Mit der Kritik des reinen politischen Willens und seinen politischen Kämpfen ist ein Anspruch entstanden, den Kapitalismus und seinen bürgerlichen Staat nicht durch die Konfrontation der Kämpfer um eine politische Macht und Gewalt als solche, sondern durch die "List der Vernunft", durch die radikale Beziehung auf den bisher nur abstrakt durch Geld vermittelten Reichtum seiner konkret menschlichen Verhältnisse in der schon substanziell vorhandenen Gegenwart einer menschlichen Gesellschaft zu verwirklichen. Konkrete Utopie ist die Vorstellung einer Kritik der Gegenwart, die ihre Erkenntnisse in ihrer Beziehung auf verkehrte Verhältnissen konkret anzuwenden sucht und von daher eine Leitlinie ihres Verhaltens entwirft, indem deren gegenwärtiger Gehalt gegen deren verkehrte Formen gewendet wird. Weil menschliche Gesellschaft immer nur gegenwärtig sein kann, sind ihre Formen auch von gegenwärtigen Menschen zu untergraben (siehe Subversion). Eine konkrete Utopie geht davon aus, dass die Gegenwart durch eine Formbestimmung der Abstraktion von ihrer Lebenssubstanz bestimmt ist (vergleiche abstrakt menschliche Arbeit, abstrakt menschlicher Sinn), die erst in der Auseinandersetzung um ihre konkreten Verhältnisse sich konkret verwirklichen kann. Was dem Wesen nach schon geschichtlich vorhanden ist, wirkt gegenwärtig nur durch seine Abwesenheit und verkehrt alle Verhältnisse zu einer Beziehung ihrer abstrakten Allgemeinheit. Nach diesem Verständnis wird Geschichte in der Auseinandersetzung um konkrete Verhältnisse gebildet, die in ihrer Form voch von abstrakt vorhandenen Substanzen bestimmt ist, die sich durch deren Umkehrung (siehe hierzu auch Verkehrung) durch ihre konkrete Substanz verwirklicht, indem ihre Formbestimmung als Fremdbestimmung erkannt wird, die mit ihrer Entfremdung auch wirklich aufzuheben ist, wenn sich deren Kritik durch das konkrete Leben der Menschen verwirklichen lässt (sieh hierzu Subversion), zum Beispiel in der Umkehrung der Kritik der politischen Ökonomie zu einer wirtschaftlichen Politik der Menschen (siehe hierzu auch internationale Kommunalwirtschaft). Der Begriff �konkrete Utopie� ist von Ernst Bloch im Hinblick auf eine marxistische Kritik der Utopie gebildet worden. Utopie im Sinne dieser Kritik war die Vorstellung eines vollkommenen Gesellschaftszustands, die keine realistische Perspektive der �berwindung des Gegenw�rtigen bietet, weil sie seinen Idealen blind verhaftet bleibt und nicht an �die wirkliche Bewegung� ankn�pft, �welche den jetzigen Zustand aufhebt.�(Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, MEW 3, S. 35). Bloch will der Verallgemeinerung einer solchen Kritik auf jegliche Utopie entgegentreten, die �Vielfalt und Ubiquit�t des Utopischen� aufweisen und will dagegen insbesondere die Unerl�sslichkeit sozialutopischer Antizipationen im Kontext marxistischer Praxis geltend machen. Allerdings k�nnen Utopien tats�chlich auch schnell mal nur flotte Fantasien sein, Science Fiction zur Belebung des Alltags oder als Befriedung durch den Trost der Vorstellung von einer v�llig anderen Welt, einem anderen Leben, das so abstrakt ist wie das vorhandene, weil es nur eine Vorstellungswelt von diesem ist, indem dessen M�ngel einfach nur weggedacht werden. Eine Utopie kann nur gut sein, wenn sie das konkrete Leben beleben kann, weil sie den Grund seiner Behinderung als Hemmnis ihrer Befreiung, ihrer Emanzipation begriffen hat und darin nicht