"Ware, die als Kapital verliehen wird, wird nach ihrer Beschaffenheit als fixes oder zirkulierendes Kapital verliehen. Das Geld kann in beiden Formen verliehen werden, als fixes Kapital z.B., wenn es in der Form der Leibrente zurückgezahlt wird, so daß mit dem Zins immer auch ein Stück Kapital zurückfließt. Gewisse Waren können der Natur ihres Gebrauchswerts nach immer nur als fixes Kapital verliehen werden, wie Häuser, Schiffe, Maschinen usw. Aber alles verliehene Kapital, welches immer seine Form und wie die Rückzahlung durch die Natur seines Gebrauchswerts modifiziert sein mag, ist immer nur eine besondre Form des Geldkapitals." (MEW 25, S. 356 f.) Ein ausgeliehenes Kapital fließt doppelt zurück indem es sich selbst kaufen kann, also als Preis eins Kaufmittels Mehrwert einzieht und zugleich in seiner Werterhaltung als Zahlungsmittel Mehrwert durch sein bloßes Eigentumsrecht, durch den Eigentumstitel eines Zahlungsversprechens erwirkt. Kredite werden vergeben, um auf der einen Seite Geld als Kapital zu verwerten, auf der anderen Vorteile in den Verhältnissen der Konkurrenz der Einzelkapitale bei fallender Profitrate zu beziehen. Hierdurch entsteht innerhalb der Kapitalzirkulation ein Gebrauchswert zweiten Grades: Der Gebrauchswert des Geldes als bloßes Zahlungsmittel, das sich auf dem Finanzmarkt zugleich als Kaufmittel verwerten lässt. "Geld - hier genommen als selbständiger Ausdruck einer Wertsumme, ob sie tatsächlich in Geld oder Waren existiere - kann auf Grundlage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt werden und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebnen Wert zu einem sich selbst verwertenden, sich vermehrenden Wert. Es produziert Profit, d.h. es befähigt den Kapitalisten, ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehrwert, aus den Arbeitern herauszuziehn und sich anzueignen. Damit erhält es, außer dem Gebrauchswert, den es als Geld besitzt, einen zusätzlichen Gebrauchswert, nämlich den, als Kapital zu fungieren. Sein Gebrauchswert besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt, produziert. In dieser Eigenschaft als mögliches Kapital, als Mittel zur Produktion des Profits, wird es Ware, aber eine Ware sui generis. Oder was auf dasselbe herauskommt, Kapital als Kapital wird zur Ware." (MEW 25, S. 415) Doch die Verschuldung durch Kredite hat ihren doppelten Preis. Zum einen den Preis für einen entzogenen Geldwert durch den Zins pro Verleihzeit und zum anderen den Preis für den Vorgriff auf Extraprofite durch "Surplusgeschäfte". Ursprünglich war dieser Geldhandel im Bedürnis nach gesteigertem Warenabsatz des Warenhandelskapitals entstanden, um einem Fall der Profitrate entgegen zu steuern und aus dem überschüssigen Mehrprodukt einen Geldwert zu realisieren, der ohne dies nurmehr Fiktion, fiktives Kapital bleiben würde. "Der Großhändler macht dem Kleinhändler Warenvorschüsse, während er selbst solche vom Fabrikanten oder vom Kommissionär erhält. Jeder borgt mit der einen Hand und leiht mit der andern, zuweilen Geld, aber weit häufiger Produkte. So vollzieht sich, in den industriellen Beziehungen, ein unaufhörlicher Austausch von Vorschüssen, die sich kombinieren und in allen Richtungen durchkreuzen. Grade in der Vervielfältigung und dem Wachstum dieser gegenseitigen Vorschüsse besteht die Entwicklung des Kredits, und hier ist der wahre Sitz seiner Macht." (Ch. Coquelin zitiert nach Marx in MEW 25, S. 415) Jeder Verschuldung durch einen Kredit steht eine Geldmenge gegenüber, die sich darin dargestellt, also eine zweite Wertdarstellung im Schuldschein, in