"Wenn ... Hegel Allgemeinheit und Einzelnheit, die abstrakten Momente des Schlusses, als wirkliche Gegensätze behandelt, so ist das eben der Grunddualismus seiner Logik. Das Weitere hierüber gehört in die Kritik der Hegelschen Logik. " (K. Marx, MEW 1, S. 292) Qualitativ ist alles nur im Einzelnen als das Besondere da (siehe Dasein). Wo das Einzelne nicht im Allgemeinen aufgeht, von ihm abgesehen wird, wo es also durch eine allgemeine Absicht getrennt und ausgeschlossen ist, wird das Allgemeine zum abstrakt Allgemeinen. Es wird zu einer allgemeinen Bestimmung gegen das Einzelne. Es wird darin ganz einfach "verschluckt", indem es ihr die Kraft nimmt (siehe hierzu Substanz). An sich lässt sich das Einzelne nicht hinterfragen, - ob es etwa wahr sei oder nicht (siehe So-Sein). Es ist einfach nur so da, wie es ist. Aber in Wahrheit gibt es das Einzelne nur als Beziehung zum Allgemeinen in einem qualitativen Verhältnis zu den quantitativen Relationen seines Wesens (siehe auch Substanz). Dieses ist nicht umkehrbar, nicht voneinander zu trennen, ohne sich über seinen Sinn hinweg zu täuschen, - ohne sich zu Mystifizieren (siehe auch Fetischismus). Wo viele Sorten auf eine Kategorie gebracht worden waren, ist kein Rückschluss möglich auf deren Besonderheiten, sobald ihr konkretes Verhältnis nicht mehr gegenwärtig ist. Das abgetrennte, das verselbständigte Einzelne (siehe hierzu auch Gebrauchswert), das vereinzelte Einzelne ist die versinnlichte Mystifikation einer Vorstellung, eine Monade, wie sie in der Philosophie bzw. Psychologie einer existenzialistischen Phänomenologie eine Rolle spielt. "Wenn ich mir aus den wirklichen Äpfeln, Birnen, Erdbeeren, Mandeln die allgemeine Vorstellung "Frucht" bilde, wenn ich weitergehe und mir einbilde, daß meine aus den wirklichen Früchten gewonnene abstrakte Vorstellung "die Frucht" ein außer mir existierendes Wesen, ja das wahre Wesen der Birne, des Apfels etc. sei, so erkläre ich - spekulativ ausgedrückt - "die Frucht" für die "Substanz" der Birne, des Apfels, der Mandel etc. Ich sage also, der Birne sei es unwesentlich, Birne, dem Apfel sei es unwesentlich, Apfel zu sein. Das Wesentliche an diesen Dingen sei nicht ihr wirkliches, sinnlich anschaubares Dasein, sondern das von mir aus ihnen abstrahierte und ihnen untergeschobene Wesen, das Wesen meiner Vorstellung, "die Frucht". Ich erkläre dann Apfel, Birne, Mandel etc. für bloße Existenzweisen, Modi "der Frucht". Mein endlicher, von den Sinnen unterstützter Verstand unterscheidet allerdings einen Apfel von einer Birne und eine Birne von einer Mandel, aber meine spekulative Vernunft erklärt diese sinnliche Verschiedenheit für unwesentlich und gleichgültig. Sie sieht in dem Apfel dasselbe wie in der Birne und in der Birne dasselbe wie in der Mandel, nämlich "die Frucht". Die besondern wirklichen Früchte gelten nur mehr als Scheinfrüchte, deren wahres Wesen "die Substanz", "die Frucht" ist." (K. Marx, MEW 2, S. 59) Das Material einer Begriffsbildung ist die Sprache, die in ganzen Sätzen einen Sinn so vermitteln, wie er sich in der bisherigen Kulturgeschiche entwickelt hat. Worte sind Inhalt der Sprache, Ausdruck und Mitteilung eines Wissens, praktisches Bewusstsein. Begriffe gibt es eigentlich und vor allem für Verhältnisse, die sich als Wirklichkeit nicht einfach so beschreiben und greifen lassen, weil sie im Einzelnen sich nicht als Teil oder Moment einer Allgemeinheit formulieren lassen. In der Einzelheit