versacken will (siehe auch Freiheit). Und solche Utopie kann nur als Kritik der Gegenwart auftreten, wenn sie den notwendigen Schein der Verhältnisse begrifffen hat und deren Ideologie als Ideal einer Scheinwelt kritisiert und konkret im Einzelnen wie auch allgemein beantwortet. Und daher kann diese Utopie auch nur konkret sein, wo sie auf einer Analyse begr�ndet ist, einen Gedanken verfolgt, der die Wurzeln des Menschseins in seiner Wesensnot reflektiert. Denn eine konkrete Utopie besteht nicht aus irgendwelchen himmlischen Vorstellungen und Hirngespinsten, sondern aus den Resultaten einer Analyse und der daraus erfolgten Erkl�rung der gegenw�rtigen Verh�ltnisse, worin entdeckt wurde, was ihre Widerspr�che und Nichtungen ausmacht. Utopien beziehen sich auf die Tendenzen und Latenzen in der geschichtlichen Bewegung selbst. So beschrieb das schon einmal Ernst Bloch: �Proze�haft-konkrete Utopie ist in den beiden Grundelementen der marxistisch erkannten Wirklichkeit: in ihrer Tendenz, als der Spannung des verhindert F�lligen, in ihrer Latenz, als dem Korrelat der noch nicht verwirklichten objektiv-realen M�glichkeiten in der Welt.� (Bloch, Ernst, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt am Main 1985, S. 727). Was nach Bloch noch wie etwas Verdr�ngtes wirkt, ein �verhindert F�lliges�, ist in seiner Existenzform etwas Notwendiges, das zu seiner Verwirklichung treibt, das schon zu Denken gegeben hat aber seinen Gedanken noch nicht verwirklichen konnte, weil ihn die Wirklichkeit noch nicht erreicht hat. �Es gen�gt nicht, da� der Gedanke zur Verwirklichung dr�ngt, die Wirklichkeit mu� sich selbst zum Gedanken dr�ngen.� (MEW 1, S. 386). Es kann bei dieser Utopie nur um die Schlussfolgerung aus einer Analyse gehen, sie sich im Wissen und Bewusstsein der wirklichen Aufhebung gesellschaftlicher Widerspr�che vollzieht, die sich aus den Begriffen ihrer nat�rlichen Substanz, als Kenntnis ihrer Logik und Geschichte, von daher schlie�lich aus der Kenntnis ihrer Wertform, durch die Arbeitswerttheorie, ihren Brennpunkt kennt, der sich mit der Geldform bis in unsere, durch Fiktionen globalisierte Welt hinein fortgebildet hat. Schon in den Urspr�ngen der b�rgerlichen Gesellschaft waren daher ihre �Grundprobleme� angelegt, die sich schlie�lich mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals totalisiert und scheinbar unaufl�sbar gemacht haben. Neu ist nicht ihre Form, sondern ihre Brutalit�t, mit der sie sich durchsetzt, die Enge ihrer Abstraktionskraft, die Angst ihrer Triebe, die sich selbst schon an ihrer Form, ihrer Geldform vergehen. Es ging schon immer um den Widerspruch zwischen der Produktion eines gesellschaftlichen Eigentums und dem privat angeeigneten Besitz, um eine gesellschaftliche Rechtsform des Eigentums die schon durch ihre politische Realisierung �ber den Warenhandel die Arbeitskraft und das Leben der Menschen ausbeuten und die Ressourcen der Natur pl�ndern kann. Es ging auch immer schon um den Zweifel, dass eine Demokratie durch Repr�sentationen politischer Pers�nlichkeiten sich wirklich demokratisch entwickeln kann. Und es ging schon immer um die Erkenntnis, dass der Mensch kein isoliertes Einzelwesen ist, das quasi nur sich zu gestalten hat, sondern das jedem einzelnen Menschen seine Gesellschaft als Substanz seiner Lebensbedingung vorausgesetzt und im Verh�ltnis der Menschen zu sich und ihren objektiven Lebensformen geschichtlich gebildet ist. | ![]() |