“Wir verwandeln nicht die weltlichen Fragen in theologische. Wir verwandeln die theologischen Fragen in weltliche. Nachdem die Geschichte lange genug in Aberglauben aufgelöst worden ist, lösen wir den Aberglauben in Geschichte auf. Die Frage von dem Verhältnisse der politischen Emanzipation zur Religion wird für uns die Frage von dem Verhältnis der politischen Emanzipation zur menschlichen Emanzipation.“ (MEW 1, S. 352). Wo das Sein in seinem Dasein nicht erkannt ist, spaltet es das Wissen (siehe Bewusstsein) von seinem Sinn ab, erhöht diesen zu einem übermenschlichen Wesen. Gott ist hiernach eine gesellschaftliche Fiktion, eine Abstraktion von dem, was nicht wirklich wahr sein kann. Solche Wahrheit existiert in einer Tautologie zwischen Sein und Bewusstsein als eine ewig gleichgeltende Wahrheit zwischen dem, was ist und dem was nicht ist. Darin verwirklicht sich allerdings nur die Gespaltenheit einer gleichgültigen Wirklichkeit – die entweder unendlich anerkannt werden müsse (siehe Positivismus) oder der jegliche Wahrheit unenendlich angezweifelt werden müsse, weil sie noch nicht wirklich wahr sein kann, weil sie unverwirklicht ist (siehe Idealismus). In Gott lässt sich Positivismus und Idealismus vereint verstehen (siehe auch Verstand) ohne wirklich begriffen zu sein, – also ohne dass ein allgemeiner Begriff der Wirklichkeit – ein wirklich gesellschaftlicher Begriff des gesellschaftlichen – Daseins entwickelt worden war (siehe bürgerliche Wissenschaft). Die bisherige Geschichte der Gottesgerichtsbarkeit hat sich längst in ihrem ganzen Widersinn erwiesen von dem, was dabei für richtig und wahrhaftig gehalten werden sollte und konnte. "Ach, der Verstand ist noch in Unterhosen! In der Lebenspraxis entspricht ein derart abstraktes Sein dem Warentausch zwischen Angebot und Nachfrage, worin das sinnlich Gewisse als das erscheinen muss, was den Besitzstand als eine reelle gesellschaftliche Verfügung (siehe Macht) tatsächlich notwendig ist (siehe Warenfetischismus). Darin ist der Warenpreis als Wert eines ewigen Prinzips unterstellt weil er in seiner PrinzipsExistenz alles gleich geltend macht – und also nichts durch sich selbst – wäre, nicht sein könnte. Er gilt durch das Prinzip der Gleichgütigkeit gegen das wirklich gleich geltende verewigt, schon durch Anpassung an seine bloße Abwesenheit geheiligtes abstrakt Allgemeines Leben. Von da her ist Gott die absolut verallgemeinerte Abstraktion des Lebens, das Sinnbild eines Lebens (siehe Bild), so wie es nicht da ist (siehe Dasein), wie es aber durch das, was nicht ist eine Wirkung auf die Menschen hat, die nach ihm verlangen (siehe Sehnsucht). Im reinen Nichts einer abstrakt menschlichen Allgemeinheit suchen sie eine Geborgenheit gegen ihre wirkliche Lebenswelt, die über ihr lebendiges Sein hinausgeht, sich also in ihrem Tod mit ihnen in der Unendlichkeit einer religiösen Selbsterkenntnis in der Ewigkeit versöhnt. Allerdings reduziert eine Abstraktion nicht nur die Erkenntnis auf einen einfachen und einfältigen Gehalt; sie zerteilt sie auch in isolierte Elemente von dem, was stofflich nicht verbunden, aber notwendig für die Menschen ist, was nur in einem abstrakt menschlichen Sinn da ist. Und der erscheint dann einer einfachen Wahrnehmung übermenschlich, weil über alle menschliche Sinnlichkeit erhaben. Weil und sofern dieser nur abstrakt allgemein erkennbar ist als eine "höhere Vernunft", die sich nicht unmittelbar begreifen lässt, weil sie nur mittelbar zu erkennen ist, weil sie sich im Allgemeinen - und darin auch nur abstrakt - erschließen lässt, ist sie für die Selbstwahrnehmung übersinnlich und als Weltmacht nur in einem Gott erklärlich. Gott ist, was stofflich nicht verbunden,als stoffliche Wirkung aber wesentlich da, in seiner Wirklichkeit also negiert, abwesend ist. und durch die Mystifikation einer abwesenden Wirklichkeit ihrer entwirklichten Lebensverhältnisse. Gott begeistert die Menschen als gesellschaftlich wirksame Macht eines unglücklichen Bewusstseins aus dem Vermögen einer Religion des Unheils (siehe auch Rassismus).
