"Dein Auge soll sie nicht schonen; Seele um Seele, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß." (5. Mose 19:21) Hass ist eine zu schwere Last" (Martin Luther King) Hass stellt eine potenzierte negative Kraft, die eine aufsummierte Abstraktionskraft in der Inhaltslosigkeit isolierter Erregungen dar. Im Unterschied zu einer Wut ist Hass ein Wahrnehmunszustand. Aus den allgemeinen oder vereinzelten Hässlichkeiten ergibt sich kein Sinn (siehe Sinnbildung). Nur wo er gesellschaftlich wirksam ist (siehe auch z.B. Rassismus), lässt er sich theoretisch begreifen (siehe hierzu auch Lebensangst). Hass ist ein Vernichtungsbedürfnis, das als narzisstische Reaktion auf die Nichtung der eigenen Wahrnehmugsidentität (siehe hierzu auch Lebensangst) durch die Nichtung ihrer Objekte zielt. Er wirkt so als Umkehr einer psychischen Depression, die als Reaktion auf die Nichtung einer symbiotischen Beziehung (siehe auch symbiotische Selbstbehauptung), zu einer verselbständigte Erregung wird, die im Rückstand oder zur Abwehr einer hierdurch ohnmächtig gewordenen Selbstbeziehung der Psyche (siehe hierzu auch Borderlinebeziehung). Hass ist ein Protest gegen die Abwesenheit des fremden Anteils seiner Symbiose, in einer abstrakten Selbstwahrnehmung, die sich aus den von einander Isoliert auftretenden Empfindungen zu einer massiven kulturellen Bedrängung abstrakt verallgemeinert (siehe abstrakt Allgemeines) und sich in Massengefühlen nichtiger Selbstbezogenheiten durch die wechselseitige Bestärkung abstrakter Empfindungen totalisiert und durch, in und mit der Totalistät ihrer gleichartigen Masse (siehe auch Dichte) befriedigt (siehe auch Rassismus). Durch die Abstraktionskraft ihrer Symbolisierung und den damit intensivierten Bilder einer Nichtung wird diese zum Selbstgefühl eines totalen Selbstverlust verdichtet und äußerlich durch dem entsprechende Eindrücke vergegenwärtigt. Von daher ist Hass eine verbrannte narzisstischen Liebe, das Gefühl einer Vernichtung durch die Gleichgültigkeit des objektiven Selbstgefühls einer politischen Kultur, die in ihrer Beliebigkeit unendlich mächtig gegen das im Selbstgefühl einer allgemeinen Minderwertigkeit (siehe hierzu auch Religion) ist und das hiergegen notwendige Aufbegehren ausgeschlossen hat. Dessen Begehren bleibt ein sehnsüchtiges Verlangen, das ungestillte Bedürfnisse zusammenfasst und zugleich von ihren konkreten Inhalten abstrahiert. Denn in der Abstraktion verfangen gibt es keinen Weg zurück in konkrete Zusammenhänge ohne dass diese erst wirklich aufgegeben worden wäre. "Es ist ... unmöglich, von einer Abstraktion zu dem Gegenteil der Abstraktion zu kommen, wenn ich die Abstraktion nicht aufgebe. Der spekulative Philosoph gibt daher die Abstraktion der "Frucht" wieder auf, aber er gibt sie auf eine spekulative, mystische Weise auf, nämlich mit dem Schein, als ob er sie nicht aufgebe." (Marx, MEW 2, S. 60) Von daher entsteht in den Verhältnissen narzisstischer Persönlchkeiten durch das unstillbare Begehren ihrer Verallgemeinerung eine Abstraktionskraft als Kraft ihrer Absichten, die zur Substanz ihrer Antriebe, zu einer kräftig drängenden Formbestimmung der subjektiven Beziehungen wird. Diese zehrt schließlich auch deren Inhalte selbst unmittelbar - also ohne weitere Vermittlung - auf und wendet sich in ihrer triebhaft gewordenen Selbstbezogenheit als Wahrnehmungsform durch sich selbst ebenso kräftig nach außen, wie sie auch ihre Gegenstände nichtig erscheinen lässt (siehe hierzu auch autoritärer Charakter). Weil im Hass das Geltungsstreben eines ausgeschlossenen Selbstgefühls ausdrücklich verkörpert ist, darin der Schmerz der gewaltsamen Trennung einer symbiotische Selbstbehauptung einverleibt wurde und nun als Vergeltungsstreben in einer schlechten Unendlichkeit als