"Die Lebensgefahr für jedes Wesen besteht darin, sich selbst zu verlieren. Die Unfreiheit ist daher die eigentliche Todesgefahr für den Menschen." (K. Marx, MEW 1, 60) Intelligenz ist die Fähigkeit die Gründe für abstrakte Zusammenhänge zu erschließen (siehe hierzu Schlussfolgerung) und von daher über die bloß objektive Gegebenheiten hinaus Wege für ihre subjektive Entwicklung zu finden, wodurch das Leben über das Notwendige hinaus freier und somit reichhaltiger und vom Herkommen emanzipiert wird. Sie entsteht schon mit der Fähigkeit, Inneres und Äußeres zu unterscheiden, zu empfinden, und sich mit eigenem Zweck hierauf zu beziehen. Materiell ist Intelligenz von da her schon in der subjektiven Affinität zu unterschiedlichen Stoffen angelegt, die sich zu einem Stoffwechsel entwickelt hat und hierfür ihre Nahrung von ihrer Ausscheidung unterscheiden musste (siehe hierzu natürliche Intelligenz). Schon mit dem Stoffwechsel war Ausdehnung und also auch Wachstum als wesentlicher Zweck der Natur entstanden. Das war die Grundlage für jedes Wachstum der Natur und hat zur natürlichen Zelle und deren Organisation und Vermehrung geführt und ganze Orgnismen geschaffen. Die haben auch die Organisation und innere Beziehungen ihrer Organe in einem eigenen Zweck des Individuums zu seinem Erhalt geschaffen, um mlt ihrer Vermehrung sich auch qualitativ im Zusammenhang mit der ganzen Natur zu bereichern, indem sie ihr Leben intellligent gestalten. Intelligenz ist inzwischen vor allem auch ein Begriff zur Beschreibung der Fragestellung nach einem ursprünglichen materiellen Verhalten des Geistes, das sich schon vor aller Notwendigkeit bestimmt, letztlich reine Subjektivität ist, Freiheit schlechthin, die keine Bescheidung und Bescheidenheit nötig hat, also immer schon über das hinaustreibt, was alle Gegebenheiten ausmacht. Von daher ist sie der ursprünglichste Sinn der Evolution (siehe auch natürliche Intelligenz) und selbstevident, also unhinterfragbar, auch wenn sie durch Dummheit getrübt sein kann, wenn sie also ihre Not nicht erkennt. Das Leben gerät schon durch seinen Stoffwechsel immer wieder in Not. Diese verlangt eine Suche nach Wendung, ein notwendiges Verhalten. In diesem bildet sich eine Vielfalt von Verhaltensmöglichkeiten, für die sich jedes Lebewesen entscheiden kann, indem es diese "bedenkt" (siehe Denken). Hieraus bildet sich daher eine natürllche "Weisheit", die über die unmittelbaren Notwendigkeiten hinausreicht, selbst neue Wege der Notwendung eröfffnet und das Leben von seiner Notdurft emanzipiert (siehe natürliche Intelligenz). Diese "Weisheit" existiert als Gedächtnis schon in den einfachsten Lebensformen, z.B. dem einzelligen Schleimpilz oder auch im Wurzelwerk von einfachen Pflanzen. Aber erst der Mensch hat es dahin gebracht, sich selbst durch sie zu vergegenständlichen, durch planvolle Tätigkeit (siehe auch Arbeit) seine Entschlüsse und Gedanken zu verwirklichen, indem er sich aus dem Naturstoff zu einem Subjekt der Natur ausbildet (siehe Sinnbildung) und dieses in seinen Gegenständen als gegenständliche Welt (siehe auch Objektivität) verwirklicht. Dies lässt ihn so mächtig werden, dass er in der Lage ist, seine Natur als seine Wirklichkeit und Kultur materiell zu bereichern (siehe Reichtum) - oder aber auch zu vernichten. Intelligenz ist also im Unterschied zur Vernunft, die sich zu bloßen Gegebenheiten verhält, die Fähigkeit, über diese hinaus Wege für eine Entwicklung zu finden, wodurch das Leben über das Notwendige hinaus freier und somit reichhaltiger wird. Dies erfordert eine Sensibilität für die Umwelt, Sinne, die in der Lage sind, darin Möglichkeiten der Entwicklung zu erkennen, also aus ihrer Gegenwärtigkeit heraus und über diese hinaus in die Zukunft zu tasten, zu fühlen (siehe hierzu auch Gefühl), was empfunden wird (siehe hierzu auch Empfindung). Das beginnt schon in den Grundformen des Lebens mit der Unterscheidungsfähigkeit