"Die Arbeit ist zunächst ein Prozess zwischen Mensch und Natur, ein Prozess, worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigene Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eigenes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigene Natur.." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 192) Von Natur aus vermittelt sich der Mensch durch seine eigene Tat, sowohl durch den Sinn, den er darin äußert (siehe auch Kultur), als auch durch den Stoff, den er hierdurch aneignet, seine innere Natur durch die Aneignung seiner äußeren Natur bereichert (siehe hierzu Reichtum). Die Arbeit selbst ist eine natürliche Tätigkeit, die Äußerung einer Naturkraft, der körperlichen und zugleich geistigen menschlichen Arbeitskraft. Der Mensch vereint hierbei mit seinen Fähigkeiten und Eigenschaften die ihm äußeren Elemente der Natur mit seiner eigenen Natur in und durch die gesellschaftliche Sinnbildung seiner Arbeit, wodurch er den Naturstoff in einer für sein eigenes Leben brauchbaren Form verändert und aneignet. Seine Produkte haben ihren Nutzen erst durch den Sinn für ihn. Und sind brauchbar für ihn, weil er nicht nur Sinn reproduziert, sondern die Naturstoffe in seinem Sinn zusammenfügt und ergänzt, sich als gesellschaftliche Naturmacht verwirklicht, indem er deren Elemente in einem für ihn nützlichen Sinn eines sinnlichen Nutzens für sich vergegenständlicht. Seinem Sinn entsprechend ist jedes menschliche Bedürfnis ein inhärentes Moment menschlicher Arbeit, wird von dieser durch seine Befriedigung verwirklicht und zugleich auch erzeugt und fortgebildet. Und so kann diese Arbeit auch nicht einfach nur brauchbare Dinge, nicht irgendeinen Nutzen als bloßer Gebrauchswert für einzelne, von einander isolierte Menschen im Allgemeinen oder für ihre Wirtschaft besorgen. Durch ihre Arbeit erzeugen sie ihre Sache als Lebensform ihrer Kultur, vergegenständlichen sich darin selbst - nicht als reproduzierbarer Mensch, nicht durch irgendeinen Nutzen, etwa für eine abstrakte Wirtschaftlichkeit der Arbeit, für deren Produktivität oder den Konsum. Sie erzeugen vor allem Sinn durch sich und für sich, sinnvollen Nutzen, der nicht einfach nur zum Verbrauch oder zur stofflichen Reproduktion ihres Leben hinreicht, sondern ihr eigenes Leben äußert und gestaltet. Im bloßen Nutzen könnten sie ihren Sinn für sich nur überwältigen, nicht ihre Natur verwirklichen, sondern sich ihrer Natur nur bemächtigen - nur um zu bewahren, was schon ist, wie und warum es ist. Sie blieben geschichtslose Objekte ihrer Produkte, denen sie ihren Sinn verliehen haben, aber keinen Sinn für sich finden, weil sie sich nur doppelt vernutzt, sowohl als Subjekt wie Objekt eines Herrschaftsverhältnisses ihrer ihnen fremd verbliebenen eigenen Arbeit erkennen müssten (siehe Entfremdung), wenn und solange deren Erzeugnisse nicht in ihrem Leben aufgehen, nicht wirklich für sie wahr werden können. Herrschaft und Benutzung ist ein Begriff" (Marx in Marx-Engels-Werke Bd.1, S. 339) Indem der Mensch auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich sich, also seine eigene Natur, und ist hierdurch selbst zu einer Naturmacht geworden. In dieser Form ist er gesellschaftlich, gesellschaftlicher Mensch der sich durch seine Gestaltungsmacht aus der sonstigen Natur hevorgekehrt hat und seine Kultur im Sinne der Gebrauchsweisen seiner Produkte tradiert und fortbildet. "Das praktische Erzeugen einer gegenständlichen Welt, die Bearbeitung der unorganischen Natur ist die Bewährung des Menschen als eines bewußten Gattungswesens, d.h. eines Wesens, das sich zu der Gattung als seinem eigenen Wesen oder zu sich als Gattungswesen verhält. Zwar produziert auch das Tier. Es baut sich ein Nest, Wohnungen, wie die Biene, Biber, Ameise usw. Allein es produziert nur, was es unmittelbar für sich oder sein Junges bedarf; es produziert einseitig, während der Mensch universell produziert; es produziert nur unter der Herrschaft des unmittelbaren physischen Bedürfnisses, während der Mensch selbst frei vom physischen Bedürfnis produziert und erst wahrhaft produziert in der Freiheit von demselben; es produziert nur sich selbst, während der Mensch die ganze Natur reproduziert; sein Produkt gehört unmittelbar zu seinem physischen Leib, während der Mensch frei seinem Produkt gegenübertritt. Das Tier formiert nur nach dem Maß und dem Bedürfnis der Spezies, der es angehört, während der Mensch nach dem Maß jeder Spezies zu produzieren weiß und überall das inhärente Maß dem Gegenstand anzulegen weiß; der Mensch formiert daher auch nach den Gesetzen der Schönheit." (MEW 3, Seite 516*f) Nach dem Verständnis des historischen Materialismus ist die Arbeit der Menschen die Substanz menschlicher Entwicklung, der Dialektik von Herrschaft und Emanzipation, von Lebensaufwand und Lebensgenuss, von Ohnmacht und Selbstbewusstsein, von Notwendigkeit und Freiheit. Durch die Arbeit gestalten die Menschen ihre Lebensverhältnisse zu ihrer Natur - nicht nur für sich als private Naturmacht, sondern als Objekte ihres gesellschaftlichen Lebens. In und durch die Arbeit verwirklichen sich die menschlichen Bedürfnisse je nach der Form ihrer Beziehung. Jedes Bedürfnis ist in seinem Sinn mit dem der Arbeit identisch. Seine Geschichte ist die Geschichte der Arbeit und ihrer gesellschaftlichen Existenzform. Es verändert die Produktion so, wie diese auch den Sinn der Bedürfnisse ändert (siehe Historischer Materialismus). Doch durch die Teilung der Arbeit, durch die Trennung der Zwecke von Produktion und Konsum wurden Bedürfnisse zu eigenständigen Wesen (siehe auch Verselbständigung) des Warentauschs, der gesellschaftlichen Form des Privateigentums. Von daher ist das natürliche Wesen der Arbeit in den bisherigen Formen der Geschichte dem Menschen fremd geblieben. "Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung.Die Verwirklichung der Arbeit erscheint so sehr als Entwirklichung, daß der Arbeiter bis zum Hungertod entwirklicht wird. Die Vergegenständlichung erscheint so sehr als Verlust des Gegenstandes, daß der Arbeiter der notwendigsten Gegenstände, nicht nur des Lebens, sondern auch der Arbeitsgegenstände, beraubt ist. Ja, die Arbeit selbst wird zu einem Gegenstand, dessen er nur mit der größten Anstrengung und mit den unregelmäßigsten Unterbrechungen sich bemächtigen kann. Die Aneignung des Gegenstandes erscheint so sehr als Entfremdung, daß, je mehr Gegenstände der Arbeiter produziert, er um so weniger besitzen kann und um so mehr unter die Herrschaft seines Produkts, des Kapitals, gerät." (MEW 40, Seite 511*f) Weil der Mensch ein Naturwesen ist, nimmt er Teil am Wesen der Natur; weil er ein Gesellschaftswesen ist, hat er zugleich Macht über sie: Naturmacht. Schon in seiner ursprünglichsten Form verlangt der Stoffwechsel des Lebens eine Intelligenz (siehe natürliche Intelligenz), die in der Lage ist, das Material seiner Nahrungsaufnahme zu finden und deren Stoff für sich aufzubereiten, um sich hieraus zu erhalten und durch einen Aufwand an Kraft und Bewegung fortentwickeln zu können. Es ist unmittelbar die subjektive Not, ihre absolute Lebensbedingung, die sich nur objektiv wenden lässt und die von daher objektive Notwendigkeit der Bedürfnisse aller Lebewesen ist. Deren Befriedigung ist für den Menschen allerdings nicht nur Stoffwechsel, sondern auch von den Lebensumständen seiner Kultur abhängig. Von daher kann er auch an seiner kulturellen Isolation, an einer Deprivation zugrunde gehen (siehe hierzu kulturelle Ausgrendung). Von daher haben die Menschen ihre Gesellschaften immer schon aus wirtschaftlichen wie kulturellen Gründen gebildet. Ihre gesellschaftlichen Notwendigkeit bestehen daher immer schon durch ihre Lebensbedingunen wie auch durch ihre Lebensumstände. "Die Weise, in der die Menschen ihre Lebensmittel produzieren, hängt zunächst von der Beschaffenheit der vorgefundenen und zu reproduzierenden Lebensmittel selbst ab. Diese Weise der Produktion ist nicht bloß nach der Seite hin zu betrachten, daß sie die Reproduktion der physischen Existenz der Individuen ist. Sie ist vielmehr schon eine bestimmte Art der Tätigkeit dieser Individuen, eine bestimmte Art, ihr Leben zu äußern, eine bestimmte Lebensweise derselben. Wie die Individuen ihr Leben äußern, so sind sie. Was sie sind, fällt also zusammen mit ihrer Produktion, sowohl damit, was sie produzieren, als auch damit, wie sie produzieren. Was die Individuen also sind, das hängt ab von den materiellen Bedingungen ihrer Produktion." (MEW 