"Die Lebensgefahr für jedes Wesen besteht darin, sich selbst zu verlieren. Die Unfreiheit ist daher die eigentliche Todesgefahr für den Menschen." (K. Marx, MEW 1, 60) Freiheit sei eine Einsicht in die Notwendigkeit meinte Hegel, der hieraus das Prinzip der Aufklärung entwarf, dass einer Einsicht in die Notwendigkeit einer Sache die Vernunft ihrer Geschichte offenbar werden würde und eine Freiheit ihr gegenüber ihre Fortbildung bewirken würde, weil sie freigelassen nicht mehr als Zwang, sondern als vernünftiges Bedürfnis in einem vernünftigen Leben inbegriffen sei - eben dass man ein Bedürfnis nach einer objektiven Vernunft der Sache erwerben müsse. Friedrich Engels hatte dieses Verständnis von Hegel übernommen. Dem aber stellte Marx entgegen, dass Freiheit nur dort gewährt sei, wo jeder Mensch seinen Notwendigkeiten nachgehen könne, also das tun könne, was ihm nötig ist. Das hat mit einem philosophischen Verstand durch Einsicht wenig zu tun und zeigt einen wesentlichen Unterschied zwischen Marxens gesellschaftlichen Begriff und dem aufklärerischen Denken von Engels. In der politischen Diskussion erfolgten hieraus elementare Missverständnisse, da Einsicht in das Notwendige vor allem die instrumentelle Vernunft aus der Kritik der Praktischen Vernunft nach Immanuel Kant totalisierte. Von da her wurde aus dem historischen Materialismus nach Karl Marx durch Friedrich Engels eine deterministische Auffassung des so genannten dialektischen Materialismus entwickelt. Dieser führte schließlich zum Staatsverständnis des Leninismus, der in der geistigen Katastrophe eines reaktionären Marxismus aufgegangen war und im Stalinismus seine menschenverachtende Konsequenz ausformuliert bekam (siehe hierzu auch politische Identität). Leben ist Selbsterzeugung, Geschichte, wie sie geworden ist und werden kann, Bewegung und Zeugung. Wo Leben gehindert wird, seinen Notwendigkeiten zu folgen, die ihm eigene Not aufzuheben, gerät es in Gefahr. Wo es sich nicht fortbilden kann geht es unter. Freiheit ist lebensnotwendig. Nicht Willkür oder Beliebigkeit kann Freiheit bedeuten, sondern die Fähigkeit der Fortbildung, die Entwicklung aus dem Notwendigen: Befreiung, Emanzipation. Freiheit an sich gibt es nicht. Sie wäre ohne Not nur Willkür. Sie ist immer eine Notwendigkeit des eigenen Lebens, Emanzipation gegen die Macht einer im Allgemeinen herrschenden Aneignung des besonderen Lebens, gegen die Macht der Enteignung, der Entrfremdung der Lebenskräfte, wo sie sich entäußert haben (siehe auch Abstraktionskraft). Seiner Freiheit gehen die Bedürfnisse der Menschen durch ihre Naturbestimmung und durch die Wirklichkeit ihrer gesellschaftlichen Naturmächtigkeit voraus. Jedes Bedürfnis besteht aus einem notwendigen Verlangen. Nur wenn es sich frei auf seinen Gegenstand beziehen kann, wenn es hierbei nicht durch irgendeine fremde Macht behindert wird, kann es seine Not wenden. Weil seine Befriedigung notwendig ist, ist also auch die Freiheit seiner Beziehunng nötig. Freiheit ist der unbedingte Umstand, dass sich der Sinn, den Bedürfnisse haben, auch verwirklichen kann. Nicht irgendeine beliebige Beziehunng, sondern die aus ihrer Notwendigkeit bestimmte Freiheit kann überhaupt nur wirklich frei sein, weil hier jede Beliebigkiet, also Freiheit als Beliebigkiet ihren Sinn zerstören würde. Notwendigkeit ist daher das wesentliche Moment der Freiheit, die Not, die gewendet wird durch das Subjek, das sie emanzipiert und sich hieraus selbst begründet (siehe heirzu Dialektik). Sie verlangt die Wendung einer Not, die Aufhebung ihrer Bestimmung (siehe auch Formbestimmung). Menschliche Emanzipation ist der Fortschritt der Menschen aus der Not ihrer Lebensverhältnisse, aus dem Bewusstsein um die Gefahr des eigenen Lebens, wo Leben nicht wirklich wahr sein kann. Die emanzipatorische Kraft in einem emanzipatorischen Bewusstsein ist subjektiv die Freiheit der Erkenntnis in diesem Wissen um lebendiges Sein, eben als die Gewissheit der Erkenntnis einer Lebensbedrohung. Leben geht zugrunde, wenn es vernutzt wird, wenn es der bloßen Notwendigkeit irgendeiner Verwendung, einem beliebigen Nutzen unterworfen ist. Weil Leben unmittelbare Freiheit ist, wird seine Beziehung, seine gesellschaftliche Wirklichkeit in der Gleichgültigkeit von abstrakt bestimmter Form (siehe Formbestimmung) verzehrt und bestärkt somit seinen Tod (siehe auch tote Arbeit). Freiheit ist aufgehobene Notwendigkeit. Wo Not nicht nur gewendet, sondern wirklich aufgehoben wird, tun sich neue Welten auf, eröffnet sich wirklich Neues, das einen Sinn hat, wie er im Alten nicht sein konnte. Freiheit an sich ist hiergegen eine bloße Abstraktion, wie sie inhaltlich völlig beliebig gegen alles gewendet werden kann, was ist und auf diese Weise Willkür, bloße Willensfreiheit der sich bürgerlichen Macht des Geldbesitzes legitimiert. Freiheit ist daher immer auf eine bestimmte Not bezogen, entsteht selbst dort, wo eine Not gewendet wird, also die Freiheit eben darin hat, wie und wohin die Not gewendet wird, was also hierbei durch ein Subjekt gewendet werden muss, das sich hierbei seiner Emanzipation bewusst ist (E manu cipere = sich aus fremder Hand nehmen). Wo sich Befreiung aber gegen ihre eigenen Notwendigkeiten wendet, entsteht Barbarei. Barbarei entsteht aus der Gewalt des Mangels in einer Notwendigkeit, die sich nicht aufheben lässt, weil ihr die Substanz hierzu entzogen ist. In der bürgerlichen Gesellschaft kann dies durch Krisen des Finanzkapitals entstehen, wenn es die Grundlagen seiner realen Wirtschaft zerstört hat (siehe auch Feudalkapitalismus). Die sozialistschen Revolutionen, die ganz im emanzipatorischen Bewusstsein der Befreiung vollzogen wurden, sind immer dann selbst in Barbarei aufgegangen, wo sie die gesellschaftlichen Verhältnisse der Bevölkerung strukturell aufgelöst haben, ohne ihre Notwendigkeiten zu bewältigen, was ihre Mangelwirtschaft zum Versagen des ganzen gesellschaftlichen Systems geführt hat. Dann wird eine ganze Gesellschaft nur durch Gewalt gehalten, ohne dass sie die gesellschaftlich notwendigen Grundlagen schaffen kann. Freiheit besteht in der Kritik der Entstellungen und Verkehrungen herrschender Verhältnisse, indem sie sich den Sinn ihrer Entfremdung bewusst macht, also zu einem Bewusstsein von Entfremdung wird. In dieser Gesellschaft entdeckt es den Sinn, den gesellschatlicher Reichtum verwirklicht, wenn er denn wirklich auch sein kann. In einer Gesellschaft, deren Reichtum nur eine Warensammlung darstellt, ist dieser Sinn in sich verkehrt, bloße Notwendigkeit des Habens und des Habenmüssens, des Privateigentums ist. Solches Eigentum hat seine Vernunft nur in einer Rekursion auf eine Not, von der die Menschen nicht frei werden können, wenn sie den Watrentausch, der solchen Reichtum bildet, nicht zu überwinden verstehen, ihn als ewige Naturnotwendigkeit ansehen (siehe Ontologie). "Der wirkliche Reichtum der Gesellschaft und die Möglichkeit beständiger Erweiterung ihres Reproduktionsprozesses hängt ... nicht ab von der Länge der Mehrarbeit, sondern von ihrer Produktivität und von den mehr oder minder reichhaltigen Produktionsbedingungen, worin sie sich vollzieht. Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. ... Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung." (K. Marx, Kapital III, MEW 25, 828) Vernunft kann das Nötige erkennen, nicht aber die Freiheit, die zu ihrer Aufhebung nötig ist. Die wahre Notwendung ist die Aufhebung dessen, was Not tut, geht daher einher mit der Aufhebung der Vernunft des Bestehenden, ist ein Befreiungsprozess, der das verwirklicht, was unterdrückt ist durch einen bloßen Willen zur Macht, durch Willkür. Von daher verlangt Freiheit nach einem Bewusstsein über die Notwendigkeiten der herrschenden Verhältnisse durch das sie sich der Beliebigkeit ihrer Interpretation entzieht, wie auch den Zufällen derÄnderungsprozesse, die sich immer wie von selbst zutragen und jede Entwicklung beeinflussen, ganz gleich unter welcher Formbestimmung diese steht. Freiheit ist subjektiv notwendig um objektive Veränderung gegen die Gleichgültigkeit des Seins im Wissen wie im Dasein selbst zu veranlassen, um die herrschende Politik aus ihrer materiellen Befangenheit zu lösen, um sie mit menschlicher Subjektivität zu vereinen. "Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage", wenn das Notwendige sich politisch verhält. Wo Willkür mächtig ist, ist Vernunft not-wendig, um über das Notwendige zu urteilen. Von daher steht Vernunft auch notwendig im Widerspruch zur Freiheit und verlangt nach der Einsicht in die Notwendigkeit. Aber sie ist nur objektiv, vollzieht nur die Logik des Bestehenden. Die subjektive Seite der Emanzipation ist eine Inteligenz, die sich nicht in der Not gefangen hält. Freiheit wird durch Vernunft zwar einsichtig, indem sie sich ihrer Willkür entledigt und sich dem Nötigen zuwendet. Sie stellt sich aber gerade auch über die Not, welche die Vernunft als ihren Antrieb weiß, und weist daher darüber hinaus. Wer sich seiner Not nur entzieht, kann nicht frei sein. Ebenso aber auch, wer nur tut, was nötig ist. Es ist der Widersinn einer Vernunft, die sich nicht zur Freiheit entschließen kann. "Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das bisschen, das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, dass sie alle Mittel aufsuchen, um es los zu werden." In der Kritik hieran ist wohl auch die konkrete Utopie des Marxismus im Kampf um eine freie Gesellschaft zu verstehen, worin die einzelne Entwicklung zugleich allgemeine Geschichte bilden kann, worin "jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" eine eigene Bildung und Entwicklung betreibt, die zugleich in der Geschichte aller aufgehen kann, weil darin das notwendige Verlangen zugleichÄußerung der Freiheit und Freiheit die Basis eines jeden Verlangens ist. Nicht die Willkür einer "Lust und Laune" verwirklicht das Streben solcher Freiheit, sondern die Einheit von Bedürfnis und Arbeit, das Bedürfnis, für seine Bedürfnisse zu arbeiten, weil die Arbeit selbst auch die Bedürfnisse bereichert (siehe auch Reichtum), die Einfälle und Bestrebungen erzeugt, die sie ihren Produkten mitgeben kann, sobald die Teilung der Arbeit, die Trennung von Produktion und Konsumtion darin aufgehoben sein wird. So ist die emanzipatorische Position des Marxismus gegen die politische Reaktion, für einen Staatsreformismus, wie auch gegen die Willkür eines absoluten Individualismus, gegen einen reaktionären Anarchismus ebenso wie gegen einem reaktionären Marxismus zu verstehen: "In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!" (Karl Marx in Kritik des Gothaer Programms MEW 19 S. 21). Freiheit für sich genommen ist die Idee einer absoluten Unabhängigkeit, die