Wahrnehmung wird unsinnig wo sie ihren Sinn verliert, wo sie zu einer leeren Form entwirklicht wird, indem sie durch die Abstraktion von ihrem Gegenstand sich gegen den Sinn ihrer Wahrnehmung, sich als als Selbstwahrnehmung gegen ihre Empfindung wendet. Ohne eigenes Befinden entgegenständlicht sie sich, wo sie sich als Selbstwahrnehmung selbst schon von ihrem Gegenstand getrennt hat, wo dieser ihr schon so abstrakt erscheint wie die Wahrnehmung durch ihren ästhetischen Willen auch für sich schon geworden war. Mit dem Zusammenfallen seiner Unwirklichkeit mit der Unwirklichkeit der Wahrnehmung wird diese mit dem Unsinn ihres Gegenstands zu einem abstrakten Wesen entäußert (siehe hierzu auch Religion) und von da her die Wahrnehmung selbst triebhaft (siehe hierzu auch Fetisch). Fanatismus entsteht in der Totalisierung von Empfindungen zu Massengefühlen. Darin verwirklicht sich die Verkehrung einer Selbstveredelung in einer heilen Welt, die in ihren wirklichen Lebensverhältnissen durch ihre Gewohnheiten sich in eine Selbstverachtung gekehrt hat. Gewohnheit entsteht aus Wiederholungen desselben Inhalts, entweder im Zweck eines Lernprozesses oder als Mittel einer Selbstbestärkung betrieben. Gewohnheiten in Gemeinschaften erzeugen Massengefühle die eine subjektive Potenz aus der Dichte einer unbestimmten Menge von Menschen beziehen, die in ihrer Wirkung auf das Selbstgefühl als Masse einer unspezifischen Bestätigung einer allgemeinen Ausgeschlossenheit (siehe Ausschließlichkeit). In ihrem Dazwischensein gegen jedwede bürgerliche Existenz müssen die Menschen in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen sich selbst verleugnen. In einem entsprechenden Resonanzraum potenziert sich die Entleerung der Selbstwahrnehmung durch die Überfüllung von fremdeter Eindrücklichkeit auf symbiotische Bedürfnise in der Ohnmacht endloser Verzweiflungen. Weil ein Heil, das sich auch bis dahin nicht wirklich erkennen ließ, Selbstverlust eines Menschen mit Selbstverachtung gleichsetzt und vermengt, erscheint er sich selbst nur noch minderwertig. Und so wird dieser von einem Selbstwert getrieben, der sein Geltungsstreben zu einer schlechte Negation fortbestimmt, verselbständigt und seine Selbstgefühle gegen sich richtet. Im Trieb der damit frei gesetzten Lebensangst zerstört er schließlich auch seine wirklichen Beziehungen auf Menschen überhaupt. Fanatismus richtet sich gegen die Lebensweise und Kultur von Menschen und entwickelt sich aus einem Hass auf die Geborgenheit ihrer heilen Welten und rechnet mit deren Einverleibungen ab, durch die er sich missbraucht fühlt. Im Grund handelt es sich dabei um eine bodenlos gewordene Enttäuschung über das Vermögen der eigenen Welt, die sich in ihren inneren Widersprüchen und äußeren Gegensätze verelendet hat. Diese haben sich unentwirrbar ineinander vermengt und können sich daher nur noch in Erregungen vereinen, die entweder gegen sich selbst oder gegen anderes, gegen Fremdes sich richten müssen, um den Ursprung ihrer an sich selbst leidenden heilen Welt verlassen zu können. Fanatismus ist die Reaktion einer verstümmelten Selbstachtung, die ihren Selbstverlust durch die Verachtung anderer Menschen kompensieren und zu ihrer Genugtuung ihrem Hass "Luft verschaffen" muss. Solange sich keine objektiven, also gegenständliche Gründe ihrer Verstümmelung erkennen lassen, kann sich die Reaktion nur gegen personifizierte Gewalten richten, die durch ihre Wirkung auf die ganze Subjektivität eines reaktionär gesinnten Menschen (siehe reaktionäres Bewusstsein) totale Folgen hat, weil diese durch eine Macht zerbrochen ist, die ihre Geschichte ohne