3, S. 21). Es ist die Freiheit des Menschen, der über seine menschliche Intelligenz Macht hierüber erlangt hat, indem er seine Arbeit planvoll und analytisch betreibt, die Zusammenstellung seiner Produktivkraft und die Zusammensetzung der Naturstoffe für sich zu bestimmen vermag. Die Beziehung dieser Freiheit auf ihre Notwendigkeit erklärt den Aufwand ihrer Geschichte, die alle Momente der Natur des Menschen enthalten und für die Menschen entfalten, ihr Leben bewegen und dessen Reichtum schaffen (siehe hierzu Historischer Materialismus) - nicht als Folge von Ereignissen, sondern als den natürlichen Lebenszusammenhang menschlicher Bedürfnisse, den sie durch ihre Arbeit vergegenständlichen. "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muß, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muß es der Zivilisierte, und er muß es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen." (MEW 25, Seite 825ff) Arbeit kann daher nicht aus der Erzeugung einer bloßen Sache bestehen, die von alllen anderen gesellschaftlichen Beziehungen getrennt, als Arbeit isoliert ist (siehe Teilung der Arbeit). Sie folgt keinem Ideal, das aus höherem Zweck zu vergegenständlichen wäre, und vollzieht sich auch nicht durch ihr bloßes Material, nicht als rein stoffliche Materie, sondern als ein soziales Verhältnis der Menschen, als menschiche Gesellschaft überhaupt, die sich durch die Arbeit der Menschen so materialisisert, wie sie ihre Produktivität durch die Werkzeuge ihrer Naturmächtigkeit schon geschichtlich entwickelt hat. "Feuerbach geht aus von dem Faktum der religiösen Selbstentfremdung, der Verdopplung der Welt in eine religiöse, vorgestellte und eine wirkliche Welt. Seine Arbeit besteht darin, die religiöse Welt in ihre weltliche Grundlage aufzulösen. Er übersieht, daß nach Vollbringung dieser Arbeit die Hauptsache noch zu tun bleibt. Die Tatsache nämlich, daß die weltliche Grundlage sich von sich selbst abhebt und sich, ein selbständiges Reich, in den Wolken fixiert, ist eben nur aus der Selbstzerrissenheit und dem Sich-selbst-widersprechen dieser weltlichen Grundlage zu erklären. Diese selbst muß also erstens in ihrem Widerspruch verstanden und sodann durch Beseitigung des Widerspruchs praktisch revolutioniert werden. Also z. B., nachdem die irdische Familie als das Geheimnis der heiligen Familie entdeckt ist, muß nun erstere selbst theoretisch kritisiert und praktisch umgewälzt werden." (Karl Marx, 8. These über Feuerbach, MEW 3, Seite 5) Bewegung und Fortpflanzung macht überhaupt die Evolution aus und ist auch für den Menschen die Form seiner Subjektivität, wie sie sich auch objektiv in den Gegenständen ihrer Bildung, ihrer Tätigkeit und ihres Leidens als menschliche Naturgeschichte und zugleich als Grund ihrer gesellschaftlichen Vermittlung und Mitteilung herausgestellt hat. Zwischen dieser Formation der Tätigkleit als gegenständliche Bewahrung des Lebens in der Beziehung zu seinem Leiden, die Entwicklung der Selbsterhaltung, wie sie sich in der Wahrnehmung darstellt einerseits, und dem Fortschritt durch die Tätigkeiten des Lebens, die hierauf beruhen, hat sich die Natur mit der Bildung einer menschlicher Gesellschaft zur Naturmacht übertroffen, zur Grundlage eines menschlichen Daseins und Werdens, seiner Naturmächtigkei und Geschichte, zu einer Freiheit aus den Notwendigkeiten seiner Natur entwickelt, die den Menschen durch seine Bedürfnisse zum Subjekt seiner gesellschaftlichen Kultur werden ließ. Darin entwickelt er durch seine Sinne (siehe Sinnbildung) neue Eigenschaften seines Menschseins, und zugleich die Fähigkeiten, deren Verwirklichung durch den Aufwand seiner Arbeit herzustellen (siehe auch Wirtschaft) - eine Beziehung, die durch die Teilung der Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft in Klassen zertrennnt ist und die Produktivität der Arbeit gegen ihre Kultur entwickelt. "Die Produktion des Lebens, sowohl des eigenen in der Arbeit wie des fremden in der Zeugung, erscheint nun sogleich als ein doppeltes Verhältnis – einerseits als natürliches, andererseits als gesellschaftliches Verhältnis –, gesellschaftlich in dem Sinne, als hierunter das Zusammenwirken mehrerer Individuen, gleichviel unter welchen Bedingungen, auf welche Weise und zu welchem Zweck, verstanden wird. Hieraus geht hervor, daß eine bestimmte Produktionsweise oder industrielle Stufe stets mit einer bestimmten Weise des Zusammenwirkens oder gesellschaftlichen Stufe vereinigt ist, und diese Weise des Zusammenwirkens ist selbst eine Produktivkraft, daß die Menge den Menschen zugänglichen Produktivkräfte den gesellschaftlichen Zustand bedingt und also die ‘Geschichte der Menschheit’ stets im Zusammenhange mit der Geschichte der Industrie und des Austausches studiert und bearbeitet werden muß." (MEW 3, S. 29f). Die Erzeugung menschlicher Gegenstände, die menschliche Arbeit, ist nicht irgendeine Tätigkeit, die man sich auch ohne Grund vorstellen kann. Sie ist sowohl der Aufwand, der zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse nötig ist, wie auch die Erzeugung und Entwicklung des Sinns, den diese Gegenstände für die Menschen haben. „Die Menschlichkeit der Sinne wird erst durch das Dasein seines Gegenstandes, durch die vermenschlichte Natur. Die Bildung der fünf Sinne ist eine Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte. Der unter dem rohen praktischen Bedürfnis befangene Sinn hat auch nur einen bornierten Sinn. Für den ausgehungerten Menschen existiert nicht die menschliche Form der Speise, sondern nur ihr abstraktes Dasein als Speise; ebensogut könnte sie in rohster Form vorliegen, und es ist nicht zu sagen, wodurch sich diese Nahrungstätigkeit von der tierischen Nahrungstätigkeit unterscheide." (Karl Marx in MEW 40 S. 541f). Bedürfnis und Arbeit hat einen identischen Sinn in dem gesellschaftlichen Zusammenwirken der Menschen, in der menschlichen Gesellschaft, worin die Menschen ihre Natur und Naturmächtigkeit als ihr Lebensverhältnis, als ihr kultiviertes Verhältnis zu ihrem Stoffwechsel, entfalten. Die Kultur ist die lebendige Substanz einer jeden menschlichen Gesellschaft, sowohl ihr Sinn als Not wendende Überwindung eines sinnlichen Mangels, als auch der Sinn ihrer Bildung, als Grund der Entwicklung dieser Kultur, als geschichtliche Tätigkeit der Gesellschaftsbildung, als Bildungsprozess neuer gesellschaftlicher Inhalte. Die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse erzeugt zugleich neue Bedürfnisse und damit die Notwendigkeit der Herstellung eines Gegenstands, welcher eine Gesellschaft kulturell weiterbringt, weil deren Sinne neue Gegenständlichkeit verlangen. Menschliche Bedürfnisse machen also die Notwendigkeit ihrer Erhaltung wie ihrer Entwicklung aus, sind die Substanz ihrer gesellschaftlichen Geschichte, worin alle Tätigkeit sich als Sinnbildung bewahrheitet, wie sie darin auch wahr wird. "Die Produktion liefert dem Bedürfnis nicht nur ein Material, sondern sie liefert dem Material auch ein Bedürfnis. Wenn die Konsumtion aus ihrer ersten Naturroheit und Unmittelbarkeit heraustritt - und das Verweilen in derselben wäre selbst noch das Resultat einer in der Naturroheit steckenden Produktion -, so ist sie selbst als Trieb vermittelt durch den Gegenstand. Das Bedürfnis, das sie nach ihm fühlt, ist durch die Wahrnehmung desselben geschaffen. Der Kunstgegenstand - ebenso jedes andre Produkt - schafft ein kunstsinniges und schönheitsgenußfähiges Publikum. Die Produktion produziert daher nicht nur einen Gegenstand für das Subjekt, sondern auch ein Subjekt für den Gegenstand." (MEW 13, S.634) Die menschliche Arbeit ist also nicht nur eine Tätigkeit für den Stoffwechsel, die bloße Herstellung von Lebensmittel zur Reproduktion des Lebens. Sie ist vor allem Lebensproduktion, Verarbeitung und Fortbildung der Menschen in und durch ihre Kultur geworden, Fortbildung ihrer Selbstgestaltung in der Form ihres Lebensreichtums, wie er durch die Gegenstände ihrer Lebensäußerung, ihres Lebens gebildet und Grundlage ihrer Sinnbildung, der Substanz ihrer Geschichte ist. Auch geschichtlich lässt sich dies zeigen am Beispiel des Kochens. Ohne die Fähigkeit, mittels Feuer fleischliche Nahrung in entsprechende Teile der Aminosäuren schon vor der Verdauung so differenziert zu zerlegen, dass hiervon große Mengen umgesetzt und einverleibt werden konnten, hätten die Menschen nicht ein so reichhaltiges Gehirn entwickeln können, wie es sich schließlich zum homo saphiens fortgebildet hatte. Es