Minderwertigkeitsgefühle entstehen durch die Bemessung der eigenen Gefühle an einer allgemeinen Ästhetik der Selbstwahrnehmung, durch die Empfindungen in einer Kultur der Selbstbeziehungen zwischenmenschlich bestimmt werden. Sie sind Mangelgefühle am allgemeinen Selbstwert, welchen Menschen sich in der bürgerlichen Kultur vermöge ihrer Selbstbezogenheit erwerben. Was darin einen objektiven Mangel ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen äußert, wird in ihren Selbstgefühlen zu einer subjektiven Minderwertigkeit. Von daher sind Minderwertigkeitsgefühle die gängige Form einer Scham, die als Gefühl der Unangemessenheit nicht nur gegen allgemeine Wertigkeiten der Sitte oder Moral besteht, sondern durch ihre Zwischenemnschlichkeit ihre subjektive Unangemessenheit vermittelt, die in ihrer Entgegenwärtigung herrscht, solange sie im Selbstwert der Menschen das Selbstgefühl und seine Selbstgerechtigkeit bestimmt. Durch den Eindruck, den ein Mensch auf andere macht, täuscht er über seine wirklichen Eigenschaften und Fähigkeiten hinweg und erheischt hierbei einen Selbstwert, der Überlegenheit in Verhältnissen vermittelt, in denen im Allgemeinen Minderwertigkeitsgefühle die Selbstwahrnehmung bestimmen. Es sind deren zwischenmenschlichen Beziehungen, durch die solche Wahrnehmungen in Selbstgefühlen aufgehen, die ihrem Geltungsstreben folgen müssen, um Gefühl für sich zu sein und zu bleiben. Die Täuschung durch solchen Eindruck verlangt allerdings eine permanente Kontrolle über das, was hierfür körperlich ausgedrückt werden muss, eine Selbstkontrolle, die einen ästhetischen Schein in diesen zwischenmenschlichen Verhältnissen erzeugt, denen die Zwischenmenschen in ihrem Körperfetischismus nachgehen und für diese Scheinwelt ihre Sinne aufzubereiten und kulturalisieren und ihre ganze Spontaneität für eine modische Sinnlichkeit aufgeben. Solche Gefühle emanzipieren sich durch das Erwachen aus der Unangemessenheit von Selbstbezogenheit überhaupt, wodurch wirkliche Lebensäußerung erst möglich wird und also auch Selbstachtung entstehen kann, die in Minderwertigkeitsgefühlen schlicht negiert ist. Darin ist aber immerhin Selbstbezogenheit gegen sich selbst mächtig und in der Scham selbstkritisch, wenn auch ohne Sinn für ihre Beziehungen. Wo sich Minderwertigkeitsgefühle allein aus ästhetischen Verhältnissen begründen, da reflektieren sie Körper ohne Geschichte, reines Sosein von Körper, das anders sein muss. Für das Dasein werden sie immanent durch eine Zeichensetzung in der Mode aufhebbar. | ![]() |