Gott ist von daher die reine Negation eines stofflichen Daseins, ein Sein, das sich stofflich ausschließt, ausgeschlossenes Material des Lebens und con daher gegen alles Unheil heilig ist, wiewohl es sich nur darin begründen kann. Gott ist der Begriff einer abstrakten Substanz an sich, einer abstrakten Stofflichkeit, der für die menschlichen Selbstwahrnehmung zur Rückbeziehung durch ein geistiges Wesen bestimmt ist, das eine re-ligio (siehe Religion) Form des Menschein auf sein Dasein stiftet. Von daher ist er der absolute Übermensch, das höchste Wesen, das sich Menschen vorstellen können. Wenn Menschen an ihn glauben, so sehen sie darin entweder ein absolutes Prinzip (z.B. der Gerechtigkeit, der Esoterik u.dgl.) oder eine Sehnsucht ihres Lebens, in welchem sie sich ihrer selbst nicht mehr bewusst, also nur selbstlos sein können (siehe hierzu Selbstlosigkeit), das ihnen unwesentlich oder zu einer Scheinwelt geworden ist. Im Dasein ist alles so, wie es hier oder da oder dort oder überhaupt nur da ist. Im reinen Sein ist es überhaupt das, was auch nicht da ist, was nicht anwesend ist, wenn von ihm abgesehen, abstrahiert wird (siehe hierzu Realabstraktion), aber in seiner Abwesenheit noch tatsächlich ist, weil es noch als nichtig gewordener Zusammenhang existiert. Platon hat es deshalb als Schatten der Gottheiten (siehe abstrakt Allgemeines) gesehen, worin sich alles äußert, was ist, auch ohne wirklich zu sein. Von daher erklärt sich das Sein durch die Substanz einer Abstraktion und wirkt als ihre Kraft (siehe Abstraktionskraft), wo Nichts und dennoch ist, wo sie in einer abwesenden Wirklichkeit nur im Nichtsein sich aus dem GrundDasein heraussetzt, als Negation eines Widerspruchs existieren kann, z.B. als abstrakt menschliche Arbeit, als abstrakt menschlicher Sinn. Von daher sind die Tatsachen eines abstrakten Daseins auch ein wirklicher und zugleich logischer Grund der Geschichte und ihrer Änderung, ihrem Anderssein (siehe hierzu auch Historischer Materialsmus). Wenn gefragt wird, was der Sinn und Geist des Lebens und der Welt sein könnte, der Geist aller Geschichte und Welt, Weltgeist, der allem zu Innerst ist, wird meist mit einem Bild geantwortet: Gott. Es ist die Vorstellung von einem Weltgeist, der alles, was ist, geschaffen haben soll, um zu erklären, warum uns alles auch so sinnvoll, so gut "ausgedacht" erscheint. Doch diese Antwort bezieht sich lediglich auf die Logik eines uranfänglichen Wesens, weil wir uns nicht so ohne Weiteres vorstellen können, dass die vielen Zusammenhänge und Funktionsweisen der Natur, die doch einen Einklang bilden, zufällig oder wesenlos entstanden sein könnten. Solche Antwort kommt aber nur, weil die Frage falsch gestellt ist. Nicht: was kann diesem oder jenem zugrunde liegen, was für mich da ist. Sondern: Was ist der Sinn von alle dem, das ich mir nicht erklären kann? Mit einer richtig gestellten Frage könnte man auf eine Intelligenz der Natur kommen, die sich nicht aus einem Jenseits der gegenständlichen Welt begründen muss und die ebenso materiell wie diese selbst ist, auf eine natürliche Intelligenz, die in ihr selbst Sinn hat und Sinn macht. Aber durch die Totaliisierung der Fragestellung erscheint nur eine Antwort möglich: Es ist der Geist des Allmächtigen, der