"Der Weg nach dem Sinn ist der Sinn des Wegs“(Morgenstern, Christian: Tagebuch eines Mystikers, in: Werke, III, München 1979, S. 77). "Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes erkennen; Identität herrscht, wo etwas auf das zurückkommt, was es wesentlich ist (siehe auch Revolution). Es setzt allerdings voraus, dass sich etwas von sich, also in seinem Wesen von sich getrennt, seine Form von ihrem Inhalt abgespalten, durch das Wesen einer abstrakten Allgemeinheit entfremdet hat (siehe Schmerz) - und welche Abstraktionskraft es noch als Formbestimmung zusammenhält. Es ist deshalb davon abhängig, wo und wie diese Rückkunft geschehen kann, wo sie sich auch vollziehen kann und muss, wo sich ihre Wesensnot wendet und also notwendig ist (siehe hierzu auch Wahrheit). Der Anspruch auf eine Identität ist daher eine Fiktion des bürgerlichen Selbstverständnisses, das der Zumutung seiner Selbstentfremdung zu entkommen sucht. Aber weder eine Heimat, noch eine Staatsbürgerschaft, Hautfarbe, Lebensart, Gewohnheit usw. kann dem sich im Wesentlichen selbst fremden Menschen eine Identität, noch ihren Seelen einen Sinn für sich beschaffen (siehe hierzu auch Religion). Sie verdoppeln lediglich das ihnen Fremde, indem sie damit eine ihnen veräußerlichte Objektivität zu einem mächtigen Subjekt objektivieren, es zu einer subjektiven Objektivität erheben, zu einer Geborgenheit im fremd bestimmten Raum<, zu einem Lebenswert eines entwerteten Lebens ersuchen. Identität ist lediglich ein logischer Begriff, durch den Beziehungen und Verhältisse in der Widersprüchlichkeit ihrer Ideologisierung in der Unendlichkeit ihrer Abstraktion erkennbar werden können. Doch wenn sie einer Analyse entwunden werden, wenn die Täuschungen in ihrem Widersinn nicht erkennbar gemacht werden, wenn sie das darin Abwesende nicht als das Wesen einer fremden Kraft erklären können, wenn sie dessen ideologische Wirkung im Bewusstsein der Menschen nicht aufgedeckt haben (siehe hierzu Ideologiekritik), so herrscht das abstrakt Allgemeine, der Tod über das Leben (siehe z.B. Tauschwert). Wenn aber in der Täuschung das Vertauschte erkennbar wird, kann dessen Wahrheit auch in seiner Wirklichkeit begriffen und verändert werden. Für sich genomen ist Wahrheit die Identität einer Erkenntnis von dem was ist, mit der Wirklichkeit seines Daseins, wie es im einzelnen und allgemeinen Sosein einander gleichgültiger Beziehungen abstrakt identisch bleibt und also durch die Reduktion ihrer Inhalte auf deren abstraktes einfach so da sein abstrakt wahr ist. Von daher ist Identität das Wesen eines "gemeinsammen Dritten" (siehe Dialektik), das ihre Beziehungen abstrakt und daher rein formell bestimmt (siehe Formbestimmung). Aber es ist eine Unwahrheit nicht einfach das Nichtidentische, wie es Adorno verstanden wissen will. Wesentlich für eine Befragung der Wahrheit ist die Feststellung, dass das Identische an sich schon einen Widersinn beinhaltet: Eine Wahrheit an sich gibt es nicht. Identität ist lediglich eine Reflektion der Erkenntnis gegen Täuschung und kann nur durch die Entdeckung vertauschter Inhalte sich bewähren. Und so kann das Gegenteil der Wahrheit nur ihre Fremdbestimmung durch vertauschte Inhalte sein, die sowohl politisch als gesellschaftliche Formationen des Warentauschs oder psychisch als Täuschung der Wahrnehmung von Menschen, die diese zur Selbstentfremdung bestimmen. "Gerade das Durchsetzen der voneinander unabhängigen Individuen und ihrer eignen Willen, das auf dieser Basis in ihrem Verhalten gegeneinander notwendig egoistisch ist, macht die Selbstverleugnung im Gesetz und Recht nötig, Selbstverleugnung im Ausnahmsfall, Selbstbehauptung ihrer Interessen im Durchschnittsfall (die daher nicht ihnen, sondern nur dem "mit sich einigen Egoisten" für Selbstverleugnung gilt)." (MEW 3, Seite 311*f) Selbstentfremdung äußert sich nicht im "Nicht-Identischen", sondern im Gefühl einer Fremdbestimmung, einer widersinnigen, also unwahren Wahrnehmung, die z.B. in Wahrnehmungszuständen der Angst, Depression, Sucht oder Zwangsverhalten empfunden wird oder durch die Überflutung einer