der Zahlungspflichtigkeit hat. Mit der Schuldentilgung kommt der Geldwert und er Preis hierfür, der Zins, an den Kreditgeber zurück und hinterlässt einen neuen Sachwert beim Schuldner, der durch die Verschuldung herzustellen war. Schulden entstehen durch Ausgaben, die durch künftige Einnahmen bezahlt werden. Sie entstehen entweder aus Geldverhältnissen, weil Bezahlungen für Anschaffungen fällig sind und entsprechende Einnahmen zwar zu erwarten, aber noch nicht ergangen sind - also aus der Geldzirkulation kommen, oder um die eigene Produktivität durch Anschaffung zu erhöhen, durch die mehr Einnahmen wahrscheinlich sind, also aus der Produktion kommen. Während erstre Verschuldung lediglich aus einem Zeitverzug, aus dem Zeitverhalten von Zahlungsanweisungen (Wechsel) entstehen und mit der Zeit innerhalb der bestehenden Rechtsordung auch überwunden sind, hängt die Verschuldung für Investitionen von den Konkurrenzverhältnissen auf den Waren- und Arbeitsmärkten ab. Sie entstehen aus der Konkurrenz um optimale Produktivität in den Produktuktionsverhältnissen der Kapitalverwertung, wodurch ein höherer Mehrwert durch ein verbessertes Produktionsniveau durch Kredite möglich zu sein scheinen, die mit diesem Mehrwert kurzfristig oder auf Dauer getilgt werden können. Es muss für die Abzahlung der Kredite doppelt gerbeitet werden: Einmal wie gewohnt zum Erhalt der hierfür aktiven Existenzen, und zudem für einen Mehrwert, dessen Notwendigkeit durch die Rückzahlung des Kredits und seiner Zinsen hinzugetreten ist. Nach Tilgung und Bezahlung der Zinsen ist die Schuld aufgehoben, während die damit erstandenen Produktionsmittel noch weiterhin zur Mehrwertbildung arbeiten können. Als Schuldgeld bestehen sie sie aber fort, wenn für diesen Schuldendienst erneut Kredite aufgenommen werden müssen, um dem Niedergang der eigenen Existenz zu entgehen. Durch Kreditversicherungen (siehe auch Derivatenhandel) lassen sich diese zusätzlichen Aufwände zwar einregeln, aber nicht tilgen. Solange durch diese Versicherung Geld für den Erhalt von Schuldpflichtigkeiten zirkuliert, können Zahlungspflichtigkeiten selbst zu Waren werden, also auch wie Geld als Kaufmittel ausgetauscht und als dieses eigenständig werden. Der Handel mit Schuldtitel wird zu einem eigenständigen System auf den Finanzmärkten, die in der Form von Eigentumstitel ihren Wert transportieren: Zu einem Schuldgeldsystem. Jeder Verschuldung steht eine Geldmenge gegenüber, die sich darin dargesteltt, also eine zweite Wertdarstellung im Schuldschein, in der Zahlungspflichtigkeit hat. Mit der Schuldentilgung kommt der Geldwert an den Gläubiger zurück und hinterlässt einen neuen Sachwert beim Schuldner, der durch die Verschuldung herzustellen war, während es dem Gläubiger seinen Geldwert (mit Zins oder Dividende) zurückerstattet. Der Mehrwert des Geldes, das wurde hierbei verdoppelt durch Zins for das Wertwachstum auf der einen Seite und Mehrprodukt (Neuanschaffung und Produktivitätswachstum als Wirtschaftswachstum) auf der anderen. Ein Kredit stellt daher volkswirtschaftlich die Doppelbuchung eines Geldbetrags dar, weil darin Geld als Zahlungsmittel zugleich als Kaufmittel fungiert, also durch sich selbst schon jenseits aller Produktivität sowohl Subjekt wie Objekt dieses Verhältnisses, also vollständig verselbständigt wirksam ist. Indem Geld einmal als Ausgabe des Verleihers mit dem Anspruch auf Rückzahlung einen Schuldschein bezahlt, also für den Gläubiger an den Wertausgleich als Soll, als Haben seines Glaubens zu Buche geht, stellt es zum anderen schon ein Kapital dar, welches