine negative Dialektik als Grundlage einer kritischen Theorie zu verfassen. Wesentlich für eine Befragung der Wahrheit ist die Feststellung, dass das Identische an sich schon einen Widersinn beinhaltet: Eine Wahrheit an sich gibt es nicht, weil Identität lediglich eine Reflektion der Erkenntnis gegen Täuschung, eine Abstraktion für sich ist. Sie kann sich nur durch die Entdeckung vertauschter Inhalte in ihrer widersprüchlichen Wirklichkeit bewahrheiten und in der Erkenntnis ihrer Aufhebung verwirklichen, sich in einer erneuerten Wirklichkeit wahr machen. Kulturkritik ist nicht nur kritische Philosophie und auch nicht einfach kritische Theorie, sondern vor allem eine Kritik des Unsinnigen, dem Widersinn in den unmittelbar gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen, in denen sie sich selbst zum gesellschaftlichen Material ihrer Verhältnisse machen. Indem sie sich selbst als Mittel ihres Lebens vergegenständlichen und veräußern, sich hierfür selbst materialisieren (siehe Selbstverwertung), sind sie in ihrer Zwischenmenschlichkeit außer sich, können sich also nur durch ihre Wahrnehmung von sich, in ihrer Selbstwahrnehmung bewahrheiten und sind so auch zugleich der Ästhetik einer politischen Vernunft unterworfen, die sie in ihrem zwischenmenschlichen Verhältnissen befolgen, um überhaupt noch als gesellschaftlicher Mensch, als Mensch in menschlichen Beziehungen zu existieren. Und so wird schon ein anderes gesellschaftliches Wesen begründet, das sich dem kulturellen Wesen ihrer praktischen Lebensproduktion enthebt und sich von dieser über ihre Selbstwahrnehmung trennt und abspaltet. Durch ihre über ihre stoffliche Lebenspraxis hinweg entwickelten Sitten im zwischenmenschlichen Erleben und Leiden der Menschen wird ihre Selbstwahrnehmung für den Nutzen eines allen gemeinen Verhaltens im Großen und Ganzen zu einem abstrakten Gemeinsinn entstellt und gleichgeschaltet. Von daher ist es nötig, den Unsinn einer politischen Kultur durch das Begreifen und Zutrauen in die Wahrheit der Wahrnehmung ihrer eigenen Welt zu heben und aufzuheben. Marx, der die Grundlagen einer jeden Dialektik als ein Verhältnis der Teile in einem individuellle, das Ganzen Verhalten durch ein gesellschaftliches Verhältnis bestimmt zu begreifen sucht, wird von Adorno mit einer schlichten Geste eines besseren Verstandes der Weltgeschichte bis ins Nichts relativiert und praktisch genichtet. Nicht das Ganze sei die Wahrheit (Hegel); - es sei die schlichte Unwahrheit eines Totalitarisms. Indem er mit solchen Sprüchen Hegel vorwarf totalitär zu sein verband Adorno einem Vorwurf an Marx und Hegel, dass deren Dialektik das "Ganze" totalitär interpretiere und eine allem genügsame Einheit versprach, selbst schon strukturell (also als gedankliches Format) rassistisch" und vor allem antisemitisch sei. "Der Vorwurf des Totalitarismus, der gegen Hegel erhoben wird, ist schlicht dumm, denn die philosophische Kategorie der Totalität hat mit dem politischen Totalitarismus gar nichts zu tun. Im Gegenteil: beides schließt einander aus. Jeder politische Totalitarismus ist in Wahrheit Partikularismus, denn er beruht auf Ausgrenzung und Unterdrückung [von Anderem]. Philosophisch aber kann das Totum, das Ganze, gar nicht als etwas gedacht werden, das Anderes ausgrenzt. Es wäre dann nicht das Totum. Die Kategorie der Totalität hat, anders als die Antihegelianer meinen, geradezu eine kritische Funktion gegenüber jeder Form des totalitären Denkens. Sie zwingt dazu, das zu bedenken und einzubeziehen, was ausgegrenzt, verdrängt und unterdrückt wird. Sie läßt keine Grenzziehung gelten, sie sprengt jede Borniertheit." (Andreas Arndt: Warum Heute Noch Hegel? in: Eule: Zeitschrift für philosophische Schriften S. 10) Aber überhaupt ist "Einheit" die Abstraktion einer Widersinnigkeit, worin Gegensätze schon vor ihrer Verwirklichung aufgehoben sind, worin also gleich geltende Beziehungen als Verhältnis allem gemein und abstrakt zugleich wird (siehe abstrakt Allgemeines), sich inhaltlich also in ihrer Form identisch bleiben und sich in der Gegensätzlichkeit ihrer Inhalte widersprechen und hierdurch Widersinnigkeiten der Form nach schon rein sprachlich vereinigt sind. Versöhnung kann hierdurch auch als Formbestimmung das Maß für viele unterschiedliche Quanten der Einheit sein, worin ihr qualitatives Dasein unterschiedslos vereint ist, weil alles zwischen Allem ist. Aber genau dies wird von Adorno schlicht ausgeblendet, weil er mit seiner Negativen Dialektik auf ein allgemein entäußertes Subjekt mit der dubiosen Negation einer schlechten Unendlichkeit der Begrifflichkeiten der bürgerlichen Kultur überlässt und von damit alle Gegenwart und Wirklichkeit einer revolutionären Geschichte schlichterdings disqualifiziert. Adorno überging aber vor allem schlicht und einfach das Anliegen von emanzipatorischer Theorie, also einer " kritischen Theorie", die er selbst verfasst haben wollte, indem er die Reflexion auf eine gesellschaftliche Totalität als fremde Kraft gegen die Menschen, als Beherrschung ihrer Freiheit kurz und bündig vernichtete und damit Entfremdung nurmehr als Psychologie Kategorie hinterließ. "In der Tat ist Freiheit Hegel zufolge der Zweck all unserer Handlungen, ob wir es in individuellen Lebenszusammenhängen oder weltgeschichtlichen Zusammenhängen betrachten. Das widerspricht der gängigen Vorstellung von Hegel als ‚Philosoph des Totalitarismus’, wie er leider auch von vielen sich als kritisch verstehenden Philosophen dargestellt wird. Den Ausgangs- und Mittelpunkt einer solchen Darstellung bildet sicherlich die Konzeption der Philosophie Hegels, die davon ausgeht, wie Sie hervorgehoben haben Professor Arndt, dass sie „ihre Zeit in Gedanken erfaßt“ sei, wie Hegel es im „Vorwort“ zu Rechtsphilosophie betont, aber denselben Gedanken auch in seinen Vorlesungen über die Gesichte der Philosophie mehrmals ausspricht. Dieses Selbstverständnis der Philosophie kann für die Konzeption der Wahrheit nicht ohne Folgen bleiben. Folgerichtig haben Sie Professor Losurdo aus dem „Vorwort“ der Phänomenologie zitiert, wo es heißt. „Das Wahre ist das Ganze“. In beiden Feststellungen formuliert Hegel seinen berühmten Totalitätsanspruch. Zwei Feststellungen, die Hegel dem oben erwähnten Vorwurf ausgesetzt haben, er sei der Philosoph des Totalitarismus. Karl Popper hat ihn deshalb zu den ‚Feinden der offenen Gesellschaft’ gezählt und Adorno hat den lapidaren Gegensatz gegen Hegels Satz, das Wahre sei das Ganze, formuliert: das Ganze sei das Unwahre. Obigen Feststellungen Hegels liegt freilich seine Konzeption der Dialektik zu Grunde, die Hegel gegen den Dualismus, namentlich gegen den Kantschen Dualismus entwickelt hat. Insofern kann man behaupten, dass Poppers und Adornos Angriffe dem Herzstück der Hegelschen Philosophie gelten. Die Frage in diesem Zusammenhang wäre dann, ob die Philosophie ohne die Dialektik, wie sie von Hegel konzipiert worden ist, überhaupt auskommen kann." (Andreas Arndt, S 10) Das Erkenntnisinteresse einer negativen Dialektik verwandelt eine subjektive Kritik zu einer Subjektkritik an einem Interesse an einer allem gemeinen Richtigkeit des Lebens (siehe Recht), an der Wahrheit eines richtigen Lebens als Erfordernis einer Richtigkeit der Kultur eines Wollens gegen die Falschheit der Wirklichkeit und ersetzt damit die allgemein materielle Notwendigkeit der Aufhebung der herrschenden Verhältnisse - vor allem mit der Not der einzelnen Persönlichkeiten. Er verkehrt von daher die objektiven Zwänge der Selbstverwertung der Menschen in der bürgerliche Kultur ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen zur