"Es könnte scheinen, daß, wenn der Wert einer Ware durch das während ihrer Produktion verausgabte Arbeitsquantum bestimmt ist, je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil er desto mehr Zeit zu ihrer Verfertigung braucht. Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werte bildet, ist gleiche menschliche Arbeit, Verausgabung derselben menschlichen Arbeitskraft. Die gesamte Arbeitskraft der Gesellschaft, die sich in den Werten der Warenwelt darstellt, gilt hier als eine und dieselbe menschliche Arbeitskraft, obgleich sie aus zahllosen individuellen Arbeitskräften besteht. Jede dieser individuellen Arbeitskräfte ist dieselbe menschliche Arbeitskraft wie die andere, soweit sie den Charakter einer gesellschaftlichen Durchschnitts-Arbeitskraft besitzt und als solche gesellschaftliche Durchschnitts-Arbeitskraft wirkt, also in der Produktion einer Ware auch nur die im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit braucht. Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen." (MEW 23, S.53) Eine Durchschnittsbildung ist die Quantifizierung eines zirkulären Verhältnisses in der Masse seiner Beziehungen, in der sich Unterdurchschnittliches und Überdurchschnittliches auf ihr Mittelmaß völlig unabhängig von ihrer Reihenfolge reduzieren lassen müsste. Bei einer Durchschnittsbildung der Arbeit wird der gesellschaftlich notwendige Durchschnitt einer Arbeitszeit als Wertgröße, als Größe einer real abstrakten Qualität (siehe Realabstraktion) hergenommen, also als eine Begriffsgröße einer "durchschnittene" Menge, die sich daraus bestimmt, wovon im Einzelnen ihres Daseins abgesehen und als Maß einer abstrakten Beziehung dadurch darstellbar wird, dass alles, was davon im Schnitt zuviel an Anwesendem ist, sich mit dem verrechnet, was ihm abgeht, was im Schnitt abwesend ist. Doch diese Darstellung kann rein statistisch, also linear berechnet und strukturtheoretisch beschrieben nicht wahr sein: Nimmt man z.B. die Summe einer Zahlenfolge und teilt sie durch die Anzahl ihrer Summanden so ergibt sich ein Gesamtdurchschnitt der gleichbleibend im Wert sein müsste, wenn damit z.B. die Wertgröße einer durchschnittlichen gesellschaftlichen Arbeitszeit dargestellt sein soll. Doch bildet man dann einen Durchschnitt der Zahlen unterhalb dieses Werts und den der oberhalb desselben zusammen und bezieht hieraus einen gesamten Durchschnitt, indem man die Summe der beiden Ergebnisse durch zwei teilt, so ergibt sich ein gänzlich anderer Wert. Der Durchschnitt der Durchschnitte wäre dann also von 9,75 und 161,5 zu rechnen und wäre 85625 anstatt 60. Das heißt: der linear (statistisch) ermittelte Gesamtdurchschnitt unterscheidet sich von dem real ermittelten und demnach auch der statistische Durchschnitt von der Durchschnittsbildung einer Realabstraktion. Der gesellschaftliche Durchschnitt einer abstrakt menschlichen Arbeit bliebe also ein bloßes Quantum beliebig aufgeteilter Mengen, in denen eine Abstraktion auf sich selbst bezogen und dadurch die Summe eines Ganzen pro Teil ihrer Masse dargestellt wäre. Das aber setzt die reine - und also abstrakte - Quantifizierung der Teile voraus, die nur durch die Durchschnittsbildung ein Ganzes wird. Doch dieses lässt sich durch die Teilung der Arbeit für die Wertbildung nicht konkret ermitteln, weil sie erst nach der Preisbildung, also nach der Wertrealisation über