"Erkenntnis, die den Inhalt will, will die Utopie. Diese, das Bewußtsein der Möglichkeit, haftet am Konkreten als dem Unentstellten. Es ist das Mögliche, nie das unmittelbar Wirkliche, das der Utopie den Platz versperrt; inmitten des Bestehenden erscheint es darum als abstrakt. Die unauslöschliche Farbe kommt aus dem Nichtseienden. Ihm dient das Denken, ein Stück Dasein, das, wie immer negativ, ans Nichtidentische heranreicht. Allein erst äußerste Ferne wäre die Nähe; Philosophie ist das Prisma, das deren Farbe auffängt." (Adorno, Negative Dialektik, Suhrkamp 1982, S. 66.) "Simultane Synthesis innerhalb der Analyse bei Hegel ist nur Schein – in der Tat wird die Welt zu einer einzigen Begriffstautologie, der in allem sich widerstandslos anschauenden und alles usurpierenden und absoluten Methode des absoluten Geistes entleert. (Negation der Negation)" (siehe hierzu auch http://www.krahl-briefe.de) Es wird in der Beurteilung der Wahrheit einer Erkenntnis niemand dem widersprechen, dass sie einem Inhalt nachgehen will um dessen Entsprechung zu seiner Form zu bedenken. So wird hierbei auch schon der Frage nachgestellt und zugleich vorausgeeilt, warum der Inhalt sich nicht so einfach in seiner Form erkennen lässt, warum also die Form ihrem Inhalt nicht unmittelbar entspricht, nicht ihren Inhalt auch wahre Erkenntnis äußert. Nur Adorno hat das Kunststück geschafft, das "Konkrete" als das einfach Wahre gegen das Abstrakte seiner Gedanken zu stellen. Von daher lässt sich der Hegel Adornos leicht in jede mögliche Philosohie integrieren und wenn man die Marx'sche Kritik an philosophischen Interpretationen nicht begreifen kann oder will, wird Marxismus leicht zur Mode einer rein philosophischen Kritik. Das hat Krahl in seinen Briefen bestens zusammengefasst: "Einer der charakteristischen Fehlschlüsse der Hegelschen Logik: Weil Identität um als Begriff bestimmt werden zu können, das Denken seines Gegenstands erzwingt, weil das Indifferente mit logischer Denknotwendigkeit dem abstrakten Begriff von Differenz erheischt, der Grund als Grund von dem abhängt, das er nicht ist, nämlich seine Negation, dem Begründeten sollen die Negate auch schon wirklich sein. Die Negation des Identischen jedoch ist nicht schon das positive Nichtidentische. Hegel unterschlägt die konkrete Vermittlung die seine historische Dialektik zu leisten sich abmüht; deren ungeheure Anstrengung verflüchtigt sich im Nichts, wenn die Form sich an sich selber als das unbestimmte Identische auf Grund eben der fehlenden Bestimmungen zum Nichtidentischen, der Materie hypostasiert. Die dialektische Arbeit des Begriffs wird durch den nicht als Problem aufgegangenen Widerspruch des Primats der reinen Form, des proton pseudos alles idealistischen Philosophierens, vernichtet. Der reine Begriff allein sei das Wirkliche. Der Begriff aber ist immer Begriff von etwas, das es selber nicht ist. Er identifiziert Nichtidentisches. Dadurch aber wird nicht nur Unbekanntes zu Bekanntem, sondern die einstmals reine Identität von jenem Fremden auch tangiert. Der Begriff vermag sich nicht von dem materialen Implikat, das seine Dignität als Erkenntnis bestimmt, zu lösen." (siehe hierzu auch http://www.krahl-briefe.de) Allerdings kann das "Negativ" für Hegel als bloßer Gedanke nur als das schlechthin "Mögliche" gelten, das "an das Nichtidentische heranreicht" und durch das Prisma der Gedanken in die Geschichte des Denkens eintritt und sich darin zu bewähren hätte (siehe auch Idealismus). Das war allerdings nichts Neues und hatte schon viele Jahrzehnte der letzten Jahrhunderte die Diskussion um das Verhältnis im Warentausch von Gebrauchswert und Tauschwert gerat (siehe auch Proudhonismus). So war ihm – Wie vielen linken Intellektuellen – die marxistische Dialektik des Warentauschs zur Struktur einer Wechselwirkung geraten (siehe Strukturalismus). So verblieb ihm der innere Zusammenhang nur als eine äußerlich mächtige "Verblendungsmacht" (siehe Verblendungszusammenhang) und der Warenfetischismmus eine psychische Fehlinterpretation des bürgerlichen Bewusstseins. Doch nach der Warenanalyse von Marx waren die Verhältnisse des Warentauschs durch die substanzielle Äquivalentform des Geldes aus einer Entfremdung der wesentliche Produktform des Kapitalismus bestimmt monach die Verhältnisse der Menschen sich aus dem Verhalten ihrer Sachen bedingen. "Die erste Eigentümlichkeit, die bei Betrachtung der Äquivalentform auffällt, ist diese: Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts .Die Naturalform der Ware wird zur Wertform." (MEW 23, S. 70f) Durch den Wert des gesellschaftlichen Äquivalents in der Geldform erscheint im konkreten Nutzen der Arbeitsprodukte deren Gebrauchswert nur abstrakt als ihr gesellschaftliches Verhältnis der Arbeit, als Arbeit überhaupt, als bloße Tatsache ihrer Erzeugung, wie sie eben auf dem Markt bewertet wird. "Es ist also eine zweite Eigentümlichkeit der Äquivalentform, daß konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit wird." (MEW 23, S. 70f) Diese Verkehrung stellt ihre gesellschaftliche Beziehung auf den Kopf und lässt alle Privatarbeiten als Produkt einer gesellschaftliche Arbeit erscheinen, weil deren Vermittlung über ihre Äquivalente sich durch ihre gesellschaftliche Vermittlung gegen die Privatheit ihrer Existenz verkehrt, auf dem Markt also nur in ihrer verkehrten Beziehung sich verhält. "Es ist also eine dritte Eigentümlichkeit der Äquivalentform, daß Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (MEW 23, S. 70f) Mit seiner Umdeutung des Warenfetischismmus in einen "Verblendungszusammenhangs" wurde die marxistische Ableitung in eine schlichte Küchenpsychologie gewendet und damit die Analyse verkehrter Verhältnisse zu einem beliebigen Getue schöner Seelen von höherer Bildung (siehe auch Selbstveredelung). Der wahre Begriff des Warenfetischismus war Adorno ebenso unzugänglich wie seinen Anhängern in der politischen Kultur – in den Geldfetisch des Kapitals verstrickt, dem es völlig gleichgültig ist, wie die Menschen in ihrer verkehrten Welt verkehren. Der Gebrauchswert galt lediglich als äußerliche Bedingung, und wurde somit zu einem Atribut des Tauschwerts, zum "Prädikat einer allgemeinen Bestimmung", die lediglich selbst nur die Abstraktion in ihrem Widerspruch als ein in allem aufgehobener Widerspruch sein kann. So geriet ihm sein abstraktes Denken selbst zum Wesen einer Gedankenabstraktion. "Eben weil Hegel von den Prädikaten der allgemeinen Bestimmung statt von dem reellen Ens {Subjekt} ausgeht. und doch ein Träger dieser Bestimmung da sein muß, wird die mystische Idee dieser Träger. Es ist dies der Dualismus, daß Hegel das Allgemeine nicht als das wirkliche Wesen des Wirklich-Endlichen, d. i. Existierenden, Bestimmten betrachtet oder das wirkliche Ens nicht als das wahre Subjekt des Unendlichen." (Karl Marx, MEW 1, Seite 224f) So gerät seinem Denken wie auch schon Hegel eine gedankliche Entfremdung zum Wirklich-Endlichen, d. i. Existierenden, Bestimmten betrachtet oder das wirkliche Ens (siehe Dasein) nicht als das wahre Subjekt des Unendlichen und verwandelt dies zurück in eine philosophische Metapher. Nach dem von Marx erklärten Ende vom Sinn und Zweck der Philosophie, die nichts anderes als Interpretation der bestehenden Gegebenheiten ist, rüstet sich Adorno zu ihrer Rettung durch den Taschenspielertrick einer negativen Interpretation, die er gegen das "versöhnliche Denken" einer Analyse der Abstraktionen des herrschenden und also durch derer Gewohnheiten eines mächtigen Lebens stellt. Da wird dann aus der Kategorie des Konkreten auch mal schnell ein neues Verständnis von einer positiven Wahrheit "als dem Konkreten Unterstellten" an. Konkretes wird damit selbst schon zum Maß einer positiven Dialektik, die im Gegensatz zur Negation des abstrakten Denkens nun selbst als eine eigene positive Wahrheit – als Wahrheit des Lebens an sich – gelten soll. Sein Denken, wie es aus dem Jenseits seiner Positionen gewonnen sein soll verwandelt sich dadurch in einen positiven Schein der Gegebenheiten – sie sollen jetzt im positiven Sinn einer Spekulation des Möglichen scheinen, das als "Einspruch gegen den Mythos" der Aufklärung sich vom "Gerüst des Vorentschiedenen" (ebenda) als Inhalt aller "wahren Erkenntnis" abhebt. Indem sich Adorno als ein Philosoph des Möglichen gegen die Wirklichkeiten der Gegenwart aus dem Jenseits ihrer Verhältnisse zu verhalten sucht vermittelt er die besonderen Reize seiner Ungewissheiten, hinter denen sich alles Mögliche verstecken lässt – vor allem eine unendlich abstrakte Identität der Dichter und Denker. Und damit kam er besonders an, wo er sich gegen das Leiden an einem "falschen Leben" als Retter und Erzieher für ein richtiges Leben anpreist. Allerdings geht das nur, indem er seine Fiktionen als eine außerweltliche Kritik am gegebenen Leben vorstellt – indem er ihm also das Wesen seines außerweltlichen Denkens verleiht und promoviert. "Die außerweltliche Kritik ist keine Wesenstätigkeit des wirklichen, darum in der gegenwärtigen Gesellschaft lebenden, leidenden, an ihren Qualen und Freuden teilnehmenden menschlichen Subjekts. Das wirkliche Individuum ist nur ein Akzidens, ein irdisches Gefäß der kritischen Kritik, die sich in ihm als die ewige Substanz offenbart. Nicht die Kritik des menschlichen Individuums, sondern das unmenschliche Individuum der Kritik ist Subjekt. Nicht die Kritik ist eine Äußerung des Menschen, sondern der Mensch eine Entäußerung der Kritik, der Kritiker lebt daher völlig außer der Gesellschaft." (Karl Marx, MEW 2, Seite 179) Adorno wendet sich gegen die Philosophie der Aufklärung, der er das Interesse an einer Versöhnung der Partikularintessen mit dem bürgerlichen Allgemeininteresse vorwarf. Er befand sie als eine "operationale Definition" des bürgerlichen Liberalismus, wie er von Immanuel Kants begründet wurde. Imperativ ist dabei die Utopie einer gelungenen Identität von Besonderheiten vorzuwerfen, wodurch eine Identität in der Verallgemeinerung (siehe z.B. Kategorischer Imperativ) eine Täuschung im Widerspruch zwischen Freiheit und sachlicher Bedingtheit des Notwendigen fixiert werde. Solche Aufklärung befand er als die Grundform eines bürgerlichen Bewusstseins, das in der Versöhnung des besonderen Bewusstseins eine Vermengung von Einzelheit und Allgemeinheit, von Subjektivität und Objektivität die Vortäuschung einer Identität durch deren Verallgemeinerung bewirken würde. Aber nicht eine genaue Analyse ihrer wirklichen Verhältnisse, sondern eine Kritik dieser Täuschung sei mit der Negation ihrer Gedankenabstraktionen aufzuheben. Durch deren Subversion könne die Wahrheit eines richtigen Lebens zutage treten und als Erkenntnis ihrer Mimesis auf Inhalte zu ihrer Überwindung hinweisen, die "nicht von dieser Welt sind" (siehe auch Kunst). "Gelangt in der These, nur Ähnliches sei dazu fähig, das untilgbare Moment von Mimesis in aller Erkenntnis und aller menschlichen Praxis zum Bewusstsein, so wird solches Bewusstsein zur Unwahrheit, wenn die Affinität, in ihrer Untilgbarkeit zugleich unendlich weit weg, positiv sich selbst setzt. In Erkenntnistheorie resultiert daraus unausweichlich die falsche Konsequenz, Objekt sei Subjekt." (Adorno, Negative Dialektik, Suhrkamp 1982, S. 153f.)