Notwendigkeit einer persönlich und von daher selbstgenügsamen abstrakten Begründung einer Selbstveränderung. Diese totalisiert schließlich zwangsläufig die bloß intellektuelle Selbstwahrnehmung zu einem Interesse an der Endlösung des Kapitalismus durch eine bildungsbürgerliche "Revolution" und Politik. Bestimmend für Adornos Lebenswerk war der Versuch einer Verarbeitung des Nationalsozialismus in der Frage, wie dieses "Undenkbare" (Adorno), dessen faschistische Ideologie entstehen konnte, wie sich der Totalitarismus eines Massenwahns als Massengefühl zu einem Vernichtungsbedürfnis herausbilden konnte. Ihm war es zur Begründung dieser Geschichte nötig, auf Grundlagen der Philosophie und Psychologie - insbesondere auf Hegel und Freud - zurückzugreifen, um damit zu erklären, was die Totalisierung eines Bewusstseins zur Unmenschlichkeit einer völkische Barbarei ausmacht, was die Triebe dieser allgemeinen Selbstzerstörung - zunächst des menschlichen Bewusstseins durch vergemeinschaftung der politischen Gewalt einer Gleichschaltung der politischen Interessen nationalstaatlicher Gesinnung waren, die schließlich an der Vernichtung der hiervon ausgegrenzten Menschen (siehe Rassismus) interessiert war. Adorno wollte von daher im Bewusstsein der bürgerlichen Subjekte (siehe auch Subjektkritik) dem Rassismus und Antisemitismus entgegentreten und die "Beschädigung des Lebens" durch die Selbsttäuschungen der Menschen über ihr wahres Sein überwinden. Allerdings verstand er diese Wahrheit rein ästhetisch und Bewusstsein selbst schon als Form eines Daseins (siehe hierzu auch Martin Heidegger). Und so gab es für ihn hierdurch auch schon einen existenzielllen Gegensatz von einem wahren Wesen, das "nicht von dieser Welt ist" (Adorno) und seiner falschen Erscheinung, die aus dem falschen Leben in dieser Welt zu folgern sei. Dieser Gegensatz sei durch den Fetisch einer Waren produzierenden Gesellschaft (siehe Warentetischismus) und der kapitalistischen Kulturindustrie entstanden. Deshalb sei sie auch nur durch ihre negierte Wahrheit, durch eine negative Dialektik aufzulösen, die mit der Kritik der geblendeten Subjekte (siehe auch Subjektkritik) sich in einem subkulturellen Selbstbewusstsein aufheben könne. Von daher entzog er sich der Kritik der herrschenden Formbestimmungen und beschrieb mit der edelmütigen Sensibilität einer Hegel-Interpretation die verselbständigte Logik einer negativen Dialektik, wodurch die objektiven Widersprüche der Form nach als subjektive Widersprüche eines "fetischisierten" Bewusstseins wie eine kritische "Phänomenologie des Geistes" rückführbar auf Hegels Logik erklärbar sein sollte. Damit untergrub er die wesentliche Arbeit von Karl Marx, der auf deren Material rekurrierte, ihren "rationalen Kern" (Marx) durch seine Wertformanalyse herausstellte. Obwohl er seine Lehre als kritischer Theorie begründet haben wollte verblieb Adorno mit dem ästhetischen Verständnis seines Gegenstands im Erkenntnisinteresse der bürgerlichen Wissenschaften - besonderd der Soziologie und Psychologie - und ließ die Dialektik seiner Begriffe zu einem psychologischen Idealismus regredieren, der seine angebliche Transzendenz nur als leere Formel seiner Paradoxien vorstellen konnte. Adornos politische Philosophie hat sich allerdings durch ein besonderes Verständnis von Wahrheit und Identität begründet, woraus er den Begriff des Nichtidentischen als Kategorie einer Unwahrheit entwickelte, deren Kritik nur durch eine Negative Dialektik möglich sei. Für sich genomen ist Wahrheit die Identität einer Erkenntnis von dem was ist, mit der Wirklichkeit seines Daseins, wie es im einzelnen und allgemeinen Sosein auch wirklich identisch bleibt und also wahr ist. Aber es ist eine Unwahrheit nicht einfach das Nichtidentische, wie es Adorno verstanden wissen will. Wesentlich für eine Befragung der Wahrheit ist die Feststellung, dass das Identische an sich schon einen Widersinn beinhaltet: Eine Wahrheit an sich gibt es nicht. Identität ist lediglich eine Reflektion der Erkenntnis gegen Täuschung und kann nur durch die Entdeckung vertauschter Inhalte sich bewähren. Und so kann das Gegenteil der Wahrheit nur ihre Fremdbestimmung durch vertauschte Inhalte sein, die sowohl politisch als gesellschaftliche Formationen des Warentauschs oder psychisch als Täuschung der Wahrnehmung von Menschen, die diese zur Selbstentfremdung bestimmen. Es handelt sich hierbei um ein inneres Verhältnis der Menschen zu sich und zu andern in zwischenmenschlichen Verhältnissen - und nicht um einen "Verblendungszusammenhang" einer zweckbestimmten Kommunikationsindustrie. In seinem Verhältnis zur Kunst zeigt Adorno, was für ihn daran revolutionär war, weil es das sei, "was nicht von dieser Welt ist" (Adorno). "Ihr Gegenstand bestimmt sich als unbestimmbar, negativ. Deshalb bedarf Kunst der Philossophie, die sie interpretiert, um zu sagen, was sie nicht sagen kann, während es doch nur von Kunst gesagt werden kann, indem sie es nicht sagt. Die Paradoxien der Ästhetik sind ihr vom Gegenstand diktiert: "Das Schöne erfordert vielleicht die sklavische Nachahmung dessen, was den Dingen unbestimmbar ist." (Paul Valê;ry "Windstriche"). Ist es barbarisch, von irgend etwas in der Natur zu sagen, es sei schöner als ein anderes, so trägt gleichwohl der Begriff des Schönen in der Natur als eines Unterscheidbaren solche Barbarei teleologisch in sich, während doch das Urbild des Banausen bleibt, wer gegen das Schöne in der Natur blind ist." (Adorno, Ästhetik, Suhrkamp Taschenbuch S. 113f) Vorwiegend verstand sich Adorno allerdings nicht als Wissenschaftler, sondern als Philosoph einer Kunst, der als künstlerischer Philosoph durch seine Art von kritischer Theorie sich Geltung als Kulturkritiker verschaffen wollte. Das war wohl auch der Grund, warum er im kleinbürgerlichen Milieau an den Hochschulen zumindest in Frankfurt solchen Anklang fand und für die antiautoritäre Bewegung zum Kult ihrer Subjektkritik geworden war und für allerlei Belieben an Schlussfolgerungen gut war - so wie es in groben Zügen zu Zeiten von Karl Marx die "kritische Kritiker" versucht hatten. Marx hatte dies seinerzeit mit dem Hinweis auf einen ganzen Lebenszusammenhang der bürgerlichen Gesellschaft auch schon entsprechend krisiert. Mit ihm hatte dies nichts zu tun. Ganz m Gegenteil: Die Kritik des vermeintlichen Totalitarismus der marxistischen Dialektik diente Adorno lediglich als Vorlage seiner Kritik der "Unwahrheit des Ganzen", die er auf seine Art von kritscher Theorie wenigstens der Form nach einbezog und damit deren Erkenntnisinteresse einerseits für sich kassierte und durch ihren ästhetischen Subjektivismus zerstörte (siehe hierzu auch Verdinglichung). "Kunst versucht, einen Ausdruck nachzuahmen, der nicht eingelegte menschliche Intention wäre. Diese ist lediglich ihr Vehikel. Je vollkommener das Kunstwerk, desto mehr fallen die Intentionen von ihr ab. Nur mittelbar, der Wahrheitsgehalt von Kunst, bildet unmittelbart ihr Gegenteil. Ist die Sprache der Natur stumm, so trachtet Kunst, das Stumme zum Sprechen zu bringen, dem Mißlingen exponiert durch den unaufhebbaren Widerspruch zwischen dieser Idee, die verzweifelte Anstrengung gebietet, und der, welcher die Anstrengung gilt, der eines schlechthin Unwillentlichen. Natur hat ihre Schönheit daran, daß sie mehr zu sagen scheint, als sie ist. Dies Mehr seiner Kontingenz zu entreißen, seines Scheins mächtig zu werden, als Schein ihn selbst zu bestimmen, als unwirklich auch zu negieren, ist die Idee von Kunst. Das von den Menschen gemachte Mehr verbürgt an sich den metaphysischen Gehalt von Kunst ... Kunstwerke werden