Im Kult wird eine bestimmte Stimmung vergemeinschaftet und dadurch die Last gegenläufiger Empfindngen in der Anstimmung vergemeinschafteter Gefühle zu einem gemeinen Selbstgefühl aufgelöst und also die Bedingungen von Aufmerksamkeitsstörunrung ausgeschaltet und in entsprechenden Ritualen erneuert. Ein Kult wird so zur Liturgie der Selbstgefühle, der Gewohnheit einer abstrakten Identität, die durch die bloße Beteiligung und Anwesenheit gleichgesinnter Menschen (siehe hierzu Gesinnung) in der Anwesenheit ihrer versammelten Gefühle durch die Vorstellung einer allgemeinen Selbstbezüglichkeit, durch die Bilder aus einer Ereignisproduktion (siehe auch Medien) vergemeinschaftet wird (siehe auch Bildungsbürgertum). Darin treffen sich Massengefühle zur Verallgemeinerung ihrer persönlichen Selbstbezogenheit durch ihre objektiven Selbstgefühligkeit, wodurch das für die Beteiligten gegenständlich ist, was sie in der Masse ihrer Selbstgefühle wie in einer religiösen Veranstaltung überkommt (siehe auch Liturgie). Darin werden die Gewohnheiten abstrakt menschlicher Beziehungen zum Ritual einer prominenten Wahrnehmungsidentität, sobald sie in zwischenmenschlichen Verhältnissen durch ihre Selbstlosigkeit sinnlos - und also beliebig - geworden sind. Sie verlangen dann schon im bloßen Vorübergehen nach einer Prominenz, soweit die sich durch kulturbestimmte Ereignisse veranstalten mit dem entsprechende Liturgien ermöglichen kann. Deren Sinn kann nur noch positiv sein, denn er steht alleine schon durch den Selbstverlust der Kultur, durch die Selbstlosigkeit der Menschen nicht in Frage und lässt sich daher auch beliebig vermengen. Er ist in seiner Verselbständigung selbst nur noch eine Prothese des Beisammenseins. Aber er muss sich darin immerhin noch zum Selbsterhalt (siehe auch Reproduktion) objektiver Selbstgefühle als bloße Vorstellung äußern und veräußern können, und sei es auch nur durch die Medien, die Bildübertragung (siehe auch Veranstaltungen), die entsprechene Ereignisse produzieren (siehe Ereignisproduktion). Jedenfalls müssen sie spürbar sein und ein Gespür für die darin erweckten Gefühle vermitteln Durch die Inhalte ihrer Sinnbildungen veräußern sich in einer abstrakt menschlichen Kultur alle Gefühle im Zweck ihrer Unterhaltung und Veredelung und stellen diese durch das dar, was sie von ihrem eng gewordenen (siehe hierzu auch Angst)Dasein ausdrücken, was sie außer sich - getrennt von den Inhalten der zwischenmenschlichen Beziehungen vorstellen. Darin werden sie zu einer allgemeinen Form für andere, zu etwas allgemeinem, zu einem allgemeinen Format einer im allgemeinen selbstlos gewordenen Selbstbezogenheit, als ein abstrakt Allgemeines der Selbstwahrnehmung objektiv als ein objektives Selbstgefühl dar, die durch die Macht des allgemein ausgedrückten vereinzelten, aus seiner isolierten Existenz heraus geäußerten Gefühls auf jeden einzelnen Menschen einen Eindruck macht, der sich seiner Zwischenmenschlichkeit versichert, um für sich Geltung in seinem Selbstwert zu erlangen, seinem ihm nötigen Geltungsstreben zu genügen. Im Kult wird ein Zusammenhang von Selbstgefühlen hergestellt, indem sie durch ein objektives Gemeingefühl (siehe auch objektives Gefühl) über einen ästhetisch prominenten Gegenstand oder der Liturgie eines ästhetischen Willens zu einer Gefühlsmasse versammelt werden, deren einziger Sinn die Versöhnung einer psychischen Gemeinschaft durch ein zwischenmenschliches Erleben ist. Kult ist, was Menschen in einer Kultur objektiver Gefühle versammelt, in der sie ihre Selbstwahrnehmung zu einer allgemeingültigen Ästhetik erheben und sie zu einem kulturellen Zentrum konzentrieren. Objektive Gefühle sind gesellschaftlich gegenständliche, kulturell vergegenständlichte Gefühle, in denen sich Selbstwahrnehmungen kultivieren und ihre Kultur in ihrem zwischenmenschlichen Verhältnis bis hin zum Kult ihrer vergemeinschafteten Selbstwahrnehmung vergegenständlichen, objektivieren. Hierein wird alles gegeben, was die gewöhnliche Kultur kompensieren soll, was zu einer besonderen und selbständigen Kultur dadurch wird, dass sich hier zwischenmenschliche Beziehungen in einer Erlebensform verdichten, die alle gewöhnliche Wahrnehmung überragt