(Adorno, S. 153). Doch die "falsche Konsequenz" ist nichts anderes als die Täuschung des Gedankens seiner Nichtigkeit, der Adorno unterliegt. Jeder Widerspruch würde sich in Nichts vereinen, wenn er Subjekt und Objekt vertauscht, wenn man ihn als Täuschung eines Selbstwiderspruch verstehen müsste. Doch Nichts kann nicht sein; jeder Widerspruch muss seine Substanz bewahren und zugleich ihren wirklichen Inhalt nichten, ihn entwirklichen (siehe auch tote Wahrnehmung). Er vertauscht seine Form mit seinem Inhalt und lässt ihn als ein in sich verkehrtes Wesen eines abwesenden Wesens erscheinen (siehe hierzu Warenfetischismus). Dagegen wird negative Dialektik absurd, wenn sie den Widerspruch eine Versöhnung ein "untilgbare Moment von Mimesis" wäre und dadurch nicht wesentlich wirklich, als unwirkliches Wesen der Wirklichkeit, als ihr wirkliches Unwesen begriffen werden könne. Nur durch ein Bewusstsein hiervon ist seine Aufhebung als Veränderung der Wirklichkeit in der Erkenntnis möglich, dass ein unversöhntes Anderssein schon in der Form seines Daseins enthält un durch Auflösung seiner Formbestimmtheit immer und überall wirklich werden kann. Dagegen behauptet Adorno das Wesen einer abstrakten identität (siehe auch abstrakt Allgemeines) des Denkens bzw. Bewusstseins selbst, eine Falschheit, die durch richtiges Denken aufzulösen wäre, wenn diese Identität als eine totale Negation des Positiven sich begründen würde. Er regrediert hierdurch zum ewigen Philosophen, der sich nicht wirklich aufheben kann, weil er sein Anderssein in sich selbst sucht und durch die Abweisung der Position sich selbst schon verfolgen muss (siehe hierzu auch Subjektkritik): "Weil aber nur durch Aufhebung jenes Widerspruchs, also durch die erlangte Identität zwischen dem Besonderen und seinem Begriff, das Besondere, Bestimmte zu sich selber käme, ist das Interesse des Einzelnen nicht nur, das sich zu erhalten, was der Allgemeinbegriff ihm raubt, sondern ebenso jenes Mehr des Begriffs gegenüber seiner Bedürftigkeit. Er erfährt es bis heute als seine eigene Negativität. Der Widerspruch zwischen Allgemeinem und Besonderem hat zum Gehalt, dass Individualität noch nicht ist und darum schlecht, wo sie sich etabliert. Zugleich bleibt jener Widerspruch zwischen dem Begriff der Freiheit und deren Verwirklichung auch die Insuffizienz des Begriffs; das Potential von Freiheit will Kritik an dem, was seine zwangsläufige Formalisierung aus ihm machte" (Adorno, Negative Dialektik, Suhrkamp 1982, S. 153f). So stellte Adorno dem Interesse der Versöhnung die Entzweiung von Idee und Wirklichkeit, von Begriff und Sache entgegen. Für ihn ist die Sache erst Sache durch ihren Begriff, der sie schließlich alleine zu identifizieren vermögen könne. Von daher gilt ihm das "Nichtidentische ... als das vom Allgemeinen reell übergangene Besondere." Die Besonderheiten, die der positiv identifizierende Begriff durch seine allgemeine Geltung nicht erfassen könne, wäre demnach im Gegensatz des Einzelnen zum Allgemeinen das Besondere, das die Kritik des Begriffs nötig habe (siehe hiergegen Abstraktionskraft). Weil Adorno die Widersprüche der Wirklichkeit nur im Gedachten erkannt wissen will, kann die Sache auch nicht ihrem Begriff entsprechen, durch den sie ontologisch fixiert und beherrscht bleiben müsse (siehe hierzu Logik). Adorno rechtfertigt sein philosophisches Verfahren in seinem Buch von der "Negativen Dialektik" indem er sas "Nichtidentische" des Partikularinteresses dem Allgemeinen einer jedweden ontologischen Begrifflichkeit als eine negative Dialektik entgegen stellt, die zur "Freiheit. Zur Metakritik der praktischen Vernunft" führen soll, wodurch sich das Besondere zu einer neuen Allgemeinheit entwickeln könne. Daraus bezieht er über seine "Meditationen zur Metaphysik" eine Geschichtsphilosophie, die er als Entwurf einer neuen Moral verstanden wissen will. „Insgeheim ist Nichtidentität das Telos der Identifikation, das an ihr zu Rettende; der Fehler des traditionellen Denkens, daß es die Identität für ein Ziel hält […] Dialektisch ist Erkenntnis des Nichtidentischen auch darin, daß gerade sie, mehr und anders als das Identitätsdenken, identifiziert. Sie will sagen, was etwas sei, während das Identitätsdenken sagt, worunter etwas fällt, wovon es Exemplar ist oder Repräsentant, was es also nicht selbst ist.“ (Adorno 1966: S. 152, Negative Dialektik, Suhrkamp 1982) Es entsteht hierbei eine neue Position über das Gegebene, die im Kopf umdrehen den reinen Intellekt in oine reine Selbstgerechtigkeit des gereinigten Gedankens verwandelt, indem sie einen konkreten Boden als Grund aller Wahrheit formuliert. Adornos vermeintlich antiontologische Wahrheit sollte sich als das allem gemein Bleibende als Ursprünglichkeit aller Kulturen darstellen. Die habe sich schon im "Mana" der "primitiven Kulturen" so befunden (siehe Adorno "Dialektik der Aufklärung" "Begriff der Aufklärung"), weil sich schon darin das urprünglich Wahre vergesellschaftlicht hätte wie die Seele ihrer Kulturen schlechthin. Die habe sich über alle Zeiten hinweg als deren Wesen über alle Lebensräume hinweg durch die Kulturgeschichte ihrer Ursprünge wahrgemacht. Die bürgerliche Kultur wird aus dieser Sicht als deren Verfälschung durch den "Verblendungszusammenhang" der Kulturindustrie wahrgenommen. Weil ein solches quasi seelische Wesen "nicht von dieser Welt ist" (Adorno) kann es alles überdauern und steht dem Instrumentalismus der Moderne entgegen. Und so wurde die negative Dialektik zur Selbstdarstellung des Wesens einer kulturbürgerlichen Selbstbeziehung der intellektuellen Avantgarde. Denn die kam schon öfter und kommt auch gegenwärtig subversiv z.B. im Selbstverständnis eine modernen Kunst vor. Deren subversive Kraft stehe daher negativ zur herrschenden Wirklichkeit des Kapitalismus. Negative Dialektik will sich also als geistige Negation dieser Wirklichkeit entgegenstellen und deren Falschheit zersetzen. Weil das Wahre, das in der Kulturgeschichte Unabgegoltene im Allgemeinen sich gleichgeblieben ist, könne dieses sich jederzeit in den Werken der Kunst als eine überhistorische Wahrheit gegen die Täuschungen durch den "Verblendungszusammenhang" gegen die falschheit des Lebens gegen eine Kultur der Verblendung als Negation ihrer Dialektik wirken. Es kann aber eine Unwahrheit nicht einfach das Nichtidentische sein, wie es Adorno verstanden wissen wollte. Die Behauptung einer solchen "Unwahrheit" verlangt zwangsläufig nach einer "Wahrheit", die total anders ist, als das, was wirkliche Verhältnisse beinhalten können. Sie kann nur den Totalitarismus einer Theologie der Selbstgerechtigkeit forttreiben als der reine Gedanke eines höheren Rechts des "Richtigen", also dessen, was nicht "falsch" sein könne - so wie im Himmel also auch auf Erden. In der Philosophie geht es um die Beurteilung einer wissenschaftlichen Urteilskreft, um das Vermögen, die Wahrheit des Wesens eines Zusammenhangs zu erkennen, wo dieses in der gewöhnlichen Wahrnehmung abwesend ist. Das verlangt nach der Analyse der Teile, nach einem Wissen um das, was sie zusammenhält, auch und gerade weil es nich so sein kann, wie es in seiner Wirklichkeit gewiss ist (siehe sinnliche Gewisssheit). In der Philosophie geht es also um Wahrheit einer Urteilsbildung, um die Sinnhaftigkeit ihres Wissens und seiner Schlüssigkeit für Schlussfolgerungen als eigenständige Wesenheit der Wissenschaften, um die Frage, ob der wesentliche Zusammenhang des Gegenstands ihres Erkenntnisinteresses auch wirklich so wahr sein kann, wie er erscheint. Als bloßer Gedanke wäre Denken nichts anderes als ein sich Vorstellen, eine mehr oder weniger beliebige Wahrnehmng, eine Abstraktion des Denkes als solches, eine reine Gedankenabstraktion. In seinen Thesen über Feuerbach hat Marx ihm die Urteilskraft als ein gesellschaftliches Vermögen der Erkenntnis dargestellt, das im Einzelnen nicht wirklich wahr, nicht wirklich allgemein sein kann: "Das gesellschaftliche Leben ist wesentlich praktisch. Alle Mysterien, welche die Theorie zum Mystizismus verleiten, finden ihre rationelle Lösung in der menschlichen Praxis und im Begreifen dieser Praxis. Das Höchste, wozu der anschauende Materialismus es bringt, d. h. der Materialismus, der die Sinnlichkeit nicht als praktische Tätigkeit begreift, ist die Anschauung der einzelnen Individuen in der "bürgerlichen Gesellschaft". Das Höchste, wozu der anschauende Materialismus es bringt, d. h. der Materialismus, der die die Sinnlichkeit nicht als praktische Tätigkeit begreift, ist die Anschauung der einzelnen Individuen in der "bürgerlichen Gesellschaft". Der Standpunkt des alten Materialismus ist die "bürgerliche" Gesellschaft; der Standpunkt des neuen die menschliche Gesellschaft, oder die vergesellschaftete Menschheit. Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern." MEW Bd.3, S. 533 bis 535). Ein bloßer Gedanke ist für sich nichts anderes als eine Interpretation als Selbstreflexion des Denkens überhaupt, als dessen Selbstbeziehung (siehe hierzu auch hermeneutischer Zirkel). An sich und für sich genommen ist Wahrheit die Identität einer Erkenntnis von dem was ist mit der Wirklichkeit seines Daseins, wie es im Einzelnen und allgemeinen Sosein auch wirklich identisch bleibt und also wahr ist weil es seinem Wesen, seiner Natur auch wirklich entspricht. Von daher gibt es keine einzelne und auch keine allgemeine Wahrheit an sich und durch sich. Jede ist nur durch die andere und auf diese bezogen und durch diese vermittelt. Und deren Erklärung macht die theoretische Konsistenz einer Wissenschaft aus. Deshalb ist Wahrheit nur im Ganzen einer Wirklichkeit zu erkennen. Adornos politische Philosophie hat sich daher durch ein besonderes Verständnis von Wahrheit und Identität hervorgetan, woraus er den Begriff des Nichtidentischen als Kategorie einer Unwahrheit entwickelte, deren Kritik nur mit einer negativen Identität durch eine Negative Dialektik möglich sei. Wesentlich für eine Befragung der Wahrheit ist die Feststellung, dass das Identische an sich schon einen Widersinn beinhaltet: Eine Wahrheit an sich gibt es nicht. Identität ist lediglich eine Reflektion der Erkenntnis gegen Täuschung und kann nur durch die Entdeckung vertauschter Inhalte sich bewähren. Und so kann das Gegenteil der Wahrheit nur ihre Fremdbestimmung durch vertauschte Inhalte sein, die sowohl politisch als gesellschaftliche Formationen des Warentauschs oder psychisch als Täuschung der Wahrnehmung von Menschen sein, die diese zur Selbstentfremdung bestimmen. Es handelt sich hierbei um ein inneres Verhältnis der Menschen zu sich und zu andern in zwischenmenschlichen Verhältnissen - und nicht um einen "Verblendungszusammenhang" einer zweckbestimmten Kommunikationsindustrie. Wenn aber Wahrheit nur im Ganzen zu erkennen ist, wie das Hegel festgestellt hatte, wenn Wahrheit auch wirklich nur die Identität einer Erkenntnis von dem was sein kann, was mit der Wirklichkeit seines Daseins, wie es im einzelnen und allgemeinen Sosein auch wirklich wahr ist, so muss sie eine Aussage über das Ganze, eine Logik eines unwahren Systems beschreiben können. Und darin hatte Adorno darin Totalitarismus des Denkens begriffen haben wollen, das er ein absolutistisches Interesse unterstellte und dies deshalb im Gegensatz zum historischen Materialismus von Karl Marx mit der Behauptung stellte, dass das Ganze überhaupt nur der Anspruch eines totalitären Denkens wäre und deshalb die Unwahrheit schlechthin sei. Obwohl er das Denken von Karl Marx und Ludwig Feuerbach im Großen und Ganzen hernahm, wenn er sich damit als kritischer Theoretiker vorstellen konnte (siehe Kritische Theorie), stellte er deren Kritik<(a)> hinterrücks einfach wieder auf den Kopf, Dieses Unterfangen war allerdings längst von Karl Marx in der Auseiandersetzung mit Ludwig Feuerbach ausführlich beantwortet worden (siehe hierzu auch Feuerbachthesen): "Feuerbach ist der einzige, der ein ernsthaftes, ein kritisches Verhältnis zur Hegelschen Dialektik hat und wahrhafte Entdeckungen auf diesem Gebiete gemacht hat, überhaupt der wahre Überwinder der alten Philosophie ist. Die Größe der Leistung und die geräuschlose Einfachheit, womit F[euerbach] sie der Welt gibt, stehn in einem wunderlichen Gegensatz zu dem umgekehrten Verhältnis. Feuerbachs große Tat ist: 1. der Beweis, daß die Philosophie nichts andres ist als die in Gedanken gebrachte und denkend ausgeführte Religion; eine andre Form und Daseinsweise der Entfremdung des menschlichen Wesens; also ebenfalls zu verurteilen ist; 2. die Gründung des wahren Materialismus und der reellen Wissenschaft, indem Feuerbach das gesellschaftliche Verhältnis "des Menschen zum Menschen" ebenso zum Grundprinzip der Theorie macht; 3. indem er der Negation der Negation, die das absolut Positive zu sein behauptet, das auf sich selbst ruhende und positiv auf sich selbst begründete Positive entgegenstellt. Feuerbach erklärt die Hegelsche Dialektik – (und begründet dadurch den Ausgang vom Positiven, vom Sinnlich-Gewissen) – folgendermaßen: Hegel geht aus von der Entfremdung (logisch: dem Unendlichen, abstrakt Allgemeinen) der Substanz, der absoluten und fixierten Abstraktion. – D.h. populär ausgedrückt, er geht von der Religion und Theologie aus. Zweitens: Er hebt das Unendliche auf, setzt das Wirkliche, Sinnliche, Reale, Endliche, Besondre (Philosophie, Aufhebung der Religion und Theologie). Drittens: Er hebt das Positive wieder auf, stellt die Abstraktion, das Unendliche, wieder her. Wiederherstellung der Religion und Theologie. Feuerbach faßt also die Negation der Negation nur als Widerspruch der Philosophie mit sich selbst auf, als die Philosophie, welche die Theologie (Transzendenz etc.) bejaht, nachdem sie dieselbe verneint hat, also im Gegensatz zu sich selbst bejaht. Die Position oder Selbstbejahung und Selbstbestätigung, die in der Negation der Negation liegt, wird für eine ihrer selbst noch nicht sichere, darum mit ihrem Gegensatz behaftete, an sich selbst zweifelnde und darum des Beweises bedürftige, also nicht durch ihr Dasein sich selbst beweisende, als nicht eingestandne Position gefaßt und darum ihr direkt und unvermittelt die sinnlich gewisse, auf sich selbst gegründete Position entgegengestellt. Aber indem Hegel die Negation der Negation – der positiven Beziehung nach, die in ihr liegt, als das wahrhaft und einzig Positive, der negativen Beziehung nach, die in ihr liegt, als den einzig wahren Akt und Selbstbetätigungsakt alles Seins – aufgefaßt hat, hat er nur den abstrakten, logischen, spekulativen Ausdruck für die Bewegung der Geschichte gefunden, die noch nicht wirkliche Geschichte des Menschen als eines vorausgesetzten Subjekts, sondern erst Erzeugungsakt, Entstehungsgeschichte des Menschen ist." (Marx in MEW 40, Seite 568ff) Weil Adorno als Kritiker des Positivismus zugleich den Ausgangspunkt der Kritik schon im reinen Denken begriffen haben wollte, hatte er sein Denken gegen jeden positiven Ausgang gestellt und damit eine "Negativen Dialektik" begründet. Hierdurch konnte er sich als durch sich selbst schon freien Denker popularisieren und seine Kritik mit seiner alles überwindenden Philosophie einer negativen Wahrheit bestimmen. Und dies durch eine spärlichen, weil abstrakt verbleibenden Einwand eines freien und also unendlichen Intellekts einer gedanklichen Ewigkeit, der sich selbst überwinden sollte, um seine Positivität aus sich heraus oder durch die Jenseitigkeit einer künstlerischen Empfindung zu entwickeln. So wurde er vor allem selbst zur Kultfigur von bildungsbürgerlichen Literaturkonsumenten und deformierte im Bezug auf die theoretischen Grundaussagen von Marx mit seinen Rückgriff auf den Begriff des Warenfetischismus zum Hinterhalt einer im Grunde antimarxistischen Theorie bei, die seiner Negativen Dialektik mit seinem Verstand von einem richtigen, einem gegen das Falsche bereinigten Leben einen revolutionären Totalitarismus des teinen Denkens einhauchte. Mit seinem Verstand vom "richtigen Leben" sollten schließlich die wirklichen Verhältnissen des Warentauschs und des hierdurch fetischisierten Bewusstseins zumindest psychologisch identifizierbar und ebenso überwindbar sein (siehe hierzu Subjektkritik) Für Hegel ist das Allgemeine seiner dialektischen Logik das mit sich Identisch bleibende als eine zugleich negative Einheit der Verhältnisse, die nach Veränderung durch ein gemeinsames Dritten als Position seiner Erneuerung verlangt. Seine Begriffsbildung enthält vor allem die Wahrheit, dass sie die gegensinnige Identität, eine widersinnige "Einheit des Widerspruchs" als Dilemma einer tautologisch gewordenen Geschichte auffaste, die sich solange im Kreise dreht, bis sie ihren Widersinn durch die Positionen einer negativen Identität durch ihre Selbstveränderung zu einem Anderssein überwinden hätte, das zugleich durch die Verdopplung ihrer Negation, durch die Negation der Negation zu einer höheren Besonderheit des Allgemeinen sich aufheben und mit der Aufhebung ihrer negativen Allgemeinheit fortentwickeln soll. Dies allerdings war längst schon von Karl Marx in der Auseiandersetzung mit Ludwig Feuerbach ausführlich kritisiert worden (siehe hierzu auch Feuerbachthesen). Der Widersinn der hegelianischen Dialektik führt bei Adorno somit nur zur Verselbständigung eines bloßen Gedankens zur allmächtigen Negation der herrschenden Positionen und wird bei ihm vor allem zu einem Sinn des abstrakten Denkens, zu seiner Philosophie und von daher zu einem übernatürlichen, rein logischen Dualismus zwischen Täuschung und Wahrheit im Dasein der Menschen, das sich zugleich im Postulat einer unbestimmten Vermitlung zu einer bestimmten Unmittelbarkeit verewigt. Von daher war es für den Hegelianer Adorno leicht, darin selbst das negative Element eines Widerspruchs als Wesen seiner Emanzipation zu behaupten. Für Karl Marx ist ein Widersinn der praktische Grund des Denkens und daher als Sinn eines Zweifels nur der äußere Grund, nicht aber der Inhalt seiner Analyse (vergleiche hierzu "Über die Grundlagen und Ziele der Marx'schen Dialektik in der Entwicklung der Wertform"). Dem identitären Denken eines totalitären Alltagsverstandes sublimer Heilserwartungen wollte Adorno seine Philosophie als negative Dialektik entgegenstellten, mit der er innerhalb des philosophischen Diskurses die positive Philosophie, die allseitig beliebige Versöhnlichkeit des Positivismus, das Bestreben einer wissenschaftlichen Selbstbereinigung der politischen Wirklichkeit treffen wollte. Es ging ihm um die damit verdrängte Wahrheit, die durch den Verblendungszusammenhang einer kritiklosen Kulturindustrie sich als politische Gewalt des Alltagsverstandes als ein sublimer Totalitarismus durchsetzt, indem er sich in den politischen Charakteren der bürgerlichen Selbstwahrnehmung verfestigt und über ihre Kultur gesellschaftlich wirksam wird (siehe auch autoritärer Charakter). Seine Darstellung der damit negierten Gedanken sollte als kritische Theorie gegen das fetischisierte Bewusstsein der bürgerlichen Kultur auftreten, das Grauen ihres Bestrebens aufdecken und die darin freigelegte Geschichte emanzipieren. "Weil Geschichte als Korrelat einheitlicher Theorie, als Konstruierbares nicht das Gute, sondern eben das Grauen ist, so ist Denken in Wahrheit ein negatives Element" (Adomo/Horkheimer "Dialektik der Aufklärung, S. 201) Adornos Dialektik wendet sich gegen das Grauen einer theoretischen Einheit, einer Theorie, die ihre Wahrheit im Ganzen durch ihre Konsistenz beweisen müsst. Sie soll die Güte des richtigen Denkens als Inbegriff einer negativen Wahrheit gegen eine falsche Welt entwickeln, ohne sich hierbei