symbiotischen Selbstwehnehmung (siehe hierzu auch symbiotische Selbstbehauptung) durch eine sich selbst fremd gewordene Psyche (siehe Psychose) ausgeschlossen werden. Gegen diese Erfahrung von Fremdidentitäten entsteht natürlich das Verlangen, das Fremde in sich auszuschalten. Doch ohne die Erkenntnis der Gründe von Fremdbestimmung lassen sich diese nicht wirklich aufheben. Es sind die Inhalte vergangener Wahrnehmungen, in denen diese gegen das bestimmt wurden, was sie wahrhatten und dies in der Körperlichkeit des Gedächtnisses, dem Körpergedächtnis verinnerlicht hatten (siehe hierzu Erinnerung). Ohne die Vergegenwärtigung der Bedingungen ihrer Geschichte und deren erneuerten Verarbeitung lässt sich eine Nichtidentität nicht wirklich aufheben. Die Wahrnehmung würde nur in den verschiedensten Formen einer Fremdbestimmung sich selbst befrieden und in einem widersprüchlichen Frieden mit sich zum Trieb von Absichten der Fremdbestimmung gegen Andere in zwischenmenschlichen Verhältnissen aufheben und muss ihre zwischenmenschliche Beziehung auf sie durch die Aneignung einer Macht vergesellschafteter Fremdbestimmungen (siehe hierzu auch autoritärer Charakter) sich selbst behaupten (vergleiche hierzu auch die "emotionale Pest" nach Wilhelm Reich). Als Begriff einer widersprüchlich gewordenen Wahrnehmung enthält Identität die Behauptung, dass sich in deren Gegensätzen auch schon unmittelbar eine dem entsprechende Ganzheit begreifen und erstreben lässt, dass damit also das Gegenteil des Nichtidetischen schon erkannt und durch das Begreifen seiner Unvollkommenheit herstellbar sei, dass in dem, was nicht mit sich einig zu sein scheint, damit zu konfrontieren wäre, wie es ganz zu sein hätte. Was bloß ideell unterstellt werden kann, wird damit zu einem Moment des Seins, wird zu einer Wesensbehauptung, die in die Selbstwahrnehmung verschleppt wird und ihre Selbstbezüglichkeit verwesentlichen soll, als ob eine Idee von sich selbst sich verwirklichen ließe. Es ist ein ideologischer Begriff für die Widersprüche einer Selbstbeziehung, die von sich ausschließt, was sie nicht wirklich und in ihrer Wirklichkeit wissen kann, was das ausgeschlossene und ausschließliche Wesen ihrer Unwirklichkeit ausmacht. Das Unbewusste wird zu ihrem Unvermögen, das somit ihr systematisch bedingtes Scheitern verschleiert und damit einem Selbst ein Wesen verliehen, das es substanziell nicht wirklich geben kann. Von daher kann die Frage einer Identität nur selbst eine widersinnige Frage sein, die ein Wesen ergründen soll, das es nicht geben kann, das aber hinter dem steht, was nur im Widerspruch sein kann, was also notwendig widersprüchlich ist, solange es seine Wesensnot nicht wirklich aufzuheben vermag. "Es ist ... eines der Grundvorurteile der bisherigen Logik und des gewöhnlichen Vorstellens, als ob der Widerspruch nicht eine so wesenhafte und immanente Bestimmung sei als die Identität; ja, wenn von Rangordnung die Rede und beide Bestimmungen als getrennte festzuhalten waren, so wäre der Widerspruch für das Tiefere und Wesenhaftere zu nehmen. Denn die Identität ihm gegenüber ist nur die Bestimmung des einfachen Unmittelbaren, des toten Seins; er aber ist die Wurzel aller Bewegung und Lebendigkeit; nur insofern etwas in sich selbst einen Widerspruch hat, bewegt es sich, hat Trieb und Tätigkeit." (Hegels Werke 6, Wissenschaft der Logik II, S. 75) Das Wesen ist ein analytischer Begriff, der begründen will, was in dem Nichtidentischen, in den vielen Verschiedenheiten des Lebens ihren Zusammenhang erklärt, was in den Unterschieden ihre Einheit ausmacht, in den Gegensätzen ihre Anziehung, im wirklich Anwesenden die Wirkung des Abwesenden, die Macht einer Unwirklichkeit zu erkennen sucht. Das analytische Denken will einen Widersinn aufklären, einen Hintersinn erkennen, der darin aufscheint, das Wesen begreifen, das ganz unwesentlich in Erscheinung tritt. Es will Gewissheit hierüber haben, um sich ihm nicht unterwerfen zu müssen. Da geht es um ein Wissen im eigenen Sein, um ein Bewusstsein als Notwendigkeit des Selbstbewusstseins in den Widersprüchen seines Daseins. Doch im