„Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben, Sucht erst den Geist heraus zu treiben, Dann hat er die Teile in seiner Hand, Fehlt leider! nur das geistige Band." Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) Geist ist lebenskraft, der Sinn, den das Leben hat, worin es sich äußert, gestaltet und entwickelt. Er lässt sich daher daher nicht beschreiben und auch nicht als Geist in seiner unmittelbaren Gestalt erkennen (siehe hierzu Religion). Er ist nur in der gesellschaftlichen Wirklichkeit als ihr ganzer Zusammenhang als Ausdruck der geschichtlichen Sinnbildung im Ensemble einer (politischen) Wirklichkeit als ihr stetiger Inhalt gegemwärtig und daher ihrer Teile zu begreifen, wenn er als deren liebender Verstand ihrer ganzen Zusammenhänge wirkt, der sich in seiner Geschichte als Ganzes verwirklicht. Ein Ungeist ist der widersinn in sich (siehe historischer Materialismus). Der in diesem Ungeist kann sich allerdings jeder Kleinbürger als bürgerliches Subjekt aufmannen und also hervorragend verstehen und vermitteln (siehe Spießbürger). „Der geistreiche, vielsinnige, vielsagende Gegenstand der Liebe sagt der Ruhe des Erkennens nur das kategorische Schema: "dieses äußere Objekt der Gemütsaffektion", wie etwa der Komet dem spekulativen Naturphilosophen nichts sagt als die "Negativität". Indem der Mensch den Menschen zum äußeren Objekt seiner Gemütsaffektion macht, legt er ihm zwar nach dem eignen Geständnis der kritischen Kritik "Wichtigkeit" bei, aber eine sozusagen gegenständliche Wichtigkeit, während die Wichtigkeit, welche die Kritik den Gegenständen beilegt, nichts anders ist als die Wichtigkeit, die sie sich selbst beilegt, die sich daher auch nicht in dem "schlechten äußeren Sein", sondern in dem "Nichts" des kritisch wichtigen Gegenstandes bewährt. (MEW 2, Seite 22) Begeisterung kann nur in der Wirklichkeit wahr werden, sich nur darin bewähren und sich darin also als sinnvoll erweisen – einen wahren Sinn als wirklich wahr beweisen. Eine Religion erhebt den Geist zu einem Wahn höchster Ordnung (siehe Gott). In der Religion suchen die Gläubigen in ihrer wirren Welt eine "Ruhe der Erkenntnis", in der sie sich zuhause, in einer heilen Welt des Geistes geordnet und davon also befreit fühlen können. Es sei der heilige Geist Gottes, der ihre Seele auf ihre Herkunft zurückführen, ihren vergeistigten Gefühlen eine übermenschliche Heimat vermitteln könne. Der Geist sei der "Trieb der Liebe", meint Spinonza. Es ist aber gerade dies die Lüge Gottes, die Täuschung seiner "Geschöpfe" über ihre eigene Schaffenskraft, der Betrug am wirklichen Sinn und Geist der Menschen, wodurch ihre Wahrnehmung getrübt, von der Erkenntnis ihrer wirklichen Lebenszusammenhänge abgetrennt wird. Sinn wird so zu einem gesellschaftlichen Unsinn verabsolutiert, der ihre Gotteskindschaft als eine Vertreibung aus dem Paradies begründen soll als Massstab aller Sünden, als Erbsünde gegen Gott. Dies vermittelt auch Goethe in seinem "Faust", der mit seiner Liebe zu Gretchen ihren Wahnsinn begründen soll, weil er eine Wette mit dem Teufel abschließen würde, wodurch er seine Liebe und Leidenschaft gegen die Übermacht der Gebote Gottes retten will. "Der Mensch, der in der phantastischen Wirklichkeit des Himmels, wo er einen Übermenschen suchte, nur den Widerschein seiner selbst gefunden hat, wird nicht mehr geneigt sein, nur den Schein seiner selbst, nur den Unmenschen zu finden, wo er seine wahre Wirklichkeit sucht und suchen muß. Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben und schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät (Gesellschaft). Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, (...), ihre Logik in populärer Form, (...), ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist. (...) Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks. Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist. Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt. Es ist also die Aufgabe der Geschichte, nach dem das Jenseits der Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren... Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik. (Quelle: Karl Marx, Frühschriften, zitiert nach "Zentrale für Unterrichtsmedien e.V. - Evangelische Religion (Baden-Württemberg))" Das "geistige Aroma" der Entfremdung des Menschen vom Menschen, von seiner Arbeit und seinem Gattungsleben wäre kritisiert durch eine wirklieche Menschenliebe die auf der Erkenntnis des Menschen in seinem Menschsein, seinem Dasein und Leiden in seinen wirklichen Lebensverhältnissen, worin sich Menschenliebe auch wirklich als Liebe einer übermenschlichen Lebensbegründung mitteilt, als Liebe einer guten Übermenschlichkeit Gottes praktisch mitteilt in der Menschenliebe einer übermenschlichen, einer abstrakten Gesellschaft als Inbegriff ihrer Zuwendungen. "Entschlafen sind nun wilde Triebe Mit jedem ungestümen Thun; Es reget sich die Menschenliebe, Die Liebe Gottes regt sich nun." (Goethe Faust) Aber die liebe verlangt nicht nach irgendeinem Geist, sondern nach einem menschlichen Sinn, der Menschen begeistert und der gegen den Objektivismus der vergeistigten Geisteswissenschaften des bürgerlichen Verstandes und seiner Vernunft gerichtet ist. Marx hatte dies mit seinen "Thesen über Feuerbach" an den grundlagen der Erkenntnis dargestellt und der Urteilskraft der Wissenschaften als ihre notwenige Begründung in zwölf Thesen abverlangt: 1. Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus - den Feuerbachschen mit eingerechnet - ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv. Daher geschah es, daß die tätige Seite, im Gegensatz zum Materialismus, vom Idealismus entwickelt wurde - aber nur abstrakt, da der Idealismus natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt. Feuerbach will sinnliche, von den Gedankenobjekten wirklich unterschiedene Objekte; aber er faßt die menschliche Tätigkeit selbst nicht als gegenständliche Tätigkeit. Er betrachtet daher im "Wesen des Christenthums" nur das theoretische Verhalten als das echt menschliche, während die Praxis nur in ihrer schmutzig-jüdischen Erscheinungsform gefaßt und fixiert wird. Er begreift daher nicht die Bedeutung der "revolutionären", der praktisch-kritischen Tätigkeit. 2. Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage. 3. Die materialistische Lehre, daß die Menschen Produkte der Umstände und der Erziehung, veränderte Menschen also Produkte anderer Umstände und geänderter Erziehung sind, vergißt, daß die Umstände eben von den Menschen verändert werden und daß der Erzieher selbst erzogen werden muß. Sie kommt daher mit Notwendigkeit dahin, die Gesellschaft in zwei Teile zu sondern, von denen der eine über der Gesellschaft erhaben ist. (Z. B. bei Robert Owen.) Das Zusammenfallen des Änderns der Umstände und der menschlichen Tätigkeit kann nur als umwälzende Praxis gefaßt und rationell verstanden werden." MEW Bd.3, S. 533 bis 535). 4. Feuerbach geht aus von dem Faktum der religiösen Selbstentfremdung, der Verdopplung der Welt in eine religiöse, vorgestellte und eine wirkliche Welt. Seine Arbeit besteht darin, die religiöse Welt in ihre weltliche Grundlage aufzulösen. Er übersieht, daß nach Vollbringung dieser Arbeit die Hauptsache noch zu tun bleibt. Die Tatsache nämlich, daß die weltliche Grundlage sich von sich selbst abhebt und sich, ein selbständiges Reich, in den Wolken fixiert, ist eben nur aus der Selbstzerrissenheit und dem Sich-selbst-widersprechen dieser weltlichen Grundlage zu erklären. Diese selbst muß also erstens in ihrem Widerspruch verstanden und sodann durch Beseitigung des Widerspruchs praktisch revolutioniert werden. Also z. B., nachdem die irdische Familie als das Geheimnis der heiligen Familie entdeckt ist, muß nun erstere selbst theoretisch kritisiert und praktisch umgewälzt werden. 