Eigentlichkeit soll eine letztliche Wahrheit im innersten der Beziehung eines Menschen zu sich oder anderen Personen als die innerste Eigenheit seiner Je-Einzelnen Existenz bedeuten, die als bloß phänomenologische Behauptung im Raum steht (siehe hierzu Martin Heidegger). Damit meint diese Formulierung etwa, was in dialektisch erkundeten Zusammenhänge des Seins soviel wie "in Wahrheit" bedeutet, was allerdings für einen Nachweis durch eine Analyse offen ist, der für eine Analyse des Eigentlichen (z.B. Daseinsanalyse) keinen Grund bietet. Im Sinn des Existenzialismus soll die Eigentlichkeit das letztlich Eigene darstellen, die innere Freiheit, die sich äußern müsse, um das "Je-Eigene" im Unterschied zur "Uneigentlichkeit" zu sein, um außer sich bei sich zu sein. Eigentlichkeit ist ein Begriff der Phänomenologie, die damit ihre Wahrheit aus dem Inneren zu beziehen und zu behaupten sucht (siehe auch eidetische Reduktion). Eigentliches wird hierdurch an und für sich zu einer selbständigen Form, etwas im individuellen Dasein Zugrundeliegendes, ein "Selbst", das sein müsste, aber nicht sein kann, nicht wirklich da ist (siehe Dasein), das also seinem Wesen oder seiner Logik zufolge zu sein oder zu geschehen hätte, aber nicht so geschieht, wie es sollte, weil es nur eine "magische Illusion" (Adorno) ist. Das "Eigentlich" kann nichts wirklich Eigenes sein, weil es eine Abstraktion der Selbstbezüglichkeit in zwischenmenschlichen Verhältnissen ist und daher auch keine wirkliche Eigenschaft außer sich haben kann. Man könnte auch einen Regelverstoß damit meinen, wenn jemand z.B. einen Wettkampf "eigentlich hätte gewinnen müssen". Immer bleibt es dabei eine Behauptung, dass etwas nicht so ist oder wird, wie es sein oder werden sollte, weil das in ihm so angelegt wäre. Aber mit der Auslegug des von der Schule des Aristoteles immer schon verallgemeinerten Einzelnen wird das Eigentliche zu einer Wesensbehauptung der darin verallgemeinerten Individuen, die damit nurmaher gemeinschaftlich verfasst sein können. Das allgemeine Wesen wird demnach zugleich als das Eigentliche einer Gemeinschaft verstanden, das sich als gesellschaftliches Subjekt in der Subjektivität von Gesinnungen nötig macht. Das Individuelle wird hierdurch dem Allgemeinen untergeordnet und als etwas durch Begrenzung Entstandenes und Unvollkommenes betrachtet, dem zu seiner Sozialisation ein Gemeinsinn zugemutet werden müsse. Oft wird von da her der Begriff der Eigentlichkeit von Rechtspopulisten als Grundlage zu einem ihrer Begrifflichkeit folgenden Entfremdungsbegriff hergenommen, der einer Welt zugeordnet wird, die in ihrer Seinsvergessenheit uneigentlich, nur als Fiktion einer absurden Idee existieren würde (siehe hierzu auch Fundamentalontologie). Wesentlich für den Begriff einer Eigentlichkeit ist seine Esoterik, die ein geheimnisvolles Wissen des eigentlich Eigenen gegen eine vollständig geschlossene Welt uneigentlicher Verhältnisse gehalten wird, die von ungeahnten Mächten beherrscht werden. Darin lassen sich sich alle kritische Begriffe für "Entfremdung" vereinigen bzw. wiederfinden, die besonders eine von menschlicher Wirklichkeit abgelöste Intellektualität nötig hat, um sich dem Kick eines vertieften und sich vertiefenden Unwissens hinzugeben. Es ist kein "Jargon der Eigentlichkeit", sondern der EigeneWille zu einer Spaltung des Denkens zwischen Wesen und Erscheinung, zwischen Sein und Schein, das die Trennung des Verstandes von seinem "eigentlichen" Gegenstand im Kopf vereinzelter Denker und Gedanken aufzulösen vermöchte und dem es daher gelingen kann, das Einzelne gegen sich selbst zu verallgemeinern, die Macht seiner Entfremdung als Selbstentfremdung in sich selbst zu finden und damit ganze Gesellschaften in den Gesinnungen ihrer Wahrnehmungen zu spalten, ihre Wahrnehmungsidentitäten zu politischen Gegnern zu machen, die Vertreter tiefer Wesentlichkeiten gegen die Verfechter des instrumentellen Verstandes der Aufklärung zu stellen, ihnen eine Scheinwelt vorzuhalten, die nicht mehr zu erklären sei, weil sie sich selbst vergessen hätten, weil ihre "Seinsvergessenheit" nur in verfinstertete Gedanken im Jenseits der "Lichtungen des