von Nahrung und Ausscheidung, die das als Nahrung ausschließt, was nicht der Erhaltung und Fortbildung dienlich ist. Und es hat eine Entwicklung in Gang gesetzt, in der aus Materie selbst sich Wachstum und Vielfalt bildet. In der Erkenntnis, dass in der Stofflichkeit eines Objekts selbst schon das Potenzial eigener Entwicklung steckt, vollzieht sich eine Sinnbildung, in welcher sich die Unterscheidung von Subjekt und Objekt ausbildet. Ihr Prozess ist die Entwicklung komplexer Zusammenhänge, die durch ihre Gestaltung Geschichte machen und damit die Gestaltungskraft der Intelligenz vergegenständlichen, objektivieren. Menschliche Intelligenz ist die Substanz der Subjektivität des Menschen schlechthin (siehe hierzu auch historischer Materialismus), subjektive Natur, die zugleich die Natur ihres Gegenstands hat, subjektiv als Naturmacht wirkt. Diese Macht der menschlichen Natur vergegenständlicht sich in der objektiven Form des menschlichen Reichtums sowohl sachlich als auch kulturell, ist in Wahrheit also objektiv wie subjekiv in einem. Nur in der Selbstentfremdung des Menschen von seinem Gattungswesen, in der Form einer Gesellschaft, die ihm nicht entspricht, sein Wesen nicht bewahrheitet, kann dies voneinender getrennt sein (siehe auch Entfremdung). Intelligenz (von inter 'zwischen' und legere 'lesen') besteht durch eine Bestrebung nach Synergie, die Beschränkungen eines vorhandenen Systems zu erkennen und zu überwinden und dieses sich zum Objekt zu machen, als Objekt aufzuheben und zu subjektivieren. Sie entwickelt sich in der Fähigkeit, etwas zwischen dem, was wahrgenommen wird, eine allgemeinere Ebene dessen, was darin wahrgehabt wird, zu erkennen und sich hierbei zu einer Macht über diese zu entwickeln und sich zugleich von der Mystik seiner Bestimmtheit zu befreien. Letztlich befolgt sie ein Interesse an der Freiheit des Subjekts, die Emanzipation aus dem Faktischen, um die vorhandene Notwendigkeiten, die Mühsal des Stoffwechsels zu mindern und mit der hierbei gewonnenen Energie differenziertere Lebensmöglichkeiten zu entdecken. Intelligenz verfolgt also eine Art Neugierde und hat von daher auch die Fähigkeit, Neues zu finden, die Grenzen des Bekannten zu überschreiten und über das Gewohnte hinauszuwachsen, seine Einfalt zu überwinden und Vielfältigkeit zu entwickeln. Intelligenz begründet sich im Stoffwechsel selbst - im Leiden an stofflicher Beschränktheit - und entwickelt aus diesem heraus zunächst eine instrumentelle Fähigkeit mit Stoffen so umzugehen, dass diese als Mittel einer stofflichen Differenzierung bewirtschaftet und verändert werden können bis hin zu der Fähigkeit, neue Stoffe und Möglichkeiten des Lebens zu entdecken und zu entwickeln. Sie stellt die ursprünglichste Naturmacht dar und kann sich daher auch aus rein stofflichen Prozessen herausheben und rein geistige Intelligenz werden, es also ermöglichen, intelligible Welten zu entwickeln, sich in Vorstellungswelten oder Modellen auf alle möglichen Stofflichkeiten beziehen, aus welchen heraus sich schließlich technische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen begründen und differenzieren können. Grundlegend für Intelligenz ist also die Fähigkeit, im Leiden an stofflichen Beschränkungen Neugierde zu entwickeln und Sinn zu finden. Diese Neugier ist Grundlage des Lebens überhaupt, Inhalt seiner Sinnbildung. Von daher ist jeder Sinn schon in seinem natürlichen Ursprung, die Natur selbst schon intelligent. Diese Intelligenz begründet sich also nicht aus Vorstellungen über bestimmte Beziehungen; sie ist die Grundlage jeder Entwicklung stofflicher Beziehung zu einer neuen Lebensform und betreibt von daher in seiner Sinnbildung auch eine beständige Selbsterneuerung des Lebens. Sie ist selbst unmittelbar lebend tätig, erzeugt das Wissen über ein Anderssein im Sosein, z.B. das Wissen eines Schleimpilzes über den optimalen Weg zur Nährquelle oder das