5. Feuerbach, mit dem abstrakten Denken nicht zufrieden, appelliert an die sinnliche Anschauung; aber er faßt die Sinnlichkeit nicht als praktische menschlich-sinnliche Tätigkeit. 6. Feuerbach löst das religiöse Wesen in das menschliche Wesen auf. Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse. Feuerbach, der auf die Kritik dieses wirklichen Wesens nicht eingeht, ist daher gezwungen: 7. Feuerbach sieht daher nicht, daß das "religiöse Gemüt" selbst ein gesellschaftliches Produkt ist und daß das abstrakte Individuum, das er analysiert, in Wirklichkeit einer bestimmten Gesellschaftsform angehört. 8. Das gesellschaftliche Leben ist wesentlich praktisch. Alle Mysterien, welche die Theorie zum Mystizismus verleiten, finden ihre rationelle Lösung in der menschlichen Praxis und im Begreifen dieser Praxis. 9. Das Höchste, wozu der anschauende Materialismus es bringt, d. h. der Materialismus, der die Sinnlichkeit nicht als praktische Tätigkeit begreift, ist die Anschauung der einzelnen Individuen in der "bürgerlichen Gesellschaft". 10. Der Standpunkt des alten Materialismus ist die "bürgerliche" Gesellschaft; der Standpunkt des neuen die menschliche Gesellschaft, oder die vergesellschaftete Menschheit. 11. Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern. MEW Bd.3, S. 533 bis 535). Bürgerliche Erkenntnis begreift die Geselligkeiten des gemeinen Menschen als spießbürgerlichen Kitsch, den Marx den kulturellen Interessen des Mittelstandes und seinem verwissenschaftlichten Selbstverständnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit als Muff der politischen Kultur vorhält: "Ihr bewundert die entzückende Mannigfaltigkeit, den unerschöpflichen Reichtum der Natur. Ihr verlangt nicht, daß die Rose duften soll wie das Veilchen, aber das Allerreichste, der Geist soll nur auf eine Art existieren dürfen? Ich bin humoristisch, aber das Gesetz gebietet, ernsthaft zu schreiben. Ich bin keck, aber das Gesetz befiehlt, daß mein Stil bescheiden sei. Grau in grau ist die einzige, die berechtigte Farbe der Freiheit. Jeder Tautropfen, in den die Sonne scheint, glitzert in unerschöpflichem Farbenspiel, aber die geistige Sonne, in wie vielen Individuen, an welchen Gegenständen sie sich auch breche, soll nur eine, nur die offizielle Farbe erzeugen dürfen! Die wesentliche Form des Geistes ist Heiterkeit, Licht, und ihr macht den Schatten zu seiner einzigen entsprechenden Erscheinung, nur schwarz gekleidet soll er gehen, und doch gibt es unter den Blumen keine schwarze. Das Wesen des Geistes ist die Wahrheit immer selbst." (MEW 1, S. 6) In die Sinnbildungen der Kultur, in die Produktion gesellschaftlicher Gegenstände ist menschlicher Geist, Erfindungsgeist und Schönheit schon immer eingegangen und ist damit auch eins mit dem körperlichen Dasein der Menschen und darin allgegenwärtig. Aber wo der Geist durch sich allmächtig werden soll, vereinigt er sich in einem oder mehreren Göttern, um im Trieb einer Religiösen Einheit einer Bereinigung zu herrschen (siehe Reinheit), als ein allmächtiger Geist zu herrschen, der seine Ohnmacht durch fremde Gefühle leugnet. So entsteht der Geist einer geistlosen, einer toten Wahrnehmung, wodurch sich das vermittelt, was seine Empfindungen ersetzen muss. Er kann aber nur ersetzen, was er nicht hat, was er also nur für sich und durch sich sein kann (siehe Selbstwahrnehmung). In den Kulturveranstaltungen der Religionen behauptet sich dieses als ein bloßer Gemeinsinn durch die Liebe Gottes. Aber darin bleibt er übermächtig und gemein, weil er die Leidenschaften der Menschen in der Empfindung ihrer wirklichen Lebensverhältnissen, in ihrer Lebenswirklichkeit, ihrer Begeisterung und Freiheit nicht versteht (siehe Verstand). Gott kann nur befrieden, was Befriedigung sucht, nur beruhigen, wo Aufruhr herrscht. Er behauptet