explizit mit dem Material ihrer Gegenwart und mit dessen wirklicher Verhältnismäßigkeit zu befassen. Die Brutalität des Fschismus galt ihm schlicht "undenkbar". Aber jede Theorie fällt in ihrem Denken auf ihre Bedingtheit zurück, wenn sie diese in keinen wirklichen Zusamenhang bringt und deren Widersprüche erklärt. Solches Denken macht dann getrennt von seinem Gegenstand sich selbst wesentlich, obwohl es eigentlich nur spekulieren kann, im Nebeneinander der Erscheinungen deren Existenzformen für sich belassen muss und in seinen Erkenntnissen zwar subjektiv brillieren kann, dabei aber beliebig in deren Begreifen bleibt, weil sie ihren Begriff schon durch sich selbst vor einer Analyse ihrer Wirklichkeit hat. Begründet wurde das vor allem mit dem Ideologieverständnis von Adorno, der Ideologie als das Innere des gesellschaftlichen Seins begriffen wissen wollte und damit im Jenseits der materiellen Bedingheit von Geschichte einem Konstruktivismus das Wort redete, der keine materielle Auseinandersetzung der Klassengegensätze wirklich nötig hätte. Seine Negative Dialektik konnte deshalb sich auch leicht hiervon abheben und dennoch als "ablösbare Schicht" zu einer bloßen Frage des reinen Denkens gegen das Falsche werden. "Ideologie überlagert nicht das gesellschaftliche Sein als ablösbare Schicht, sondern wohnt ihm inne." Das Falsche ist daher für Adorno letzlich als Gedanke da (siehe Dasein), der sich dinglich verhält. Es sei schlichter Fetisch einer Verdinglichung des Denkens, fetichisiertes Denken als Bewusstsein das durch den Warenfetischismus nicht einfach verkehrte Reflexion, sondern selbst verdinglichtes Dasein wäre. Doch wie kann Denken selbst als unmitelbar "gesellschaftliches Sein" begriffen, zu einem Ding seines Begriffs werden? Adorno verführt den von sich selbst abgelösten Verstand zur Salto Mortale eines kritischen Idealismus, der auf Hegels Idee vom Weltgeist zurückkommen will, um einem von Hegel emanziperten marxistischen Selbstverständnis die bürgerliche Abscheu zu vermitteln, wodurch jeder Kleinbürger zum Weltendenker werden kann, wenn er seine "falsche Subjektivität" über die "Phänomenologie des Geistes" hinter sich gelassen hat. Mit dem Begriff der Verdinglichung enthebt er sich ihrer bürgerlichen Stringenz und muss nicht mehr erkennen, dass er sich mit einer regressiven Kritik der politischen Ökonomie hinter einer kritischen Philosophie verschanzt, die ihn über die Reaktion der kritischen Theorie zur Theorie seiner Kritik über negative Dialektik schmerzlos von jeglicher Gegenständlichkeit seines Lebens befreit (siehe reaktionäres Bewusstsein). Und mit dem Begriff der Verdinglichung geht das relativ einfach: Dem Ding sieht man nicht an, woher es kommt. Es kann auch für vielerlei Beziehungen sein, ohne eine bestimmte Beziehung zu verwirklichen, hat also keinerlei wirkliche Gegenständlichkeit, ist bloßes Fakt. schlichte Tatsache einer materiellen Existenz als Wertding (siehe Wertform). Das unterscheidet es von der Sache, die immer eine Art von materieller Gegenständlichkeit für die Menschen ist. Als Ware ist jedes Ding einfach durch seine Nützlichkeit für das Wirtschaften in der bürgerlichen Gesellschaft da (siehe Dasein); als Sache trägt die Ware daher zugleich Sinn von und für die Menschen, ist durch ihre Kultur wie durch ihre Wirtschaft, durch ihren Sinn und durch ihren Nutzen zugleich bestimmt. Von daher ist es eigentlich nicht richtig, den Warenfetischismus mit "Verdinglichung" zu umschreiben (siehe Theodor W. Adorno), denn er beruht nicht auf der Dinglichkeit der Sache sondern auf der Versachlichung des Menschen durch die Vermenschlichung seiner Sache. Alleine schon durch deren Negation, durch eine negative Dialektik will Adorno eine mächtige Subjektivität im Widersinn der Gedanken gegen die Beschädigungen des Lebens durch das Kapital entwickelt haben. Dessen substanzielle Analyse erscheint hierdurch unnötig, weil der radikale Gedanke (siehe Moishe Postone) selbst schon das wesentliche Moment der Befreiung der Menschen sei (siehe auch Gedankenabstraktion). Adorno hatte es fertig gebracht, solche Substanzlosigkeit eines voraussetzungslosen Aufgreifens der Tatsachen des Lebens auf Karl Marx zu beziehen, der gerade darin die Verfahrungsweise des abstrakten Denkens der bürgerlichen Wissenschaft als Wesenskern ihrer Begriffsbildung gesehen, verstanden und beschrieben hatte. "Auf keinem Gebiete die Substanz voraussetzen ... heißt: kein vom Denken unterschiedenes Sein, keine von der geistigen Spontaneität unterschiedene Naturenergie, keine vom Verstand unterschiedene menschliche Wesenskraft, kein von der Tätigkeit unterschiedenes Leiden." (Karl Marx, MEW Bd. 2, S. 150) Kritik ist zunächst immer erst mal nur Abgrenzung, Unterscheidung und schließlich Grund für eine Analyse. Aber kritisches Denken, das sich selbst schon gegen seinen Gegenstand als Ganzes seines theoretischen und praktischen Verhaltens positioniert, wurde von Adorno in diesem Sinne mit der Philosophie eines jenseitigen, eines subkulturellen Denkens versehen, das sich selbst unmittelbar als Negation gegen Positionen der praktischen Lebenswelten stellt. Es will sich darin als Moment einer diesseitigen Wirklichkeit des Grauens verstehen (siehe hierzu auch Friedrich Nietzsche), indem es jede "Einheit" als Formation einer "Versöhnung" von sich ausschließt, indem Adorno behauptet, dass es keine "wahre Wirklichkeit" und kein "wahres Leben" und keinen "wahren Menschen" gibt. Damit wird die Wahrheit des kritischen Denkens (siehe kritische Theorie) zu einer ungeheuerlichen Behauptung, dass es den Menschen und seine Gesellschaft an sich noch garnicht wirklich geben könne, und von daher in das jenseitige Denken einer Zukunft des wahren Lebens entführt. Solche Wahrheit kann allerdings nicht materiell sein, ist auf das abstrakte Gewissen einer philosophischen Identität angewiesen, wie es besonders im rein politischen Antinationalismus von den Antideutschen ausformuliert worden war und ihre Einheit mit Argumenten von Adorno politisch als konkrete Negation der herrschenden Volkstümlichkeit überwinden wollten (siehe Negative Dialektik). Aber überhaupt ist schon "Einheit" die Abstraktion einer Widersinnigkeit, worin Gegensätze schon vor ihrer Verwirklichung aufgehoben sind, worin also gleich geltende Beziehungen als Verhältnis allem gemein und abstrakt zugleich wird (siehe abstrakt Allgemeines), sich inhaltlich also in ihrer Form identisch bleiben und sich in der Gegensätzlichkeit ihrer Inhalte widersprechen und hierdurch Widersinnigkeiten der Form nach schon rein sprachlich vereinigt sind. Versöhnung kann hierdurch auch als Formbestimmung das Maß für viele unterschiedliche Quanten der Einheit sein, worin ihr qualitatives Dasein unterschiedslos vereint ist, weil alles zwischen Allem ist. Aber genau dies wird von Adorno schlicht ausgeblendet, weil er mit seiner Negativen Dialektik auf ein allgemein entäußertes Subjekt mit der dubiosen Negation einer schlechten Unendlichkeit der Begrifflichkeiten der bürgerlichen Kultur überlässt und von damit alle Gegenwart und Wirklichkeit einer revolutionären Geschichte schlichterdings disqualifiziert. Im Unterschied zu den Marxisten, die sich auf die Kritik der politischen Ökonomie auf der Basis der Arbeitswerttheorie beziehen, behaupten das diese "Postmarxisten" als falsch, bzw. von Marx "eigentlich" nicht als substanzielle Werttheorie gemeint, wenn, dann als "Schwäche" seiner Theorie. Wert selbst sei bloßer Widerspruch, Denkform als solche, reine Ideologie. Und damit sei die Realabstraktion, die er betrieb, unmittelbar auch bloße Gedankenabstraktion. Das ist der Kern ihres neuen "Materialismus", für welchen die Abstraktion des Wertverhältnisses nicht materiell von etwas abstrahieren, sich als bloßes Quantum gegen ihre stoffliche Qualität verselbständigen, sondern selbst keine andere Wirklichkeit als die des Gedankens habe und also selbst als bloße Mythologie Gegenstand der Kritik sei. Denken stehe darin zu sich als Erscheinung seiner selbst: "Das Denken ist Erscheinung eines als das Unwesen zu dechiffrierenden Wesens, das ohne diese seine Erscheinung nicht sein könnte: Es ist die Bestimmung dieses Wesens, zu erscheinen, um zu sein. Das Denken ist keine "Ableitung" minderer Güte und Qualität – es ist Erscheinung des Wesens in seiner sich an sich selbst verhüllenden Qualität. Es produziert "notwendig falsches Bewußtsein", weil keine andere Form des Bewußtseins einer in sich verkehrten Gesellschaft zu haben ist, weil anders denn notwendig falsch der Wert als negative Synthesis nicht in Gedanken zu bringen ist, weil anders der Wert als Inbegriff der Identität von Identität und Nichtidentität nicht in einen Kopf passen mag." (aus dem Papier "Das Konzept Materialismus" von der Initiative Sozialistisches Forum) Der Kopf also sei der Austragungsort der Widersprüche des Kapitalismus, an welchem jede stoffliche Wirklichkeitsform aufgehoben sei und seine "Identität" aus dem "Widerspruch" von "Identität und Nichtidentität" bestünde - ein Widersinn in sich, der nötig ist, wenn Wirklichkeit als Denkformation hergenommen wird. Die Identität des Denkens sei die ausschließliche Identität und Widerspruchsform der gesellschaftlichen Verhältnisse. Solchem identitäres Denken ist der Begriff reines Material seiner selbst. Mit solchem Verstand konnte Adorno konnte mit seiner Dalektik seine Distanz zu ihrem Gegenstand nicht überwinden, weil er ihn nicht subjektiv, nicht substanziell historisch begreifen konnte und daher nichtig verstehen musste (siehe auch nichts): "Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus - den Feuerbachschen mit eingerechnet - ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv. Daher geschah es, daß die tätige Seite, im Gegensatz zum Materialismus, vom Idealismus entwickelt wurde - aber nur abstrakt, da der Idealismus natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt. Feuerbach will sinnliche, von den Gedankenobjekten wirklich unterschiedene Objekte; aber er faßt die menschliche Tätigkeit selbst nicht als gegenständliche Tätigkeit." (Feuerbachthesesen, MEW Bd.3, S. 533 bis 535) Auch eine Kritische Theorie, die ihre Philosophie nicht verlassen kann, die sich nicht selbst negieren kann, macht sich die Vernunft des Richtigen gegen das Falsche zu eigen und fällt von daher in eine abstrakte Wahrheit zurück, die ihren Gegenstand nicht wirklich begreifen kann. "Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage."(Feuerbachthesesen, MEW Bd.3, S. 533 bis 535) Anstelle der Wahrheit einer kritischen Analyse der Wirklichkeit, die in ihren Widersprüchen nicht einfach nur Grauen sondern Entbehrung und Entfremdung darstellt, wird ein jenseitige Denken zum Schöpfungsakt des Wahren und Schönen erhoben, der erst durch eine gedachte Negation in einer Wahrheit des wirklichen Menschseins ein wahres Leben aufgehen wird (siehe hierzu auch Selbstveredelung), indem es den Schaden seiner Selbsttäuschungen, den Verblendungszusammenhang eines "beschädigten Lebens" aus seiner kapitalistischen Verdinglichung herausnimmt und überwindet. Hierzu behauptete er, dass der "Funktionszusammenhang" der kapitalistischen Gesellschft den "Klassenkampf alten Stils" durch seine "Strukturen unsichtbar" gemacht habe und "die Manifstationen des Klassenverhältnisses" weitgehnd in "Strukturproblemen" aufgegangen sei. Das sei zwar nicht neu, sondern durch eine "objektive Doppelstellung des Proletariats präformiert", weshalb "autonome Subjekte" nurmehr "außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine des Freien und Mündigen sein wollte" existieren würden. Die "Doppelstellung des Proletariats" eröffnet die Möglichkeit, den Doppelcharakter der kapitalisierten Arbeit :in die Menschen selbst zu verlegen, so dass sie de facto nurmehr als Funktionäre zweier gegensätzlicher Interessen auftreten könen: als Subjekte wie Objekte der Gesellschaft, als Dualismus eines ökonomisch bestimmte Wesens auf der einen Seite, das zugleich als ein soziologisch bestimmtes Wesen auf der anderen Seite zu verstehen ist. Damit ist die Dialektik von Subjekt und Objekt nurmehr als Strukturproblem (sieh hierzu auch Systemtheorie), der Mensch "unsichtbar" und die Menschheit als Ding des Kapitals zu betrachten, gegen dessen Verdinglichung mit einer negatven Dialektik entgegen zutreten sei. "Der Klassenkampf alten Stils, im Sinn des Marx'schen Manifests, ist, einem Wort von Brecht zufolge, virtuell unsichtbar geworden. Seine Unsichtbarkeit selber ist nicht zu trennen von den Strukturproblemen. Tatsächlich sind die Manifestationen des Klassenverhältnisses in weitem Maß in den Funktionszusammenhang der Gesellschaft eingebaut worden, ja als Teil ihres Funktionierens bestimmt. Das allerdings ist insofern kein Novum, als die GeseIlschaft sich nicht nur trotz des Klassenverhältnisses am Leben erhielt, sondern durch es hindurch. Die Entwicklung war teleologisch in der objektiven Doppelstellung des Proletariats zur bürgerlichen Gesellschaft präformiert. Einerseits waren die Proletarier in der Periode, die Marx und Engels vor Augen stand, Objekte der Ausbeutung, nicht autonome Subjekte des gesellschaftlichen Gesamtprozesses. Sie existierten außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine von Freien und Mündigen sein wollte." (Th.W.Adorno Gesammelte Schriften bd. 8, Suhrkamp 1972, S. 183) Was Adorno aber beschreibt, ist eine Gesellschaft, die überhaupt nur durch dingliche Verhältnisse als Strukturzusammenhang erscheint und hierdurch nur die Erscheinungsform der Entfremdung des Menschen von seiner Geselschaft, vom Wert der Strukturen des Lebens für das Kapital, nicht ein wirkliches Verhältnis der Menschen und der Dinge sein kann. Marx hatte mit dem Begriff des Warenfetischismus eine Gesellschaft beschrieben, in der alle natürlichen Verhältnisse nur als Erscheinungsform ihres Gegenteils sich aufeinander beziehen, der "Gebrauchswert als Erschungsform des Werts", "konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit" und " Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (MEW 23, S. 70f), die sich nurmehr in gesellschaftlichen Strukturen äußern kann. Adorno ist damit voll und ganz dem Warenfetischismus erlegen, den er bekämpfen will und dem er nun subjektiv eine "wahre Autonomie" des Menschen zumutet. Durch die Kritik des bürgerlichen Subjekts (siehe Subjektkritik) durch die Kritik eines "fetischierten Bewusstseins" sei der "freie und mündige Bürger" als das autonome, also gesellschaftlich unabhängige Subjekt herauszuarbeiten und zu einem "revolutionären Subjekt" zu entwickeln. Mit einer solchen Begründung wollte sich Adorno von der "Doppelstellung" der Ausbeutung des Menschen und der Natur abwenden und eine quasi systemtheoretische Soziologie begründen, die sich ganz dem "freien und mündigen Bürger" verschrieb. Weil der lebende Mensch aber natürlich nicht das eine oder andere der Widersprüche seiner Existenz sein kann und auch durch diese in seinem ganzen Leben bestimmt, dazu verurteilt ist, dass sie sich in ihm ganz vereinen, um sich durch ihn zu veräußern und äußerlich erfahrbar zu werden (siehe Logik), könnte er sich nur selbst aufheben, wenn er sein Denken und Handeln aus einer bloßen Negation heraus betreiben müsste. So ergab sich durch die Negative Dialektik von Adorno gerade durch ihre auf sich selbst, auf eine reine Selbstbeziehung reduzierte Ausschließlichkeit der Wahrheit eines negativen Seins eine hintersinnige Identität von Geschichte und Theorie, von praktischem und theoretischem Bewusstsein, durch die "täuschend echt" wirken konnte, was die Kritik der Wirklichkeit mit sich selbst identifizierte. Was Marx sls Wesen der Objektivität des Wertbegriffs, als seine Wertsubstanz dargestellt hatte, wurde von Adorno als das subjektive Vermögen seiner gedanklichen Negation ausgegeben. Immerhin konnte diese Art einer kritischen Theorie durch das negative Denken sich selbst gut genug und dem Grauen ihrer Welt entkommen erscheinen. Doch ein Wesen, das die Täuschungen aus ihrer Dialektik heraus erklären könnte, könnte nur aus einer konkreten Analyse der Widerspüche ihrer wirklichen Verhältnisse erschlossen werden, bleibt außen vor, denn Adorno betreibt im Wesentlichen selbst nur eine Subjektkritik, die er mit marxistischen Begriffen assoziiert. Von daher bleibt seine Dialektik schon in ihrem Ansatz gebrochen, denn weder als Negation noch als Position kann eine Kritik schon durch sich selbst wesentlich sein. Als eine derart schlechte Negation ist sie selbst wie das Krisisierte als dessen graue Eminenz bloße Kontemplation, ein Denken also, das seinen Sinn nur in sich selbst sucht und nur außer sich finden will. Eine wahre Negation steht immer im eigenen praktischen Zusammenhang mit ihrem körperlichen Dasein in ihrer Wirklichkeit. "Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen." (siehe 2. Feuerbachthese) Kritische Gedanken mögen erhellend sein, finden ihre Wahrheit aber erst in der Auseinandersetzung mit der Lebenswirklichket, der sie entsprungen und für die sie notwendig sind und auf die sie sich beziehen und worin sich auch Täuschungen über Identität und Nicht-Idntität von Gegensätzen durch ihren offen gelegten Widersinn aus der Analyse ihres gegenständlichen sinnlichen Wesens erklärlich machen. "Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus - den Feuerbachschen mit eingerechnet - ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv." (siehe 1. Feuerbachthese) Dialektik kann nicht von einer anderen Identität ausgehen ohne selbst in ein identitäres Denken zu geraten. Gegensätze lassen sich mit der Erkenntnis der Täuschung weder von ihrem Sein abtrennen noch darin aufheben. Ein Begriff kann lediglich eine abtrakte Identität an seinem Gegenstand beschreiben und somit deren Verallgemeinerung kritisieren. Und von daher kann begriffliches Denken auch nur wirklich - und also nur in seiner Wirklichkeit - wahr oder unwahr sein. Es formuiert jeder Begriff immer schon Gedanke und Wirklichkeit in einem, bringt Wirklichkeit auf ihren Begriff um ihren Widerspruch praktisch und also körperlich aufzulösen und ein Bewusstsein zu schaffen, dass seine Zeit und Verhältniss nicht nur irgenwie abbildet, sondern auch ein anderes Handeln ermögliht.. "Das Bewußtsein kann nie etwas andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß." (Marx-Engels-Werke Bd.3, S. 26) Jedes Denken fällt auf seine Bedingungen zurück, wenn es diese in keinen wirklichen Zusamenhang bringt und seine Widrsprüche erklärt. Es macht dann getrennt von seinem Gegenstand, sich selbst wesentlich, obwohl es kann eigentlich nur spekulieren kann, im Nebeneinander der Erscheinungen deren Existenzformen für sich belassen muss und in seinen Erkenntnissen zwar subjektiv brillieren kann, dabei aber beliebig für deren Begreifen bleibt. Negative Dialektik hat damit eine beliebige Gegenwärtigkeit, die in ihrer Geschichtslosigkeit sich zwar wie eine ewige Wahrheit vorkommen kann, weil sie sich unentwegt selbst erfüllt, aber von daher nur eine angereicherte Selbstbeziehung, ein hochrangige Selbstverwertung als geistige Selbstveredlung darstellt. Bevor sie eine Kritik noch erreichen könnte wird sie von daher schneller zum Kult, als es dem Verständnis von Gründen ihrer Wahrheit möglich ist. Abstraktionen bleiben eben nur Abstraktionen und haben ihren Zusammenhang hinter sich gelassen, ohne ihn begeifen zu müssen. Einmal einfach nur zusammengepackt wird Bewusstsein und Fetischismus als fetischisiertes Bewusstsein (so Adorno) zu einem ewigen Konstrukt einr absoluten Psychologie. "Es ist ... unmöglich, von einer Abstraktion zu dem Gegenteil der Abstraktion zu kommen, wenn ich die Abstraktion nicht aufgebe. Der spekulative Philosoph gibt daher die Abstraktion der "Frucht" wieder auf, aber er gibt sie auf eine spekulative, mystische Weise auf, nämlich mit dem Schein, als ob er sie nicht aufgebe." (Marx, MEW 2, S. 60) Mit der Entwicklung seiner "Negativen Dialektik" wollte sich T.W. Adorno gegen identitäre Theorien (siehe auch identitäres Denken) wenden, die in ihrer Logik schon zwangsläufig einen Absolutismus, einen Wahrheitsanspruch im Ganzen haben (siehe hierzu auch menschliche Identität). Adorno kritisierte an Immanuel Kant, dass bei ihm Subjekt und Objekt unvermittelt gegenüber stehen und dass damit das Interesse gesetzt sei, das Nichtidentische ihrer Beziehung zu versöhnen, Widerspruchslosigkeit im Ganzen ihres Verhältnisses herzustellen. Hierdurch sei die Schule der Aufklärung von einem instrumentellen Totalitarismus getrieben, der ihre widersprüchlichen Bestimmungen versöhnen wolle, Adorno wollte hiergegen mit der gedanklichen Negation des Ganzen schon das "Moment der Nichtidentität" einwenden und die Täuschung der Aufklärung überwinden, ihren abstrakten Anspruch als Anspuch wirklicher Abstraktionen aufzeigen. Durch negative Dialektik sei ihre Umkehrung schon im Denken praktisch zu vollziehen. Er verstand seine negative Dialektik also als Praxis einer unmittelbaren - und damit auch unvermittelbaren - antiidentitären Dialektik (siehe Identität), in der das Denken selbst schon als Kritik wirkliche - und also tätige - Negation sein soll (siehe auch Kritische Theorie): "Es handelt sich um den Entwurf einer Philosophie, die nicht den Begriff der Identität von Sein und Denken voraussetzt und auch nicht in ihm terminiert, sondern die gerade das Gegenteil, also das Auseinanderweisen von Begriff und Sache, von Subjekt und Objekt, und ihre Unversöhntheit, artikulieren will.