"Woher die Illusionen des Monetarsystems? Es sah dem Gold und Silber nicht an, daß sie als Geld ein gesellschaftliches Produktionsverhältnis darstellen, aber in der Form von Naturdingen mit sonderbar gesellschaftlichen Eigenschaften. Und die moderne Ökonomie, die vornehm auf das Monetarsystem herabgrinst, wird ihr Fetischismus nicht handgreiflich, sobald sie das Kapital behandelt? Seit wie lange ist die physiokratische Illusion verschwunden, daß die Grundrente aus der Erde wächst, nicht aus der Gesellschaft?" (MEW 23, S. 97) Monetarismus steht für die Reduktion des Warentauschs auf die rein quantitativen Verhältnisse der Geldform, durch die vom Geld als konkret gegensinnig bestimmtes Machtverhältnis, als ein widersinniges Verhältnis von dem Kaufmittel Geld und dem Zahlungsmittel Geld abgesehen wird. Monetarismus setzt beides gleich, ist gleichgültig gegen deren Wirklichkeit, indem er davon abstrahiert und somit vom Warenkörper, vom Gebrauchswert der Waren absieht (siehe auch Absicht) und ausschließlich die rein abstrakte Beziehung der Tauschwerte als Verhältnis der Preise bewertet. Er bezieht sich ausschließlich auf die Preisform des Geldes und verliert darin die Erkennbarkeit der wesentlichen Bedingungen seiner Wertform und der Naturalform des Warenkörpers, dem Gebrauchswert, der nach Marx lediglich die Erscheinungsform des Werts der Waren ist (siehe hierzu Warenfetischismus). "Die erste Eigentümlichkeit, die bei Betrachtung der Äquivalentform auffällt, ist diese: Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts .Die Naturalform der Ware wird zur Wertform." (MEW 23, S. 70f) Aber wenn auf die Natur der Sache, ihr objektiv organisches Dasein, wenn auf deren Entäußerung kein Gedanke verschwendet werden soll, dann wird auch die Arbeitskraft selbst zu einer bloßen Abstraktion von Wertgrößen und ihren Tauschwerten als Preise für den "freien" Konsum der Produkte. Die wirklichen Menschen bleiben damit von der Preisbildung abgetrennt und die Erkenntnis ihrer substanziellen Lebensbedingungen ausgeschlossen. Die Erkenntnisse der Wertform reduzieren sich damit selbst zu einer bloß moralische Kategorie des Mehr oder Weniger. Das wirklich formbestimmte Lebensverhältnis der Menschen fällt aus und Lohnarbeit ist dann von der durch den Arbeitslohn bezahlten Arbeit unmittelbar zu einer abstrakten Arbeit aufgelöst, ihr Wert und ihr Preis identisch, so als ob der Lohn als Geldbetrag selbst schon abstrakt menschliche Arbeit darstellen könnte. Damit ist alles hinfällig, was Marx dazu geschrieben hatte und als Kern seiner wissenschaftichen Arbeit gegen die politische Ökonomie begriffen sehen wollte, die nicht begreifen konnte, dass Wert und Preis niemals wirklich identisch sein kann. Er hat schließlich zur Genüge nachgewiesen, dass der Preis sich als Anteil einer Preissumme als Maßstab der Preise aus dem Warenmarkt, der Wert als Wertgröße der durchschnittllich notwendigen gesellschaftlichen Arbeitszeit als Maß der Werte zur Reproduktion und Fortbildung des Lebensstandards ergibt. Weil Kapital und Arbeitskraft gänzlich gegensätzliche Wertquellen sind, weil sich ihr Klassengegensatz als Formation von bezahlter Arbeit (Wert) und unbezahlter Arbeit (Mehrwert) darstellt, erübrigt sich mit ihrer Gleichstellung die marxistische Kritik am Verwertungsprozess des Kapitals. Monetarismus steht also für die Auffassung, dass Geld nicht als Resultat der Warenverhältnisse und ihrer Wertform bestimmt ist, sondern dass durch Geld ein sich selbst fortbestimmendes Verhältnis unverhältnismäßig entwickelt werden würde (siehe hierzu auch Kapitalfetisch), das im Kapitalismus lediglich ungerecht verteilt sei (siehe Verteilungsgerechtigkeit). Geld wird damit nicht als Formbestimmung des gesellschaftlichen Reichtums, sondern selbst als seine gesellschaftliche Form verstanden (siehe hierzu auch Existenzwert). Wenn es für die Menschen gerecht verteilt wäre (siehe Verteilungsgerechtigkeit), so wäre die Marktwirtschaft auch die beste gesellschaftliche Form menschlicher Lebensverhältnisse. Einem qualitativen Gesellschaftsbegriff, durch den Geld als bestimmende Form einer sich selbst fremden Gesellschaft (siehe auch Entfremdung) wird die Illussion einer quantitativen Rechtsform entgegengestellt. Deren Entwicklung wird durch den Geldbesitz positiv aufgefasst, wonach Geld selbst Gerechtigkeit vermitteln würde und Geldbesitz nicht als Klassengegensatz qualitativer Machtinteressen erkannt. So wrd er zur Lebenswirklichkeit eines unterschiedslosen, also rein quantitativen Gesellschaftsverständnisses verkehrt. Und wo lediglich die quantitative Gleichheit einer Rechtsform als das Ziel einer gesellschaftlichen Veränderung jenseits ihrer qualitativen Beziehungen angesehen wird, muss sie nicht als ein geschichtlich beschränktes Lebensverhältnis der Menschen, als eine durch ihre Produktivität bestimmte Gesellschaftsform begriffen werden (siehe auch historischer Materialismus). Es wird damit implizit die gesellschaftliche Formbestimmung