allem Sinn stiftet. Doch das ist eine Tautologie, die durch einen bloßen Begriff ersetzt, für was alles gemacht sein soll: Allmacht. Und damit wird ein Jenseits bestimmt, das über alles Macht hat, was ist: Seinsbestimmung. Gott ist alles, was der Mensch nicht ist, noch nicht ist oder nicht sein kann, das abstrakt Allgemeine eines jenseitigen Seins, das Subjekt, welche das Diesseits von seinem Mangel erlösen will, das in sich verkehrte Leben bereinigt, indem es den Menschen in seiner allumfassenden Güte durch sich erlöst und ihn durch den Glauben seiner wirklichen Welt zu entheben, zum Heil führen können soll. In solcher Negation des Menschen ist Gott für das Diesseits der Inbegriff einer Sittlichkeit des Lebens, das nur im Jenseits seine Wahrheit finden kann. Indem er die totale Negation des Diesseitigen vorstellt, negiert er den Menschen, der ihn zur Begeisterung seiner geistlosen Verhältnissenötig hat als Geist des Geistes, als Abstraktion der Vielheit, als Himmelreich des abstrakt Allgemeinen dieser Welt und schließlich als Subjekt von allem, was jeden Geist zu einem Ungeist macht, als Ganzheit, in welcher sich der Mensch nur als Moment seiner gottgegebenen Geschichte und sich durch Gott aus der Unendlichkeit seiner Wesensnot in die Ewigkeit eines abstrakten Wesens erheben kann, wenn er nicht mehr seinen Selbstverlust auf der Erde, sondern seine Selbstveredelung durch den Himmel zu fassen versteht. Aber dort kann er nur seine Lebensangst bestärken, denn dort muss er die Angst Gottes teilen, sich von aller wesentlichen Erkenntnis fernhalten. Denn wenn die Menschen vom "Baume der Erkenntnis" naschen, so fordern sie die AngstGottes heraus. Denn Erkenntnis hebt ihre Selbstlosigkeit auf, lässt sie zu sich selbst kommen, macht denGlauben unnötig undemanzipiert sie gegen die Unterwerfung an einenMythos, an die Menschenverachtung, die sich aus einer übermenschlichen Welt über ihrLeben ergießt, die ihre Sinne ehrfürchtig macht indem sie ihnenDemut gegen die Allmacht derUngewissheiten höherer Machte abverlangt (siehe hierzu auchEsoterik), um sie durch den autoritären Charakter eines demgmeinsinnigen Lebens in der Anbetung des Herrns oder der Herren zu verzaubern. Denn wer den Geschmack an den Genüssen des wirklichen Lebens gefunden hat, benötigt keine Auferstehung des Herrn. Er findet sein Leben in seiner eigenen Selbstverständlichkeit, empfindet in den sinnlichen Gewissheiten seines praktischenLebens einenVerstand für sich, ohne sich imUngewissen derabstraktenGegenwärtigkeit (siehe auch Unheimliches) unsinniger Geister, der " Gespenster und Sparren" (Marx) zu verlieren (sieheSelbstverlust). Und dieSelbsterkenntnis des Menschen fordert die Sünde gegenGott heraus. Und genau diese hat dieReligion durch den Glauben an die Erbsünde des Menschen im Paradies zu bekämpfen versucht, um die Behauptung durchzusetzen, dass die Menschen durch die Schmerzen eines abstraktenLebens, durch dasLeiden schlechthin, durch das Leiden Christi am Kreuz sich erlöst fühlen sollen (sieheobjektives Selbstgefühl). Sie zu überwinden ist daher die Voraussetzung, dass die Menschen ihre Lebensangst auflösen, sobald sie diese durch ihre Gottesliebe, durch ihren Glauben an das große Nichts des Übermenschen begründet erkennen können. Im Gottesglauben setzt der Mensch sein Leben als grundlos, Gott als allmächtige Leben und Lebensziel, als Lebensspender, als Schöpfer und als Grund wie zugleich Aufhebung des Lebens schlechthin; es bestätigt in ihm, dass ihm sein Leben selbst grundlos, fremd und ungewiss ist und er bestätigt durch ihn seine Ungewissheit als ewige Wahrheit. Dies zeigt sich in den sogenannten Gottesbeweisen