erkennbaren Sinn durchbrochen hat. Deren Gegenwart erfährt im Abbruch, in der Abtrennung ihrer Regungen von ihrem Sinn eine Nichtung ihres ganzen bisherigen Lebens. Sie erfährt sich als Absturz ins Nichts, der in der Folge ihres Erlebens sich nur noch als bloße Erregung wahrhaben kann, die als schlichte Notwendigkeit des Wahrgehabten, als selbständiges Quantum seiner Regungen zur Formbestimmung der Wahrnehmung wird (siehe hierzu auch Todestrieb). Deren Abstraktionskraft entsteht aus der Energie einer Beziehung, deren Natur nurmehr in ihrer abstrakten Substanz als bloße Tatsache eines negierten Seins, als Trieb im Betrieb ihrer Verhältnisses anwesend ist. Fanatismus ist aber nicht nur die Verkehrung einer Selbstveredelung sondern auch durch sich selbst ein abstrakter Rückhalt, der als eine geistige Macht einer Wahrnehmungsindentität subjektiviert ist (siehe hierzu auch Fetisch). Diese wirkt als eine persönliche übermenschliche Identität des Bewusstseins (siehe hierzu auch religiöser Fanatismus) wahrgehabt wird, die keinen Grund aus ihrem Leben, sondern aus der Abgrenzung vom Leben der anderen bezieht, was hierdurch ihre Selbstentfremdung aufhebt - also eine verkehrte Selbstentfremdung ist. In diesem doppelten Bezug sind die Beteiligten außerstande ihr eigenes Verhalten in ihren Verhältnissen zu erkennen und verstumpfen an einem Gemeinsinn, der für alle Sinn macht, solange er keinen wirklich betrifft (siehe hierzu auch Sekte), und von daher über die Medien oder Veranstaltungen einer Eventkultur auch als eine verselbständigte Gefühlsmasse bewegen. Zu einem Massengefühl wird eine Gefühlsmasse, die in der Vergemeinaschaftung (Verallgemeinerung) selbst einen Sinn für den Einzelnen findet, sich als Masse selbst bestärkt, die sich durch ihre Inhaltsoligkeit als das empfinden lässt, wovon der einzelne Mensch ausgeschlossen ist und sich deshalb durch die objektive Gleichgültigkeit seiner Selbstwahrnehmung in einem abstrakt allgemeinen Selbstgefühl für jeden Einzelnen auch finden lässt (siehe hierzu auch Kult). Das Massengefühl setzt sich zusammen aus aus einem massenhaft ausgeschlosenem Selbstgefühl, das durch seine Dichte (z.B. bei Massenveranstaltungn) sich im Gefühl von einer objektiven Masse auch subjektiv sich als Masse auflädt, sich daher durch entsprechenden Idole auch leicht fanatisiern lässt. Fanatismus entwickelt sich leicht zu einem oder mehreren darin entwickelten Ressentiments im Zweck der Selbstbestärkung durch Verallgemeinerung von fremd empfundenen Eigenschaften. Ressentiments sind Gefühlserregungen, die narzisstisch aufgeladene Inhalte haben, die sich an bildhaften Eindrücken der Wahrnehmung festmachen, um darin verallgemeinerte Gefühlskränkungen der narzisstischen Selbstwahrnehmung abzugleichen und auszudrücken. Dabei spielt die Verselbständigung und Fragmentierung von Erinnerungen, also deren Isolation in Fragmenten (siehe auch Trennung), eine zentrale Rolle, weil sie die Wahrnehmung als Ganzes nicht im Gedächtnis behalten. Der Grund dieser Abspaltung ist die Ungewissheit (siehe auch sinnliche Gewissheit), durch die das Selbstgefühl in seinem Selbstwert bedroht ist und deshalb diese Teile der Wahrnehmung verwesentlicht. Die Fragmente, die isolierten Teile totalisieren sich in ihrer Grundstimmung, die sie aus Gefühlsgemeinschaften bezieht (siehe auch symbiotische Selbstbehauptung), um darin für die Wahrnehmung eine ganze Wirkung zu entfalten; - zunächst "nach innen" durch Selbstveredelungen, durch Idealisierung der Selbstwahrnehmung, wodurch deren Empfindungen entwertet werden - im Ressentiment dann "nach außen", wodurch die Selbstwahrnehmung