"Der Konsument ist nicht freier als der Produzent. Seine Meinung hängt ab von seinen Mitteln und seinen Bedürfnissen. Beide werden durch seine soziale Lage bestimmt, die wiederum selbst abhängt von der allgemeinen sozialen Organisation." (MEW 4, Seite 75) In einer geschlossenen, einer ausschließlichen Konsumkultur (siehe hierzu auch Tittytainment) können die Menschen in ihren praktischen Lebensverhältnissen nichts von dem finden, was ihr Leben wirklich ausmacht und bestimmt. Sie können ihr Sein nur als Dasein wahrnehmen und es von daher nicht empfinden. Weil sie sich also selbst nicht hiervon unterscheiden, sich unmittelbar und gewöhnlich nur für sich und durch sich äußern (siehe Selbstbezogenheit), müssen sie außer sich, sich selbst gegenüber äußerlich bleiben, wenn ihr eigenes Leben in ihrer Gesellschaft nur fremd auf sie zurückkommt. In ihrer Selbstentfremdung fühlen sie sich daher allseitig bedrängt (siehe auch Lebensangst) und müssen daher ihre Wirklichkeit unter dem Eindruck einer fremden Kraft erfahren, um existieren zu können (siehe hierzu auch Existenzwert). Weil ihr Leben ihnen also im Wesentlichen entfremdet und sinnlos vorkommt, füllen sie sich auch oft mit Unsinn, mit reinem Stoff, der ihre Angst vor dem Nichts, vor dem Selbstverlust im bloßen Unsinn ihrer Existzenz (siehe hierzu Existenzwert) aufhebt, sich in seiner endlosen - weil kreisförmigen - Nichtung übersättigt, um nichts in dem empfinden, was für sie nichts gelten kann, da konsumieren sie was sie nicht wirklich sein, was sie für sich und durch sich nicht sein, sondern nur haben können. Was sie konsumieren müssen, um existieren zu können, ist ein Mehrprodukt, das sie nicht in ihr wirkliches Leben integrieren, nichts daraus für sich entwickeln können und nur durch ihre Lebensangst in einem Lebensverhältnis sich einverleiben, in dem sie sich ohne Sinn und gegen jeden Sinn für sich entäußern, weil es der Überproduktion einer entwerteten Arbeit, den Krisen des kapitalistischen Produktionsprozess entspringt, der seine Verwertung nicht gesellschaftlich verwirklichen, nicht wahrmachen kann, weil sein Wertwachstum das Wirtschaftswachstum bestimmt und seine Lebenssubstanz aufsaugt und Mensch und Natur erschöpft. Konsumverhalten drückt daher ein ganzes Lebensverhältnis aus (siehe auch Konsumkultur), nicht nur das zu Sachen, sondern auch das zu Menschen, die sich als Objekte ihrer gesellschaftlichen Beziehungen wie Lebensmittel zur Konsumtion, zur Einverleibung für ihre isoliertens Bedürfnisse wahrmachen, wenn sie sich selbst zum Material ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse machen, wenn also ihre zwischenmenschlichen Beziehungen selbst nur noch warenförmig sind. Wo menschliche Bedürfnisse von ihrem Grund, von der gesellschaftlichen Lebensäußerung ihrer Entstehung - ihrer Lebensproduktion - durch den Warentausch getrennt sind, treten sie nurmehr wie das Naturphänomen eines isoliertens Körpers als ein bloßes Begehren nach irgendeiner Konsumtion auf (siehe hierzu auch das Lustprinzip der Psychoanalyse), das sich auf seine gesellschaftliche Wirklichkeit praktisch beliebig beziehen lässt, weil sie ihm gleichgültig ist. Begehren ist ja schließlich auch nur auf die äußerliche Eigenschaften eines abwesenden Mittels des Lebens oder Erlebens gerichtet, ein sehnsüchtiges Verlangen, das ungestillte Bedürfnisse zusammenfasst und zugleich von ihren konkreten Inhalten abstrahiert und prinzipiell unbefriedigt nach irgendeiner Befriedung verlangt. Von daher entsteht durch das im Grunde unstillbare Begehren eine Kraft, die Absicht einer Abstraktionskraft, die zur Substanz der Triebe, zu einer kräftig drängenden Formbestimmung der subjektiven Beziehungen wird und schließlich auch deren Inhalte selbst unmittelbar, also ohne weitere Vermittlung aufzehrt und sich in seiner triebhaft gewordenen Selbstbezogenheit als Wahrnehmungsform durch sich selbst ebenso kräftig nach außen wendet und ihre Gegenstände nichtig erscheinen lässt. Es zählt die in ihrer Wirklichkeit unentwegt schwindende Form, ihr ästhetisches Potenzial für unwirkliche Bezogenheiten eines ästhetischen Willens, wie sie sich auch in den politischen Beziehungen und also auch als politischer Wille nominell formulieren lassen (siehe hierzu auch politischer Nominalismus). Was der Arbeit nötig ist, gilt im Konsum als Möglichkeit des Lebensgenusses und bildet hierdurch auch das Bedürfnis nach einem Wirtschaftswachstum (siehe