ist ihre Lebenstätigkeit als ihre Arbeit, die für die Menschen einen ihnen eigentümlichen Nutzen hervorgebracht hat, hinter die sie nicht zurückgehen können, weil es ihre unmittelbare wie auch vermittelte Lebenstätigkeit, ihr Lebensreichtum ist. Das eine ist immer auch in der Bildungsgeschichte des anderen enthalten, einmal als das Rad und dann auch als Motor un schließlich als Eisenbahn. Einmal erfunden, macht es keinen Sinn, hinter ihren Fortschritt zurückzufallen. Nützlichkeit formuliert die stoffliche Bedingung des Gebrauchswerts. Dieser aber ist nicht ihre ewige Form - eben so, wie auch eine bestimmte nützliche Arbeit nicht eine ewige Bedingung des Lebens sein kann. Sie wechselt mit den natürlichen Bedingungen ihrer Geschiche. Aber die Gebrauchswert bildende Arbeit ist immer eine unabhängige Existenzbedingung des Menschseins, weil und soweit sie hierfür zeitgemäß brauchbare, also nützliche Dinge erzeugt, so wie dies auch in der Gestalt von Gebrauchswerten in der bürgerlichen Gesellschaft verwirklicht sein muss: "Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln. (MEW 23, S. 57) Menschliches Leben beruht wie alles Leben auf einem natürlichen Stoffwechsel, der sich in der menschlichen Geschichte unentwegt in den Lebensinhalten von Bedürfnissen und Arbeit der Menschen verändert. Hierbei ist Arbeit die Bewegung als Veränderungsprozess eigenen Seins, Selbstveränderung des Menschen durch seine Selbstvergegenständlichung, Lebensprozess einer gegenständlichen Sinnbildung in seiner und durch seine Arbeit, der Bewegungsform seines Lebens. Von daher kann menschliche Arbeit nicht ihrem Gegenstand äußerlich sein, nicht einfach nur nützlich, nicht einfach nur den Notwendigkeiten ihrer stofflichen Natur folgen: Als Lebenstätigkeit der Menschen, die ihr Leben nicht nur sachlich, sondern auch kulturell gestaltet, ist sie eine geschichtliche Lebensnotwendigkeit ihrer Selbstgestaltung. Als diese ist sie ein Aufwand, der Sinn macht und Sinn bildet, und von daher den Menschen sinnvolle Kraft im Raum abverlangt, der als Leistung in der Zeit eingebracht und abgegeben wird, also ganz allgemein nur innerhalb dieser Dimensionen bestimmt und quantifizierbar ist (siehe Arbeitswerttheorie). Und weil sie einen solchen Aufwand darstellt, wird sie in der Regel in einem wirtschaftlichen Interesse bedacht, also dem Interesse, den Aufwand so gering wie möglich zu halten (siehe Wirtschaft), um Kraft pro Weg, also Bewegung so gering wie möglich pro Produkt einzusetzen, die Unruhe des Prozesses zu mindern und durch die Optimierung der Arbeit zugleich auch die Produkte für die Bedürfnisse der Menschen zu optimieren. "Während des Arbeitsprozesses setzt sich die Arbeit beständig aus der Form der Unruhe in die des Seins, aus der Form der Bewegung in die der Gegenständlichkeit um." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 204). Arbeit ist von daher die Substanz der Geschichte, die aus dem Dasein neues Sein schafft, die das, was da war, zu etwas verändert, was neu ist, was sich hieraus entwickeln und bilden ließ (siehe auch Sinnbildung). "Der Prozess erlischt im Produkt. ... Was auf Seiten des Arbeiters in der Form der Unruhe erschien, erscheint nun als ruhende Eigenschaft, in der Form des Seins, auf Seiten des Produkts." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 195). Auch menschliche Arbeit ist eine Form der Bewegung. Sie verwirklicht darin aber nicht nur irgendeine Naturbestimmung, sondern ihre gesellschaftlichen wie individuellen Eigenschaften, gesellschaftlichen Sinn und Nutzen in den Dingen des Lebens, ist Bildung durch die Erhaltung und Entwicklung einer menschlichen Naturmacht, Bedürfnis und Arbeit, Subjektivität und Objektivität der menschlichen Gesellschaft, die in ihrem Wesen eins ist, in ihrem Dasein aber auch ganz unterschiedliche Formen und Sinnesgestalten eingeht. Doch menschliche Arbeit hat ihre Natur dabei nicht einfach abgestreift, sondern ihren Stoffwechsel gestaltet. Und daher ist die Produktivkraft der Arbeit das wesentlich Material in der Geschichte der menschlichen Gesellschaften, der Naturmacht ihres Reichtums durch die Wirtschaftlichkeit ihrer Arbeit in der Sinnbildung ihrer Kultur, ihrer Produktivkraft und Bedürfnisse (siehe hierzu auch Ergänzungswirtschaft). Kultur ist dabei immer die Subjektivität der menschlichen Gesellschaft, Arbeit ihr objektiver Prozess, der Aufwand ihrer Gestaltung und Selbsterhaltung. Es gibt daher immer nur historische Formen menschlicher Sinnlichkeit und Arbeit, keine subjektive Kultur an sich und keine objektive Arbeit an sich, sondern immer nur historisch vergegenständlichte Kultur. "Erst durch den gegenständlich entfalteten Reichtum des menschlichen Wesens wird der Reichtum der subjektiven menschlichen Sinnlichkeit, wird ein musikalisches Ohr, ein Auge für die Schönheit der Form, kurz, werden erst menschlicher Genüsse fähige Sinne, Sinne, welche als menschliche Wesenskräfte sich bestätigen, teils erst ausgebildet, teils erst erzeugt. Denn nicht nur die 5 Sinne, sondern auch die sogenannten geistigen Sinne, die praktischen Sinne (Wille, Liebe etc.), mit einem Wort der menschliche Sinn, die Menschlichkeit der Sinne wird erst durch das Dasein seines Gegenstandes, durch die vermenschlichte Natur. Die Bildung der 5 Sinne ist eine Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte." (MEW 40 S. 541f). Menschliche Arbeit setzt Natur voraus und verändert diese nach einer Vorstellung, die aus der Kenntnis ihres Materials und den diesbezüglichen Bedürfnissen der Menschen entsteht und sich mit ihren Eigenschaften und Fähigkeiten bewerkstelligen lässt. Zu diesen gehören auch die Produktionsmittel, die sie im Lauf ihrer Geschichte entwickelt und hergestellt haben. Von daher arbeiten Menschen nicht nur unmittelbar nach ihrem aktuellen Bedürfnis, sondern auch mit einem Ziel und einem Plan, in welchem sich die Beziehung zu ihrer Natur vermittelt. Von daher enthalten die Sachen und Gegenstände, die Menschen erzeugen, keine unmittelbare Natur, sind nur substanziell natürlich. Die von ihnen genutzten Stoffe und Landschaften mögen naturstofflich sein, stellen aber schon inhaltlich in der Form, in der sie existieren vor allem menschliche Natur dar, da diese schon in ihrer Auswahl und Verwendung menschliche Gestalt annehmen, zur Erzeugung von menschlichem Reichtum bestimmt sind. Mit der menschlichen Gestalt der Gegenstände stellt ihre Arbeit immer ein Verhältnis einander ergänzender Tätigkeiten dar, also ein ganzes Verhältnis zur Natur, ein Verhältnis der Ergänzung (siehe auch Synergie) gerade so, wie sie durch gesellschaftlliche Verarbeitung von Naturstoffen angeeignet wird, soweit sich dieses Verhältnis nicht durch eine Formation ohnmächtig bestimmter Kräfte (siehe Formbestimmung) zerteilt ist (siehe Teilung der Arbeit). In dieser Ganzheit betätigt sich ein Mensch immer schon gesellschaftlich, denn seine Arbeit als Moment des ganzen Lebenszusammenhangs bildet die Naturmacht des Menschen in seiner und durch seine Gesellschaft vermittelst der Art und Weise der Zusammensetzung ihrer Elemente aus, wie sie durch seine Erkenntnisse der Natur in seinem Sinne in seinen Bedürfnissen erwachsen ist. Menschliche Arbeit ist von daher planvoll und weltweit gesellschaftlich, indem sie die Erzeugung von Gegenständen für den Lebensgenuss und Lebensreichtum der Menschen im einzelnen wie allgemein hervorbringt, und somit das eine nicht ohne das andere in ihrer Gesellschaft und sie im Verhältnis ihrer Arbeit zu ihren Bedürfnissen fortbildet. Weil menschliche Arbeit Bedürfnisse sowohl zur Voraussetzung hat wie auch diese die Arbeit fortbilden und durch sie fortentwickelt werden, weil also diese Arbeit bedürftig und Bestimmung ihrer Fortbildung, also notwendig und frei zugleich ist, vollzieht sich auch der Sinn ihrer Bildung in Gesellschaft. Wesentlich ist menschliche Arbeit daher immer gesellschaftliche Sinnbildung, in welcher Form und Dimension sie auch bemessen sein mag und wie wirtschaftlich sie auch betrieben wird. Sie mag nützlich oder unnütz sein, voller Einfälle oder auch voller Not, die zu wenden sein muss (siehe auch notwendige Arbeit); ihr vorausgesetzt ist immer eine Gesellschaft, in der die Menschen ihr Lebensverhältnis als Individuen betätigen und für ihr gesellschaftliches Zusammenleben sorgen. Es vollzieht sich in der Arbeit also eine gesellschaftlich sinnvolle Tätigkeit, in der Menschen an einem Plan zusammentreffen, um ihre Not effektiv zu überwinden und Vorstellungen