lässt sich dann deren Allgemeinheit nicht erkennen, wohl aber in den Verhältnissen ihrer Wirklichkeit aus ihrer Wirkung erschließen, wenn und weil sie für sich nur widersinnig sind (siehe hierzu z.B. Tauschwert, Zwischenmenschlichkeit). Das Einzelne erscheint dem Allgemeinen vorausgesetzt, weil es ins Auge fällt, in der bloßen Erfahrung augenfällig ist. Aber in Wahrheit kann sich dieses nur durch das ihm schon vorausgesetzte Allgemeine bilden. Denn alles, was einzeln ist, kann für sich und durch sich nicht allgemein sein. Umgekehrt muss aber im Allgemeinen alles auch Einzeln, also von jedem anderen Einzelnen unterschieden und doch gleich, nämlich ihm gemein sein. Alles was im allen Gemeinen sich gleich bleibt, ist daher gleichgültig gegen das, was seine Allgemeinheit im Einzelnen ausmacht, ist ausschließlich einzeln, weil es von seiner wirklichen Gemeinschaft absehen muss, weil es durch seine Absichten nur abstrakt allgemein sein kann. Es ist in seiner Einzelheit ausschließlich weil es konkret von seiner wahren Allgemeinheit getrennt, allem nur in seiner Isolation voneinander abstrakt zusteht. Es kann nur durch deren unterschiedene und unterschiedlichen Einzelheiten für sich bestimmt auftreten. Es kann aber auch eine durch sich mächtige Bestimmung durch das Allgemeine verkörpern, wenn und wo diese zu einer Formbestimung, zur allgemeinen Form (siehe Allgemeinform), zur Form der Allgemeinheit eines sich selbst abstrakt werdenden Verhältnisses wird (siehe hierzu auch Wertform). Das Ganze kann als solches nur wahr sein, wenn das Einzelne darin bewahrt ist und das Einzelne kann im Ganzen nur wahr sein, weil es sich nur durch das Ganze gewahr wird, weil es durch seine Einzelheit das Ganze bildet und sich daher auch nur als Einzelnes im Ganzen erkennen kann, weil es darin seine Allgemeinheit wahrhat die aus ihm begründet ist. Denn es geht ihr geschichtlich voraus, bevor es allgemein existieren, gesellschaftlich wesentlich werden kann. Nur in der Religion bewegt sich das Allgemeine als abstrakter Mensch vom Himmel herunter und steigt auch dahin wieder auf. Aber der Übermensch umarmt den wirklichen Menschen um seine Isolation zu beherschen, seine Spaltung (siehe auch Telung) zu totalisieren und sie ihm als allgemeine Notwendigkeit des Lebens mitzuteilen, Der abstrakt allgemeine Mensch herrscht durch den Tod und verachtet den Menschen und seine Wirklichkeit, weil sie die Notwendigkeit seiner wirklichen Wesensnot ist. Einzelnes stirbt und verwest, indem es im Allgemeinen überlebt. In der Einzelheit exisiert etwas, das sich vom Allgemeinen unterscheidet, sich in diesem ungebrochen bezieht, also auch für sich bestimmt ist, ohne als Negation, also abstrakt nur bezogen zu sein. Einzelne Beziehungen sind sich solange nicht gleichgültig, solange sie in ihrem einzelnen Sein ein Gemeines haben, nicht als Besonderheit existieren. Das Gemeine hat Bestand in Gemeinschaft, so darin seine Wahrheit bestätigt ist. Aber es bildet Gemeinschaft nur durch die Auseinandersetzung seiner Einzelheit: Das Auseinandersein und Zusammenfinden und das Zusammensein und Auseinandergehen. Erst in der Gesellschaft ist diese Bewegung in objektivem Sein aufgehoben. Das Einzelne erscheint dem Allgemeinen vorausgesetzt, solange es sich in Wahrheit nur durch dieses, durch das Allgemeine verwirklichen kann, Erscheinungsform seiner Natur ist. Doch alles, was einzeln ist, verkehrt sich hierdurch gegen seinen gesellschaftlichen Inhalt. Und so