sie in der Herstellung des Mehr; sie produzieren ihre eigene Transzendenz, sind nicht deren Schauplatz, und dadurch wieder sind sie von Transzendenz geschieden. Deren Ort in den Kunstwerken ist der Zusammenhang ihrer Momente" (Adorno, Ästhetik, Suhrkamp Taschenbuch S.. S. 121f) Unter Bewusstsein verstand Adorno das Selbstbewusstsein eines aufgeklärten Bürgers, das die Dialektik von Zweckbestimmung (instrumentelle Vernunft) und Freiheit aufzulösen hätte, wie sie sich philosophisch als logische Formation frei nach Hegel begreifen lässt und wie es durch die Herrschaft des Kapitalismus ohnmächtig wird. Damit bezog er sich auf Marx, dessen Analyse der Ware und des Warenfetischismus er als Verdinglichung des Menschen verstanden wissen wollte. Damit verband er ein philosophisches Erkenntnisinteresse, das sich dem in den Feuerbachthesen von Karl Marx formulierten Erkenntnisinteresse mehr oder weniger bewusst entgegenstellte. Ihm ging es um ein Bewusstsein über die Prozesse der Selbstverneinung des Menschen im Allgemeinen und um Begründungen dafür, warum sich Rassismus und Antisemitismus entwickeln konnten und können. Mit dieser Subjektivierung objektiver Zusammenhänge entzog sich seine Formkritik ihres Gehalts und verleitet dazu, die Formbestimmungen mit den Folgen auf dessen Inhalte zu vertausschen und deren Verkehrung praktisch durch eine ihr folgenden Verkehrung des materialistischen Erkenntnisinteresses zu verdoppeln (siehe auch reaktionäres Bewusstsein). Von daher bezog sich Adorno auf Hegel und Karl Marx. So konnte er sich zwar mit marxistischer Terminologie antibürgerlich formulieren, wendete sich aber zugleich hinterrücks gegen das marxistische Erkenntnisinteresse, indem er die marxistische Analyse auf ihre logische Struktur zurückwarf und sie zugleich ihrem sinnlichen Kern enthob. So vertauscht er die natürlichen Inhalte der Marx'sche Analyse mit logischen Konstrukten, machte aus der Vergegenständlichung des Menschen durch seine Arbeit eine schlichte Verdinglichung seines Lebens und stand schon vor aller Analyse mit einer Doktrin der negativen Bestimmtheit der bürgerlichen Lebenverhältnisse parat. Marx hatte die Hegelsche Logik schon im Ansatz seiner Wissenschaft als Traktat einer idealistischen Logik abgewiesen: "Hegel entwickelt sein Denken nicht aus dem Gegenstand, sondern den Gegenstand nach einem mit sich fertigen und in der abstrakten Sphäre der Logik mit sich fertig gewordenen Denken." (MEW 1, Seite 213) Als Funktionär der adornitischen Subjektkritik fühlen sich natürlich besonders kleinbürgerlichen Intellektuelle geschmeichelt, wenn sie damit schon vor aller Erfahrung gegen ein "falsches Leben" immerhin ein "richtiges Leben", gegen die Verdinglichung der bürgerlichen Kultur eine wahre Kultur, gegen ein "fetischisiertes Bewusstsein" ein unabhängiges, das "freie Bewusstsein" ihrer Selbstverwirklichung setzen können, ohne ihr wirkliches Sein begreifen und sich über ihre Klassenlage und deren Widersprüchlichkeit (siehe auch Klassengegensatz) in einer Dienstleistungsgesellschaft klar und gewiss sein zu müssen. Und solche Kritik war deshalb z.B. auch als Begriff der antiautoritären Bewegung zur Kritik des bürgerlichen Bewusstseins als eine besonders aparte Ideologikritik eines revolutionären Bewusstseins geläufig geworden, das sich schon mit der Abwendung vom bürgerlichen Subjekt selbst als ein politisches Subjekt verstanden sehen wollte. Dafür lieferte Theodor W. Adorno die entsprechende Moral mit der Begründung seiner Negativen Dialektik, dass der "Funktionszusammenhang" der kapitalistischen Gesellschaft den "Klassenkampf alten Stils" durch seine "Strukturen unsichtbar" gemacht habe und "die Manifstationen des Klassenverhältnisses" weitgehend in "Strukturproblemen" aufgegangen sei (siehe hierzu auch Strukturalismus). Das sei zwar nicht neu, sondern durch eine "objektive Doppelstellung der Proletariats präformiert", weshalb "autonome Subjekte" nurmehr "außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine des Freien und Mündigen sein wollte" existieren würden: "Der Klassenkampf alten Stils, im Sinn des Marx'schen Manifests, ist, einem Wort von Brecht zufolge, virtuell unsichtbar geworden. Seine Unsichtbarkeit selber ist nicht zu trennen von den Strukturproblemen. Tatsächlich sind die Manifestationen des Klassenverhältnisses in weitem Maß in den Funktionszusammenhang der Gesellschaft eingebaut worden, ja als Teil ihres Funktionierens bestimmt. Das allerdings ist insofern kein Novum, als die GeseIlschaft sich nicht nur trotz des Klassenverhältnisses am Leben erhielt, sondern durch es hindurch. Die Entwicklung war teleologisch in der objektiven Doppelstellung des Proletariats zur bürgerlichen Gesellschaft präformiert. Einerseits waren die Proletarier in der Periode, die Marx und Engels vor Augen stand, Objekte der Ausbeutung, nicht autonome Subjekte des gesellschaftlichen Gesamtprozesses. Sie existierten außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine von Freien und Mündigen sein wollte." (Th.W.Adorno Gesammelte Schriften bd. 8, Suhrkamp 1972, S. 183) Was Adorno aber beschreibt, ist eine Gesellschaft, die überhaupt nur durch dingliche Verhältnisse als Strukturzusammenhang erscheint und hierdurch nur die Erscheinungsform der Entfremdung des Menschen von seiner Geselschaft, vom Wert der Strukturen des Lebens für das Kapital, nicht als ein wirkliches Verhältnis der Menschen und der Dinge sein kann. Für ihn war es lediglich der Fehler des bürgerlichen Bewusstseins selbst, wodurch die Menschen verdinglicht seien. So war war ihm die Einsicht in das Wesen der Kritik der politischen Ökonomie verstellt, der Warenfetischismus zum Inbegriff einer kritischen Theorie geworden, die zur Beschreibung einer in seiner Wirklichkit selbst verkehrten Welt, zum bloßen Verblendungszusammenhang einer Warenästhetik geraten war. Dieser lasse sich durch die Kritik des manipulativen Subjekt einer kulturellen Entfremdung, der psychischen Fixation des Bewusstseins durch die Kulturindustrie durch ein Subkultur freier Menschen angreifen die sich aus dem Widerstand einer kulturkritischen Avantgarde der Klasse eines aus- und abgeschiedenen "wahren Lebens" (siehe hierzu auch seinen Kunstbegriff) bilden und durchsetzen könne. Dagegen hatte Marx mit dem Begriff des Warenfetischismus eine in sich und durch sich selbst verkehrte Gesellschaft beschrieben, in der alle natürlichen Verhältnisse nur als Erscheinungsform ihres Gegenteils sich aufeinander beziehen, der "Gebrauchswert als Erschungsform des Werts", "konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit" und "Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (MEW 23, S. 70f), die sich nurmehr in gesellschaftlichen Strukturen äußern kann, die über ihre Formbestimmungen ihre Natur beherrschen und aufbrauchen. Adorno ist damit voll und ganz dem Warenfetischismus erlegen, den er bekämpfen wollte und dem er nun subjektiv eine "wahre Autonomie" des Menschen zumutet. Durch die Kritik des bürgerlichen Subjekts (siehe Subjektkritik) durch die Kritik eines "fetischierten Bewusstseins" sei der "freie und mündige Bürger" als das autonome, also gesellschaftlich unabhängige Subjekt herauszuarbeiten und zu einem "revolutionären Subjekt" zu entwickeln. Mit einer solchen Begründung wollte sich Adorno von der "Doppelstellung" der Ausbeutung des Menschen und der Natur abwenden und eine quasi systemtheoretische Soziologie begründen, die sich ganz dem "freien und mündigen Bürger" verschrieb. Weil aber der lebende Mensch natürlich nicht das eine oder andere der Widersprüche seiner Existenz sein kann und auch durch diese in seinem