selbst schon als Verkehrung einer wesentlichen Ungewissheit für ein religiösem Gewissen, das den Glauben an ein göttliches Wesen ausmacht und bestärkt. Welches Sein ist unmittelbar, indem es gedacht wird? Das Selbstbewußtsein. In diesem Sinne sind alle Beweise für das Dasein Gottes Beweise für sein Nichtdasein, Widerlegungen aller Vorstellungen von einem Gott. Die wirklichen Beweise müßten umgekehrt lauten: "Weil die Natur schlecht eingerichtet ist, ist Gott." "Weil eine unvernünftige Welt ist, ist Gott." "Weil der Gedanke nicht ist, ist Gott." Was besagte dies aber, als, wem die Welt unvernünftig, wer daher selbst unvernünftig ist, dem ist Gott? Oder die Unvernunft ist das Dasein Gottes." (MEW 40, S. 372). So ist Gott das Prinzip der allgemeinen Unvernunft, der dem Menschen fremde Urgrund, also der Grund eines Lebens, das sich selbst grundlos ist, weil und solange es keinen vollständig wirklichen Sinn hat, weil es ohne Gott sich sinnlos vorkommt und sich nur durch ihn sich in seinem sinnlosen Sinn verstehen lässt. Es ist Leben in der Aufhebung von Leben, aufgehobenes Leben als Leben der Aufhebung. Durch Gott bekommt alles Sinn, was durch den Menschen keinen Sinn hat, weil der Mensch seine wirklichen Sinne mit seiner sinnlichen Wirklichkeit negiert. Solange er seine Negation nicht erkennt, ist Gott ist das geistige Prinzip eies Lebens, das sich unsinnig erscheint und so erscheinen muss, solange und weil es seinen Sinn nur außer sich finden kann. Gott ist der Inbegriff und die Verewigung des sich fremden Lebens, des entfremdeten Lebens, weil er die Kultivation des entsinnlichen Lebens im Geiste ist, die Täuschung des Menschen durch seine unerreichbare Übermenschlichkeit. Nietzsche hat die Ewigkeit des Übermenschen direkt angegriffen ("Gott ist tot") und durch einen wirklichen Übermenschen ersetzt, der ihm als das eigentliche Subjekt der Geschichte galt, als das durch Untermenschen fortwährend aufgelöste und in Gefahr stehende Lebensprinzip, das letztlich nur wirklich im Willen der Macht ist und daher Ohnmacht nur verhöhnen kann. Auch wenn solcher Übermensch durch seine eigene Dekadenz menschliche Züge hat, so ist er im Grunde so göttlich wie eh und jeh, wird aber Mensch, indem er Führer der Menschheit ist. Und so, wie ihn Nietzsche vorausgesehnt hat, wurde er es auch." (MEW 40, S. 372)." Gott ist der Allmächtige, d.h. die Bündelung aller Macht, somit auch allmächtiger Wille, der das Gebot für die Menschen schlechthin sein soll und allen ihren eigenen Geboten allem, was ihnen selbst geboten, also nötig ist, überordnet gilt. "Die Beweise für das Dasein Gottes sind nichts als Beweise für das Dasein des wesentlichen menschlichen Selbstbewußtseins, logische Explikationen desselben. Z. B. der ontologische Beweis. In Gott ist das vereint, was den Menschen vom Menschen abstrakt erblieben ist, was nicht aufgeht in ihrer Erkenntnis und Selbsterkenntnis, worin sie also keinen Menschen finden oder wirklich erkennen können, was sie aber in jedem Menschen wahrhaben, ohne es wahrzunehmen: Unvorstellbare Erkenntnis. Von daher ist Gott das Substitut menschlicher Erkenntnis als das schlechthin Unerkennbare, das sich nur darin bestätigen kann, dass es die Erkenntnis dieses Unerkennbaren zu verbieten vermag: Du darfst nicht vom Baume der Erkenntnis essen, Du darfst Dir kein Bild machen, Du darfst seinen Namen nicht aussprechen. Indem Gottes Gebote befolgt werden, muss ihre Herkunft nicht begründet sein. Gott kann äußerst praktisch sein. Er regelt die Abläufe, die sich über lange Zeitabläufe über viele Generationen hinweg bewährt haben - auch wenn sie manchmal systemische Zirkelschlüsse sind, die sich nur zur