"Seitdem der materielle Reichtum, diese Summe der Erzeugnisse produktiver menschlicher Arbeit, im Geld seinen abstrakten, anonymen Repräsentanten gefunden hat, seitdem der unmittelbare Zweck der produktiven Arbeit nicht mehr die Vermehrung des dinglichen Reichtums, die Herstellung von Gütern, sondern diese nur Mittel zu einem weiteren eigentlichen Zweck: der Vermehrung von Geldreichtum geworden ist, seitdem es genügt, Geld zu besitzen, um reicher werden zu können- seither hat das Reichwerden im engeren, materiellen Sinne aufgehört, notwendig auch ein Reicherwerden im geistigen, kulturellen Sinne nach sich zu ziehen." (MEW 23, S. 674) Kulturkritik ist die Kritik der Sinnbildungen einer Kultur des Kapitals, an der Entfremdung der gesellschaftlichen Substanz dessen, was den organischen Reichtum der Menschen darstellt, aber keinen wirklich menschlichen Reichtum vermittelt. Es ist die Kritik eines gesellschaftlichen Unvermögens, an einer in ihrer Wirklichkeit widersinnigen Kultur des Geldes, an einer gesellschaftlichen Substanzlosigkeit des Geldbesitzes, wie diese sich in den Institutionen einer Kultur der Existenzform ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse darstellt, worin sich die Menschen selbst als das Material im Ausmaß ihrer gesellschaftlichen Bezogenheit wahr machen und wahrnehmen (siehe hierzu zwischenmenschliche Beziehung). Kulturkritik ist also nicht einfach nur kritische Philosophie und auch nicht einfach kritische Theorie, sondern vor allem eine Kritik des Unsinns einer Macht der Sinnbildung, die in der unmittelbar gesellschaftlichen Wahrnehmung, in den zwischenmenschlichen Beziehungen der Menschen einer bestimmten Kultur in einem bestimmten Lebensraum herrscht Macht entsteht, wo Ohnmacht herrscht – eben als politische Macht, wo sie allen gemein, die Allgemeinheit also als politische Macht herrscht – ganz gleich ob diese Herrschaft sachlich oder ideologisch bestimmt auftritt. Recht kann aber nur wahr sein, wo es sich gegen Unrecht verhalten kann. Was nötig ist das fügt sich auch ohne objektiv notwendig zu sein. Und was subjektiv nötig ist, ist die Freiheit sich ohne Not hiergegen zu entscheiden. Die Geschichte erweist sich als ihr gesellschaftliches Produkt – Gesellschaft als vergegenständlichte Freiheit der Entscheidungen über das, was den Menschen nötig ist, ohne subjektiv notwendig zu sein. Und das bildet auch ohne Not immer wieder das Eigene aus dem Fremden, weil sich lebendige Geschichte zwischen Subjekten und Objekten bewegt, soweit sich das Fremde nicht selbst aus den Objekten bestimmt. Macht an sich ist dabei unnötig. Es geht bei der Analyse jener Macht um das, worin die Menschen sich selbst als das Material ihrer Verhältnisse für wahr nehmen, worin sie der politischen Logik ihrer Selbstwahrnehmungen, dem ästhetischen Willen ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse, der gemeinen Macht der Zwischenmenschlichkeit ihrer unmittelbaren Lebensverhältnisse unterworfen sind. Durch dessen Kulte und Sitten im Erleben und Leiden in und an ihren zwischenmenschlichen Beziehungen wird ihre Selbstwahrnehmung der Logik ihrer wechselseitigen Einverleibungen im Nutzen eines allen gemeinen Verhaltens entstellt und im Großen und Ganzen einer abstrakten Gemeinsinnigkeit gleichgeschaltet. Von daher ist es nötig, den Unsinn einer politischen Kultur durch das Begreifen und Zutrauen in die Wahrheit der eigenen Wahrnehmung zu empfinden, um ihren politischen Verallgemeinerungen zu entkommen bzw. diese aufzuheben. Im Dazwischensein der gemeinen gesellschaftlichen Macht, in der Zwischenmenschlichkeit ihrer unmittelbaren Lebensverhältnisse begründen und vollziehen die Menschen den Zwiespalt ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse die sie im Erleben und Leiden in und an ihren Selbstwahrnehmungen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Über deren Kulte und Sitten erfahren sie ihren Klassengegensatz in einem schrankenlosen Geltungsbedürfnis. Darin wird ihre Selbstwahrnehmung der Logik einer Selbstverwertung ihrer wechselseitigen Einverleibungen im Nutzen eines allen gemeinen Verhaltens entstellt und im Großen und Ganzen einer abstrakten Gemeinsinnigkeit gleichgeschaltet. Von daher ist es nötig, den Unsinn einer politischen Kultur durch das Begreifen und Zutrauen in die Wahrheit der eigenen Wahrnehmung zu empfinden, um ihren politischen Verallgemeinerungen zu entkommen bzw. diese aufzuheben. Doch Macht kann durch Täuschung erzeugt werden, wo die Verhältnisse selbst zwischen Subjekt und Objekt vertauscht und also verkehrt, das heißt unwirklich gemacht wird (siehe auch Verkehrung), wenn ihre Verwirklichung als ihre Entwirklichung existiert. Und es ist schließlich vor allem die Sprache, die dies vermitteln kann und in der Lage ist, Täuschungen aufzuheben, indem sie das Vertauschte benennt und ein gesellschaftliches Bewusstsein hierüber zu bilden vermag, indem sie das Mittel der Verständigung und damit des Verstandes ist, – indem sie den Sinn des Denkens vergesellschaftet. Das Wissen um ihre Ohnmacht ist daher auch ein mächtiges Mittel einer menschlichen Emanzipation – als Kritik der politischen Kultur auch ihr politisches Werkzeug, um die Entfremdung des Menschen von der Welt, die er erzeugt, zu beweisen. "Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert. ... Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr Produkt, tritt ihm als ein fremdes Wesen, als eine von dem Produzenten unabhängige Macht gegenüber. Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat, es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung." (MEB 40, S. 511f.) Sprache ist das älteste Kulturgut der Menschen, das praktische Bewusstsein ihrer gesellschaftlichen Beziehungen. Wo sie aber im Schatten von Tatsachen nurmehr über verbale Interpretationen verfügt, wo sie über verschiedene Aspekte hierüber nur informiert, wo sie sich im Selbstverständnis von Selbstverständlichkeiten zum moralischen Medium von Selbstbezüglichkeiten entwickelt, da wird ihre Vermittlung zum Ereignis einer übermächtigen Einfältigkeit (siehe hierzu tote Wahrnehmung), zur Selbstdarstellung von Vorstellungen, Bildern und Gefühlen der Selbstwahrnehmung. Darin wird Wahrnehmung auf ihren selbstbezüglichen Nutzen, auf eine Kommunikation von bloßen Interpretationen, Meinungen und selbstgerechten Verbindlichkeiten von allseitig verbürgten Lebenspflichtigkeiten der bürgerlichen Gesellschaft reduziert und dadurch die Grundlagen der gesellschaftlichen Geschichte, die Potenziale der Selbstveränderung der Menschen aufgelöst. Wo, wenn, weil und solange Sprachlosigkeit herrscht wird darüber denken unmöglich (siehe hierzu Positivismus). Doch auch Sprachlosigkeit lässt sich an ihren Begriffen beweisen, weil sie in sich selbst schon ihren Widersinn darstellen, weil sie sich in sich tautologisch begründen, ihre Aussagen zugleich als Grund für sich behauptet und in ihrer sprachlichen Interpretation ihren wirklichen Sinn abtötet. Solche Begrifflichkeit dreht sich im Kreis unsinniger Worte, die ihre Abstraktion durch ihre unendliche Selbsterweisung verewigen. Wer ihnen auf ihren wirklichen Grund geht, wird die Bemühung einer Beschreibung unsinniger Verhältnisse entdecken, die über die Abwesenheit ihres Wesens, über ihre Nichtigkeit hinwegtäuschen sollen. So hatte schon der Begründer einer kritischen Philosophie (siehe kritische Theorie), Karl Marx, den Begriff des Tauschwerts entzaubert, der als "contradictio in adjecto." (MEW Bd. 23, S. 50) sein grundlegendes Verhältnis, den Warentausch, schon voraussetzt, den Grund aus dem bezieht, was er erst begründen will. E sind die Preise, die zunächst willkürlich erscheinen, aber durch ihre allgemeine Wertform beweisen, dass ihr Wert sich nicht durch beliebige Relationen darstellen kann. Sie kündigen lediglich von dem, was sie nicht wirklich sind, weil sie nicht in ihrer relativen Bestimmtheit wahr sein können. Es ist lediglich der politische Wille des Privateigentums, der sich darin verfestigen soll (siehe hierzu "Krtik der politischen Ökonomie""). So offenbaren auch die Begriffe der Kulturkritik ihren Widersinn, wenn sie sich aus einem bloßen Dasein in ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit begründen, worin sich die Menschen nur als das Material ihrer Verhältnisse verwirklichen, sich im Dazwischensein ihrer Beziehungen verhalten können. Sie können ihre zwischenmenschlichen Verhältnissen nur in dem bestimmt wissen, worine sie sich selbst in ihrer Zwischenmenschlichkeit jenseits ihrer wirklichen Verhältnisse als wesentlich menschlich behaupten können (siehe hierzu auch "Krtik der politischen Kultur"). Die Welt, in der die Menschen ihre Verhältnisse nur in einer Welt zwischen sich und anderen wahrnehmen können (siehe Dazwischensein), in der sie keine Gegenständlichkeit ihres Lebens finden und empfinden erscheinen ihnen ihre persönlichen Verhältnisse selbst schon beliebig. Und so wundert es auch nicht, wenn sie am Belieben ihrer Liebe zergehen und für einander auch wirklich gleichgültig werden. Denn darin bleiben sie sich und einander notwendig fremd, können nur einer ihnen fremden Lebenswelt dienen, um ihr Leben zu verdienen. Und solange die Menschen ihr Leben verdienen müssen, können sie nicht als lebende Menschen gesellschaftlich zusammenwirken, keine gemeinschaftliche Wirklichkeit ihres Lebens und keine dem entsprechende Sprache bilden. Kulturkritik dekonstruiert nicht einfach nur die Gewohnheiten eines ästhetischen Sollens (siehe ästhetischer Wille), sondern beschreibt auch ihren Grund als verselbständigte Notwendigkeit ihrer Erscheinungen, die unendlich widersinnige Immanenz ihres Daseins (siehe Tautologie). Kulturkritik gründet auf Gedanken, die einem ganzen Gedankenfluss entnommen sind, worin sie in einer Theorie konsistent zusammengefügt und dargestellt, in einer Theorio zusammenfließen, die letzlich - als Ganzes verstanden - wirkliche Kritik einer entäußerten Wirklichkeit ist. Kulturkritik ist nicht nur kritische Philosophie und auch nicht einfach kritische Theorie, sondern vor allem eine Kritik des Unsinnigen, dem Widersinn in den unmittelbar gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen, in denen sie sich selbst zum gesellschaftlichen Material ihrer Verhältnisse machen, indem sie sich selbst als Mittel ihres Lebens vergegenständlichen und veräußern. Durch ihre zwischenmenschlichen Beziehung auf Andere werden sie selbst zum Material tautologischer Lebensverhältnisse und verkehren ihre Selbstachtung zu einem Selbstwert ihres Geltungsstrebens (siehe Selbstverwertung). So sind sie in ihrer Zwischenmenschlichkeit außer sich, können sich nur durch ihre Wahrnehmung von sich, in ihrer Selbstwahrnehmung durch ihre Selbstgefühle bewahrheiten. Und darin sind sie vor allem der Ästhetik einer politischen Vernunft unterworfen, die sie in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen über ihre Selbstbehauptungen befolgen (siehe hierzu auch Faschismus), um überhaupt noch als gesellschaftlicher Mensch, als Mensch in menschlichen Beziehungen zu existieren. Und so wird schon ein anderes gesellschaftliches Wesen begründet, das sich dem kulturellen Wesen ihrer praktischen Lebensproduktion enthebt und sich von dieser über ihre Selbstwahrnehmung trennt und abspaltet. Durch ihre über ihre stoffliche Lebenspraxis hinweg entwickelten Sitten im zwischenmenschlichen Erleben und Leiden der Menschen wird ihre Selbstwahrnehmung für den Nutzen eines allen gemeinen Verhaltens im Großen und Ganzen zu einem abstrakten Gemeinsinn entstellt und gleichgeschaltet. Von daher ist es nötig, den Unsinn einer politischen Kultur durch das Begreifen und Zutrauen in die Wahrheit der Wahrnehmung ihrer eigenen Welt zu heben und aufzuheben. Kulturkritik war als eigenstädige Disziplin der kritischen Theorie mit der Verselbstädigung des Weltkapitals (siehe auch Globalisierung) durch das Auseinanderfallen von Sinn und Nutzen der gesellschaftlichen Arbeit notwendig geworden. Durch den globalen Verwertungszwang des Kreditwesens zu einem verselbständigten Schuldgeldsystem (siehe hierzu fiktives Kapital) haben sich die kulturellen Beziehungen der Menschen von ihren realwirtschaftlichen abgelöst und sich zu einer politischen Kultur vermengt, die eigenstädige Verhältnisse der Besitzenden aus ihrer Zwischenmenschlichkeit entstehen ließ, während durch die weltweite Finanzpolitik des Kreditwesens eines fiktiven Kapitals die natürlichen Ressourcen der Welt und ihrer Natur einer schrankenlosen Negativverwertung überlassen wurde (siehe z.B. auch Petrodollar). Den objektiven Verhältnissen einer zunehmenden Naturzerstörung (siehe auch Klimawandel) stehen subjektiv die zwischenmenschlichen Beziehungen über den Geldbesitz der reichen Läder gegenüber. Zwischenmenschlichkeit ist der Begriff für einen Kosmos von Beziehungen, der auf eine Gesellschaft zwischen den Menschen über die Sinnhaftigkeit (siehe hierzu auch abstrakt menschlicher Sinn) ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse rekurriert. Darin sind Beziehungen von Menschen unterstellt, die in einem unvermittelten und also unmittelbar scheinenden Verhältnis zwischen sich und den anderen Menschen auftreten. Es sind Verhältnisse im Dazwischensein, im Sein zwischen den Menschen, einem Dasein, in welchem sie sich selbst und einander zu dessen Material, sich als Person zum Gegenstand ihrer Kultur als subjektive Form ihres Lebens machen und haben, weil und soweit ihre gesellschaftliche Gegenwärtigkeit und Vergegenstädlichung in der Wirklichkeit ihrer objektiven Lebensverhältnisse ihnen entzogen, für sie abwesend ist. Ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben der Menschen entwickelt sich daher vorwiegend in der zwischenmenschlichen Gesellschaft ihrer Selbstbeziehungen. In einer solchen Gesellschaft der Zwischenmenschen ist ihr Erkenntnisinteresse durch die Widersprüche ihres Daseins wie auch in ihrer Subjektivität gebrochen. Was sie an einander erkennen ist nicht das, was sie durch einander sind. Sinn und Nutzen ihrer Beziehungen stellen in ihrer zwischenmenschlichen Gesellschaftlichkeit gegensinnige Pole dar. Schon durch die Vermittlung der widersinnigen Lebenswirklichkeit einer abstrakt menschlichen Gesellschaft ist diese nicht durch sie als Menschen selbst, sondern durch ihre Selbstentfremdung im Dazwischensein von Sinn und Nutzen ihrer Arbeit bestimmt. Wo sie sinnlos wird, wenn sie einen unmenschlichen Nutzen befördert und nutzlos wird, wenn sie einen nur ästhetischen Sinn vermittelt, entzweit sich darin wie auch an ihren Produkten die Subjektivität und Objektivität der menschlichen Beziehungen. Ihre Lebensverhältnisse verschmelzen in ihrem unmittelbaren Menschsein in einer abstrakten Gesellschaft im Verhalten ihrer unmittelbar sinnlichen Beziehungen als nützlicher Sinn der Körper ihrer Kultur (siehe abstrakt menschlicher Sinn) zu einem unmittelbar sinnlichen Nutzen der sachlichen Produkte ihrer Wirtschaft (siehe abstrakt menschliche Arbeit). Im Ganzen ihrer Lebensverhältnisse verschmilzt von da her der Kult ihrer subjektiven Gegenstädlichkeit (siehe Körperfetischismus) mit dem gegenstädlichen Schein ihres Subjektseins durch und in ihrem Warentausch (siehe Warenfetischismus). In der Vermengung von Wirtschaft und Kultur durch die politische Kultur der Nationalstaaten zu einer faschistischen Ideologie entwickeln sich die Fetische einer abstrakt menschliche Gesellschaft hin zu ihrer Auflösung im Zwangsverhältnis eines Menschenparks durch eine dem entsprechend internationalisierte faschistische Politik. Sie betreibt daher einen international wirksamen globalen Nationalismus (siehe auch Faschismus), der nurmehr über die Notwendigkeiten des Weltkapitals, über die Weltbank, die Konkurrenz der Nationalstaaten diese um den Geldwert ihrer Währungen (siehe Devisenhandel) versammelt. Kultur ist aber wesentlich die Subjektivität einer Gesellschaft. "Der Mensch erkennt sich im Menschen" sprach Goethe. "Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen" (MEW 1, S. 378f) sagt Marx. Wo das Leben der Menschen in den Widersprüchen ihrer Verhältnisse unerträglich wird, da sucht es sich die Illusion. Da herrscht die Täuschung, die Vertauschung der Lebensmomente mit einer abstrakten Allgemeinheit, der Lebensvielfalt mit der Einfalt reduzierter Lebensreize, das Leben der Reize mit dem Reiz des Erlebens, der Ohnmacht mit der Macht, mit Gott und Vaterland. So kehrt sich Verständigkeit gegen Bewusstsein, Vernunft gegen Emanzipation, Selbstwert gegen Selbstachtung - überhaupt Glaube gegen Gewissheit. Es ist immer noch die Form einer Religion, welche die Menschen mit ihrem Unglück verbündet, mit einer abstrakten Bindung im Ungewissen, mit dem Bündnis der Abstraktionen in ihrer Allgemeinheit, durch die alles sein kann, was es in Wahrheit nicht ist. In Wahrheit ist Kultur die Subjektform einer Gesellschaft und von daher immer auch Ausdruck ihrer inhaltlichen wie formellen Lebensverhältnisse, die in ihrem Nutzen als Zweck ihrer Arbeit von ihrem Sinn getrennt auftreten, wo beides von einander durch eine rein wirtschaftliche und eine rein kulturelle Existenz entfremdet ist. Diese Trennung zu überwinden macht die Sprengkraft der Kulturkritik aus. Doch die bisherige Kulturkritik hat sich nur am Rand mit dem wirtschaftlichen und politischen Nutzen der Kultur befasst und sich von daher dem platten Zweck ihrer gesellschaftlichen Existenz mit endlosen Interpretationen ihrer Ästhetik entzogen. Doch gerade dieser in ihrem Sinn geläufige Nutzen als ein in ihrem Nutzen versteckter Sinn, ihr hierin sehr unkenntlich erscheinender Zweck muss als ein gesellschaftliches Dasein in der Trennung seiner Beziehungen dialektisch dargestellt, der selbstädige Reiz ihrer Befriedungen als politische Tatsache analysiert und durchleuchtet werden. Doch die Kultureliten leben gerade davon, dass sie die besonderen Kulturgenüsse im Kulturkonsum ihrer elitären Existenz wie eine Besonderheit ihrer persölichen Sinnlichkeit wahrnehmen und als Ausdruck ihres Edelmuts so vorstellen, wie sie ihn auch wirklich durch ihre besonderen Anreize und Moden als objektives Gefühl für ihre Selbstgefühle wahrhaben, um sich nicht mit der platten Scheinbarkeit (siehe Scheinwelt) ihrer Urgrüde zu befassen, um ihre gewöhnliche Selbstwahrnehmung, den Kult ihrer Selbstbezogenheiten nicht zu enttäuschen. In der bürgerlichen Gesellschaft war für ein bestimmte Klasse der Bourgeoisie der Geldbesitz als Medium des Überflusses und Luxus schon immer reizvoll - und umso intensiver, wie das Wertmaß des Geldes auf dem Weltmarkt über die Preise des Weltgeldes, durch dessen Funktion als weltweiter Maßstab der Preise vermittelt wird (siehe Globalisierung). Der internationale Mehrwert, der weltweite Überfluss an unbezahlter Arbeit wird also zu einem Maß der Existenzen, der durch den Geldbesitz in einer Währung zu einem nationalen Existenzwert wird, der sich über das Weltgeld eines Weltkapitalismus verwertet. Was als bloßer Mehrwert nur tot bliebe, weil dessen Bildungsprozess die Produkte aus unbezahlter, aus toter Arbeit vergemeinschaftet, wird in der Kultur der