ganzen Leben bestimmt, dazu verurteilt ist, dass sie sich in ihm ganz vereinen, um sich durch ihn zu veräußern und äußerlich erfahrbar zu werden (siehe Logik), könnte er sich nur selbst aufheben, wenn er sein Denken und Handeln aus einer bloßen Negation heraus betreiben müsste. So ergab sich durch die Negative Dialektik von Adorno gerade durch ihre auf sich selbst, auf eine reine Selbstbeziehung reduzierte Ausschließlichkeit der Wahrheit eines negativen Seins eine hintersinnige Identität von Geschichte und Theorie, von praktischem und theoretischem Bewusstsein, durch die "täuschend echt" wirken konnte, was die Kritik der Wirklichkeit mit sich selbst identifizierte. Was Marx sls Wesen der Objektivität des Wertbegriffs, als seine Wertsubstanz dargestellt hatte, wurde von Adorno als das subjektive Vermögen seiner gedanklichen Negation ausgegeben. Immerhin konnte diese Art einer kritischen Theorie durch das negative Denken sich selbst gut genug sein und dem Grauen ihrer Welt entkommen erscheinen. Es musste lediglich die philosophische Interpretationen gegen ihre Verkehrung als negative Dialektik wiederbeleben, Philosophie zum Allrounder des Bewusstseins einer verdinglichten Welt reinstallieren und den Willen zur Kritik des ganzen Verhältnisses zu einem kritischen Willen gegen das Ganze totalisieren, indem sie dem eine menschliche Identität einer unwirklichen Ursprünglichkeit entgegenhielt. "Indem die Philosophie als Wille sich gegen die erscheinende Welt herauskehrt, ist das System zu einer abstrakten Totalität herabgesetzt, d.h. es ist zu einer Seite der Welt geworden, der eine andere gegenübersteht. Sein Verhältnis zur Welt ist ein Reflexionsverhältnis. Begeistet mit dem Trieb, sich zu verwirklichen, tritt es in Spannung gegen anderes ... So ergibt sich die Konsequenz, daß das Philosophisch-Werden der Welt zugleich ein Weltlich-Werden der Philosophie, daß ihre Verwirklichung zugleich ihr Verlust, daß, was sie nach außen bekämpft, ihr eigener innerer Mangel ist, daß gerade im Kampfe sie selbst in die Schäden verfällt, die sie am Gegenteil als Schäden bekämpft, und daß sie diese Schäden erst aufhebt, indem sie in dieselben verfällt. Was ihr entgegentritt und was sie bekämpft, ist immer dasselbe, was sie ist, nur mit.umgekehrten Faktoren." (MEW 40, S. 328). In einer sozialpsychologischen Auftragsarbeit über den autoritären Charakter versuchte Adorno über einen massenpsychologischen Ansatz, der psychoanalytisch mit einer Triebverdrängungstheorie unterlegt wurde, zu finden. Die dort entwickelte Faschismus-Skala assoziierte psychische Borniertheiten, insbesondere Zwanghaftigkeiten einer kleinbürgerlichen "Charakterstruktur" mit der Neigung zu rassistischen und nationalistischen politischen Positionen (siehe auch Politische Reaktion). Weitaus intensiver als mit Psychologie befasste sich Adorno jedoch mit Philosophie und Kunst. Besonders in der "instrumentellen Vernunft", einem modernen Nachtrag der Aufklärung, fand er die geistigen Grundlagen und Prinzipien des Faschismus. Aber die von Faschisten selbst verwendeten Begrifflichkeiten (siehe Schopenhauer, Nietzsche, Heidegger) fanden hierbei relativ beiläufige Beachtung (vergl. seine Heidegger-Kritik im "Jargon der Eigentlichkeit"). Erst in der "Dialektik der Aufklärung" verarbeitete er systematisch den Faschismus als Totalitarismus einer entmenschlichten Vernunft, als eine negative Identität, die gegen das Leben der Menschen gewendet wurde und der mit Kritischer Theorie zu entgegnen sei (siehe Negative Dialektik). Wesentlich erschien ihm hierbei die Kulturproduktion der Modernen, die zweckhafte Verwendung von Kultur, die durch eine Kulturindustrie zur Ausbreitung und Internalisierung eines menschenfeindlichen Systems in den Menschen selbst betrieben werde. Von da her war er ein Kulturtheoretiker, der unter dem Eindruck des Marxismus die bürgerliche Kultur als einen real existierenden Selbstentfremdungsprozess begriff. Allerdings führte er dies mit seinem Begriff der Verdinglichung sehr schnell wieder in eine eher sprachphilosophische Ideologiekritik zurück, in welcher Kapitalismus vor allem als Formation des Bewusstseins begriffen wurde und weniger als "wirklicher Lebensprozess" (siehe hierzu auch Historischer Materialismus). Hierdurch herrschte bei Adorno die Kritik der Versachlichung des Menschen vor, welche die Vermenschlichung der Sache, also den Doppelcharakter einer Waren tauschenden Gesellschaft eher nebensächlich - als Resultat einer Manipulation - behandelte. Dass die Gesellschaft der Menschen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nur als Sache existieren kann, war ihm letztlich lediglich das Phänomen einer subjektiven Widersprüchlichkeit im Lebensverständnis der Menschen, nicht objektiver Widerspruch ihres Lebensverhältnisses in der bürgerlichen Gesellschaft, nicht widersprüchliche Lebensform sondern "falsches Leben" schlechthin, das umstandslos, nämlich durch wahre Erkenntnis zu berichtigen sei. Im Prozess seiner Begriffsbildung hat er jedoch versäumt, die Gewalt, die mit den Begriffen der bürgerlichen Wissenschaft durch ihren Hermenutischen Zirkel ihrem Gegenstand angetan wird, als zirkuläres Begreifen eines abstrakten Denkens (siehe Gedankenabstraktion) aufzuzeigen und dem analytischen Denken eines historischen Materialismus dessen Auflösung zu überantworten. Er befand stattdessen schon jeden Anspruch auf einen Begriff des ganzen Lebensverhältnisses einer gesellschaftlichen Forrmation, einer allgemeinen Formbestimmung totalitär. - Freilich konnte er darauf auch nicht verzichten. Er verwandelte das Ganze in eine Einheit von theoretischem und praktischem Bewusstsein eines idealisierten Individuums, das seine vielen vereinzelten Lebensmomente, die Ereignisse seines individuellen Lebens als bedingungslose Allgemeinheit für sich zu erkennen, also sich selbst als totale Lebensbedingung aus seiner gesellschaftlichen Negation heraus zu begreifen hatte. Darin steht der einzelne Mensch schon im Gegensatz zu seiner gesellschaftlichen Allgemeinheit und kann sich nur für oder gegen diese verhalten. Hierbei ist seine Begriffsbildung weitgehend phänomenologisch geraten, was sich auch in einigen seiner Aphorismen darstellt, in denen er sich selbst schon philosophisch dadurch aufhebt, dass er gerade das selbst betreibt, was er mit seiner absoluten Ausschließlichkeit kritisiert. So zum Beispiel in dem vielzitierten Satz "Das Ganze ist das Unwahre". Dies selbst ist ein logischer Widerspruch, ein Widersinn in sich, denn wenn dem so ist, so ist eben dieser Satz selbst schon unwahr, weil er die Aussage über ein Ganzes unterstellt, das nicht wahr sein kann, also auch seine ganze Aussage unwahr sein muss. - ähnlich wie das vom Apostel Paulus überlieferte Paradoxon des Epimenides aus Kreta, der behauptet hatte, dass die Kreter immer Lügner seien (Titus 1,12). Es wäre eine wahre Lüge, also ein Widersinn in sich. So auch der ebenso viel zitierte Satz "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen", den er gegen die Totalisierung des Denkens einer wesentlichen Güte richtet. Tatsächlich ist dieser Satz selbst Totalitarismus pur, weil er mit der Nichtung eines richtigen Lebens selbst genau die Argumentation des totalitären Denkens verwendet: Nichts kann wahr sein, was in sich gebrochen ist. Der dialektische Widerspruch ist ihm eben selbst nur ein phänomenologischer Dualismus von Wesen und Erscheinung, den er nur in sich verkehren, nicht aber durch eine Analyse des Zusammenhangs im Ganzen wirklich dialektisch auflösen kann. Als namhafter Vertreter einer kritischen Theorie verhielt sich Adorno konsequent gegen