vom Schuldner als Haben seines Sollens, als Vorschuss investiert wird und aus einer Produktion einen Mehrwert beziehen muss, der den Kredit zu decken hat. Aber das Haben vom Kaufmittel Geld ist gesellschaftliche Verfühungdmacht, das Haben vom Zahlungsmittel Geld besteht als Notwendigkeit, dessen Wert zu verdoppeln, ihn für sich zu besitzen und zugleich zurück zu bezahlen. Was dem einen an Leben zugetragn wird, wird dem anderen an Leben entzogen. Der Wert des Geldes hat sich in einen Kredit transferiert, der völlig getrennt von seiner Herkunft nun von einem Geldverleiher als Gebrauchswert für Investitionen angeboten und durch den Borgenden in die Preisbildung eingebracht wird. Und darin herrscht dann deshalb der Druck, sowohl den Wert der Kredite, den Zins, "frisch" zu erarbeiten, wie auch die Wertsteigerung der durchschnittlichen Produktivkraft beizubringen, also einen zweifachen Wachstumswert des Geldes zu erzeugen. Ein Schuldgeldsystem beruht schlicht auf einem allgemeinen Verwertungsdruck, der fiktives Kapital, der aus unrealisierbarem Mehrwert über Kredite in zweiter Ebene werthaltig machen soll, indem er das negativ existente Realkapital durch den Finanzmarkt zu überwinden sucht (siehe auch Negativverwertung), indem er also dadurch die bereits erfolgte, aber nicht realisierte Ausbeutung der Arbeit verdoppelt. Es betreibt Ausbeutung in zweiter Instanz und verdoppelt die Macht des Kapitals als Macht über die Reproduktionsbedingungen der Menschen einrseits und den Bürgen für eine Pflichtschuldigkeit (z.B. für Betriebs- oder Staatschulden) andererseits. Jeder Kredit zielt vor allem darauf, Geld als Zahlungsmittel zu verwerten, indem er Geld als Kaufmittel vorstreckt. Aber die damit eingegangene Zahlungsverpflichtung stellt einen gedoppelten Wert dar: nämlich den der damit erstandenen Waren oder Produktionsmittel einerseits und zugleich den Wert des kreditierten Geldes, das sich der Gläubiger gutschreibt. Und diese Doppelbuchung muss durch die intensivierte Belastung auch durch doppelten Aufwand aus der Lebenswelt der Menschen eingebracht werden, einmal als Zahlungsmittel für den Verbrauch an Gebrauchswerten und zum anderen als Mehrarbeit für die Entwicklung, die bereits durch den Geldbetrag des Kredits finanziert, und also Vergangenheit ist, obwohl sie erst noch erbracht werden muss. Kapitalismus ist eigentlich nichts anderes als ein System von vorgeschossenem Geld, das zu mehr Geld werden soll, indem es produktiv, also durch die Mehrwertproduktion der Arbeit verwertet und als Wertwachstum realiisert wird. Dieser Vorschuss kann für Investitionen in die Produktion z.B. als Aktie gegeben werden, die sich am Produktionsrisiko beteiligt und deshalb Dividenten ausschüttet, oder als Kredit, der aus dem Umlauf des Geldes unter den Bedingungen der durchschnittlichen Profitrate entnommen wird, um damit Extraprofite zu machen. Der Wert des Kapitalvorschusses ist außer seinem Geldwert der Zins, sein Ertrag der Mehrwert. Der Wert von Wertpapieren ergeht im Unterschied hierzu aus ihrem Preis, also aus der Geldzirkulation, durch den fiktiv gewordenes Kapital sich einen Anteil am Wertwachstum aus dem Verhältnis der konkurrienden Mehrwertraten, also der Ausbeutungsraten der konkurrierenden Einzelkapitale erhofft. Seit es den Kapitalismus gibt, gibt es den Kapitalvorschuss, also das Geld, das vorgeschossen wird, um daraus mehr Geld zu machen. Schon auf dieser Ebene herrscht ein Sollen, die Notwendigkeit, den Wert des ausgebenen Geldes einzulösen (siehe Arbeitswerttheorie) und zugleich mehr Wert zu schaffen, welcher der