durch Geld und Kapital geleugnet und zugleich behauptet, dass durch Geld alle gesellschaftliche Notwendigkeit sowohl erklärt, wie auch deren Aufhebung inhaltlich bestimmt sei, weil es die Naturalform der bürgerlichen Gesellschaft darstelle, die sich auch natürlich, sich also nicht aus dem Verhalten von Warenbesitzern im Warentausch begründen lasse. Nicht die Verhältnisse der Warenform und ihrer Subjekte, sondern die der Geldform selbst lägen der bürgerlichen Gesellschaft zugrunde, sodass das Verhalten der Warenbesitzer und die sich darin vollziehenden Machtverhältnisse hiergegen gleichgülig wären. Von daher müsse sich das Verständnis dieser Gesellschaft auf die bloße Gerechtigkeit der Geldverhältnisse, auf die Verteilungsgerechtigkeit im Geldbesitz konzentrieren, so dass Kritik an diesen Verhältnissen im Grunde auf das "Recht des Geldes" beharrt. Schon Adam Smith hatte diese Auffassung kritisiert, indem er ihre "Naturbasis" in Frage stellte: „Die konsumablen Waren, sagt man, sind bald verrnichtet, während Gold und Silber von dauerhafterer Natur sind. Würden sie nicht beständig exportiert, so könnten diese Metalle sich mehrere Jahrhunderte lang akkumulieren, so daß der wirkliche Reichtum eines Landes unglaublich anwachsen würde.“ (Adam Smith, Allgemeine theoretische Vorstellungen des Merkantilismus, S. 275) Der Monetarismus steht für eine Wirtschaftstheorie, die in den 1960er- und 1970er-Jahren vor allem von Milton Friedman als Gegenentwurf zum nachfrageorientierten Keynesianismus entwickelt wurde. Dabei greift dieser die bereits in den 1930ern erdachte Theorien einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik wieder auf, die damit heute als Grundlage des Neoliberalismus angesehen werden kann. Bei dieser geht es um Geldaufhäufung und Spekulation durch vermehrten Warenaustausch und Geldumlauf. Das ist nur durch eine permanente Konsumsteigerung (siehe Tittytainment) zu erreichen, die durch hohe Geldausschüttungen erzeugt werden muss. Monetaristen sehen in der Regulierung der Geldmenge die wichtigste Stellgröße zur Steuerung des Wirtschaftsablaufes: „Money matters“. Sie knüpfen an die langfristige Betrachtung der neoklassischen Vorstellung eines grundsätzlich stabilen Wirtschaftsablaufs an, der sich durch die Geldwerte wie von selbst regele und daher keiner besonderen Eingriffe bedürfe. Eine zu starke Ausdehnung der Geldmenge führe demnach zu Inflation, eine zu starke Bremsung des Geldmengenwachstums zu Deflation. Der Monetarismus geht von einer relativ stabilen Geldnachfrage aus, die sich an diesen Regularien praktisch orientieren müsse, um längerfristig erfolgreich zu sein. Ideologisch stellt der Monetarismus eine Verherrlichung des Geldes als höhere Form des Reichtums dar. Er wurde besonders vom Begründer des Liberalismus, dem Ökonom Adam Smith (wie auch von seinem Zeitgenossen Petty) vertreten. Karl Marx beurteilt diesen hierzu folgendermaßen: "Der Mann des Monetarsystems schwärmt für Gold, Silber, weil sie Geld sind, selbständiges Dasein, greifbares Dasein des Tauschwerts, und unzerstörbares, ewig dauerndes Dasein desselben, soweit ihnen nicht erlaubt wird, Zirkulationsmittel zu werden, bloß verschwindende Form des Tauschwerts der Waren. Akkumulation derselben, Aufhäufen, Schatzbildung daher seine Art, sich zu bereichern. ... Nun wiederholt A. Smith erstens dieselbe Betrachtung über die relativ größre oder geringre Dauerhaftigkeit der Waren in dem Abschnitt, wo er von der mehr oder minder der Bildung des Reichtums nützlichen Konsumtion spricht, je nachdem sie sich in minder oder mehr vergänglichen Konsumtionsartikeln vollzieht. Also hier blickt das Monetarsystem durch; und notwendig so, da selbst bei der direkten Konsumtion der Hinterhalt bleibt, daß der Konsumtionsartikel Reichtum bleibt, Ware, also Einheit von Gebrauchswert und Tauschwert, und letztres hängt von dem Grad ab, wie der Gebrauchswert dauerhaft ist, die Konsumtion also nur langsam seine Möglichkeit, Ware zu sein oder Träger des Tauschwerts, aufhebt. ... Also ... sagt Smith dasselbe wie das Monetarsystem. Bei ihnen nur die Arbeit produktiv, die Geld, Gold und Silber, zeugt. Bei Smith nur die Arbeit produktiv, die ihrem Käufer Geld produziert, nur daß er den Geldcharakter in allen Waren trotz ihrer Verhüllung erblickt, während das Monetarsystem ihn nur in der Ware erblickt, die das selbständige Dasein des Tauschwerts. Diese Unterscheidung gründet sich auf das Wesen der bürgerlichen Produktion selbst, da der Reichtum nicht gleich Gebrauchswert ist, sondern nur die Ware Reichtum ist, der Gebrauchswert als Träger des Tauschwerts, als Geld. Was das Monetarsystem nicht begriff, wie dies Geld gemacht wird und vermehrt wird durch den Konsum der Waren, nicht durch ihre Verwandlung in Gold und Silber, worin sie als selbständiger Tauschwert kristallisiert sind, aber nicht nur den Gebrauchswert verlieren, sondern ihre Wertgröße nicht verändern." (Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, S. 275 f) | ![]() |