Erleben setzt Wirkichkeit und von daher Lebenspraxis voraus (siehe Praxis). Es reflektiert einen Kulturkonsum von Lebendigem. Im Erleben wird fremde Subjektivität einverleibt (siehe z.B. Tourismus, Erlebnispark, Streichelzoo usw.). Es ist eine für sich genommene, also äußere Form des Lebens, das darin auf ein Ereignis bezogen wird, dessen Zusammenhang keinen Lebenszusammenhang vermittelt, weil es nur in einem Ereignis durch sich und für sich wahr ist, also von seinem wirklichen Leben getrennt ist und demzufolge isoliert wie eine Konstruktion (siehe Konstruktivismue) von Lebensereignissen erscheint (siehe Teilung der Wahrnehmung). Es ist die Form einer Verselbständigung des Lebens, des Konsums einer Sinnbildung, worin Leben einverleibt, aber nicht wirklich geäußert ist. Und wo Leben ohne entsprechende Empfindungen auf Ereignisse reduziert ist, durch irgendeine Ereignisproduktion auf seinen Moment zusammengefasst und verallgemeinert wird, ist die Wahrnehmung schon abgeschlossen, bevor sie inhaltlich erkannt werden kann, sich ohne die Aufmerksamkeit eines erkennenden Subjekts, also ohne Empfindung mit viel Gefühl bewegt wird (siehe Emotion). Darin verbleibt sie als bloße Erinnerung, wodurch sie für sich im Jenseits ihrer Geschichte als abgebrochene Vergangenheit bleibt (siehe z.B. das Befriedigungserlebnis für die Psychoanalyse). Darin bleibt nur das, was erlebt wurde, was als leere Form eines Lebens im Begriff des Vergehens, wie es wahr gehabt werde und von daher rein strukturell und ohne Beziehung und Geschichte lediglich in seiner Aufhäufung, in der Prominenz seiner Lebenseerfahrung als Geschichte in der Masse von Erfahrungen bedacht werden kann (siehe auch Systemtheorie). Als Entgegnung zu den "Lebensphilosophien" der Idealisten will Heinrich Rickert eine Kritik des Erlebens gefunden haben, die in seiner theoretischen Verallgemeinerung gegen den unbeschränkten Kulturkonsum (siehe auch Tittytainment) als wesentliche Kulturkritik gelten soll. Doch in Wahrheit vollzieht "das Erleben" lediglich die reflexive Form der Individualität einer Isolation, einer dem entsprechenden Erfahrung. Sie betreibt folglich eine Bestärkung der vereinzelten Selbstbezogenheiten des Lebens im Er-Leben, worin sich Leben extatisch (siehe Existenz) über die Selbstwahrnehmung so vermittelt wie sie sich ereignet und sich darin blindlings ihre Lebensbedingungen als Selbstwert für sich aneignet. Weil es in dieser Form der Selbstwahrnehmung seiner körperlichen Existenz so objektiv wie subjektiv im substanziellen Zusammmenhang seiner persönlichen Existenz veräußert und sich in der Form seiner Lebenswelt Verselbständigt. Solche Erfahrung macht im Erleben keinen wirklichen Sinn und also auch keine Geschichte, deren Vernunft erkennbar sein könnte, weil sie sich nicht von selbst verstehen lässt. Ohne Verstand Erkenntnis kann sich deshalb darin auch nichts wirklich auseinandersetzen und entwickeln. Das Erleben besteht aus bloßen Momenten vereinzelter Selbstwahrnehmungen und kann seine Bedingtheit durch die Isolation seiner Lebensumstände nur bestärken und totalisieren. Darin bestärkt sich eine bloße Reaktion. Die Wahrnehmung wird quasi selbst reaktionär (siehe hierzu reaktionäres Bewusstsein). Denn im Erleben kann nur wahr sein, was man im Reiz des Erlebens spürt. Durch die darin aufgehobene Regung, durch die Unterschiedslosigkeit seiner in ihrer Erregung vernutzten Empfindungen wird die