"Es ist also die Geschichte der Natur wie der menschlichen Gesellschaft, aus der die Gesetze der Dialektik abstrahiert werden. Sie sind eben nichts andres als die allgemeinsten Gesetze dieser beiden Phasen der geschichtlichen Entwicklung sowie des Denkens selbst." (F. Engels, Dialektik der Natur. Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen, MEW 20, S. 348 "Die materialistische Lehre von der Veränderung der Umstände und der Erziehung vergißt, daß die Umstände von den Menschen verändert und der Erzieher selbst erzogen werden muß. Sie muß daher die Gesellschaft in zwei Teile - von denen der eine über ihr erhaben ist - sondieren." MEW Bd.3, S. 533 bis 535). Eines der katastrophalsten Missverständnissee der "materialistischen Lehre" der sozialistischen Wissenschaften war der Analogschluss von Friedrich Engels zur Entwicklung der Natur im Verständnis, der Dialektik als Wahrheit von natürlichen Verhältnissen ansah und damit alle Verhältnisse wesentlich als objektiven Ausdruck einer Bewegung der Natur ansah, und damit alle Substanz der Dialektik selbst letztendlich alsOntologie einer naturalisierten Bewegung inbegriffen wissen wollte: „Die Dialektik ist ... weiter nichts als die Wissenschaft von den allgemeinen Bewegungs- und Entwicklungsgesetzen der Natur, der Menschengesellschaft und des Denkens.“ (F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20, S.131f.) Für Engels gab es also kein "gemeinsames Drittes", das sich aus der abstrakten Identität einer immanenten Entgegensetzung (siehe abstrakt Allgemeines). Er hatte damit die ganze marxistische Dialektik, wie sie Karl Marx aus der Auseinandersetzung mit Hegel mit seiner Fassung der kapitalistischen Gesellschaft durch die Wertform des Geldes und erläutert hatte, in eine plumpe Bewegungslehre von "Wechselwirkungen" gleicher Art verzaubert, wie sie nicht simpler analogisiert werden Kann: „Die Bewegung ist die Daseinsform der Materie. Nie und nirgends hat es Materie ohne Bewegung gegeben, oder kann es sie geben.“ (F. Engels, Anti-Dühring, MEW Bd.20, S.55) Jede Ontologie weicht einer substanziellen Beweisführung für die subjektiven Notwendigkeit der menschlichen Praxis aus und verfestigt die Verhältnisse durch die Verselbständigung einer quasi-religiösen Verewigung der Lebenspflichtigkeiten einer abstrakten Logik, die sich nur durch Erziehung vermitteln lässt. Dem wollte Marx schon früh vorbeugen: "Die materialistische Lehre von der Veränderung der Umstände und der Erziehung vergißt, daß die Umstände von den Menschen verändert und der Erzieher selbst erzogen werden muß. Sie muß daher die Gesellschaft in zwei Teile - von denen der eine über ihr erhaben ist - sondieren." MEW Bd.3, S. 533 bis 535). Es haben sich daher aus dem Naturverständnis von Friedrich Engels im Lauf der Geschichte des wissenschaftlichen Sozialismus zwei fundamental gegensätzliche Interpretationen entwickelt: der "Dialektischen Materialismus" und der "Historischen Materialismus". Der dialektische Materialismus hat sich vor allem durch die Werke von Josef Stalin zu einer Doktrin der Masse entwickelt, wodurch er den staatspolitischen Opportunismus des kommunistischen Kaderers zu einer politischen Strömung eines "Marxismus-Leninismus" zusammenbrachte. Während der historische Materialismus nach Karl Marx in seinem ursprünglichen Sinn und Zweck von einer geschichtlich durch die Form der Naturaneignung kämpfenden ohnmächtigen und herrschenden Klassen der Dialektik ausging, die aus ihrem Mangel heraus neue Wirklichkeiten entstehen lässt, behauptet die stalinistisch begründete Dialektik eine Naturnotwendigkeit, die mit der Anreicherung ihrer Masse, also durch die Quantifizierung ihrer Differenzen die Notwendigkeit eines "qualitativen Sprungs" zu einem neuen Inhalt ihrer Wirklichkeit ergeben würde. Von daher wurde seine Dialektik zu einer übernatürlichen Doktrin, welche die Geschichte aus der Vernichtung der Hemmnisse zur Verwirklichung einer "neuen Qualität" der Lebensverhältnisse verwirklichen wollte. Die Ähnlichkeit mit den Grundgedanken der nationalsozialistischen Ideologie ist darin eigentlich unübersehbar. Zwar sind es nicht natürlich scheinende Gestaltungen (siehe Rassismus), wohl aber soll Dialektik das Naturprinzip ihrer Geschichte sein: „Die Natur ist die Probe auf die Dialektik, und wir müssen es der modernen Naturwissenschaft nachsagen, dass sie für diese Probe ein äußerst reichliches, sich täglich häufendes Material geliefert und damit bewiesen hat, dass es in der Natur, in letzter Instanz, dialektisch und nicht metaphysisch hergeht, dass sie sich nicht im ewigen Einerlei eines stets wiederholten Kreises bewegt, sondern eine wirkliche Geschichte durchmacht. Hier ist vor allen Darwin zu nennen, der der metaphysischen Naturauffassung den gewaltigsten Stoß versetzt hat durch seinen Nachweis, dass die ganze heutige organische Natur, Pflanzen und Tiere und damit auch der Mensch, das Produkt eines durch Millionen Jahre fortgesetzten Entwicklungsprozesses ist.“ (Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft [Anti-Dühring], MEW Bd.20, S. 26) Nach dem Dialektischen Materialismus von Engels wäre der Antrieb der Geschichte ebenso natürlich, wie auch die Natur immer schon durch eine materielle Logik ihrer Evolution die menschliche Geschichte begründet habe, als ob die Materie selbst schon Dialektik sein könne, als ob eine Dialektik der Materie deren Geschichte als Geschichte des zum Menschen gewordenen Affen zu verstehen sei. Schon in der Bezeichnung zeigt sich, dass "dialektischer Materialismus" ein Widersinn in sich ist. Aus dem Material seiner Natur lässt sich niemals erkennen, warum der Mensch zum Subjekt der Naturgeschichte werden konnte, wie und warum allein schon aus einer Aneignung natürlicher Stoffe und Energien die menschliche Naturmächtigkeit zu begreifen wäre, wie und warum die Menschen über die Aneignung ihrer Natur, durch ihre Arbeit komplexe gesellschaftliche Verhältnisse, ein zivilisiertes Sozialwesen entstehen lassen konnten, die "im Guten wie im Schlechten" einen Organismus ihrer Gesellschaften entwickeln konnte, der weit über ihr Material hinausreichte. "Das praktische Erzeugen einer gegenständlichen Welt, die Bearbeitung der unorganischen Natur ist die Bewährung des Menschen als eines bewußten Gattungswesens, d.h. eines Wesens, das sich zu der Gattung als seinem eigenen Wesen oder zu sich als Gattungswesen verhält. Zwar produziert auch das Tier. Es baut sich ein Nest, Wohnungen, wie die Biene, Biber, Ameise usw. Allein es produziert nur, was es unmittelbar für sich oder sein Junges bedarf; es produziert einseitig, während der Mensch universell produziert; es produziert nur unter der Herrschaft des unmittelbaren physischen Bedürfnisses, während der Mensch selbst frei vom physischen Bedürfnis produziert und erst wahrhaft produziert in der Freiheit von demselben; es produziert nur sich selbst, während der Mensch die ganze Natur reproduziert; sein Produkt gehört unmittelbar zu seinem physischen Leib, während der Mensch frei seinem Produkt gegenübertritt. Das Tier formiert nur nach dem Maß und dem Bedürfnis der Spezies, der es angehört, während der Mensch nach dem Maß jeder Spezies zu produzieren weiß und überall das inhärente Maß dem Gegenstand anzulegen weiß." (MEW Bd.3, S. 516f) Friedrich Engels wollte in seinem Verständnis von Dialektik eine "Dialektik der Natur" erkannt haben. Die geriet aber sogleich – ganz undielektisch – zum Dogmatismus einer fatalen Dialektik einer Ontologie, welche sich im Stalinismus des Dialektiktischen Materialismus gewaltsam gegen die Wahrheit seiner Geschichte durchgesetzt hatte. Es entzieht sich nämlich Natur jedweder Dialektik, denn sie besteht zwischen Geburt (lat. Natus) und Tod, betreibt dabei aber keine Nichtung ihres Wesens. Sie ist also immer schon