Als haptische Wahrnehmung (griech.: haptás "fühlbar", haptikás "zum Berühren geeignet") bezeichnet man das tastende "Erinnern" im Unterschied zur taktilen Wahrnehmung, bei der das wahrnehmende Subjekt sinen Gegenstand empfindet. Das unterstellt einen Sinn, der im bloßen Tasten erkundet und ästhetisch erinnert wird, sein vorgefasstes Gefühl also verdoppelt, sein Selbstgefühl gestärkt. Darin verselbständigt wird Haptik zu einem Begriff der Wahrnehmungspsychologie, der die Empfindung durch Fühlen ersetzt und damit schon von sich aus das Einfinden in den Gegenstand der Wahrnehmung mit einer fiktiven Empfindung vertauscht und die einfühlende Wahrnehmung, vom Gefühl abspaltet und durch Vorstellungen oder Interpretationen von Erinnerungen aus dem Körpergedächtnis verfüllt. Das unterstellt ein Bedürfnis der Menschen, ihre Empfindungen allein durch ihren Tastsinn praktisch und sinnlich zu bestärken und im wahrsten Sinne des Wortes im Zweck einer Selbstveredelungen zu begreifen, was ihnen eine - wenn auch einseitige - Gewissheit verschafft: eine quasi übersinnliche Selbstgewissheit. So stellt Haptik schon eine Trennung der Wahrnehmung von ihrem wirklichen Sinn dar, der seinen Gegenstand nicht unmittelbar wahrhaben kann und diesen durch Haptik quasi "im Nachhinein" sich sinnlich je nach dem Bild, das er sich hiervon aus einer Erinnerung der Gefühle gemacht hat, vergewissert und einverleibt. Haptik ist von daher das Bedürfnis nach einer "handgreiflichen" Ästhetik (siehe auch ästhetischer Wille), das aus der Trennung der Wahrnehmung von dem, was sie wahr hat, ergeht, um der Wahrnehmung eine kulturelle Identität zu verschaffen, die sie für sich nicht hat, soweit sie von dem, was sie wahrhat getrennt bleibt. Haptik macht einen Sinn für das Selbstgefühl wahr (siehe Wahrmachen), der rein körperlich und als Körper auch immer wahr, aber nicht wirklich ist (siehe Körperfetischismus), weil er durch sich nicht zu empfinden ist. Zugleich dient das auch der bloßen Ästhetisierung gewöhnlicher Verhältnisse und Formen, um ihnen Reize beizugeben, die sie überwindbar erscheinen lassen, indem sie besonderes Erleben versprechen. Haptik entsteht aus den Gewohnheiten des Tastsinns und nutzt ein wesentliches Moment der Wahrnehmung eines Gegenstands, wie er unmittelbar zu haben ist, ganz gleich, was darin auch wahrgehabt wird. Im Design greift die Werbung und Mode dies auf, um eine Trennung von Wahrhaben und Wahrnehmen, von Gefühl und Empfindung zu überbrücken. Dies lässt Empfindungen selbst als Gefühle erscheinen, lässt sie somit als Momente der Psyche wahr sein (siehe Scheinwelt), was immer ihre Wahrheit in Wirklichkeit auch sein mag. In der Mode, beim Wohnen, in Grafik und Werbung macht Haptik die Welt der Gefühle aus, die sie zum Nutzen der Selbstwahrnehmung verdichtet und in ihrer Anziehung aufbaut und als Reize auch verbraucht, welche das Bedürfnis nach Einverleibung erwecken und dessen Sache zum Fetisch verfestigt, ihren Gegenstand zu einem Ding macht, das man haben muss und welches das Individuum umschmeichelt, um ihm sein Selbstgefühl zu veredeln (siehe Selbstveredelung) und sich darin in seiner Selbstwahrnehmung zu bestärken, sie sich objektiv gültig zu machen (siehe objektives Selbstgefühl). Im Design ist Haptik nur noch im Gedächtnis, dafür aber in einer allgemeineren Form vorhanden und erzeugt eine Anwesenheit, die nicht das ist, was als Erleben versprochen scheint, die also nichts ist, als die bloße Nähe, die nur die Dichte eines Gefühls ausmacht - und es ist deshalb so flüchtig wie die Wahrnehmung ohne Empfindung eben sein muss, um locken zu können. Für die Wahrnehmung bedeutet dies eine Überhebung des Gefühls, für das Subjekt des Designs ein überhobenes Selbstgefühl. Insgesamt wird hierdurch Wahrnehmung bestimmt und einem Zweck unterworfen, der mit dem Selbstwertgefühl arbeitet und hantiert, indem es Selbstunterwerfung verlangt. |
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