darin veräußern, durch die sie ihr Leben bereichern und wodurch ihre Arbeit ihre Synergie bezieht. Obwohl jedoch die Arbeit ein natürliches Gesamtinteresse der Menschen vollzieht, verhält sich Gesellschaft darin nicht als Subjekt. Es ist Gesellschaft nicht deren Subjekt, weil sie durch ihre gesellschaftlichen Produkte zugleich wirtschaftlich objektiv ist. Und obwohl die Arbeit selbst planvoll betrieben wird, verfolgt sie keinen gesellschaftlich bestimmten Plan (siehe Planwirtschaft) und bestärkt auch keine Willkür in ihrer Entfaltung. Sie bestimmt sich aus dem notwendigen und zugeich freien Verhältnis der Individuen einer Gesellschaft, die ihre Geschichte in ihrer Arbeit und der Befriedigung ihrer Bedürfnisse als ihre Sinnbildung betreiben (siehe Historischer Materialsimus). Darin unterschieden ist aber die reproduktive, die notwendige Arbeit von der produktiven, der Reichtum bildenden Arbeit. Weil beides in Gesellschaft ist, kann beides in diesem Unterschied eigentlich nicht voneinander getrennt sein. Aber durch die Teilung der Arbeit in dem Verwertungsverhältnis der kapitalistischen Gesellschaft ist die Reproduktion der Menschen von der Produktion des gesellschaftlichen Reichtums getrennt. Hierdurch wird die produktiven Arbeit von der notwendige Arbeit (siehe auch unproduktive Arbeit) getrennt und dem Verwertungsprozess des Geldes als Lohnarbeit eines isolierten Selbsterhalts zur Produktion eines gesellschaftlichen Mehrprodukts unterworfen. Ihrem Sinn nach betreibt Arbeit aber insgesamt die zielgerichtete Bildung und Erzeugung von etwas, das es ohne sie nicht gibt, das erst durch sie gestaltet wird und eine innere oder gegenständliche Gestalt annimmt, z.B. als ein Lebensmittel, eine Erkenntnis, ein Kunstwerk, ein Ereignis. Als diese, also ihrem Inhalt nach, ist sie weder gesellschaftlich, noch wirtschaftlich, noch kulturell, noch ästhetisch zu bestimmen. Man spricht auch von Verarbeitung, wenn etwas, das sich ereignet hatte oder das schon hergestellt ist, im Nachhinein bedacht oder verändert oder es erneuert wird. Auch das enthält Sinnbildung. Wesentlich ist, dass Arbeit einem Bedürfnis folgt und auch selbst Bedürfnisse erzeugt, sobald ihre Produkte gesellschaftlich wirklich geworden sind, also auch Wirkung durch sich selbst haben. Arbeit selbst ist zwar Lebensbedingung des Menschen, nicht aber immer unbedingt nötig. Man könnte ihr die Muse vorziehen. Aber im Verhältnis und Verhalten zu menschlichen Bedürfnissen wird sie notwendig, weil und sofern sie deren Stoffwechsel, ihrer Natur entspringt und Menschen sich nur hierdurch reproduzieren können. Als Verhältnis des Menschen zu sich selbst macht sie seine Subjektivität aus - nicht weil er arbeitet, sondern weil er darin seine Bedürfnisse zu seinem Gegenstand macht und in der Konsumtion desselben sich findet, sein Leben empfindet. Dies ist allerdings in der abstrakten Arbeit für den Warentausch, in der Lohnarbeit, noch vollständig negiert. "Arbeit scheint eine ganz einfache Kategorie. Auch die Vorstellung derselben in dieser Allgemeinheit - als Arbeit überhaupt - ist uralt. Dennoch, ökonomisch in dieser Einfachheit gefaßt, ist »Arbeit« eine ebenso moderne Kategorie wie die Verhältnisse, die diese einfache Abstraktion erzeugen.... Nun konnte es scheinen, als ob damit nur der abstrakte Ausdruck für die einfachste und urälteste Beziehung gefunden, worin die Menschen - sei es in welcher Gesellschaftsform immer - als produzierend auftreten. Das ist nach einer Seite hin richtig. Nach der andren nicht. Die Gleichgültigkeit gegen eine bestimmte Art der Arbeit setzt eine sehr entwickelte Totalität wirklicher Arbeitsarten voraus, von denen keine mehr die alles beherrschende ist. So entstehn die allgemeinsten Abstraktionen überhaupt nur bei der reichsten konkreten Entwicklung, wo eines vielen gemeinsam erscheint, allen gemein. Dann hört es auf, nur in besondrer Form gedacht werden zu können. Andrerseits ist diese Abstraktion der Arbeit überhaupt nicht nur das geistige Resultat einer konkreten Totalität von Arbeiten. Die Gleichgültigkeit gegen die bestimmte Arbeit entspricht einer Gesellschaftsform, worin die Individuen mit Leichtigkeit aus einer Arbeit in die andre übergehn und die bestimmte Art der Arbeit ihnen zufällig, daher gleichgültig ist. Die Arbeit ist hier nicht nur in der Kategorie, sondern in der Wirklichkeit als Mittel zum Schaffen des Reichtums überhaupt geworden und hat aufgehört, als Bestimmung mit den Individuen in einer Besonderheit verwachsen zu sein. Ein solcher Zustand ist am entwickeltsten in der modernsten Daseinsform der bürgerlichen Gesellschaften - den Vereinigten Staaten. Hier also wird die Abstraktion der Kategorie »Arbeit«, »Arbeit überhaupt«, Arbeit sans phrase, der Ausgangspunkt der modernen Ökonomie, erst praktisch wahr. Die einfachste Abstraktion also, welche die moderne Ökonomie an die Spitze stellt und die eine uralte und für alle Gesellschaftsformen gültige Beziehung ausdrückt, erscheint doch nur in dieser Abstraktion praktisch wahr als Kategorie der modernsten Gesellschaft. .... Dies Beispiel der Arbeit zeigt schlagend, wie selbst die abstraktesten Kategorien, trotz ihrer Gültigkeit - eben wegen ihrer Abstraktion - für alle Epochen, doch in der Bestimmtheit dieser Abstraktion selbst eben sosehr das Produkt historischer Verhältnisse sind und ihre Vollgültigkeit nur für und innerhalb dieser Verhältnisse besitzen." Marx: Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie, S. 39. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2802 (vgl. MEW Bd. 13, S. 634-35) In dieser Beziehung ist Arbeit die Aufwendung von Kraft und Zeit zur Herstellung einer Sache, eines Gedankens, einer Beziehung oder eines Kulturguts, wodurch das Leben der Menschen bereichert wird. Arbeiten sind Tätigkeiten, die nötig sind zum Vorankommen mit einem Problem, einem Stoff, einem Ereignis, einem Plan, einer Vorstellung oder dem Leben überhaupt. Die Notwendigkeit der Arbeit ergibt sich aus dem Zweck und Inhalt der Arbeit, aus dem Bedürfnis, sich durch notwendige Arbeit zu erhalten und dem Verlangen, eine bestimmte Veränderung zu erreichen, durch welche dieses zum Frieden kommt, befriedigt wird. Arbeit ist der Vollzug eines Aufwands, durch welchen Zwecke realisiert werden, die als Vorstellung, Plan, Idee usw. bereits entwickelt sind, bevor sie beginnen kann; sie ist also eine wesentlich instrumentelle Tätigkeit, die ohne Plan, Geschick und Funktionalität nicht oder nur schwer gelingt. Von daher ist Arbeit immer auch wirtschaftlich und auf andere Menschen bezogen, ein Teil der Lebensgestaltung überhaupt, soweit darin Aufwände zur Erzeugung gesellschaftlicher Gegenstände notwendig sind. Arbeit ist wesentlich gegenständliche Arbeit, welche Mittel (siehe auch Produktionsmittel) verwendet, die sie leicht und wirtschaftlich sein lassen. Mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals haben sich die Beziehungen des Arbeitslohns zur Existenz der arbeitenden Bevölkerung allerdings auch verändert. Nach wie vor findet die Ausbeutung von Menschen durch das Kapital im Produktionsprozess über die ganzen Zeitverhältnisse ihres Lebens statt, doch nicht mehr unbedingt über ihre bloßen Arbeitszeiten. Doch zunehmend verteilt sie sich über ihre ganze Existenz, die vor allem durch immer mehr Unkosten immer teurer wird, weil diese nicht mehr nur die Lebensmittel zur Reproduktion der Arbeitskraft betreffen, sondern für die bloßen Umstände und Strukturen ihres Lebens bezahlen müssen. Nicht mehr nur, weil ihre Arbeitskraft als Ware in den Produktionsprozess eingeht, aus welchem sich Mehrwert aus unbezahlter Arbeit für den Kapitalmarkt beziehen lässt, sondern weil der Kapitalmarkt selbst die Kosten des Lebens der Menschen über ihre schlichte Existenz schon durch einen Existenzwert ihrer Währung bestimmt, um hierüber seine Produzenten und Konsumenten als Bürgen der Nationalstaaten in der Konkurrenz ihrer Währungen zu nutzen und negierte Lebenssubstanz aus dessen Preisbildung bezieht (siehe hierzu auch Negativverwertung). Menschliche Gesellschaft gründet auf der Bewältigung des Stoffwechsels im leibhaftigen Lebensverhältnis der Menschen, in ihrem natürlichen Verhältnis als menschliche Lebewesen, die durch die Intelligenz der von ihnen gebildeten Produktionsmittel eine Kultur geschaffen haben, die ihre Gesellschaft zu einer Naturmacht entwickelt hat, die das menschliche Naturwesen zu einem intelligenten Kulturwesen gemacht hat, die Vermenschlichung der Natur als