"Das Gedächtniss ist nach dem Wahrnehmen das Unentbehrlichste für ein geistiges Wesen. Seine Bedeutung ist so groß, daß, wo es fehlt, die übrigen Seelenvermögen zum grossen Theile nutzlos werden, und man könnte ohne Gedächtniss beim Denken, Urtheilen und Wissen nicht über die den Sinnen gegenwärtigen Dinge hinausgehen." (Locke: Versuch über den menschlichen Verstand, S. 235) Die doppelte Wortbedeutung von Gedächtnis zeigt Identität von einem objektiven wie subjektiven Sinn. Im Gedächtnis an etwas gedenke ich auch meiner und bewahre in meinem Gedächtnis meine Beziehung., in der ich meine Empfindungen gedacht habe. Das Gedächtnis beruht auf den Gefühlen zu Gegenständen oder zu Menschen oder zu Ereignissen, wie sie als vergangene gegenwärtig sind und im doppelten Sinne des Wortes bedacht werden und vor allem in den Gefühlen ihre Bedeutung im Zusammenhang zu entsprechenden Empfindungen als bestimmte Erinnerungen bekommen haben. Das Gedächtnis ist daher in jeder Wahrnehmung gegenwärtig und vergegenwärtigt sich darin auch in selber Beständigkeit so, wie ihre Geschichte sich darin für einen Menschen darstellt. In ihm ist Gegenwart zugleich Vergangenheit und von daher an und für sich zeitlos, eine Gewohnheit, die sich in der Wahrnehmung vergegenwärtigt, also ihre Empfindungen auch in bestimmter Art und Weise als deren besondere Eigenschaften je nach ihrer geschichtlichen Zusammengehörigkeit scheinbar zeitlos aufeinander bezieht. Von daher ist im Gedächtnis dessen Erinnerung jenseits der Zeit gegenwärtig und bestimmt durch Umstände, durch Anwesenheiten der Empfindungen in dem Lebensraum, in welchem die Wahrnehmung ihre Geschichte gemacht hat. Doch obwohl diese Geschichte aus dem Empfinden von Ereignissen entstanden war, ist sie nicht als deren Gefühl gegenwärtig, weil darin dessen Erinnerungen schon durch die Trennungen in ihren Lebensbedingungen in Raum und Zeit gespalten sind. Ereignisse haben daher keinen inneren Bezug zum Erleben. Die Form des Erlebens ist damit auch vom Inhalt seiner Erinnerung getrennt. Und so wird nicht die bestimmte Wahrnehmung von Wirklichkeit, sondern die Art und Weise der erlebten Umstände bestimmend und das Gedächtnis in seinen inneren Beziehungen hiervon abhängig. Von da her ist die Arbeit der Träume konstitutiv zur Entwicklung einer Wahrnehmungsidentität und ihres Erkenntnisvermögens (siehe Erkenntnis), die durch einen Verstand der Wahrnehmung sich bildet. Verstand kommt von "Verstehen" und ist von daher zunächst suchend, also subjektiv tätig. Er sucht den Inhalt seiner Empfindungen in der Beziehung zu Äußerungen in einer Welt außer sich, die seine Aufmerksamkeit antreiben. Er ist daher auf etwas ihm Äußeres seiner Erfahrungen, auf Wahrnehmungen bezogen, die er aus der Erinnerung ihrer Form aufzufassen sucht, wie sie in Erinnerungsbildern des Gedächtnisses verblieben ist. Das Gedächtnis liefert dem Verstand seine Inhalte. Ohne dieses kann er sich nicht bilden und nicht entwickeln (siehe auch tote Wahrnehmung). Es ist dies die Voraussetzung dafür, dass überhaupt aus Wahrnehmungen Erkenntnis werden kann. Erkenntnisse können blitzartig oder durch Gedankenarbeit oder Träume über die Identifizierung von Wahrnehmungen und Erinnerungen mit ihren Erfahrungen entstehen und hierdurch eine Wahrnehmungsidentität der Empfindungen mit ihren Gefühlen schaffen und hierdurch das Vermögen eines Menschen zu eigener Wahrheit schaffen. Sie schärfen