das Verhältnis von Angebot und Nachfrage erkennbar wäre, aber schon in den Einkaufen als Maß der Werte eingehen, das zugleich als Maßstab der Preise gegenwärtig sein müsste. Geschieht diese Bildung nicht willkürlich, ihrem Gegenstand also angemessen, so verlangt das implizit oder explizit einen Begriff, dessen Substanz eine Abstraktion betreibt (siehe Begriffssubstanz), aus welcher sich ein Quantum ermitteln lässt (siehe Begriffsgröße). Hierdurch erscheint etwas auch ganz, wenn die Teile nur isoliert von einander, nur in abstraktem Zusammenhang als Teile eines Ganzen existieren (siehe Teilung der Arbeit), auch wenn sie sich im Ganzen wirklich nur als voneinander sich abstoßende Teile im Gegensatz zueinander, im Widerspruch aufeinander beziehen. Auch wenn sie in ihrer Verbundenheit unwirklich, also nicht erkennbar sind, erscheint in ihrem Durchschnitt, sofern dieser nicht willkürlich gebildet wird, ihre Wirkung als eine Summe in ihrer abstrakten Allgemeinheit, in ihrem Durchschnitt als Summe pro Teil (z.B. als gesellschaftlich durchschnittliche Arbeit). Innerhalb eines widersprüchlichen Ganzen wird Isolation durch die Reduktion ihrer Beziehung, als Abstraktion von ihrem wesentlichen Zusammenhang, also in ihrer abstrakten Substanz bestimmt. Und die ist nur in der Beziehung zu einem abstrakten Wesen zu erkennen, das die Substanz des Ganzen nur abstrakt wahrhaben kann (siehe z.B. als abstrakt menschliche Arbeit). Diesen Durchschnitt wesentlich zu begreifen macht die Erkenntnis einer Realabstraktion aus. Sie herrscht als Einheit von Entstehen und Vergehen, welche sie in einem permanenten Aufhebungsprozess betreibt und dessen Form sie bestimmt. Indem sie in der Formbestimmung ihrer Inhalte nur abstrakte Bestimmung sein kann, reduziert sich deren Verallgemeinerung im Verhältnis zum allgemeine Minimum auf einen Durchschnitt von Werden und Vergehen. Was die Verhältnisse vorantreibt, was besondere oder gar neue Qualitäten setzt, zieht sich in der Konkurrenz der Werte in ihrem Existenzkampf wieder herunter, bestimmt die Trägheit der Gegebenheiten, lässt zugleich Fortschritt wie Rückschritt zu und behindert den Durchbruch der Qualität im Verhältnis ihrer Quantitäten durch die binäre Scheidung von Aufgang und Untergang ihrer rein quantitativen Existenzform. Von daher ist der Durchschnitt die Existenzform eines abstrakt Allgemeinen und betreibt darin die Gleichgültigkeit einer Geschichte, in der alle Inhalte durschnitten und getrennt voneinander sind, Geschichte sich in der Entfremdung von sich und ihrem Inhalt entfaltet, sich in ihrer Bestärkung entkräftet. Die Durchschnittsbildung ist eine praktische Reduktion, also der Prozess einer realen Abstraktion, eines Verhalts in einem Verhältnis (siehe Realabstraktion), das ausschließlich quantitativ, also nur als Masse wahrgenommen wird (siehe Begriffsgröße). Dieses besteht zwar durch Sachen oder Menschen, im Durchschnitt aber ist nichts sachlich oder menschlich, sondern abstrakt, also ungeachtet seiner konkreten Beziehung in seiner Allgemeinheit durchschnitten. Die in dieser quantitativen Form abgetrennte und selbständige Größe kann ihre Bestimmung nur darin haben, dass sie zum Maß wird, zur abstrakten Relation, also absolut. Darin wird in der Masse, nachdem ihr alles Bestimmte in ihrer Allgemeinheit genommen ist, selbst zur Bestimmung, zur Bestimmtheit des abstrakten