Etwas wird ein Anderes, aber das Andere ist selbst ein Etwas, also wird es gleichfalls ein Anderes, und so fort ins Unendliche.... Der Progreß ins Unendliche bleibt bei dem Aussprechen des Widerspruchs stehen, den das Endliche enthält, daß es sowohl Etwas ist als sein Anderes, und ist das perennierende Fortsetzen des Wechsels dieser einander herbeiführenden Bestimmungen. (G.W.F.Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, Bd.1 - Logik Erster Band - Die Wissenschaft der Logik § 93, § 94) Hermeneutik ist die Philosophie der Auslegung bestimmter Zusammmenhänge in der Wirklichkeit, eine Erkenntnistheorie des Interpretierens und der Logik des Verstehens, der Urteilskraft des Verstandes als beweisführenden Denkakt. In der href="../lex.php?lex=philosophie" target="info">PhilosophieDialektik wird aus dem Widerspruch eines Verhältnisses seine Geschichte, der Übergang in ein anderes Sein abgeleitet. Ohne diesen bliebe sie nur eine bloße Reaktion durch die Nichtung der Widersprüchlichkeiten im Gemenge (siehe Masse) abstrakt verbliebener Schlussfolgerungen (siehe Abstraktionskraft) als Tautologie (siehe schlechte Unendlichkeit), als bloß fortschreitende Selbstbezüglichkeit von Vorurteilen und also reaktionär (siehe reaktionäres Bewusstsein) Eine Wissenschaft, die mit ihren Begriffen nur ihre Vorurteile bestätigt und damit in ihrer Hermeneutik zirkulär wird, kann weder eine Erkenntnis erbringen, noch sie bewahrheiten. Sie betreibt eine auf sich selbst nur rückbezügliche Gedankenformation, die in ihrer Begriffsbildung ihr Vorverständnis untermauern will, indem sie sich im Sinne ihres Positivismus von einem bloßen Anderssein ihres Gegenstands absetzt und von daher deren Negation lediglich als eine andere Position vertritt, eine verdoppelte Negation (siehe schlechte Negation). Derartiges Beurteilen verläuft zwangsläufig in einem "hermeneutische Zirkel" (siehe hierzu auch schlechte Unendlichkeit), der seine Urteile aus einer dadurch verdoppelten Position bezieht, die praktisch jede Geschichts- und Rechtsauffassung zu legitimieren versteht und also auch entsprechend substanzlose (siehe Substanz) Spekulationen entwickeln kann, die beliebig als bloße Vorurteile eines pragmatischen und einfältigen Verstands anzuwenden sind. "Die Spekulation, welche aus den verschiednen wirklichen Früchten eine "Frucht" der Abstraktion - die "Frucht" gemacht hat, muß daher, um zu dem Schein eines wirklichen Inhaltes zu gelangen, auf irgendeine Weise versuchen, von der "Frucht", von der Substanz wieder zu den wirklichen verschiedenartigen profanen Früchten, zu der Birne, dem Apfel, der Mandel etc. zurückzukommen. So leicht es nun ist, aus wirklichen Früchten die abstrakte Vorstellung "die Frucht" zu erzeugen, so schwer ist es, aus der abstrakten Vorstellung "die Frucht" wirkliche Früchte zu erzeugen. Es ist sogar unmöglich, von einer Abstraktion zu dem Gegenteil der Abstraktion zu kommen, wenn ich die Abstraktion nicht aufgebe." (MEW 2, Seite 59) Die bürgerlichen Wissenschaften versammeln ihre Erkenntnisse in der Veralllgemeinerung der Beschreibungen ihrer Empirie als bloß verallgemeinerte Wahrnehmung ihres Gegenstands und bewahrheiten darin, was ihnen schon vor aller Erkenntnis gewiss ist, was sie von ihm schon apriorisch zu wissen glauben, was ihnen durch ihre Einsichten in seine Strukturen und Funktionen, durch ihr hermeneutisches Verständnis selbstverständlich erscheint (siehe hermeneutischer Zirkel). Denn darin verstehen und objektivieren sie das Einzelne als Grundlage ihrer Verallgemeinerungen und behaupten diese auch als reale Allgemeinheit der Einzelheiten. Sie entziehen sich