im Teil wie auch im Ganzen, im Einzelnen wie im Allgemeinen immer schon substanziell existent und kann nicht Wirklichkeit irgendeiner Abstraktion sein und bedarf daher auch keiner sonderlichen Erkenntnis. Und deshalb hat Dialektik auch keine Natur außer der, die sie selbst vernutzt. Eine natürliche Dialektik bliebe bloßer Unsinn (siehe hierzu auch Dialektischer Materialismus). Doch die Natur ist das Material ihrer Geschichte (siehe hierzu auch Historischer Materialismus). Nicht die Natur der Menschen verwirklicht sich in ihrer Gesellschaft, sondern der Mensch verwirklicht seine gesellschaftliche Natur durch seine Naturmächtigkeit im Reichtum seiner gegenständlichen Lebenswelt. Demnach sei die bisherige Geschichte eine Geschichte des natürlichen Nutzens, die sich als spezifische historisch Form im Verlauf der "Menschwerdung" objektiv aus der Produktivität der Arbeit und dem gesellschaftlichen Nutzen ihrer Produkte begreifen ließe. Der gesteigerte Nutzen der Produktivität stelle sich in einer gesteigerten Nutzen von Gebrauchswerten durch die Aufhäufung einer Mehrproduktion der produktiven Arbeit dar. Aber zugleich würde mit den Fortschritten in der Produktivität der Arbeit deren Produkte immer ungerechter verteilt (siehe Verteilungsungerechtigkeit), weil vor allem die Kapitalisten kraft ihres Geldvermögens, also durch ihren Geldbesitz sich daran bereichern könnten, während die arbeitenden Menschen immer ärmer werden würden, weil ihnen dieser Reichtum hierdurch entzogen wäre. Eine gerechte Verteilung der nützlichen Güter müsse daher das revolutionäre Bestreben der Arbeiterklasse ausmachen (siehe Arbeiterbewegung), Sinn und Zweck der gesellschaftlichen Fortentwicklung eine Diktatur der arbeitenden Subjekte (siehe Diktatur des Proletariats) sein, die als Masse der Werktätigen eine Vergemeinschaftung des gesellschaftlichen Fortschritts durch Arbeiterkonföderationen aus dem gesellschaftlichen Vermögen ihrer Arbeitskräfte bestimmen sollen was sie für ihrer Bedürnisse zu produzieren und zu bekommen haben (siehe hierzu auch Realsozialismus). Nach Marx ist die "Entwicklung der ökonomischen Gesellschaftsformation" ein "naturgeschichtlicher Prozess" (Marx, Kapital I MEW 23, S. 16), wie er durch die Naturaneignung der menschlichen Arbeit als Materialisierung der menschlichen Wesenskräfte entwickelt, wie sie aus der Naturmächtigkeit einer menschlichen Gesellschaft gebildet worden war. Der Prozess des Lebens, wird von daher allerdings gerne auch als "Dialektik der Natur" interpretiert, wie sie explizit von Friedrich Engels - praktisch als "Dialektik des Lebens schlechthin - formuliert worden war. Doch alles Leben vollzieht sich in Raum und Zeit, daher nicht einfach objektiv logisch, sondern wesentlich als Geschichte. Es kann sich zwar äußern, doch es kann nicht wirklich außer sich sein und also auch nicht veräußert und nicht zu einer bloßen Form entäußert werden. Weil Leben in jedweder Form durch sich selbst immer organisch ist, hat es weder einen subjektiven, noch einen objektiven Begriff. Es kann deshalb nur durch seine Geschichte und deren Ressourcen begriffen werden. Die Natur ihrer Dialektik ist also nicht voraussetzungslos in einr natürliche Form gegeben. Als Material der Arbeit war sie selbst schon gesellschaftlich als stoffliche Bedingung des Lebens, als das naturgeschichtliches Produkt eines naturmächtigen Lebensprozesses der Menschen und ihrer bisherigen Lebensproduktion. Um wie eine Lebensbedingung für sie zu sein, muss sie schon in der bisherigen Geschichte einer gesellschaftlichen Arbeit durch eine ihnen notwendige Naturaneignung erzeugt worden sein (siehe historischer Materialismus), bevor sie durch die Privatarbeit für eine Warenproduktion zur Produktion von Wert und Mehrwert konsumiert werden kann. Leben kann also nicht dialektisch determiniert sein. Jedes Wesen kann sich nur in seiner Geschichte, in seinem Werden und Vergehen verwirklichen und ausdrücken. Sein geschichtliches Material bestand schon immer in seinen Epochen objektiv aber nur historisch gegenständlich - und ließ sich als Geschichte der menschlichen Subjekte nur in einem Historischer Materialismus erklären, der diese Entwicklung subjektiv, also von der Tätigkeit menschlicher Subjekte, von menschlicher Arbeit begründet. So wurde in den bisherigen Epochen der Gesellschaften das jeweils unterschiedliche Vermögen ihrer Naturaneignung durch den objektiven Stand der Produktivkräfte ihrer Arbeit zu ihrem gesellschaftlichen Reichtum. In den Epochen der historischen gesellschaftlichen Form ihrer Produktionsweise war jeweils ein "naturgeschichtlichen Prozess" ihrer gesellschaftlichen Funktion als Naturmacht der sozialen Verhältnisse ihrer Produktionsweise verwirklicht. Dies bedeutet aber nicht, dass sich darin eie "Dialektik der Natur" (Friedrich Engels) als ein geschichtliches Prinzip einer objektiven Determinante der Natur "entfaltet" hätte, aus der alle weitere Geschichte abzuleiten wäre. Dadurch wäre jede gesellschaftliche Geschichte objektiv bestimmt und von daher ihre Freiheit durch ihre objektive Vernunft, durch ein "objektives Sollen" des "Weltgeistes" der Natur (Hegel) bestimmt. Freiheit sei eine Einsicht in die Notwendigkeit meinte zuerst Hegel, der hieraus das Prinzip der Aufklärung entwarf, dass einer Einsicht in die Notwendigkeit einer Sache ihre Vernunft offenbart werden würde und eine Freiheit ihr gegenüber begründet wäre, weil sie dann nicht mehr als Zwang, sondern als vernünftiges Bedürfnis in einem vernünftigen Leben inbegriffen sei - eben dass man ein Bedürfnis nach einer objektiven Vernunft der Sache erwerben müsse, weil darin das objektive Sollen der Weltgeschichte gegenwärtig sei. Friedrich Engels hatte dieses Verständnis von Hegel übernommen. Dem aber hatte Marx entgegen gestellt, dass Freiheit nur dort gewährt sei, wo jeder Mensch seinen Notwendigkeiten nachgehen könne, also das tun könne, was ihm nötig ist. Das hat mit einem philosophischen Verstand von Einsicht wenig zu tun und zeigt einen wesentlichen Unterschied zwischen Marxens gesellschaftlichen Begriff und dem aufklärerischen Denken von Engels. In der politischen Diskussion erfolgten hieraus elementare Missverständnisse, da Einsicht in das Notwendige vor allem die instrumentelle Vernunft aus der Kritik der Praktischen Vernunft nach Immanuel Kant totalisierte. Von da her wurde aus dem historischen Materialismus nach Marx von Engels eine deterministische Auffassung des so genannten dialektischen Materialismus entwickelt. Eine "materialistische" Dialektik der Natur bleibt allerdings für immer naturbestimmt, zeitlos ontologisch (siehe auch Fundamentalontologie), könnte sich also im Allgemeinen nur durch eine Genealogie, als Entwicklungsfolge phänomenologisch begriffener Ereignissen verstehen lassen. Sie wäre nur durch ihre geschichtlichen Phänomene Beziehungen zu beschreiben, sozusagen als Erbfolge von Ereignissen einer an und für sich grundlosen Geschichte zu erzählen, die sich durch das Wirken geschichtlicher Persönlichkeiten zugetragen habe, – um ihrer objektiven Beziehungslosigkeit ein übernatürliches Recht vereinzelter Wesen zu verleihen. Solche Geschichte besteht aus Vorstellungen vergangener Wirklichkeiten durch die Erzählung von Verwesungen. Das sinnliche Subjekt des Lebens ist darin erst durch und nach seinem Tod zu erkennen, also im Grund nur Vergangemheit und nicht wirklich gegenwärtig. Von daher ist solche Dialektik die Grundlage deterministischer Theorien (siehe hierzu auch Strukturalismus), deren Fortbestimmungen sich ontologisch je-einzeln aus dem "Sinn des Seins" (siehe auch Martin Heidegger) über alle Existenzen hinweg (siehe auch Fundamentalontologie) bestimmen lässt. Geschichte verbleibt darin eine strukturelle Folge sich äußerlich bleibender Substanzen, die sich nur durch