und vertiefen hierdurch ihre Sinnbildung, indem sie sich der Gegenwärtigkeit der abwesenden Wahrheit eines Wesens durch das Wissen ungewisser Beziehungen über das Wesen ihres Gegenstands versichern. Denn nur in ihrer Wahrnehmungsidentität können sich Wahrnehmungen der Wahrheit ihres Wissens bewusst und also sinnlich gewiss sein. Bei sich brechenden Umständen in widersprüchlichen Verhältnissen (siehe auch symbiotische Selbstbehauptung) wird das Unvermögen der Erkenntnis dann auch verhängnisvoll für die Sinnbildung eigener Wahrheit, sobald das Gedächtnis seine Erinnerung selbst schon bricht oder abbricht, bevor es sich an ihr bilden kann (siehe auch Verdrängung). Sie kann sprichwörtlich verrückt werden, wo sich das Gedächtnis nicht mehr denken lässt, wenn es einen Widersinn seiner Bildungsgeschichte nicht verarbeiten kann, weil es diese nicht mehr vergegenwärtigen kann. Die Basis für das Gedächtnis ist die Form der Gewissheit, die rein sinnlich ist, die also pure Körpererfahrung ist, wie sie schon in der Naturempfindung besteht. Man spricht daher auch oft - wenn auch nicht ganz berechtigt - von Körpergedächtnis. Für Menschen entwickelt sich dieses allerdings zugleich durch die Gefühle, die sie in der Empfindung haben, also immer in der Beziehung auf ihren Gegenstand, als kulturell bestimmtes Gedächtnis. Gedächtnis bewahrt daher diese Gefühlsbeziehung so, wie sich Kultur gegenständlich bewahrheitet, kann von daher sich auch von der Empfindung ablösen, sich von ihr abspalten und verdrängen und so z.B. zum bloßen Gedächtnis für Ereignisse, Fakten und Selbstgefühle werden. Dies nutzt die moderne Neurologie gerne dazu, das Gedächtnis umgekehrt nur als reinen Naturimpuls zu interpretieren, den es als "wissenschaftliches Konstrukt" des Positivismus den "Spekulationen" der introspektiven Psychologie entgegenhält. Die mag auch einer der Gründe sein, warum solche "rein objektive Wissenschaft" den menschlichen Willen aus seiner natürlichen und gesellschaftlichen Beziehung isoliert und zu einem hirnphysiologischen Paradigma gemacht hat, wonach sich dieser Wille aus neuronalen Impulsen "von selbst" bildet und erst von daher ins Bewusstsein tritt, dieses also auch nur instinkthaft bildet. Zunächst aber ist Gedächtnis die Einprägung und Bewahrung dessen, wessen wir eingedenk sind, Gefühle, worin sich unserem Denken im Laufe unserer Geschichte die Erfahrung erschlossen hat, was bedacht wurde und worin zum Gedanken kam, was sich in der Wahrnehmung unserer Beziehungen zugetragen hat - nicht als objektives Fakt, sondern als gelittene Geschichte (siehe Leiden), als die Bedeutsamkeit der Geschichte, wie sie sich in der Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung aus Empfindungen und Gefühlen ergibt. Hierdurch bewahrheitet sich im Gedächtnis das Gedenken der Wahrnehmung in dem Sinn, worin sie wahrgehabt wurde, als ihr objektiver Gedanke, wie er subjektiv fortexistiert als Identität des Vergangenen, das durch ihn zu einer inneren Gewissheit geworden ist - ob diese nun wirklich auch gewiss ist, ob wirklich faktisch korrekt ist oder nicht, gleich ob aus Eindrücken und Reizen oder aus Empfindungen entstanden. Im Gedächtnis vollzieht sich ohne sonderliche Anstrengung ein Anpassungsprozess durch Lernen, durch Besinnung auf die Empfindungen oder auch auf Eindrücke, die sich ausdrücklich einprägen, indem sie bewusst und willentlich aufgenommen werden und wesentliche Änderungen