bloß informellen, im trivialen Verständnis, das keinen Widerspruch von Wesen und Erscheinung zu erkennen vermag, ist Identität eine Ideologie der Einheit, der Vollendung der intellektuellen Bemühung gegen das Auseinanderfallen des Vielen, wie es die bürgerlichen Wissenschaften bis in das bloße Funktionieren eines Systems (siehe Systemtheorie) getrieben haben. Der Begriff von Identität hat sich darin von selbst erledigt und scheint schließlich eher noch im identitären Denken und Begreifen der verschiedentlichen Moralismen, den Lebenswerten der Leitkulturen und Sitten und schließlich im Rassismus der Ressentiments gegen Andersdenkende auf. Dort lässt es einen Gemeinsinn als Hmmelslicht einer verbindlichen Vorstellung erscheinen, dem die vielen autoritären Charaktere ihre Aufwartung machen, weil sie sich aus den Widersinnigkeiten ihres Lebens darin zum Stifter einer Einheit anbieten, die aus ihrer Selbstentfremdung eine Übermacht des Fremden herbeidenken, wodurch sie anschlussfähig an das Gefühl der heilen Welten, des ästhetischen Willens vieler Selbsgefühle werden. Denn wo man mit sich nicht einig wird, weil es Widersprüchliches an sich, in sich oder für sich selbst gibt, herrscht Zweifel und das Verlangen, diese Widersprüchlichkeit aufzulösen - oft einfach in der Forderung eines einfachen Umkehrschlusses nach einer Identität. Der Begriff Identität wird in diesem Sinne zur Beschreibung eines "Einssein mit sich", einer geschlossenen Selbstbezüglichkeit verwendet, eines Wesens, das wie ein "Ich" oder "Selbst" als Subjekt seiner Erkenntnisse, seines Bewusstseins und seiner Handlungen widerspruchsfrei zu verstehen sein soll (siehe auch menschliche Identität), als Substantiv für eine "freie Persönlichkeit", die aus ihrem persönlichen Wesen heraus so agiert, als wäre sie schon in ihrer Individualität das gesellschaftliche Subjekt ihrer Geschichte. Solche Begrifflichkeit kommt nicht von ungefähr, denn Identität unterstellt eine Nicht-Identität, einen Bruch, eine Getrenntheit, die sich nicht mehr in ihren Gegensätzen zeigen kann, ihren Widerspruch leugnet und deshalb eine Identät abstrakt von den sich widersprechenden Inhalten verlangt, ganz gleich, in welcher Form sie das wirklich sein kann. Das so formulierte Verlangen nach einer Identitätsfindung stellt sich im Grunde schon gegen sich selbst auf, weil es sich der Erkenntnis widersprüchlicher Existenz entgegenstellt, sich der Täuschung eines virtuellen Andersseins hingibt (siehe hierzu auch Glaube), das nur enttäuscht werden kann, solange sich ihm der Himmel verschließt, solange Religion sich nicht wirklich mächtig machen kann (siehe hierzu auch Kulturstaat). Aber auch im psychologischen Sprachgebrauch, wo die Individualität eines Menschen gesellschaftlich wie ein "inneres Wesen" verallgemeinert begriffen wird (siehe auch Autopoiesis), wird Identität wie eine persönliche Ganzheit verschrieben, die eigentlich schon ihre Widerspruchsfreiheit in ihrer Selbstbezüglichkeit formuliert (Ich=Ich), die sich in diesem hermeneutischen Zirkel auch schon selbst erfüllen könne (siehe Egozentrik), bevor sie sich mit anderen Menschen quasi zu einer abstrakt unterterstellten Gesellschaft aufsummiert. Doch seine Gesellschaft und deren Geschichte erfährt jeder Mensch schon bei seiner Geburt als seine wirkliche Voraussetzung - sowohl politisch allgemein wie auch individuell in seiner einzelnen Existenz. In der Individualpsychologie wird daher auch gerne von Identität gesprochen, die nichts anderes meint, als die Integrität einer Persönlichkeit mit sich selbst und seiner Lebenswelt, eine widerspruchsfreie Gemeinschaft mit sich - oder eben, wie es der Volksmund meint, dass "alle Tassen im Schrank sind" und das Verhalten entsprechend angepasst ist, also nichts auseinanderfällt oder zerbrochen ist. Aber eine Gemeinschaft mit sich kann es nicht wirklich geben. Man mag Fremdes integrieren können, nicht aber sich selbst, weil das immer ein Anderssein, eine Selbstvertauschung als Selbsttäuschung produziert. So gesehen bleibt das Verständnis dieses Begriffs von einer Identität widersinnig. Wo er sich erfüllt, wo