“ (Theodor W. Adorno: Vorlesung über Negative Dialektik. Fragmente zur Vorlesung 1965/66. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, S. 15f.) Als ob es das "Auseinanderweisen von Begriff und Sache, von Subjekt und Objekt, und ihre Unversöhntheit" nicht schon in der bürgerlichen Wirklichkeit des Warentauschs schon durch ihren Wert und dessen Verwertung gegeben hätte, wird die Versöhnung der Gebrauchswerte mit ihren Tauschwerten zu einer rein gedanklichen Beziehung, die nicht schon durch ihre Klassengegensätze ausgewiesen und auseinander gewiesen wäre. Dadurch wird die unversöhnliche Entfremdungsmacht des Wertes psychologisch interpretierbar, was Adorno erst noch mal an ihr als Gedanke, durch die besondere Art seines hierzu negativen Denkens beweisen will. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie erscheint ihm ersetzbar durch eine Kritik der Warenästhetik, die er als deren "philosophische Ergänzung" versteht. Im Unterschied zum Warenfetischismus, der sich als Verkehrung des Bewusstseins über den Warentausch als notwendiger Schein, also als objektive Täuschung nachweisen lässt, wird mit seiner warenästhetischen Interpretation das bornierteste Bewusstsein zu einer Geisterwelt besonders begabter Intellektualität, die ihre Subjektivität dadurch weiterhin ganz dem Weltgeist Hegels verpflichtet fühlen kann An und für sich ist jede Kritik schon dadurch dialektisch, dass sie sich durch die Negation einer Position aus dieser herausgesetzt erkennt, sich ihrer widersprüchlichen Beziehungen darin bewusst wird. Von daher kann Kritik nicht nur ein bloßer Gedanke sein. Sie verlangt eine wirkliche Änderung ihres Daseins, weil dieses in seiner Wirklichkeit auch schon anders ist, ein wirkliches Anderssein enthält und aus diesem Bewusstsein nach einer veränderten Wirklichkeit verlangt. Der Begriff der "Negativen Dialektik" verdoppelt diese Negativität durch Hinzunahme eines negierten Gedankens, der sich selbst durch Kritik verwirklichen will - ganz im Sinne der Wesenslogik Hegels und damit einer fundamentalen Revision der Marxistischen Kritik an dieser. Negative Dialektik ist von daher die Kritik des kritischen Geistes, dem Ideal einer kritischen Theorie, die sich selbst nicht reflektiv, sondern aktiv versteht, Praxis des Denkens durch Denken, das seiendes Bewusstsein im Dasein der Menschen sein will. Dieses lässt sie schon als Gedanke wesentlich das sein, was sie in Wirklichkeit nicht sein kann, was sie gedanklich radikalisiert, um ihre Wurzeln im unmittelbaren Denken aus der Nichtigkeit, dem Nichts der gegenwärtigen Gesellschaft heraustreiben zu lassen. Diese Art einer "Kritischen Theorie" will durch sich selbst schon gesellschaftliche Negation sein, kritisches Subjekt einer objektiven Negation der Kritik, ihre verobjektivierte Subjektivität als Praxis des kritischen Denkens durch sich selbst, aber dennoch vor allem anti-identitär. Das allerdings ist selbst auch schon ein Widersinn mit viel "Hintersinn" für eine Heilsvorstellung nach Belieben (siehe hierzu auch reaktionärer Marxismus). Dieser Begriff einer negativen Dialektik ist ein Unding, beschreibt er doch einen Moment der Dialektik, die Negation, als ein Ganzes, ist in sich selbst also schon undialektisch, und soll dieses doch schon als die dialektische Postition einer gedanklichen Negativität, als eine verselbständigte Negation aufgehoben haben, in Wirklichkeit also auch schon da sein. In Wahrheit aber verharrt er in der Nichtung, einer Not ohne Notwendigkeit, einer Geschichte, die in ihrer Wirklichkeit ohne Fortschritt bliebe, ohne wirkliche Aufhebung, und doch negativ zu dem, was widersprüchlich ist, damit aber schon - weil als falsch "entlarvt" - wirklich verändert sein soll. Das kritische Bewusstsein verbleibt dabei allerdings nur als das Bewusstsein einer Kritik, die sich einer Scheinwelt entgegenstellt ohne ihre Verkehrtheit, ihre gegen ihren Inhalt gekehrte Form auch wirklich nachzuweisen. Indem sie also einfach nur deren Falschheit beschreibt und sich dadurch selbst schon zum Wesen einer menschlichen Welt macht (siehe hierzu auch Selbstveredelung), will sie schon die Bestimmung eines "richtigen Lebens" vollziehen, welche sich schon aus dem Unding eines falschen Lebens erklärt und aufheben lassen soll, indem es sich aus dem Imperativ einer menschlichen Güte des Verhaltens, des Handelns gegen das so genannte Böse, gegen das "Undenkbare", das durch Auschwitz sich offenbarte, zu wenden hat. So nämlich ist Adornos Imperativ zu verstehen, dass alles Handeln darauf gerichtet sein soll, "dass Auschwitz sich nicht wiederhole". Kaum jemand wird dem heute widersprechen. Aber dieser einfache Imperativ der "negativen Dialektik" hatte ob ihrer höchst philosophischen Etikette zwar viele Intellektuelle aus den Widersprüchen ihres Denkens aufgerichtet (siehe hierzu die "Antideutschen"), hat aber selbst gerade durch ihren blanken Moralismus eher das befördert, was er zu bekämpfen vorgab: totalitäres Denken an und für sich. Es geht hier um ein wahres Leben, das nicht ist, was es sein soll, weil es durch ein fremdes Subjekt verfälscht, durch dessen Verblendungswilllen getäuscht wird. Entfremdung ist in diesem Sinne nichts anderes als die bloße Täusching durch eine außerweltliche Macht und der Mensch "ein irdisches Gefäß der kritischen Kritik, die sich in ihm als die ewige Substanz offenbart" (Karl Marx, MEW 2, Seite 179). Es ist wie ehedem die Kritische Kritik des Frühsozialismus, der jetzt als Kritische Theorie auftritt, indem er sich als "unversönliche" Negation des bürgerlchen Denkens äußert (siehe auch bürgerliches Bewusstsein), das sich gerne als fortschrittlich gibt. Aber Fortschritt kann es nur im Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit geben, als Notwendigkeit der Befreiung, der Emanzipation. Und schon bei Adorno lässt sich zeigen, wie die Leugnung einer ganzen Notwendigkeit als Not im Großen und Ganzen - eben als Wesensnot - durch die Substanzlosigkeit (siehe Substanz) seines Denkens zu einem weit sublimeren Totalitarismus führt - nämlich der Behauptung eines "richtigen Lebens" führen muss, die gegen ein "falsches Leben" zu positionieren wäre. Adornos Denken bleibt somit auch in seinen Schlussfolgerungen substanzlos und setzt einen subjektiven Spontaneismus der Praxis mit einer Dialektik als "Kritische Theorie" in eins, in der die Negation selbst nur als Abweisung sich im Selbstbetrug einer Erkenntnis verwirklichen kann, die nur ihre Selbstwahrnehmung gedanklich zu verzieren versteht. Adornos Negative Dialektik verdoppelt die Abstraktion eines Denkens, das sich jenseits seines materiellen und also körperlichen Daseins vor allem selbst zu bestärken sucht. "Auf keinem Gebiete die Substanz voraussetzen ... heißt: kein vom Denken unterschiedenes Sein, keine von der geistigen Spontaneität unterschiedene Naturenergie, keine vom Verstand unterschiedene menschliche Wesenskraft, kein von der Tätigkeit unterschiedenes Leiden." (Karl Marx, MEW Bd. 2, S. 150) Dieser Sog der Abstraktion, dieses Wesen ihrer Nichtung als ihre negative Identität, die Beziehung von allem durch nichts Wirkliches, die Entfaltung einer unwirklichen Wirklichkeit, welche die Nichtung ihrer Substanz betreibt, wurde von Marx in der Überwindung von Hegels Idee als materieller Grund der Entfremdung der Menschen von sich und ihrem Gegenstand entwickelt, durch die Gesellschaftsform ihrer eigentümlichen Lebensverhältnisse in der bürgerlichen Gesellschaft als fremde Substanz ihrer Formbestimmung, als ihre Begriffssubstanz analytisch erschlossen. Es ist die Vereinigung aller Bestimmtheit, die Gleichgültigkeit ihrer abstrakten Substanz, die sich durch die Formbestimmung ihrer Realität in der realen Durchschnittsbildung in Verhältnissen durchsetzt, die durch ihre Gleichsetzung ihre Qualität aufheben und ihre Quantität qualifizieren. Die Emanzipation der Menschen aus dieser Abstraktionskraft verlangt allseitige Beziehungen und ist so vielfältig wie Gesellschaft selbst. Adorno verstand sein Denken nicht als sein Verhältnis zu den Gegenständen seiner Kritik, sondern sich selbst im Verhalten zu ihnen als Verhältnis zu sich als einem "edlen Denker" (siehe auch Edelmut). So wie dereinst Friedrich Nietzsche das Grauen in der Welt als Grund für sein Tun als Dichter und Denker beanspruchte, wollte Adorno als lebende Wahrheit sich gegen die Verstellungen der Konstruktion, den Täuschungen und Vertauschungen der Wirklichkeit, gegen ihren Verblendungszusammenhang stellen, der sich durch die Ganzheitlichkeit ihrer Verhältnisse als geschlossenes System mächtig machen und jedes Teil nur in der Relation zum Ganzen anerkennen und begreifen würde. Dessen Vernunft könne letztlich nur totalitär sein. Mit Horkheimer war er sich in der Befassung mit dieser Vernunft einig: "Im Augenblick ihrer Vollendung ist Vernunft irrational und dumm geworden. Das Thema dieser Zeit ist die Selbsterhaltung, während es gar kein Selbst mehr zu erhalten gibt". (Max Horkheimer, "Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen") Die Kritik an solcher selbstreferenziellen Systematik unterstelt eine Vollendung der Vernunft, die darin zu einem Prinzip jenseits seiner Wirklichkeit werden könne, indem es sich durch eine an und für sich unmögliche Selbstbeziehung, einer Selbstbeziehung ohne Selbst begründen würde. Darin wäre die Vernunft notwendig totalitär, weil sie im Grauen ihrer unmöglichen Beziehungen