es in Wahrheit nicht geben kann. Jeder Mensch ist abhängig von seinerm Stoffwechsel, seiner Gesellschaft als seine Naturmacht und dem, was er überhaupt subjektiviert hat. Aber in der bürgerlichen Gesellschaft erscheint diese Freiheit möglich, indem sich die Individuen im Warentausch veräußern, damit aber an etwas binden, was eine Gewalt hinter ihrem Rücken vollstreckt, in Wahrheit ihre Entfremdung von ihrem Gattungswesen ausmacht. "Aus dem Akt des Austauschs selbst ist das Individuum, jedes derselben, in sich reflektiert als ausschließliches und herrschendes (bestimmendes) Subjekt desselben. Damit ist also die vollständige Freiheit des Individuums gesetzt: Freiwillige Transaktion; Gewalt von keiner Seite; Setzen seiner als Mittel, oder als dienend, nur als Mittel, um sich als Selbstzweck, als das Herrschende undÜbergreifende zu setzen; endlich das selbstsüchtige Interesse, kein darüberstehendes verwirklichend; der andre ist auch als ebenso sein selbstsüchtiges Interesse verwirklichend anerkannt und gewußt, so daß beide wissen, daß das gemeinschaftliche Interesse eben nur in der Doppelseitigkeit, Vielseitigkeit und Verselbständigung nach den verschiednen Seiten, der Austausch des selbstsüchtigen Interesses ist. Das allgemeine Interesse ist eben die Allgemeinheit der selbstsüchtigen Interessen." (MEW 42, S. 169) Die bürgerliche Freiheit ist die Freiheit des Handelns im Glauben an eine absolute Freiheit, an die Willkür seiner Einzelheit, die zugleich den allgemeinen Willen seiner Privatheit herausstellt. Diese ist auch in der Charta der Menschenrechte als solches Recht formuliert, das zugliech als allgemeines Recht der Staatsbürger auf ihre gesellschaftliche Gleichgültigkeit formuliert wird, das Recht, sich nicht im Verhältnis zu Menschen, also im Recht einer menschlichen Gesellschaft zu begreifen, sondern als Recht der Willkür sich dem Staat als allgemeine gesellschaftiche Gewalt zu überlassen, um seine Einzelheit als Recht seiner Willkür zu genießen. "Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen, was keinem anderen schadet." (Deklaration der Menschenrechte von 1791) "Die Freiheit ist also das Recht, alles zu tun und zu treiben, was keinem andern schadet. Die Grenze, in welcher sich jeder dem andern unschädlich bewegen kann, ist durch das Gesetz bestimmt, wie die Grenze zweier Felder durch den Zaunpfahl bestimmt ist. Es handelt sich um die Freiheit des Menschen als isolierter auf sich zurückgezogener Monade. ... Die praktische Nutzanwendung des Menschenrechtes der Freiheit ist das Menschenrecht des Privateigentums." (K. Marx, Kapital III, MEW 1, 364) Das Recht der privaten Willkür hat im bürgerlichen Staat seine Wahrheit, indem es nur darin seine politische Notwendigkeit repräsentiert sieht - zumindest soweit sich der Staat zu seinen Bürgern gesellschaflich verhält, während sie sich zu ihm privat verhalten, die Staatsregierung im bloßen Dafürhalten und Meinen wählen (siehe repräsentative Demokratie). Als Staatsganzes muss er sich aber als Freiheitskämpfer gegen andere Staaten verhalten, die mit der Beschränkung der Wirtschaftskraft ihrer Nation sich auch notwendig gegen ihn als wirtschaftliches Subjekt seiner Nation so verhalten, wie er sich auch zu ihnen verhält, sobald die Allgemeinheit der Willkür seiner privaten Verhältnisse ihre wirtschaftlichen Schranken überwinden muss, um sich in ihrer freien Entfaltung zu verwirklichen. Solche Freiheit entfaltet sich daher immer auch kriegerisch, sobald diese Notwendigkeit bestimmend wird. Freiheitskampf ist der Kampf gegen die Formationen