Geldbesitzer kulturell belebt, indem darin Ereignisse zur Vergnüglichkeit und Lustbarkeit über Dienstleistungen gegen die Abtötungen in einer Gesellschaft der Verwerfungen und Dekadenzen rückgebunden werden (Rückbindung = re ligio = Religion). Deren Langeweile, der schale Geschmack inhaltsloser Scheinwelten entwickelt sich dabei selbst zu einem Bedürfnis, das keinen wirklichen Gegenstand mehr empfindet, weil es ihn nicht unbedingt nötig hat, sondern sich mit zwischenmenschlichen Erlebnissen aus den Ereignissen und Beziehungen durch die Vergemeinschaftung der in Massen isolierten Selbstgefühle, durch ihre Formverwandlung zu Massengefühlen begnügt und sich in den Selbstwahrnehmungen der Menschen als Kultur ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse fortbildet (siehe auch Kult). Wahrheit lässt sich nicht aus einer Logik beziehen, nicht aus einer ideologischen Gedankenform (siehe auch Gedankenabstraktion), einer Vorstellung, die ein natürliches Sein interpretiert und idealisiert. Wahrheit setzt Erkenntnis voraus, die ohne Zweifel wesentlich ist, weil sie nicht bloß objektiven Formationen entspricht (siehe hierzu auch Strukturalismus), sondern sich Formbestimmungen fremder Kräfte entgegenstellt und die Macht ihrer Täuschungen aus der Verkehrung ihres organischen Wesens, aus der Abstraktion von ihrer Natur durch deren Verallgemeinerungen begrüdet haben will. Kritik ist nötig, um die verkehrten Verhältnisse als das zu erklären, was sie sind: Die Verkehrung des menschlichen Lebens, die Demütigung des Menschen durch die Dekadenz seiner Lebensverhältnisse. "Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist." (Karl Marx, »Deutsch-Französische Jahrbücher«, Paris 1844), MEW 1, S. 385). Mit der Kulturalisierung der Gewalten, die das Leben der Menschen beherrschen, sind die Ketten verschönt, vertuscht und übertönt, mit denen sie gefesselt sind. Aber es kann nicht richtig sein, deshalb die Kultur als solche zu kritisieren. Die Kritik geht gegen ihre Zwecke, gegen die Politik, die sie betreibt und verwendet. "Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt." (MEW 1, S. 379) Man mag Kulturkritik an vielen einzelnen Inhalten in den einzelnen Bereichen der Kultur festmachen und damit zum Ausdruck bringen, dass man mit diesem oder jenem Kulturereignis nicht einverstanden ist und es verändern oder verbessern will. Doch in diesem Sinn ist es eigentlich keine Kritik der Kultur, sondern eine Auseinandersetzung in ihr und mit ihren einzelnen Gestaltungen, in der sich das Eine zum Anderen verhält. Kulturkritik im allgemeinen kann nur ein gesellschaftliches Verhältnis der Kultur, also politische Kultur meinen und daher auch nur selbst politisch sein. Sie kritisiert die politischen Einwirkungen auf die menschliche Kultur (siehe auch Kulturalismus), deren Bestimmung durch politische Ökonomie im Interesse an der Verwertung von menschlicher Sinnestätigkeiten ihr vorausgesetzt sind. Von daher ist eine Kritik der politischen Kultur eine Kritik an der Politik im besonderen Augenmerk auf Kultur, worin sie nicht nur den menschlichen Umgang, die Rechtsform der gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmt, sondern auch die Lebensbedingungen für den Sinn und Zweck ihrer Lebensäußerungen, ihrer unmittelbaren Lebensverhältnisse, wie sie sich auch auch zwischenmenschlich ereignen, maßgeblich formiert. Von daher ist sich diese Kritik einig mit der Kritik der politischen Ökonomie, bezieht sich aber nicht auf ihre wirtschaftliche Formen sondern auf die Lebensgestaltungen zwischen den Menschen selbst (siehe auch Zwischenmenschlichkeit). Im weitesten Sinne ist sie die Kritik an einer Kulturformation, die sich nicht im Einklang mit dem menschlichen Leben befindet, sich von ihm wesentlich unterscheidet, weil ihre gesellschaftliche Dimension sich gegen dieses Leben verselbständigt, als Politik über dieses gestellt hat. Kulturkritik hat von daher die Lebensweise der Menschen selbst und den Sinn ihrer Lebensgestaltungen, ihrer Lebensformen zum Gegenstand ihrer Kritik, sofern dieser einem ihnen fremden Zweck folgt, sofern also der Zweck der gesellschaftlichen Form ihrer Lebensverhältnisse dem Sinn ihrer Lebensgestaltungen zuwider entwickelt ist. Kulturkritik ist von daher die Kritik der Entfremdung menschlicher Kultur von ihrem gesellschaftlichen Sinn. Dieser besteht aus der menschlichen Sinnbildung, wie sie sich im Laufe der Geschichte durch die Arbeit der Menschen als Naturmacht aus der Natur heraus zu menschlichen Lebensverhältnissen entwickelt hat. Versteht man unter Kultur den Sinn menschlicher Zivilisation, so ist Kulturkritik die Kritik einer dem Menschen entfremdeten Zivilisation, also einem gesellschaftliche Lebensverhältnis, das dem Menschsein nicht entspricht. Kulturkritik bezieht sich allgemein auf die Phänomene einer menschlichen Zivilisation, welche sich gegen menschliches Leben richten. Ein zentrales Problem in der Geschichte der Kulturkritik war die Bestimmung dessen, was unter einem menschlichen Leben zu verstehen ist. Kulturkritik impliziert immer ein bestimmtes Lebensverständnis und hat von daher auch ein Menschenbild. Das erschwert eine allgemeingültige Fassung dessen, was Kulturkritik meint. Denn solche Fragestellung durchzieht die ganze Philosophiegeschichte. Aber als Kritik von Lebensgestaltungen wird dies verfänglich, weil sich darin philosophische Positionen zwangsläufig als politische Anforderungen an diese Gestaltung einbringen, als Seinsbestimmung für das, was Sinn haben, für Menschen wesentlich sein soll und was nicht. Erst mit der postmodernen Kulturkritik wurde dies als kulturpolitisches Problem erarbeitet, indem die Sinnfrage selbst abgewiesen wurde. Zwischen ihrem philosophischen und ihrem geschichtlichen Gehalt geriet Kulturkritik in die Widersprüchlichkeit einer Zeitkritik, die zugleich wesentlich übergeschichtlich sein wollte. Dies wurde von Heidegger in einer sowohl theoretischen als auch praktischen Ontologie aufgelöst, die ein philosophisches wie auch zugleich geschichtliches Unheil enthielt. In seiner Fundamentalontologie wurde das philosophierte Wesen zur Geschichtsbestimmung, indem es als Seinsgewalt begriffen wurde. Philosophische Begründung von "Seinsnotwendigkeit" geriet auf diese Weise zur Bestimmung von Lebensgrundlagen, welche sich als absolute Zeitkritik (z.B. als Kritik der Modernen