"Die soziale Revolution (…) kann ihre Poesie nicht aus der Vergangenheit schöpfen, sondern nur aus der Zukunft. Sie kann nicht mit sich selbst beginnen, bevor sie allen Aberglauben an die Vergangenheit abgestreift hat. Die früheren Revolutionen bedurften der weltgeschichtlichen Rückerinnerung um sich über ihren eigenen Inhalt zu betäuben. Die Revolution (…) muss die Toten begraben lassen, um bei ihrem eigenen Inhalt anzukommen." (Karl Marx in MEW 8, Seite 115) "Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit!" (Parole der Sezession) Sezession (lateinisch secessio ‚Abspaltung‘, ‚Abseitsgehen‘, ‚Trennung‘; die Gebietsabtrennung ist auch als Separation bekannt) bezeichnet im Politischen die Loslösung einzelner Landesteile aus einem bestehenden Staat mit dem Ziel, einen eigenen unabhängigen und neuen souveränen Staat zu bilden oder sich einem anderen Staat anzuschließen.[1][2] Im Zuge einer Sezession entstehen in der Regel ein oder mehrere staatliche Subjekte, und gleichzeitig existiert weiterhin der verkleinerte Altstaat, der oft auch als „Rumpfstaat“, „Reststaat“ oder „Schrumpfstaat“ bezeichnet wird. Kunst ist eine Vergegenwärtigung abwesender Inhalte der Wahrnehmung, die Liebe der Kritik des ästhetischen Willens, der sich dem politischen Willen widersetzt, indem er ihn im Menschen selbst aufsucht und als menschliche Sinbildung vermittelt und bewegt. Im Verhalten gegen die Abspaltung seiner Gedanken arbeitet sie im Schmerz der Erkenntnis seiner Abtötung (siehe tote Wahrnehmung), der Ganzheit einer objektiven Gedankenlosigkeit (siehe auch objektives Selbstgefühl). Da ist es ganz gleich, was ihr entzogen, was abwesend ist, ob sie in einer Sammlung oder einem Akt der Schönheit seines Seins existiert (siehe auch Musik). Kunst ist die Antagonistin zum Opportunismus, Wissen um die Wahrheit ihrer Unvollkommenheit im Großen und Ganzen. So kritisiert sie zugleich die Eitelkeit, die sie selbst auch für sich erzeugt, wenn sie sich edelmütig verhält. In zwischenmenschlichen Verhältnissen finden die vereinzelten Empfindungen sich jeweils für sich in der Seele ihrer Übereinstimmung mit Anderen. Sie finden also in den Empfindungen zu einander, worin sie übereinstimmen, worin sie in ihrem Menschsein durch einander und für einander stimmen, sich selbst durch die Empfindungen der Anderen als Mensch finden und empfinden. Von daher bilden sie die Gefühle ihrer vereinzelten Seelen in den zwischenmenschlichen Stimmungen, worin sie ihr Gemüt als innere Bewegung mit anderen, als zwischenmenschssliche Emotionen für sich gewinnen und darin übereinkommen. In Stimmungen finden sich soziale Vereinigungen von Empfindungen isolierter Seelen, wodurch Gefühle von Menschen durch andere Menschen vermittelt und auch erzeugt werden (siehe auch Medien) und politische Entscheidungen durch Aufreizung beeinflusst oder bestimmt werden (siehe auch Wählermeinung). Gefühle sind von daher die durch Stimmungen sozialsierten Empfindungen, kollektivierte Assoziationen von Wahrnehmungen als Rückstand der Erfahrung von ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Von daher bildet sich jedes Gefühl in einer Stimmung, in der Übereinstimmung eines Verhältnisses der sinnlichen Gewisssheit durch Andere, worin sich Menschen finden und anerkennen. Doch diese Anerkennung beruht darauf, dass die Menschen in den Verhältnissen ihrer persönlichen Gemeinschaft – in ihrer gemeinschaftlichen Stimmung – von der sinnlichen Gewissheit ihrer Empfindungen abstrahieren müssen, um darin selbst für Andere – letztlich auch allen gemein als persönliches Wesen ihrer Anwesenheit zu gelten. Sie müssen aber hierfür von dem konkreten Inhalt ihrer Empfindungen absehen. Worauf diese sich daher reduzieren, ist ein allgemeiner Sinn ihrer Selbstwahrnehmung. Und was also als Sinn der Gemeinschaft ihrer Gefühle substanziell verbleibt, ist lediglich eine abstrakten allgemeine Beziehung ihrer Zwischenmenschlichkeit, ihr abstrakt menschlicher Sinn, worin sich ihr Menschsein bewahrt und worin sie ihre zwischenmenschlichen Verhältnisse fortbilden und ihren Sinn über ihre Selbstoptimierung, über ihre Selbstverwertung fortbilden und entwickeln. Darin finden sie sich schließlich also auch gesellschaftlich anerkannt. Und weil sie ihre Selbstwahrnehmung in