Quantums: Es ist damit das Maß eines Vergleichs, worin das Bestimmte gemessen am Durschnitt des unbestimmt Allgemeinen quantifiziert wird, also eine Quantität bekommt, die gegen jede seiner Qualitäten (siehe Eigenschaften) auch wirklich gleich geltend, also gleichgültig ist. Es setzt sich auf diese Weise auch tatsächlich das reduzierende Moment der Abstraktion durch: Alles, was Viel ist, wird reduziert durch das Wenige, das minimal ist. Dies macht die "geschichtliche Kraft" der Realabstraktion auch erst wirklich wahr (siehe Wahrmachen). Somit entsteht in der Durchschnittsbildung selbst schon, noch bevor sich hierüber jemand Rechenschaft geben muss, eine Logik, die eine mächtige Quantifizierung betreibt. Auch wenn sich die Menschen nicht fragen, warum sie einen Durchschnitt bilden, wird darin der Vergleich mächtig. Aus der harmlosen Frage, wieviel Zeit ein Mensch zu einer Arbeit unter diesen oder jenen Bedingungen und Fähigkeiten braucht im Vergleich zu einem anderen, wird im Durchschnitt solcher Fragen ein Maß des Üblichen gesetzt, ein Maß der Gewohnheit und des Gewöhnlichen. Waren bis dahin sich die Menschen ihrer unterschiedlichen Fähigkeiten, Gewohnheiten und Bedingungen noch bewusst und ohne äußeren Grund tätig, wird durch das Durschnittsquantum eine Effizienz beigebracht, die keinen notwendigen Grund in ihnen hat. Natürlich sind jedem Vergleich Menschen und Sachen und Tätigkeiten auch als Quanten, als bestimmte Mengen vorausgesetzt. Zu einer selbständigen Wirklichkeit ihrer Masse kommt es erst im Durschnitt, weil darin eine Notwendigkeit wirksam ist, Durchschnitt zu bilden, einen Vergleich nicht nur ideell (z.B. im Wettkampf, im Sport usw.) zu vollziehen, sondern real. Durschnitt wird schon hierdurch zu einem Maß das etwas bewertet, was vordem hiervon unbefangen war und dem jetzt vermittelt ist, dass es so nicht sein und bleiben kann, wie es ist, weil gemessen an anderem auch sein Sein anders ist, seine Wirkung und Wirklichkeit als Quantum von etwas anderem als durch sich selbst. Der Durschnitt ist einzig eine durch Zahl gezeugte Zahl. Bei dieser Herkunft kann sie nicht mehr erzählen, was Sache ist, und kann auch nicht aufzählen, was sich ereignet. Sie kennt keine Geschichte und hat keinen Sinn, ist prinzipiell unverfügbar und selbst Prinzip der Unverfügbarkeit. Die im Durchschnitt durch eine Zahl begriffene Masse hat ihre Bestimmung außer sich, ist bemessen durch die Notwendigkeit ihres Soseins. So ist die Bestimmung der Masse als eine bestimmte Menge elementare Voraussetzung einer Durchschnittsbildung. Wie sie gesetzt wird, so ist die Menge des Gesetzten (z.B. bei der Hypothesenbildung). Diese wird als ihr Quantum in Zahlen formuliert. Die Durchschnittsbildung muss notwendig von anders bestimmten Inhalten absehen, ist also notwendig eine Abstraktion. Sie wirkt sich in der Anwendung daher auch als Reduktion der Zusammenhänge auf diese Abstraktion aus. Das kann in der Praxis vielerlei Folgen haben. Eine Aussage über wesentliche menschliche Beziehungen ist hierüber nicht möglich, lediglich um mehr oder weniger willkürlich herausgegriffene Merkmale oder Eigenschaften. Als Begriffssubstanz macht die Durchschnittsbildung die Formbestimmung der Realabstraktion aus. Die ist besonders in der Wirtschaft von Belang. Marx beschrieb mit ihr den Verlauf der Wertbildung (siehe Wertsubstanz). | ![]() |