"Der Mensch verliert sich nur dann nicht in seinem Gegenstand, wenn dieser ihm als menschlicher Gegenstand oder gegenständlicher Mensch wird. Dies ist nur möglich, indem er ihm als gesellschaftlicher Gegenstand und er selbst sich als gesellschaftliches Wesen, wie die Gesellschaft als Wesen für ihn in diesem Gegenstand wird." (Marx-Engels-Werke Bd.40, S. 241) An und für sich ist ein Gegenstand in seiner gegenständlichen Bestimmtheit eine für sich seiende Sache oder Dingheit, die als dem Subjekt Äußerliches nicht bezweifelt ist. Sie ist durch es gebildet, aber notwendig als etwas anderes, als gegenständliche Aufhebung, als existente Wendung seiner Not. Das Subjekt hat sich daher notwendig in ihr vergegenständlicht, indem es sich von sich selbst unterscheidet, indem es subjektiv ist, seine Natur außer sich findet, empfindet und hat. Es äußert sich also notwendig alsNaturmacht seiner Natur und durch sie - eben dadurch, dass es Äußeres außer sich für sich erzeugt. Es bringt sich ja nur hierdurch selbst in Form, macht sich zu seinem Gegenstand außer sich, durch den allein es erst wirklich als Subjekt objektiv da ist (siehe Dasein), schon vor aller Erfahrung seine Natur außer sich so sinnlich wie gegenständlich wahrhat. Doch ist die Form nicht durch den darin formierten Inhalt bestimmt, so muss sie zugleich eine dem äußerliche Bestimmung haben, ist sie Form einer fremd bestimmten Form (siehe Formbestimmung), doppelt bestimmte Form (siehe Doppelcharakter), die von diesem Inhalt, der ja notwendig seine Form hat, zugleich absieht und sich auf die Absehung hin bis auf deren abstrakte Substanz reduziert, was subjektiv auch durch Absicht betrieben werden kann. Alles Gegenständliche wird hierdurch in die Substanz einer Abstraktion getrieben, in eine Form, in der es aufgeht, indem es zugleich untergeht, als Ganzes alles zerteilt und die Teile versammelt, als ob sie ihm gehören. Entfremdung selbst ist formbestimmte Form, die Form der Trennung und Isolation durch die aparte Ausschließlichkeit eines abstrakten Ganzen, die Form einer Totalität, die sich durch das Getrennte ergibt, indem es seine Teile in der Fremde, und also durch fremde Macht (siehe fremde Kraft) vereint - eine teufliche Form, die Goethes Mephisto auch trefflich ausspricht, als er von Faust nach seinem Wesen befragt wird: "FAUST. Nun gut, wer bist du denn? MEPHISTOPHELES. Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. FAUST. Was ist mit diesem Rätselwort gemeint? MEPHISTOPHELES. Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht, denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt Mein eigentliches Element. FAUST. Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir? MEPHISTOPHELES. Bescheidne Wahrheit sprech ich dir.
Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,
Gewöhnlich für ein Ganzes hält -
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war
Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar,
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt,
Verhaftet an den Körpern klebt.
Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön,
Ein Körper hemmt's auf seinem Gange;
So, hoff ich, dauert es nicht lange, Ein Gegenstand, der als solcher nicht gegenständlich sondern in seiner Gegenständlichkeit aufgehoben ist, also zu einem Gegenstand wird, der sein gegenständliches Sein nur in einer ihm gleichgültigen Form hat, ist dem Subjekt dem er Objekt sein soll, entfremdet. In seiner Rückbeziehung auf den Menschen ist er gleichgültig gegen seine Bestimmtheit, gegen sein gegenständliches Sein, und ist durch eine Macht bestimmt, die ein fremdes Wesen hat und ihn ein Unwesen sein lässt, ein Unding, das sich nicht als Ding verhält, nicht wirklich Ding ist, sondern selbst dingliche Wirkung hat, sich als Objekt des Menschen zugleich wie ein Subjekt verhält und Subjektivität zugleich entwirklicht. Es entsteht hierdurch gerade mit der Bildung eine Verbildung, eine Umkehrung des ganzen Verhältnisses der Erzeugung von Reichtum, die nur wenige reich werden und seine Erzeuger verarmen lässt. "Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichtum er produziert, je mehr seine Produktion an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Ware, je mehr Waren er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert Dies Faktum drückt weiter nichts aus als: Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr Produkt, tritt ihm als ein fremdes Wesen, als eine von dem Produzenten unabhängige Macht gegenüber. Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat, es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung. Die Verwirklichung der Arbeit erscheint so sehr als Entwirklichung, daß der Arbeiter bis zum Hungertod entwirklicht wird. Die Vergegenständlichung erscheint so sehr als Verlust des Gegenstandes, daß der Arbeiter der notwendigsten Gegenstände, nicht nur des Lebens, sondern auch der Arbeitsgegenstände, beraubt ist. Ja, die Arbeit selbst wird zu einem Gegenstand, dessen er nur mit der größten Anstrengung und mit den unregelmäßigsten Unterbrechungen sich bemächtigen kann. Die Aneignung des Gegenstandes erscheint so sehr als Entfremdung, daß, je mehr Gegenstände der Arbeiter produziert, er um so weniger besitzen kann und um so mehr unter die Herrschaft seines Produkts, des Kapitals, gerät. In der Bestimmung, daß der Arbeiter zum Produkt seiner Arbeit als einem fremden Gegenstand sich verhält, liegen alle diese Konsequenzen. Denn es ist nach dieser Voraussetzung klar: Je mehr der Arbeiter sich ausarbeitet, um so mächtiger wird die fremde, gegenständliche Welt, die er sich gegenüber schafft, um so ärmer wird er selbst, seine innre Welt, um so weniger gehört ihm zu eigen. Es ist ebenso in der Religion. Je mehr der Mensch in Gott setzt, je weniger behält er in sich selbst. Der Arbeiter legt sein Leben in den Gegenstand; aber nun gehört es nicht mehr ihm, sondern dem Gegenstand. Je größer also diese Tätigkeit, um so gegenstandsloser ist der Arbeiter. Was das Produkt seiner Arbeit ist, ist er nicht. Je größer also dieses Produkt, je weniger ist er selbst. Die Entäußrung des Arbeiters in seinem Produkt hat die Bedeutung, nicht nur, daß seine Arbeit zu einem Gegenstand, zu einer äußern Existenz wird, sondern daß sie außer ihm, unabhängig, fremd von ihm existiert und eine selbständige Macht ihm gegenüber wird, daß das Leben, was er dem Gegenstand verliehn hat, ihm feindlich und fremd gegenübertritt." (MEW 42 S. 511f) Was als Gegenstand objektiv für das Subjekt ist, ist zugleich ein Subjekt in der Beziehung auf den Menschen und enthebt den Gegenstand seiner Objektivität, enthält Bestimmungen seiner Existenz, der Form seines Daseins, als Formbestimmungen, die dem Inhalt ihrer Wirklichkeit widersprechen, ihm fremd sind und ihn der Substanz ihrer Abstarktion (siehe z.B. Wertsubstanz) entfalten und die wirklichen Verhältnisse der Menschen entwirklichen, ihr gegenständliches Sein, ihre menschlich bestimmten Lebensäußerungen in unwirkliche Verhältnisse entziehen, worin sich die Menschen schließlich vor alllem sich selbst entfremden. Eine entgegenständlichte Welt ist Mythologie, eine Welt scheinbarer Wirklichkeiten. Sie kultiviert das scheinbare zu einem Wesen, dem das Wirkliche unterworfen ist (siehe z.B. Warenfetischismus). Darin erscheint alles, wie es ist, verkehrt zu dem, was es ist. | ![]() |