Seins" (Heidegger) enden könne. Es ist die "rechte Position" einer "Dialektik" die sich gegen die potenziellen Erkenntnisse einer politischen Wesenslogik der "Dialektik der Aufklärung" verstanden haben will. Das hatte genügt, dass sich 1933 nazistisch gesinnte Studenten und Professoren zu einer groß angelegten und propagierten Bücherverbrennung kritischer Literatur hergegeben hatten. In diesem Jahr hatteMartin Heidegger gerade sein Bestallung als Rektor der Freiburger Universität erreicht, um dem Feuer Geisteskraft zu verliehen: "Geist ist die ursprünglich gestimmte, wissende Entschlossenheit zum Wesen des Seins. Und die geistige Welt eines Volkes [...] ist die Macht der tiefsten Bewahrung seiner erd- und bluthaften Kräfte als Macht der innersten Erregung und weitesten Erschütterung seines Daseins." (Martin Heidegger in seine Freiburger Rektoratsrede im Mai 1933 unter dem Titel: "Die Selbstbehauptung der deutschen Universität") Damit wird eine tatsächlich vorhandene Scheinwelt zu einem bloßen Irrtum, der durch entsprechende Aufklärung zu beheben wäre. Denn Eigentlichkeit behauptet implizit ja auch tatsächlich ein Wesen im Eigenen, wie es für sich einzeln wäre, aber so nicht existiert, also abwesend ist. Aber nicht seine Abwesenheit wird mit Eigentlichkeit besagt. Es entstünde ja die Frage, was deren Wesen wirklich - bzw. in Wirklichkeit - ausmacht und warum es nicht da, sondern unwirklich ist. Und gerade diese Frage aus dem Dasein eines Wesens wird damit zunichte gemacht. Seine Einzelheit wird einfach als Allgemeinheit impliziert gegen das, was es im Einzelnen sein müsste, aber nicht ist. Damit ist eine Ursprünglichkeit vereinzelter Wesenhaftigkeit behauptet, die vor aller Erfahrung - also "eigentlich" schon da ist, bevor sie sich verhält und sich aus ihren Lebensverhältnissen ergeben würde. Eigentlichkeit ist der Begriff für den Zusammenhang im isoliert Eigenem (siehe auch Autopoiesis), das zum Maß einer Entwicklung für sich - also in einer allgemeinen Isolation begriffen - selbst wesentlich sein soll und sich aus ihrem Individualwesen heraus, aus seiner Persönlichkeit heraus verhält und sich durch diese erst ins Verhältnis setzt, sich an und für sich beziehungslos durch seine bloß formelle Verallgemeinerung vergesellschaftet (siehe hierzu auch Strukturalismus). Eigentlichkeit geht von der Eigenheit, dem Eigentum an einer sinnlichen Gewissheit aus. Eigensinn entsteht aber nur in der Notwendigkeit zur Abgrenzung gegen fremden Sinn, meist besonders gegen einen fremden allgemeinen Sinn. Der eigensinige Mensch bewahrt sich gegen eine Verfremdung, welche seine einzelne - oft auch vereinzelte - Identität bedroht (siehe auch Narzissmus). Von daher ist Eigentlichkeit auch immer ein Schlagwort des reaktionären Bewusstseins zur Abgrenzung von Art gegen Abart (siehe hierzu auch Rassismus). Von daher ist Eigentlichkeit ein Grundbegriff der Phänomenologie, der Erklärung von Zusammenhängen aus einer verwesentlichten Geschichte ihrer Gestaltung in der Wahrnehmung selbst, wie es in einer eidetischen Reduktion "erschaut" (Edmund Husserl) wird. Für Martin Heidegger war diese Methode einer ästhetischen Abstraktion die Grundlage seiner Fundamentalontologie, die zugleich eine unmittelbare Wesentlichkeit erbringen sollte, die sich nicht aus der Wahrnehmung von Lebensverhältnissen, sondern aus deren existenzieller Persönlichkeit im Verlauf der Zeit als Substanz ihres Daseins, als ihr Sein "lichtet" und als dieses hinter dem Seienden wirkendes Wesen sich ermitteln lässt. Auch für den Verhaltensforscher Konrad Lorenz versinnbildlicht sich die Wahrnehmung der Ganzheit einer Sache als Gestaltsehen oder Gestaltwahrnehmung. Damit wollte er die einbeziehende Wahrnehmung nicht offensichtlicher assoziativ verbundener Elemente oder Eigenschaften des Gegenstands ausdrücken, die jenseits des Wahrnehmbaren zu seinem Wesen, seiner Bedeutung und Wirkung "beitragen". Die dadurch erscheinende Gesamtgestalt"hinter der Gestalt (siehe hierzu Eidetische Reduktion) sei die "eigentliche", die immer "mitzusehende", tatsächlich in der Umwelt wirksame und zu behandelnde Gestalt, die alle Wirkungen beinhalte. Genauer genommen trennt