einzige Grund sein kann, dass Geld vorgestreckt wird. Der Kapitalismus beruht von daher immer schon auf einer Verschuldung, die der Geldbesitzer in der Regel allerdings nicht wirklich einzulösen hat, wenn und solange es ihm gelingt, durch die Aneignung fremder Arbeit einen Mehrwert zu erzeugen, der das ausgegebene Geld nicht nur reproduziert, sondern auch den Vorschuss befriedigt, also den Grund einlöst, für den Geld vorgeschossen wird. Insofenr kann man sagen, das der Kapitalismus selbst schon auf einem Verschuldungsprinzip beruht, wie es durch das Kreditsystem auch auf der Ebene des Finanzsystems fortgetrieben wird. Wesentlich ist hier nur, dass Kapital selbst zu einer Ware wird, die keinen realen Gebrauchswert hat, sondern neben den Gebrauchswerten, die der Warentausch im Geldausdruck schon allgemein voraussetzt den Gebrauchswert des Kapitals bietet, aus Geld mehr Geld zu machen. Auf dem Geldmarkt für sich genommen ist Kapital zunächst mal nur ein Mehrwert, der nicht real ist, der also nur in der Vorstellung existiert, weil er einem Zahlungsversprechen bei einer Kreditvergabe entnommen ist. In dieser Einfachheit ist es ein Rechtstitel auf einen bestimmten Geldbetrag, der zwar politisch, nicht aber wirklich ökonomisch im Geldwert existiert. Im Kredit ist er nicht realisiert, obwohl darin durchaus produzierter Mehrwert, der Wert einer wirklichen Mehrarbeit enthalten sein kann. Er zirkuliert im Kredit zunächst noch als Geldbetrag, als Teil der Preissumme, die als Maß der Werte fungiert, und kann im Zins auch Ertrag nur deshalb realisieren, weil er aus dem Produktionsprozess heraus in den Warentausch geraten war und als Gebrauchswert des Geldes im Maßstab der Preise verkauft wird. Aus Ware gegen Geld (W-G) existiert der Mehrwert dann im Geld für mehr Geld (G-G') als Zins. Der Kredit selbst stellt noch keinen vollständig realisierten Mehrwert dar, solange dieser keine Darstellung in den Warenpreisen findet, das heißt: solange die damit hergestellten Produktwerte noch nicht nicht verkaufbar sind, z.B. weil sie zu teuer für die Nachfrage wären oder als Fortschritt der Produktion auf dem Markt noch nicht wirksam sind. Seine Realisierung bleibt weiterhin offen, bis aus dem Mehr an Geld auch wieder mehr Warenwert werden könnte, wenn aus G-G' dann G'-W' entstünde und das Warenhandelskapital auf dem Warenmarkt ausgeglichen wäre. Die Finanzwirtschaft kommt dann wieder in die Realökonomie zurück, wenn durch eine erweiterte Produktivität der Arbeit es möglich macht, dass der Geldwert des Kredits, seine Kosten (Zins) und die Realisierung seines Werts durch erneute Produktion und deren Produktabsatz ersetzt werden können. Gelingt das nicht, so besteht Geld nur noch in einem Zahlungsverspechen fort und besteht als fiktives Kapital, durch welches der Finanzmarkt seine eigenen Verhältnisse im Handel mit Wertpapieren gründet. Mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals wurde das Verhältnis von Wertbildung und Preisbildung umgkehrt, die Mehrwertproduktion zu einer Negativverwertung des fiktiven Kapitals getrieben und durch ein Schuldgeldsystem der Realwirtschaft entzogen und totalisiert. Jeder Schuldner muss Mehrwert im Nachhinein seiner Geldaufnahme schaffen, um seine Zahlungsversprechen einzulösen und das darin fiktiv formulierte Kapital als Geldwert zu realisieren. Es ist damit der Prozess der Machtverhältnisse im Verhältnis der Produuktion zur Geldzirkulation zwar umgekehrt, bleibt aber nach wie vor bestimmt durch die Mehrwertproduktion, weil fiktives Kapital die Mehrarbeit als unbezahlte Arbeit zur Wertdeckung