in ihrer "Seinsvergessenheit") totalisierte. Besonders im Nationalsozialismus wurde auf diese Weise Kulturkritik als Kritik der Modernen überhaupt zum Werkzeug einer Wesensbehauptung, die zur Errichtung eines völkischen Staates Verwendung fand. Dieser sollte als "deutsches Wesen" in einer deutschen Kulturnation verankert sein und sich deshalb aus einer völkischen Kultur ableiten. Von daher bekamen die geschichtlich auszumachenden Kulturmerkmale eine neue Bedeutung als Reinheitsmerkmale der "eigentlichen", der unverfälschten Kultur: Aus germanischen und arischen Sitten und Gebräuchen sollte sich die deutsche Art und ihre politische Gliederung (z.B. als Volk, Gau, Stamm und Sippe) bestimmen. Auch Kultzeichen (Runen) wurden durch solche Kulturalisation zu politischen Symbolen. Die aus einer solchen Variante von Kuturkritik abgeleitete kulturelle Identität sollte einen völkischen Staat als Körperschaft zur Förderung der reinen Art begründen, die sich auch gegen die Bevölkerung dieser Nation durchzusetzen verstand. In der politischen Identifikation mit ihrer Kulturgeschichte wird Kulturkritik immer zum Machtmittel einer Elite, die ihren Willen über die geschichtliche Wirklichkeit einer Gesellschaft erhebt. Als Anwendung der Philosophie ist Kulturkritik zwangsläufig Wesensphilosophie. Von daher widersprechen sich die Kulturkritiker auch selbst schon fundamental in der Auffassung von Kultur - besonders ob sie eine nur ästhetisch begreifbare Lebensäußerung sei oder ein unmittelbar gesellschaftliches Verhältnis, wesentlich aus menschlicher Subjektivität oder wesentlich aus der Objektivität seiner Verhältnisse zu begreifen wäre. In der Philosophie ist der Übergang von Philosophie zu Kulturkritik nicht eindeutig abgrenzbar. Was in der Philosophie noch Kategorien des Seins oder der Wahrnehmung als Ästhetik sind, wird in der Kulturkritik zu einer wirklich gesellschaftlich bezogenen, also politischen Lebenshaltung, die eine letztlich praktische Beziehung zu menschlichen Lebensverhältnissen hat. Eher als durch Philosophie kann man daher die Kulturkritik an solchen Bezügen differenzieren, die sie im Lauf der Geschichte entwickelt hatte. Diese lassen sich grob in zwei Arten unterscheiden, in denen Kulturkritik ihren Gegenstand entweder in den Menschen oder aber andererseits in ihren Lebensverhältnissen begreift, sich in die Interessen subjektiver Intentionen einbindet, welche Anstoß zu Kulturveränderungen sein will, oder in jene der Tradition, welche auf den Erhalt und Bestärkung der geschichtlich erworbenen Objektivität menschlicher Kultur abzielt. Subjektive Kulturkritik stellt sich den Menschen als Kultursubjekt vor und behandelt kulturelle Entwicklungen unabhängig von anderen zeitgeschichtlichen Bedingungen als Resultat geistiger und sittlicher Strömungen, die sich aus der Bildung eines geschichtlich wirksamen Willens erklären. Sie ist meist konservativ und betont, dass Kultur quasi ontologisch zum Menschsein gehört, weil sie menschliche Zivilisation selbst ausmache. Von daher sei menschliche Geschichte selbst wesentlich als kulturelles Resultat darzustellen, das sich besonders in den überlieferten Geistesformen vermittelt (Sitte, Kunst, Religion, Philosophie). Sie misstraut den Zeiterscheinungen als bloße Mode gegen tiefer sitzende Gewohnheiten, Sitte und Brauchtum und neigt dazu im Traditionellen das Wesentliche, in der Gegenwart das bloß Scheinende (z.B. als "Seinsvergessenheit") wahrzunehmen. Objektive Kulturkritik begreift Kultur als menschliche Lebensform, die sich aus den gesellschaftlichen Verhältnissen der Menschen unter den Bedingungen ihrer Geschichtlichen Gegebenheiten ergibt. Sie kritisiert die Bindungen der Menschen an soziale Zwänge, die unzeitgemäß sind und denen sie ihr Vermögen zu eigener Lebensgestaltung unterordnen. Ihr Ziel liegt in der Aufhebung mächtiger Gewohnheiten und in der Überwindung selbstentfremdender Verhältnisse (vergl. hierzu auch Verdinglichung). Tatsächlich lässt sich Kultur selbst nicht wirklich wesentlich kritisieren - sie beruht auf dem geschichtlich entwickelten Meinen und dessen Veränderlichkeit durch anderes Meinen, Denken und Fühlen. Sie ist immer unmittelbar praktisch, sowohl in Kunst und Gedanken und Bedürfnissen, als auch in den Sitten und Gewohnheiten der Menschen. Gerade die Gleichsetzung von Kulturkritik und Geisteshaltung hatte zu den verheerenden Positionen eines Gesinnungsstaats im Nationalsozialismus geführt. Auch fortschrittliche Kulturkritik kam in ihrer Philosophie eher auf theologische Positionen, die Kulturprobleme in Vorstellungen von einer Wahrheit der Kultur auflösen wollten, die "nicht von dieser Welt ist" (Adorno). Neuere Ansätze beziehen sich daher eher auf die politische Realität von Kultur. Auch hierbei gibt es erhebliche Differenzen, die sich um die Begriffssubstanz der Kultur bewegen. Postmoderne Kulturkritik lehnt solche Substanz überhaupt ab und vollzieht Kulturkritik als Dekonstruktion. Da sie auf jede Begründung von Kulturkritik verzichtete, war sie zwar in ihrem politischen Bezug (besonders in der Kritik von Machtstrukturen und deren pastoralen Selbstlegitimationen) wirkungsvoll, blieb in kulturellen Auseinandersetzungen aber relativ beliebig. Durch Verweigerung einer grundlegenden Begrifflichkeit lieferte sie dem Konstrukteur der Zeitgeschichte letztlich nur das Material für seine Selbstbegründung: Die Beliebigkeit seines Handeln. Die Geschichte (wenn sie denn überhaupt als solche begriffen wurde) war lediglich eine Frage des freien Willens, dessen Verwirklichung unendlich kritisierbar blieb, dem aber keinerlei gesellschaftliche Zielsetzung mehr nachzuweisen war, weil der Begriff hierfür nicht mehr Gegenstand dieser Kritik war. Der Neoliberalismus führte seine Wirtschaftstheorie als Kulturtheorie weltweit vor, indem er begriffliche Abstraktionen (z.B. Freiheit) lediglich als Kulturanschauung betrieb. Damit war deren Sinn und Zweck war aus Kritik genommen. Die Konservativen hatten wieder Raum gewonnen. Neokonservative legitimierten ihr Treiben durch Rekursion auf Althergebrachtes: Kultur wurde (wieder) auf den geistigen Inhalt einer Zivilisation reduziert, besonders auf die darin vorherrschende Religion (vergl. z.B. Samuel Huntington) oder auf das bloße Kulturereignis, den Event. Aber auch Bemühungen um eine "Kritik der politischen Kultur" liegen vor. Darin