Vergeltungstrieb vorherrscht verbleibt darin der Schmerz einer narzisstischen Bezogenheit. Diese ist allerdings für sich sinnlos geworden und findet keinen Sinn außer sich, empfindet für sich sinnlich nichts anderes mehr als das Gefühl, vom eigenen Leben ausgeschlossen zu sein - in einem Sinn, der sich vielleicht auch schon in einer Gemeinschaft eingeschlossen hat, bevor er für sich sein konnte (siehe auch autoritärer Charakter) und daher eine schlechte Negation hiergegen verwirklicht, wodurch Hass zu einer Zwangshandlung wird. Wer nichts mehr leiden kann, muss hassen. Hass verbleibt als das Selbstgefühl einer allgemeinen Ausgeschlossenheit, die unerträglich ist und deshalb auch nicht gelitten werden kann, zu keiner Trauer fähig ist. Wer nichts mehr leiden kann, muss hassen. Hass ist die Negation des Leidens, die Aufhebung der darin geäußerten Tätigkeit, von daher eng verbunden mit dem Selbstgefühl einer Vernichtung, tätige Vernichtungsangst, die nicht unbedingt durch ein vernichtendes Subjekt verursacht sein muss. Hass ensteht aus einer inneren Nichtung, einer unterworfenen Selbstachtung, ohne dass diese wirklich unterworfen, wirklich verachtet worden sein muss, weil sie auch durch fremde Selbstwertgefühle schon rein faktisch ausgeschaltet worden sein kann. Dieser Prozess begründet sich aus einer ausgeschlossenen Beziehung durch die ausschließliche Bezogenheit eines Subjekts in Verhältnissen, worin sie allmächtig als Kränkung einer Selbstverwirklichung erfahren wird, einem Verhältnis, worin jede Selbstbeziehung selbst nur allmächtig sein kann, insofern sie immer nur in der Konkurrenz der Selbstgefühle möglich ist (siehe hierzu auch autoritärer Charakter). Er begründet sich aus einer mächtigen Identifikation, die sich ausschließlich psychisch gegen die gegenständliche Welt überhaupt richtet, die aus einer übermenschlichen Liebe zu einer Liebessmacht aufgehoben worden war (siehe auch Religion). Hass ist nicht das Gegenteil von Liebe, sondern das äußerste Moment ihrer Gefangenschaft und Neid auf ihre Herrschaft in einem. Im Hass ist die Liebe sich nicht äußerlich, sondern durch und durch in sich, unfähig zum Zweifel - verzweifelt. Es wäre daher der Selbstzweifel, welcher Hass aufheben könnte, wenn er seinen Sinn sucht - ein Zweifel, der allerdings wiederum nur durch Liebe entstehen kann. Ohne diese verstetigt er sich in Ressentiments, die leicht auch politisiert und zu einer Gesinnung werden können (siehe hierzu auch Rassismus). Andererseits ist Hass auch Erkenntnis der äußersten Wahrheit, die Liebe hat, Ihr Leben und ihr Tod sind darin eins. Werden sie sich einig, so hebt dies zugleich alle Erkenntnis auf. Nur in der Bewegung von Liebe und Hass bewahrt sich noch Identität; in ihrer Erstarrung besteht absolute Selbstaufhebung, absolute Lähmung, vollständige Entrücktheit (siehe auch Verrücktheit), Katatonie. Für sich enthält der Hass die Vernichtung als Interesse, das aus Verzweiflung an seiner Liebe ensteht. Die Umstände, Bedingungen und Undurchdringlichkeit gewalttätiger Macht setzt den Menschen im Hass ausser sich und in den Zustand absoluter Ohnmacht, also auch in das Unvermögen, eine Kraft für die wirkliche Änderung der Umstände und Bedingungen ihrer Machtlosigkeit zu finden. Das Verhältnis von Macht und Ohnmacht wird so zum Teufelskreis des Selbstverlustes: Je ohnmächtiger der Hass, desto mächtiger die Verzweiflung, die als Selbstvernichtung empfunden wird. Aus ohnmächtigem Hass, der in dieser Empfindung nicht mehr als dieser wahrgenommen aber im Selbstgefühl permanent wahrgehabt wird, entsteht überhöhte Liebe als Mittel der Verkehrung der Selbstwahrnehmung, welche Selbsthass erzeugt und die betroffenen Menschen hörig sein lässt (siehe auch Verfolgunsgwahn). |
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