Wahrnehmung gleichgültig gegen ihre Geschichte, Denn sie erinnert nicht, wie sie enstanden ist, weil nur wahrgenommen wird, was "ins Auge fällt", was einfach nur in ihrer Gegebenheit zufällt, wie es aus fremden Gründen erzeugt wurde und daher als Ganzes nur zufällig, "irgendwie" als gegeben erscheint. Durch die Erlebnisse in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen teilen sich die Menschen die Reize ihres Lebens mit. Das auf diese Weise produzierte Erleben ist eine reflektive Form des Lebens (siehe auch Ereignisproduktion): Er-Leben, worin sich Leben allerdings nur monadisch vermittelt, reduziert es sich auf die Art und Weise wie es sich ereignet. Weil es in dieser Form so objektiv wie subjektiv ist (siehe auch Konsum), kann es sich durch Erleben nicht entwickeln. Es kann lediglich seine Bedingtheit nur durch seine Lebensumstände besondern oder bestärken und von daher als ein abgesondertes Leben totalisieren (siehe auch heile Welt). Denn im Erleben kann nur wahr sein, was man vom Reiz des Erlebens spürt. Durch die im Reiz aufgehobene Regung, durch die Unterschiedslosigkeit seiner in ihrer Erregung vernutzten Empfindungen wird die Wahrnehmung gleichgültig gegen ihre Geschichte, Denn sie erinnert nicht, wie sie enstanden ist, weil nur wahrgenommen wird, was "ins Auge fällt", was einfach nur zufällt, wie es aus fremden Gründen erzeugt ist und daher als Ganzes nur zufällig, "irgendwie" als gegeben erscheint, also an und für sich auch nur ein bloßer Zufall ist. Erleben hat zwar Ursachen. Deren Wirkung aber besteht aus den bloßen Ereignissen einer ungegenständlichen Wahrnehmung. Es ist lediglich der Eindruck ihrer Wirkung (siehe auch Reiz), der bleibt - eine Wahrnehmung mit Folgen für für das reine Selbstgefühl, das die Inhalte seiner Empfindungen außer sich lässt und daher nur sich selbst ohne Grund außer sich weiß. Es ist lediglich die Selbstwahrnehmung einer abstrakten Selbstgewissheit, die hierbei belebt wird. Und die ist die Wirkung einer nur reizvollen ohne einen bestimmten Gegenstand, wird also nur für sich und durch sich für wahr genommen, auch wenn dabei Leben als etwas ganz anderes wahrgehabt wird. Immerhin ist das Erleben selbst das wesentliche Mittel einer Kultur, die sich über die Produktion von kulturell bestimmten Ereignissen erhält und im Belieben kulturell gestimmter Menschen begründet ist (siehe auch Eventkultur), die sich lediglich als Träger einer Normalität eines gegebenen Lebens verstehen können, das für sie als Norm ihres Verhaltens als dem entsprechend gestimmten Verhältnissen prominent geworden ist (siehe Mode). Deshalb zielt auch ihre Ereignisproduktion auf die Produktion von Selbstgefühlen, die durch zwischenmenschlich bestimmte Erlebnisse erzeugt werden. Und von daher werden die damit bewirkten Empfindungen zum Mittel der Selbstbeziehung über Gefühle, die ohne dies keinen Sinn mehr für sich finden können und ohnedies ihre Langeweile als Ausdruck einer toten Wahrnehmung forttreiben müssen. Nur mit der Wahrnehmung der eigenen Produkte finden die Menschen ihr Leben als ihre Wahrheit so, wie sie darin ihr Leben empfinden als etwas, das für sie da ist. Da gibt es keine zweifelhafte Wahrnehmungen der Menschen, die darin ihr Leben geäußert haben. Ihr bloßes Dasein ist ihr bestimmtes Sein, das Erleben ihrer Wirklichkeit als Sein für sich. Wo keine wirklichen Gegenstände als Produkte menschlicher Lebensäußerung sinnlich gewiss