Produktionamittel). Durch die Teilung der Arbeit, durch die Veräußerung der Beziehung von Produktion und Konsumtion durch die Eigenschaften der Waren als Wertträger (siehe Wert) im Warentausch wird nicht nur das Produkt, sondern auch das Bedürfnis der Menschen isoliert und jeweils vereinseitigt, verselbständigt (siehe Dialektik). Im Konsumverhalten ist der gesellschaftliche Zusammenhang und Halt im Verhältnis seiner Verwirklichung, der Einverleibung seines Gegenstands aufgehoben, wodurch sich die Macht über diesen bestärkt. Das stellt daher früher oder später eine sublime Gewalt gegen diesen heraus, die aus der allgemeinen Abhängigkeit von seinem Gegenstand und einer dem entsprechenden ständigen Verlustangst begründet ist: Ohne ihn bleibt nichts und durch ihn ist alles da, was zum Leben nötig erscheint. Eine allgemeine Lebensangst ist daher die Grundlage einer allgemeinen Ursprungssehnsucht, die strukturell schon in der absoluten Anwesenheit von familiären Verhältnissen (siehe auch heile Welt) als Angst, dass diese zerbrechen können, angelegt ist. Nicht ein wirklicher Zusammenbruch dieser Verhältnisse nährt diese, sondern die ständige Bedrohung, dass die darin gewohnte Geborgenheit sinnlos sein oder werden könnte und keine wirkliche Welt keine Wirklichkeit für sich findet. Von daher entwickelt sich darin schon und weit darüber hinaus ein Kontrollbedürfnis, das sich dem gefühlten Nichts, dem potenziellen Selbstverlust in den hier entwickelten symbiotischen Selbstbehauptungen entgegenstellt. Dies macht dann schließlich auch in gesellschaftlichen Beziehungen, die den psychischen Bedingungen der Familie folgen, aus den Bedürfnissen eines autoritären Charakters heraus eine nationalistische Position einnimmt, die die Isolation der Wählermeinung mit entsprechenen Anmutungen und Bildern illustriert (siehe hierzu Populismus). Die Gedanken der Konsumenten kreisen weniger um die Entstehung ihrer Sache, als um die Notwendigkeit ihrer Erzeugung, vielmehr um die Möglichkeit ihrer Beschaffung, ganz gleich welche gesellschaftliche Wirklichkeit mit ihnen verbunden ist. Von da her bestimmt sich das Konsumverhalten aus der Gleichgültigkeit der Konsumenten gegen die Produzenten der gesellschaftlichen Beziehungen, die sich vor allem in den Verhältnissen ihres Geldbesitzes zwischenmenschlich ereignen. Neu ist daran nur, dass die Menschen selbst zum Material ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen geworden sind, in denen sie ausschließlich durch ihr Geldvermögen (siehe Geldwert) in einer wirklich gesellschaftlichen Beziehung stehen. Im Konsum bleibt der Gegenstand dem Menschen äußerlich, Das Konsumverhalten betreibt somit den Prozess einer privaten, gesellschaftlich abgetrennten, verselbständigten Bedürfnishaftigkeit der Menschen. Der Begriff des Individualismus steht von daher auch für die Selbstentfremdung des Menschen von seinen Bedürfnissen. Das zeigt, dass der Begriff Konsum schon selbst nur die entäußerte Befriedigung meint, die Befriedung eines menschlichen Verlangens, das für sich ohne existenzielle Notwendigkeit ist, sich auf alles bezieht, was es haben kann und dies tut, weil es die Beziehung des Habens nötig hat und bewähren muss, unendliche Beziehung auf alles, die nur im Konsum zu sich kommt, dort allerdings keine Ruhe findet. Es ist diese Beziehung eine Vorstufe von Suchtverhalten. Allererdings gibt es für ein Konsumverhalten, wenn es sich allgemein duchsetzt, auch ganz obkjektive Bedingungen: "Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (Karl Marx, MEW, Bd. 25, S. 501). Mit der Entwicklung der Produktivkraft durch die Automation der Produktion wird der Anteil der menschlichen Arbeit in den Produkten relativ geringer und könnte also auch die Aufwände der Arbeit von Menschen zunehmend an Maschinen abgeben. Doch weil und solange die Produktion vor allem zur Wertproduktion, zur Verwertung von Wert bestimmt ist, wird immer mehr Konsumtion nötig, um die Geldform von relativ wertloser werdenden Produkten in Wert zu halten. Die Mehrwertrealisation wird immer drängender und damit auch der Zwang zu einer gesteigerten Konsumtion, durch den die Krisen der kapitalistischen Produktion zumindest phasenweise abgefangen werden kann. Die Entwicklung der Produktivität der Arbeit hat die kapitalistischen Verhältnisse an ihre realwirtschaftliche Grenze getrieben, weil durch die Masse des technologischen Einsatzes der Automation den Wert der menschlichen Arbeitskraft