des Geldes erzwingt. Nicht mehr das Produkt stellt jetzt allerdings die Macht des Kapitals dar, das teuer verkauft wird, um Mehrwert zu realisieren, sondern die Kaufkraft des Geldes, das durch die Preisbildung über Eigentumstitel - wie z.B. Wertpapiere, Gebühren, Mieten oder Termin- und Derrivatenhandel - dem zirkuliernden Kaufmittel Wert enztieht, um die Wertdeckung von fiktivem Kapital zu erfüllen. Dessen Macht verhält sich dann über den Konsum relativ wertloser Güter gegen die Ohnmacht der Arbeit als Notwendigkeit der Schuldentilgung durch unbezahlte Arbeit im Nachhinein. Die Klassengegensätze sind damit nicht verschwunden. Sie haben sich in ihrer Existenzform zu einem Existenzwert der Armut gegen den Reichtum an fiktivem Kapital totalisiert und sich in Staaten und Agenturen der Schuldpflichtigkeit (z.B. über ein gigantisches Maß an Staatsverschuldungen) institutionalisiert. Der allgemeinste Klassengegensatz besteht zwischen Gläubigerstaaten und Schuldnerstaaten. Sie betreiben insgesamt die Ausbeutung von Mensch und Natur, die sich über ein weltweites Schuldgeldsystem vervielfacht hat, das seine Schulden über den Existenwert von Eigentumstitel, über eine rücksichtslose Austeritätspolitik gegen die politisch erzeugte und allgemeine grassierende Armut auf der Welt eintreibt. Das Problem des Kapitalismus, die Verwertungsproblematik des Geldes, beruht darauf, dass Geld eigentlich erst erarbeitet sein muss, bevor es aufgeschatzt und vorgeschossen werden kann, und dass es seinen Wert verliert, wenn der Vorschuss keinen Mehrwert als mehr Geld, als Profit erbringt. So ist ihm schon die Warenzirkulation wie auch die Geldzirkulation vorausgesetzt, worin eine Wertmasse bewegt wird, die es zulässt, dass Geld für Kredite festgehalten werden kann, damit sie als Zahlungsmittel blockiert werden und als bloßes Kaufmittel fungieren können. "Das Kreditgeld entspringt unmittelbar aus der Funktion des Geldes als Kaufmittel, indem Schuldzertifikate für die verkauften Waren selbst wieder zur Übertragung der Schuldforderungen zirkulieren. Andrerseits, wie sich das Kreditwesen ausdehnt, so die Funktion des Geldes als Kaufmittel. Als solches erhält es eigne Existenzformen, worin es die Sphäre der großen Handelstransaktionen behaust, während die Gold- oder Silbermünze hauptsächlich in die Sphäre des Kleinhandels zurückgedrängt wird." (Marx in MEW 23, S. 153 f)) Indem bei einem Kredit Geld selbst schon als Ware gehandelt wird, die dem einen Wert zuträgt und dem anderen die Notwendigkeit, Geld zu schaffen zuweist, ist das Kreditwesen ein System der Werteintreibung, die den Borger in dem Maße belastet, wie er nicht nur den Wert des gelkiehenen Geldes beibringen muss, als auch den durchschnittlichen Profit, der zum Zeitpunkt des Ausleihens durch Geldaugabe bei gegebner Produktivkraft (siehe Durchschnittsprofitrate) zu machen ist. Zudem muss er für seine weitere Reproduktion auch die Produktivität der Arbeit halten, wie sie in der Zeit bis zur Rückzahlung des Kredits durchschnittlich erreicht wird und sich auf dem Markt in den Preisverhältnissen der Waren (siehe Tauschwert) darstellt. Er muss also über seine eigene Reproduktion hinaus einmal den Wert des vorgestreckten Kapitals, den Zins beischaffen, wie auch das reale Wachstum der Produktivität, wodurch sich dann nach gegebener Zeit der Geldwert darstellt, erwerben. Darauf beruht das Kreditbestimmte Wertwachstum und dadurch unterscheidet sich schon von vornherein die Tätigkeit des Verleihers, dem reicheren Geldbesitzer, von der des Borgers, der sich als der abhängige Geldbesitzer zu