einem Gefühl als ihr persönliches Selbstgefühl abstrakt bestätigt finden, haben sie von daher auch selbst an der Gestaltung ihrer zwischenmenschlichen Gemeinschaft teil, äußern ihre Selbstwahrnehmung als Teil ihrer Gemeinschaft, die sie gestalten und darin zugleich ihre soziale Wertschätzung persönlich durch sich und für sich erfahren, weil darin ihr Selbstwert promeniert. Es bedarf keiner "Mimesis", mit der in der Frankfurter Schule das "Banausentum" abgekanzelt und eine besondere Feinsinnigkeit des Mitleidens als politisches Ziel einer radikalen Kritik des Kapitalismus durch ein "richtiges Leben" (siehe Adorno, Theodor Wiesengrund) ausgegeben worden war. Doch die Kritik eines abgehobenen Kunstverstands kann nur davon ausgehen, dass jeder Mensch ein Kunstwerk ist, in dem er sich in und durch seine Gefühle erkennen und verstehen kann, wenn er die darin verschmolzene Empfindung erkennt (siehe Ästhetik). "Der Rohstoff des Gefühles ist so lange umgeschmolzen, bis er in sich der ästhetischen Formung keine Grenze mehr durch sein Fürsichsein setzt. Alle Kunst hat gegenüber dem lebendigen Dasein ihres Gegenstandes einen Zug von Resignation, sie versagt sich das Auskosten seiner Realität, um freilich seinem Inhalt, dem Qualitativen an ihm, mehr zu entlocken, als es eigentlich selbst besitzt." (George Simmel über Stefan George: "Eine kunstphilosophische Studie" in: Die neue Rundschau 1904) Kunst ist das Zeugnis einer Tätigkeit des Erinnerns, der Verinnerlichung von Eindrücken, die dargestellt sein müssen, um ihre Wahrheit zu ergründen, um schließlich ausdrücklich wahr zu machen, was zu Fühlen ist, was also dem Empfinden ohne sie entgehen müsste. Von daher bringt Kunst zum Ausdruck, was in seiner Wirklichkeit nicht so sein kann, wie es für den Menschen ist. Edward Hopper hat dies in Sprache übersetzt: "Kunst ist die Anwesenheit des Abwesenden". Und so können sich in der Kunst insgesamt sehr widersprüchliche Interessen umsetzen: Kritik oder Affirmation und auch Reaktion oder Konstruktion. Sie kann propagieren und konstruieren oder dekonstruieren und kritisieren, für die Wahrnehmung selbst reizvoll sein oder Reize zerstören. "Die Selbständigkeit des Genießenden gegenüber den Künstlern seiner Zeit geht selten weiter als bis zur Unbefriedigung an der einzelnen Leistung, an der einzelnen künstlerischen Persönlichkeit, vielleicht auch an dem Können der ganzen Generation; nicht aber darauf, daß der Umfang ihrer Probleme überhaupt verkümmert oder verfälscht ist; diesen vielmehr pflegt man an jeder gegenwärtigen Kunst einfach hinzunehmen. Unterläge man hier nicht der Suggestion durch die Kunst, die da ist, so wäre uns schon längst die Tyrannei unerträglich geworden, die in der Lyrik das erotische Motiv ausübt. Ist das Wesen der Seele: Einheit des Mannigfaltigen – während alles Körperhafte in ein unaufhebbares Außereinander gebannt ist – so ist keine Kunstform so, wie die lyrische durch ihre überschaubare Enge geeignet, diese Kraft und Geheimniß der Seele wirksam und fühlbar zu machen." (George Simmel über Stefan George: "Eine kunstphilosophische Studie" in: Georg Simmel, In: Die Zukunft, 26. Februar, Bd. 22 (1898), S. 386–396. In: Deutsches Textarchiv "Die Selbständigkeit des Genießenden gegenüber den Künstlern seiner Zeit geht selten weiter als bis zur Unbefriedigung" (Georg Simmel), weil Kunst darüber hinwegtäuscht, dass es das "Können" als hohe bzw. vertiefte Wahrheit geben würde, die den Genuß zum Edelmut einer selbständigen Ästhetik verführen könnte (siehe Selbstveredeung). Doch nichts enttäuscht den Genuß gründlicher als der Nachweis, dass Kunst selbst schlicht und profan ist, dass sie in Wahrheit keiner höheren Seinsweise dient. Täuschung und Wahrheit sind lediglich die Mittel der Kunst überhaupt, durch die sie ausdrückt was nicht ist – vielleicht auch garnicht sein kann (siehe Abwesenheit): "Kunst ist die Lüge, die die Wahrheit spricht." (Pablo Picasso) Die Kunst erweist sich immer wieder als Konstruktion, als Konstrukt eines anderen Seins und müsse demnach den Körper erinnern, in dem sie vereint und dem sie entsprungen war, ihm des Geistige zurück zu spiegeln, um ihm die Wahrheit seiner Kultur zu vermitteln, die er enthält, um sich darin wiederzuerkennen (siehe auch Subversion). “Die Seiten