sind, bleiben diese auch zwiespältig, zweifelhaft, und die Menschen erfahren sich als deren Objekte, befinden sich in der Beziehung zu sich selbst passiv in der Wahrnehmung, in einer Wahrheit, die ihr Leben nur in seiner Geschichtslosigkit nehmen können. Ohne wirklichen Gegenstand ist deren Empfindung daher auch nur ein bloßes Gefühl von Leben wie es durch dessen Ereignisse gegeben ist, ganz gleich, welchen Sinn es haben mag. Im Erleben wird Leben nur in der Wirkung von Ereignissen wahrgenommen, deren unterschiedliche Elemente als Wirkung auf den Menschen als Ganzes seiner Wahrnehmung empfunden werden. Deren Eigenschaften ergeben hierbei unmitelbar einen objektiven Gefühlszusammenhang, der sich wie eine innere Wahrheit der Empfindung in den Menschen ereignet. Was Menschen in ihrer Sinnbildung erzeugen, wird hierbei wie eine Umwelt der Wahrnehmung konsumiert, wesentlich also durch Kulturkonsum angeeignet (z.B. Tourismus, Musikkonzerte usw.) und je nach Umstand der Wahrnehmung als mehr oder weniger reizvoll durch ihre Eindrücke erinnert. Durch das Erleben von Ereignissen wird von der Wahrnehmung ein Leben als Erlebnis einverleibt, worin sie die Wahrheit für ihre Absichten findet, wodurch sie empfindet, was sie für sich wahrhaben will, was die notwendige Beziehung ihres ästhetischen Willens verwirklicht und somit ihre Gefühle in dem Sinn bereichert, nach dem sie außer sich verlangen und den sie für ihr Selbstgefühl begehren. Im Erlebnis konzentrieren sich viele Empfindungen zu einem Gefühl, wie es sich aus dem Ereignis ergibt, durch welche das Erlebnis bestimmt ist. Es findet hierbei eine passive Sinnbildung statt, die durch das Zusammenströmen verschiedenster Eindrücke auf die Wahrnehmung Gefühle erzeugt, die ihre Empfindungen bedrängen und zu einem Wahrnehmungshintergrund gestalten, der sich nicht aus einer gegenständlichn Wahrnehmung, sondern aus dem bildet, was dem Ereignis und der Gegenwart eines wahrnehmenden Menschen zu eigen ist. Was darin lebt, wird zu einer Gewohnheit der Wahrnehmung, zu einem Selbstgefühl, das sich von seien Empfindungen abgetrennt hat. In der Gleichgültigkeit, worin die Wahrnehmung diesen Verlust überwindet, wird sie von außen her belebt, animiert und das vertrieben, was ihr körperliches Leben noch als zwischenmenschliche Wahrheit erhält. Waren sie im Besitz des allgemeinen Kaufmittels in der Beliebigkeit der daraus möglichen Beziehungen, in ihrem gewöhnlichen Verhalten oder in Einkaufssituationen vielleicht noch gelangweilt, so wird der "Erlebnispark" oder der "Erlebnismarkt" oder ein Park voller Erlebnisse (z.B. Vergnügungsparkt) zu einem Anreiz, der ihre Aufmerksamkeit und Wahrnehmung so einfangen kann, dass nicht mehr der Gegenstand ihrer Lebenstätigkeit, sondern das Ereignis selbst dem Unterhalt als Unterhaltung dient, also selbst zu einem Mittel ihrer Subsistenz, zu einem Lebensmittel wird. Das Erleben von Ereignissen hinterlässt in der Wahrnehmung Spuren, die aus dem Abruch der Ereignisse, aus dem abwesenden Zusammenhang der Ereignisfolge in ihrer plötzlichen Abwesenheit verbleiben. Ihre Gegenwart erfährt ihre Geschichte im Abbruch, in der Abtrennung aller verursachten Regungen von ihrem Sinn, den sie in der Folge des Erlebens dann nurmehr als Erregungen wahrhaben. Eine Kultur, die sich in zwischenmenschlichen Verhältnissen bildet, besteht aus vielerlei Wahrnehmungen und Selbstwahrnehmungen, die sich aus den Ereignissen