wird davon ausgegangen, dass Kultur überhaupt nur in der Verwendung für politische Zwecke (z.B. zur Kulturalisation von gesellschaftlichen Beziehungen) kritisierbar ist, sie also als Substanz politischer Vermittlung begriffen wird. Diese Kritik reflektiert den politischen Gehalt der Selbstwahrnehmung in seiner Begründung durch die Weltwahrnehmung gesellschaftlicher Verhältnisse bis in die zwischenmenschlichen Beziehungen hinein (z.B. als Grundlage für Ressentiments, Populismus und Selbstergebenheit). Auf dieser Sitte wird daher politische Kultur kritisiert, also nicht die Lebensweisen und -gestaltungen selbst, sondern lediglich die politische Bestimmung, in der sie besteht, die kulturelle Formbestimmung (siehe auch Ästhetik). Auch diese besteht nur in den genannten Positionen zur Zeitgeschichte. Subjektive Kulturkritik: Kultur gilt für Konservative als das Reservoir des bewährten Lebens, als Besitzstand der eigenen Geschichte und als Darstellungsform eines seins-wirksam gewordenen menschlichen Willens, der sich in der Kultur verobjektiviert habe. Subjektive Kulturkritik beruht vor allem auf der konservativen Auffassung, dass Kultur eine Bewährung menschlichen Schaffens darstelle, welche durch modische Einflüsse gefährdet sei. Sie begründet daher ein Sicherungs- und Stabilisierungsinteresse der Seinsnotwendigkeit von Kultur und wendet sich gegen kulturelle Moderne, Anarchie und Barbarei, welche als Zivilisationsbedrohung aufgefasst wird (vergleiche hierzu auch Oswald Spenglers Theorie vom Untergang des Abendlandes). Solche Kulturkritik wendet sich unmittelbar subjektiv gegen das Fremde der Entfremdung, verfolgt damit implizit oder ausdrücklich eine Ursprungssehnsucht des Eigentlichen oder des Heilen oder des Willens oder der Leidenschaften. Ihr Kern ist eine Naturphilosophie menschlicher Subjektivität, welche eine quasi übergeschichtliche Kultur zur Sicherung menschlicher Zivilisation nötig habe. Oft ist das, was in der Philosophie durchaus emanzipatorische Aussagen im Bezug auf andere Geisteshaltungen ermöglicht, in der Kulturkritik konservativ. So mag z.B. der Schopenhauersche Subjektivismus in seiner Philosophie manchen als Überwindung der Aufklärung erscheinen. In seiner praktischen Beziehung auf Menschen ist sie elitär und oft verächtlich und vom Interesse an der Willkür seines Urteils bestimmt, welche subjektive Maßstäbe zum Weltenmaß machen wollte. Auch die Kritik Nietzsches an den Formalismen der Denkfigurationen seiner Zeit fasziniert als Gedanke zu künstlerischem und intellektuellem Selbstverstehen. Aber mit seiner zynischen Haltung zur gesellschaftlichen Zivilisation hielt Friedrich Nietzsche die Menschen grundsätzlich für unfähig, eine freie und schöpferische Gesellschaft zu bilden und verstand seine Kulturkritik als Anstachelung, als objektive Notwendigkeit eines Stachels, welchen eine geistige Elite zu setzen habe, um die Menschenherde anzutreiben und zu bändigen. Das Gesellschaftsverstädnis von Nietzsche beruhte nicht auf einem Leben im freien Zusammenwirken der Menschen, auf freier Objektivation ihrer sinnlichen Verhältnisse zu einer menschlichen Kultur, sondern auf einem Verständnis von Kulturbildung durch übermenschliche Fähigkeiten überhaupt, aus deren Durchsatz durch Übermenschen sich die entsprechende Gesellschaftsform erst ergeben würde. Kulturentwicklung ergibt sich hiernach aus dem Genius einer höheren Klasse, die sich immer notwendig über eine andere Kulturklassen, den Herdenmenschen, zu stellen hätte. In der Bildung des Übermenschlichen (das verstanden wird als das über das menschliche Sein hinauswachsende Menschsein einer Avantgarde) ergebe sich so die Abwechslung der Kulturklassen als Wechsel der Elite, ihrem Verfall in die Dekadenz, die einer neuen Elite zur Macht gereicht. Durch den Aufstieg und Fall der jeweils herrschenden Kulturklasse (z. B. Wissenschaftler, Künstler, Politiker), die durch ihre Macht nach ihrem Höhepunkt zwangsläufig dekadent und immer wieder durch kräftigere Kulturprotagonisten abgelöst werden müssten, könne sich überhaupt nur eine gesellschaftliche Entwicklung als Kulturgeschichte ergeben. Kultur ist demnach verstanden das Werk von Übermenschen, die als Elite ihrer Zeit sie vorangebracht haben, und hat immer eine Art Avantgarde, eine Führerschaft nötig, um den menschlichen Adel voranzubringen. Diese Führerschaft ergebe sich aus der Reife ernsthafter Menschen im Kampf um die Kultur. Dieser Kampf sei schon als Weltenprinzip angelegt, als Verwirklichungsprozess von Vorstellungen, die sich über den Willen vermitteln, hatte schon Schopenhauer behauptet. Die Menschen würden im Grunde nur um ihre Selbstbehauptung kämpfen, um die Vorherrschaft der Kultur, welche die Natur, die Triebe des Herdenwesens der Menschen, gänzlich zu kontrollieren vermöge. Kulturkritik sei daher immer die Bekämpfung von Kulturvorstellungen, die durch Willensmacht zum Sieg gelange, um menschliche Natur zu beherrschen. Es war dies zunächst auch eine Grundhaltung in den Kulturvorstellungen der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Menschliche Emanzipation war damit in dem Widerspruch begriffen, dass sie nur auf Naturbeherrschung durch Kultur beruhen könne, also eine Art zivilisatorisch notwendige Selbstbeherrschung der Menschen sei. Die Gegensätze in der konservativen Kulturkritik hatten sich vor allem als politische Gegensätze in ihrer Zeitgeschichte offenbart, nicht als Gegensätze der zugrunde liegenden Philosophien. In der psychoanalytischen Theorie zeigte sich dies geradezu in tragischer Weise, als Freud 1930 mit seinem "Unbehagen in der Kultur" seine bis dahin zum großen Teil emanzipatorische Gedankenwelt den Zeitwahrnehmungen opferte. Er beugte sie dadurch, dass er einen Todestrieb einführte und einen Kulturpessimismus entwarf, in welcher eine "befremdliche Kulturfeindlichkeit" der Menschen schon durch ihre Lebensantriebe erklärt sein sollte. Der Todestrieb ließe sich schon ontologisch und damit überhistorisch in den Bestrebungen der Menschen darstellen und nur hierdurch wären die selbstvernichtenden Tendenzen in der Menschheitsgeschichte wie in den individuellen Lebensgeschichten der Menschen erklärlich. Dies zeigt: Ontologisierung ist zwar immer auch philosophisch formulierbar, ihr Sinn jedoch ist unmittelbar praktisch und politisch, sobald er kulturkritische Bezüge eingeht. Von