menschliche Kultur geschaffen hat. Die wesentliche Natur der Menschen ist daher identisch mit dem Wesen ihrer Kultur. Indem die menschlichen Bedürfnisse auf ihrem Stoffwechsel gründen und Arbeit immer einen dem entsprechenden Aufwand verlangt, ist die "Naturgeschichte der Arbeit" die Geschichte der Entwicklung ihrer Produktivität, ihrer Wirtschaftlichkeit. Die einzelnen Verhältnisse der Menschen sind von dieser untrennbar, weil sie überhaupt die Bedingung ihrer Gesellschaftlichkeit ist. Jede Personifizierung von Wirtschaft und Kultur muss daran scheitern, dass es bei aller Mystifikation und Gläubigkeit kein persönliches Natursubjekt, keine naturmächtige Persönlichkeit geben kann. Daran scheitert jede Theorie des Menschen als verallgemeinertes Individualwesen, jede Ontologie, so fundamental sie auch sich zu behaupten sucht (vergl hierzu Martin Heidegger) und das beweist die ganze bisherige Geschichte. Dies hat Marx daher auch in seiner Einleitung zum "Band 1 des Kapitals" ausdrücklich festgestellt: "Weniger als jeder andere kann mein Standpunkt, der die Entwicklung der ökonomischen Gesellschaftsformation als einen naturgeschichtlichen Prozeß auffaßt, den einzelnen verantwortlich machen für Verhältnisse, deren Geschöpf er sozial bleibt, sosehr er sich auch subjektiv über sie erheben mag." (Marx, Kapital I MEW 23, S. 16) Ihrem Inhalt nach enthält Arbeit die praktische Beziehung der Menschen zum Gegenstand ihrer Bedürfnisse, zu deren Befriedigung sie aufgewendet werden muss und enthält von daher auch den Sinn für Lebensgestaltungen, aus dem allein sich erneutes Verlangen entwickeln kann. Von daher ist Arbeit auch immer nötig, um Geschichte zu bilden. Bedürfnis und Arbeit sind identische Momente der Bildungsgeschichte des menschlichen Reichtums, wesentliche Momente seiner Entwicklung, welche sich immer wieder erneut und auf höherer Differenzierung aus der Notwendigkeit des Aufwands zur Freiheit des menschlichen Subjekts einfindet. Diese wird kaum ohne Notwendigkeit sein können, weil Bedürfnisse, auch wenn ihr Sinn frei ist, immer notwendiges Verlangen darstellen, um durch Arbeit mit möglichst geringem Aufwand zur Möglichkeit einer optimalen Befriedigung zu gelangen - auch wo sie ausschließlich Kulturgüter erzeugt. Arbeit ist von dieser Seite nicht nur Notwendigkeit der Bedürfnisse, sondern zugleich auch deren Produktion als Gattungstätigkeit. "Das praktische Erzeugen einer gegenständlichen Welt, die Bearbeitung der unorganischen Natur ist die Bewahrung des Menschen als eines bewußten Gattungswesens, d.h. eines Wesens, das sich zu der Gattung als seinem eignen Wesen oder zu sich als Gattungswesen verhält. Zwar produziert auch das Tier. Es baut sich ein Nest, Wohnungen, wie die Biene, Biber, Ameise etc. Allein es produziert nur, was es unmittelbar für sich oder sein Junges bedarf; es produziert einseitig, während der Mensch universell produziert; es produziert nur unter der Herrschaft des unmittelbaren physischen Bedürfnisses, während der Mensch selbst frei vorn physischen Bedürfnis produziert und erst wahrhaft produziert in der Freiheit von demselben; es produziert nur sich selbst, während der Mensch die ganze Natur reproduziert; sein Produkt gehört unmittelbar zu seinem physischen Leib, während der Mensch frei seinem Produkt gegenübertritt. Das Tier formiert nur nach dem Maß und dem Bedürfnis der species, der es angehört, während der Mensch nach dem Maß jeder species zu produzieren weiß und überall das inhärente Maß dem Gegenstand anzulegen weiß; der Mensch formiert daher auch nach den Gesetzen der Schönheit. Eben in der Bearbeitung der gegenständlichen Welt bewährt sich der Mensch daher erst wirklich als ein Gattungswesen. Diese Produktion ist sein werktätiges Gattungsleben. Durch sie erscheint die Natur als sein Werk und seine Wirklichkeit. Der Gegenstand der Arbeit ist daher die Vergegenständlichung des Gattungslebens des Menschen: indem er sich nicht nur eine im BewuIßtsein intellektuell, sondern werktätig, wirklich verdoppelt und sich selbst daher in einer von ihm geschaffnen Welt anschaut. Indem daher die entfremdete Arbeit dem Menschen den Gegenstand seiner Produktion entreißt, entreißt sie ihm sein Gattungsleben, seine wirkliche Gattungsgegenständlichkeit und verwandelt seinen Vorzug vor dem Tier in den Nachteil, daß sein unorganischer Leib, die Natur, ihm entzogen wird." (MEW 40, S. 517f) Von daher stellt Arbeit selbst einen notwendigen Prozess der Geschichte dar, auch wenn sie die Menschen von ihrer Not immer wieder befreit. Bedürfnisse entstehen in der Beziehung der Menschen auf ihre Produkte frei von aller Not, bestimmen aber zugleich die Notwendigkeit eines Aufwands zu ihrer Befriedigung. Ohne die Bewältigung dieser gewordenen und dem Menschen auch schon immer innewohnenden Not seiner Natur kann es Freiheit auch überhaupt nicht geben, denn Freiheit kann nicht willkürlich sein, also nicht ohne wirkliche Befreiung von Not. Freiheit resultiert aus der Notwendigkeit und bestimmt sich zugleich in der Erzeugung von Notwendigem fort (siehe gesellschaftlich notwendige Arbeit). Die menschliche Geschichte selbst stellt sich als Befreiungsprozess dar, der von einer Notwendigkeit zur anderen kommt, der im Arbeitsprozess sich als Geschichte menschlicher Naturmächtigkeit ebenso erweist, wie als beständiges Verlangen, das seine Not immer wieder nur durch Arbeit und die Entwicklung der Arbeitsmittel wenden kann (siehe hierzu Historischer Materialismus). Die Entwicklung der menschlichen Arbeit für sich ist wesentlich die Entwicklung ihres wirtschaftlichen Zwecks, ihre Produktivität und das Maß ihrer Entwicklung. Was ihre Wirtschaftlichkeit ausmacht, das befördert auch die Geschichte der menschlichen Bedürfnisse. Alle intelligiblen oder mechanischen Errungenschaften der Produktion hat nicht nur die Wirtschaft, sondern immer auch die menschlichen Bedürfnisse weiter gebracht. Durch die Wirtschaft vollzieht sich auch in größerem Umfang die Ausbreitung der Bedürfnisvielfalt, also die Entwicklung des wirklich menschlichen Reichtums, und zugleich die Reduktion des geschichtlich entwickelten Arbeitsaufwands. Das war wohl der Grund, den Marx als notwendigen Grund erkannt hatte, als er von der Philosophie zur Ökonomie kam, um deren sophistische bürgerliche Gestalt in der Nationalökonomie (Volkswirtschaft) zu entschleiern. Die Produktivität der Arbeit galt ihm daher nicht einfach nur als beschleunigender Faktor der Arbeit, also nicht als bloße wirtschaftliche Rationalität, sondern als Bedingung gesellschaftlicher Bedürfnisse und Geschichte, als Befreiung der Menschen aus ihren natürlichen Unterworfenheiten, Moment der geschichtsbildenden Freiheit selbst, welche sich aus ihren Notwendigkeiten entwickelt. „Der wirkliche Reichtum der Gesellschaft und die Möglichkeit beständiger Erweiterung ihres Reproduktionsprozesses hängt ... nicht ab von der Länge der Mehrarbeit, sondern von ihrer Produktivität und von den mehr oder minder reichhaltigen Produktionsbedingungen, worin sie sich vollzieht. Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muss, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muss es der Zivilisierte, und er muss es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse sich erweitern; aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur am würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehen. Aber es bleibt dies immer in Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstages ist die Grundbedingung." K. Marx, Kapital III. MEW 25, 828. Die Notwendigkeit der Arbeit entspringt hierbei nicht einfach den Bedürfnissen der unmittelbaren oder gesellschaftlichen Natur; dem bloßen Verlangen nach einem Stoff. Sie selbst ist Verlangen des Unerfüllten, einer Not, die im Verhältnis der Arbeit ebenso entsteht, wie aus ihren Produkten. Als dies beides bilden sie neuen Sinn für etwas, das nicht ist und das zum Inhalt eines notwendigen Verlangens wird, in dessen Verwirklichung die Menschen auf sich zurückkommen, ihre Geschichte bilden wie sie ihre Bildung darin auch bestätigen. Es ist das produktive Bedürfnis, das als Verlangen nach dem Produkt, das ist, zugleich auch als Verlangen nach einer Produktion, die noch nicht ist, arbeitet. In der Produktion vermitteln sich menschliche Bedürfnisse aus dem gesellschaftlichen Zusammenhang der Menschen in ihrem Werden und Gewordensein, in ihrer Selbstunterscheidung als neues Verlangen, das aus der Wirklichkeit des Produkts hervorgeht, als Entwicklung der