der Not, Kampf um das Recht eigener Notwendigkeit. Eine Abtrennung hiervon macht Freiheit zu einer idealistischen Phrase, die sich notwendig selbst widerspicht. Der "Kämpfer für die Freiheit" ist dann immer schon der Unterdrücker von morgen. Idealismus bewegt und ernährt ihn so, wie er z.B. Friedrich von Schiller zum Dichter der Kriegerehre getragen hatte: Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist, Friedrich von Schiller, 1797 Derselbe Dichter hatte Freiheit auch als Kampf gegen Unterdruckung begriffen, als Kraft, ihre Ketten zu sprengen: Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, Friedrich von Schiller, Wilhelm Tell Man sieht: Freiheit ist ein höchst widersprüchlicher Begriff, wenn er aus dem Idealismus heraus verstanden, also als reine Ursprünglichkeit im Sinne einer Idee verwendet wird ("Der Mensch ist frei geschaffen"), als Begriff für eine Vorstellung von innerlich und äußerlich unbegrenzter Entfaltungsmöglichkeit, unendlicher Selbstverwirklichung, wie sie dem ungegenständlichen Bewusstsein als Ziel seiner Ideale vorschwebt, dessen Ideologie ist und dessen Interpretationen betreibt. Ein Mensch, der von seinem Gegenstand abstrahiert, der sich als Subjekt ohne Objekt ansieht, schaut in einen Spiegel, in welchem außer ihm nichts ist, worin er alles ist. Freiheit ist damit dann alles, was er selbst ist. Es ist die Idee, sich entfalten zu können, wie es dem eigenen Willen entspricht, Willensfreiheit als Willkür. Jeder Mensch ist darin für sich unendlich frei und nur durch die Freiheit anderer Menschen beschränkt, so dass sich der im Schillerschen Gesamtwerk schillernde Widerspruch von Krieg und Emanzipation, von Macht und Widerstand als Lebenswirklichkeit der Freiheit schlechthin anlässt. Doch Emanzipation als solche, ohne Gegenstand, ohne das, wovon man sich befreien muss - Freiheit ohne Notwendigkeit - gibt es nicht. Als Entwicklungsvorstellung ist solche Willensfreiheit die Entwicklung von Idealen, des schlechthin Guten im Menschen, der dieses als Wille äußert. Damit muss auch als Ungutes der böse Wille definiert werden, als Widerwille gegen das Gebot der Menschlichkeit oder der Religion. Aber gerade darin wird auch das Implikat der Willensfreiheit deutlich: Das Problem des Urteils, was denn gut sei. Demnach muss durchgesetzt werden, was gut ist. Das Gute ist auch das Maß der Faschistsen, wenn sie das "Abartige" hinrichten. Alle Wissenschaft kann in den Dienst einer Ethik gestellt werden, welche ihre Grundlagen aus psychologiswchen, sozialen, politischen oder philosophischen Werten bezieht wie z.B. Heimat, Volk und Vaterland oder Wahrheit, Gottesfürchtigkeit und Staatstreue oder Liebe, Verantwortung, Fürsorge usw. Und genau darin ist sie willkürlich. Das moralische Urteil impliziert diese Willkür als Selbstwert des Moralisten und verlangt, die Macht zu haben und in der Lage zu sein, dieses auch zu vollstrecken. Solche Freiheit impliziert eine entgrenzte, also unbezogene Macht der Selbstgerechtigkeit, den Krieg und das Sterben für die Freiheit. In diesem Sinn wird sie auch heute noch von den Neocons der US-Regierung vertreten. Die europäische parlamentarische Demokratie sieht Freiheit allerdings eher determiniert, also lediglich als Möglichkeit der Wahl zwischen vorhandenen Alternativen, Freiheit im Sinn von Kant. Demnach sind die Gegebenheiten die Grundlagen einer Freiheit, die dann auf parlamentarischer Ebene verwirklicht wird. Die Gegebenheiten sind damit Ziel und Determination der Geschichte, deren Entschluß durch eine Entscheidung zwischen der einen oder