jeden Positivismus, aber er bleib dabei nur auf der Eben des philosophieschen Selbstbewussteins, dessen wesentlichster Protagonist Hegel war und dem er deshalb auch nicht im Sinne eines historischen Marterialismus entkommen konnte. "Die Kritik ist in seiner [in Hegels] Hand das Instrument, um alles, was außer dem unendlichen Selbstbewußtsein noch eine endliche materielle Existenz behauptet, in bloßen Schein und in reine Gedanken zu sublimieren. Er bekämpft in der Substanz nicht die metaphysische Illusion, sondern den weltlichen Kern - die Natur, die Natur sowohl wie sie außer dem Menschen existiert, als wie sie seine eigne Natur ist. Auf keinem Gebiete die Substanz voraussetzen - er spricht noch in dieser Sprache - heißt ihm also: kein vom Denken unterschiedenes Sein, keine von der geistigen Spontaneität unterschiedene Naturenergie, keine vom Verstand unterschiedene menschliche Wesenskraft, kein von der Tätigkeit unterschiedenes Leiden" (Karl Marx, MEW Bd. 2, S. 150) Adorno konnte Wirklichkeit nicht als eine eigenständige Wesenhaftigkeit erkennen (siehe hierzu Negative Dialektik), als eine durch sich selbst, durch ihre Lebensverhältnisse verselbständigte Welt, in der alles, was einzeln ist, zugleich nicht wirklich allgemein sein kann. Aber alles, was eine Allgemeinheit ausmacht, ist dann ausschließlich einzeln, wenn es sich selbst als das Ganze seiner Welt dünkt. Wo jede Einzelheit dann die Form einer ausschließlichen, also abstrakten Allgemeinheit annimmt, wo sie allem abstrakt zusteht und nur durch ihre Einzelheit bestimmt auftritt, kann es dann auch eine mächtige Bestimmung gegen das Allgemeine verköpern. Gegen dieses ist das Einzelne dann eben ein besonderes Einzelnes und besteht auf seine Besonderheit. Es will schließlich nicht zu sich selbst abstrakt sein. Und es lebt sich dann auch gut in solcher abstrakten Allgemeinheit - zumindest solange das Besondere in ihrem Licht und nicht in ihrem Schatten steht. Deshalb bleibt diese Position eine "außerweltliche Kritik" (Marx): So war es denn auch für Theodor W. Adorno ein Anliegen, das Ganze dieser negativen Allgemeinheit kraft seines Denkens auszuschließen (siehe negative Dialektik), das Licht von seinem Schatten zu befreien, indem er es einem bloß falschen Gedanken zuweist, eben einen bloß gedanklichen Fehler haben soll, das Ganze aus seiner bloßen Ansicht zu bestimmen und sich selbst hierin zu täuschen. Diese Falschheit sei eben die Konstruktion einer Totalität, die dem Einzelnen einen fremden Begriff von Wirklichkeit zumutet. Er wollte aus seiner der hegelschen Dialektik noch verfallenen Denkweise nicht die Entfremdung des Menschen von seiner Sache als etwas Ganzes, als eine gesellschaftliche Wesensnot einer geschichtlich gegebenen Entwicklung denken (siehe hierzu historischer Materialismus), sondern dem Denken einen Dogmatismus der Ganzheit im Verhältnis zu seiner Sache vorwerfen: "Eine jede Ansicht von der Gesellschaft als ganzer transzendiert notwendig deren zerstreute Tatsachen. Die Konstruktion der Totale hat zur ersten Bedingung einen Begriff von der Sache, an dem die disparaten Daten sich organisieren. Sie muß, aus der lebendigen, nicht selber schon gesellschaftlich installierten Kontrollmechanismen eingerichteten Erfahrung [...]; aus der unbeirrten Konsequenz der eigenen Überlegung jenen Begriff immer schon ans Material herantragen und in der Fühlung mit diesem ihn wiederum abwandeln. Will Theorie aber nicht trotzdem jenem Dogmatismus verfallen, über dessen Entdeckung zu jubeln die zum Denkverbot fortgeschrittene Skepsis stets auf dem Sprung steht, so darf sie dabei nicht sich beruhigen. Sie muß die Begriffe, die sie gleichsam von außen mitbringt, umsetzen in jene, welche die Sache von sich selber hat, in das, was die Sache von sich aus sein möchte, und es konfrontieren mit dem, was sie ist. Sie muß die Starrheit des hier und heute fixierten Gegenstandes auflösen in ein Spannungsfeld des Möglichen und des Wirklichen: jedes von beiden ist, um nur sein zu können, aufs andere verwiesen." (Adorno 2003, 197) Damit ist durch Adorno eine Verkehrung von Begriff und Sache vollzogen und einem sachlichen Denken von Wirklichkeit entzogen. Mehr oder weniger bewusst schloss er sich daher einem Vorwurf an, den Soziologen schon durch ihr wissenschaftliches Selbstverständnis von vorn herein nötig haben, weil von ihnen soziale Kämpfe immer nur als temporäre Auseinandersetzungen sozialer Schichtungen und nicht wirklich als Ausdruck ihrer Klassenkämpfe, nicht als eine gesellschaftliche Wesensnot verstanden werden können. Das allerdings reduziert Kulturkritik zu einer aparten Abteilung der Soziologie. Und das hat Folgen. Als einen grundlegenden Fehler des Marxismus wird gerne von soziologischer Seite hervorgehoben, dass dem historischen Materialismus vorzuwerfen sei, mit dem Begriff des Klassenkampfs und der Notwendigkeit seiner Aufhebung in einer klassenlosen Gesellschaft ein Geschichtsobjektivismus, eine geschichtliche Teleologie (siehe auch Ontologie) betrieben würde, welche die Menschen von ihrer individuellen Emanzipation ablenken und damit ihre Verallgemeinerung zu einer gesellschaftlichen Fortentwicklung behindern würde. Von daher war auch die Kritik von Adorno am hegelschen und marxistischem Verständnis von der Wahrheit eines Ganzen als totalitäres Geschichtsverständnis und seinem Vorschlag entstanden, ihn durch den Begriff der Unwahrheit, der Täuschung zu ersetzen (Adorno: "Das Ganze ist das Unwahre"), die schließlich zu seinem Konstrukt einer negativen Dialektik gegen totalitäres Denken geführt hatte. Doch auch eine individuelle Emanzipation bezieht sich immer schon auf die Notwendigkeit einer Befreiung, ebenso wie die gesellschaftliche als Ganzes, als die Wendung einer ganzen Not, die durch die gegenwärtige Gesellschaft im Allgemeinen - und damit eben auch im Ganzen - schon gegeben ist. Fortschritt lässt sich eben nur im Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit formulieren und nicht relativieren. Und schon bei Adorno lässt sich zeigen, wie die Leugnung einer ganzen Notwendigkeit als Not im Großen und Ganzen - eben als Wesensnot - durch deren Substanzlosigkeit zu einem weit sublimeren Totalitarismus führt - nämlich der Behauptung eines "richtigen Lebens" führen muss, die gegen ein "falsches Leben" zu positionieren wäre. Adornos Denken bleibt somit auch in seinen Schlussfolgerungen substanzlos und setzt einen subjektiven Spontaneismus der Praxis mit einer Dialektik als "Kritische Theorie" in eins, in der die Negation selbst nur als Abweisung sich im Selbstbetrug einer Erkenntnis verwirklichen kann, die nur ihre Selbstwahrnehmung gedanklich zu verzieren versteht. Mit der Aussage "Das Ganze ist das Unwahre" will sich Adorno von Hegel absetzten, indem er darin einen Totalitarismus des Hegelianischen Denkens sieht, der ja auch immerhin bei den Rechtshegelianern vertreten wird. Doch in der Entgegensetzung des Ganzen dieses schon als Unwahrheit zu behaupten und hierauf seine Negative Dialektik zu begründen, kommt Adorno der Wahrheit kein bisschen näher, es sei denn, er würde sagen: Es gibt sie nicht. Doch ihn kümmert dann nur noch das Richtige gegen das Falsche und so verheddert er sich in einer Theorie der Falschheit in einem an sich nur dualistischen Denken, das zwar recht sinnfällig die Phänomene eines "beschädigten Lebens" aufgreift, um diesem dann aber nur eine Zukunft in einem "richtigen Leben" entgegen zu stellen. Und Zukunft ist immer unendlich, so dass seine Begrifflichkeit immer wieder zu einem Appell an die Unendlichkeit des Denkens gerät. Weit wirklicher ist die Marxsche Kritik an Hegel, die