des Geistigen und Sinnlichen müssen im künstlerischen Produzieren eins sein” (Hegel 1971, S. 87). Ein solcher Anspruch setzt die Getrenntheit dieser beiden Momente menschlichen Denkens und Handelns bereits voraus. Die Kunstwerke seien also “eine Entfremdung des Geistes zum Sinnlichen hin” weil sie “sich in seiner Entäußerung zur Empfindung und Sinnlichkeit hin wiedererkennen, {um} sich in seinem anderen zu begreifen” (ebd., S. 52) (siehe auch Anderssein). In der Poesie entziehen sich die Menschen der puren Rationalität, dem Maßstab eines monolithischen Glaubens. Gegen den Dogmatismus einer bloßen Reaktion verhält sich Kunst nicht reflektiv als Reaktion auf die Gegebenheiten, sondern produzierend aus dem Reichtum des menschlichen Lebens, aus seiner Subjektivität - nicht einfach sinnierend in der genüsslichen Betrachtung, sondern durch kritische Intervention (siehe aucm Mimesis), "nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche ... damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege." (MEW 1, S. 379). "Die Tradition der toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf den Gehirnen der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuführen." (Karl Marx in MEW 8, Seite 115) Die Menschen haben schon immer und ohne "höhere Einsichten" gedichtet, musiziert, gemalt, getanzt, geformt usw. Von Kunst war da nicht die Rede - und auch nicht vom Schönen und Guten. Dies entstand zunächst erst durch religiöse Bräuche und deren Liturgie, Rituale und Gefühle. Aber ganz gleich, ob sie als schön oder hässlich empfunden wird (siehe auch schön und gut): Kunst begeistert auch heute die Menschen, soweit sie den Geist ihrer gesellschaftlichen Natur zum Gegenstand hat und gegenständlich macht. Indem sie ihn selbst als ihr Gefühl äußert, als Literatur, Musik, Architektur, Bild, Tanz oder ähnlichem objektiviert. Als ein objektives Gefühl vergegenständlicht wird sie zu einem Mittel, an dem sich die Menschen mitteilen und verständigen, sich ihrer Sinne vergewissern, subjektive Form für sich unter anderen finden, die ihrer Wahrnehmung in den Ereignissen ihres bloßen Erlebens entzogen ist. Kunst beweist sich selbst in und durch ihre Elemente. Und so wurde die Pop-Art populär, indem er es geradezu herausschrie: „Geld verdienen ist Kunst. Und arbeiten ist Kunst. Und gutes Geschäft ist die beste Kunst.“ (Andy Warhol) Kunst entzieht sich der gewöhnlichen Form, ist von daher vielseitig den Widersprüchen der Wirklichkeit inhaltlich ausgeliefert und durch ihr Bedürfnis nach substanzieller Erkenntnis auch wesentlich antimoralisch (siehe auch Moral). "Nieder mit dem Verstand – es lebe der Blödsinn." (Karl Valentin) Kunst wird allerdings auch wirklich zu einer Arbeit, wo sie die Gefühle von Menschen auf ihre Empfindungen zurückzuführen sucht. Denn: "Jedes Ding hat drei Seiten. Eine positive, eine negative und eine komische" (Karl Valentin). Das lässt sich auch weiter gehend reflektieren: Kunst zeigt, was die Menschen für sich nicht formulieren können. "Und wenn sie es können, dann ist es keine Kunst" (Karl Valentin). Von daher stellt sich Kunst als ein äußerst selbstloses aber zugleich äußerst selbstgerechtes Gewirke dar, das in diesem Widersinn nicht wirklich wahr sein kann. Kunst kann Wesentliches nur darstellen, wenn sie von seiner Wirklichkeit absieht. „Wir wissen nun, dass die Kunst nicht die Wahrheit ist. Die Kunst ist eine Lüge, die uns erlaubt, uns der Wahrheit zu nähern, zumindest der Wahrheit, die uns verständlich ist.“ (Pablo Picasso spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer) Die Wahrheit der Kunst steht hinter dem Augenblick, den sie erfass. Von daher hintergeht sie den Schein, löst die Täuschungen des bloßen Eindrucks auf (siehe Scheinwelt). Niemand will diese Lüge aufrechter und ohne sonderliche Anstrengungen formuliert haben als der Pionier eines ewigen, eines "richtigen Lebens", das sich dem "falschen Leben" entgegen zu stellen hätte: Adorno, Theodor Wiesengrund). Er lässt die Kunst eine "Blindheit hervorkehren", die den Banausen überwältigen soll, damit er sich nicht länger "der Einsicht in die Wahrheit entziehen" könne, weil ihre Autonomie aus einer jenseitigen Wahrheit die Welt der Trivialitäten aufzulösen im Stande sein soll. Der Hohepriester der