den Tod der Gegenwart einer tiefsinnigen Erkenntnis verstehen lassen - als ob es ein hintersinniges Subjekt der Geschichte, eine allgemein verbindliche Logik einer ewigen Natur geben würde (siehe hierzu auch Sophismus). Hiergegen steht Marxens Begriff des historischen Materialismus. Der Dialektischen Materialismus nach Engels verfestigte hierdurch den Glauben, dass die Dialektik ebenso natürlich wie gesellschaftlich begründet sei. Und so wurde schließlich auch die Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft der sowjetischen Wissenschaften "dialektisch" begründet - bzw. verklärt. In solcher Wissenschaft wurde ihre abstrakte Begrifflichkeit ohne Umstand den Phänomenen der Natur entnommen. Aber Natur kann nicht abstrakt sein, weil sie immer wirklich ist. Die Wechselwirkungen und Massenbildungen, wie sie in natürlichen Prozessen zu beobachten sind, galten schließlich als Modelle der sinnhaften Geschichte einer übergeschichtlichen Dialektik, einer "Logik der Natur". Doch in der Natur gibt es keine Dialektik, weil Natur als das Material der Menschen nicht abstrakt sein kann (siehe hierzu Materie). Der Materialismus der sowjetischen Wissenschaften hatte im Grunde keine Abstraktionen und deren Wirklichkeit zu erkennen (Erkenntnistheorie). Sie waren daher schnell mit strukturellen Beschreibungen gegensinniger Wirkungen und hieraus erfolgenden Entwicklungen zufrieden (siehe hierzu auch Strukturalismus). Dialektik wurde so zur Phänomenologie einer Anschaulichkeit, die ihren Sinn und Zweck schon durch die Tätigkeit der Wissenschaften und ihrer Autorität zu erfüllen hatte (vergl. hierzu "Leontjew", "Holzkamp und Leontjew"). Zwischen dem "Dialektischen Materialismus" und dem "Historischen Materialismus" steht die Frage, was die gesellschaftliche Geschichte der Menschen im Dilemma ihrer gesellschaftlichen Entwicklung wesentlich bestimmt, was ihren Sinn ausmacht: Ist sie subjektiv durch menschliches Tun, durch die Lebenspraxis der Menschen begründet und somit immer Ausdruck der bisherigen Entwicklung der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Produktivkraft ihrer Arbeit. Oder ist sie objektiv durch eine allgemeine Notwendigkeit der Natur determiniert, durch eine "Logik der Natur", die eine "Dialektik der Natur" unterstellt, der die Menschen folgen müssen, wogegen die Zeitgeschichte immer nur unvollkommen ist, weil aus ihr heraus die Menschen ihre Subjektivität aus der Aufhebung ihrer natürlichen Not beziehen. Ist der Mensch durch eine natürliche Logik aus der Logik ihrer Natur geschichtlich determiniert (siehe Determinismus) oder erzeugt er sich selbst - durch die Selbsterzeugung seiner Geschichte über seine geschichtliche Tätigkeit? Ist sie nur eine objektive "Abfolge der Geschlechter" durch die Herrschaftsformen ihrer Naturaneignung - oder wird Geschichte immer schon durch die Subjekte ihrer Naturaneignung entwickelt, die durch ihre Naturmacht ihren Lebensstandard so subjektiv wie objektiv fortbilden? "Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition der toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf den Gehirnen der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuführen. Die soziale Revolution (…) kann ihre Poesie nicht aus der Vergangenheit schöpfen, sondern nur aus der Zukunft. Sie kann nicht mit sich selbst beginnen, bevor sie allen Aberglauben an die Vergangenheit abgestreift hat. Die früheren Revolutionen bedurften der weltgeschichtlichen Rückerinnerung um sich über ihren eigenen Inhalt zu betäuben. Die Revolution (…) muss die Toten begraben lassen, um bei ihrem eigenen Inhalt anzukommen." (MEW 8, Seite 115) Gegen die Logik eines menschlichen Wesens als Gattungswesen der Menschheit schlechthin, wie es der Dialektische Materialismus nach Engels als Logik der "Menschwerdung" durch seine eigene, also innere Natur wissen will, hat Marx ein natürliches Wesen gehalten, das selbst nicht logisch sei kann, weil es nur verwesen, sich aber nicht selbst aufheben, sich nicht selbst überwinden, keine Negation, kein Anderssein darstellen kann (siehe hierzu Wesenslogik). Es verbleibt daher nur die Frage, ob die Geschichte der Menschen aus der Gestaltung ihrer Subjektivität als Naturmacht ihrer Gesellschaft, oder aus der Determination ihrer naturgeschichtlichen Logik erfolgt, die im Reichtum einer idealen Gesellschaft endet müsste, wen darin die Naturnotwendigkeiten des Stoffwechsels überwunden wäre. Es ist also die Frage, was die Geschichtsbildung der menschliche Gesellschaft, was den Menschen im allgemeinen und besonderen überhaupt substanziell ausmacht und was ihre Fehlentwicklung bestimmen kann. Damit auch die Frage, was die menschliche Geschichte, was die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung des Menschen bestimmt, was die Arbeit der Menschen zwischen Freiheit und Notwendigkeit wesentlich ist, ob sie selbst reine Notwendigkeit des Stoffwechsels oder reine Muse wäre, wenn z.B. schon die Automation der Produktivkraft das Leben der Menschen sichern könnte (siehe hierzu z.B. die Wertkritik). Wäre dann das "Reich der Freiheit" verwirklicht, weil es keine Notwendigkeit an Aufwendungen hierfür mehr geben würde? Oder steht letztlich die freie, völlig unabhängige, die reine Subjektivität der Menschen über jedweden gesellschaftlichen Beschluss (siehe auch Idealismus), was zu tun ist? Ist die Notwendigkeit, welche menschliche Geschichte ausmacht, von der Freiheit der Emanzipation zu trennen; ist sie unterscheidbar zwischen ihrer inneren und ihrer äußeren Substanz, wodurch ihr zur Urteilsbildung und Entscheidung über ihre Geschichte die Aufklärung über die Vernunft respektiv Unvernunft ihrer Lebensnotwendigkeiten genügen müsste? Marx hatte sich ganz klar gegen jeglichen Determinismus eines Geschichtsobjektivismus gestellt: "Die Geschichte tut nichts, sie besitzt keinen ungeheuren Reichtum, sie kämpft keine Kämpfe! Es ist vielmehr der Mensch, der wirkliche, lebendige Mensch, der das alles tut, besitzt und kämpft; es ist nicht etwa die Geschichte, die den Menschen zum Mittel braucht, um ihre - als ob sie eine aparte Person wäre - Zwecke durchzuarbeiten, sondern sie ist nichts als die Tätigkeit des seine Zwecke verfolgenden Menschen." (MEW, Bd. 2, S. 98). Die bloße Tatsache, dass jede Gesellschaft ein Verhältnis zur Natur voraussetzt und Gesellschaft nur dadurch ist, dass sie den Stoffwechsel so befriedigt, wie ihn die Lebensverhälnisse der Menschen erfordern, kann eigentlich nicht wie ein "Gesetz" eine geschichtlichen Entwicklung bestimmen und schon gar nicht eine des Denkens selbst. Es gibt keinen Grund, dies als eine objektive Notwendigkeit auszugeben. Und noch absurder ist, diese in "zwei Phasen" zu zerteilen, weil Stoffwechsel schon vor aller Erfahrung so subjektiv wie objektiv ist. "Die in der menschlichen Geschichte – dem Entstehungsakt der menschlichen Gesellschaft – werdende Natur ist die wirkliche Natur des Menschen, darum die Natur, wie sie durch die Industrie, wenn auch in entfremdeter Gestalt wird, die wahre anthropologische Natur ist." (MEW40, S. 542) Was sich im Text von Engels noch wie eine Beschreibung geschichtlicher Entwicklungen verstehen lässt, erweist sich 140 Seiten später dann auch als ihr glattes Gegenteil und wird dort zu einer überhistorischen Logik der Geschichte und soll dort als ihr deduktives Prinzip, als objektive Dialektik wahrgemacht werden: "Die Dialektik, die sog. objektive, herrscht in der ganzen Natur, und die sog. subjektive Dialektik, das dialektische Denken, ist nur Reflex der in der Natur sich überall geltend machenden Bewegung in Gegensätzen, die durch ihren fortwährenden Widerstreit und ihr schließliches Aufgehen ineinander, resp. in höhere Formen, eben das Leben der Natur bedingen." (F. Engels, Dialektik der Natur. Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen, MEW 20, S. 481) Die Natur enthält keine Position und auch keine Negation. Was in ihr entsteht, macht ihre natürliche Intelligenz, und was darin vergeht ist das, was überflüssig geworden ist. Die menschliche Natur ist selbst das Produkt der menschlichen Geschichte, das nichts anderes sein kann als die Naturgeschichte des Menschen. "Die Geschichte ist die wahre Naturgeschichte des Menschen." (MEW40, S. 579) Der dialektische Materialismus stellt hiergegen das Geschichtsmodell einer objektiven Natur aie eine Methode des Lebens und der Erkenntnis einer überhistorischen Wahrheit dar, die sich aus einer "Dialektik der Natur" und ihren Bewegungsgesetzen bis in die gesellschaftlichen objektiven wie subjektiven Eigenschaften der Menschen (z.B. Bewusstsein, Psyche) fortbestimmt (siehe hierzu auch Kritische Psychologie). Materie würde demnach selbst schon eine Dialektik formulieren, die allgemeinere und höhere Wahrheit darzustellen hätte, als sie durch die Subjekte der Geschichte zu begreifen wäre, - etwa so, wie es die Hegelsche Dialektik beansprucht. Die Dialektik der Materie wird damit zu einem in sich selbst schon widersinnigen objektiven Subjekt, dem die Menschen schlicht und einfach folgen müssen. Damit verbliebe aber jeder Materialismus ein Determinismus der Geschichte, ein durch einen bloßen Objektivismus versteckter Idealismus, wie ihn Marx in der 1. Feuerbachthese kritisiert hat. "Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus - den Feuerbachschen mit eingerechnet - ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv. Daher geschah es, daß die tätige Seite, im Gegensatz zum Materialismus, vom Idealismus entwickelt wurde - aber nur abstrakt, da der Idealismus natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt." (MEW Bd.3, S. 533 bis 535). Der "Hauptmangel alles bisherigen Materialismus" besteht darin, dass er Materie nicht als Lebenssubstanz des Subjekts, nicht subjektiv begreifen will. So gilt den Protagonisten des bis heute noch virulenten dialektischen Materialismus, F. Engels alles Geistige als Reflex einer Naturbestimmung (siehe auch Stoffwechsel), deren (Natur)Logik die Subjekte quasi objektiv folgen müssen, weil sie hierdurch determiniert seien und ihre "geschichtliche Potenz" sich nur hieraus bestimmen lasse. Auch Bertholt Brecht hatte den fatalen Satz formuliert: "Erst kommt as Fressen, dann kommt die Moral". Er zeigt das ganze Problem, weil er den Stoffwechsel als eine alles bestimmende Größe darstellt und damit die gesellschaftliche Aufhebung seiner Notwenidgkeit ausblendet, aus der ja erst die geistigen und moralischen Probleme des Kleinbürgers entstehen. Der Satz geht natürlich jedem Bürger ans Herz und macht den Kirchgänger bei seinem Opfergang zum Revolutionär. Er täuscht darüber hinweg, dass jede Störung des Stoffwechsels - wie z.B. Hunger - selbst ein gesellschaftliches Produkt ist, das nicht einer Naturlogik folgt, sondern gesellschaftliche Widersprüche darstellt, die einzelnen Menschen oder auch einer ganzen Klasse die natürlichen Eigenschaften menschlicher Sinne wie auch "die menschliche Form der Speise" entzieht.. "Für den ausgehungerten Menschen existiert nicht die menschliche Form der Speise, sondern nur ihr abstraktes Dasein als Speise; ebensogut könnte sie in rohster Form vorliegen, und es ist nicht zu sagen, wodurch sich diese Nahrungstätigkeit von der tierischen Nahrungstätigkeit unterscheide." (Karl Marx in MEW 40 S. 541f). Geschichte ist vor allem subjektiv. Wo sie ihren Grund aus ihren eigenen Notwendigkeiten bezieht, kann sie auch nur Vollzug einer vorgegebenen Not sein und hat damit ihre Freiheit, die Bedingung ihrer Emanzipation aufgegeben. Die Behauptungen von Engels, wonach "die Dialektik, die sog. objektive, in der ganzen Natur [herrscht], und die sog. subjektive Dialektik, das dialektische Denken, ... nur [als einen ] Reflex der in der Natur sich überall geltend machenden Bewegung in Gegensätzen [sein lässt]" (MEW 20, S. 481) eröffnen eine objektive Selbstreflexion, die sich nicht mehr am konkreten Handeln darstellen und bemessen muss und über jegliche subjektive Beschaffenhei erhaben ist. Sie beruhen allerdings auf einem Irrtum von Friedrich Engels in der Rezeption des historischen Materialismus nach Marx, wie er aus der Kritik an Feuerbach entwickelt worden war. Engels setzt die "Geschichte der menschlichen Natur" dem Wesen nach mit der "Geschichte der Gesellschaft" gleich und behauptet in beiden dasselbe Entwicklungsprinzip als gleichermaßen bestimmend (siehe Determinismus), die politische Entwicklung der Gesellschaft mit einer natürlichen identisch und also auch die Sinnbildung des Menschen selbst unmittelbar von politischer Natur (siehe hierzu auch Naturalisierung) und behauptete damit also Politik selbst als die Notwendigkeit einer Naturgeschichte. Damit wird das Material der Natur wesentlich zum Stoff der Gesellschaft, der gesellschaftliche Mensch also zu einem objektiven Naturprodukt - wie er im sowjetischen Sozialismus schließlich auch wissenschaflich verstanden wurde wie eine "ewige Wahrheit des Marxismus-Leninismus". Da die Natur keine Negation durch Abstraktion erfahren kann, wurde auch das ganze Verständnis der Dialektik auf reine Positionen reduziert und substanziell entkernt, zu einem Positivismus verfälscht, der als objektives Entwicklungsprinzip letztlich nur die Befolgung seiner objektiven "Logik" verlangen kann. Als Subjekt seiner Geschichte kommt der Mensch darin nicht mehr wirklich und die Wirklichkeit bestimmend vor und war von daher auch dem Objektivismus einer naturalisierten Staatswissenschaft ähnlich unterworfen, wie der Mensch im Faschismus. In seinen Schriften „Anti-Dühring“ und „Dialektik der Natur“ ("Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen") versucht Friedrich Engels eine Übertragung des historischen Materialismus, wie er bis dahin von Karl Marx entwickelt worden war, in einer Seinsbestimmung der materiellen Natur, in der Ontologie einer naturlogischen Geschichte, im Sinne einer Wesenslogik zu begreifen, die schon durch den Stoffwechsel in der Entfaltung der Natur, durch die "qualitativen Sprünge" einer Naturdialektik bis hin zur menschlichen Gesellschaft iobjektiv bestimmt sei. Deren substanzielle Veränderungen würden quasi die Fortschritte der Weltgeschichte aus ihrer Materie selbst schon bestimmen, Geschichte also schon begrifflich durch die Entfaltung ihrer Naturbestimmungen, durch ihre Evolution von der Physik der Bewegung zur Bioloigie der Natur und vom Tier über den Affen zum Menschen determinieren. So war dies auch von den Vertretern des wissenschaftlichen Sozialismus in der Sowjetunion und China verstanden und angewandt worden. In ihren Konstrukten zur Psychologie und Kultur lässt sich deren "Erfolg" auch wirklungsvoll ablesen. Und sie wirkt auch heute noch in der Theoriebildung einiger westlicher Marxisten, z.B. der Kritischen Psychologie fort (siehe hierzu auch reaktionärer Marxismus), Im Unterschied zu Marx, der mit seiner Kritik an Feuerbach Geschichte als die praktische Entwicklung der menschlichen Tätigkeit und ihrer gesellschaftlichen Produktivkraft, also subjektiv verstand, wollte Engels sie aus der Bewegung der Materie selbst entwickelt wissen. Von da her blieb es bei ihm die Einheit von Begriff und Geschichte, wie sie bereits in der Wesenslogik von Hegel vorgestellt worden war. Engels widersprach daher implizit der historischen Geschichtsauffassung einer Gesellschaft, die sich jenseits ihrer Naturbedingtheit als menschliche Naturmacht begründet und als Bildungsprozess des Menschen durch die Fortbildung seiner Tätigkeit fortbestimmt. Geschichte geriet ihm daher zu einem rein objektiv determinierten Prozess der Natur (siehe Geschichtsobjektivismus), in welcher der Mensch selbst ob seiner