sich auch an Adorno reflektieren lässt: "Die Wahrheit ist für Herrn Bauer wie für Hegel ein Automaton, das sich selbst beweist. Der Mensch hat ihr zu folgen. Wie bei Hegel ist das Resultat der wirklichen Entwickelung nichts anderes als die bewiesene, d.h. zum Bewußtsein gebrachte Wahrheit. Die absolute Kritik kann daher mit dem borniertesten Theologen fragen: Obwohl sich Adorno auf die Marxsche Dialektik bezog und deren Kritik mit einer Negativen Dialektik zu vervollständigen glaubte, verfälschte er sie doch nur zu einem Dualismus von "falschem" und "wahrem" Sein. Weil er die gesellschaftliche Substanz der Verhältnisse nur philosophisch, also ohne ihren Körper auffasst, war für ihn auch der Warenkörper, also die organische Substanz des Kapitalismus, nur ein Beispiel für kritische Philosophie. Vor allem deshalb hat er die Marxsche Warenanalyse nicht substanziell begreifen können und verblieb im Bedürfnis der Philosophie, den Notwendigkeiten der Existenz eine Freiheit des Denkens hinzuzufügen. Kritik wurde damit zu einem bloßen Gedanken, der selbst schon von Freiheit künden sollte. Adorno wollte an die Philosophie erinnern, die dem Marxschen Denken zugrunde liegt. Er hatte aber nicht begriffen, dass bei Marx Freiheit und Notwendigkeit ihrem Begriff nach identisch, nämlich nur geschichtlich und materiell zu verstehen und von daher nicht gegeneinander zu bestimmen sind. Freiheit entsteht nicht aus einem geistigen Trieb, aus einem bloßen Gedanken, oder aus einer Position für "das Richtige" gegen "das Falsche", um Wahrheit schlechthin, sondern aus einer geistigen wie praktischen Notwendigkeit. Denn: "Die Lebensgefahr für jedes Wesen besteht darin, sich selbst zu verlieren. Die Unfreiheit ist daher die eigentliche Todesgefahr für den Menschen." (K. Marx, MEW 2, S. 83). Es geht Marx um die Aufhebung ihrer Getrenntheit, um eine gesellschaftliche Entwicklung, in der das "Reich der Freiheit" nicht mehr sich vom "Reich der Notwendigkeit" abheben muss, der arbeitende Mensch nicht mehr dazu gezwungen ist, "in der Arbeit außer sich und in der Freizeit bei sich" (Marx) zu sein. Adornos Denken ist im Unterschied dazu eine politische Philosophie, die lediglich ein politisches Bewusstsein kritisiert und die deshalb gar nicht in der Lage sein kann, die Kritik der politischen Ökonomie von Marx wirklich nachzuvollziehen. Dies führte zu einer sehr einseitigen Auslegung des Marxschen Begriffs vom Warenfetischismus, den Adorno mit einer Theorie der Verdinglichung aufgriff und ihn daher eher als philosophischen und psychologischen Begriff aufnahm, denn als Kritik der politischen Ökonomie. Nach marxistischen Ableitung bestand der Warenfetisch als Bewusstseinsform des "notwendigen Scheins" der Geldform auf Grund der Verkehrung ihrer abstrakt allgemeinen Beziehung des Werts zu seiner besonderen Erscheinungsform als Ware, durch welche die gesellschaftlichen Verhältnisse von Mensch und Sache in einem verkehrten Bewusstsein reflektiert wurden, wenn es sich von seinen wesentlichen Gesellschaftlichen Beziehungen abwenden kann. Bei Adorno drückten die Verhältnisse des Warentausch dagegen das gesellschaftliche Verhältnis eines falschen Bewusstseins aus und wurden demzufolge mit einer Kulturphilosophie kritisiert, die sich wieder aus den ökonomischen Bestimmungen heraussetzen konnte. So wurden schließlich von Adorno die Begrifflichkeiten der Ökonomie philosophisch verdoppelt und die analytische Arbeit an der Wirklichkeit der politischen Ökonomie, wie sie Karl Marx entwickelt hatte, in eine Gedankenform der reinen Negativität des Seins aufgelöst. Dies meint dann auch die Grundmethode seiner Kritischen Theorie, die Negative Dialektik, die schon aus der Kritik des falschen Bewusstseins, aus Ideologiekritik die gesellschaftliche Verwirklichung einer Wahrheit seines Denkens, eine Befreiung aus den existieziellen Notwendigkeiten der bürgerlichen Gesellschaft in die Freiheit eines wahren Lebens begriffen wäre. Doch nach Marx kann die Vereinigung freier Individuen zu einer freien Gesellschaft nicht entstehen, solange den einen zur Not gerät, was andere frei für sich sein lässt, solange diese also sich voneinander trennen, wo sie sich im Wesentlichen ergänzen könnten. Doch in der Einheit von Notwendigkeit und Freiheit, also in der Wendung der Not durch Befreiung, durch Emanzipation des Nötigen, wird Eigentum zum wesentlichen Moment der Befreiung – nicht aus, sondern in einer Gesellschaft, die dieses bisher nur unter bestimmten Klassen von Menschen zerteilt, nur durch die Teilung der Arbeit verwirklicht hat. Die Aufhebung dieser Trennung, also die praktische Überwindung ihrer Form als Klassengesellschaft ist die allen notwendige Voraussetzung und zugleich das gegen Klassenherrschaft notwendiges Ziel dafür, dass sich die Reproduktion und Produktion des Lebens der Menschen in einer Ergänzungswirtschaft für alle gleichermaßen bereichernde gesellschaftlichen Geschichte entwickeln lässt. Allerdings war es Adorno durch seine Beschäftigung mit Kunst möglich, Kultur nicht nur als "Überbau" der ökonomischen Verhältnisse anzusehen, sondern auch als einen Lebensbereich, worin diese nicht vollständig aufgehen konnte, weil sie durch eine Kommunikationsindustrie (bei ihm Kulturindustrie) gesellschaftlich vermittelt ist. Er verstand den "asozialen" Rest der Kultur als Potential des subversiven Geistes gegen die Verdinglichung, die Fetischisierung des Lebensalltags. In diesem Sinne formulierte er Ansätze zu einer Dialektik der Neuzeit, die am Standort einer unverzerrten Gesellschaftlichkeit der Empfindung ansetzen wollte. "Das Asoziale der Kunst ist bestimmte Negation der bestimmten Gesellschaft" (Adorno, "Ästhetische Theorie", Suhrkamp, S. 335), der die "Emanzipation des Subjekts" ihren Ursprung verdanke, um sich in anderer Gesellschaft mit ihr zu versöhnen. Diese Dialektik wich von aller bisherigen Dialektik vor allem darin ab, dass sie den Begriff der bürgerlichen Gesellschaft als Negation des Subjekts, also als das Begriffene einer falschen Objektivität (Welt) auffasste, der die Menschen aus ihrer Verblendung durch die Reize des Konsums und dem Sonntagsfrieden ihrer Wohngemächer folgen und ihre Empfindungen und Bedürfnisse verfälschen, einem Verblendungszusammenhang unterwerfen, um mit der Falschheit ihrer Existenz auszukommen. Das ließ ihn den fundamental religiösen Satz sagen: "Wahr ist nur, was nicht von dieser Welt ist." Diese Auffassung hatte weitreichende Folgen für das Verständnis der Postmodernen. In seinem ganzen Werk war diese "Negative Dialektik" für den Fortgang der Erkenntnis wesentlich. Besonders in seiner Ästhetik gelang es ihm damit, die Not der Empfindung als Negation des Schönen zu beschreiben, das sich seiner Hässlichkeit entzieht und dessen Kunstform daher als "Form von unten" einzige Wahrheit haben könne. Er setzte sich mit bildhafter Kunst und mit Musik konkret auseinander und verfasste in seiner negativen und dennoch transzendenten Kulturtheorie die "Verzweiflung der Kunst". Darin stellte er sich gegen die Kunstbeherrschung der Moderne, gegen die Rationalität der Aufklärung und gegen die Gesamtheit bürgerlicher Hochkultur überhaupt. Ihm ging es um die Erweckung von "wahren" Empfindungen und Bedürfnisse, die sich den Glücksverheißungen der Rationalität dinghaftier Lebensverhältnisse widersetzen und die Selbsttäuschung als Verfälschungen des Lebens durch die normative Gewalt des Rationalismus als Unheil einer verfestigten Scheinwelt begreifen. Im Gebrauch der rational vermessenen Kulturgüter war die Kultur der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts verödet zu einem sublimen