reinen Ästhetik schreibt: "Aber ihre Autonomie beginnt, ein Moment von Blindheit hervorzukehren. Es eignete der Kunst von je; im Zeitalter ihrer Emanzipation überschattet es jedes andere, trotz, wenn nicht wegen der Unnaivetät,- der sie schon nach Hegels Einsicht nicht mehr sich entziehen darf." (Th. W. Adorno in "Ästhetische Theorie") Diese so genannte Kunst versteht sich so autonom wie jeder Bürger, der sich im Edelmut seiner Gefühle seiner selbst versichert, wenn er seine Empfindungen darin aufgehoben wissen will. Sie vermittelt in einem Kunstwerk die verselbständigten Formen ihrer Wahrnehmung, eröffnet den Unsinn ihrer Widersinnigkeiten und emanzipiert die Wahrnehmung zum Potenzial der Erkenntnisse, die sie aus dem erarbeitet, was sie wirklich wahrhat (siehe Kritik der politischen Ästhetik). Weil sie sich auf unterschiedliche Formen einer Wahrheit zwischen deren Subjekt- und Objektsein, im Dazwischensein ihrer wirklichen Welt bezieht, kann es eigentlich keinen Grund geben, dies als einen autonomen Prozess der Erkenntnis und Wahrheitsfindung zu verstehen. Linke Kunsttheorien verstanden und verstehen Kunst dennoch gerne wie die aparte Wahrheit eines höheren Bewusstseins der "wahren Bedürfnisse und Gefühle", als die wahre Subjektivität gegen die objektive Wüste ihrer Gesellschaft, als ein Hort der Freiheit, die keine Notwendigkeit begreifen muss, als heile Welt einer veredelten Selbstverständigung (siehe auch Selbstvedelung). Guy Debord z.B. verstand die Scheinwelt einer Waren tauschenden Gesellschaft als ein bloßes Spektakel, das durch Kunst aufgelöst werden könne. Er versprach schon in den 50er Jahren eine systemkritische Romanze durch einen kulturkritischen Bohème-Lebensstil, der situationalistisch durch künstlerische Interventionen unter dem Pflaster der herrschenden Verhältnisse ein kreatives Leben auftun würde, wenn sich revolutionäre Politik nur radikal gegen die Fetische der Waren produzierenden Gesellschaft (siehe Warenfetischismus) wendet. Die Situationistische Internationale beschäftigte sich mit Malerei, Theorie, Geschichte, Stadtplanung und neue Formen des Wohnens (z.B. Dieter Kunzelmaann in der "Kommune 1"). Ähnlich suchte Theodor Wiesengrund Adorno der Kunst das Aparte, die Verselbständigung einer Selbstveredelung als ihr revolutionäres Potenzial zu verleihen. Nach seiner Auffassung müsse eine "Autonomie der Kunst" eine vom öffentlichen Leben abgetrennte, eine aparte subkulturelle Existenz annehmen, die als ein eigenständiges objektiviertes Gefühl alles andere "überschatten" könne, wenn sie sich gegen die "Blindheit" eines Verblendungszusammenhangs als dessen Negation (siehe auch negative Dialektik), als "Licht" der Wahrheit eines "richtigen Lebens" hervorkehren könne (siehe hierzu reaktionärer Marxismus). Kunst müsse dem "Begriff des Schönen" folgen, einem Naturschönen, worin die Einheit des Lebens als etwas gewährt sei, "was nicht von dieser Welt ist" (Adorno). Von daher verstand Adorno die wahre Substanz des Lebens nur noch in der Kunst bewahrt. "Ihr Gegenstand bestimmt sich als unbestimmbar, negativ. Deshalb bedarf Kunst der Philossophie, die sie interpretiert, um zu sagen, was sie nicht sagen kann, während es doch nur von Kunst gesagt werden kann, indem sie es nicht sagt. Die Paradoxien der Ästhetik sind ihr vom Gegenstand diktiert: "Das Schöne erfordert vielleicht die sklavische Nachahmung dessen, was den Dingen unbestimmbar ist." (Paul Valêry "Windstriche"). Ist es barbarisch, von irgend etwas in der Natur zu sagen, es sei schöner als ein anderes, so trägt gleichwohl der Begriff des Schönen in der Natur als eines Unterscheidbaren solche Barbarei teleologisch in sich, während doch das Urbild des Banausen bleibt, wer gegen das Schöne in der Natur blind ist." (Adorno, Ästhetik, Suhrkamp Taschenbuch S. 113f) Das bürgerliche Subjekt, das von der Kommunikationsindustrie durch deren instrumentelle Macht behindert sei, könne hierüber zu sch selbst zu seiner subjektiven Wahrheit finden, die ihre Verwirklichung anstrebt (siehe hierzu auch Selbstverwirklichung), wodurch sich aus ihrer Unbestimmtheit durch ihre Natur etwas Neues, durch die Transzendenz ihrer Werke ein "metaphysischen Gehalt von Kunst" wie durch sich selbst bestimmt ergeben würde. "Natur hat ihre