Wissen einer Stechpalme, die sich dem Fraß der Giraffen durch ihre Stacheln und Gifte zu entziehen versteht, oder das Wissen eines Fisches über die Selbsttarnung durch Anpassung an den Meeresgrund. Der Darwinismus bestreitet solche Intelligenz, indem er diese Zusammenhänge aus einer Auslese von Überlebensfähigkeiten erklärt, also eine zufällige Überentwicklung der Natur unterstellt, die sich durch Reduktion nach Erfolg, also durch eine an sich unbegründete Überlebensfähigkeit zufälliger Eigenschaften unter zufällig entstandenen Umweltbedingungen ergeben soll. Hiergegen steht die Theorie der Selbstentfaltung der Natur durch ihre Intelligenz - nicht durch eine ihr äußerliche, etwa göttliche, sondern durch die Intelligenz die sich in der Beziehung der Stoffe eingestellt hat und die schon den Stoffwechsel ausmacht. Die Entstehung der Natur ist daher die Entstehung des Lebens selbst als eine intelligente Beziehung zu sich, als Selbstentfaltung des Stoffwechsels. Intelligenz ist allerdings auch ein sehr unterschiedlich verwendeter Begriff, der umganssprachlich für alles gelten kann, was sich auf Tätigkeiten und Funktionen einer Vorstellungswelt, auf alles, was intelligibel, vorstellbar ist, bezieht. Vom sprachlichen kommt der Begriff aus dem lateinischen "intellectus" und bedeutet Verstand (hier noch gleichbedeutend mit Vernunft), für Spinonza dient er als Grundlage der Ethik, für die Psychologie betrifft er menschliche Fähigkeiten im Nachvollzug, Bedienen und Entwickeln von komplexen Systemen u.dgl. mehr. In jedem Fall bezeichnet er menschliche Fähigkeiten für Vorstellungswelten und Verstandeskraft. Intelligenz ist die Fähigkeit der Interpretation und Aneignung von Intelligiblen, der Erschließung von Vorstellungswelten, funktionellen und geistigen Zusammenhängen. Diese muss keine sinnlichen Bedingungen erfüllen, kann sogar ohne jeden Bezug zur Sinneswelt hochentwickelt sein, auch, weil sie sich dann durch Sinneseindrücke nicht stören lassen muss. Was sich von selbst ergibt, also jede Selbstverständlichkeit, benötigt keine Intelligenz und ist daher auch oft unintelligent. Intelligenz ist also die Fähigkeit zur geistigen Durchdringung eines Gegenstands. Eine funktionale Intelligenz ist im Grunde ein Widersinn; sie müsste technische Intelligenz heißen. Sie erarbeitet Mittel und Methoden der Automation, welche den Menschen dazu befähigt, zu seiner Reproduktion weniger Arbeitszeit aufwenden zu müssen. Von dieser Seite ist Intelligenz ein Produktionsfaktor, indem sie die Produktivität der Arbeit erhöht. Da sich in der Vervielfältigung von Produkten der Intelligenz (z.B. Computerprogramme) diese schnell verwerten lässt, ist sie sowohl bevorzugtes Objekt des Wertwachstums, wie zugleich dessen Untergang. Der Wert ist seinem Quantum nach aufgewendete Arbeitszeit, und von daher ist diese für ein intelligent erzeugtes Produkt sehr schnell durch Vervielfältigung amortisiert, selbst wenn sie groß war. Der Wert von Intelligenz verschwindet durch die verfielfältigte Reduktion von Arbeitszeit, also der Arbeitsersparnis, die sie erbringt. Sie ist im Prinzip wertlos und macht auch die Produkte tendenziell wertlos, weil sie ihren Nutzen unendlich vermehrt und ihren Wert unendlich reduziert. Ein Automat ist in kurzer Zeit ohne Wert, weil er viel Arbeitszeitersparnis bringt. So stellt intelligenz eine der Grundlagen für die Transformation einer Verwertungsgesellschaft in eine menschliche Gesellschaft dar. Als Beziehung kann Intelligenz nicht introvertieren, weil sie auf der Durchdringung des Gegenständlichen gründet. Da sie unter den Bedingungen von Widersinnigkeiten tiefe Zweifel verspürt, neigen intelligente Menschen zu einem Gefühl der Identitätslosigkeit, wenn sie ihren Zweifel nicht als Schmerz empfinden. Je schwieriger der Schmerz zu leben und zu überwinden ist, desto mehr verlieren die Menschen an Intelligenz. Aber dumm werden sie deshalb nicht. | ![]() |