und bedeutungslos werden lässt. Kult ist daher ein Verhalten oder ein Ereignis, worin Rituale zu einer Gewohnheit werden, in der sich die Selbstwahrnehmung ihrer Gegenwärtigkeit versichert und durch Ausgrenzung fremder Wahrnehmung ihrer allgemeinen Selbstveredelung dient. Wo Menschen keine Beziehung mehr zu einander finden, bietet der Kult eine objektive Form, worin sie aus ihrer Verlassenheit heraustreten und in die Gebräuche einer Gemeinschaft eintreten können, in welcher sie allein durch die Anwesenheit von Menschen darin bestärkt werden, Sinn für sich durch einen allgemeinen Selbstwert zu verschaffen, der in Kulthandlungen erlebt wird. Dieser allerdings muss sich der Selbstverwirklichung gänzlich enthoben haben und hebt Selbstbeziehung überhaupt in der Kulthandlung auf, wiewohl darin die äußerste Form der Selbstbeziehung als allgemeine Selbstentäußerung betrieben wird (siehe hierzu auch Körperfetischismus). Kult verlangt daher vor allem ein kulturelles Selbstverständnis {z.B. durch Brauchtum, Mode oder an einem Fetisch), an dem sich Menschen versammeln können und den Sinn teilen, der auf diese Weise dargeboten wird. Darin werden sinnliche Beziehungen hergestellt oder veranstaltet, die einzig diesem Verständnis dienen und ohne diesen Verstand keinen Sinn haben. Sie enthalten also keinen wirklichen Sinn außer dem im Kult gepflegten, sind also vorwiegend übersinnlich, bzw. außersinnlich, weil sie lediglich vergangenen oder spekulierten Sinn enthalten oder als Mode zwischenmenschliche Beziehungen im Zeitgeist stiften und Eindruck machen (siehe auch Fan-Kult). Durch den Eindruck, den ein Mensch auf andere macht, täuscht er über seine wirklichen Eigenschaften und Fähigkeiten hinweg und erheischt hierbei einen Selbstwert, der Überlegenheit in Verhältnissen vermittelt, in denen im Allgemeinen Minderwertigkeitsgefühle die Selbstwahrnehmung bestimmen. Es sind deren zwischenmenschlichen Beziehungen, durch die solche Wahrnehmungen in Selbstgefühlen aufgehen, die ihrem Geltungsstreben folgen müssen, um Gefühl für sich zu sein und zu bleiben. Die Täuschung durch solchen Eindruck verlangt allerdings eine permanente Kontrolle über das, was hierfür körperlich ausgedrückt werden muss, eine Selbstkontrolle, die einen ästhetischen Schein in diesen zwischenmenschlichen Verhältnissen erzeugt, denen die Zwischenmenschen in ihrem Körperfetischismus nachgehen und für diese Scheinwelt ihre Sinne aufzubereiten und kulturalisieren und ihre ganze Spontaneität für eine modische Sinnlichkeit aufgeben. Im Unterschied zu objektiven Gefühlen, welche in den Lebensburgen der Menschen selbst entstehen, betreibt Kult die Erzeugung bestimmter Gefühle durch Verhalten. Kulthandlungen sind daher oft Weihungen oder Einweisungen in höhere Geistigkeit, die vom gegenständlichen Lebens abgesondert sind. Man spricht heute auch von Kult wie von einer besonders konzentrierten Form der Mode - von etwas, das man in einer bestimmten Kulturszene notwendig braucht, um dabei zu sein (siehe auch Sekte). Der Kult ist immer eine verselbständigte Kultur, die sich aus dem gegenständlichen Leben und dem Alltagsleben herausgesetzt hat oder durch Initiationsrituale herausgesetzt wird als etwas Ganzes, was hierin nicht enthalten ist (siehe z.B. auch Heil). In Krisenzeiten wird er daher auch oft zu einer Alternative zu diesem, zu einem Flucht- und Sammelpunkt für Menschen, die sich aus einer Gesellschaft ausgeschlossen finden oder empfinden. Auf diese Weise wird er auch leicht zum Massenphänomen einer Versinnlichung in einer sinnentleerten Kultur, die verdichtete Körperlichkeit ihrer Sinnlichkeit, woran sich eine Menschenmasse zusammfindet und sie als Fetisch ihrer Beziehung nimmt. Der Kult ist die Masse des abstrakt menschlichen Sinns in der Form eines Rituals (siehe auch Liturgie) oder einer Gestalt, welche diesen abstrakten Sinn durch eine konkrete Bezogenheit in der Masse durchbricht, welche der Abstraktion ein eigenes Sein verleiht, einen konkreten Schein ohne wirklichen Sinn. Die Menschen haben über solche Massensymbole eine Beziehung, die sie von Sinnen sein lässt, die ihre Sinne verrückt und sie schließlich entrückt zu einer entwirklichten Sinnlichkeit voller Magie. | ![]() |