der Ausdrucksfähigkeit bewirken. Jede Geschicklichkeitsübung ist vor allem eine Arbeit des Gedächtnisses, der geschickten, weil erfolgreichen Steuerung von Wahrnehmung und Tätigkeit einzelner Sinne durch Versuch und Wiederholung des gelungenen Versuchs. Das veranlasst die Lerntheorie, das Verhalten von Menschen und Tieren selbst aus den "gelernten", weil "erfolgreichen Reaktionen" abzuleiten. Aber umgekehrt produziert das Gedächtnis auch bestimmte Wahrnehmungen, die sich nicht aus Wiederholung erklären lassen, sondern eine hierüber hinausgehende Intuition verraten (siehe z.B. die ahnungsvolle Sorge über das, was bestimmte Empfindungen im Menschen auslösen können, ein schier "übersinnliches" Wissen zu geschichtlichen Ereignissen oder die Wahnbildung). Das Gedächtnis entsteht nicht in der platten Erfahrung, sondern in der Aufmerksamkeit, welche zugleich Denken und Nachdenken impliziert, Arbeit der Erkenntnis in der Wahrnehmung, welche als sinnliche Kenntnis das Wahrgenommenen und des Wahrgehabten verinnerlicht wird und verinnerlicht ist. Gedächtnis ist die Verinnerung eigener Geschichte, zur Geschichte gewordene Gewissheit der Körpererfahrung, bedachte Erfahrung - gleichgültig, ob erkannt oder nicht, bewusst oder nicht, identifiziert oder nicht. Gedächtnis erinnert das Verinnerte wie einen Gedanken, der lebt, auch wenn es dieses nicht wirklich weiß und keine Gewissheit hierfür hat, geschweige denn, ein Bewusstsein. Es ist die wesentliche Gedächtnisleistung, Kenntnis als Erinnnerung des Denkens zu bewahren, welche im Menschen in Form von Bildern, Melodien, Gerüchen, Empfindungen, Gefühlen, Sprache, Wissen, Gewissheiten usw. bestehen. Diese Leistung ist abhängig von der Dichte und Allgemeinheit des Erinnerten und von der Aufmerksamkeit, wie sie durch Lebensumständen und aktuellen Gefühlen der Wahrnehmung gegeben ist. Oft betreibt das Gedächtnis eigenartige Verdichtungen, wie sie in besonderen Wahrnehmungszuständen zu Tage treten. Wesentlicher Inhalt für das Gedächtnis sind vergangene Empfindungen, wie sie in bestimmter Anwesenheit der Ereignisse gefühlt wurden. Es wird das Wahrgenommene als Wahrgehabtes erinnert und wie ein Lebensbild bewahrt (siehe hierzu auch Traum), welches für die lebende Erkenntnis Bedingung ist. In diesen Bildern ist der Zusammenhang von Empfindung und Gefühl in Einheit, individuelle Identität der verinnerten Kenntnis, die auch in der bestimmten Form ihrer Identität erinnert werden kann. Die Art dieses Zusammenhangs in der Geschichte eines Menschen stellt sich im Gedächtnis wie auch in seinem Organ so dar, wie es in der Lebensgeschichte räumlich ist, wie also die Geschichte im Raum, ihrer Begebenheit für den Menschen körperlich gegenwärtig ist. Grundlegende Erfahrungen liegen daher auch tiefer, weil sie allgemeiner bezogen sind, je nach dem, wie diese Grundlegung zwischen Empfindung und Gefühl geschehen ist. Die Allgemeinheit der Beziehungen von Erinnerungen macht ihre Bedeutung für den Menschen in seiner Wahrnehmung aus, aber auch die Schwierigkeiten, die es mit Empfindungen haben kann. Auf jeden Fall gründen hierauf die Absichten, die ein Mensch in der Beziehung zu anderen Menschen (siehe zwischenmenschliche Beziehung) entwickelt. So kann man auch sagen, dass das Gedächtnis das Organ der Seele. ist - nicht aber, dass die Seele es verwirklichen würde oder dass es ohne sie nicht sein könnte In ihrer eigenen Entwicklung bestimmt