sich in den Religionen und esoterischen Edelmütgkeiten als "Ruhe der Erkenntnis", die nichts von der Wirklichkeit der Menschen wissen will, weil sie eine gewissenlose Macht inne hat, die sie ihrer sinnlichen Gewissheit entledigt und diese sogar meidet, um sie zu erhalten. Was man bezahlt. das hat seinen Preis (siehe Geld als Zahlungsmittel). Was man dafür bekommt, das ist dann ein Wert (wodurch Geld zum Kaufmittel wird). Der esoterischer Charakter des reinen Geistes täuscht über seine wahren Absichten hinweg. Er äußert Liebe, wo er ihre Wirklichkeit verachtet, verlangt nach Demut und Andacht, Ehrfurcht und Gehorsam durch die Zugehörigkeit eines vermeintlichem Übermenschen, Und durch ihn verspricht er geistige Ruhe und Besinnlichkeit eines Glaubens an die Allmacht einer höhere Ordnung, der eine Abweisung der wirklichen Verhältnisse betreibt, weil sie seine Ruhe, seine behauptete Friedfertigkeiten stören, die Leidenschaften enthalten und verwirklichen. Es ist der Geist des selbstgerechten Spießers, der seine Welt nicht wirklich begreifen kann, weil er nur das Gute kennen und das Böse von sich fernhalten will. „Um sich zur 'Ruhe des Erkennens' zu vollenden, muß die kritische Kritik vor allem sich der Liebe zu entledigen suchen. Die Liebe ist eine Leidenschaft, und nichts gefährlicher für die Ruhe des Erkennens als die Leidenschaft." (MEW 2, Seite 22) Eine kritische Theorie die das praktische Leben verachtet, verbleibt jenseits aller Leidenschaften und reduziert alles auf das reine Gefühl einer wirkliche Liebe, das dann doch nur ein objektives Selbstgefühl formuliert, auf die bloße Anschauung einer Theorie für sich nutzt, die ihr den Rang einer Erbauung zuweist, die Menschen durch eine bloße "Gefühlsaffektion" einnimmt und deren Erkenntnisse "stört", weil nach Anschauung des aufgeklärten Bürgers Erkenntnis nur jenseits der Gefühle möglich sei, nur im bloßen Verstand einer funktionalen, einer instrumentellen Vernunft (siehe hierzu auch Strukturalismus) wahr sein könne. Wenn die Ruhe des Erkennens in dem wirklichen Menschen keinen Gegenstand besitzt, besitzt sie dagegen in der Menschheit eine Sache. Die kritische Liebe "hütet sich vor allem, über der Person die Sache zu vergessen, welche nichts anders ist als die Sache der Menschheit". Die unkritische Liebe trennt die Menschheit nicht von dem persönlichen individuellen Menschen." (MEW 2, Seite 22) Der wirklich menschliche Geist ist heiter und gewitzt, bildet aus dem Sinnfälligen der Empfindungen neue Welten, Wünsche, Träume und Gefühle, worin das Ahnen und Sehnen sich gestaltet und seine Wahrheit bildet. Wo Geist zu Geist sich findet und empfindet ist er Ursprung und Kraft seiner Schöpfung, wie auch der Kritik, der Geschichte, wie er sie sucht, was ihn beseelt und wofür er sich begeistert. kann Aber ein Geist, der seinen menschlichen Sinn verloren hat (siehe abstrakt menschlicher Sinn), begeistert sich vornehmlich an sich selbst, empfindet sich als das Glück seiner Illusionen, seiner Rückbeziehung auf sich selbst, seiner re-ligio. Er fixiert seine Selbstbezogenheit durch den Glauben an die Hoheit eines fremden Glücks, einer Seligsprechung, die als Religion zum Heiligtum einer geistlosen Welt wird. "Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist." (MEW 1, S. 378f) Begeisterung findet allerdings das in seinem wirklichen Leben isolierte Individuum nicht durch sich, sondern durch seine Beziehungen auf andere, auf das Leben der anderen (siehe Anderssein), auf die Seele eines anderen Menschseins, wo sie nicht zur Psyche werden muss, sondern in ihrer Scheinbarkeit durch ihre Übersinnlickeit Wirkung hat und die Wirklichkeit einer Scheinwelt bestimmt. Aber in Wahrheit ist sie nicht von den Verhältnissen der Menschen abzutrennen, kommt aus allem, wofür und wodurch sich Menschen begeistern, ist menschliche Leidenschaft, Sinn, der sich selbst aus