auf diese Weise der Kritik an ihrem hermeneutischen Zirkel, wonach die vereinzelte Erscheinungsform eines Begriffs schon durch sich selbst verursacht und hierdurch als Grund für seine Allgemeinheit gilt. Das Einzelne kann aber nur allem gemein werden, wenn von seiner bestimmten Natur abgesehen, abstrahiert wird. Es kann nicht Grundlage einer Allgemeinheit sein, ohne sich in Allem gleich zu setzen und von daher seine Eigenschaften in einem gemeinen Anderssein einer eigenständigen Qualität seines Allgemeinseins aufzuheben. Daher muss es sein Dasein aus dem beziehen, was ihm schon im Allgemeinen abstrakt vorausgesetzt, als abstrakt allgemeines Wesen inne ist. Und nur was sich als Eigenschaften dieses abstrakt allgemeinen Wesens, wie es im Einzelnen noch abwesend ist, kann sich in seiner Verallgemeinerung bewahren und zu einer besonderen Form seiner wirklichen Verhältnisse, seiner Wirklichkeit werden, wodurch es sich notwendig verselbständigt (siehe Dialektik). In der Erkenntnistheorie werden die Grundlagen von wissenschaftlicher Erkenntnis diskutiert, die Methode ihrer Theoriebildung. Idealistische Theorie geht mit ihrer Idee als Gedankenabstraktion apriorisch vor und sucht diese an den empirischen Zusammenhängen einer hierfür bestmmten Realität zu beweisen. Für die Phänomenologen ist das gedankliche Fortschreiten in einem solchen Zirkel der einzig mögliche Weg zu einer Wahrheitsfindung, indem hierdurch der Gedanke sich mit der Durchdringung seiner Widersprüche seinem Wesen annähern würde. Und die Positivisten gehen mit einer Hypothese an die Untersuchung von Fakten vor, die nach den Alternativen der Funktionalität der darin eingebrachten Vorurteile ihre Bewahrheitung betreiben will. Kritische Theorie wendet sich gegen solche Methoden von Wissenschaft, die nur darstellen, dass diese ihrem Gegenstand äußerlich gegenüberstehen und äußerlich bleiben und seine Äußerlickeit als äußerer Gegenstand, als fremde Sache nur bestärken können, weil sie durch ihre gesellschaftliche Funktion und Existenz äußerlich begründet sind, die Gegenständlichkeit einer ihnen fremden Welt als bürgerliche Wissenschaft bestärken sollen. Die Kritik an solcher Wissenschaft ist zunächst die Kritik ihres "hermeneutischen Zirkels", der schlechten Unendlichkeit ihrer Abstraktionen und ihrer darin vollzogenen vorausgesetzten Unterstellungen, dem "A priori" ihrer Gedanken. Eine Abstraktion zeichnet sich dadurch aus, dass sie von den einzelnen Betimmungen der Eigenschaften eines Daseins absieht und von daher - z.B. als Gedankenabstraktion - auch unendlich bestimmt, aber in ihrer Herkunft aus einem bestimmten Sein erkennbar ist. Eine schlechte Unendlichkeit ist die Totalisierung einer Tautologie, die von deren Inhalten, Bestimmungen oder Eigenschaften ausschließlich in sich und durch sich begründet sind (siehe hermeneutischer Zirkel). Ohne einen Grund zu erweisen bezieht sich ein hieraus bestimmter Begriff im Trieb eines Ganzen nur auf sich selbst zurück, und soll durch seine Ausschließlichkeit ganz für sich bestimmt sein (siehe auch Sucht),. Er hat keine Beziehung auf Anderes (siehe auch Anderssein) und bewirkt durch seine Abstraktionskraft eine begriffliche Unmöglichkeit, die unendliche, also unbegriffene und daher unbegreifbar gemachte Fortbestimmung ausschließlich seiender Beziehungen aufzuheben, weil diese sich ohne Begriffssubstanz unendlich fortbestimmmen lassen (siehe hierzu aich Strukturalismus). Das kann kein Ende durch Bestimmtes mehr haben und betreibt daher eine ewige Vertauschung der Gegensätze eines Widerspruchs von Sein und doch nicht Sein, ein Sein im Anderssein, im beständigen