im Erleben zwischen den Menschen ergeben. Solche Wahrnehmungen reflektieren ihre Ereignisse so, wie sie in ihrer Wirkung schon gewollt und bemessen sind, für die Erkenntnis also schon in dem Augenblik vergangen sind, in dem sie entstehen, und also enden, ohne etwas anderes zu hinterlassen, als den Moment der Wahrnehmung selbst. Sie abstrahieren von jeder Geschichte und bestehen nur in dem fort, worin sie schon bei ihrer Entstehung nicht wirklich begründet sein können, also im Grunde ihre Lebenswirklichkeit darin aufheben und nur in der Form erinnert werden können, wie sie vergangen sind. Sie beziehen sich auf keine Gegenstände, sondern auf Ereignisse, wie sie im bloßen Erleben stattfinden, ohne dass sie irgendeinen Zusammenhang erkennen lassen außer dem, was die Form dieser Verhältnisse ausmacht. Diese Form ist die unmittelbare Existenzform einer umstandslosen Begegnung, durch die Menschen sich erleben, also sich als Menschen wahrhaben, ohne wirklich menschlich da zu sein. Sie sehen sich in ihrer einzelnen Selbstwahrnehmung allgemein bestärkt, ohne dass sie sich als Mensch wirklich anders mitteilen können, als durch ihr bloßes Dasein in einem zeitlosen Raum. Erleben vollzieht sich in der Nutzung, dem Gebrauch und Verbrauch lebendiger Sinne zur Belebung eigener Regungen und Regsamkeit. Es gründet auf der Verausgabung von Sinn zur Einverleibung von Lebensäußerungen, die vor allem zwischenmenschliche Beziehungen versinnlichen und beleben. Erleben ist daher nicht unmittelbares, sondern reflektiertes Leben, Ausdruck dessen, was gelebt wird, ein Leben, wie es für sich genommen, also isoliert zwischen den Menschen sie beeindruckt. In dieser Ereignishaftigkeit verliert sich sein Zusammenhang. Leben wird darin selbst zu einem unmittelbaren Lebensausdruck, der sich selbst beeindruckt. Leben ist aber nur in seiner Geschichte wirklich und lässt sich nur darin wirklich begreifen. Im Erleben ist sie vergangen und vergeht auch darin. Es erfährt deren Momente für sich so, wie sie für sich zu vestehen sind, wie sie also der Verstand auffassen kann oder will, wo ihr Zusammenhang abwesend ist. Das Erleben ist der Reiz des Lebens. Es reflektiert dessen Empfindung als Gefühl für sich und erscheint daher durch die Momenthaftigkeit seiner Ereignisse frei und losgelöst von all seinen Notwendigkeiten. Unmittelbar, das heißt als Lebensäußerung selbst, gibt es nichts zu erleben. Wo ich lebe, mich äußere, male, bastle, ackere, singe usw. würde ich nicht sagen, dass ich mein Malen, Arbeiten, Singen usw. erlebe. Erleben setzt eine Gegebenheit des Lebens voraus. Im Erleben hat man sein Leben für sich an dem Ereignis, worin es erscheint: Leben, wie es im einzelnen Erlebnis widerscheint und einen lebendigen Eindruck hinterlässt. Von daher entspricht das Erleben einer Vereinzelung des Lebens, ist ein abgetrenntes, apartes Leben in der bloßen Form des Erlebens, worin sich vor allem dessen Regungen als Erregungen gestalten, die durch die Reize ausgelöst werden, die sie haben können. Aus der Form, mit denen hierdurch Regungen bestimmt werden (siehe Formbestimmung), bildet sich der Eindruck und die Dichte es Erlebens. Man kann bei ein und dem selben Tun alles mögliche erleben. Alles Lebensmögliche erscheint daher auch erstrebenswert, denn das Mögliche ist die Voraussetzung des Erlebens, die Bedingung dafür, dass sich etwas ereignet, dass etwas zufällt, weil das Mögliche lediglich