materiellen Existenz notwendig befangen bleibt und von daher eine ebenso objektive Naturdialektik zu vollziehen habe, die damit eine überhistorische Notwendigkeit zu befolgen habe: "Die wirkliche Einheit der Welt besteht in ihrer Materialität, und diese ist bewiesen ... durch eine lange und langwierige Entwicklung der Philosophie und der Naturwissenschaft... Die Bewegung ist die Daseinsweise der Materie. Nie und nirgends hat es Materie ohne Bewegung gegeben, oder kann es sie geben... Materie ohne Bewegung ist ebenso undenkbar wie Bewegung ohne Materie... Fragt man ..., was denn Denken und Bewußtsein sind und woher sie stammen, so findet man, daß es Produkte des menschlichen Hirns und daß der Mensch selbst ein Naturprodukt, das sich in und mit seiner Umgebung entwickelt hat; wobei es sich dann von selbst versteht, daß die Erzeugnisse des menschlichen Hirns, die in letzter Instanz ja auch Naturprodukte sind, dem übrigen Naturzusammenhang nicht widersprechen, sondern entsprechen." (Friedrich Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 41) Die "wirkliche Einheit der Welt besteht in ihrer Materialität", die von Engels wie ein Ding an sich verstanden wird, das allem Leben vorausgesetzt ist und darin auch "durch eine lange und langwierige Entwicklung der Philosophie und der Naturwissenschaft" bewiesen sei, soll den Verlauf der ganzen bisherigen Geschichte der Natur und der menschlichen Gesellschaft überhaupt begründen. Er will sie wie ein System abhandeln (siehe hierzu auch Systemtheorie), das die Logik der Geschichte schlechthin "materialistisch" begründen soll, aus der sich schließlich auch das Notwendige für eine "materiell gerechte Zukunft" bestimmen lasse. Hieraus folgerte Lenin und mit ihm der wissenschaftliche Sozialismus der Sowjets die Naturhaftigkeit der Geschichte als vollständig objektiv determinierte Naturgeschichte, in der menschlicher Geist, die Kultur einer Gesellschaft selbst nur ein Abbild der materialistischen Dialektik sei, der Mensch als erkennendes Subjekt, das in seiner Kritik auch geschichtlich tätig ist, gar nicht vorkommen würde - es sei denn im bloßen Nachvollzug dessen, was so ist wie es von Natur aus sein muss. "Genauso wie die Erkenntnis des Menschen die von ihm unabhängig existierende Natur, d. h. die sich entwickelnde Materie widerspiegelt, so spiegelt die gesellschaftliche Erkenntnis des Menschen (d. h. die verschiedenen philosophischen, religiösen, politischen usw. Anschauungen und Lehren) die ökonomische Struktur der Gesellschaft wider. Die politischen: Einrichtungen sind ein Überbau auf der ökonomischen Basis. Wir sehen zum Beispiel, wie die verschiedenen politischen Formen der heutigen europäischen Staaten dazu dienen, die Herrschaft der Bourgeoisie über das Proletariat zu festigen. Marx' Philosophie ist der vollendete philosophische Materialismus, der der Menschheit - insbesondere aber der in Arbeiterklasse - mächtige Mittel der Erkenntnis gegeben hat." (Lenin, in "Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus", Dietz-Verlag Berlin 1972, S. 6f) Eine menschliche Emanzipation kann sich demnach garnicht subjektiv begründen und verhalten; sie kann nur der "Dialektik der Natur" Folge leisten. Engels wollte die "beiden Phasen der geschichtlichen Entwicklung", die Naturgeschichte als Geschichte der menschlichen Geschichte in Eins nehmen, indem er Natur und Geschichte substanziell identisch befand - so logisch, als ob aus Affen immer Menschen werden müssten, wenn sie geschichtlich noch nicht da wären, und aus der menschlichen Gesellschaft objektiv auch immer Kommunismus entstehen müsste, was immer darin sich subjektiv zutragen könnte. In seinem hieraus begründeten "dialektischen Materialismus" erklärt sich daher alles Werden aus den "Gesetzmäßigkeiten" einer objektiven Natur, wodurch die Menschen und ihre Gesellschatsform und sogar das Denken selbst wie nach einem Naturgesetz der belebten Materie nicht subjektiv, sondern objektiv entstanden seien. „Die Dialektik ist aber weiter nichts als die Wissenschaft von den allgemeinen Bewegungs- und Entwicklungsgesetzen der Natur, der Menschengesellschaft und des Denkens.“ Das menschliche Subjekt wäre demnach objektiv durch seine Naturnotwendigkeiten zu begreifen, muss sich im Grunde also als Naturobjekt verstehen - ein Widersinn in sich, der die menschliche Geschichte auf einen Geschichtsobjektivismus reduziert, der gerade die Notwendigkeit zur Freiheit ihrer Natur, ihr ursprünglichstes Lebenselexier und somit den Sinn einer jeden menschlichen Kultur ausgrenzt (siehe hiergegen die Auffassung des historischen Materialismus). Mit der Auffassung eines objektiven Materialismus, die dem Darwinismus nahe steht, wird Geschichte auf ihre objektive Struktur reduziert (siehe Strukturalismus). Darin gilt das Verhältnis des Menschen zu sich, sein Selbstbewusstsein, als Abbild seiner objektiven Geschichte, die sich in seinem Bewusstsein lediglich widerspiegele (siehe Widerspiegelungstheorie) und durch das seinsbildende Subjekt der Arbeit alleine aus der Not seines Stoffwechsels vorangetrieben werde. Materie wird hierbei als objektiver Stoff des Lebens verstanden, die Geschichte der Menschheit wie die Naturgeschichte eines rein materiellen Stoffwechsels, - geistlos wie das Kapital und sinnlos wie die Lohnarbeit. Das Subjektwerden des Menschen aus seiner gesellschaftliche Natur, die Bildung seiner Naturmacht, erscheint daher auch lediglich objektiv, Natur selbst schon als Substanz einer jeglichen Dialektik, Kultur als bürgerlicher Mystizismus. Umgekehrt wird Natur hierdurch allerdings zu einem materiellen Subjekt, das den Menschen vorgibt, was sie werden können - so als sei dies auch für sich schon die Kategorie seiner Vernunft und als diese die Substanz seiner Reflektion. Die gesellschaftlichen Verhältnisse stellen mit dieser Auffasung lediglich Seinsnotwendigkeiten dar, die sich im Kampf von materiellen Gegensätzen entwickeln, in denen die Seinsbildung verlaufe, indem ihre negativen Bestimmungen sich über die "Negation der Negation" zu einer neuen geschichtlichen Qualität entwickeln müssten, und damit eine höhere historische Stufe der materiellen Entwicklung erreicht würde. Die von Engels postulierte Naturdialektik wurde von Lenin einer solchen Konsequenz interpretiert und von Stalin zu einem dogmatischen Bestandteil einer "kommunistischen Weltanschauung" gemacht, zur Grundlage der "ewigen Wahrheit" eines weltanschaulischen Dogmatismus, der schließlich in den sowjetischen Wissenschaften zu einem materialistischen Behavourismus führte. Der Mensch als geschichtlich handelndes Subjekt, unter welcher Bedingtheit auch immer er sich gesellschaftlich verhielt, war aus diesem Bewusstsein lediglich im Nachvollzug objektiver Bedingungen zu verstehen (siehe Widerspiegelungstheorie) und wurde auf die einfache Behauptung reduziert, dass er nur sein könne, zu was er geschichtlich bestimmt ist. Es ist eine eklatante Fehlinterpretation des Satzes: "Das Sein bestimmt das Bewussstsein" (im Sinne von "Das Sein ist der Inhalt des Bewusstseins"). Eine Kritik dieser Verhältnisse wäre damit unabhängig von diesem Bewusstsein eine willkürliche Zufügung. Damit wird Bewusstsein selbst nicht mehr in seiner Widersprüchlichkeit in diesen Verhältnissen wahrgenommen, sondern aus der Phänomenologie der Erfahrung zu einer eigenständigen Wahrheit abgeleitet, zur Selbstbehauptung einer ihm vorausgesetzten Wahrheit, die von ihrer eigenen Widersprüchlich nichts wissen und das Unding ihrer Geschichte verkennen musste. Beide Auslegungen, sowohl die Naturdoktrin der Geschichte als auch die Strukturdoktrin der Dialektik, ergänzten sich auf fatale Weise und hatten sich zu einem totalitären Marxismus, zur "ewigen Wahrheit des Marxismus-Leninismus" entwickelt, der vor allem im Ostblock zur Staatsdoktrin