diesem Wertwachstum verpflichtet hat - eben dadurch, dass durch einen Kredit Geld selbst als eine Ware gehandelt wird, von der alleine der Gebrauchswert des Geldes, aus Geld mehr Geld zu machen im Handel steht. "Es muß nie vergessen werden, daß hier das Kapital als Kapital Ware ist oder daß die Ware, um die es sich hier handelt, Kapital ist. Die sämtlichen Verhältnisse, die hier erscheinen, wären daher irrationell vom Standpunkt der einfachen Ware aus, oder auch vom Standpunkt des Kapitals, soweit es in seinem Reproduktionsprozeß als Warenkapital fungiert. Verleihen und Borgen, statt des Verkaufens und Kaufens, ist hier ein aus der spezifischen Natur der Ware - des Kapitals - hervorgehender Unterschied. Ebenso daß das, was hier gezahlt wird, Zins ist, statt des Preises der Ware. Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen, so ist dies eine irrationelle Form des Preises, durchaus im Widerspruch mit dem Begriff des Preises der Ware. Der Preis ist hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reduziert, daß er eine bestimmte Geldsumme ist, die für irgend etwas, was so oder so als Gebrauchswert figuriert, gezahlt wird; während seinem Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrückten Wert dieses Gebrauchswerts." (Marx in MEW 25, S. 366) Das Kreditieren der Produktion ist eine Umkehrung der Wirtschaft zu einem System des Geldbesitzes, das dazu führt, dass immer mehr Geld aufgehäuft wird, das der Produktion entnommen wird, um die Sicherheit und Macht des Geldbesitzes zu mehren, während immer mehr Wert der Verfügung der Menschen entzogen wird und ihr Leben immer unsicherer und einseitiger und ohnmächtger macht. Das Kreditsystem stellt eine politische Verpflichtung dar, die sich über die realen Wirtschaftsverhältnisse wie ein Damoklesschwert verhält: Entweder man dient der Geldvermehrung, also dem Wertwachstum, oder man geht in einer solchen Gesellschaft unter. "Das Kapital manifestiert sich als Kapital durch seine Verwertung; der Grad seiner Verwertung drückt den quantitativen Grad aus, worin es sich als Kapital realisiert. Der von ihm erzeugte Mehrwert oder Profit - seine Rate oder Höhe - ist nur meßbar durch seine Vergleichung mit dem Wert des vorgeschoßnen Kapitals. Die größre oder geringre Verwertung des zinstragenden Kapitals ist daher auch nur meßbar durch Vergleichung des Zinsbetrags, des ihm zufallenden Teils des Gesamtprofits, mit dem Wert des vorgeschoßnen Kapitals. Wenn daher der Preis den Wert der Ware, so drückt der Zins die Verwertung des Geldkapitals aus und erscheint daher als der Preis, der dem Verleiher für dasselbe gezahlt wird. Es ergibt sich hieraus, wie abgeschmackt es von vornherein ist, die einfachen Verhältnisse des durch Geld vermittelten Austausches, von Kauf und Verkauf, hierauf direkt anwenden zu wollen, wie Proudhon tut. Die Grundvoraussetzung ist eben, daß Geld als Kapital fungiert und daher als Kapital an sich, als potentielles Kapital einer dritten Person übermacht werden kann. Als Ware aber erscheint das Kapital selbst hier, soweit es auf dem Markt ausgeboten und wirklich der Gebrauchswert des Geldes als Kapital veräußert wird. Sein Gebrauchswert aber ist: Profit zu erzeugen. Der Wert des Geldes oder der Waren als Kapital ist nicht bestimmt durch ihren Wert als Geld oder Waren, sondern durch das Quantum Mehrwert, das sie für ihren Besitzer produzieren. Das Produkt des Kapitals ist der Profit. Auf Grundlage der kapitalistischen Produktion ist es nur verschiedne Anwendung des Geldes, ob es als Geld verausgabt oder als Kapital vorgeschossen wird." (Marx in