die Seele zunehmend das Gedächtnis mit Wahrnehmungen, die in ihrer Absicht liegen, die also das enthalten, was das Erkenntnisvermögen ihr überlässt. Es sind dies Gefühle, die als Selbstgefühle bestimmend für die Wahrnehmungsidentität (siehe auch Identität) werden, oft auch als unbewusste Gefühle oder verdrängte Gefühle. Das Gedächtnis ist für neue Erfahrungen in die Aufmerksamkeit gestellt, die ältere Erfahrungen zulassen oder nötig haben. Je nach dem, wie Empfindungen im Gefühl verarbeitet wurden, sind neue Empfindungen gegenwärtig oder unerwünscht. Wo Not in der Erinnerung herrscht, da dominieren die Gefühle, die auch notwendige Erfahrungen verinnern können, nämlich dann, wenn sich das Gefühl ihnenn entfremdet hat. Sie sind dann im Gedächtnis Gefühle gegen die Empfindung (siehe auch Verdrängung) und diese beherrschen die Empfindungen, die sie von sich ausschließen. Als ausgeschlossene Empfindungen ltreiben sie in den Gefühlen selbst ihr Unwesen; wo die Not in den Gefühlen herrscht, da wird die Wahrnehmung zumehmend selbst dadurch bedroht, wie das Gedächtnis darin arbeitet, also Wahrnehmungen verarbeitet (siehe auch Verrücktheit). Die Wahrnehmung verliert dann zwar ihre schmerzhafte Zwiespältigkeit (siehe auch Zweifel), richtet sich aber in der so gewonnenen Einfalt gegen das Erkenntnisvermögen selbst. Das Gedächtnis gerät in das innere Getriebe des beherrschten Erkenntnisprozesses und erscheint hierdurch selbst getrieben. Es wird triebhaft. Auf diese Weise wendet sich das Gedächtnis unter bestimmten Bedingungen, unter denen es in der Wahrnehmung nicht anders arbeiten kann, gegen die Erkenntnis selbst. Dies tut es, wenn es einer seelischen Absicht dienen muss, um Gefühle zu ertragen, die in einem zwischenmenschlichen Lebensraum schmerzhaft aber unumgänglich sind. Das Gedächtnis dient dann der Seele mehr oder weniger wie ein Krisenmanager, wenn dies für das Leben nötig ist. Solange es hieran gebunden ist, grenzt es zum Selbsterhalt eigener Identität die Empfindung fremder Lebensräumlichkeit aus und wird zu einem ästhetischen Willen. Dieser verschließt die Wahrnehmung vor der Erkenntnis von Fremden und ist die Lebensform einer Selbstentfremdung. An und für sich bewahrt das Gedächtnis die individuelle Geschichte, wie sie sich in einer bestimmten Gesellschaft ereignet, erinnert ihre Gefahren und ihr Glück, welches sowohl ihren realen Sinn, wie ihre aufgehobene Menschenliebe als Vermächtnis der Vergangenheit an die Gegenwart. Es ist der Zusammenhang des Wissens und seine Bewährung als Sinn der Wahrnehmung, der im Wahrnehmungsprozess als verbliebene Gewissheit der Wahrnehmung wahrgehabt wird. Das Gedächtnis ist nicht nur von der individuellen Geschichte abhängig, sondern auch von den Begebenheiten der Menschheitsgeschichte und von der jeweiligen Lebensbedingung. Wo z.B. das Glück der Lebensburgen als Gewohnheit besteht, ist das Gedächtnis überwiegend von den Gefahren, von der Bedrohtheit des Schutzraumes bestimmt. Weil es somit dem Selbstschutz dient, enthält vor allem negative Erinnerungen von Bedrohlichkeiten, welche auch die Basis der von der Welt bedrängten Selbstverständlichkeiten ist, weil sie das Selbstgefühl in der Negation selbst positiv formieren. Das Gedächtnis der Untaten und Monster ist der Pfahlbau für die eigene Güte und Selbstbehütung. Die Störung eines solchen Gedächtnisses ist solange unmöglich, solange seine Lebensbedingunen erhalten sind