"Das praktische Erzeugen einer gegenständlichen Welt, die Bearbeitung der unorganischen Natur ist die Bewahrung des Menschen als eines bewußten Gattungswesens, d.h. eines Wesens, das sich zu der Gattung als seinem eignen Wesen oder zu sich als Gattungswesen verhält. Zwar produziert auch das Tier. Es baut sich ein Nest, Wohnungen, wie die Biene, Biber, Ameise etc. Allein es produziert nur, was es unmittelbar für sich oder sein Junges bedarf; es produziert einseitig, während der Mensch universell produziert; es produziert nur unter der Herrschaft des unmittelbaren physischen Bedürfnisses, während der Mensch selbst frei vorn physischen Bedürfnis produziert und erst wahrhaft produziert in der Freiheit von demselben; es produziert nur sich selbst, während der Mensch die ganze Natur reproduziert; sein Produkt gehört unmittelbar zu seinem physischen Leib, während der Mensch frei seinem Produkt gegenübertritt. Das Tier formiert nur nach dem Maß und dem Bedürfnis der species, der es angehört, während der Mensch nach dem Maß jeder species zu produzieren weiß und überall das inhärente Maß dem Gegenstand anzulegen weiß; der Mensch formiert daher auch nach den Gesetzen der Schönheit." (MEW 40, S. 517f) Objektiv ist der Mensch ein Naturwesen, das vermittelst seiner gesellschaftlichen Beziehungen in seiner Kultur mächtig geworden ist, indem er seine eigene Vergegenständlichung durch seine Arbeit betreibt. Er bildet als Teil der Naturgeschichte seine eigene Geschichte, menschliche Geschichte, indem er sich in seiner Vergegenständlichung für eine bestimmte Entwicklung seiner Gegenstände entscheidet (siehe historischer Materialismus) und hiernach planvoll handelt, die Gegenstände seines Lebens als seine Lebensäußerung selbst erzeugt, sich durch seine Natur und über diese hinaus vergegenständlicht, weil er selbst natürlich ist als ein Naturwesen, das seine eigene Geschichte auch zu begründen vermag (siehe historischer Materialismus), eigene Gründe hierfür hat. So ist der Mensch ein Naturwesen, das vermittelst seiner gesellschaftlichen Beziehungen in seiner Kultur mächtig geworden ist, indem er seine eigene Vergegenständlichung durch seine Arbeit betreibt. Er macht als Teil der Naturgeschichte seine eigene Geschichte, menschliche Geschichte, indem er das eigene Material der Natur in der Vergegenständlichung seines Lebens außer sich als seine Natur, sich selbst als Naturgeschichte seiner Kultur verwirklicht, indem er die Elemente der Natur - an erster Stelle das Feuer - zu seinem Lebenselement gemacht und seine Gesellschaft aus ihrer Elementarform entwickelt hat. Durch seine Gesellschaft ist jeder Mensch schon vor aller Erfahrung naturmächtig, weil er in seinen Lebensäußerungen sich selbst erkennt, seine Natur als sein äußeres Wesen anerkennt. Weil er sich gesellschaftlich in und mit seiner Vergegenständlichung für eine von ihm bestimmte Entwicklung seiner Gegenstände entscheidet und hiernach planvoll handelt, die Gegenstände seines Lebens als seine Lebensäußerung selbst erzeugt, sich durch seine Natur und über diese hinaus vergegenständlicht, weil er selbst natürlich ist als ein Naturwesen, das seine eigene Geschichte auch zu begründen vermag (siehe historischer Materialismus), eigene Gründe hierfür hat. "Der erste Gegenstand des Menschen - der Mensch - ist Natur, Sinnlichkeit, und die besondern menschlichen Wesenskräfte, wie sie nur in natürlichen Gegenständen ihre gegenständliche Verwirklichung, künnen nur in der Wissenschaft des Naturwesens überhaupt ihre Selbsterkenntnis finden. Das Element des Denkens