MEW 25, S. 367) Da Kredite das Kapital antreiben, immer mehr Wert zu produzieren, stoßen sie relativ schnell an die Grenzen der Wertbildung, die ja organisch nur durch das Vermögen der produktiven Arbeit besteht, Mehrwert zu schaffen, und mit wachsender Produktivität relativ immer weniger Mehrwert erzeugen kann. Das Kreditwesen betreibt von daher eine Spirale der Geldverwertung, wodurch Geld immer weniger reale Werte darstellt und einen immer fiktiveren Wert hat, je weiter die Schuldverschreibungen selbst gehandelt werden (siehe fiktives Kapital), ist nicht neu. Schon 1839 beschreibt ein Ökonom namens W. Leatham (Bankier in Yorkshire)in der englischen Fachzeitschrift "Letters on the Currency", das Unverhältnis der realen Werte zum fiktiven Kapital, das in Schuldscheinen, Zahlungsversprechen und spekulativen Wertpapieren zirkuliert: "Die Wechsel sind ein Bestandteil der Zirkulation, von größerm Betrag als alles übrige zusammengenommen." (p. 3, 4.) - "Dieser enorme Überbau von Wechseln ruht (!) auf der Grundlage, gebildet durch den Betrag der Banknoten und des Goldes; und wenn im Lauf der Ereignisse diese Grundlage sich zu sehr verengert, gerät ihre Solidität und selbst ihre Existenz in Gefahr." (p. 8.) -"Schätzt man die ganze Zirkulation" {er meint die Banknoten} "und den Betrag der Verpflichtungen sämtlicher Banken, wofür sofortige Barzahlung verlangt werden kann, so finde ich eine Summe von 153 Millionen, deren Verwandlung in Gold nach dem Gesetz verlangt werden kann, und dagegen 14 Millionen in Gold, um diese Forderung zu befriedigen." (p. 11.) - "Die Wechsel können nicht unter Kontrolle gestellt werden, es sei denn, daß man den Geldüberfluß und den niedrigen Zinsfuß oder Diskonto verhindert, der einen Teil davon erzeugt und diese große und gefährliche Expansion ermuntert. Es ist unmöglich zu entscheiden, wieviel davon von wirklichen Geschäften herrührt, z.B. von wirklichen Käufen und Verkäufen, und welcher Teil künstlich gemacht (fictitious) ist und nur aus Reitwechseln besteht, d.h. wo ein Wechsel gezogen wird, um einen laufenden vor Verfall aufzunehmen und so durch Herstellung bloßer Umlaufsmittel fingiertes Kapital zu kreieren. In Zeiten überflüssigen und wohlfeilen Geldes weiß ich, daß dies bis zu einem enormen Grade geschieht." (p. 43, 44.)" (zitiert nach Marx in MEW 25, S. 414) Die Zukunft der Produktion wird zur Realität der sie tragenden Macht: Der Staatsmacht. Dies alles ist schon lange, spätestens seit 1839 bekannt. Sio schreibt Marx: "Was die sog. Antizipation betrifft, z.B. bei Staatsschulden, so bemerkt Ravenstone bezüglich derselben mit Recht: "Indem sie vorgeben, die Ausgaben der Gegenwart in die Zukunft zu verschieben; indem sie behaupten, daß man die Nachkommenschaft belasten kann, um die Bedürfnisse der heutigen Generation zu befriedigen, behaupten sie das Absurde, daß man konsumieren kann, was noch nicht besteht, daß man von Lebensmitteln leben kann, ehe deren Samen in die Erde gesät worden sind." (R[avenstone.] l.c.p. 8.) "Die ganze Weisheit unserer Staatsmänner läuft auf eine große Übertragung von Eigentum von einer Klasse von Personen auf eine andere hinaus, indem sie einen enormen Fonds zur Belohnung von Spekulationen und Unterschlagungen schaffen." (l.c.p. 9.)" (Marx-Engels-Werke Bd.26.3, S. 303f) Staatsverschuldung ist die hohe Kunst der Kreditierung und Verbürgung der Staatsbürgrer als Garanten der Geldwerte. Aber die Staatsverschuldung feudalisiert zugleich die bürgerliche Gesellschaft und bringt den Zerfall von Wirtschaft und Demokratie mit sich. "Das System des öffentlichen