als Zufall sich ereignen kann. Aber alles, was hier "beiher spielt", was nur Beispiel wäre, kann innerhalb des Möglichen auch notwendig werden. Das Erleben wird zu einer eigenständigen Form, wenn das Mögliche keinen Sinn mehr hat, keine wirkliche Beziehung eröffnet und daher aus seiner Leere heraus bestimmte Inhalte finden muss, die nicht wirklich gegenständlich sind, aber zum Ereignis werden können, das selbst lebendig erscheint, sofern es mit dem Leben verbunden ist. Das Erleben ist daher ein Leben, von dem es zugleich absieht, hat einen Sinn, der nicht wirklich sinnlich sein kann, nur abstrakt menschlicher Sinn ist. Die aus den Möglichkeiten des Tuns erwachsenden Erlebnisse müssen zu diesem keine Beziehung haben, weil sie ihre Substanz direkt aus der Art und Weise gewinnen, in welcher die Menschen hierbei leben, wie sie also ihre Anwesenheit gestalten. So wird z.B. das Einkaufszentrum zugleich zu einem Erlebnispark, wo andere Ereignisse zählen, als das bloße Einkaufen (z.B. Kinder ablenken und beschäftigen, Ruhe vermiteln, Anreize schaffen usw.). Erlebt wird, wie sich die Menschen hierbei fühlen, was sie anreizt, was ihre Aufmerksamkeit erweckt und körperliche Genugtuung verschafft. Das Erleben ist eine selbständige Leidensform des Lebens, eine Objektform von dem, was lebendig ist und von daher erlebt werden kann. Es unterstellt gegenständliches Leben, etwas, das erlebt wird, und ist von daher auch aus diesem herausragend (Existenz). Das Erleben unterscheidet sich vom Leben daher zunächst darin, dass es aus dem Leben herausgesetzt ist und dass Leben sich im Erleben zwar in seiner Einzelheit reflektiert, dem Sinn nach ihm aber zugleich von ihm ausgeschlossen, also unterworfen ist, dass es eben er-lebt wird. Von daher ist das Erleben die Wahrnehmungsform des Lebens, sein Widerschein in den Ereignissen, die erlebt werden - eben als lebende Reflexion von Lebensereignissen in den Menschen selbst, die Gefühle hinterlassen, worin sich auch Verlassenheit subjektiviert, Gefühle, die ein verlassenes Subjekt zu einem isolierten Individuum machen. Das Erleben ist als solches daher nicht substanzielles Leben, sondern die Verselbständigung des Lebens zu einer isolierten Wahrnehmung. Diese bezeugt zwar Leben, ist aber selbst kein Lebenserzeugnis und zeugt auch nicht Leben. Sie bezeugt ein Leben, das im Gefühl von dem, was in der Wahrnehmung wahrgehabt wird, abgetrennt bleibt. Solche Wahrnehmung bringt nichts anderes hervor als eine Art und Weise, worin Leben sich als Erlebnis, als einzelnes Ereignis darstellt. Es wird für sich reflektiert, wo es durch sich selbst in seiner Isolation besonders erscheint, für sich reizvoll ist. Erleben ist daher eine Heraussetzung und Besonderung des Lebens, wo es auf sich selbst bezogen ist und setzt von daher Selbstwahrnehmung voraus, wie es zugleich deren Inhalte bestimmt. Die Wahrnehmung des Erlebens ist daher auch die Elementarform der Selbstwahrnehmung. Das Erleben ist eine Lebensform, worin Leben reizvoll erfahren wird, wo in ihm Reize wahrgenommen und geschaffen werden, die Anreize für die Selbstwahrnehmung sind, erregend und füllend, weil sie ohne dies leer erscheint. Wer etwas erlebt hat, hat sicher dabei auch gelebt, aber als Erlebnis ist Leben nur abstrakt gefasst und wird unter Absehung jeglicher Zusammenhänge und Geschichte, also ohne Grund und unbegründet erfahren. Im Erleben sind die Sinne wie im Leben beteiligt, aber