objektiver Seite richtet sich Kulturkritik im Wesentlichen gegen die Ästhetik der Herrschaftssicherung, welche bis in die Lebenspraxis der bürgerlichen Kultur vordringt. Sie verarbeitet Kultur als Mittel der Täuschung und Selbsttäuschung über objektive Gegebenheiten, welche einerseits dem Existenzinteresse des Bürgertums (dem Warenbesitz und Warentausch) dienlich ist und anderseits auch unmittelbar den ökonomischen Notwendigkeiten der Kapitalverwertung folgt. Eine klassische Variante marxistischer Kulturkritik begründete sich aus der Theorie eines kulturellen Überbaus des Bürgertums, der sich als Scheinwelt über die ökonomischen Verhältnisse zur Täuschung über ihre wahren Zwecke errichtet habe, diese als verkehrte Geisteshaltung im Dienst einer herrschenden Klasse widerspiegele. Dieser vor allem in der Arbeiterbewegung vertretene Ansatz unterstellte eine Dichotomie von Ökonomie und Kultur, die durch einen Klassenstandpunkt, quasi im Bildungsprozess eines Klassenbewusstseins auf die ökonomische Wahrheit der Kultur als jenseitige Wahrheit der Kultur zu reduzieren wäre. Auf einer allgemeineren Ebene beziehen andere marxistische Strömungen Kulturkritik auf den von Karl Marx ausgefüllten Begriff des Warenfetischismus, wonach die Verhältnisse der Menschen im Verhältnis ihrer Sachen bestimmt sind. Indem sie sich dem Kult der Warengesellschaft ergeben, sehen sie sich selbst als Objekt ihres Warenbesitzes an und unterwerfen ihr Selbstbewusstsein dem Kult der Wertvermittlung und Werterzeugung, dem Geld und Kapital. Doch Kultur und Bewusstsein sind nicht dasselbe. Die Gleichsetzung des "notwendigen Scheins", welchen die Warenverhältnisse in ihrer Wertform erzeugen, mit der Falschheit einer Kultur führt geradewegs ins Jenseits, in eine Kultur der Wahrheit, die von der Geschichte der wirklichen Verhältnisse abgetrennt wird. Die wirklichen kulturellen Auseinandersetzungen werden daher von solcher Sichtweise disqualifiziert - ganz im Widerspruch zum Verständnis von Karl Marx selbst. Theodor W. Adorno sprach von einer Kulturindustrie, die in der Lage sei, das Bewusstsein der Menschen so zu "verdinglichen", dass sie in der Abspeisung mit sinnentleerten Produkten zur Affirmation des Bestehenden vermittelst des "Verblendungszusammenhangs" ihrer Kulturerfahrungen gebracht würden. Seine "Ästhetik" wollte die hiergegen sensible Empfindung ansprechen und ihre Verwundung vermittelst kritischer Theorie und Kunst aufzeigen; seine "Negative Dialektik" wollte das Denken zu einen grundsätzlichen Zweifel gegen jede Totalität, gegen die totalitären Gedankenformationen der bürgerlichen Kultur und des etablierten Geistes befördern (Adorno: "Das Ganze ist das Unwahre"). Dies war die Grundlage der Kritischen Theorie, welche sich unter anderem in der Studentenbewegung in aktiver Kulturkritik umsetzte (z.B. Antiautoritarismus, Kunst als "politische Aktion", Hochschulkritik). Von dieser Praxis jedoch distanzierte sich Adorno (besonders in der Auseinandersetzung mit Krahl) und verblieb als Theoretiker der Ästhetik zugleich theoretischer Ästhet. Seine ästhetische Kulturkritik erwies sich letztlich als klassische Kulturempfindung, die erkenntnistheoretisch unterlegt worden war. Als solche stellte sie sich gegen jede Unterhaltungskultur, z. B. auch gegen Jazz überhaupt, und verwarf die Probleme der Postmodernen durch Rückgriff auf die wahre Kunst, die zugleich Vorgriff sein sollte, denn es gäbe "kein richtiges Leben im falschen". Sein kulturkritischer Ansatz war demnach eine dialektische Kulturtheologie. Neuere Ansätze: Vor allem die Frauenbewegung stellte kulturelle Konflikte auf eine neue Ebene: Die zwischenmenschlichen Beziehungen als subjektive wie objektive Unterwerfungskonflikte. Das Patriarchat wurde dafür als Kulturbegriff genommen, der in Entsprechung zum Kapital verwendet wurde: Verdingungsmacht. Was sich aus Geschlechtsrollen als Kulturkonflikte ergab, wurde allerdings mehr oder weniger direkt mit der leibhaftigen Geschlechtlichkeit der Menschen gleichgesetzt. Kulturkritik als Phänomen der Geschlechtlichkeit selbst wäre dann selbst wieder Wesensphilosophie. Es verbleibt demnach die Kulturkritik einer bestimmten Zwischenmenschlichkeit, die sich zugleich subjektiv wie objektiv in einer kritischen Begrifflichkeit erklären muss. Postmoderne Ansätze der Kulturkritik entwickelten vor allem Jacques Derrida und Michel Foucault. Eigentlich nur auf Sprache bezogen entwickelte Derrida ein Verfahren der Herausstellung des implizit Verneinten, das als Dekonstruktion bezeichnet wurde. Nicht der Sinn oder Zweck eines Textes, einer Handlung, Architektur oder Kunst oder anderes war Gegenstand solcher Kritik, sondern das, was damit implizit nicht gesagt wurde bzw. nicht gemeint sein wollte. Es war ein Vorgehen der Kritik, die dem der Psychoanalyse ähnelte: Das Unbewusste sollte in seine Gegenwärtigkeit gebracht werden, um damit eine neue Gegenwärtigkeit zu bilden, welche als Kritk der alten praktisch wirksam ist. Auch Foucault verstand von daher Kulturkritik als Kritik der Selbstbegründung von Herrschaftsstrukturen, die weit über deren Ideologie hinausging und vor allem deren institutionelle Formationen und Anwendungen (z.B. in der Pharmakologie, Psychiatrie, Biotechnik) treffen sollte. Kulturkritik sollte sich als bloße Sensibilisierung der Selbstvergegenwärtigung forttragen, indem sie die Gewalten herrschender Kulturinstitutionen bloßstellt. Dies erbrachte zwar ein kritisches Lebensverständnis, aber keine wirklichen Entgegnungen zu den Herrschaftsformen. Diese begründeten sich nicht in ihrer Artikulation, sondern nach wie vor in ihrem Sinn und Zweck, welcher z.B. auch für ihre "Opfer" (z.B. den Insassen in psychiatrischen Anstalten) und Nutznießer (z.B. die Markterfolge der Genfoodproduzenten) mehr Bedeutung hatte, als deren Gestaltung überhaupt darzustellen vermag. Die damit erhoffte Wirkung kann man heute als gescheitert ansehen - nicht weil sie intellektuel falsch wäre, sondern weil sie am Umfang der Kulturproblematik vorbei ging. Der hier vorgestellte Ansatz der Kulturkritik hat sich einerseits aus der Analyse des deutschen Faschismus und andererseits als Kritik an der globalen Politik mit Kultur entwickelt. Er begreift die Kulturalisation der Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung als Grundlage politischer Vermittlung, deren Wirkung darin