Vielfalt und Reichhaltigkeit menschlichen Seins, Ausbreitung und Verwirklichung menschlicher Sinnlichkeit in der Naturmächtigkeit einer menschlichen Gesellschaft, dem Gattungsleben der Menschen. Zugleich ist dies auch eine Wendung gegen die Rückbildung, die Vereinseitigung des Menschseins, gegen den sinnlichen und geistigen Mangel, welcher Verödung und Geschichtslosigkeit mit sich bringt. Diese ist in der Form der Lohnarbeit entfremdete Arbeit, durch welche die Naturmacht der menschlichen Gattung als Gesellschaftsmacht einer Fremdbestimmung gegen die Menschen besteht: "Das Gattungsleben, sowohl beim Menschen als beim Tier, besteht physisch einmal darin, daß der Mensch (wie das Tier) von der unorganischen Natur lebt, und um so universeller der Mensch als das Tier, um so universeller ist der Bereich der unorganischen Natur, von der er lebt. Wie Pflanzen, Tiere, Steine, Luft, Licht etc. theoretisch einen Teil des menschlichen Bewußtseins, teils als Gegenstände der Naturwissenschaft, teils als Gegenstände der Kunst bilden – seine geistige unorganische Natur, geistige Lebensmittel, die er erst zubereiten muß zum Genuß und zur Verdauung –, so bilden sie auch praktisch einen Teil des menschlichen Lebens und der menschlichen Tätigkeit. Physisch lebt der Mensch nur von diesen Naturprodukten, mögen sie nun in der Form der Nahrung, Heizung, Kleidung, Wohnung etc. erscheinen. Die Universalität des Menschen erscheint praktisch eben in der Universalität, die die ganze Natur zu seinem unorganischen Körper macht, sowohl insofern sie 1. ein unmittelbares Lebensmittel, als inwiefern sie [2.] die Materie, der Gegenstand und das Werkzeug seiner Lebenstätigkeit ist. Die Natur ist der unorganische Leib des Menschen, nämlich die Natur, soweit sie nicht selbst menschlicher Körper ist. Der Mensch lebt von der Natur, heißt: Die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozeß bleiben muß, um nicht zu sterben. Daß das physische und geistige Leben des Menschen mit der Natur zusammenhängt, hat keinen andren Sinn, als daß die Natur mit sich selbst zusammenhängt, denn der Mensch ist ein Teil der Natur. Indem die entfremdete Arbeit dem Menschen 1. die Natur entfremdet, 2. sich selbst, seine eigne tätige Funktion, seine Lebenstätigkeit, so entfremdet sie dem Menschen die Gattung; sie macht ihm das Gattungsleben zum Mittel des individuellen Lebens. Erstens entfremdet sie das Gattungsleben und das individuelle Leben, und zweitens macht sie das letztere in seiner Abstraktion zum Zweck des ersten, ebenfalls in seiner abstrakten und entfremdeten Form. Denn erstens erscheint dem Menschen die Arbeit, die Lebenstätigkeit, das produktive Leben selbst nur als ein Mittel zur Befriedigung eines Bedürfnisses, des Bedürfnisses der Erhaltung der physischen Existenz. Das produktive Leben ist aber das Gattungsleben. Es ist das Leben erzeugende Leben. In der Art der Lebenstätigkeit liegt der ganze Charakter einer species, ihr Gattungscharakter, und die freie bewußte Tätigkeit ist der Gattungscharakter des Menschen. Das Leben selbst erscheint nur als Lebensmittel." (MEW 40, S. 516). Arbeit als produktives Bedürfnis begriffen ist die Konstitution des Zusammenwirkens von Menschen, die Grundlage jeder Gesellschaft. Ihr Produkt ist die geäußerte Bedürftigkeit nach Verwirklichung eines eigenen Wesens, nach wirklicher Eigentümlichkeit des Menschen, welche einzeln wie allgemein als menschliches Eigentum, also individuell und gesellschaftlich zugleich existiert. In der Gesellschaft stellt sich das Arbeitsprodukt als Ganzes, als Zusammenführung von Arbeiten in ihrer Ganzheit und Zuführung zu Bedürfnissen als ganzer Lebenszusammenhang her. So wie dieses Eigentum hervorgebracht wird, existiert und in das Leben der Menschen zurückkommt, so ist ihre Lebensform, ihre Gesellschaft auch wirklich, d.h. geistig und sinnlich in der Gegenständlichkeit des Lebens vermittelt. Für Marx ist Arbeit in diesem Sinne der "Schlüssel zum Verständnis der gesamten Geschichte der Gesellschaft" (MEW 21, S.307). Arbeit ist also immer gegenständlich, befasst sich mit einem Gegenstand, den sie verändert und will hierdurch das ihr zugrunde liegende Bedürfnis verwirklichen als ein Verlangen im Lebenszusammenhang der Menschen, als einzelnes wie gesellschaftliches Bedürfnis zugleich. Von der gegenständlichen Arbeit unterschieden ist die Bewältigung von Aufwänden, welche unter der Bedingung der Arbeitsteilung aus der Wahrnehmung oder Selbstwahrnehmung erforderlich werden (z.B. Werbung, Information, Design, Mode, Dienstleitungen). Inwieweit hierfür gesellschaftliche Beziehungen und Mittel realisiert werden, hängt davon ab, wie weit hierbei Produkte von gesellschaftlicher Relevanz entstehen und die Bedürfnisse anderer Menschen betreffen. Arbeit ist in all ihren Momenten zusammen eine aufwendige Gestaltungstätigkeit des Menschen, dem Inhalt nach Lebensäußerung, Selbstvergegenständlichung, Leiden und Tätigkeit seiner Sinnlichkeit und Liebe in der Erzeugung seiner Lebenswelt als seine Kultur. Arbeit enthält Sinn und Geist und erfordert Kraft, Wissen und Verstand. Sie erzeugt Gegenstände, welche die gegenständliche Welt des Menschen ausmachen, seine Veräußerung als seine Lebensvielfalt, als menschlichen Reichtum, als das Dasein seiner Wesenskräfte als Gegenstand der Befriedigung seiner Bedürfnisse und als Lebensverhältnis seiner Kultur. “Gesetzt, wir hätten als Menschen produziert: jeder von uns hätte in seiner Produktion sich selbst und den andern doppelt bejaht. Ich hätte erstens in meiner Produktion meine Individualität, ihre Eigentümlichkeit vergegenständlicht und daher sowohl während der Tätigkeit eine individuelle Lebensäußerung genossen, als im Anschauen des Gegenstandes die individuelle Freude, meine Persönlichkeit als gegenständliche, sinnlich anschaubare und darum über allen Zweifel erhabene Macht zu wissen. Zweitens in deinem Genuß oder deinem Gebrauch meines Produkts hätte ich unmittelbar den Genuß, sowohl des Bewußtseins, in meiner Arbeit ein menschliches Bedürfnis befriedigt, also das menschliche Wesen vergegenständlicht, und daher dem Bedürfnis eines andern menschlichen Wesens seinen entsprechenden Gegenstand verschafft zu haben, drittens für dich der Mittler zwischen dir und der Gattung gewesen zu sein, also von dir selbst als eine Ergänzung deines eigenen Wesens und als ein notwendiger Teil deiner selbst gewußt und empfunden zu werden, also sowohl in deinem Denken wie in deiner Liebe mich bestätigt zu wissen, viertens in meiner individuellen Lebensäußerung unmittelbar deine Lebensäußerung geschaffen zu haben, also in meiner individuellen Tätigkeit unmittelbar mein wahres Wesen, mein menschliches, mein Gemeinwesen bestätigt und verwirklicht zu haben. Meine Arbeit wäre freie Lebensäußerung, daher Genuß des Lebens. [...] In der Arbeit wäre [...] die Eigentümlichkeit meiner Individualität, weil mein individuelles Leben bejaht. Die Arbeit wäre wahres tätiges Eigentum." (MEW 40, S. 462) Arbeit ist auch für sich und dem Inhalt nach, also von ihrer innern Seite her genommen, ein sinnvoller Aufwand, der Kraft für eine Verformung, also letztlich den Aufwand einer Bewegung verlangt (physikalisch:Arbeit ist Kraft mal Weg). Auch ein solcher Arbeitsbegriff verbindet einen Aufwand mit der Tätigkeit, durch welche ein Produkt durch Menschen und Maschinen erzeugt wird, das Menschen zur Verfügung stehen soll. Arbeit ist von dieser Seite der Begriff für den Aufwand zur Herstellung menschlicher und natürlicher Erzeugnisse - dies jedoch nicht ohne Sinn. Arbeit ist von ihrem Zweck nicht zu trennen. Solange Menschen Bedürfnisse entwickeln und Geschichte bilden, wird es Arbeit in einem mehr oder minder größerem Ausmaß geben - und sei es auch nur die Arbeit ihrer gesellschaftlichen Organisation und Bereitstellung von Technologie. Die Reduktion von Arbeit auf ihren Aufwand (siehe Wertkritik) ist selbst schon eine Formalisierung der Arbeit und entspricht der Erlebensweise von sinnentleerter Lohnarbeit. In der Absicht, die marxistischen Aussagen zum Proletariat im Stil des 19. Jahrhunderts zu überwinden, hat sich der Wertkritiker Robert Kurz dahin verstiegen, die Arbeit selbst als Moment des Kapitals anzusehen und demzufolge nicht auf die Überwindung des Kapitals, sondern - dem gleich bedeutend - auf die Abschaffung der Arbeit überhaupt zu spekulieren. Arbeit selbst sei ihrem Wesen nach wertförmig und nichts anderes als abstrakt menschliche Arbeit überhaupt. Dass Marx konkrete Arbeit als andauernde