sie reagieren nur auf das, was sie reizt und dadurch lebenswert erscheint, also der Selbstwahrnehmung wert gibt: Selbstwert. Das Erleben verhält sich in den Reizen des Lebens selbständig. Es ist die Reaktion des Lebens auf die Regungen, die es wahrnimmt. Von daher ist es die Form, worin die Wahrnehmung lebt, ästhetische Form des Lebens. Im Erleben vollzieht sich Ästhetik praktisch und sinnlich als Form erregter Regungen. Wer aus seinem Leben erzählt, wird nichts anderes erzählen als Geschichten, eine Folge von Taten, welche Ursachen und Wirkungen haben, ohne dass sie notwendig der Reflexion bedürften. Erst als Erlebnisse gefasst bekommen sie eine eigene Substanz, welche die Wahrnehmung selbständig macht, welche sie also von ihrer unmittelbaren Geschichte isolieren. Erleben reflektiert immer Selbstwahrnehmung, also die Hinzufügung einer Bewertung der Geschichte durch die Art und Weise, in der sie gelebt, also vom Subjekt der Wahrnehmung erllebt wurde, durch die Weise oder Form, in welcher Leben sich durch seine Vermittlung in seiner Form bestimmen lässt (siehe Formbestimmung). Erleben ist Leben in abgeschlossener Substantivierung als Erlebnis, also nicht durch sich selbst, durch Lebensäußerung und in der Geschichte des eigenen Werdens und Eigenwerdens, sondern durch Ereignisse, die in den Gegebenheiten des Lebens sich zutragen und zugetragen werden. Erleben ist Reflexion des Leben als anderes Leben, wie es wahrgenommen und wahrgehabt wird, Leben in der Gegenständlichkeit der Erfahrung, Leben als Wahrnehmungsgegenstand des Erlebens. Erleben ist Lebensausdruck, der auf Lebenseindrücken gründet und als solche durch das Subjekt der Wahrnehmung bewertet und bestimmt werden, Mittel seines Selbstwertes sind. Die Selbstwahrnehmung, die sich im Erleben gestaltet, gestaltet das Leben zugleich so, wie es für den wahrnehmenden Menschen Wert hat, wie es also seiner Selbstverwirklichung, seiner abstrakten Identitaet als Wert für sich dient. Im Erleben ist die Wahrheit des Lebens, wie sie für die Wahrnehmung selbst ist, wie die Wahrnehmung für sich Leben erfährt. Als Wahrnehmung seiner selbst ist das Erleben die Subjektivität einer Wahrheit, die genommen wird, um abgetrennte Identitaet jenseits ihres Gegenstandes zu bekommen, zu haben und zu erhalten: Selbstwahrnehmung an und für sich. Wahrheit wird hierdurch zum Umstand der Wahrnehmung, zu einer Sache, wie sie für die Wahrnehmung schon wahr ist, bevor sie erkannt wird. Sie muss gar nicht mehr erkannt werden, weil sie für sich selbst schon ist, einfache Wahrheit von Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen usw., wie dies für sich ist, Selbstgefühl als Wahrheit seiner selbst. Es ist eine Wahrheit der Umstände, die im Grunde umständlich, aber zugleich auch ganz einfach ist, abstrakte Wahrheit für Vieles: So wie die Welt für die Wahrnehmung ist, so ist sie überhaupt auch als Selbstwahrnehmung wahr, als Umstand, der zugleich in ihr geborgen ist, Wahrheit, die sich von selbst versteht, die gar nicht sein muss, weil sie sich selbst in der Wahrnehmung erweist, als Gefühl für das Wahre seiner selbst, Weltgeborgenheit der Sinne, aber auch Verborgenheit der Welt, wie sie in Wahrheit ist. Im Erleben scheint vor allem der Unterschied von Subjekt und Objekt aufgelöst. Die Bedingung des Erlebens erscheint als Notwendigkeit des Lebens selbst, als Bereicherung der Wahrnehmung, die sich objektiv selbst wahrhat, weil