Kredits, d.h. der Staatsschulden, dessen Ursprünge wir in Genua und Venedig schon im Mittelalter entdecken, nahm Besitz von ganz Europa während der Manufakturperiode. Das Kolonialsystem mit seinem Seehandel und seinen Handelskriegen diente ihm als Treibhaus. So setzte es sich zuerst in Holland fest. Die Staatsschuld, d.h. die Veräußerung des Staats - ob despotisch, konstitutionell oder republikanisch - drückt der kapitalistischen Ära ihren Stempel auf. Der einzige Teil des sogenannten Nationalreichtums, der wirklich in den Gesamtbesitz der modernen Völker eingeht, ist - ihre Staatsschuld. Daher ganz konsequent die moderne Doktrin, daß ein Volk um so reicher wird, je tiefer es sich verschuldet. Der öffentliche Kredit wird zum Credo des Kapitals. Und mit dem Entstehen der Staatsverschuldung tritt an die Stelle der Sünde gegen den heiligen Geist, für die keine Verzeihung ist, der Treubruch an der Staatsschuld." (Marx in MEW 23, S. 782) Wesentlich für die Kreditverhältnisse ist die Verdopplung der Wertdarstellung des Geldes vom Resultat und zum Potenzial der Wertbildung. "Was der Käufer einer gewöhnlichen Ware kauft, ist ihr Gebrauchswert; was er zahlt, ist ihr Wert. Was der Borger des Geldes kauft, ist ebenfalls dessen Gebrauchswert als Kapital; aber was zahlt er? Sicher nicht, wie bei den andren Waren, ihren Preis oder Wert. Zwischen Verleiher und Borger geht nicht, wie zwischen Käufer und Verkäufer, ein Formwechsel des Werts vor, so daß dieser Wert das eine Mal in der Form des Geldes, das andre Mal in der Form der Ware existiert. Die Dieselbigkeit des weggegebnen und des rückempfangnen Werts zeigt sich hier in ganz andrer Weise. Die Wertsumme, das Geld, wird fortgegeben ohne Äquivalent und wird nach einer gewissen Zeit zurückgegeben. Der Verleiher bleibt immer Eigentümer desselben Werts, auch nachdem dieser aus seiner Hand in die des Borgers übergegangen ist. Beim einfachen Warenaustausch steht das Geld stets auf seiten des Käufers; aber beim Verleihen steht das Geld auf seiten des Verkäufers. Er ist es, der das Geld für eine gewisse Zeit weggibt, und der Käufer des Kapitals ist es, der es als Ware erhält. Dies ist aber nur möglich, soweit das Geld als Kapital fungiert und daher vorgeschossen wird. Der Borger borgt das Geld als Kapital, als sich verwertenden Wert. Es ist aber nur erst Kapital an sich, wie jedes Kapital in seinem Ausgangspunkt, im Augenblick seines Vorschusses. Erst durch seinen Gebrauch verwertet es sich, realisiert es sich als Kapital. Aber als realisiertes Kapital hat der Borger es zurückzuzahlen, also als Wert plus Mehrwert (Zins); und der letztre kann nur ein Teil des von ihm realisierten Profits sein. Nur ein Teil, nicht das Ganze. Denn der Gebrauchswert für den Borger ist, daß es ihm Profit produziert. Sonst hätte keine Veräußerung des Gebrauchswerts von seiten des Verleihers stattgefunden. Andrerseits kann nicht der ganze Profit dem Borger zufallen. Er zahlte sonst nichts für die Veräußerung des Gebrauchswerts, und er gäbe das vorgeschoßne Geld an den Verleiher nur als einfaches Geld zurück, nicht als Kapital, als realisiertes Kapital, denn realisiertes Kapital ist es nur als G + DeltaG. Beide geben dieselbe Geldsumme als Kapital aus, der Verleiher und der Borger. Aber nur in der Hand des letzteren fungiert sie als Kapital. Der Profit wird nicht verdoppelt durch das doppelte Dasein derselben Geldsumme als Kapital für zwei Personen. Es kann für beide als Kapital nur fungieren durch Teilung des Profits. Der dem Verleiher zufallende Teil heißt Zins." (Marx in MEW 25, S. 365f)
|
![]() |
|