selbst, das Element der Lebensäußerung, des Gedankens, die Sprache ist sinnlicher Natur." (MEW 40, S. 544) Die menschliche Natur ist subjektiv, steht von daher nicht im Gegensatz zu seiner Kultur, hat darin wohl aber auch seine eigene Natur begründet. Der Mensch verhält sich zu seiner Natur als ein Wesen, das sich selbst objektiviert, sich vergegenständlicht durch planvolles Verhalten und den Entschluss, von ihm bestimmte Gegenstände zu erzeugen. Von daher ist er nicht nur Naturwesen, sondern eine Naturmacht, die durch die Handhabung der Elemente (Wasser, Erde, Luft und Feuer) für eine ihm eigentümliche Beziehung seiner Intelligenz als seine Natur verwirklicht (siehe auch natürliche Intelligenz), sein planvolles Beziehen und Wirken zur Entwicklung und Fortbildung seiner Haushaltung und Arbeitsmittel, und damit zur Differenzierung seiner Arbeit und Bedürfnisse brachte. Denn in der Produktion verwirklicht sich der Mensch als gesellschaftliche Naturmacht. "Die Natur baut keine Maschinen, keine Lokomotiven, Eisenbahnen, electric telegraphs, selfacting mules etc. Sie sind Produkte der menschlichen Industrie; natürliches Material, verwandelt in Organe des menschlichen Willens über die Natur oder seiner Betätigung in der Natur. Sie sind von der mensch1ichen Hand geschaffne Organe des menschlichen Hirns, vergegenständlichte Wissenskraft. Die Entwicklung des capital fixe zeigt an, bis zu welchem Grade das allgemeine gesellschaftliche Wissen, knowledge, zur unmittelbaren Produktivkraft geworden ist, und daher die Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die Kontrolle des general intellect gekommen, und ihm gemäß umgeschaffen sind. Bis zu welchem Grade die gesellschaftlichen Produktivkräfte produziert sind, nicht nur in der Form des Wissens, sondern als unmittelbare Organe der gesellschaftlichen Praxis; des realen Lebensprozesses." (Marx, Grundrisse, S. 592 ff). Die erste Tätigkeit, die aus seinem Gehirn ein menschliches Gehirn entwickelte, war das Kochen und damit die hierfür nötige Konzentration der Eiweisverarbeitung und Energiegewinnung. "Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand schiebt und die ihm als Leiter seiner Tätigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er benutzt die mechanischen, physikalischen, chemischen Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf andere Dinge, seinem Zweck gemäß, wirken zu lassen." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 194). Die Naturmacht ist der Nährboden des menschlichen Wesens, das nicht einfach reinen Naturstoff als bloße Nahrung nötig hat, sondern auch andere Menschen, Gesellschaft, wie sie ihrer Natur entsprechend auch geworden ist, in der er sich selbst vergegenständlicht erkennt, weil er sie gedacht hat, bevor er sie durch seinen Entschluss und Plan erzeugte. Von daher ist der Mensch als denkendes Wesen ein Naturwesen, das sich in der Natur und vermittelst der Natur vor allem selbst erzeugt, sich selbst als Gegenstand der Natur bildet und bestimmt und durch seine Tätigkeit und Arbeit zu ihrem handelnden Subjekt geworden ist, indem er in der Natur das Material seiner Geschichte findet und damit zugleich ihre Geschichte bestimmt "Die Geschichte selbst ist ein wirklicher Teil der Naturgeschichte, des Werdens der Natur zum Menschen." (MEW 40, S. 544) Naturmacht bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, seine Natur zu gestalten, als Natursubjekt zu wirken und seine natürliche Wirklichkeit zu entwickeln. Er ist durch sein geschichtliche Wirkmacht in der Lage, sein Leben selbst fortzubilden, durch