Eigentlichkeit die Weisen (bzw. Formen) der Wirklichkeit auf. Sie ist die begriffliche (bzw. selbstverständliche) Grundlage eines durch die Abtrennung einer Wirklichkeit von ihrem Wirken auf alles bezogene Bewusstsein, einem allgemein auf und durch sich selbst beschränktes und doch in seinem Maß auf alles bezogenes Bewusstsein, das sich mit seiner Wahrnehmung selbst zu bewahrheiten sucht (siehe hierzu auch Hermeneutischer Zirkel). Es ist die Grundlage eines jeden reaktionären Bewusstsein. Nach Martin Heidegger ist Wahrheit das eigentliche Sein, das im Seienden verborgen ist, das also nur erkannt wird durch den Denker, der sie "entbirgt". Als diese Wahrheit erscheint das Eigentliche schon durch jede Beziehung auf anderes erhabender als diese Beziehung in Wirklichkeit sein kann. Das Eigentliche ist in dieser Auffassung hinter allem Dasein, ein von ihm selbst unterschiedenes Wesen, das als solches nicht im Dasein wirkt, sondern sich in ihm "lichtet" (Heidegger) und nicht in der Wirklichkeit, sondern vom "wahrhaftigen Denken" nur erkannt werden kann. Es ist die Grundlage für die Selbstveredeleung eines Denkens, das alles fremd scheinende als Uneigentliches setzt und somit als wesenlos behauptet, als eine Form von Seinsvergessenheit (Heidegger), die dem Uneigentlichen Anpassung an die Flüchtigkeit des Seins, Gedankenlosigkeit zu den Fragen des Lebens und Todes vorwirft, also der Grundfrage zur Vorläufigkeit des Lebens achtlos ausweicht. Das Eigentliche ist per Begriff schon ein Vorwurf und kann deshalb eben nicht wirklich einem Wesen zu eigen sein; es bedarf einer bestimmten Schöpfung, einer Gestaltungskraft, die es hervorbringt. Es verlangt Hingabe, Selbstaufopferung, die davon getragen ist, dem Verfall seines Daseins entgegen zu treten. Es geht Heidegger um diesen Entschluss, um die Wahrheit der"Entschlossenheit", die selbst unmitelbare Wahrheit der Schlussfolgerung sein muss, welcher der denkende Mensch notwendig folgen müsse, um sich nicht selbst zu hintergehen. Und damit ist gegen das Uneigentliche der wahre WesenEntschluss als ein sehr sublimes Heilsverständnis getreten, den nach Heidegger vor allem durch die Philosophie der "Eigentlichkeit" zu leisten hat, die überhaupt nur als eine Allmacht des Ganzen, des Heils schlechthin, sophistisch begründete werden kann (siehe hierzu auch Anthroposopie). Von daher mag Martin Buber mit recht gesagt haben, dass Heidegger der "Hitler des Denkens" sei. Das Eigentliche - als das allgemein Eigene verfasst - verkehrt menschliche Selbstentfremdung zur Wesenstiefe eines abstrakten Denkens über Sein und Zeit und ist als zeitgemäßes Selbstverständnis daher auch die philosophische Grundlage des Heideggerschen Verständnis vom Wesentlichen, einer Sophistik, die als Vorwurf jederzeit und beliebig ex negativo gegen die uneigentlichen, die seinsvergessen Menschen gewendet werden kann. Es ist die geistige Rasse, die der Endlichkeit ins Auge gesehen und hierin die eigene Wahrheit, das Verwesen geschaut hat: Den Tod, zu dem alles Existente nur ein Vorlauf ist. Das "Sein zum Tode" ist eben nur durch dieses "wahre Wesen" zu leben. So weist schließlich auch der "Sinnspruch" an den Toren einiger Todeslager der Nationalsozialisten ganz in dieser Auffassung darauf hin, das hier "Jedem das Seine" geboten wird. Wer seine Bestimmung, sein eigenes Wesen nicht gefunden hat, dem wird dann eben auch der Tod geboten, um endlich Eigen zu sein, in der Endlichkeit "seines" Lebens, dem sich selbst fremden Leben eigen zu werden. Mit dem Begriff der Eigentlichkeit wird vor allem ein Anspruch gesetzt, durch das eigene Sein ohne jegliche Beziehung auf Eigentum und dessen Erzeugung schon eigen zu sein, also durch sich selbst schon gesellschaftliches Eigentum zu besitzen. Der Begriff ist also ein hinterhältiger Besitzanspruch auf alles, was durch Einvernahme des Nötigen für das eigene Leben, also durch Bergung anzueigen wäre. Besitz ist so begriffen ein reines Produkt der Lebensbergung, Eigentum durch Machtausübung gegen femdes, Produkt subjektiver Macht gegen das Uneigentliche. Es ist der Eigentumsbegriff des Bürgers als Übermensch. |
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