sie in den Reizen, die ihr begegnen und nach denen sie verlangt, nicht sich selbst als Gegenstand weiß, sondern die Welt als Gegenstand der Selbstwahrnehmung sich ihr auftut, als wäre sie die ihre. Es ist eine Kinderwelt, in welcher alles geborgen ist, was ohne dies außer sich wäre, Fremdheit nicht mehr erkennbar ist und an ihrer Stelle Selbstgewissheit als Eigenwelt geboten ist heile Welt der Selbstbezogenheit. Das Fremde dient als Reiz und ist gerade durch seine eigentümliche Nähe reizvoll. Die Wahrnehmung verhält sich wie ein Tourist, dem allein schon dadurch alles vertraut ist, weil er es erlebt hat, in räumlicher Nähe und Anwesenheit sich verdichten konnte, Dichtung für sich selbst ist.. Die Wahrnehmung ist damit aber doppelt: Sinnestätigkeit des Auffassens und Erkennens, wie auch Selbstbestätigung des wahrnehmenden Subjekts, Maß und Allgemeinheit seiner Selbstbezogenheit. Die Umstände der Wahrnehmung, die Form ihrer Anwesenheit und Dichte, betreiben ihre Wahrheit, werden zum Trieb der Selbstwahrnehmung. Was sie Erleben, das sind sie dann auch. Die Wahrnehmung wird zum Objekt ihres Erlebens, zur Erfüllung des eigenen Lebens darin, was dem Leben Anreiz bietet. Was die Menschen erleben, das macht sie dann auch aus, weil es sie mit Ereignissen ausfüllt, die jede Eigenheit ersetzen. Die Gegebenheiten werden zu Begebenheiten, zu Ereignissen, die Geschichte machen, ohne dass diese Geschichte durch die Menschen bestimmt ist. Die Ereignisse sind Events, die den Anschein von Geschichte haben, die in Wahrheit nichts anderes erzeugt, als was schon da ist. Es entsteht hieraus die im Ereignis bestimmte Geschichte, die sich alleine in der Beziehung der Menschen zu sich selbst, also jenseits ihrer Wirklichkeit ereignet, Sinnesgeschichte ohne wirklichen Sinn. Die Menschen sind getrieben, sich den Reizen zu überlassen, die ihr Leben anzeizen. Alles, was sie auf diese Weise belebt, erscheint unmittelbar als ihr Lebensakt. Die Selbstwahrnehmung erfüllt Leben, das selbst nicht sein kann. Gleich, ob durch Medien, Kunst, Konzert oder Disko, das Selbsterleben darin ersetzt jede Frage, die Leben aufwerfen kann. Das Idol macht das Leben, wie es der Ideo-Logie entspricht. Die als musikalische Anmache erlebten Lebensweisheiten wiegen schwerer als tausend Fragen, welche im Denken arbeiten. Das Leben wird in dem Maße gedankenlos, wie es im Erleben sich erfüllen und ausfüllen lässt. Indem das Erleben die Wahrnehmung nun bemisst, ist es auch eine Anmaßung gegen sie. Es macht sich zum Maß der Ereignisse, welche für sie sein sollen und wird damit zum Agens ihrer Interesssen. Jedes Erlebnis geschieht somit schon aus Anmaßung an die Wahrnehmung, als ihre Herrichtung zu einem bestimmten Sein, worin die Beziehung der Wahrnehmungen nicht mehr ist, wie sie aus Leib und Seele und ihren natürlichen Gegenstängen wird, sondern wie sie für das Erleben sein muss, damit Wahrnehmung auch hierin bestimmt ist. Das Erleben macht das Sollen der Wahrnehmung aus und bestimmt sie zum Wahrmachen von Ereignissen, zu einer Aufmerksamkeit für das, was sie außer sich wahr hat. Die Menschen bemessen sich nun an dem, was sie in ihrer Wahrnehmung füreinander sind, nicht mehr, was sie empfinden und fühlen, sondern was sie für ihre Empfindungen und für ihre Gefühle sind, was sie hierfür haben und brauchen. Ihre Wahrnehmung wird damit zu ihrer Lebensform. |
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