anderen Vorstellung vom Gegebenen und seiner Entwicklung das bewegende Moment ist. Diese Freiheit ist Entscheidungsfreiheit zwischen Gegebenheiten, die Vorkehrung der einen gegen die andere - und damit Bindung an das Gegebene schlechthin, in welchem das eine oder andere schon sein muss, bevor es zu einer freien Entscheidung kommen kann. Es ist die Unterwerfung unter eine Gegebenheit, um sich der anderen zu entziehen. Freiheit ist nach Hegel, die Notwendigkeit zu gestalten, die Fähigkeit des Bewusstseins, das eigene Leben in seiner Notwendigkeit zum Entschluss zu bringen, sich zu entschließen, d.h.: im Wissen um sein Tun frei zu sein. "Die Freiheit, zur Wirklichkeit einer Welt gestaltet, erhält die Form von Notwendigkeit" (Enzyklopädie 1830 – 484) "Diese Wahrheit der Notwendigkeit ist die Freiheit" Freiheit ist bei ihm also der Entschluss, das Notwendige zu tun, um sich selbst frei zu machen, um dem "objektiven Sollen" die eigene Subjektivität zu vermitteln. Konkreter bedeutet das die Selbstbestimmung des Menschen, aus der Not seiner Natur ein Verlangen zu machen, das sich als sein Bedürfnis nach der Allseitigkeit menschlichen Reichtums verwirklichen kann. Es steckt in der Freiheit die Selbsterzeugung, der Selbsterzeugungsakt des Menschen zur Verwirklichung menschlichen Verlangens, die Erzeugung menschlicher Gegenstände für menschliche Bedürfnisse (siehe auch Arbeit). "Die Freiheit des Menschen von natürlichen Trieben besteht nicht darin, daß er keine hätte und also seiner Natur nicht zu entfliehen strebt, sondern daß er sie überhaupt als ein Notwendiges und damit Vernünftiges anerkennt und sie demgemäß mit seinem Willen vollbringt" (Hegel, Rechtslehre Nürnberg 1810) Für Karl Marx besteht Freiheit aus der Möglichkeit eines kritischen Verhaltens zu den Grenzen und Mächten, welche die Gegebenheiten enthalten, als Befähigung zur Emanzipation (e-manus-cipare: Sich aus fremder Hand befreien), die Fähigkeit, Entfremdung darin aufzuheben, dass die Bedürfnisse der Menschen in der Beziehung auf ihren Gegenstand frei werden, sich nicht fremder Vermittlungsmacht beugen müssen. Freiheit kann es nur im Verhältnis zum Eigentum geben, welches das Produkt menschlicher Bedürfnisse und ihrer Veräußerung durch menschliche Arbeit ist. Sind die Menschen einer Vermittlungsmacht ausgesetzt, der sie sich ohne jede Einsicht in die Notwendigkeiten der Produktion unterwerften müssen, so kann diese Macht der Substanz nach nur eine den Menschen fremde Bestimmungsmacht sein. Sie übersteht den menschlichen Verhältnissen als bloße Form, worin Menschen sich eingebracht haben, aber sich darin nicht hervorbringen können. Sie werden darin bloß einverleibt, ohnmächtig gegen ihre eigene Naturmächtigkeit, welche ihre Arbeit im Sinn ihrer Bedürfnisse darstellt. Ohnmacht ist nichts anderes als aufgehobene Beziehung, als fremde Verfügung hierüber, Macht über die Bindung, welche ohnmächtig macht, Liebe, die besessen wird (siehe Besitz). Freiheit kann also nur die theretische und praktische Aufhebung dieser Macht sein, ihre Kritik und zugleich die Verwirklichung eigener Beziehung durch Verhältnisse, worin sie aufgehen, weil sich die Menschen darin ihren Bedürfnissen gemäß verhalten können - auch wenn sie sich über ihre Bedürfnisse streiten. Weil in der Beziehung von Bedürfnis und Arbeit Freiheit so subjektiv wie objektiv ist, kann deren Ziel letztlich nur die Entfaltung hoher Gegenständlichkeit für die Menschen sein: menschlicher Reichtum. Rosa Luxemburg macht Freiheit an den Persönlichkeitsrechten fest, die Freiheit, jedes Menschen, das zu