Wechsel seiner immer jenseitigen Substanz, - betreibt also eine unendliche Täuschung. Der Anfang des wissenschaftlichen Begriffs einer Kritischen Theorie ist die schwierige und aufwendigste Erarbeitung eines Denkzusammenhangs, der erst an seinem Ende seine Wahrheit beweisen und darlegen kann, indem er an dem Widersinn ihres Begreifens selbst seine Widersprüche aufdeckt und verfolgt. Ihr Begreifen selbst erkennt ihre Widersprüche als Widersprüche ihres Gegenstands und sucht deren Auflösung in ihm und durch ihre Kritik an ihm. Von daher geht sie von einem subjektiven wie objektiven Widersinn aus, den die im dialektischen Durchdringen seiner Wirklichkeit sich in den Verhältnissen ihrer Widersprüche vertieft und über deren Bewahrheitung an seine Oberfläche, an die konkrete Vielfalt seiner Beziehungen und ihren Formationen zurückkommt. Der "hermeneutische Zirkel" beschreibt dagegen lediglich eine Kreisförmigkeit der Erkenntnis, die sich aus der Stellung einer Wissenschaft oder eines Bewusstseins überhaupt ergibt, die ein rein objektives, ein "freies" und unverbindliches Wissen über die allgemeine Notwendigkeit ihrer Existenz anstrebt, das keiner inneren Notwendigkeit folgt, sondern Erscheinungen nachgeht, ohne sich als interessiertes Subjekt seiner eigenen, ihm wirklich notwendigen Erkenntnis zu verstehen. Subjektiv bleibt ein solches Bewusstsein auch gleichgültig gegen seinen Gegenstand bestimmt, dessen Existenz sich damit auch nur in gleicher Geltung verallgemeinern können soll (siehe auch Geld). Es war die gängige Form der Aufkklärung als Beziehung bürgerlicher Wissenschaft auf ihren Gegenstand, die sich rein instrumentell verantwortlich für seine Existenz zu ihm verhalten will und zwischen seinen Eigenschaften sich je nach ungewöhnlichen Phänomenen in ihrer Phänomenologie auf ihn bezieht, sich also an Ereignissen ausrichtet, die Störungen in ihrer Gleichförmigkeit ausweisen, nicht dem gegenwärtigen Gefüge entsprechen (siehe hierzu auch Systemtheorie) und auf den Gleichklang ihres semiotischen Wesens reduziert werden sollen. Als eigenständiges Erkenntnisinteresse behauptet jede Phänomenologie von daher schon ein allgemein gleichförmiges Wesen, das lediglich semiotische Unterschiede aufweist, der Form nach aber allem gleich gelten soll, also durch den Einklang in seine Gewohnheiten gleichgültig gegen alles andere auch sein muss (siehe hierzu auch Postmoderne). Solange eine Notwendigkeit gleichgültig neben einer anderen steht, solange sie sich aus der Unaufgelöstheit gleichgültiger Beziehungen ergibt, sich daraus begründet, dass sich das eine ebenso gut wie das andere einfach nur ereignet, bleibt sie unendlich begründet, selbst ein bloßes Ereignis des Notwendigen und versetzt jede Erkenntnis in einen hermeneutischen Zirkel. Dieser führt nach der Auffassung der phänomenologischen Philosophie durch Hinzunahme von immer mehr Bestimmungen zu ihrer Vertiefung, wodurch er als eine Erkenntnismethode selbst vestanden wird, als stetige Suche nach einem Wesen, das sich durch die Ausgrenzungen aller Substanzen - durch eine Ausschlusslogik des wissenschaftlichen Begreifens - finden lassen könne. Dies wäre im Prinzip eine Wesenslogik der voraussetzungslosen, sich vertiefenden Erkenntnis durch die Diremtion von Interpretationen. Vom Standpunkt einer kritischen Theorie beschreibt dies allerdings lediglich einen Kurzschluss im Erkenntnisprozess, der dadurch bestimmt ist, dass dessen Methode selbst schon nur das Resultat erbringen kann, das ihr vor aller Erkenntnis schon varausgeht. Die Voraussetzungslosigkeit der Phänomenologie vertieft auf diese Weise mit ihrer "eidetischen