dem bildet, was ihn neugierig, macht, bis er darin findet, was er sucht, sich selbst empfindet in dem, was durch ihn geworden ist, um seinen Witz zu beleben (siehe auch Humor) und seine Intelligenz zu entfalten. Geist ist unmittelbar gesellschaftlich, wesentlich menschliche Intelligenz - und die gibt es nicht jenseits der Verhältnisse des Lebens, nicht jenseits der Natur, nicht übernatürlich und nicht von seinem materiellen Dasein unterschieden, nicht als selbständiges Seelenwesen und nicht als "innere Natur", die sich von einer äußeren unterscheiden ließe. Er hat sich in der Natur selbst gebildet und verhält isch daher auch natürlich, bildet selbst Natur durch seine Natur (siehe natürliche Intelligenz). Er ist unbestimmbar und unmittelbar, weder reiner Geist, noch reiner Sinn, untrennbare Einheit (siehe Leib-Seele-Problem), welche sich in ihrer Wahrheit äußert und dadurch ist, dass sie "alle Sinne beisammen hat", schöpferische, erkennende und tätige Einheit des Menschen in den Verhältnissen seiner Tätigkeit und seines Leidens: Erkenntnis, Subjektivität schlechthin, die gegenständlich in der menschlichen Kultur geäußert ist. Von daher ist sie notwendig materiell, weil sie selbst in der Objektivation, in der Lebensäußerung von Menschen, in ihrer Vergegenständlichung existent ist. Überhaupt ist menschliche Gesellschaft die geistige Beziehungsform eines materiellen Verhältnisses, das in der Natur vielfach auch anderswo existiert - aber eben nicht geistig. Folgt man dem Naturprinzip in seinem Verhältnis von Energie und Masse, so kann man sagen, dass die menschliche Gesellschaft die einzige natürliche Beziehungsform ist, worin sich Energie begeistert verhält und also auch als Geist ihrer Kultur erkennbar ist. Ohne diese Form wird kein Individuum zu begeistern sein und daher auch nicht geistvoll produzieren können. Es vollzieht jedoch mit seinem Stoffwechsel immer auch seine gesellschaftliche Begeisterung. Das ist der Grund, warum esoterische Anwendungen funktionieren können, jedoch versteht Esoterik nicht diese triviale gesellschaftliche Wahrheit und verlagert sie in einen Kosmos jenseits der Menschen, die allmächtige, also göttliche Wirkung in ihnen haben soll. Der Mensch ist ein leibgeistiges Wesen, das durch seinen Sinn und Verstand und Witz Geist äußert. Aber seine Äußerung selbst kann nicht reiner Geist sein. Ein objektiver Geist, der im Kosmos als "Energie" oder "Schwingung" den menschlichen Geist erst bewegen sollte, wäre die Knechtschaft des Menschen unter eine Natur, die in ihm doch schon da ist, wäre seine Entgeisterung (siehe hierzu Esoterik). Doch genau dieser wird zur Hilfe angerufen, wo die Verhältnisse Zustände und die Zustände geistlos geworden sind. Ein objektiver, ein kosmischer Geist aber gibt nur den Körper zurück, der seinen Geist verloren hat. "Der reale Humanismus hat in Deutschland keinen gefährlicheren Feind als den Spiritualismus oder den spekulativen Idealismus, der an die Stelle des wirklichen individuellen Menschen das "Selbstbewußtsein oder den "Geist" setzt und mit dem Evangelisten lehrt: "Der Geist ist es, der da lebendig macht, das Fleisch ist kein Nütze." Es versteht sich, daß dieser fleischlose Geist nur in seiner Einbildung Geist hat." (Marx in der Vorrede zur "Heiligen Familie" in MEW 2, S.7) Geist ist schon durch die Intelligenz der Natur, nicht jenseits von ihr, immer also materiell (siehe auch natürliche Intelligenz). Auch höher entwickelte Tiere haben eigene Subjektivität, sind in der Lage, sich zu verstehen und zu verständigen, ihren Sinn auszubilden und beweisen damit Geist. Für den menschlichen Geist ist wesentlich, dass er gegenständlich auch im menschlichen Produkt ist, als Lebensinhalt der Lebensmittel, als Gegenständlichkeit allen menschlichen Reichtums, der Produktionsmittel und Bedürfnisse. In dieser Gegenständlichkeit ist die Einheit subjektiv