Schönheit daran, daß sie mehr zu sagen scheint, als sie ist. Dies Mehr seiner Kontingenz zu entreißen, seines Scheins mächtig zu werden, als Schein ihn selbst zu bestimmen, als unwirklich auch zu negieren, ist die Idee von Kunst. Das von den Menschen gemachte Mehr verbürgt an sich den metaphysischen Gehalt von Kunst ... Kunstwerke werden sie in der Herstellung des Mehr; sie produzieren ihre eigene Transzendenz, sind nicht deren Schauplatz, und dadurch wieder sind sie von Transzendenz geschieden. Deren Ort in den Kunstwerken ist der Zusammenhang ihrer Momente" (Adorno, Theodor Wiesengrund: Ästhetik, Suhrkamp Taschenbuch S.. S. 121f) Aber Kunst kann auch selbst eine finstere Bestimmung sein, denn sie arbeitet in der Wahrnehmung und verarbeitet sie gegenständlich, teilt über ihre Vergegenständlichung mit, was sie wahrhat und nicht nur wahrnimmt, sondern auch wahrhaben will. Friedrich Nietzsche beschreibt deshalb ihren Widerspruch wie eine existenzielle Vorstellung, wodurch Kunst "nur als ästhetisches Phänomen ist", wodurch "das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt " wird, wo sie aus dem Endlichen schöpft. "Denn dies muß uns vor allem, zu unserer Erniedrigung und Erhöhung, deutlich sein, daß die ganze Kunstkomödie durchaus nicht für uns, etwa unsrer Besserung und Bildung wegen, aufgeführt wird, ja daß wir ebensowenig die eigentlichen Schöpfer jener Kunstwelt sind: wohl aber dürfen wir von uns selbst annehmen, daß wir für den wahren Schöpfer derselben schon Bilder und künstlerische Projektionen sind und in der Bedeutung von Kunstwerken unsre höchste Würde haben - denn nur als ästhetisches Phänomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt: - während freilich unser Bewußtsein über diese unsre Bedeutung kaum ein anderes ist, als es die auf Leinwand gemalten Krieger von der auf ihr dargestellten Schlacht haben." (Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie, Werke in drei Bänden München 1966, Bd. 1, S. 40 ) Wo Kunst sich konstruiert, um ihre Repräsentanz zu dekonstruieren, muss sie beides vermitteln, wenn sie sich mitteilen will, ihre Mission als ästhetische Komposition veräußern. In einer Welt, in der Ästhetik vorherrscht, kann Kunst nur subversiv wahr sein. Es kommt auf die Menschen an, was sie daraus machen. Die wesentlichen Pole der Kunst verlaufen zwischen Selbstwahrnehmung und ihrer Unterhaltung oder Wahrnehmung des Wahrgehabten und Kritik der Gegebenheiten - insgesamt also zwischen dem Unterhalt objektiver Gefühle oder der Ent-Deckung einer Subjektivität der Gefühle in ihnen selbst, die Entwicklung ihrer Wahrheit. Von daher kann Kunst nicht selbst wahr sein, wohl aber Sinn finden, den sie wahr hat. oder einen Sinn bilden, mit dem sie sich selbst darüber hinwegtäuscht. In jedem ist sie Moment der Erkenntnis in ihren verschiedenen Entwicklungen zwischen Intelligenz und Verdummung. "Die Zerstörer der Kunst sind dabei so hilflos wie ihre Verteidiger. Denn letztendlich wird die Frage lauten, wie eine gesamtgesellschaftliche Krise in eine fundamentale Umwälzung überzuführen ist, und nicht: wer die Kunst rettet, und wer sie vernichtet. Ein neuer gesellschaftlicher Zustand nach jener Krisis bedarf jedenfalls keiner gesonderten Welt der Kunst mehr jenseits des grauen Alltags und keiner Künstlergenies jenseits der tumben Masse. Auch die Entgegensetzung von schön und häßlich, die Einteilung von Mensch und Natur anhand dieser Attribute wird kaum mehr Sinn machen. „Das“ Schöne ist längst am Ende, und die Abschaffung der abstrakten Arbeit wird es nicht wieder in sein Recht setzen, sondern in die Gesellschaft zurücknehmen. Solange dies aber nicht geschieht, müssen ständig neue Helden kreiert oder tote am Leben erhalten werden." (Johanna W. Stahlmann 1992: Thesen über das Ende des Schönen). Kunst ist daher überhaupt oder der Form nach Denken im Fühlen und Gefühl, in seinem Eindruck und Ausdruck, unmittelbar erkennende Sinnestätigkeit, Artikulation von Sinn, die sich ohne jede Vermittlung an die Menschen wendet; auch, um sich selbst zu wenden, eigene Wahrheit außer sich zu haben. Kunst ist eine Arbeit der Regungen, die ihre unmittelbar Wahrheit zu erweisen sucht. Sie findet in ihrer Empfindung Sein und Wesen zugleich, damit auch Schönheit, die sie in ihren Werken