neuen Selbstwert findet und in ihrem Selbstgefühl empfindet, soweit es einem Gemeinsinn einer Gruppe oder eines Kollektivs aufgeht und eine neue Form seiner symbiotische Selbstbehauptung erfahren kann. Weit mehr als die einzelnen Wahrnehmungen und Äußerungen bilden die Stimmungen (z.B. in der Schule, der Familie u.a.) die Lebensgrundlage des Selbstgefühls ganzer Generationen durch die Ausgestaltungen ihres Lebensraums. Sie sind somit schon Keime einer Hörigkeit, in der das Zugehörige sein Geltungsstreben entwickeln (siehe hierzu auch Fremdenfeindlichkeit) und deshalb auch rassistisch werden kann (siehe hierzu auch Massengefühl). Dies allerdings notwendig erst, wo es für sich selbst kulturell verloren hat (siehe Selbstverlust) und widersinnig wird. Fanatismus ist letztlich die Folge einer unverarbeiteten Verzweiflung in einer Identitätsangst, dem Wissen um Vernichtung in der Selbstwahrnehmung einer Zerstörung des eigenen Lebens, das von unheimlichen fremden Mächten bedroht zu sein scheint. Die darin wirksame Ohnmacht identifiziert das Eigene mit einer kulturellen Allgemeinheit, einer Identität, die einer Todeserfahrung gleichkommt, oft auch wirklich erlebt war und traumatisch erinnert wird. Wo Gesellschaft zerstört ist, wo international oder in einzelnen Nationen oder auch kleineren Regionen und Gemeinschaften (siehe z.B. Familie) sich die Beziehungen der Menschen in widersprüchlichen Lebensverhältnissen auflösen und nichten, wird das Selbstgefühl im Fanatismus der Identitätslosigkeit aufgehoben. Die letzte Form von Gesellschaftlichkeit bietet dann eine Kultur, die sich aus den Nischen der zwischenmenschlichen Verhältnisse hervortut. Und wer dort sein Heil sucht und dieses als seine Welt zu eigen haben will, hat einen totalen Bruch mit seiner Gesellschaft überhaupt hinter sich. Was darin dann an Wahrnehmungen ins Verhältnis gesetzt ist, wird im abgetrennten Jenseits der gesellschaftlichen Wirklichkeit vor allem als allgemeine Selbstwahrnehmung kulturell fortbestimmt, entspringt einem Schutzbedürfnis, das besonders gefährdete Menschen, vor allem verlorene Generationen auch mit Gewalt durchzusetzen anstreben. Hierdurch wird solche Kultur zum politischen Medium einer allgemeinen Selbstbeziehung (siehe auch Egozentrik), die sich wie die Bruderschaft einer eigenen, einer eigentlichen Zwischenmenschlichkeit, wie eine Sekte gestalten kann. In dauerhaften wirtschaftlichen Krisen stellen sich darin widersinnige "Lichtgestalten" heraus, die nur durch ihre persönliche Vorbildfunktion als radikale Opposition gegen die herrschende Kultur erscheinen und besonders dort, wie Hoffnungslosigkeit vorherrscht, sich als Fundamentalisten einer Fanatisierung einbringen und dem naiven Geltungsbedürfnis von Kleinbürgern übermenschliche Macht versprechen. Fanatismus ist eine Reaktionsbildung auf die Zerstörung von Selbstachtung durch Eventkultur und den Formationen ihrer Dekadenz in einer allgemein gleichgültig gewordenen Kultur, die desolat gegen jede Sinnbildung geworden ist. Es ist kein Wunder und keine individuell aufklärbare Gewalt, die sich aus dem Hass einer vorwiegend jungen Bevölkerung, die in solcher Kultur keine Zukunft für sich erkennen kann, einer übermenschlichen Sinnbildung zuwenden, die ihre Selbstwahrnehmung zumindest wirksam werden lässt. Wo Selbstsucht allgemein herrscht, die in ihrer Selbstbeziehung Selbstlosigkeit erzwingt, wird alles Bestimmte, was zwischen Menschen gelten soll, gleichgültig. und verkehrt sich in einen Sinnverlust, in eine Dekadenz. Die schließt jede Sinnbildung aus, weil diese immer ein Verhältnis von Menschen zu Menschen, eine menschliche