seine Macht Natur zu vernichten oder zu fördern, sich in ihr und durch sie zu bereichern oder sie zu verarrnen, zu reduzieren auf die bloße Form einer Sache, indem er sie veräußert und vernutzt. Sein Reichtum ist seine natürliche Subjektivität und seine Armut die Vereinseitigung der Natur zu einem ihr äußerlichen Zweck. Er kann ihren Sinn für seinen Nutzen durch seine Macht von sich abtrennen, sie spalten und veräußern, aus ihr eine Monokultur machen, indem er ihre Substanz durch seine gesellschaftlichen Formbestimmungen aufbraucht. Der Mensch ist zwar aus der Evolution der Natur hervorgegangen, zugleich ist er aber auch in der Lage, sich zu ihr zu verhalten, sich ihrer zu bemächtigen, sie durch seine Kultur fort zu entwickeln oder aber auch zu zerstören. Die Natur ist die stoffliche Basis aller Kulturen des Menschen, sein ursprünglichster Gegenstand, gerade weil er aus ihr entstanden ist und sich zugleich zu ihr verhalten kann, - weil er kraft seiner denkenden Intelligenz ihr wirkliches Subjekt ist. Auch Tiere haben eine Intelligenz (siehe natürliche Intellingenz), auch sie mögen in Gesellschaft sein, auch sie haben schon Werkzeuge und einen Sinn für ihre natürlichen Gegenstände, doch die menschliche Gesellschaft ist eine aus der Natur heraustretende und doch aus ihrer Natur entwickelte Gestaltungskraft, die sich nicht mehr innerhalb der Naturnotwendigkeiten entfaltet, sondern sich als Naturmacht selbst verhält. Sie ist aus dem objekthaften Leben in der Natur hervorgegangen und hat sich zu einem lebenden Subjekt gebildet, ist somit ein subjektives wie objektives gegenständliches Verhältnis der Menschen. Sie ist die Lebensform einer Lebensenergie, welche die Zusammenhänge und die Stoffe der Natur intelligent und planend für sich zusammenbringt und ihnen eine Entwicklungsmacht, eine Produktivkraft verleiht, die sich aus ihrer Geisteskraft heraus entwickelt und verhält. Sie entfaltet den Geist ihrer Naturenergie und erzeugt eine Gegenständlichkeit, die Natur als Kultur, als Lebenszusammenhang der menschlichen Kultur zu ihrem Fortschritt oder auch zu ihrem Niedergang bestimmen kann. Der Mensch ist auch als Naturmacht ein Naturwesen und also auch von seiner Natur abhängig. Er kann Natur zerstören, kann sie für seine Zwecke nutzen und kann sich in ihr und durch sie verwirklichen. In jedem Fall äußert sich darin seine Naturmacht, die er als Gesellschaft mit Sinn und Verstand inne hat - auch wenn dieser nur abstrakt gesellschaftlich, noch nicht konkret gebildet ist. Je mehr er in die Zusammenhänge der Natur eindringt, desto komplexer erscheint sie gestaltet und desto bescheidener wird das anthropozentrische Selbstbewusstsein, die Egozentrik des Menschen gegen die Natursubjekte überhaupt. Mit fortschreitender Naturmacht muss sich der Mensch immer umfänglicher in ihrer Objektivität erkennen, seine Subjektivität durch sie verstehen. Immer tiefer dringt er in ihre Zusamenhänge ein und muss sich daher auch immer inniger als Moment eines natürlichen Ganzen begreifen, in welchem er sich als erkennendes Subjekt herausgebildet hat, das nur darin ganz wirklich, nie aber wirklich ganz sein kann. Verstößt er gegen diese Natur, setzt er sich durch seinen Willen, also willkürlich hiergegen, so verstößt er zwangsläufig gegen sich selbst. Er muss ihrem Sinn folgen, um sinnlich zu sein, um selbst Sinn für sich zu bilden und zu haben. Und er ist zugleich nur sinnlich, wenn er über die bornierte Stofflichkeit seiner Sinne hinausgreift, seine Natur auch selbst gestaltet, sie in seiner Kultur fortbildet. Und dies