vergegenständlicht, - nicht unbedingt im Sinne einer Ästhetik, wohl aber als Sache, Ereignis oder Gefühl für ein Leben, das sich jenseits der Sachwelt der Nützlichkeiten gründet. Sie bildet sich im Verlangen nach einem Ausdruck des Lebens, das in sich ungebrochen ist, das sich in der Äußerung zu dem vollendet, was Menschen als Wahrheit ihrer Gefühle hervorbringen. Doch indem sie diese Äußerung als das Schöne sucht, gerät sie in eine Diskrepanz zu dem, was sie als Kunst für sich wahr und zugleich außer sich hat: Die Wirklichkeit menschlicher Lebensäußerungen. Ihre Gebrochenheit in der bürgerlichen Gesellschaft zwischen unmittelbaren Empfindungen und unmittelbaren Gefühlen, welche die öffentliche Wahrnehmung zu einer Welt der Reize des Erlebens auflöst, kann Kunst nicht wirklich und allgemein ertragen, wohl aber als apartes Moment im Leben abgesonderter Menschen in ganz besonderen Szenen und Räumlichkeiten. Die Rückkunft der künstlerischen Äußerung in das gesellschaftliche Leben der Menschen ist daher ganz wesentlich gestört und meist in elitäre Lebensform abgehoben und abgeschottet. Auch die darauf bezogene Kunstkritik hat daran wenig geändert. Was in der klassischen Kunst noch auf den Fürstenhöfen der Feudaleliten sozialisiert wurde, wird heute eher in die Abendgestaltung des Bildungsbürgertums getragen, die sich darin gegen die moderne und postmoderne Welt elaboriert. Kunst reflektiert diese Trennung von der sozialen Wirklichkeit und vollzieht in der Abtrennung der Schönheit den Ausschluss, wie er durch die bürgerliche Gesellschaft gegeben ist, auch oft im Bemühen, sie durch sich selbst aufzuheben. Dies gelingt insofern, wie Geist und Sache, Schönes und Nützliches, nicht durch sich selbst getrennt sind, und somit eine zumindest intelligible Einheit im unmittelbaren Arbeiten möglich ist, nicht aber in der Form, worin sich Kunst auf die Gesellschaft überhaupt vermittelt. Sie ist insofern zwar eine politische Kraft in der Erinnerung an wirkliche Arbeit für Menschen, als deren Gedächtnis, aber ihre Sprengkraft wird sich nur in der Verbindung mit gesellschaftlicher Wirklichkeit, in der Erkenntnis gesellschaftlichen Zusammenwirkens beweisen. Dies hatte Nietzsche dazu gebracht, die Kunst auch als Stachel des Gedächtnisses zu begreifen, Grauen zu erweisen wo Zufriedenheit dröhnt. Doch in der Unmittelbarkeit, worin Kunst nur wirklich sein kann, wird dies leicht auch zu einer Selbstbeziehung des Künstlers, der sich im Sinn einer höheren Moral versteht, als Avantgardist einer poltischen Kunst. Kunst endet dann nicht in poltischer Kritik der Politik, sondern wird selbst politisch zu einer nur übermenschlich bregreifbaren Erkenntnis. Dies hatte Nietzsches Denken auch zur Legitimation nazistischer Gedanken werden lassen. Erkenntnis und Tätigkeit sind in der Kunst eins, Einheit der tätigen Empfindung, und äußern sich als ihr Gefühl. Kunst ist die Äußerung, Beziehung und Auffassung von Erkenntnis in verdichteter Form, welche ihre Intension ist. Darin unterscheidet sie sich von naiver Erkenntnis, die rein gegenständlich ist; - aber auch schon dadurch, dass sie selbst Äußerung einer Beziehung in ihrer Dichtung, ihres Außer-Sich-Seins ist. Sie ist darin nicht frei, weil sie aufhört, Kunst zu sein, wenn sie bei sich ist. Kunst endet, wo Leben zur Gewohnheit wird. Kunst kritisiert Gewohnheit, indem sie deren Gegenständlichkeit reflektiert, indem sie ihr den Sinn entnimmt, der darin wahrgehabt wird. Sie ist also in ihr und durch sie gebrochen, auch wenn sie ihren Sinn widergibt. Sie spürt auf und fühlt, was nicht wirklich wahr ist und in Wahrheit nicht wirklich sein kann. Indem Kunst dies in der reinen Unmittelbarkeit vollzieht, scheint sie von gesellschaftlicher Vermittlung frei. Doch es ist ihr Schmerz, die "Wunde der Kunst" (Adorno, Theodor Wiesengrund)), in dieser Freiheit sich nicht mit-teilen zu können. Sie bleibt als unvermittelte Lebensform innerhalb der bürgerlichen Lebensverhältnisse zufällig: Zufällige Begegnung von Unmittelbarkeiten, die keine Vermittlung erkennen können, weil es diese nur in der Beziehung der Nützlichkeiten gibt. Nur wo Kunst zufällig auch nützlich ist, kann sie unter diesen Umständen gesellschaftlich sein. Kunst ist der stille Ort für die Wahrheit einer Sinnlichkeit, welche