Kultur nötig hat. Nichts scheint mehr wirklich, nichts mehr gültig für die Menschen und jede Selbstachtung ist somit prinzipiell unmöglich. Da erscheint sich ein in diesen Verhältnissen isolierter Mensch nur noch durch sich selbst fähig, sich gegen seine gesellschaftliche Not zu behaupten (siehe auch Lebensburg, Familie). Und wo diese Selbstbehauptung keine Wirkung hat, also auch keine Wirklichkeit erfährt, und sich daher zudem in ihrer Wirkungslosigkeit isoliert, also in einer verdoppelten Isolation leben muss, treibt sie sich in eine Gemeinschaft, in der die Ausgeschlossenheit sich selbst fortbestimmt, sich zu einem gemeinschaftlichen Trieb gegen die Ausschließlichkeit der normativen Kraft der herrschenden Gewohnheiten subjektiviert (siehe auch symbiotische Selbstbehauptung), z.B. in Sekten, Religionsgemeinschaften (siehe auch religiöser Fanatismus) oder politischen Gruppierungen. Fanatismus ist eine Leidenschaft von höchster Intensität (lat. fanaticus: göttlich inspiriert), die sich ausschließlich aus einer vergemeinschafteten Fixierung auf bestimmte Ideen, politischen Vorstellungen, Tätigkeiten oder Äußerungen (Kunst, Konzerte u.a.) konzentriert, bzw. diese für sich fokussiert. Die Ausschließlichkeit speist sich aus einer Abgrenzung gegen das gewohnte Leben, gegen die Gewöhnlichkeit und ist die verselbständigte Sehnsucht eines darin ausgeschlossenen Lebens, das sich durch seine Reinheit selbst bestimmt, die sich gegen die fremdbestimmten Gelüste der allgemeinen Selbstsucht, der Dekadenz zu bewähren hat Aber Fanatismus ist zugleich auch die Unmöglichkeit, diese ausschließliche Leidenschaft als wirkliches Leben in eigenem Leiden auszudrücken. Er radikalisiert sie im Fokus einer dem Selbstgefühl entsprungenen Sehnsucht in einer Gefühlsmasse, in welcher tiefe Einsamkeit zu hohen Erregungen versammelt wird. Fanatismus setzt die Zerstörung eines Lebenszusammenhangs voraus, der sich in der Isolation des Leidens mächtig macht und das ausgeschlossene Leben in der Idealisierung einer verallgemeinerten Selbstbeziehung durch die Masse der Gefühle liebt. Dieser Prozess begründet sich aus einer ausgeschlossenen Beziehung durch die ausschließliche Bezogenheit eines Subjekts in Verhältnissen, worin sie allmächtig als Kränkung einer Selbstverwirklichung erfahren wird, einem Verhältnis, worin jede Selbstbeziehung selbst nur allmächtig sein kann, insofern sie immer nur in der Konkurrenz der Selbstgefühle möglich ist (siehe hierzu auch autoritärer Charakter). Er begründet sich aus einer mächtigen Identifikation, die sich ausschließlich psychisch gegen die gegenständliche Welt überhaupt richtet, die aus einer übermenschlichen Liebe zu einer Liebesmacht aufgehoben worden war (siehe auch Religion). Von daher ist Fanatismus ein in dieser Beziehung verselbständigtes Leiden einer Liebe, die sich gänzlich entäußert hat, die sich nur außer sich wahrnehmen lässt und sich nur außerhalb des konkreten Lebens, das nurmehr aus den Gewohnheiten des Lebens besteht, wahrhaben kann. Die Abtrennung dieses Leidens von seinem Lebensursprung reflektiert selbst eine Formbestimmung, welche in dem ist, was nicht mehr gelitten werden kann und die durch ihn selbst schon überwunden sein soll. Dies kann äußere Gründe haben (z.B. Bedrohung durch Gewalt, durch Macht oder andere fremde Zerstörungsinteressen) oder innere (z.B.Selbstveredlung). Erstres kann sich in blindwütigen Gewalttaten entladen, die kein bestimmtes Ziel haben (z.B. Amok), letztres ist z.B. auch ein Motiv des Fan-Kults. Eine besondere Form des Fanatismus ist die Sektiererei. |
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