Notwendigkeit menschlichen Wirtschaftens ansieht (und von daher überhaupt zur Ökonomie vorgedrungen war), wird ihm als Widerspruch zu seinem Emanzipationsverständnis angelastet und von daher von einem "doppelten Marx" gesprochen, der einen Widerspruch seines Denkens nicht überwunden hätte. Und weil er so von Robert Kurz (miss)verstanden wird, brauche es auch Robert Kurz, der dies nun als "Postmarxist" vollbringen will. Doch indem Arbeit demzufolge als Begriff des physikalischen Aufwands mit dem der Lohnarbeit als Warenform der Arbeit gleichgesetzt wird, wird sie ihres gesellschaftlichen Widerspruchs enthoben, Reichtumbildnerin zu sein und unter der Formbestimmung des Werts abstrakten Reichtum zu schaffen. Die ganze Marxsche Begrifflichkeit wird damit auf den Kopf gestellt: Die bloße Aneignung der Produkte wird zum Inhalt der Emanzipation, die nichts anderes als die Emanzipation von Aufwänden mehr sein kann. Ist dieser Widerspruch begrifflich aufgelöst, so ist auch keine Veränderung der Form mehr nötig. Die Hervorkehrung einer begriffslosen Arbeit ist also nichts anderes als eine Selbstverstümmelung des Begreifens der Dialektik von Form und Inhalt, Auflösung substanziellen Denkens. Es verbleibt alleine die politische Forderung des Habens, das Haben-Wollen dessen, was es "eigentlich" schon gibt. Es ist dies letztlich ein gottergebenes Denken in Gegebenheiten, das sich dadurch kritisch gibt, dass es Arbeit als negativ besetzte intellektuelle Begriffsidentität hiergegen hält. Hierfür wird gerne ein Zitat von Marx verwendet, das auf das historische Wesen der Arbeit in der Form der Privateigentum schaffenden Tätigkeit eingeht: "Die Arbeit ist ihrem Wesen nach die unfreie, unmenschliche, ungesellschaftliche, vom Privateigentum bedingte und das Privateigentum schaffende Tätigkeit. Die Aufhebung des Privateigentums wird also erst zu einer Wirklichkeit, wenn sie als Aufhebung der Arbeit gefaßt wird." (Karl Marx, Über Friedrich Lists Buch "Das nationale System der politischen Ökonomie", 1845) Darin aber hat Marx lediglich ausgesprochen, dass es in dem darin gesteckten geschichtlichen Rahmen von selbst, also selbstverständlich darum geht, eine Arbeit zu Ende zu führen, die Verwirklichung der Arbeit in einer bestimmten Gesellschaft zu erreichen. Zur selben Zeit (1844) hat er daher auch geschrieben: »Unser Wahlspruch muß also sein: Reform des Bewußtseins nicht durch Dogmen, sondern durch Analysierung des mystischen, sich selbst unklaren Bewußtseins, trete es nun religiös oder politisch auf. Es wird sich dann zeigen, daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen. Es wird sich zeigen, daß es sich nicht um einen großen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft handelt, sondern um die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit. Es wird sich endlich zeigen, daß die Menschheit keine neue Arbeit beginnt, sondern mit Bewußtsein ihre alte Arbeit zustande bringt.« (MEW 1, S. 346). Es geht also darum, dass etwas nur darin zu Ende geführt wird, dass man es wirklich zustande bringt, dass Arbeit in ihrem Aufwand zur Nebensache wird, damit sich der Mensch seiner Sache bewusst sein kann, die er als Versachlichung seiner Lebenstätigkeit erkennt. Insgesamt macht Arbeit die Verwirklichung menschlicher Bedürfnisse und erzeugt daher durch ihre Produkte als Potenziale menschlicher Sinnbildung, als konkrete Entwicklung menschlicher Sinnlichkeit zu wirklichem Lebensreichtum. Die Befriedigung der Bedürfnisse für sich selbst ist also nicht der Zweck der Arbeit, sondern ihr Verlauf in der Geschichte der Selbsterzeugung des Menschen, in der Bildungsgeschichte der Menschheit. Produktion und Konsumtion haben ein und denselben Zweck, in welchem die Menschen sich gesellschaftlich verhalten, nicht als einzelne Individuen, von denen das eine produziert, was das andere braucht - oder umgekehrt. Es geht bei der Arbeit immer um einen Bildungsakt, gleich, welcher Aufwand hierfür nötig ist, um Sinnbildung, um menschliche Kultur, die nicht von ihren Momenten und dem Akt ihrer Entstehung unterschieden ist. Arbeit ohne Wirklichkeit, als bloßer "Entfaltungsprozess des menschlichen Subjekts", das vermittelst der Arbeit zur "klassenlosen Gesellschaft" gelangen würde (siehe auch "Diktatur des Proletariats"), ist reine Spekulation (siehe Arbeiterbewegung), wie es auch umgekehrt rein spekulativ ist, Arbeit jenseits eines gesellschaftlichen Verhältnisses, also unabhängig und unnötig für die Befriedigung gesellschaftlich sich fortbestimmender Bedürfnisse anzusehen (siehe Wertkritik). "Die Gesellschaft als ein einziges Subjekt betrachten, ist, sie überdem falsch betrachten - spekulativ. Bei einem Subjekt erscheinen Produktion und Konsumtion als Momente eines Akts. Das Wichtigste ist hier nur hervorgehoben, daß, betrachte man Produktion und Konsumtion als Tätigkeiten eines Subjekts oder einzelner Individuen, sie jedenfalls als Momente eines Prozesses erscheinen, worin die Produktion der wirkliche Ausgangspunkt und darum auch das übergreifende Moment ist. Die Konsumtion als Notdurft, als Bedürfnis ist selbst ein innres Moment der produktiven Tätigkeit. Aber die letztre ist der Ausgangspunkt der Realisierung und daher auch ihr übergreifendes Moment, der Akt, worin der ganze Prozeß sich wieder verläuft. Das Individuum produziert einen Gegenstand und kehrt durch dessen Konsumtion wieder in sich zurück, aber als produktives Individuum, und sich selbst reproduzierendes. Die Konsumtion erscheint so als Moment der Produktion." (MEW 13, S. 625f) Arbeit ist aber auch nicht davon zu trennen, was den geschichtlichen Stand in der Entwicklung der Arbeit und der Produktionsmittel ausmacht, ob z.B. die Kraft durch Menschenkraft oder Maschinenkraft oder durch Automaten oder chemische Prozesse (z.B. photochemische Reaktionen in der Chiperzeugung) erbracht wird. Für die bisherige gesellschaftliche Entwicklung stand der Aufwand, den Arbeit ausmachte, dadurch im Widerspruch zu ihrem Sinn und Zweck, dass in allen bisherigen Gesellschaftsformen Kraftaufwand und Zweck der Arbeit, nach jeweiligen Machtstrukturen gegensätzlich aufgeteilt und der Aufwand weitgehend Lebensbestimmung derjenigen war, welche keine Macht darin hatten. Die gesellschaftliche Funktion der Arbeit in der Notwendigkeit eines Aufwandes verrät auch noch die Sprache: Im Germanischen bedeutete es "Mühsal", indoeuropäisch: Tätigkeit der Waisen, der Randständigen. Arbeiter waren auch schon im Römischen Reich nicht nur Sklaven, sondern auch Proleten., und das waren dort "Freie", die keine Steuer mehr bezahlen konnten, oft abgewirtschaftete Beamten oder Söldner oder Waisen oder andere, die zu einer sozialen Randgruppen geworden waren. Der Arbeitsbegriff hatte sich also schon immer mit der Auffassung zwischen Freiheit und Notwendigkeit in der Stellung zur Arbeit bewegt, welche die Geschichts- und Gesellschaftsepochen von ihrer Produktionsweise hatten: In der Sklavenhaltergesellschaft war es die Arbeit der Sklaven für die Herrscher, in der bürgerlichen Gesellschaft war es der Aufwand für die nackte Existenz zu Gunsten des Warenbesitzes - und für die darin aufkeimende Gesellschaft eines menschlichen Lebenszusammenhangs wird sich Arbeit als freie Einsicht in das Nötige für eine menschliche Gesellschaft ergeben, wie es im Begriff der Arbeit als Kulturbegriff, als Einheit von Lebensäußerung und Lebensbildung schon angelegt ist (siehe z.B. Kommunismus), die nicht nur nützliche Dinge, sondern vor allem auch Kulturgüter erzeugt. Zu ihrer Verwirklichung stehen die Voraussetzungen gut. Im Lauf der Geschichte, vor allem durch die Entwicklung der Wissenschaften, der Intelligenz und der Technologie, aber auch durch die wirtschaftlichen Erfordernisse der Mehrwertproduktion, wurde das Potenzial der Kraftaufwendung und auch des Ablaufalgorithmus der Arbeit immer mehr auf Maschinen übertragen und es macht einen gewaltigen Unterschied, ob Arbeitskraft durch Menschen oder durch Sachen aufgewendet wird. Von daher wird der Mensch als bloße Arbeitskraft in dem Maße unnötig, wie die Entwicklung der Produktionsmittel ihn von der Anstrengung der Arbeit befreiten und er um so mehr als planvoller Bildner seines Reichtums im subjektiven Sinn auftreten könnte: Als Erzeuger und Träger seiner Kultur. Als wichtigstes Produkt der Arbeit ist unter der Formbestimmung des Kapitals immerhin die Entwicklung der Produktionsmittel entstanden. In der Produktion der Produktionsmittel steckt der organische Kern der bisherigen