die schmerzhafte Einheit des Gefühls erkennt, die in der bürgerlichen Kultur nur als Ästhetik in ästhetischen Verhältnissen aufgenommen und zur Selbstwahrnehmung gewendet ist. Auf diesem stillen Örtchen hat sie aber keine transzendete Funktion, wie Adorno, Theodor Wiesengrund) glauben machen will, sondern ist Moment der Selbstverständigung, in welcher Menschen sich zu verstehen suchen, was letztlich als Selbstbewusstsein besteht. Als Selbstverständnis ist Kunst in der Ästhetik längst verflogen, gerade weil sie sich dort absolut versteht. Ihre Existenz in der Ästhetik schadet ihrer Wahrheit, macht sie zu dem, dem sie zu entfliehen sucht: zu abstrakter Sinnlichkeit Kunst ist die Äußerung von Sinn in der Bestrebung, ihn für sich zum Ausdruck zu bringen, ihn als Einfall in Beziehung zu setzen und als Ereignis der Wahrnehmung zu genießen. Sie ist darin gesellschaftlich, dass sie sich in der Beziehung auf die Welt der Nützlichkeiten, der Gebrauchswerte und Konsumgegenstände (Kulturkonsum) als zwischenmenschliches Wissen und Gewissen ausdrückt und Menschen auch wirklich beeindruckt, die darin ihren Schmerz erkennen: Die Einheit ihrer Lust und Selbstverneinung. Kunst setzt die gegenständlich selbständige Welt, die Produktion von den Gütern des Stoffwechsels voraus und ist von ihr dadurch verschieden, dass sie ihren Sinn für sich hat, dass sie sich nicht als Arbeit im Nutzen der Dinge wirklich macht, sondern als menschliche Erkenntnis, welche den Sinn der Dinge als Sinn und Geist für die Dinge nimmt, als Empfindung und Auffassung und Interpretation, als reine Sinnesform von Eindruck und Ausdruck menschlicher Sinnlichkeit. Kunst ist Bestandteil der gegenständlichen Welt des menschlichen Reichtums, der sich allerdings in einem eigenen Lebensbereich getrennt von der Welt der nützlichen Dinge erhält. "Kunst kann nicht nützlich sein" (Oskar Wilde), aber sie ist nicht ohne diesen Nutzen, welcher auch ihren Stoffwechsel ausmacht, welcher aber auch in ihr "nicht aufgeht" (Adorno, Theodor Wiesengrund)). Sie ist das geistige Moment der Kultur, wie es (noch) für sich ist, wie es Sinn sucht und in der Welt der Gebrauchsgüter und Werte keinen Sinn hat. Kunst ist die im Untergang begriffene Religiosität, aus der sie kommt, die noch nicht wirklich im gegenständlichen Reichtum der Menschen aufgehobene Kultur abstrakter Sinnlichkeit. Kunst enthält das Verlangen, für die Menschen wirklich zu sein, wie auch die nützliche Sache als Verlangen der Menschen zu reflektieren, das Bedürfnis der Menschen nach gegenständlicher Wirklichkeit zu befriedigen und darin wirklich aufzugehen. In der Reichhaltigkeit menschlicher Gegenstände exisistiert dies alles nebeneinander, unvermittelt und doch bezogen, als Kulturdinge und Lebensmittel, als Welt voller Kultur und Sache, die sich ausschließen, wo sie zusammengehören, sich bedrängen, wo sie einander ergänzen. Es ist ihre abstrakte Vermittlung, die sich als sachliche Macht zwischen alles stellt, was sich im menschlichen Reichtum, in der wirklichen Potenz der Menschlichkeit, der Wirklichkeit der Menschenliebe, dem Wesen nach sucht, einander zustrebt, wo es auseinander getrieben wird. So verliert sich ihr Zusammenhang in Kräften, welche sich daraus nähren, was die Menschen ihnen überlassen. Auch die Menschen verlieren sich in ihren Sachen, wenn sie diese nicht als ihre Sache ansehen. Und sie verlieren sich in seeligen Wahrnehmungen, wenn sie die Erkenntnisse ihres Lebens darin aufheben. Die Abstraktion, welche die gegenständliche Welt auseinandertreibt, hat von der Seite der Lebensmittel abstrakt menschliche Arbeit zur Substanz, von der Seite der Wahrnehmung abstrakt menschlichen Sinn. Wenn und wo sie sich wirklich vereinen, wird Kultur und Lebensalltag sich treffen und sich gegen die abstrakten Mächte der Welt, gegen den Wert der Dinge und die Absichten der Seeligkeit sich wenden. Kunst für sich beruht auf einem besonderen Können, das sich von der Produktion der Lebensmittel schon immer unterschieden hat und immer noch unterscheidet. Aus der Gottesanbetung entstanden, war sie noch die Kunst der Verehrung eines Jenseits, das im Jammertal der Welt keinen Sinn hatte. Es waren besondere Menschen und geweihte Gegenstände, was Kunst genannt wurde. Erst die Entwicklung