wurde, aber auch bei der Agitation zum Nationalsozialismus Pate stand. Hierfür musste der Dialektik allerdings eine ungeheuerliche Gewalt angetan werden. Nicht aus der Negation lässt sich nach diesem Denken die Bildung einer neuen Qualität ihres Wesens erklären (siehe Wesenslogik), sondern aus der Anhäufung ihrer Positionen, die durch einen "qualitativen Sprung" ihre Dominanz von der minderen Masse zur höheren Anreicherung wechseln, sich also aus der "Bewegung der Masse" (Friedrich Engels) zu einer Massenbewegung ergeben. Damit werden die Teile einer Menge selbst veräußerlicht, zum Objekt einer Entwicklung, die ihnen äußerlich durch ihre natürliche Masse vorbestimmt sein soll, und die zugleich durch eine bewusste Politik zu bewirken ist, der sie zu folgen habe wie einer Heilserwartung auf eine bessere Geschichte. Ihr objektives "Schicksal" wird somit vor allem abhängig vom Geschick einer "sozialistischen Politik" begriffen. Dieser geht es dann allerdings nicht mehr um die Aufhebeung einer anachronistisch gewordenen gesellschaftlichen Form (wie es die Auffassung des historischen Materialismus ist), sondern um eine gesellschaftliche Alternative, die das Neue als eigenständige Keimform eines "Postkapitalismus" im Alten entdeckt haben will, das selbst schon zu einen "Dominanzwechsel" aus seiner Nische heraus bestimmt sei und dazu nur der Solidarität der Masse mit den Betroffenen (siehe solidarische Ökonomie) und ihrer Organisation bedürfe, um eine "neue Gesellschaft" als eine "bessere Welt" herzustellen (siehe hierzu auch die Grundlagen der so genannten Kritischen Psychologie). Das ist allerdings nur die Fantasmorgie eines "sozialistischen" Avantgardismus, der sich aus der unbegriffenen Nische seiner eigenen Abgehobenheit heraus gerne einer hilflosen Menschheit zuneigt. Es handelt sich hier um eine Methode von unendlicher "Wahrheit", einer Religion, die über alle Geschichte hinweg durch ihre Kategorien ewige Gültigkeit für eine "vernünftigen Struktur" des Lebens beansprucht. "Sobald man aber die historische Entwicklung der Produktionsverhältnisse nicht verfolgt - und die Kategorien sind nur der theoretische Ausdruck derselben -; sobald man in diesen Kategorien nur von selbst entstandene Ideen, von den wirklichen Verhältnissen unabhängige Gedanken sieht, ist man wohl oder übel gezwungen, den Ursprung dieser Gedanken in die Bewegung der reinen Vernunft zu verlegen." (Karl Marx , Das Elend der Philosophie, MEW4, S. 126) Der Dialektische Materialismus (kurz Diamat) ist wesentlich strukturalistisch und wendet sich unmittelbar - also ohne weiter vermittelnde Analyse der herrschenden Lebensverhältnisse - gegen den Idealismus Hegels als eine Ideologie, der die materiellen Verhältnisse ihrer Dialektik wie eine übergeschichtliche Wahrheit entgegengestellt werden müssten. Von daher gilt der Diamat sich selbst schon als eine Antiideologie. Indem er aber davon ausgeht, dass eine Dialektik der Materie selbst das positiv bildende Prinzip der Geschichte sei, die aus der Teleologie einer natürlichen Materie zu verstehen wäre, werden die Menschen und ihre Verhältnisse auch nur als Objekte der materiellen Notwendigkeit begriffen. Doch damit wird der Diamat selbst zur Reflexion eines objektiven Willens der Natur und bleibt damit ideologisch von der Seite eines objektiven Materialismus, der die Subjektwerdung der Natur im Menschsein nur von der Seite einer materiellen Notwendigkeit, nicht als Substanz seiner Freiheit begreift. Die menschliche Arbeit wird daher auch nicht in dieser Einheit von Freiheit und Notwendigkeit begriffen, sondern als notwendiger Tribut an die Naturgestalt des Menschseins. Daraus resultiert die Vorstellung einer "Diktatur des Proletariats", in welcher der industriellen Arbeiterschaft der fortschrittliche Mensch verstanden wurde, der vom Kapital lediglich an seiner gesellschaftlichen Bildung gehindert werde. Nicht die Aufhebung einer anachronistischen Form gegen die schon entwickelten gesellschaftlichen Inhalte, der Produktivität und Sensibilität des modernen Menschen, die Realisierung seiner Beziehung von Arbeit und Bedürfnis, sondern die politische Eroberung der gesellschaftlichen Macht der Arbeit wird damit als geschichtlich notwendig verstanden. Aus dem Klassenkampf lasse sich das ganze Weltgeschehen als geschichtsbildender Kampf für eine neue Lebensqualität und einem neuen Menschen, dem sozialistischen Menschen begreifen. Weil sich darin die Widersprüchlichkeit von Kapital und Arbeit materiell entfalte, bestünde im "Kampf der Gegensätze" eine "Machtfrage der Geschichte", welche der Seiten obsiegen würde. Weil also darin eine rein objektive Logik der Geschichte sich quasi an die Menschen wendet, müssen sie das ihre tun, um diese Machtfrage durch Gegenmacht und Gewalt zu entscheiden. Das "vorläufige Ziel" sei daher eine Übergangsgesellschaft, der Sozialismus, in welcher sich die Menschen die sozialen Bedingungen hätten, sich zu "wahren Kommunisten" zu entwickeln. Der Klassenkampf in dieser Objektivität gefasst steht damit als bloßer Kampf um die politische Macht in der Gesellschaft für sich und kann sich von daher nicht als Auseinandersetzung der Menschen über ihre Arbeit und Bedürfnisse verstehen, in welcher sie sie sich auch selbst entwickeln und verändern und ihrer schon realen Naturmacht gewahr werden. Die Entwicklung der Produktivität wird daher nicht als natürliche Geschichte der Menschen im Verhältnis zu ihrer Natur, als Geschichte ihrer Naturmächtigkeit, sondern als Geschichte der menschlichen Natur begriffen, deren Ziel schon in sich objektiv als Gesellschaft freier Menschen zum Kommunismus determiniert sei. Somit enthalten nicht die Widersprüche der bürgerlichen Gesellschaft selbst schon ihre Überwindung zu einer neuen Epoche der Menschwerdung, die mit der Aufhebung der Klassenformation dieser Gesellschaft hergestellt wäre. Die Bildung des gesellschaftlichen Menschen befindet sich für den dialektischen Materialisten in einer quasi naturlogischen (ontologischen) Entwicklung, einer naturlogischen Konstante, die zu durchlaufen sei, um ihn erst im Nachhinein einer sozialen Revolution vollständig auszubilden. Dialektik gilt damit nicht als Methode der Erkenntnis geschichtlicher Veränderungen durch die Aufhebunggegenwärtig anachronistisch gewordener Formen der menschlichen Gesellschaft, sondern als Prinzip einer immerwährenden Wahrheit jedweder Geschichte, das wie ein Strukturprinzip von diesen "Materialisten" angewandt wurde. Ihnen geht es nicht um die Widersprüche der Wirklichkeit in dem ihr immanenten Bestreben nach Verwirklichung einer unwirklich gehaltenen Substanz, die herrschende Lebensformen anachronistisch werden ließ, sondern um die Gegensätze von materiellem und Ideologischen Verstand, mit dessen Ideologismen lediglich die "wahren Verhältnisse" des materiellen Seins verfälscht, sie also von den Täuschungen und Lügen der Ideologie zu befreien wären, um zum Nutzen der Menschen dienlich werden zu können. Es stellte daher Josef Stalin diesen Objektivismus am anscheulichsten dar: "Neue Produktivkräfte ... [entstehen] nicht als Ergebnis vorsätzlicher, bewußter Tätigkeit der Menschen, sondern elementar, unbewusst, unabhängig vom Willen der Menschen. Sie entstehen elementar und unabhängig vom Willen der Menschen aus zwei Gründen: Die einfache Tatsache einer natürlichen Entwicklung wird wie eine rein naturwissenschaftliche Wahrheit immerwährender Prozess dargestellt, so dass eine Revolution selbst nur dieser untwerworfen sein könne, eine "revolutionäre Partei" die einzige Möglichkeit bleibe, die Gedankenlosigkeit der Menschen zu überwinden und sie anzuleiten. Dieser "Wahrheit" entspricht auch ein Geschichtsverständnis, das den "wahren Menschen" zwar schon alsgesellschaftliches Subjekt der Geschichte in seiner Naturgestalt