"Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung. Die Verwirklichung der Arbeit erscheint so sehr als Entwirklichung, daß der Arbeiter bis zum Hungertod entwirklicht wird. Die Vergegenständlichung erscheint so sehr als Verlust des Gegenstandes, daß der Arbeiter der notwendigsten Gegenstände, nicht nur des Lebens, sondern auch der Arbeitsgegenstände, beraubt ist." (MEW 40, Seite 512) Entäußerung ist eine entfremdete Äußerung, die sich in einer Abgeschlossenheit (siehe auch Isolation) einer Lebensäußerung bewahrt und darin in einer verselbständigten Äußerlichkeit ihres Gegenstands für sich bestimmt erscheint. Indem dieser gegen seine Geschichte und Beziehung hierdurch gleichgültig, weil von den organischen, den sinnlichen Inhalten seines Werdens abgetrennt ist, hat er sein Subjekt – und damit seine Subjektivität – verlassen und ist zu einer leere, und also fremden Objektiität geworden. So wurde er zu einer Form verselbständigt, die sich außer sich, getrennt von ihrem Inhalt für sich bestimmt (siehe Formbestimmung) erhält, also schon hierdurch für sich vergangen, ent-äußert ist, sich "zu Ende geäußert" hat. Ein in diesem Verhältnis äußerer Gegenstand wird durch die Abwesenheit seiner Subjektivität selbst zu einem Subjekt, das in der Lage, seinem Inhalt nach ermächtig ist, seinen Erzeuger sich zu unterwerfen, der von den Inhalten seiner Lebenserzeugung, den wesentlichen Substanzen seines Lebens abhängig ist und deren Form ihn bestimmt, weil das Subjekt-Objekt-Verhältnis in dieser veräußerten Beziehung verkehrt als Objekt-Subjekt-Verhältnis erscheint und sich hierbei selbst fremd geworden ist (siehe hierzu auch Warenfetischismus). So bekommt der Gegenstand auch körperlich als Sache dieses Verhältnisse den Anschein von Naturmacht über die Menschen, weil diese ihre Natur als Natur einer menschlichen Selbstentfremdung verkörpert (siehe hierzu auch Warenfetischismus). Wo etwas geäußert ist, wird es zum Gegenstand, wie er von Menschen ist, und auch für sie wiederum sein kann, wenn er von ihnen in einem weiterem Sinne für neue Geschichte angeeignet und fortentwickelt wird. Geschichte besteht aus der Fortbildung des Lebens und seiner Äußerungen, wie sie von und für Menschen im Wechsel ihrer Generationen entstehen. Sie schließt sich aber ab, wo Leben entäußert ist und von daher dieses Leben von sich ausschließt, das Tote zum Leben bringt, indem es dieses lebendig macht (siehe hierzu auch tote Arbeit). Es ist die beständige Verkehrung des Lebens durch seine Verhütung, durch seine Formbestimmung, durch die Äußerung äußerlicher Bezogenheiten, durch die Entäußerung eigenen Lebens, das schon im Tod bestimmt ist, bevor es sich verwirklichen kann. So schreibt Marx über den perpetuierlichen Arzt, der schon eine Krankheit versorgt, damit sie nicht auftreten kann, dass Leben sich nicht frei entfalten kann, wenn es seinem Tod unentwegt schon vorgreift: "Mag das Leben sterben: der Tod darf nicht leben." (Karl Marx, MEW 1, Seite 59) Entäußertes besteht in einer verwandelten Form einer beziehunglos gewordenen, einer gleichgültigen Selbständigkeit, worin es sich seinem Inhalt nach durch deren unbestimmte, also gleichartige Geltung nichtet (siehe z.B. Geld). Dem Inhalt nach hat sich seine Geschichte beendet, die allerdings nicht wirklich zu ihrem Ende kommen kann, weil der Inhalt substanziell gerade durch seine Abwesenheit weiter wirkt, also in der Selbständigkeit des Außersichseins, in einer räumlichen Verwandlung, in der verwandelten Form einer verselbständigten Gegenständlichkeit Wirkung hat, die durch die Abstraktion von ihrer Wirklichkeit, durch eine Realabstraktion entstanden und zu einer reinen Formbestimmung geworden war. Ein entäußertes Leben ist also nicht nur ein Leben in Abwesenheit des Lebendigen, das noch außer sich wirkt, aber durch sich nicht leben kann. Es ist wirklich negiert, also nichtig gewordenes Leben, das zugleich aber nicht Nichts sein kann. Es ist entleert, kann aber auch nicht vollständige Negation des Lebens sein. Es besteht in einer bloß anderen Form, worin Leben durch seine Nichtigkeit aufgesaugt wird, wie durch ein Vakuum, das ersetzen muss, was es dem Inhalt nach nicht mehr ist (siehe Dialektik). Es lebt durch das Anderssein seiner Substanz als abstrakte Lebensformation, in der sich Leben reflektiert, also immer noch erlebt wird. In dieser Form ist es sich dadurch fremd, dass es durch das Außersichsein nicht wesentlich, nicht wirklich wahr sein kann, nicht die Schönheit seiner Wahrheit, seines Seins erlangt, sondern einer Lebensform unterworfen ist, in welcher es sich fortbestimmt als etwas anderes, das nicht geäußert, wohl aber außer sich, entfremdetes Leben ist (siehe hierzu z.B. Wert). In der Formbestimmung ist die Lebensäußerung als Form bewahrt und zugleich in einen ihr fremden Grund gestellt, erhält somit eine in seiner Abstraktion aufgehobene Substanz (z.B. abstrakt menschliche Arbeit, abstrakt menschlicher Sinn). In ihrer Entfremdung also ist erst die vollständige Negation der Äußerung existent und lässt sich als Begriff einer fremden Kraft durch ihre dem Eigenen fremde Substanz erkennen (siehe z.B. Wertsubstanz). In den "Philosophisch-Ökonomischen Manuskripten" verwendet Marx die Begriffe Entäußerung und Entfremdung meist unterschiedslos, weil er den Entfremdungsbegiff dort noch eher philosophisch verwendet. |
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