Reduktion" nur ihre Vorurteile, weil sie keine Elementarform ihres Gegenstands anerkennt und damit der substanziellen Analyse ausweicht, bzw. sie durch empathische Spekulation ersetzt. Insbesondere für Martin Heidegger ist der hermeneutische Zirkel eine "natürliche" Kreisförmigkeit des Denkens, durch den es sich von selbst und durch sich selbst "vertieft" und in seinen Gegenstand vordringt, von einem unbestimmten Ganzen ausgeht und daraus eine wachsende Kenntnis seiner Teile bezieht. Darin zeigt sich der im Grunde fraglose Ausgangspunkt, der selbst schon metaphysisch ist als "Frage nach dem Sinn des Seins" und lediglich seine Aufteilung der Welt als Teile des Seins vorstellen konnte und damit jede philosophische Vorstellung zu bereichern schien, indem er der Phänomenologie eine beliebige "Tiefe", eine Eidetische Reduktion als Hochform der Interpretation als Ontologie des Denkens zu verschaffte. Aber das beweist lediglich die Kritiklosigkeit eines Denkens, welches das Dasein nicht selbst befragen wollte, sondern es dadurch bestärkt, dass es mit der "Frage nach dem Sein" schon beantwortet wäre. Von daher unterstellte Heidegger den Menschen eine Unfähigkeit bzw. Unwilligkeit zum Denken, machte ihnen ihre Seinsvergessenheit zum Vorwurf und schloss daraus die Notwendigkeit eines Führers, der auf die "Tiefe des Seins" pocht (siehe z.B. seine Rektoratsrede). Der "hermeneutische Zirkel" sollte das Wesen des Seins ergründen. Und schon die Wortwahl "Zirkel" belegt, dass Heidegger tatsächlich in der Endlosschleife einer phänomenologischen Begrifflichkeit seine Gedanken konstruiert und seine Sprache entsprechend eingerichtet hat. Was nach dem dialektischen Verständnis der Wesenslogik eine schlechte Unendlichkeit wäre, wird hierdurch zu einer Vertiefung eines eidetischen Verständnisses. Den "circulus vitiosus der Logik", den er durch seine Sprache umgehen wollte, hat er hierdurch lediglich auf eine metaphysische Art in ein "höheres Denken" verschoben, indem er es als ein "tieferes Denken" vorstellte. Seine Sprache sollte das Denken aus dem sich selbst Verstehenden (siehe Verstand), also aus seinem Selbstverständnis von Sprache entwickeln. Sie selbst bleib bei sich, also eine sich selbst verstehende Sprache, indem sie sein Denken formulieren sollte, um es durch die Kreisbewegung ihrer Begriffe zu beweisen. Aber schon ihre Anwendung vor, während und nach dem 2. Weltkrieg zeigt, wie beliebig sie zur Wirklichkeit im Ganzen stand: unwirklich, abgehoben und willkürlich verwendbar, aber gerade hierdurch extrem wirkungsvoll. Was sich von selbst versteht, was selbstverständlich ist, das kann kein Gegenstand einer Erkenntnis sein. Die Vernunft mag aus aus dieser Selbstverständlichkeit ihre Anweisungen beziehen und die Menschen hierüber aufklären (siehe Kategorischer Imperativ), damit sie deren Vernunft formulieren und insofern mündig sein können. Wer aber dieses sich selbst Verstehende als besonderes Wissen oder gar als Wissenschaft vorstellt, wird sich ob seiner tautologischen Gewissheiten nur blamieren, wenn er es nicht dialektisch aufklärt und methodisch aus den Verhältnissen der Wirklichkeit bezieht. Erkenntnis kann sich nur gegen Widersinnigkeiten bilden, ist von daher unmitelbar kritisch gegen das, was als gewiss erscheint, nur weil es so verständlich ist, wie es auch jederzeit verstanden werden kann. Ohne sich als Wissen zu bewahrheiten, ohne also seine Wahrheit zu bewähren, wird Aufklärung nichts erklären und von daher zum Selbstzweck. Der Hermeneutische Zirkel ist die Verlaufsform einer Wissensbildung, die sich mit dem Urteil aus Selbstverständlichkeiten entwickelt, und