also Menschen sich in der Tat als Andere wahrmachen, entsteht gerade das Gegenteil hiervon: Sie können darin nur mit sich identisch werden, indem sie sich in Wahrneit auflösen, sich nichtig machen, um Anders zu sein. In dieser Nichtung.zerstört sich, was sie sind und treibt ein Nichts als Vakuum ihrer Persönlichkeit fort, die andere versnichten muss, um überhaupt sein zu können (siehe hierzu auch Todestrieb). Als eine Formulierung aus der Dialektik meint Identität idas Einssein in der selben Einheit, der Substanz, die sich über Raum und Zeit gleich bleibt. Das muss also etwas sein, das nur in Verschiedenem gleich ist, und unterstellt also schon Unterschiede, die eins sein können, eben weil sie sich widersprechen. Es kann weder das eine noch das andere ganz dies Selbe sein. Es ist von daher immer ein Drittes, in welchem sich die Gegensätze ausdrücken, ganz gleich wie sie körperlich oder geistig zueinander stehen. Ohne diese an und für sich gleichgültige Unterschiedenheit bliebe dieser Begriff absurd. Er zeigt also eine Substanz an, die in ihrem Dasein durch ihre unterschiedliche Erscheinungsweise hindurch sich identisch bleibt und doch als ein Drittes weder das eine noch das andere, also einfach nur widersprüchlich da ist (siehe Dasein). Es muss ein Wesen sein, das als etwas anderes erscheint, als was es für sich ist (siehe Sein) So entwickelt sich jede Dialektik nur durch die Identität der Gegensätze, also aus einem widersprüchlichen Dasein heraus zu neuen Formen, worin sich die Gestaltungen unterschiedlichster Erscheinungen erneuern und in Neuem aufheben können, letztlich ein neues Wesen aus alten Widersprüchen heraus zu einer Wirklichkeit bringt, für die es bislang in alter Form nur unwirklich sein konnte (siehe auch historischer Materialismus). Umgangssprachlich meint Identität aber meist nur eine Vorstellung von "Einssein" mit sich oder anderem. Begrifflich kann damit aber immer nur die Substanz gemeint sein, die in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen existiert. Wären diese aber wirklich mit dem identisch, was sie sind, so wäre Identität ein Widersinn in sich, eine Tautologie der Wortbildung, eine "contradicto in adjecto", die einer umfänglichen Beschreibung folgt, die sie als Identität nur verallgemeinert wissen will. In Wahrheit ist sie dann aber nur das Konglomerat einer positivistischen Nominalisierung, das ein abstrakt Allgemeines konkret zu fassen sucht, als empirische Stoffsammlung, die sich in einer Umfangslogik bewahrheiten will (siehe auch Durchschnittsbildung) und damit nur die Vorstellungen veralgemeinert, um ihre Idee von Identität zu bestärken, die diese schon willkürlich vorausgesetzt haben (siehe Hermeneutischer Zirkel). Begreift man Identität nicht substanziell als Wesen, worin sich die von ihm abgeschiedenen Erscheinungen als Grund ihrer Getrenntheit erklären, so wird sie zu einer empiristischen Metapher tautologischer Erklärungsansätze, welche die Grundlagen ihrer Logik mythologisiert, indem sie einen wirklichen Widerspruch von Wesen und Erscheinung (siehe auch Dialektik) verschleiert, über ihn hinweg täuscht. In solchen Verfahrensweisen ist sie ein Werkzeug der Ideologiebildung. Identität ist als Begriff für eine empirische Übereinstimmung schon deshalb widersinnig, weil alle Beziehungen nur durch ihre Unterschiede sein und ihre Verhältnisse bilden können. Sie kann also auch nicht für sich wahr sein. Sie kann nur im Unterschied bestimmt sein, der sich aufgehoben hat, bzw. beständig aufhebt, kann nur eine Wahrheit beschreiben, die nicht als das erscheint, was ist, sondern lediglich in diesem wirkt, weil es nicht wirklich mit sich identisch sein kann. Wenn sie sich gegen Unterschiedenheiten richtet, kann sie nur als Einheit im Widerspruch sein, denn eine Identität kann es nur jenseits aller Bestimmtheiten geben. Sie wäre dem Begriff nach absolute Übereinstimmung, Identifizierung aller Beziehungen auf ein und denselben Inhalt. Aber als diese kann sie nicht wirklich sein, keine Wirkung haben, weil jede Wirkung nicht nur eine Ursache, sondern auch einen Grund hat, der in der Wirklichkeit