sein, was er ist und andere sein zu lassen, was sie sind. Von daher kommt ihr von aufrechten Demokraten viel beklatschter Ausspruch: "Die Freiheit ist die Freiheit der Andersdenkenden", der sicherlich schön klingt aber der Substanz nach eine schlechte Unendlichkeit darstellt: Das unendlich mögliche Anderssein, das sich auch als Gewissensfreiheit ausgibt, und Beliebigkeit vollstreckt. Nicht was den Konflikt gewiss macht und zur Auseinandersetzung bringt, sondern was ihn als solchen auflöst, macht frei. Konsequent wäre die Feststellung, dass der Sozialist den Faschisten sein zu lassen hat. Es befördert Politik als Medium der Beliebigkeit. Es ist dann die "Politik der Freiheit", die poöitische Persönlichkeiten als Selbstbestimmung erleben, wenn sie sich politisch äußern. Es ist die Freiheit des politischen Denkens (anderes Denken kann gar nicht unfrei sein), die Freiheit des Politikers, der sein Mandat gerne vergessen kann, wenn er durch seine Gewissensfreiheit Macht erheischt. Er muss ja nur für das stimmen, was sein Gewissen befreit, was Gewissheit auflöst. Dagegen und folgerichtig hat Sartre in seinem Existenzialismus die Anerkenntnis einer Gewalt notwendig gemacht, das Prinzip einer Gewalt, welche sich die Menschen schon durch ihre Existenz zufügen. Sie sind zur "Freiheit gezwungen", müssen sich ertragen, um ihre Freiheit zu achten. Das allerdings kann es nur in einer ungegenständlichen Welt geben, worin die Selbstverwirklichung der Spiegelbilder absurde Notwendigkeiten aufwirft, weil sie sich apriori aus jeder Beziehung schon selbst herausgesetzt haben. Darin bewegt sich ein Freiheitsverständnis im Selbstwiderspruch, den Freiheit als rein subjektiver Begrifff hat: Die Freiheit des einen beschränkt die Freiheit des anderen, ist im Grunde zugleich Verpflichtung, wo sie Recht bekommt. Recht und Pflicht in einem aber widerspricht eben dem Begriff von Freiheit, offenbart ihre Leere, ihre Bestimmungslosigkeit: Sie entfaltet, was sie zugleich beshränkt. In unbestimmter Begrifflichkeit ist Freiheit sowohl ein Ideal der bürgerlichen Gesellschaft, als auch ihre wesentlichste Ideologie, die Abstraktion von aller Notwendigkeit, die Ungebundenheit, die einer umfassenden Gebundenheit der Menschen an ihre Subsistenz durch Geld zum Selbstverständnis gereicht. "Hast Du Geld, dann bist Du frei. Brauchst Du es, dann musst Du spuren!" Von daher ist Freiheit die unmittelbare Ideologie des Geldes. Es ist der Schein der Besitzergemeinschaft (siehe auch Warenfetich), wenn sich die bürgerlische Gesellschaft als die Freiheitsform des Menschseins feiert (siehe auch bürgerliche Demokratie). Sie ist aber auch eine lebendige Forderung nach Befreiung und menschlicher Emanzipation. Bürgerliche Freiheit besteht aus dem Doppelcharakter der Ideologie, Entwicklung aus der bestehenden Wirklichkeit als Notwendigkeit vorzustellen, ohne etwas Wirkliches vorzustellen, was diese Not zu wenden vermag. Wirklich kann Freiheit immer nur durch politische Inhalte formuliert werden, um deren konkrete Unterjochung, Gefangenschaft oder Sklaverei sie weiß. Aber auch da ist oft nicht auf Bestimmung geachtet, wenn er propagandistisch abstrakt unterlegt ist (z.B. Freiheit für Korsika). Freiheit als Unabhängikeit ist dieselbe Abstraktion wie die Freiheit als Ideal. Als Forderung kann sie sich nur aus dem Bewusstsein einer bestimmten Notwendigkeit ergeben und dieser folgen, denn Freiheit ist letztlich dieses Bewusstsein selbst und verlangt daher die Arbeit hieran, bevor sie sich formulieren kann. |
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