subjektiv wie obbjektiv zugleich ist und die Menschen hierdurch in ihrem Erkenntnisvermögen zu entkernen sucht. Politische Wahrnehmungen werden auf diese Weise als Selbstwahrnehmung installiert, indem die negativen und bedrohlichen Gefühle in der Weltwahrnehmung unmittelbar als Selbstgefühle der Kultivation gewendet erscheinen, in welchen sie sich aufheben. Kulturkritik bezieht sich von daher auf politische Ästhetik. Er hat im Unterschied zu Adorno keine identitätsphilosophische sondern eine wirkliche Substanz. Z.B. wird Samuel Huntingtons Buch vom Kampf der Kulturen) eine Gefahr für die menschliche Zivilisation (Clash of Civilizations) durch den Machtkampf um die Vorherschaft einer Kultur begründet. Es handelt sich bei diesem Buch um eine Auftragsarbeit für einen amerikanischen Thinktank, bei dem sich auch die US-Regierung bedient. Der wissenschaftliche Gehalt des Buches wird vielfach bestreitet und lässt sich auf eine sehr simple, aber massiv aufgetragene Schlussfolgerung reduzieren: Kulturen seien durch Religionen bestimmt; die zivilisierteste Religion sei das Christentum, die NATO sei die einzige für das Christentum relevante Verteidigungsmacht; der Kampf der Kulturen um die weltpolitische Vorschaft sei zwangsläufig und müsse in den nationalpolitischen Machtkonzepte enthalten sein. Dieses Werk ist inzwischen die Standardargumentation der Neocon für ihre Weltordnungskriege (Achse des Bösen). Hinter solcher Politik stecken ökonomische Interessen, die sich als Kulturnotwendigkeit darzustellen und durchzusetzen versuchen, um dem zunehmenden Terrorismus eine rein religiöse, also kulturelle Begründungen zuzuweisen (siehe hierzu "Die politische Kultur des Terrors"). Dem entspricht zugleich die Ökonomisierung der Kulturen und der Staaten, wie sie durch die Globalisierung des Kapitals zum Zweck der Optimierung von Verwertungslagen betrieben wird. Die weltweiten Krisen der Kapitalverwertung verlangen nach weiterer Funktionalisierung von Arbeit und Konsum zu deren Lösung. Die Kapitalmanager sehen diese in einer Kultur des "Tittytainments", worin die Menschen als stumpfe Konsumenten und Freizeitjobber - im Prinzip als Süchtige und Arbeitstiere - angesehen werden. Kulturkritik wird mit der Kritik solcher Entwicklungen unmittelbar auch zu einer Kritik der politischen Ökonomie, wie sie sich in den Wahrnehmungen und Selbstwahrnehmungen der Menschen niederschlägt. Von daher werden die bisherigen Grundlagen linker Kulturkritik vertieft und von ihrem zum Teil konservativen Gehalt befreit. Diese Kulturkritik versteht sich als "Kritik der politischen Ästhetik" und arbeitet den globalen Kapitalismus als Identitätsverlust des menschlichen Lebens heraus, wie er sich sowohl individuell, als auch gesellschaftlich in der Kultur der Zwischenmenschlichkeit herausstellt. Sie begreift die Menschen in einem Widerspruch ihres Erkenntnisvermögens, welcher sich in der politischen Vermittlung von dem vollzieht, was ihre Selbstwahrnehmungen in der Entfremdung von dem, was sie wahr haben, entfalten. Kulturkritik erbringt in diesem Sinne eine Unterscheidung von menschlicher und politischen Existenz von Kultur, nicht als Abweisung von Kultur, sondern als das Auffassen ihrer politischen Substanz, also dem, was sie in einer Gesellschaft selbständig und mächtig macht (siehe Kritik der politischen Kultur). Indem die politische Kultur kritisiert wird, wird ihre Formbestimmtheit von ihrem menschlichen Gehalt unterschieden. In der Kulturkritik wird also Kultur vermenschlicht, indem ihre Entfremdung vom Menschen objektiv aufgegriffen und als Notwendigkeit einer dem Menschen fremden Objektivität vorgestellt wird. Dies kann durch praktische Erkenntnis von Lebenszusammenhängen in der herrschenden Kultur geschehen, deren Erschließung angegangen wird, oder auch in Form von Kunst- und Ideologiekritik, der Kritik von Lebenswerten, die sich hierauf beziehen. Meist wird beides in einem nötig sein. Kulturkritik bezieht sich nicht einfach auf eine kulturelle Ideologie, sondern als Kritik der politischen Ästhetik auch auf deren Realität (siehe Realabstraktion). Als solche befasst sie sich mit der Ästhetik der wahrgehabten Gegebenheiten, mit der Welt der Gefühle. Hier ist sie die Kritik an deren Privatform, am Raub ihrer Schönheit (siehe Einverleibung), der Vorherrschaft der Selbstgefühle. Sie richtet sich daher besonders gegen die Privatformen gesellschaftlicher Wahrnehmung, gegen die Beherrschung menschlicher Geschichte, gegen reaktionäres Bewusstsein und die Mythologisierung menschenfeindlicher Lebensverhältnisse zu einer Überhöhung, zur Denaturierung und Deformation menschlicher Liebe als Selbstverliebtheit des personifizierten Menschen (siehe hierzu die Privatperson), als Selbstbehauptung menschlicher Natur (siehe hierzu auch Rassismus). Kulturkritik positioniert sich von daher im politischen Streit sowohl ideologiekritisch - z. B. gegen linksideologisch begründete Egozentrik (Sensibilismus), gegen den Liberalismus der Austauschbarkeit (Flexibilität) und gegen alle Formen rechter Kulturkritik (Nationalismus, Rassismus) - als auch gesellschaftskritisch. Gesellschaftskritisch verhält sie sich zu den wirklichen kulturellen Problemen der Menschen. Ihre Ideologiekritik bezieht sich aber vornehmlich auf theoretische Positionen, welche in subjektiver Form objektiv auf die Menschen reflektieren und somit einen Begriff von politischer "Menschlichkeit" etablieren, die als Ethik des absoluten Seins einer absoluten Ethik dienlich ist, bzw. als Moral des Übermenschlichen zur Gesinnung von menschlicher Subjektivität gemacht wird. Alle ideologischen Kulturbegriffe sind Ausdruck eines politischen Nominalismus der Naturverherrlichung und derer Esoterik, die als Maß der menschlichen Natur und des Menschseins gilt. Notwendig wird dieses Maß rassistisch, sobald es politisch gedacht und angewendet wird. Linke Kulturkritik setzt also an der Kritik der Politik mit Kultur an und gründet auf der inneren Entwicklung von Kultur, welche durch politische Kultur reaktionär wird. Linke Kulturkritik weiß den Menschen objektiv als sich vergegenständlichendes gesellschaftliches Wesen, das nur an seinem Gegenstand gebrochen werden kann, wenn es politisch in seiner Entfaltung bedrängt und daher formbestimmt wird. Der Begriff menschlicher Entfaltung ist der Reichtum an menschlicher Lebensäußerung. |
![]() |
|