Herrschaftsmittel, dem alle Möglichkeiten menschlicher Selbstverwirklichung, besonders die der Kunst, als Verkaufsschlager der Selbstverdinglichung überschrieben worden war oder sich ihr selbst andienten. Mit seiner negativen Dialektik ist Adorno - und das macht seinen spezifischen Ansatz im Unterschied zu anderen Wissenschaftlern aus - dieser "Unwahrheit des Ganzen" entgegengetreten, indem er den Widerspruch der bürgerlichen Welt selbst zum Ganzen ihrer Unwahrheit, zu einer Verfälschung der Subjektivität erklärte, zu einem Fetisch, dem alleine durch die Erkenntnis seiner Negativität zu entkommen sei. "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" ist die saloppe Formulierung einer Wahrheitsbehauptung über das Leben an sich, welche Leben in seinem Eindruck wie Ausdruck als Kunstform fasste, als unmittelbares Sein von Wahrheit gegen die Unwahrheit (Täuschung), als ein im Kapitalismus unmögliches Leben. Der "totale gesellschaftliche Bann" (Adorno, "Ästhetische Theorie", Suhrkamp, S. 342) trifft das Wahre, das sich "als Eigenes in sich kristallisiert, anstatt bestehenden gesellschaftlichen Normen zu willfahren" (ebd.. S. 335). Nicht die Wahrheit eines widersprüchlichen Lebens war ihm Gegenstand, sondern die Wahrheit des Lebens selbst, welches durch eine hiervon abgetrennte Form, durch das Kapital an sich bedrängt sei. Durch die Kulturindustrie würden die Menschen über die Falschheit ihres Lebens hinweggetäuscht und durch das Halbwissen des Bildungsbürgertums darin gehalten. Adorno reflektiert das bürgerliche Leben als ein "beschädigtes Leben" (Minima Moralia), dessen Abstumpfung er zu irritieren sucht und dessen Leiden er daher für die Empfindung rekonstruieren will. Seine Theorie ist im Grunde eine Theorie der empfindsamen Erkenntnis, welche die "Ruhe der Erkenntnis" nicht finden kann, eine Theorie der wahren Empfindung, die in Wirklichkeit nicht sein kann, die aber ihren kritischen Geist auch formuliert haben will, um sich gegen die falsche Empfindung zu wenden. Er kehrt dies um zu einer Theorie unmittelbarer Wahrheit des Ästhetischen, einer Kunst welche in der Empfindung verstrickt sei und ihre "Wunde" darin habe (siehe Schmerz), Auflehnung und Affirmation in einem zu sein. In dieser ästhetischen Theorie zeigt sich eine wesentliche Affinität zu Hegel, dem die Emanzipation des Geistes durch den Schmerz der Erkenntnis, der nichts anderes als Entfremdung ist, nötig wird - ganz im Sinne des christlichen Abendlandes, welches durch das Kreuz Erlösung fand. Schon Nietzsche hatte sich ausführlich mit der "Lüge" solcher theologischer Affirmation befasst, die nun auch Adorno als Jude aufgreift. Solcher Schmerz ist der Schmerz der Täuschung, und der macht Theorie auch wirklich nötig. Doch kann Theorie nicht Empfindung bleiben. In seiner Theorie der Empfindung wie der Wahrnehmung überhaupt (das meint ja Ästhetik), verharrt Adorno in eben diesem theoretischen Widersinn positiv wie negativ zugleich, den die Empfindung in ihrem Schmerz ja auch wirklich praktisch hat: Das Entzweite ist sich in der Negation im Streben nach Aufhebung einig. In der Theorie des Unwahren, also des Falschen, kann solche Empfindung praktisch nur Erlösungssehnsucht sein. Adorno spielt damit wie der intelligente Jude mit dem biederen Christen: Erlösung kennt nur die Sünde, die noch ist, und nicht die Erlösung von der Sünde, die schon war, die im Kreuzestod gesühnt wäre. Indem er an die Erlösung durch das Leiden am Kreuz glaubt, ist der Christ ein Trottel – und der Jude weiß das. Was jenen zur Anbetung des Kreuzes treibt, gilt diesem als irdische Notwendigkeit einer Erkenntnis, welche die Heimsuchung Gottes ist, die nur in ihm aufgehen kann. Der Glaube an einer Erlösung durch das Leiden erscheint demgegenüber als Kinderglaube, der keine Wahrheit erkennen will, der das unaufgelöste Rätsel des Geistes nicht leiden kann, lieber das Falsche lebt, als sich selbst erkennen zu müssen. Doch auch das ist Theologie, wenn schon auch eine, die sich über den Schmerz stellt, sich aus seiner paradiesischen Teleologie heraushält und darin geistige Kraft schöpft. Solcher Glaube ist für den Christen natürlich Verrat am Christentum – den Judasmord weiß das Neue Testament in vielfältiger Weise zu konstatieren. Die Angst vor einer Intelligenz, die über dem Leiden steht, die Angst, dass es keine himmlische Erlösung darin gibt, ist der tiefste geistige Grund des Antisemitismus. Wo der Christ die Allmacht des Leidens im Diesseits verkündet, da hat der jüdische Glaube für ihn tatsächlich einen geistigen Allmachtsanspruch, der sich ihm in der Theologie vom auserwählten Volkes entgegenstellt. Aber genau dies ist eben auch die einzig mögliche Negation des christlichen Glaubens, der in der Allmacht des Leidens die paradiesische Einfalt der Erlösung als Brennpunkt seiner Selbstgerechtigkeit schon erlebt, in der er schließlich durch Gott aufgehen will. Von daher ist der Antisemitismus eine Errungenschaft des Christentums, mit der es seinen Selbstzweifel bekämpft. Die Erbsünde ist die Metapher für das falsche Leben selbst, die Nötigung des Falschen. Wahrheit und Täuschung haben daher auch keinen wirklichen Begriff nötig. Es ist die Erkenntnis selbst um die es geht, die Notwendigkeit, der Wahrheit ihrer Empfindung zu folgen und gegen das Gebot des scheinbar Nötigen zu verstoßen, vom Baum der Erkenntnis zu leben und das Unwahre zu meiden. Von daher ist Adornos Theorie höchst theologisch und bleibt dies auch als negative Dialektik, die er ästhetisch erschließt. Es ist eine Theologie, die als Kritische Theorie gegen Gott sich wendet, indem sie ihn weltlich annektiert, Wahrheit als richtiges Leben jenseits des falschen der Welt entnimmt und gegen sie hält. "Wahr ist nur, was nicht von dieser Welt ist." (Adorno) Nichts kann theologischer sein als solche Kritik. Diese Position schafft ihm seinen Platz in der ästhetischen Theorie. Das macht ihn, den sensiblen Bürger zu einem Theoretiker einer Subkultur, welche die "Wahrheit von unten" zu leben hat und sich der Gesellschaft gleichermaßen widersetzt wie sie ihr innewohnt. Ihre Begründung nahm Adorno aus der Denkform seiner Ästhetik, aus der Negativität des Geistes, der sich aus der Notwendigkeit des faktischen Nominalismus heraussetzt und "die Nötigung, die Form aus jenen Erfahrungen von unten her, zu konstituieren" (ebd.. S. 334), umkehrt gegen die Welt, worin der Nutzen die Ausnutzung vollstreckt. Das fasziniert natürlich im Entstehungsprozess eines kritisches Gedankens, indem es nach Erkenntnis verlangt, die nicht unbedingt einen Begriff haben muss, die im Denken selbst den Sinn von Empfindungen erkennt, die für sich nicht wahr sein können. Im Denken muss keine Wahrheit gegenständlich werden. Es selbst ist der Gegenstand seiner Bewegung, ist sich selbst schon aufhebend, indem es die Beschränktheit seiner Positionen auch unmittelbar negiert, nicht Widersprüche von Positionen denkt, sondern selbst im Widerspruch ist, immanente Aufhebung des Gedankens. Was daran fasziniert, ist aber im Grunde eine postmoderne Hinterhältigkeit, stellt es doch Denken zugleich frei von seinem Gegenstand und damit von Gegenständlichkeit schlechthin. Es erweist sich nicht in dessen Begriff und beweist sich auch nicht praktisch in gegenständlichem Bewusstsein, sondern befriedet seine eigen Bewegung als Erkenntnisprozess schlechthin, als lebende Erkenntnis, die sich dem praktischen Leben auch in der Empfindung von Gefühlen zu entziehen vermag - eben als Ästhetik. Und solche Erkenntnis ist es dann auch, die so unsinnige Sätze zustande bringt wie "Das Ganze ist das Unwahre" oder "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" oder "Wahr ist nur, was nicht von dieser Welt ist." Sie beanspruchen Wahrheit, indem sie ihren Grund auflösen. Als Polemik gegen Hegel erscheint unschuldig, was logisch eklatanter Unsinn ist, aber durchaus logisch begriffen und nachvollzogen wird. Wie soll eine ganze Aussage unwahr sein können? Schon der Satz, dass das Ganze das Unwahre sei, wäre unwahr, also falsch. Die polemische Implikation, dass das Unwahre also ganz und das Leben deshalb nur falsch sein könne, wäre begrifflich eine Unterwerfung unter den Tod, der damit nur negiert werden könnte in einem Leben jenseits des wirklichen Lebens. Der Hinterhalt solcher Selbstwidersprüchlichkeit liegt in ihrem intellektuellen Populismus, welcher sich gegen Lebensnischen wendet und wahre Begrifflichkeit fordert. Aber er widersetzt sich nicht wirklich diesen Nischen, indem er das "falsche Leben" begrifflich abarbeitet und analysiert, um es auch wirklich zu ändern, sondern erklärt sich selbst aus dem Bedürfnis, aus dem er entstanden war: aus der Ästhetik einer Empfindung, die nicht von dieser Welt ist. Es ist letztlich die Welt einer Kunst, die hier angestrebt wird, welche für sich selbst wahr sei, die reine Empfindung, die reine Musik, das Schöne an sich. Das ist der Inbegriff bürgerlichen Kunstverstandes, der zugleich so total ist, wie er seine Totalität zu negieren vermag: Kunst als Leben schlechthin, als unendlicher Prozess einer entzweiten Totalität, die dadurch total ist, dass sie Negation sein muss, ohne hierin auch bestimmt zu sein, ohne also eine andere Bestimmung zu enthalten. Kritik ist darin Selbstzweck, indem sie das konstituiert, dem sie sich zu widersetzen scheint, als Negation einer Totalität, die selbst total ist. In seinem Verhältnis zur Psychoanalyse macht sich dies fest, indem Adorno in ihr eine Theorie des durch das "unwahre Ganze" beschädigten Lebens gefunden haben will, und eine Kritik an der Psychoanalyse mit einem Antisemitismusvorwurf bedenkt: "Der Hass auf die Psychoanalyse ist unmittelbar eins mit dem Antisemitismus, keineswegs bloß weil Freud Jude war - sondern weil Psychoanalyse genau in jener kritischen Selbstbesinnung besteht, welche die Antisemiten in Weißglut versetzt" ( 1959: 569 f. ). So zeigt sich die Absicht, sich als eine Gesinnungsmacht zu installieren, indem Kritik selbst als böse Absicht vor jeglichem Inhalt beurteilt ist. Es ist der Verweis auf die Hoheit des antifaschistischen Imperativs (siehe oben), durch welchen die Psychoanalyse zu verstehen ist, gleich, wie sie sich selbst versteht und was sie versteht - für unsichere Menschen heute wie zu allen Zeiten ein Verweis auf den "rechten Weg". Die praktische Gewalt dieser "Schlussfolgerung" müsste eigentlich offensichtlich sein: Es ist der Mechanismus des totalitären Denkens, gegen welches Adorno eigentlich angetreten war, Inzwischen sind Adorniten auch in der Lage, dies zu exemplifizieren. Bei den sogenannten Antideutschen ist diese Adornitis auch wirklich ausgebrochen, die sie zur Psychoanalyse bewegt. Namentlich Stefan Grigat tritt dabei inzwischen wie ein Missionar auf, der in einer Adornokritik selbst schon Faschismus wittert, denn auch Burschenschafter kritisieren ihn. Dass Adorno sich vor allem Kulturtheorien zum Zeugen nimmt, die eine sublime Affirmation bürgerlicher Selbstwahrnehmung betreiben, macht auch ihn zu einem bürgerlichen Theoretiker, welcher sich auf die Empfindung seiner selbst - also auf Selbstempfindung - in die Wahrheit seiner selbst - also auf das wahre Leben in sich - zurückzieht, derweil er beständig gegen die Welt angeht und ihre Falschheit beklagt. Es kann dabei nur um die Emanzipation einer Selbstverwirklichung gehen, die sich allein in ihrer Unwirklichkeit zu bestätigen sucht, um eine Theologie der ästhetischen Empfindung.. Von Marx verwendete er hierfür die ökonomischen Kategorien des Tauschverhältnisses, um seine Grundaussage der Fetischisierung der Wahrnehmung von Kultur und Gesellschaft zu unterlegen. Dabei beging er nicht nur entscheidende Fehler in der Rezeption (siehe Tauschwert bei Adorno), sondern machte vor allem aus der Bemühung von Marx, die Fetische des theoretischen Bewusstseins aus dem Dasein der Warenproduktion zu erklären (siehe Warenfetischismus) eine Theorie der Lebensverfälschung, die seinen Begriffen einen allgemeinen ontologischen Charakter von Verdinglichung unterschob. Arbeit und Lebenserzeugung wurden selbst schon dinghaft, da sie ja auch nur Bildner verdinglichten Seins aufzufassen waren. Für Adorno gab es keine gegenständliche Welt, in der die Menschen dem gesellschaftlichen Stoffwechsel unterworfen sind. Ihm verblieb die Wirklichkeit selbst als der Fetisch, dessen Widersinn die Kultur lediglich vollstrecke. Natürlich ist dann auch keine wirkliche gesellschaftliche Gegenständlichkeit (s.a. Objektivität) mehr zu begreifen. Dialektik war für Adorno keine Denkform der Entfremdung in ihrem Aufhebungsprozess, sondern eine Entgegensetzung im Widersinn selbst, in einem Sinn, der die Wahrheit selbst als Frage zu leben hat und sich zugleich gegen das Falsche zu wenden vermag wie eine hiervon geläuterte Erscheinung, die keine Ruhe findet, die aber von Erlösung weiß - eigentlich selbst eine widersinnige Unterstellung: Wie kann ein Sinn geläutert sein, der selbst widersinnig ist, wie kann ein Widersinn zu einem Sinn werden, ohne sich aufzuheben? Seine Einlassungen in die Grundlagen der Kritik der politischen Ökonomie zerstörten sowohl seinen eigenen Ansatz, wie auch wirklich kritisches politisches Denken. Die Begriffe "Fetischisierung" und "Verdinglichung" durchziehen sein Werk wie eine Mantra dessen, was einfach klar zu sein hätte und letztendliche Begründung seiner Kritik sei. Dabei ist ihm der Marxistische Entfremdungsbegriff zu einer Metaphysik der Antiästhetik verkommen, zum ontologischen Begriff negativer Empfindung, der sich geschichtlich gebärdet: Für Adorno resultiert aus dem Wissen, dass die Verhältnisse einer Waren produzierenden Gesellschaft, welche ihr menschliches Verhältnis zu einem Verhältnis der Sachen verkehrt, nicht die Notwendigkeit, dass die Verkehrung selbst als eine Hinterfragung ihrer Form bis hin zum Begriff ihrer Formbestimmung Gegenstand von Theorie sein muss, sondern dass die Empfindung des Begriffenen selbst die Wahrheitsfrage aufwirft, die im Begriff gelöst sein müsste. Von der Empfindung gegenständlicher Wirklichkeit kommt er über das Wissen ökonomischer Verkehrung auf sich zurück als Wissen vom Widersinn der Empfindung. Hierdurch hat der Begriff für ihn auch keine bestimmte Wirklichkeit und Existenz, sondern gerät zu einer Empfindungstatsache der Entfremdung, mit der Menschen prinzipiell nur in intellektueller Moral sich zu sich und anderen verhalten können: Was sind wahre Empfindungen, wahre Bedürfnisse, was ist Fetisch? Solches Denken ist Grundlage jeder Esoterik. Sie hat die selben Grundlagen, die dem Selbstzweifel des gehobenen Bürgers entfahren und sich im Rückzug auf ein besseres Selbstgefühl als besondere Wahrheit gegen die Welt errrichtet. Dass die Welt falsch sei, ist auch für ihn eine Trivialität, die keinerlei Gedanken benötigt. Diesen aber hierzu zu entwickeln, brachte Adorno nicht ungewollt dahin, von der Fremde zu einer Dingheit überzuführen, welche nur der wahren Empfindung äußerlich sei und den Menschen, der ihrer nicht fähig sei, selbst als Mensch, als Wesenheit (nicht als Produzent, Klasse usw.) zur Sache macht, ihn verdinglicht. Was sich so empfindsam anlässt wird zu einem gehobenen Zynismus über den Rest der Welt, der im Banausentum verrottet. Barbarei lässt sich jetzt auch so erklären. | ![]() |