sein Unwesen treibt. Identität als solche gibt es nicht, wie es auch keine Wahrheit als solche gibt. Sie kann nur in der Erkenntnis von Täuschung sein, ist unmittelbare Wahrheit, Einheit von Äußerem und Innerem, welche den Unterschied erkennt. Das Identische existiert nur im Nichtidentischen, bestärkt sich in der Lebensäußerung der Menschen, indem sie sich in ihren Gegenständen auch als Mensch wahrhaben können, sich als Mensch erkennen in dem, was sie nicht mehr sind, weil es außer ihnen, ihr Lebensinhalt in gegenständlicher Form ist. Identität kann es nicht als Wirklichkeit geben, ebenso wie es keine Wahrheit als wahres Sein, als das "wahre Leben" gibt. Es gibt eben doch "ein richtiges Leben im falschen"; es gibt den Widerspruch, der nicht unwahr ist, wenn er wirklich wahr, wenn er erkannt ist. Von daher ist Adornos Hymne auf das Nichtidentische grotesk, die als Kampfansage an das identitäre Denken schon allein durch dessen Umkehrung wahr sein will. Der Identitätsbegriff ist immer eine sublime Anpassungstheorie, wenn er nicht dialektisch als Begriff einer Entfremdung verstanden wird, als Einheit der Gegensätze, die von selbst aufheben, was sie gebildet haben. Identität kann nur sein, wo die Menschen ihr Leben und ihre Welt wirklich als das ihre identifizieren, auch wenn sie sich selbst nicht damit identifizieren können, weil es immer zugleich in Anderem ist, sich unentwegt ändert, andere Formen einnimmt, die ihre Entfremdung offenbaren. In der Unterscheidung von Eigenem und Fremdem, in der Kritik, wird Identität dadurch gewonnen, dass sich Menschen auch zu dem menschlich verhalten, was nicht das ihre ist, es als Anderes und doch als ihren Gegenstand erkennen. Identität hat daher auch nichts mit Gleichheit gemein, denn gleich kann sich nur etwas von jeder Identität Unterschiedenes, das sich gleich Bleibende im Unterschiedenen sein. Gleich ist eine rein formelle Beziehung, welche durch ihre Gleichgültigkeit gegen ihren Inhalt wirklich ist. Man kann deshalb sagen, dass Gleichheit selbst nur abstrakte Identität sein kann, eine Identität, die ihre Wahrheit nur außer sich haben kann. Wahrheit ist der Sinn jeder Identität und geht in jedem Vergleich unter, weil sie nur sinnlich ist, wo sie sich nicht identifizieren lässt. In Wahrheit ist alles eins. Alles ist in seiner Vielfältigkeit zugleich darin wahr, dass es in dem Vielen Eines ist, also in einem ganzen inneren Zusammenhang steht, letztlich eine Welt ist (siehe menschliche Identität), sowohl als einzelnes Leben, wie auch im Allgemeinen. Nichts ist ohne das Andere und alles wäre nichtig ohne dies. So ist jeder Mensch zugleich "eine ganze Weltgeschichte" (Heinrich Heine), das Individuum das "Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse" (Marx). Das Allgemeine kann nicht von den Einzelnen getrennt, muss jedem Einzelnen und allen gemein sein. Zwar ist dies ohne Weiteres selbstverständlich, aber die Einzelnen sind all ihrer Unterschiedenheit doch ohne Sein, welches das ihnen unmittelbar Gemeine, ohne Zusammenhang, der zu bedenken wäre, ohne Praxis, die nicht zugleich theoretisch ist (siehe praktisches Bewusstsein). Ein Mensch kann diesen Zusammenhang in seinem Denken und auch in seiner Tätigkeit zwar in sich vereinen, soweit er darin einfach sein kann, solange sein Verhalten sein Verhältnis zu seinen Verhältnissen ausdrückt, aber seine Wahrheit existiert nicht als solche. Sie kann überhaupt nichts eigenes sein, sondern nur sein Befinden und Denken und Reden betreffen, also seine Identität in alle dem, wie es ist und zugleich auch von und für ihn ist. Ob es eine Aussage ist, die mit dem übereinstimmen muss, was sie besagt, eine Empfindung die sich über ihren Gegenstand klar ist oder ein Widerspruch, der als solcher auch aufgefasst wird, all dies ist dann wahr, wenn die Identifizierung des Unterschieds allem entspricht, was ist: dem materiellen, geistigen, sachlichen und menschlichen Organismus, der Organik des Lebens. Identität ist das mit sich und in sich eins sein. Und das heißt: einiges Wesen haben und darin wesentlich sein, nicht nur durch Anwesenheit (das wäre