somit ein Vorurteil zur Urteilsbegründung nutzt, das sich darin nur selbst bestätigen kann. Was solche Urteilsbildung in ihrer Logik nur in dem bestärkt, was keiner Beurteilung bedarf, wird auch nicht begreifen können (siehe Begriff), warum er das tut, weil er sich damit nur selbst begründen kann, also selbsterklärend erklärt, die diesbezügliche Sache durch sich und sein Tun nur verklärt, sie durch die Überdimensionalisierung seiner Aufmerksamkeit mystifiziert. Der Hermeneutische Zirkel ist ein erkenntnistheoretischer Begriff für den Verstehensprozess der Geschichte, den der Altphilologe Friedrich Ast erstmals 1808 veröffentlicht hatte. Der Begriff ist an sich missverständlich, meint er doch im Wortsinn, dass in einem Zirkel nur zu verstehen sein könnte, was schon verstanden war. Und so wäre er diesbezüglich nur die tautologische Beschreibung einer Tautologie, die keinerlei Folge erschließt, also für sich selbst bloßer Unsinn ist. Aber im Grunde verfolgt eine solche Vorgangsweise ein Interesse, das ihrer Wahrnehmung schon vorausgeht, ein Vorurteil das als Ideologie im Bewusstsein schon vor aller Erkenntnis besteht, weil sie nicht mehr zwischen Wesentlichem und Erscheinung unterscheiden kann. Mit diesem Begriff ist also eigentlich eine hermeneutische Spirale gemeint, die durch eine immer wieder auf das eigene Vorverständnis rückbezogene Näherung sich entwickelt. Die sich hierdurch entwickelnde Erkenntnis verbleibt in der Erfassung einer abstrakt bleibenden Einheit in den vielfältigen Eigenschaften eines Gegenstands, die somit als Gedankenabstrakltion das bestätigt, was in deren Bildungsprozess bereits als idealisierte Vorstellung, als Ideologie vorausgesetzt war. Die Diskussion um seinen Bewahrheitungsprozess machte sich vor allem am Vorverständnis fest, auf dem die Herangehensweise gründet, in der Frage, ob dieses auf ontologischen Selbstverständlichkeiten oder eine unbestimmte Methode (z.B. Phänomenologie, Dialektik) beruhen müsse. Martin Heidegger entwickelte in der Beantwortung dieser Frage die Fundamentalontologie seiner Phänomenologie, die sich als Ontologie von höherer Ordnung rein erkenntnistheoretisch aus dem Widerspruch der Selbstbezüglichkeiten erschließen lassen sollte und aus einer Grundevidenz der Wahrheit in den seinsgemäßen (ontischen) Existenzialien des Lebens sich begründen sollte. Nur weil der Mensch sich "immer schon" in der Wahrheit seines Seins befinde, könne er die Frage über den Sinn seines Menschseins als Wahrheitsfrage stellen. Weil Wahrheit also in seinem Sein schon ihren Grund habe, könne sie sich auch selbst nur ontisch begründen, im Grunde also nur selbstbezüglich sein. Und weil sie daher auch nur hierin beantwortet werden könne, sei sie eine fundamentale Wahrheit des Menschseins schlechthin, die sich gegen das "Nicht-Menschsein" richte, sich aus dem Ende des Lebens begründe, aus Untergang und Tod. Und darin sind sich die Menschen als Individuen auch allgemein menschlich. Erst im Tod hebt sich alles auf, weil alles durch ihn negiert sei. Demzufolge ist jede Aussage, die von einem Individuum getroffen wird, für dasselbige ein Suchen nach letztlicher Wahrheit im Sein, wie es auch gegeben sein muss und zu Ende sein kann. Wahrheit als solche gibt es nicht. Nach Heidegger verläuft sie in einem hermeneutischen Zirkel zwischen Verstehen und schon verstanden haben, der immer tiefer greift. Es ist ein Durchdringen der Phänomene, welche die Menschen in ihrem Sein sowohl als Wahrheit als auch als Erkenntnis ihrer Wahrheit sowohl in ihrem Leben als auch in ihrem Tod schon inne hätten. Ein Individuum kann also nur verstehen, was es schon