vorfindet, das nur von den Ideologen der herrschenden Klasse verfälscht und unterworfen würde. Die Geschichte der Gesellschaften würde sich aus der Aufmassung der Bevölkerung durch deren sozialistische Aufklärung praktisch von selbst ergeben, weil sie neue Epochen hervorbringen müsste, weil sich darin ihre Widersprüche verdichten und neu gesellschaftliche Qualitäten nötig hätten (qualitativer Sprung), die sich wiederum in selber Weise fortentwickeln. So sei aus der Materie Natur, aus der Natur des Lebens der Mensch und aus dem Menschen Sozialgeschichte entstanden und würde sich wie eine ewige Wahrheit des Werdens, als Grunddeterninante des Seins, fortbestimmen. Von daher sei jede gesellschaftliche Epoche eine vorübergehende Epoche der Materialisierung des menschlichen Zusammenlebens, das erst im Kommunismus wirklich vollendet sei. Dieser Materialismus wird oft mit dem Historische Materialismus (kurz: Histomat) verwechselt, der von Marx entwickelt worden war. Er ist aber lediglich eine Phänomenologisierung (siehe Phänomenologie) desselben, wie er von russischen (und auch deutschen) Vertretern des wissenschaftlichen Sozialismus verstanden worden war. Der dialektische Materialismus beschreibt in Abhebung von diesem keine Widersprüche der menschlichen Geschichte als Geschichte ihrer Sinnildungen, das Wachstums und Werdens der gesellschaftlichen Natur aus der Natur ihrer Geschichte, sondern das Werden der menschlichen Gesellschaft aus dem Wachstum von Materie schlechthin (siehe Stoffwechsel). Der Historische Materialismus und der Dialektische Matrialismus unterscheiden sich von da her wesentlich in ihrem Geschichtsverständnis, weil sie sich im Verhältnis von Logik, Begriff und dem Werden der menschlichen Natur unterscheiden. Während der Histomat den Menschen als geschichtliches Subjekt in der Menschwerdung der Natur (Marx) begreift, versteht ihn der Diamat als herrschendes Material der Natur, das sich aus ihr quasi darwinistisch entwickelt hat. So entwickelt z.B. auch Klaus Holzkamp (siehe hierzu auch Kritische Psychologie) - wie von dem russischen Psychologen Leontjew übernommen - aus dem Werden der biologischen Fähigkeiten des Menschen zunächst Psyche als Vorstufe eines Bewusstseins, das sich schließlich in hieraus entfalten würde, er hat also Psyche also nicht als Reflex bewusstloser Lebensverhältnisse verstanden, in denen das Ungewisse, das abstrakt Allgemeine, eine eigentümliche Sinneswelt der Selbstgefühle entfaltet, sondern als Naturzustand eines Bewusstseins, das in Wirklichkeit nichts wissen muss. Es wird damit Geschichte, also menschliches Werden im gesellschaftlichen Prozess, selbst - wie von Josef Stalin ausgeführt - als bewusstloses Treiben ohne Absicht und Wille begriffen und somit auch menschliche Emanzipation aus den historischen Herrschaftsformen einer Gesellschaft, dadurch aus dem Marxismus hintergründig ausgeschlossen. Damit war Gesellschaft für die "dialektischen Materialisten" selbst zum ontologischen Subjekt einer ewig notwendigen Naturbeherrschung geworden. Dieses war in dem objektiven Naturverständnis der Geschichte frei nach Engels als Geschichtsdeterminismus (siehe Geschichtsobjektivismus) festgezurrt, zum anderen als Strukturverständnis der Natur, das als "Dialektik der Natur" von Friedrich Engels eingeführt war, zu einer leibhaftigen Grundform der Dialektik schlechthin verewigt. Erfolgt nach der Auffassung des historischen Materialismus die Geschichte der Gesellschaft einer Geschichte von Klassenkämpfen, die ja nach dem Stand der Produktivkräfte ihrer Naturmächtigkeit entspricht, die immer durch eine neue Gesellschaftsform "beantwortet" werden muss, wo deren inhaltliche Potenzen ihrer Form widersprechen, so wird nach dem dialektischen Materialismus zugleich auch schon aus der Natur des Menschseins heraus objektiv der wahre Mensch als Kommunist geboren. Dialektik war damit selbst zu einer Legitimationsform eines totalitären Denkens geworden und von der Hinterfragung ihrer eigenen Wesensgründe, der Bewegungsform ihrer Geschichte und ihrer Kritik ausgeschlossen. Dass Arbeit nicht selbst nur naturbedingt sein kann, sondern die menschliche Quelle seines Reichtums, der die andere Quelle, die Natur gegenübersteht, hat Marx in seiner Kritik des Gotaer Programms deutlich gemacht: "Die Bürger haben sehr gute Gründe, der Arbeit übernatürliche Schöpfungskraft anzudichten; denn grade aus der Naturbedingtheit der Arbeit folgt, daß der Mensch, der kein andres Eigentum besitzt als seine Arbeitskraft, in allen Gesellschafts- und Kulturzuständen der Sklave der andern Menschen sein muß, die sich zu Eigentümern der gegenständlichen Arbeitsbedingungen gemacht haben. Er kann nur mit ihrer Erlaubnis arbeiten, also nur mit ihrer Erlaubnis leben.” (Marx: Kritik des Gothaer Programms, MEW Bd. 19, S. 15) Der Historische Materialimus geht daher in der Umkehrung der Hegelschen Idee von einem Wachstum der Natur aus, die mit dem Werden zu einer menschlichen Gesellschaft als Naturmacht des Menschen in den Widerspruch zu ihrer Form gerät (siehe Dialektik). Damit wurde Naturgeschichte zu einem gesellschaftlichen Verhältnis der Menschen, dessen Formen sich zu den Inhalten ihrer Naturmächtigkeit selbst verändertetn, so dass sie in substanzieller Negation ihren historischen Inhalt im Untergang seiner überkommenen Form veränderten, um sich in einer anderen Form ihres Daseins zu verwirklichen. Nach diesem Verständnis war Geschichte selbst nicht nur Naturgeschichte, sondern ein Objektivierungsprozess des Menschseins, in welchem dieser immer wieder erneuert, d.h. aufgehoben und bewahrheitet wird. Sie hat von daher die Sprengung seiner anachronistischen Form nötig, eine neue Form zur Emanzipation ihres natürlichen Gehalts. Dagegen begreift die sowjetische Variante des Dialektikverständnisses, der dialektische Materialsimus, Wachstum positiv als Vermehrung einer allem zugrunde liegende Substanz, die im "qualitativen Sprung" sich erweiterte Formen erzeugt, damit also keine Diremtion durchläuft, sondern Wechselwirkungen, die aufgrund ihres Wachstums an Masse gewinnen und zu "höheren Formen" ihrer Naturkraft gelangen. Solches Geschichtsverständnis gründet auf einer "Dialektik der Natur", wie sie von Friedrich Engels schon angelegt war und einen verhängnisvollen Geschichtsobjektivismus zur Folge hatte, eine "ewigen Wahrheit" der Natur, eine ontologisierter Geschichte unterstellt. Doch Natur ist nicht dialektisch im eigentlichen Sinn. Sie kennt keine Negation, keine dem Wesen entfremdete Bestimmmung. Diese ergeht erst aus dem historisch bestimmten Verhältnis des Menschen zu seiner Natur, die sich als Geschichte der Klassenkämpfe in der Veränderung der Gesellschaftsformen und Epochen und ihrer Grundlage, der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit und der Arbeitsteilung bis hin zur bürgerlichen Gesellschaft entwickelt hat. Die gesellschaftliche Geschichte der Menschen gilt zwar auch hier als ein Moment ihrer Naturgeschichte, der Geschichte der natürlichen Verwirklichung des Menschseins. Doch sie verläuft durch die menschliche Tätigkeit als historischen Wirklichkeit ihres natürlichen Wesens. Von daher ist ihre Geschichte im Widerspruch ihrer Arbeitsformen, der bestimmten Form der Teilung der Arbeit, zu begreifen, deren Begriff eine Logik offenbart, sofern und weil sie ihrer Natur widersprechen, weil sie bisher als Klassengesellschaften eine unwirkliche Verwirklichung ihrer Natur, also nur abstrakt von menschlicher Natur waren. Von daher sind Geschichte und Begriff elementar verschieden. Dies allerdings wird im Dialektischen Materialismus in eins versetzt. Der Dialektische Materialismus versteht alle Entwicklung in einem natürlichen Entfaltungsprozess durch seine eigene Natur objektiv begründet - also nicht aus der Tätigkeit der