die Bestimmungen des reinen Körpers), sondern durch sich selbst als Ganzes. Ein Mensch ist mit sich eins, wenn er sich für sich unterschieden von anderem weiß, wenn er darin nicht zwiespältig oder im Zweifel ist, was eigen und was fremd ist. Ein Mensch ist in seiner Erkenntnis mit sich einig in dem, was ihm wesentlich ist, was sein Sein, sein Entstehen und Vergehen, sein Werden und Verwesen (sieh Geschichte) ausmacht und wodurch er sich selbst ebenso wie anderes identifiziert. Anderes Sein zu erkennen, ist Identität erkennen - nicht als unidentisches, sonderen als Anderes des Identischen. Eins ist nicht wie das Andere, weil identisches Wesen sich im Unterschied zu fremden Wesen erkennt, indem es Anderes als wesentlich für sich Identisches erkennt, als ihm äußeres Wesen weiß und in dieser Gewissheit mit ihm einig ist. Jedes Wesen kann in sich ganz und doch voller Widersprüche sein; es ist damit nicht ohne Identität. Umgekehrt: Gerade der Widerspruch beweist sie. Nur was ineinander verschwimmt, sich unterschiedslos unterscheidet wird in sich unwahr, in seiner Identität sich fremd. Identität ist keine Voraussetzung und keine Bedingung, aus der Enzweiung erst hervorginge. Am Anfang war nicht das Wort, nicht der Logos und nicht die Wahrheit (siehe hierzu auch historischer Materialismus). Das geschichtliche Sein der Menschen lebt in der Unterscheidung, im Anfang und Ende einer Bewegung, Epoche oder Generation. Darin sind Leben wie Tod die Momente der Bewegung, Leben ihr Zusammenhang, nicht ihre Einheit. Eins sein mit sich kann ein Mensch auch, wenn er bedrängt, bedingt, unterworfen ist. Es verlangt aber die Erkenntnis der Bedrängung, Bedingung, Unterworfenheit, also der Fremdbestimmung (siehe Logik der Kultur). Ohne diese Erkenntnis wird Fremdes zur Genugtuung eigener Identitätslosigkeit, zur Zerstörung von Identität durch Selbstgewinn im Fremden, durch Entlastung des Zweifels, der darin seinem Schmerz enthoben wird. Fremdes ist darin Lebensbedingung, dass Leben nur durch es zu sich kommt, dass es nur dadurch sich äußert, dass es sich selbst als fremd wahrhat. Das ist die Basis eines tödlichen Lebens, negierte Lebensvermittlung in fremder Welt, Leben durch Selbstverlust, Selbstgewinn durch Scheinwelt, Leben als Prothese der Selbstverlorenheit, Perversion der Sinnlichkeit des Leidens zur Tätigkeit der Selbstentfremdung. Dies ist die subjektive Basis der Reaktion: Die in der Verneinung begriffene Aktion, Aktivität der Selbstverneinung. Diese verwirklicht sich in einer äußeren Ganzheit, in welcher die Selbstverneinung als Heil des Ganzen aufgehoben werden will (siehe auch Volksseele). Was ist, ist nur dadurch, dass es wesentlich, dass es mit sich identisch ist. Nicht-Identität gibt es nicht wesentlich; sie ist ein Unding, eine Abstraktion von einem Wesen, das Form bestimmt, weil sie keinen Inhalt hat. Menschen mögen widersprüchlich sein und daher keine Identität haben, aber indem sie dies verspüren können, sind sie doch darin identisch, Einheit, die nicht sein kann, weil erst konkret werden muss, was nur abstrakt wirklich ist und daher alles auf das reduziert, was nichts Eigenes ist. Aber schon in dieser Feststellung sind die Menschen mit sich identisch, wenn auch nicht wirklich. Aber indem sie hierbei ihre Selbstentfremdung wahrnehmen, erkennen sie die Notwendigkeit ihrer Wirklichkeit. Ihre Selbstverwirklichung ist daher nicht Selbstentfaltung, sondern Konkretion des in der Abstraktion getrennten, Aufhebung des konkret Gespaltenen in der Einheit eines erneuerten, auf sich zurückgekommenen Lebens, das sich darin sowohl bewahrt wie verändert hat, dass es sein Unwesen abgestreift und konkret wesentlich geworden ist (siehe Revolution).. Menschen können also ein widersprüchliches Wesen haben, d.h. nicht wirklich mit sich identisch sein, aber gerade, indem sie hin- und hergerissen sind, beweist sich ihre Identität, wenn auch nur als Notwendigkeit einer Gespaltenheit, sich wesentlich aufzuheben, das Unwesentliche zu erkennen und dessen Formbestimmtheit von sich zu unterscheiden, sich als wirklichen Lebensinhalt konkret hervorzubringen, indem