das Richtige ununterschieden vom Falschen bestimmen müsste und sich in ihm auflösen, irrational werden würde. Wenn Selbstbeziehung als solche schon begrifflich ausgeschlossen und Selbsterhaltung als bloße Fiktion aufgefasst wird ist dem Verstand allerdings schon vor jeder Argumentation Grund und Boden entzogen. Doch Selbstbeziehung gibt es nach wie vor in allen zwischenmenschlichen Beziehungen durch die Verhältnisse von Leib und Seele in der bürgerlichen Gesellschaft. Ohne diese verbleibt solchen Interpretationen das Problem einer Gedankenabstraktion, die sich selbst zur Unmöglichkeit einer Vernunft ideologisiert, weil diese einem nicht mehr vorhandenen Selbst, einer unwahren Selbstbeziehung folgen würde. Demnach steht negative Dialektik für eine an und für sich wahre Selbstbeziehung. Immerhin mündet diese isolierte Vernunft bei Adorno auch in dem absolut totalitären Spruch, dass "es kein richtiges Leben im falschen" geben könne. Der Widerspruch wird darin gegen eine Wahrheit vertauscht, die es ohne ihn nicht wirklich geben kann, weil Vernunft so unsinnig relativiert wäre, wie sie zuvor totalisiert worden war. Besser kann eine schlechte Negation gar nicht vorgeführt werden. Und sie führt immer in eine schlechte Unendlichkeit. Adorno wollte mit seiner "negativen Dialektik" eine philosophische Kritik des identitären Denkens formulieren, das nach seiner Ansicht darin tätig sei, den Begriff unmittelbar als Ganzes auf sich zu beziehen, es damit seiner Sache zu entziehen und damit das Denken selbst zu versachlichen. Dieses würde sich zur Totalität einer äußerlichen Objektivität versteinern (siehe hierzu auch bürgerliche Wissenschaft), indem sie in ganzheitlich vorgefassten Begriffen die Welt erklären wolle. Er warf solchem begrifflichen Denken selbst schon Entfremdung zur Sache vor, die sie zugleich als Selbstentfremdung des denkenden Menschen betrieb. Denn abstrahieren die Menschen in Begriffen (siehe Gedankenabstraktion), so würden sie auf die Dinge einen Zwang ausüben, der aus dieser Nichtidentität von Sache und Begriff resultiert und sich als deren Identität gibt. Denken müsse sich daher selbst in seiner Negativität erweisen, sich durch den Beweis seiner Negation, seiner Ausgeschlossenheit als wahr herausstellen. Er widersprach damit allerdings der systematischen Dialektik, auf die er sich über Hegel bezog, indem er sich als Kritiker und zugleich als Moment derselben, als lebende Antithese verstehen wollte. Damit war er selbst unmittelbar, sowohl subjektiv wie objektiv "richtig", jedweder Selbstkritik enthoben, weil er selbst als Negation sich lebend verstand. Seine Kritik war durch sein Leben verdoppelt und damit die körperliche Welt, das Dasein in sich selbst und zugleich durch sich schon im Prozess seiner Aufhebung begriffen. Durch die Formulierung einer negierten Wahrheit, die sich gegen die Konstruktionen einer einheitlichen Theorie, gegen den Fetisch einer versachlichten Vernunft - dem instrumentellen Denken - behauptet und zugleich gegen Vereinheitlichung jeder Art tätig ist, wurde ihm allerdings eine kritische Beweisführung an der Sache selbst unnötig. Die Kritik einer falschen Erkenntnis, wie sie besonders vom Positivismus betrieben wird, war von daher als Ideologiekritik durch die Anstrengungen des Gedankens schon "richtig" vollzogen. Adorno wollte Denken selbst als Negation der Versachlichung verstehen - allerdings ohne die Negation in der Sache selbst begriffen zu sehen, also ohne ihren immanenten Widerspruch als Ganzes zum Gegenstand seiner Dialektik zu machen und dessen notwendige Abstraktionen im Widersinn eines abstrakt allgemeinen Seins zu erkennen. Denken sei selbst schon ein Prozess der Auflösung von Widersprüchlichkeit, Bewusstsein im Seienden, das sich unmittelbar gegen das Dasein wendet, indem es dieses als falsch begreifen kann. Das Bewusstsein, das wissende Sein wird damit selbst Dasein (Einen ähnlichen Schluss gibt es auch bei Martin Heidegger). Der abstrakte Denker will konkret sein. Aber gerade das kann er nicht, ohne seine wirklichen Lebensverhältnisse zu analysieren, seine eigene Lebenswirklichkeit sich zum Gegenstand, zu einem Ganzen seiner Begrifflichkeiten zu machen. Ohne Gegenstand ist das Denken körperlos, bloßes Idealisieren. Es löst sich vom körperliche Leben wie jede Religion und selbst wo es über die Verhältnisse des Warentauschs nachzudenken glaubt, vergisst es, dass jede Ware einen Warenkörper haben muss, um überhaupt Ware zu sein. Es ist ein altes deutsches Verhältnis von Gedanken und Wirklichkeit, mit der auch Marx schon zu tun hatte und den Revolutionären seiner Zeit deren immaterielle Grundlagen vorgeworfen hatte: "Die Revolutionen bedürfen nämlich eines passiven Elementes, einer materiellen Grundlage. Die Theorie wird in einem Volke immer nur so weit verwirklicht, als sie die Verwirklichung seiner Bedürfnisse ist. Wird nun dem ungeheuren Zwiespalt zwischen den Forderungen des deutschen Gedankens und den Antworten der deutschen Wirklichkeit derselbe Zwiespalt der bürgerlichen Gesellschaft mit dem Staat und mit sich selbst entsprechen? Werden die theoretischen Bedürfnisse unmittelbar praktische Bedürfnisse sein? Es genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen. Aber Deutschland hat die Mittelstufen der politischen Emanzipation nicht gleichzeitig mit den modernen Völkern erklettert. Selbst die Stufen, die es theoretisch überwunden, hat es praktisch noch nicht erreicht. Wie sollte es mit einem salto mortale nicht nur über seine eigenen Schranken hinwegsetzen, sondern zugleich über die Schranken der modernen Völker, über Schranken, die es in der Wirklichkeit als Befreiung von seinen wirklichen Schranken empfinden und erstreben muß? Eine radikale Revolution kann nur die Revolution radikaler Bedürfnisse sein, deren Voraussetzungen und Geburtsstätten eben fehlen." (MEW 1, Seite 386) Weil Adorno sich selbst denkend negativ zu verhalten, sich tätig in der Erkenntnis des Falschen, im Widersprechen versteht, kritisiert er an der hegelschen Dialektik, dass Bejahung nicht aus der Verneinung der Verneinung (aus der Negation der Negation), also in der Aufhebung zu neuer Wirklichkeit zu entwickeln sei. Die Bezeichnung des Nichtidentischen sei nicht ein abstrakt Allgemeines, sondern selbst schon der Begriff eines Andersseins. Von daher wäre Denken selbst schon revolutionär und müsse sich nicht mit der Abarbeitung begrifflicher Zusammenhänge befassen. Der aus der Nichtidentität resultierende Widerspruch könne eben nicht auf einer höheren Ebene in der Verselbständigung seiner Substanz in einem immanenten Aufhebungsprozess begriffen und durch begriffenes Handeln verändert werden, sondern bewirke selbst – gemäß Adorno – absolute, unversöhnliche Gegensätze, die durch die Erkenntnis des Falschen als Täuschung oder Verblendung hervorgerufen sei, das nach Wahrheit verlangen würde, weil es nur unvollständig begriffen sein könne. Die Unvollständigkeit des Begriffs, des "Nichtidentischen" mache die kritische Selbstreflexion des dialektischen Denkers notwendig, das sich selbst unmittelbar geschichtlich - insofern auch ungegenständlich - verstehen könne. Demnach wäre schon die Erkenntnis des Falschen die einzige notwendige Tätigkeit zur Bekämpfung und Aufhebung des Kapitals. Adorno hatte von da her darauf gedrungen, die verschiedenen Momente des kapitalistischen Systems auf ihre lebendige Beziehung hin unmittelbar zu denken, die unmittelbar zu negieren seien und Kritische Theorie hierin ihre geschichtliche Aufgabe haben soll. Er hatte erkannt, dass die Kritik des Kapitalismus sich nicht auf Ökonomie beschränken kann, sondern angesichts des Faschismus und Auschwitz die Kultur des Kapitalismus einbezogen werden müsse und dass man hierbei kritische Philosophie nicht ausblenden dürfe. Mit der von ihm zusammen mit Max Horkheimer entwickelten Kritischen Theorie stellte er sich gegen die Philosophe der Aufklärung. Sie wurde vor allem zu einer Kritik an G.W.F. Hegel, der erst im Ganzen die Wahrheit begriffen sieht, nur im Begriff des Ganzen als erkannter Zusammenhang seiner Teile eine Schlussfolgerung für beweisbar hielt. Immerhin ist es ja auch die Grundfrage einer jeden Begriffsbildung, wie und was sie bewahrheiten kann, was ihren Beweis ausmachen soll: Die Wahrheit im Zusammenhang einer im Ganzen begriffenen Wirklichkeit oder die Falschheit von Wirkungen in den Ereignissen des Lebens. Nach T.W. Adorno war das Denken im Ganzen schon totalitär und für seine Kritik des Totalitarismus war damit auch Totalität, also das Denken im Ganzen schon disqualifiziert und somit nach seiner Auffassung totalitäres Denken durch Kritische Theorie im Sinne einer negativen Dialektik durch die konsequente Negation der "Falschheit" auszuschließen. Durch die Negation dürfe sich keine Position erklärlich machen, sondern aus dieser quasi durch sich selbst schon zu einer geschichtlichen Tat werden. T.W. Adorno wirft Hegel zu dessen Wahrheitsverständnis im Ganzen seiner Widersprüchlichkeit deshalb eine Grundlage für totalitäres Denken vor, hält dem aber nicht wie Karl Marx die Gegenständlichkeit der geschichtlichen Erkenntnis, die Erkenntnis des Widersinns einer bestimmten Geschichte, einer wirklich körperlichen Widersprüchlichkeit entgegen, sondern versteht seine Philosophie als widersprüchlichen Prozess der Erkenntnis selbst, der sich niemals in einem Ganzen auflösen soll, weil dies nur eine totalitäre Erkenntnis sein könne. Obwohl sich Adorno auf die Marxsche Dialektik bezog und deren Kritik mit einer Negativen Dialektik zu vervollständigen glaubte, verfälschte er sie doch nur zu einem Dualismus von "falschem" und "wahrem" Sein. Weil er die gesellschaftliche Substanz der Verhältnisse nur philosophisch, also ohne ihren Körper auffasst, war für ihn auch der Warenkörper, also die organische Substanz des Kapitalismus, nur ein Beispiel für kritische Philosophie. Vor allem deshalb hat die Marxsche Warenanalyse nicht substanziell begreifen können und verblieb im Bedürfnis der Philosophie, den Notwendigkeiten der Existenz eine Freiheit des Denkens hinzuzufügen. Er hatte nicht begriffen, dass bei Marx Freiheit und Notwendigkeit ihrem Begriff nach identisch, nämlich nur geschichtlich zu verstehen sind, von daher nicht gegeneinander zu bestimmen sind. Es geht Marx um die