erscheint das Allgemeine selbst durch alles Einzelne verkehrt. Denn alles, was darin sich gleich bleibt, ist die reine Form fr sich und durch sich, die gleichgültig der Formbestimmung gegen das, was die organische Wahrheit seiner Natur ist, was sie in ihrer Allgemeinheit ausmacht. In ihrer ausschließlichen Einzelheit verlsst sie ihren Krper als eine Form, die als abstrakte Allgemeinheit gesellschaftliche Macht darstellt, weil sie hierdurch zur Erscheinungsform ihres Gegenteils geworden ist (siehe hierzu auch Fetischismus). Denn was eine Allgemeinheit nur noch durch ihre isolierten Einzelheiten ausmachen kann, wo sie durch die Wiklichkeit einer abstrakten Allgemeinheit verkrpert ist, wo sie allem Einzelnen abstrakt zusteht und sie zugleich nur durch ihre Einzelheit bestimmt auftreten kann, ist sie im Allgemeinen ausschließlich einzeln, weil dieses als eine mächtige Bestimmung ihrer abstrakt allgemeinen Substanz außer sich, durch die allgemein besonderte Substanz ihrer Elementarform (siehe hierzu Geldform) die Macht ihrer Allgemeinform verköpert, die durch ihre Wirkung auf andere als besondere Allgemeinform der Einzelheiten zum Subjekt ihrer Entäußerungen wird. Gegen diese ist jedes Einzelne dann ein besonderes Einzelnes und besteht auf seine allgemeine Besonderheit. Es kann schließlich nicht zu sich selbst abstrakt sein. Allerdings lebt es sich dann auch gut in solcher abstrakten Allgemeinheit - zumindest solange das Besondere in ihrem Licht und nicht in ihrem Schatten steht. So war es denn auch für Theodor W. Adorno ein Anliegen, das Ganze dieser negativen Allgemeinheit kraft seines Denkens auszuschließen (siehe negative Dialektik), das Licht von seinem Schatten zu befreien, indem er es einem bloß falschen Gedanken zuweist, das Ganze aus seiner bloßen Ansicht zu bestimmen. Dieses sei eben nur die Konstruktion einer Totalität, die dem Einzelnen einen fremden Begriff von Wirklichkeit zumutet. Er wollte aus seiner der hegelschen Dialektik noch verfallenen Denkweise nicht die Entfremdung des Menschen von seiner Sache als etwas Ganzes, als eine gesellschaftliche Wesensnot einer geschichtlich gegebenen Entwicklung denken, sondern dem Denken einen Dogmatismus der Ganzheit im Verhältnis zu seiner Sache vorwerfen: "Eine jede Ansicht von der Gesellschaft als ganzer transzendiert notwendig deren zerstreute Tatsachen. Die Konstruktion der Totale hat zur ersten Bedingung einen Begriff von der Sache, an dem die disparaten Daten sich organisieren. Sie muß, aus der lebendigen, nicht selber schon gesellschaftlich installierten Kontrollmechanismen eingerichteten Erfahrung [...]; aus der unbeirrten Konsequenz der eigenen Überlegung jenen Begriff immer schon ans Material herantragen und in der Fühlung mit diesem ihn wiederum abwandeln. Will Theorie aber nicht trotzdem jenem Dogmatismus verfallen, über dessen Entdeckung zu jubeln die zum Denkverbot fortgeschrittene Skepsis stets auf dem Sprung steht, so darf sie dabei nicht sich beruhigen. Sie muß die Begriffe, die sie gleichsam von außen mitbringt, umsetzen in jene, welche die Sache von sich selber hat, in das, was die Sache von sich aus sein möchte, und es konfrontieren mit dem, was sie ist. Sie muß die Starrheit des hier und heute fixierten Gegenstandes auflösen in ein Spannungsfeld des Möglichen und des Wirklichen: jedes von beiden ist, um nur sein zu können, aufs andere verwiesen." (Adorno 2003, 197)
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