Subjekte, aus ihrem selbstbewussten Zusammenwirken, sondern aus materiellen Entzweiungsprozessen, die durch die menschliche Arbeit zu einer höheren Einheit der Materie gebracht werden, zu einer höheren Lebensform durch die Arbeit. Dem zufolge gilt nicht menschliche Geschichte und ihre Selbstentfremdung als Grund materialistischen Denkens, sondern die objektiven Entfaltungsnotwendigkeiten der materiellen Natur, einer Natur, wie sie sowohl im Menschen als auch in seiner Gesellschaft selbst wirkt und die Menschen objektiv zu einem "besseren Leben durch Arbeit", einer besseren Gesellschaft antreibt, die sich als höhere Subjektivität des Menschseins darstellt. So fällt auch Subjektivität und Objektivität dieses Geschichtsverständnisses in eins. Von daher gilt Geschichte selbst abgeleitet aus einem unmittelbar dialektischen Prozess der sinnhaften Materie (etwa wie bei Feuerbach) und wird als unmittelbar objektive Realität verstanden, wie sie sich angeblich aus der Natur heraus schon ergeben würde als Entfaltung ihrer eigenen Logik. Diese beruht auf der Weiterbildung des Nötigen und dem Untergang des Unnögen und Überfüssigen - wie das in etwa auch im Darwinismus verstanden wird - und hat von daher auch eine sozialdarwinistische Tendenz, die eine entsprechende Staatstheorie evoziert. Im Unterschied hierzu versteht der historische Materialismus von Marx die Welt sowohl als Resultat wie auch als Bedingung menschlicher Lebenspraxis, den Menschen als Subjekt einer Natur, aus der er geworden ist, wie er zugleich ihre Verwirklichung selbst erst betreibt, als Mensch die Verwirklichung der Natur erzeugt, wie er sie zugleich in sich verwirklicht. Er ist hierdurch kein Objekt einer Materie (siehe Stoff), sondern geschichtliches Dasein des Lebens als lebendes Subjekt. Die Geschichte ist demnach selbst eine Menschwerdung der Natur durch die Vermenschlichung der Natur, eine Sinnbildung der Natur als Sinnesgeschichte der Menschen, welche ihre jeweilige Entwicklungsstufe als Entwicklung ihrer Bedürfnisse und der Erzeugung der Mittel ihrer Befriedigung (siehe Produktivität) entwickeln. Zwar ist von einem intelligenten Wesen darin im Nachhinein ihrer Bildung auch die Intelligenz einer natürlichen Geschichte zu erkennen, dies aber selbst als intelligentes Verhalten zu sich selbst, als Geschichte seiner Naturempfindung, also nicht objektiv begründet oder begündbar, sondern in Eins mit seiner geschichtlichen Natur, seiner gegenständlich gewordenen Tätigkeit. Der Begriff Dialektischer Materialismus wurde von sowjetischen Wissenschaftlern und Parteifunktionären als systematische Zusammenfassung der Grundlagen einer vermeintlich marxistischen Erkenntnistheorie geschaffen und von Lenin und besonders Stalin als Wissenschaftstheorie des Marxismus behandelt (vergl. Stalins Schrift „Über den dialektischen und historischen Materialismus“). Obwohl von diesen der historische und der dialektische Materialismus (Diamat) als Begriff unterschiedslos verwendet wird, will der Diamat doch im Unterschied zum historischen Materialismus besagen, dass die Welt selbst als ein dialektisches Verhältnis der Materie zu verstehen sei, also selbst schon die dialektische Verwirklichung einer seinslogischen (siehe Ontologie) Materiatur ist. Das hat massive Konsequenzen für das implizite Menschenbild, gilt der Mensch selbst hierbei durch eine Natur als rein stoffliche Grundlage seiner Geschichte schon objektiv bestimmt und nicht mehr als sich selbst produzierendes Wesen der Natur, nicht mehr als wirkliches Subjekt seiner Geschichte als sich erst verwirklichendes Naturwesen, als ein sich aus seinen naturhaften Notwendigkeiten selbst befreienden Naturwesens (siehe hierzu auch den Begriff der Arbeit). Auch das Gesellschaftsverständnis wurde damit objektiviert zum Begriff einer materiell notwendigen Produktionsform, also zu einer Produktionsform, worin die Menschen sich nicht durch ihre Bedürfnisse und hierdurch das Mittel ihrer Arbeit bestimmen, sondern von der "Notwendigkeit ihrer Natur" dazu bestimmt seien, ihre Produktion "als Pflicht gegenüber ihrer Naturnotwendigkeit" zu gestalten. Der befreiende Inhalt des Marx'schen Emazipationsverständnis, welches im historischen Materialismus formuliert ist, wird hier verkehrt zur Verabsolutierung einer gesellschaftlichen Naturnotwendigkeit, welche aller gesellschaftlichen Auseinandersetzung über Bedürfnisse und Arbeitsaufwände vorausgesetzt sei, und also auch solcher Notwendigkeit selbst gebeugt ist. Die Bedürfnisse der Menschen werden daher im Diamat von ihrer Natur als bloß materielle Notwendigkeit getrennt und die Auseinandersetzung hierüber selbst einer Naturdoktrin unterworfen. Nicht die Menschen verwirklichen in der Befassung mit ihren Bedürfnissen und deren impliziten Aufwendungen (arbeit) ihrer Natur, sondern sollen durch ihre Natur selbst schon zur Arbeit gezwungen sein, die dann eine "Notwendigkeitsverwaltung", also in der Regel ein Staatsapparat zu organisieren hat. Ein großer Fehler im Verständis der Beziehung von dialektischem und historischem Materialismus entstand durch die Gleichsetzung von beidem. Es kann Geschichte als Auflösungsprozess gesellschaftlicher Widersprüche nicht zugleich Grund zur Lösung derselben sein. Die Dialektik eines Widerspruchs macht zwar Geschichte, wenn er aufgelöst wird, aber Geschichte begründet sich nicht aus Dialektik. Durch solche Auffassung wird das Verhältnis von Geschichte und Begriff verkehrt und zur Geschichtsdoktrin, zu einem Geschichtsdeterminismus, aus welchem geschichtliches Verhalten begründet wäre, ein Heilsprinzip, das seiner geschichtlichen Erlösung harrt. Das war z.B. mit der "geschichtsbildenden Funktion" des Proletariats so geschehen, das als Avantgarde die stellvertretende Funktion für eine gesellschaftliche Geschichte mit einer "Diktatur des Proletariats" bekommen sollte. In letztrer Auffassung wird Marxismus reaktionär und ist zeitweise auch tatsächlich so angewandt worden (siehe hierzu "Probleme des Marxismus"). Als eine andere Weise der Interpretation des "Dialektischen Materialismus" war die Widerspiegelungstheorie entstanden, wonach alles Sein unmittelbar und ausschließlich materiell und das Bewusstsein bloße Reflexion hiervon sei. Dies allerdings würde - konsequent gedacht - Reflexion selbst, also das Nachdenken über die Formen des Seins zu einem Moment der Dialektik machen und damit entgegenständlichen. Implitzit wäre hieraus - zumindest in diesem Sprachgebrauch - zu folgern, dass Erkenntnis selbst Moment der Dialektik wäre und also die Negative Dialektik von Adorno ihr höchst revolutionärer Begriff sei. Dem hat Marx vielfach widersprochen und Erkenntnis als freie Beziehung zu den Verhältnissen, welche Gegenstand und Inhalt des Bewusstseins sind, angesehen. Menschen sind letztlich auch frei, gegen sich selbst zu denken. Und das tun sie auch zur Genüge. Nur von daher begründet sich Wissenschaft und das Nachdenken über Wahrheit und ihre Schlüssigkeit. Und aus eben diesem Grund auch drückt sich Adorno vor wissenschaftlicher Analyse und fällt zurück in eine Theologie der Negation. Einen großen Einfluss hatte der Dialektische Materialismus auf die sowjetischen Behavioristen (z.B. Pawlow und Leontjew), die bestrebt waren, alle menschlichen Wesenszüge aus einer naturhaften Dialektik zu erklären, welche aus Widersprüchen Gegensätze machte, die sich durch Aufmassung wie von selbst zu einer "neuen Qualität" auflösen würden ("qualitativer Sprung"), ohne hierbei eine widersprüchliche Negativität in ihrem Innern überhaupt zu vollziehen. Das ist ein positivistisches Dialektikverständnis, das auch heute noch von Psychologen wie z.B. "Die Kritische Psychologie" von Klaus Holzkamp in seiner "Grundlegung der Psychologie" angewandt wurde. | ![]() |
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