wie objektiv untrennbar, subjektiver und objektiver Geist ununterschieden, weil eben immer auch materialisiert, selbst wenn es nur Töne oder elektromagnische Schwingungen sind, durch die sich dies miteilt. Schon das Musikinstrument oder die menschliche Stimme ist eine Materiatur des Geistes und dieser nicht ohne jenes. Aus der Geschichte heraus lässt sich die Geistesbildung nachvollziehen. Deren Produkt wird allerdings oft mit Weltgeist umschrieben, was aber auch meist mit einer Verselbständigung des Geistigen zu einer geistigen idealität verbunden ist (siehe Hegel). Hiergegen wendet sich der historische Materialismus. Die Entfremdung des gegenständlichen Geistes vom ungegenständlichen ist daher bloß formell durch die Formbestimmtheit der menschlichen Äußerung in der bürgerlichen Gesellschaft. Geist kann nur wahr sein oder nicht sein. Wo er nicht ist und doch wirkt, ist er abstrakt (Abstraktion). In dieser Form ist das Erkenntnisvermögen uneins (siehe Zweifel) und hat seine Einheit als eine Seele, in welcher Geist nurmehr vermittelt ist, sich als Absicht wahrmacht und in zwischenmenschlichen Beziehungen entäußert. Die Entfaltung dieser Beziehungen macht die bürgerliche Kultur aus. Sie ist eine Fixation des Geistes, der darin in seiner Vermittlung als abstrakter Sinn existiert. "Seitdem der materielle Reichtum, diese Summe der Erzeugnisse produktiver menschlicher Arbeit, im Geld seinen abstrakten, anonymen Repräsentanten gefunden hat, seitdem der unmittelbare Zweck der produktiven Arbeit nicht mehr die Vermehrung des dinglichen Reichtums, die Herstellung von Gütern, sondern diese nur Mittel zu einem weiteren eigentlichen Zweck: der Vermehrung von Geldreichtum geworden ist, seitdem es genügt, Geld zu besitzen, um reicher werden zu können- seither hat das Reichwerden im engeren, materiellen Sinne aufgehört, notwendig auch ein Reicherwerden im geistigen, kulturellen Sinne nach sich zu ziehen." (MEW 23, S. 674) fIndem in der politischen Ökonomie von der menschlichen Geisteskraft abstrahiert wird, wird von ihrer Gesellschaftlichkeit abgesehen und diese ins Reich privater Befähigungen abgeschoben, wie dort alle menschliche Qualitäten überhaupt als rein private Voraussetzungen ihrer gesellschaftlichen Existenz angesehen werden, die allgemein nur in dem gestützt werden, worin sie für die unmitelbare Funktionalität der Produktion nützen. Die Nationalökonomie versteht daher auch am ehesten die Notwendigkeiten von Erfindungen, die dem Staatsinteresse - besonders der Kriegsführung oder des Wertwachstums - unmittelbar dienlich sind. "Was hat der Ökonom mit dem Erfindungsgeist zu schaffen? Sind ihm nicht alle Erfindungen ohne sein Zutun zugeflogen gekommen? Hat ihrer EINE ihm etwas gekostet? Was also hat er bei der Berechnung seiner Produktionskosten sich darum zu kümmern? Ihm sind Land, Kapital, Arbeit die Bedingungen des Reichtums, und weiter braucht er nichts. Die Wissenschaft geht ihn nichts an. Ob sie ihm durch Berthollet, Davy, Liebig, Watt, Cartwright usw. Geschenke gemacht hat, die ihn und seine Produktion unendlich gehoben haben - was liegt ihm daran? Dergleichen weiß er nicht zu berechnen; die Fortschritte der Wissenschaft gehen über seine Zahlen hinaus. Aber für einen vernünftigen Zustand, der über die Teilung der Interessen, wie sie beim Ökonomen stattfindet, hinaus ist, gehört das geistige Element allerdings mit zu den Elementen der Produktion und wird auch in der Ökonomie seine Stelle unter den Produktionskosten finden. Und da ist es allerdings befriedigend, zu wissen, wie die Pflege der Wissenschaft sich auch materiell belohnt, zu wissen, daß eine einzige Frucht der Wissenschaft, wie James Watts Dampfmaschine, in den ersten fünfzig Jahren ihrer Existenz der Welt mehr eingetragen hat, als die Welt von Anfang an für die Pflege der Wissenschaft ausgegeben." (F. Engels, MEW 1, S.508f) | ![]() |