der Kultur zu einer Welt menschlicher Wahrnehmung in notwendiger Beziehung zur Alltagswelt hat Kunst zu einer menschlichen Sinnesäußerung und damit zu einem Bestandteil menschlicher Arbeit gemacht. So bezieht sie sich heute auf menschliche Existenz und auf die Dinge des Alltags mit der Selbstverständlichkeit des Kunstschaffenden, der sich ihrer annehmen will, weil er mit ihr auch nur gebrochen leben kann. Kunst hat diese Gebrochenheit ebenso, wie die Existenzen des Alltags in ihrer Selbstwahrnehmung gebrochen sind: Das Leben ist ungeheuer sinnlich, aber es hat keinen Sinn. So besteht Kunst neben der Produktion für Lebensmittel, also den Sachen menschlicher Bedürfnisse in der Kultur als aparte Produktion von Selbstwahrnehmung, welche Sinn sucht. Was sie an Sinn als Welt in sich aufnimmt und reflektiert, nicht als Widerspiegelung, sondern als Geist für sich, der seinen gesellschaftlichen Sinn außer sich hat, das zerarbeitet sie sogleich als Sinn für sich. Kunst ent-deckt diesen Sinn als Moment menschlicher Beziehung, der nicht Gegenstand gesellschaftlicher Bedürfnisse ist, also hierin nicht nötig erscheint, und vollzieht hierin ihr Bedürfnis nach Sinn. Dies ist ohne Wirklichkeit, ohne Verwirklichung in der Welt, ihr Schmerz (nicht ihre Wunde), der in dieser Form unendlich ist. Kunst hat so keine eigene Wahrheit, etwa als "richtiges Leben im Falschen" oder umgekehrt als Krititik des falschen Lebens in den Fetischen des Alltags (frei nach Adorno, Theodor Wiesengrund). Kunst mag sich dagegen absetzen, insofern auch unterscheiden; aber für sich ist sie nur eine Besonderung von Sinn, der allgemein nicht sein kann, wie jede besondere Sinnesäußerung sich in der bürgerlichen Gesellschaft nicht wirklich verallgemeinert, der aber für sich Geist hat. Kunst ist also nicht "richtiger" als der einfache Lebensbedarf; im Gegenteil: Sie ist sein notwendiges Anderssein. Sie führt aus, was dort verschwindet. Dies entspricht auch ihrem geschichtlichen Werdungsprozess. Ursprünglich inhärentes Teil von Arbeit, das sich ungebrochen der Religion oder dem Kult oder dem Magen zugewendet hatte, wurde sie gegen die fortschreitende Verwertungsproduktion, also der Vermassung der Lebensmittelproduktion, zu einem eigenen Wert. Er begründet sich aus der Besonderheit der Unmasse, sich selbst als Sinn zu haben, um sich geistig zu gewinnen. Und dieser Wert hat tatsächlich einen Sinn für sich, der in der bürgerlichen Kultur sich ausbreitet als ihr ästhetischer Sinn. In der Ästhetik ist dem Menschen sozusagen geistig wiederhergestellt, was er in seinem Lebensalltag verloren hat - nicht als wirklicher Mensch, aber als abstrakt gesellschaftlicher Mensch. Heute kommen Menschen praktisch nicht mehr ohne irgendein Produkt der Kunst aus, und sei es auch "nur" die Unterhaltungskunst (siehe Tittytainment). Die Rolle der Medien und Datenträger hat daher der Kunst erst wirklich zu ihrem Kulturwert verholfen, weil er erst hierduch zur Massenveranstalung wurde. Sie lassen leben, was sonst gestorben ist, sei es als klassische Theateraufführung, als Musik aus dem MP3-Player, als Beschaulichkeit eines Heimatfilms oder als Selbsterregung durch eine Soap-Story. Dies alles lässt sich nicht wesentlich von Kunst unterscheiden - wie heute auch die Kunstentwicklung selbst zeigt (siehe Andy Warhol), wiewohl es sich im Gebrauch als Kunstsparte sehr unterschieden verhält (als Ereignis, als Arbeit oder als Lifestyle, Design). Kunst für sich ist immer auch Unterhaltung und als dies ist Kunst ein Ereignis, das zwar im Original seinen Ursprung hat, aber sich ähnlich reproduziert, wie eine Abendgala mit Hochtrapez. In der bürgerlichen Kultur existiert Kunst immer als Ereignisproduktion. Darin ist die abstrakte Form eines gesellschaftlichen Sinns Gegenstand der Wahrnehmung und von daher auch Gegenstand des Kulturkonsums. Es ist ein kommunistischer Traum, die Einheit von Kunst und Arbeit als gesellschaftliches Verhältnis zu entwickeln. Aber dieser Traum hat auch schon seine - wenn auch gespaltene - Wirklichkeit in einer Welt des Reichtums, worin die nützlichen, die sinnlichen und die geistigen Dinge als Kulturgüter nebenenander und in verschiedenste Lebenswelten getrennt, also isoliert und daher für sich nur abstrakt bezogen, bestehen. | ![]() |