macht seinen wie ihren Sinn überhaupt aus, ist der Sinn allen natürlichen Werdens - eben die Intelligenz der Natur (siehe natürliche Intellingenz), wie sie auch als menschliche Kultur fortbesteht, soweit diese ihrer Gesellschaft zu eigen bleibt, also nicht durch politische oder religiöse Gewalt dem Menschen entfremdet wird. Nach Auffassung des historischer Materialismus ist die Menschheitsgeschichte eine Geschichte der Selbsterzeugung der Menschen aus ihren Naturbindungen heraus, die "Bildungsgeschichte der menschlichen Sinne" (Marx in den Philosophisch-Ökonomischen Manuskripten) durch Erzeugung und im Genuss menschlicher Gegenstände. Der Reichtum der Menschen ist dadurch entstanden, dass sie sich den Notwendigkeiten der Natur selbst als Naturmacht gegenüberstellten, indem sie deren Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft und Licht) in ihrem Zweck frei zu bestimmen vermochten. Mit der Entwicklung ihrer Produktionsmittel haben sich die Menschen aus den Mächten und Notwendigkeiten der Natur heraus selbst vergegenwärtigt und ihre Geschichte durch sich selbst als naturmächtiges Naturwesen, als menschliche Gesellschaft begründet. Als Teil der Natur verhalten sie sich zu dieser vermittelst ihrer Gesellschaftlichkeit, dem Zusammenwirken ihrer Erkenntnisse und Tätigkeiten. Die "bisherige Geschichte war eine Geschichte der Klassenkämpfe", worin die jeweils herrschende Klasse die Mittel der Naturmacht als gesellschaftliche Macht besaß und sich durch ihren Besitz an der politischen und ökonomischen Gewalt der Gesellschaft selbst naturmächtig gegen die besitzlose und damit ohnmächtig bestimmte Klasse verhalten konnte und diese für sich benutze - zunächst vermittelst der Furcht und Ehrfurcht vor den Naturgewalten der Götter, dann auch durch die Unterwerfung unter die Waffengewalt der Feudalherren, welche Machträume für sich gründeten und verteidigten. Im Verlauf der Entwicklung der Produktivität der Produktionsmittel wurde diese Macht versachlicht und in der bürgerlichen Gesellschaft zur unmittelbaren und materiellen Klassenherrschaft durch den Besitz an Produktionsmitteln. Weil die herrschende Klasse damit über die Produktdivkraft der Gesellschaft verfügen konnte, bestimmte sie auch alle Entwicklungen. Als Formation einer Naturmacht allerdings unterliegt sie dem natürlichen Potential der gesellschaftlichen Produktivität und befindet sich im Widerspruch ihrer Formbestimmtheit. So verfügen zwar die Herrschenden inzwischen weltweit über alle Arbeitskraft von Menschen, gleich welcher Nation, aber ihr Besitz ist zugleich eine Formation des Geldes, die zwar als Naturgewalt gegen die Menschen in der Form von Kapital, als Quantum angeeigneter toten Arbeit auftritt, die aber auf Dauer an ihrer natürlichen Substanz, der Lebenssubstanz ihrer abstrakt menschlichen Arbeit scheitern muss. Weil die Geldbesitzer als die Besitzer des gesellschaftlichen Reichtums einem Heer von Besitzlosen gegenüberstehen, die nur für ihre Subsistenz durch ihre Lebensmittel existieren, also nur durch die notwendige Arbeit können, lässt sich ihr Mehrprodukt nicht endlos als Mehrwert verwerten und erzeugt Armut, wo Reichtum produziert wird. Daher steht die Kritik dieses Besitzverhältnisses überhaupt als politisches und ökonomisches und praktisches Verhältnis zu menschlichem Eigentum an, zu dem das Privateigentum gesellschaftlich emanzipiert werden muss. Dies ist auch schon deshalb nötig, um die Natur aus der Gewalt des Kapitals zu befreien und die menschliche Naturmacht als Macht der menschlichen Natur zu bewahren. | ![]() |