Menschheitsgeschichte, die ihre Verwirklichung in einer produktiven Gesellschaft findet, einer Gesellschaft von Menschen, die ihr Leben frei bilden und gestalten können, soweit ihre Einsicht in das gesellschaftlich Nötige reicht. Dem widerspricht allerdings immer noch die Form der kapitalistischen Produktion. Da hierin alles als Privatbesitz in der Form von Waren gesellschaftlich vermittelt ist, wird es vom Standpunkt seiner privaten Nützlichkeit besessen, also vor allem auch zur Vorteilnahme gegen andere benutzt. Von da her haben die Besitzer der Produktionsmittel ihren Nutzen aus der Vernutzung der Arbeitskraft der Menschen, die nichts anderes als diese besitzen, gewonnen, indem sie diesen den verblieben Kraftaufwand abverlangten. Weil sie hierdurch nur arbeiten konnten, um ihre Existenz vermittelst ihres Arbeitslohns zu fristen und somit von der gesellschaftlichen Entwicklung weitgehend ausgeschlossen waren, wurde ihnen Arbeit zum Diktat einer gesellschaftlichen Macht, welche den Privatbesitz ausmacht und fortbestimmt: Die Verfügung über die Potenzen der gesellschaftlichen Entwicklung. Produktionsmittel verschaffen unter dieser Bestimmung Kapital und Kapital verschafft die Unterwerfung aller Menschen unter seine Entwicklungsziele. Vom Standpunkt der heutigen Geschichte ist die Form der kapitalistischen Gesellschaft als privates Besitzverhältnis gegenüber den gesellschaftlichen Potenzen der Arbeit vollständig überkommen. Die Produktion nur für einen nur geldwerten Zweck findet keine gesellschaftliche Realität und befriedigt lediglich fiktives Kapital, soweit es in der Lage ist, sich hier und da noch zu beschäftigen, d.h. sich in Produktionsabläufe einzuklinken. Zu 98 % besteht es nur als reine Finanzmasse in privater Hand, das die Nutzung von Arbeit erheischt. Diese wird umso sinnentleerter, je mehr sie durch die Beschäftigungsfiktion des Kapitals bestimmt ist - und das treibt den Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung zur barbarischen Auspressung von menschlichem Leben durch Verwertung und Unterwerfung aller Lebensmomente der Kultur und Natur, durch Lebensisolation. Die Arbeit selbst wurde zu einem sinnentleerten Träger geldwerter Interessen, die über gesellschaftliche Macht vermittelst abstrakten Vermögens verfügen. Durch den hoch entwickelten, den globalisierten Kapitalismus, der sich längst aus seinem historischen Zweck heraus entwickelt hat (siehe "Die Globalisierung und das Ende der bürgerlichen Gesellschaft"), wird jede Form einer gesellschaftlichen Verteilung des Reichtums zunehmend unmöglich, weil Arbeit unvermittelbar wird. Und so wird alles, was Reichtum der einen bedeutet, zur unmittelbaren Not der anderen. Die Krisen dieser Entwicklung sind unumkehrbar und Arbeit selbst auf die Ebene menschlicher Prostitution gedrückt: Herausgabe aller sinnlichen Lebensmomente zur Erheischung einer isolierten Existenzmöglichkeit. Andererseits wird Arbeitslosigkeit zu einem grassierenden Pendant hierzu, das sich nur noch im Erlebensalltag von der Lohnarbeit unterscheidet. Weil Arbeit gegenständliches Leben ausmacht, wird jeder Mensch, wenn er von seinem Gegenstand getrennt ist, einen subjektiven wie objektiven Schmerz erleiden, weil ihm in der Trennung von seinem Gegenstand seine Welt, seine Gesellschaft und sein Leben entäußert und in fremder Hand ist (siehe Entfremdung). Die Arbeitsmittel sind Produktionsmittel, Werkzeuge oder Automaten. Das ändert nichts an ihrem Sinn. Werkzeuge und Automation kann Arbeit nicht ersetzen, sie kann nur den Kraftaufwand, die Arbeitszeit und den Streckenaufwand mindern, kann die Produktion mit neuen Potenzen ausstatten und das Verhältnis von geistigen und körperlichen Anteilen der Produktion verändern. Das "Reich der Notwendigkeit" wird sich mit den wachsenden Potenzen der Arbeitsmittel zugunsten des "Reichs der Freiheit" aber nur wirklich verringern, wenn sich der Fortschritt der Produktivkraft durch die Verkürzung des Arbeitstags bis zu seinem Minimum umsetzt. Dem allerdings stehen die Interessen des Kapitals entgegen, solange es dies gibt. Es verlangt also die Aufhebung des Kapitalismus, damit Arbeit selbst in Freiheit geschieht (s. Krise, Kommunismus), d.h. in die gesellschaftliche wie einzelne Einsicht in die Notwendigkeiten der Anliegen und Potenzen der Arbeit In der bürgerlichen Gesellschaft existiert Arbeit als Erwerbsarbeit (siehe Lohnarbeit), als reine Kraftaufwendung zur Erbringung eines Besitzes, als Tätigkeit, die für eine bestimmte Zeit zu einem bestimmten Preis unter vorbestimmtem Wert gemietet und vom Besitzer der Produktionsmittel genutzt wird. In solchem Verhältnis stehen die Besitzer der Arbeitskraft als Menschen, die keine Sache besitzen den Besitzern der Produktionsmittel gegenüber, also jenen, welche über die produktiven Potenzen der Arbeit verfügen, als gesellschaftliche Klassen gegenüber (siehe Klassengegensatz). Dieser Gegensatz hat sich vertieft in den Besitz an Lebenskräften (Energie, Arbeitskraft, Rohstoffe, Boden) und den Besitz an Geld. Diese Klassenförmigkeit hat auch durch die Globalisierung, durch die weltweite Aufspaltung der Arbeitsteilung in Parzellen jenseits großer Industrieanlagen, durch die vollständige Isolation der Arbeit bis hin zur Ich-AG nicht aufgehoben, weil sie eine Kategorie des Besitzstandes ist, wie er im Gegensatz zum Eigentum formiert ist. So mag es zwar so scheinen, dass Arbeit für sich keine ökonomische Form mehr im Leben der Menschen hat, kein Proletariat. Dies ist aber nicht richtig, wenn Proletariat im eigentlichen Sinne des Wortes verstanden wird: Bildner des Reichtums als Objekt der Verarmung. Die ist mittelbar und unmittelbar in einem: unmittelbar, sofern eigenes Leben in die Bildung der gesellschaftlichen Gegenständlichkeit von Reichtum eingeht, mittelbar, sofern die Gesellschaft die einzelnen Menschen als Potenz der Armut nutzt (z.B. als gesellschaftliche Reserve zur Bedrängung und Drucksetzung der Menschen zu irgendeiner besitzbildenden gesellschaftlichen Aktivität). Gesellschaftlicher Reichtum in der Form des Kapitals erzwingt durch dessen Logik immer die Armut und Verarmung der Menschen, welche alleine durch den Besitz ihrer Arbeitskraft existieren. Auch wenn sie nicht mehr an einer gesellschaftlichen Produktionsstätte (z.B. Industriearbeit) versammelt sind, haben sie keine andere Funktion für das Kapital als die, seinen Reichtum zu schaffen und zu erweitern, um sich selbst zu erhalten. Wer hierbei nach einer "neuen Qualität der Arbeit" sucht oder sie als gänzlich aufgehoben beschreibt oder die bestehenden Lebenszusammenhänge der Menschen als "Multitude" bezeichnet, ist dem Anschein der globalen Verhältnisse erlegen, dass das Kapital nicht mehr auf der Ausbeutung von Arbeitskraft gründet - nur, weil diese global zur Ausbeutung von Lebenskraft überhaupt geworden ist. So erscheint es dem fleißigen Intellekt mit viel politischem Willen zwar geläufig, dass er seine Ernährung, Kleider und Möbel mit Produkten aus Taiwan, Indien, Afrika, China, Korea usw. zusammensetzt, nicht aber, dass damit menschliche Arbeitskraft, Lebenszeit von Menschen zu Billigpreisen verramscht wird, weil nur hierdurch das globale Kapital funktioniert. Nicht nur, wo es hier und da mal besonders auffällig wird, wenn indische Currybauern ihre Nieren für reiche Amerikaner und Westeuropäer verkaufen müssen, um das Saatgut für die Würze ihrer Edelküchen einkaufen zu können, sondern auch im ganz gewöhnlichen Alltag des Devisenhandels wird Ausbeutung evident, wenn nämlich ihre Währungseinheit zu einem Wert getauscht wird, der ihre Lebensaufwendungen auf einen Bruchteil der unsrigen herunterdrückt. Bei uns liest man dann etwas verwundert, dass die Leute dort mit 2 Dollar pro Tagesverdienst auskommen können. Dies ist Armut pur, die nicht aus der Armut entsteht, sondern aus Reichtum. Auch im weitesten Sinne des Wortes wird Armut zum Synonym von Selbstaufhebung durch den abstrakten Reichtum des Geldbesitzes (siehe Dienstleistungsgesellschaft): Verarmung an Kraft, Geist, Vielfalt und Bedürfnis als Existenznotwendigkeit von Selbstverlust, Mythologie, Einfalt und Gier - nicht, weil das Kapital das Böse in sich trüge und uns dahin zwänge, sondern weil es sich nur bildet, wo wir seine Kultur genießen, durch die es eine Welt des Konsums totalisieren kann (s.a. Tittytainment), um seine Macht allseitig als seinen privaten Reichtum, also um die Abhängigkeit der Menschen von sich zu vermehren (siehe auch Kulturkritik). | ![]() |