Erhaltung abgetrennter Menschgruppen bewähren konnten. Jedenfalls stellen die durch Gott begründeten Riten unumstößliche Gebote dar, welche unmittelbare Momente der Kultur sind. Ihre Bewährung liegt darin, dass Gott das Substitut der Menschenliebe ist, ihre illusionäre Form, die in der Lebenspraxis menschliche Verbundenheit ohne Grund bewahrheitet. Gott ist also für manche kulturellen Zusammenhänge solange notwendig, wie sie sich nicht als konkrete Zusammenhänge erschließen und verwirklichen lassen. Gott kann nicht tot sein, weil er nie gelebt hat. Daher bedeutete seine Aufhebung, dass die Menschen ihren Sinn für sich und durch sich finden, dass sie sich selbst im Sinn haben und mit Sinn leben, eigenes Sein erkennen und fremdes Sein sich zu eigen machen. "Der Mensch erkennt sich nur im Menschen" (Marx). Das ist die höchste Notwendigkeit für den Menschen, denn durch die Erkenntnis des eigenen Lebens ist Gott unmittelbar und wirklich aufgehoben. Die Erkenntnis eigenen Seins ist allerdings auch die Erkenntnis der Fremdbestimmung des Menschen, die Erkenntnis dessen, worin es negiert ist, wo es ausgeschlossen ist und sich in seiner Ausschließlichkeit aufhebt (siehe Isolation). Diese Erkenntnis muss in der menschlichen Selbstevidenz beginnen: "Ich denke, also bin ich" (Descartes). Und weil ich bin, kann ich erkennen, was der Teufel in Gott ist: Die Abstraktion als reale Abstraktion der Welt. Dennoch taten sich die Wissenschaften schwer, Gott zu widerlegen. Der deutlichste Versuch hierzu von Darwin konnte hierfür nicht genügen, da er die Empfindung für Gott, also Gott als Sinn der Natur und alles Naturhaften, ausblendete und seine Beweise als reine Empirie vorlegte. Da die Darwin'schee Theorie selbst erst nach der Entwicklung der Arten ansetzt und lediglich ihr Überleben mit einer Art objektiver Aussteuerungstheorie für Zufälle des Entstehens erklärte, kann sie natürlich nicht begreifen, wie sich Sinne für die Umweltsbedingungen überhaupt bilden und ausschälen können, wie sie das in sich tragen können, was für sie nötig ist. Waren es Zufälle, die eine Pflanze, eine Tierzelle, ein Reptil, eine Schwimmblase, eine Lunge, ein Chamäleon, einen Zitteraal usw. entstehen ließen, die doch außerordentlich viel Sinn für sich und ihre Umwelt aufweisen? Alles, was wir hierüber erfahren, erzählt eben vom Gegenteil: Die Natur hat ihre Schranken in der Spezies empfunden und sich zu dem Bedürfnis entwickelt, dies Beschränkte zu überwinden. Es muss schon in der Natur selbst Empfindung geben, die es möglich macht, dass ein Rochen die Farben seiner Umgebung annimmt und dadurch getarnt ist und dadurch besser überleben kann, also nicht aussortiert wird, wie es Darwin im Nachhinein dann konstatiert, wenn eine Art sinnlos, also empfindungslos geworden ist, für das, was sich in ihrer Umwelt entwickelte. Die Empfindungen in der Natur machen das eigentliche Rätsel aus, das mit einer göttlichen Idee gelöst gelten sollte. Aber Naturempfindung spricht deshalb nicht für Gott, sondern für einen Sinn, den die Natur selbst schon gebildet hatte, als sie sich aus dem bloßen Material des kosmischen Stoffes herausgebildet hatte und worin sie von Anfang an eine Gewissheit als Grundlage des Lebens hatte, eine lebendige Selbstgewissheit und nicht einen selektiven Ausrottungsakt zufälliger Lebensprodukte. Ihre Artenvielfalt erklärt sich aus diesem zum Bedürfnis gewordenen Wissen, das Schranken überwindet. Sie selbst enthält die Keimformen des menschlichen Geistes, wie die Erkenntnis von Leben überhaupt. Der Begiff Gottes lässt sich durch die Selbstgewissheit der Natur ersetzen. |
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