sie diesen als ihre Wurzel begreifen, sich in ihm radikalisieren. Solche Radikalität ist nicht notwendig heftig, jedoch entschlossen, weil sie einem Schluß folgt, einem Ausschluss der Formbestimmung aus dem eigenen Leben, einem Urteil, das sie abschließt und der darin mit sich identisch gewordene Mensch sich ihr verschließt. Nur Menschen, die sich von den Zerwürfnissen ihrer Wahrnehmungen, den Notwendigkeiten ihrer Empfindungen und Gefühlen trennen, weil sie ihre Gespaltenheit leugnen, als Unwahrheit denunzieren müssen, weil sie z.B. objektiven Gefühlen unterworfen sind, sind wirklich identitätslos. Dies ist nicht zu unterschätzen, weil es auf andere Menschen unmittelbare Wirkung hat: Sie benötigen Menschen zu ihrer eigenen Identität (siehe auch Vampirismus). Ein gutes Beispiel hierfür ist der Nationalsozialismus: Er entsteht aus der Identitätslosigkeit von Entfremdung in zerstörten sozialen Beziehungen als Vereinigungsbewegung von Kultur und Staat, in welcher das Glück des Ganzen beschworen wird als Abkehr von bürgerlichen Selbstverständlichkeiten. Doch verblieben in der Unfähigkeit einer Abgrenzung zur bürgerlichen Kultur, weil diese als Identitätsprothese, als Scheinwelt des gelingenden Lebens ihm vorausgeht und innewohnt, will der Nationalsozialismus ihre höchste Vollendung: Die Einheit von Volk, Nation, Kultur und Staat. Darin sieht er die Gewohnheiten des entfremdeten Wesens als übermächtiges Wesen bestärkt, das seinen Bestimmungen dadurch entkommt, dass es seine Bedingungen bestimmt: Die Sauberkeit und Reinheit des Ganzen, die reine Art (siehe Rassismus). Dies macht seinen ästhetischen Willen aus. Sein hat immer Identität, wenn auch nicht immer wirklich. Sein kann daher nicht Nichts sein (siehe hierzu Logik). So gibt es auch nicht den Widerspruch von Sein und Nichts. Die Negation wäre immer die Negation von Leben: Tod. Nicht-Identität ist daher immer eine lebende Negation, eine Negation, die nicht sein kann, weil: Wenn sie wäre, wäre denken selbst nicht, Logik unnötig, Not unwendbar, weil alles nichtig. Nicht-Identität, so sie nicht als eigener Widerspruch gelitten (Leiden) wird, waltet tötlich, ist daher immer Gewalt, tötliche Gewalt. Wo Leben zerstört ist, ohne Tot zu sein, äußert es sich notwendig als Gewalt. Wo Identität gebrochen ist, lebt sie als Gewalt. Gebrochene Identität waltet als Gewalt, und als nichts anders (siehe auch Grausamkeit). Eine lebensmächtige Gewalt selbst allerdings, eine dem Leben daher äußerliche Gewalt, erzeugt selbst dort Identität, wo keine war. Auch wenn diese bloße Negation der Gewalt ist, hat sie ihren Sinn in der Bedrohung - zumindest solange, wo sie nicht selbst zur Gewalt übergeht. Absolut gebrochene Identität gibt es nur als gewaltiger Widersinn, gewaltig im Sein eines Sinnes, der sich widerlegt. Dies setzt eine äußere Identität voraus (siehe objektive Gefühle), eine Fremdidentität (siehe Selbstentfremdung), die eingegangen wird, um einem bestimmten Lebensraum zu überstehen. Die ganze bürgerliche Kultur lässt sich als die Form einer solchen Fremdidentität begreifen, vom einfachen Widerspruch zwischen Wahrnehmen und Wahrhaben bis hin zu komplexen Einheiten wie z.B. als Volksseele. Um nicht zugrunde zu gehen, muss Identität sein, auch als fremde. Je weiter daher die Gegensätze auseinander, desto abstrakter das Selbstgefühl. Auch wenn sich Empfindung und Gefühl nur noch im Sadomasochismus (siehe Perversionen) treffen, so handelt es sich dabei doch um eine mögliche Identität. Die Frage nach Identität ist daher eine Frage nach der Wahrheit von gewaltiger Sinnlichkeit, d.h. die Erkenntnis der Unwahrheit von Gewalt im Sinn. Dies sollte das Anliegen jedweder Therapie sein. Es ist die Befassung mit der Täuschung, erkennende Enttäuschung. Darin steckt ihr Grund: Der Sinn, der nicht sein kann, der Übersinn, der geboten war, damit existiert, was nicht ist. Die Enttäuschung ist die Erkenntnis einer Scheinwelt - und diese Erkenntnis stellt Identität wieder her, wo sie aufgehoben war. Identität war darin äußerlich, Vermittlung von Unmittelbarkeit, die nicht menschlich war, die abstrakt bezogen