und es hierfür funktioniert (vergl. hierzu z.B. Nietzsches Theorie, dass hiergegen negative Erfahrungen erzeugt werden müssen, um ihm zu einem Verhältnis zum Schmerz und dem Grauen der Welt zu ermöglichen. Sie zeigt vor allem, wie verhaftet Nietzsche selbst dieser Lebensbedingung des Bürgertums geblieben war - er hätte wirkliches Leiden zur Genüge sich zum Gegenstand machen können, aber er hat dies nicht gelitten, weil er es nicht leiden konnte). Im Gedächtnis können sich auch Wahrnehmungen bewahren, die der Aufmerksamkeit und dem allgemeineren Wissen nicht zugänglich sind, weil sie Wissen in einer Körperform der Wahrnehmung bewahren, das von der Oberfläche der Wahrnehmung und ihrer zwischenmenschlichen Beziehung bedrängt ist. Dies kommt auch zum gebrochenen Gedächtnis, wenn dessen Inhalte sich in einem Zusammenhang befinden, der sich nicht vergegenwärtigen lässt. So können Gedächtnisinhalte z.B. im Wahnsinn hervorbrechen, die sich gegen die Wahrnehmung insgesamt stellen, wenn sie keine andere Form der Vergegenwärtigung haben. Bei den sogenannten "multiplen Persönlichkeiten" besteht das Gedächtnis aus voneinander getrennten Inhalten, welche jeweils unterschiedliche Gegenwart haben müssen, um gegenwärtig sein zu können. Im Gedächtnis ist der Zwang zur Vergegenwärtigung so körperlich, wie der Körper sein Gedächtnis auch nötig hat. Jede Form von Gedächtnisverfall ist zugleich das Leiden eines Persönlichkeitsverfalls. Das Gedächtnis ist so strukturiert wie seine Entstehungsgeschichte - sowohl in seiner Bewusstseinstiefe, als auch in seinem nervlichen Aufbau. Körperliches und Geistiges haben hierin eine einzige Stofflichkeit. Bedrängen wir den Körper (siehe Sucht, Psychopharmaka), so bedrängen wir auch seinen Geist, wie auch umgekehrt jede geistige Bedrängnis unmittelbar körperlich ist (vergl. hierzu die Diskussion um körperliche oder geistige "Ursachen" für "psychische Symptome", welche besonders in der Anwendung von Psychopharmaka und in der Genforschung fortbesteht und dort auch fatalisiert ist). Gegenwärtige Geschichte baut auf vergangener auf, kann aber auch die Bewahrheitung und Bewährung vergangener Geschichte verändern. Wie es in der Vergangenheit schien, muss es nicht wahr gewesen sein. Von daher ist Gedächtnis auch änderbar, wenn sich andere Wahrheit vergangener Wahrnehmung auftut. Das Gedächtnis ist substanziell gegenwärtig und dient auch der Selbstvergegenwärtigung. Wo es dies nicht mehr gewährt, ist es manipulierbar, ununterschieden für subjektive oder objektive Gefühle. Es ist nur soweit objektiv, wie der Körper, sein Lebensraum und seine Geschichte selbst objektiv ist, so individuell und so wach also, wie die Sinne sind und waren und von ihren zwischenmenschlichen Lebensbedingungen her sein konnten. Insgesamt ist das Gedächtnis der Träger eigener Identität und ist von daher der Stoff, auf dem die Seele gründet. In der Psychoanalyse wird das ungegenwärtige Wissen als Unbewusstes behandelt, was nicht ganz richtig ist, da es eine andere Form von Wissen ist, die auch in der Beziehung der Gefühle eine andere Gestalt einnehmen muss als besondere Form der Selbstvergegenwärtigung (z.B. Zwangshandlungen, Tics, Stottern usw.). Indem sie zum Gedächtnis angehörend verstanden wird, lässt sich diese Form überhaupt erst begreifen und wird nicht mehr direkt durch das Bewusstsein für beeinflussbar gehalten, sondern nur durch andere Gewissheiten. | ![]() | |