war und ist, was es "west", und was sich ihm "entbirgt", sich durch seine "Ent-Deckung" "lichtet". Mit seiner Fundamentalontologie behauptet Heidegger, dass sich die Frage nach der Wahrheit in Wahrheit nicht stellen lässt, da sich diese ja schon in der Frage "ereignet". Sie selbst ist existenziell und aus der Zeit und ihrem Ende begründet, begründet sich selbst schon aus dem "Sein zum Tode", aus der Endlichkeit, die sie niemals überwinden könne, weil sie zugleich "immer schon" ist. Philosophie wird darin selbst zirkulär, zu einer unendlichen Selbstbegründung des Denkens, die Karl Marx schon als Theologie der Philosophie bezeichnet hat, die sich nicht praktisch wenden lässt, weil sie nur bei sich bleiben kann. "Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens - das von der Praxis isoliert ist - ist eine rein scholastische Frage." (MEW 3, Seite 5). In der Selbstbegründung des Denkens wird Philosophie absolut und absolute Philosophie ist total. Sie ist die Philosophie der absoluten Totalität, begründet die Erscheinungen aus der Analyse des Daseins selbst, also nur durch das, was in ihnen zu erkennen ist, ohne irgendeinen anderen Grund der Erkenntnis als der, den eine Daseinsanalyse offenbaren, "entbergen" kann. Philosophie erhebt sich auf diese Weise über das Dasein, indem sie ihre Erkenntnisse ihm unterwirft. Durch seine Philosophie wurde Heidegger zum Meister einer totalen Gegenwärtigkeit, die sich aus ihrer finalen Existenz erkennt, indem sie sich ihr zugleich "bekennt". Hiernach vollzieht der handelnde Mensch nur dies doppelt begründete Bekenntnis und existiert in der "Eigentlichkeit" seines Lebens durch dessen Selbstbeschränktheit, durch den Tod, der ihm die Erkenntnis seiner Existenz eröffnet. Der deutsche Philosoph war ein "Meister des Todes" (Paul Celan), der sich aus der Endlichkeit schlechthin bestimmt. Der erkennende Mensch konnte darin dann eben auch nur konservativ begriffen sein und so könnte ihm die Wahrheitsfrage auch nur ihm äußerlich gestellt werden. Die Tat gründet auf der Erkenntnis ihrer Endlichkeit, die Erkenntnis auf dem, was da ist. Phänomenologie ist in sich schon reaktionär. Tatsächlich ist dies ein hermeneutischer Zirkel. Aber es ist nicht der des Erkennens selbst, sondern der Zirkel von Heidegger, der sich der Marxschen Auffassung einer gegenständlichen Wahrheit aus einer Subjekt-Objekt-Beziehung entgegenstellen wollte. Was bei Heidegger daher auch das endliche Sein ausmacht und das Sein-zum-Tode Grundlage des Erkennens ist, erfolgt aus seiner Hermeneutik, die nur rückwärts gewandt sein kann. Der Zirkel aber setzt selbst schon die Frage nach einer Wahrheit voraus, die nur aus einem Zweifel kommen kann. Die Frage nach dem Sinn des Seins setzt also schon die Erkenntnis voraus, dass etwas nicht wirklich wahr sein kann von dem was ist, dass es in Wahrheit zugleich etwas anderes sein muss, dass es also nur widersprüchlich sein kann. Und sie enthält daher selbst schon ein Bedürfnis nach einer Emanzipation durch Denken und zugleich das Vertrauen auf eigenes Sein, Selbstbewusstsein, das sich nicht materiell verstehen muss, weil es selbst die natürliche Intelligenz seiner Materie ist. Emanzipatorisches Denken reflektiert nicht das Sein als solches, es hat dieses selbst schon zu seinem Inhalt, beweist den Menschen als Subjekt, das sich an sein ihm entäußerten Objekt wendet. Es kann sich daher nur in der Befragung des menschlichen Gegenstands, der Natur und der Vergegenständlichung der Menschen, der Geschichte ihrer Arbeit im Bezug auf die Bedürfnisse der Menschen bewahrheiten. |
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