zunehmend so gering schätzte, dass der nationale Mehrwert sich leichter aus einer internationalen Spekulation im Devisenhandel mit fiktivem Kapital einbringen ließ als durch industrielle Produktionen und deren Profite (siehe Profitrate), was den tendenziellen Fall der Profitrate in immer tiefere ökonomische Krisen getrieben hat. Das krisenhafte Kapitalverhältnis hat von daher in den reichen Ländern das Verhältnis von Subjekt und Objekt der Produktion und Konsumtion, von Realwirtschaft und Kapitalwirtschaft, von Wertbildung und Preisbildung in seiner gesellschaftlichen Funktionalität umgekehrt und dem Konsum in ihrem Krisenmanagement eine zentrale gesellschaftliche Rolle eingeräumt (siehe hierzu auch Tittytainment). Die Konsumkultur in diesen Ländern hat seitdem ihren Kulturkonsum zu einer Ereignisproduktion ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen getrieben, die sich in einem weitgehenden gesellschaftlichen Selbstverlust der bürgerlichen Persönlichkeiten darstellte, so dass sich im Konsumverhalten der Kleinbürger ein mächtiges Spießbürgertum durchsetzte, dem sich auch die nationalistischen Tendenzen der Repräsentanten des Mittelstandes (siehe repräsentative Demokratie) zugesellten, denn dem Konsum blieb nach wie vor das Vorhandensein von Produkten vorausgesetzt, die zunehmend durch Austeritätspolitik aus den armen Ländern erpresst wurden. Wirkung hat der Konsum jedoch nur subjektiv im Kosumverhalten, im Konsumverhältnis der Menschen, also in den Beziehungen, welche deren Subjekte zu sich selbst haben, jenen Regungen der Selbstgefühle, welche im Konsum verschoben und in ihrem Sinn verrückt oder entrückt werden. Dort verläuft der Abstraktionsprozess der menschlichen Sinnlichkeit durch die Abtötung ihrer >Wahrheit (siehe tote Wahrnehmung) selbst, in welchem durch Verrückung von Bedürfnissen zu einem objektiv notwendigen Bedarf der Füllung und Erfüllung die Aufregung der Regungen zu einem abstrakt menschlichen Sinn der Selbstwahrnehmung aufgehoben wird, zu einem Sinn, der nicht wahr sein kann, sondern wahr gemacht werden muss. Indem auf diese Weise die Erregungen untergehen, findet jede Aufregung eine sinnliche Lösung in ihrem Ursprung, wird zu einer Gewohnheit von Gefühlen gewandelt, zu einem gewöhnlichen Gefühl, das mit allem auskommt, weil es alles für sich hat, was ohne sich nichts ist und sich in Massengefühlen zu emanzipieren meint. Dies macht schließlich die Identität von ökonomischen und kulturellen Interessen aus: Das isolierte Gefühl wird zum Gefühl einer Isolation, welches im Konsum verschwindet. Und nichts ist für das Krisenmanagement des Kapitalismus bedeutsamer, als der Konsum, durch den der Trieb der Produktion in Gang gehalten wird, wo seine Produktion im Mangel an Realisationsmöglichkeiten zu versanden droht. Wo Konsum herrscht, werden allerdings die "Opfer" an die Lebens- und Arbeitswelt in ihrer Sinnlosigkeit ihrer Existenz selbst als Existenzwert manifest und können oft sogar bei verschlechtertem Lebensstandard dennoch dennoch ihre objektiv schlechten Lebensverhältnisse subjektiv leichter ertragen, weil sie durch ihre Erlebnisse um ihr wirkliches Leben erleichtert werden, indem sie jeden Sinn übertönen, absättigen und zum Selbsterlebnis machen, zu einem Unsinn voller Selbsterfahrung, der seinen Sinn für das Leben selbst negiert, indem er ihn entleibt. Im Zuzeln an den Belustigungen des Konsumangebots, im Tittytainment, erstirbt jede Lebenswirklichkeit in unendlicher Selbstverstümmelung, die als Glück erscheint, wo sie Unglück bringt, weil und indem sie in der Verzehrung von Gegebenheiten die Menschen auszehrt und verblödet wie einen Süchtigen, der sowieso nur geboten haben will, was ihm in seiner Sucht geboten ist, nämlich das zu konsumieren, was ihn am Überleben hält. Es ist nicht nur der Untergang jeder Gegenständlichkeit, nicht nur das Ausgeschlossensein vom eigenen Leben, sondern ein Leben in dem, was seine eigene Wahrheit scheut, weil es das wahrhaben muss, was nicht wahr sein kann. In den zwischenmenschlichen Verhältnissen erfordert der Konsum menschlicher Beziehungen ihre Selbstentleibung als Selbsthingabe, weil sie darin nicht nur wechselseitiges Mittel, sondern auch eine von der Wahrnehmung bestimmte Vermittlung sich schaffen müssen. Darin geben sie ihr Leben als Lustprinzip weiter, das sich wesentlich nur gegen wirkliche Lust fortbestimmen könnte und durch ein Realitätsprinzip beschränkt sein soll. | ![]() |