war, um menschlich zu erscheinen, um unmenschliche Gewalt zu verbergen. Identisch mit sich ist nur, was wesentlich ist, was also keinen wesentlichen Gegensatz in sich hat und daher in sich oder durch sich nicht auseianderfallen kann - nicht zu verwechseln mit Einheit, die auch Einheit der Gegensätze bedeuten kann, oder Gleichheit, die lediglich Unterschiedslosigkeit meint und von jeder Inhaltlichkeit absieht, also immer nur abstrakt bestehen kann (siehe auch Gleichgültigkeit). Etwas mit sich selbst gleiches kann nicht sein; es wäre ein Unding. So meint Identität den einfachen, eindeutigen Grund, der verschiedenen Folgen (z.B. Äußerungen oder Erscheinungen) inne ist. Identität ist das, was man sich schuldig ist, wenn etwas nicht stimmt. Je mehr man sich schuldig bleibt, desto mehr verfällt man in Schuldgefühle und verliert an Identität. Sie ist der Moment, worin Selbsterkenntnis und Erkenntnis sich einig sind, gleich, welche Erlebensform hierzu nötig ist. Aus diesem Grund gibt es die verschiedensten Erlebensqualitäten von Identität - auch solche, die für andere eine Umkehrung ihrer Erlebensform, eine Perversion ist. Darin wird Schuld ausgelebt, um nicht gefühlt zu werden. Für die Wissenschaften vom Menschen ist es entscheidend für ihre Erklärungsansätze, was sie als menschliche Identität ansehen (z.B. als Erkenntnistheoretische Grundlage oder Ausrichtung). Aber schon der Begriff von Identität ist dabei verschieden. So kennt z.B. die Psychologie als Identität meist nur die Erlebensidentität in ihren verschiedenen Ausrichtungen idealisiert (z.B. Gestalt für die Gestaltpsychologie, Trieb für die klassische Psychoanalyse, Wahrnehmung für die Kommunikationstheorie, Verhalten für die Verhaltenspsychologie, Liebe für esoterische Psychologie). Identitätsprobleme gelten dann als Mangel gegenüber diesen Idealen. Die Philosophie kennt Identität in einer höheren Abstraktion in ihrem Erkenntnisansatz je nach Ausrichtung als geistige, theologische, vernünftige, empirische, phänomenale, faktische, soziale oder pragmatische Wahrheit. Die verschiedenen Wissenschaften und Ansätze widersprechen sich notwendig in jedem Moment ihrer "Wahrheitsfindung". Schon in der Beschreibung von dem, was grundlegende Seinsweisen des Menschen, zum Beispiel Gefühl oder Schmerz sei, fallen sie als Wissenschaften auseinander. Zum Beispiel: Ist das Verhältnis zum Schmerz überliefert (z.B. durch Erziehung, Miterleben o.ä.) oder bestimmt es sich aus dem Geist, den ein Mensch hat? Ist ein Gefühl unmittelbar geistige Einheit im Ästhetischen (z.B. Kunst), ein Ausdruck der Seele, oder Moment der Wahrnehmung, die vielleicht auch noch von einem Reiz bestimmt ist (siehe Verhaltenstheorie). Die bürgerlichen Wissenschaften verheddern sich durch ihre abstrakten Ausgangspositionen in Widersprüche, die ihre Getrenntheit von ihrem Gegenstand aufweist (siehe z.B. die Vernunft der Aufklärung als Widersinn der Selbsterkenntnis, oder die Widersprüchlichkeiten der Erlebensqualitäten, wie sie in den psychologischen Einzelwissenschaften bei Freud in der Psychoanalyse oder bei Skinner in der Verhaltentheorie gefasst sind). Wissenschaftliche Identität, die nicht menschliche Identität sein kann, ist notwendig ein Beitrag zur Fortbestimmung menschlicher Selbstentfremdung, weil sie diese in ihren Beurteilungen oder Urteilen umsetzt und verwirklicht. Marx hat gezeigt, dass eine Wissenschaft, die nicht von der menschlichen Natur ausgeht, von seiner gesellschaftlichen Tätigkeit in der Entwicklung seines Reichtums, seinem gegenständlichen Wesen, dass solche Wissenschaft die Menschen ihrer ihnen fremden Notwendigkeiten unterwirft und damit die Entfremdung des Menschen von sich, seiner Gattung und seiner Tätigkeit verabsolutiert (siehe Warenfetischismus). Nur in der Einheit von seinem Leiden und seiner Tätigkeit kann der Mensch wesentlich erkannt werden als ein eigenes, sinnliches und geistiges Wesen, seiner seine Sache erzeugt, um Mensch zu sein und seiner Sache bedarf um sachlich zu bestehen und allseitig bestätigt zu sein (siehe Reichtum). |
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