Aufhebung ihrer Getrenntheit, um eine gesellschaftliche Entwicklung, in der das "Reich der Freiheit" nicht mehr sich vom "Reich der Notwendigkeit" abheben muss, der arbeitende Mensch nicht mehr dazu gezwungen ist, "in der Arbeit außer sich und in der Freizeit bei sich" (Marx) zu sein. Adornos Denken ist im Unterschied dazu eine politische Philosophie, die lediglich ein politisches Bewusstsein kritisiert und die deshalb gar nicht in der Lage sein kann, die Kritik der politischen Ökonomie von Marx wirklich nachzuvollziehen. So kann Adorno den marxistischen Formulierungen des Doppelcharakters der Ganzheit einer in sich widersprüchlichen Sache, einer im Ganzen gegenständlichen Entäußerung der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse nicht folgen, welche den Kapitalismus historisch ausmacht, sondern will dem erkenntnistheoretisch durch das Denken in der Negation zur herrschenden Wirklichkeit entgegentreten. Unter der Hand wird Kapitalismus dadurch zu einem Problem des falschen Denkens als falsches Leben, das sich eigentlich von der Marxschen Analyse des Kapitalismus abwenden und dann allerdings einer wirklich totalitären Aussage zuwenden müsste, dass Leben selbst falsch sein könne und dass es demzufolge um ein "richtiges Leben" gehen müsse. Wo sich Adorno auf das Leben bezieht, bezieht er sich auf dessen Unwirklichkeit und leitet hieraus die Methode seiner negativen Dialektik als Kritik des Totalitarismus ab. Aber totalitärer kann eine solche Methodik im Bezug auf das praktische Leben gar nicht sein. Adorno hat sich damit in den Widersinn eines weltenlosen Denkens verfangen, wie ihn Marx in der 2. Feuerbachthese als Dilemma des abstrakten Denkens dargelegt hatte (siehe auch Gedankenabstraktion). "Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme - ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, i.e. die Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens - das von der Praxis isoliert ist - ist eine rein scholastische Frage" (MEW 3, Seite 5) Aber gerade aus diesem Dilemma seines ganzen Lebensverständnisses will sich Adorno von Marx erlösen lassen. Aus dem Warenfetischismus, wie ihn Marx als notwendigen Schein der Geldform erklärt und illustriert hatte, bezog T.W. Adorno eine Kritik der Verdinglichung des Lebens, also eines Lebens, das dadurch falsch wäre, dass es zu einem Ding gemacht würde. Ganz im Gegensatz zu Marx, der die wirkliche Verkehrung der Lebensverhältnisse, einen wirksamen Sachzwang der Warenform gegen die Menschen nachgewiesen hatte, befand T.W. Adorno darin eine fehlerhafte Wahrnehmung des Lebens, einen Wahrnehmungszusammenhang, der verblendet wäre (siehe Verblendungszusammenhang), der ein falsches Lebensverhältnis und also ein falsches Leben darstellen würde, das durch seine Scheinhaftigkeit getrübt, und von daher nicht richtig sein könne (siehe Scheinwelt). Es versachliche sich von selbst, weil die Menschen sozusagen auf den Warenfetischismus "hereinfallen", ihr Bewusstsein an die Sache fixieren und von daher diese "fetischisieren" würden. Doch Marx hatte gerade den Mystizismus der Geldform als Verkehrung der Produktionsverhältnisse aufgeklärt als ein wirkliches gesellschaftliches Verhältnis, das durch seine Warenform die sachlichen Verhältnisse der Personen in gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen verkehrt: "Da die Produzenten erst in gesellschaftlichen Kontakt treten durch den Austausch ihrer Arbeitsprodukte, erscheinen auch die spezifisch gesellschaftlichen Charaktere ihrer Privatarbeiten erst innerhalb dieses Austausches. Oder die Privatarbeiten betätigen sich in der Tat erst als Glieder der gesellschaftlichen Gesamtarbeit durch die Beziehungen, worin der Austausch die Arbeitsprodukte und vermittelst derselben die Produzenten versetzt. Den letzteren erscheinen daher die gesellschaftlichen Beziehungen ihrer Privatarbeiten als das, was sie sind, d.h. nicht als unmittelbar gesellschaftliche Verhältnisse der Personen in ihren Arbeiten selbst, sondern vielmehr als sachliche Verhältnisse der Personen und gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen." (MEW 23, Seite 88) Von T.W. Adorno als Versachlichung des Bewusstseins verstanden wurde die notwendige Erscheinungsweise der Wertform in der Geldform den Menschen zum Vorwurf gemacht und von der Vermenschlichung der Sache abgesehen, welche die Analyse der Warenform als körperliche Verkehrung der gesellschaftlichen Verhältnisse erbracht hatte. Von T.W. Adorno wurde also sowohl Sache wie Mensch mit einer bloßen Falschheit, einer ideellen Verkehrung bedacht: Die Sache als verdinglichtes Leben, der Mensch als lebende Verblendung. Was Marx in der Wertform aufgeklärt und als Warenfetischismus illustriert und als widersprüchliches Bewusstsein der Menschen zu sich und ihrer Gesellschaft, als ein ihnen entfremdetes Lebensverhältnis dargestellt hatte, wurde somit zu einem bloßen Fehler des Bewusstseins und des Lebens überhaupt. Von Marx war mit Beschreibung des Warenfetischismus das sachliche Verhältnis der Menschen nicht als Bewusstsein, sondern als wirkliches Verhältnis der Sache, als Verhalten der Sache zum Menschen entwickelt und als ihm entfremdet und über sie mächtig erklärt. Dies war es, was T.W. Adorno darin missverstanden hatte, dass Menschen sich selbst zur Sache machen ließen, also nicht wirklich als Objekte einer sachlichen Macht existieren müssten, würden sie sich aus diesem Verhältnis durch ein wahres Bewusstsein heraushalten können, würden sie am "falschen Leben" nicht auch teilhaben (siehe Falschheit), sondern dieses durch "richtiges Leben" ersetzen. Doch wenn Menschen wirklich zur Sache werden könnten, so wären sie tot und für jedes Verhalten unfähig. Leben kann nicht falsch oder richtig sein, es ist schon immer wahr, weil es der Sinn der Wahrheit ist, auch wenn es in widersprüchlicher Form existiert, nur abstrakt allgemein wirklich wahr sein kann, also konkret unwirklich, nur in seiner Abwesenheit wirklich da ist und notwendig verkehrt erscheint. Adorno stellte sich auf den Standpunkt einer total wirksamen Negation, die im Bewusstsein gleichermaßen wie in der Sache die Totalität, das Ganze des kapitalistischen Lebensverhältnisses durch negative Dialektik aufheben könne und wollte auf diese Weise in Konkurrenz zur negativen Identität der Sache ihren Wert ebenso negativ aufheben, um in der Negation der Negation geschichtliche Gegenwärtigkeit zu leben. Es wäre eine neue Begrifflichkeit von Ewigkeit als fortwährendes Negieren, das immer unmittelbar gegenwärtig sein könne. Was T.W. Adorno als Kritiker des Totalitarismus abwenden wollte, wurde gerade von ihm in die theologische Mucke einer geschichtsbildenden Negativität verwandelt. Totalitärer kann sich eine Erkenntnis nicht verstehen lassen, denn wo Kritik ihren Grund schon durch sich verlassen hat, kann sie an dessen Analyse nicht mehr interessiert sein. Eine erkannte Negation ist für T.W. Adorno somit eben immer auch schon eine implizite Position. Und in dieser Rückführung der Erkenntnis auf eine in der Negation schon formulierte positive Erkenntnis, die sich aus der im Begriff erkannten Negation der Negation des Erkannten ergeben soll, führt er die Dialektik auf eine negative Identität des Denkens zurück, die sich als gedankliche Kritik, als Kritische Theorie verstehen will, die ihr Material aus der reinen Wahrheit ihrer Erkenntnis bezieht, die sie in der bloßen Negation schon zu behaupten vermeint. So wird das negative Moment nicht aus dem Gegenstand des Denkens, sondern aus der darin unterstellten Idee bezogen und Ideologiekritik schon als revolutionäre Praxis behauptet. Indem diese das Negierte zwar in der Wirklichkeit aufspürt, aber sich selbst darin schon als theoretisches Bewusstsein positiv wirkend versteht, entkörperlicht sie ihre Theorie, idealisiert sie notwendig, was die Theorie zur Substanz ihrer Ideologiekritik gemacht hat. Dieses Vorgehen war im Grunde die Rückführung der marxistischer Positionen des historischen Materialismus auf Hegels Philosophie, auf die bloße Subjektivität des denkenden Menschen, die sich im denkenden Individuum gleichermaßen ereignet wie im Weltgeist selbst, dem T.W. Adorno lediglich die Welt genommen hatte. Er ging von einer wahren menschlichen Identität aus, die sich im Vollzug der negativen Dialektik begründen und verwirklichen sollte. Und gerade deren Kritik war für den Marxismus grundlegend (siehe negative Identität), wobei Marx darin das abstrakte Denken in seiner religiösen Gänze als Theologie kritisiert hatte. Dass das Ganze nicht wahr sein könne, war allerdings aus einem erkenntnistheoretischen Problem heraus zumindest eine mögliche Reflexion (siehe Möglichkeitsdenken) und in soweit notwendig, wie dies die Methode und nicht den Gegenstand der Erkenntnis betrifft. Es war ja von daher auch in der marxistischen Diskussion zwischen der Auffassung des Historischen Materialismus und des Dialektischen Materialismus ein Missverständnis über Zufall bzw. Notwendigkeit der Geschichte entstanden, darüber also, was Geschichte und das Treibende in ihr, was also begriffene Geschichte, - und damit wirkliches Bewusstsein als Bewusstsein der Wirklichkeit sei. Was die Begründung ihrer Logik als Dialektik sein soll, ist seit jeher ein Streit in der Philosophie als Frage, ob Geschichte selbst aus einer objektiven Logik begründet sei, selbst schon widersprüchliches Sein ist, das sie determiniert, oder ob diese Logik sich aus ihrem Mangel selbst geschichtlich, ihre Dialektik in ihrem Widerspruch von Form und Inhalt also selbst geschichtlich aus ihrer Natur als menschliche Naturmacht begründet ist.. Im Verständnis dessen was Wirklichkeit und also auch Macht ist, waren durch die Kurzschlüssigkeit des Dialektischen Materialismus neue Totatiltarismen entstanden, welche die Subjektivität der Kritik und des Widerstands gegen objektiv verselbständigte Macht (siehe Kapital) ausblenden mussten. Widerstand selbst wurde zu einer objektiven Notwendigkeit erhoben, aus der sich alle Selbstermächtigungen des sogenannten Realsozialismus und seiner Führungskader ergaben. Es war damit Geschichte - also menschliches Werden im gesellschaftlichen Prozess als menschliche Emanzipation von Herrschaftsformen einer Gesellschaft - aus dem Marxismus hintergründig ausgeschlossen, so dass für die "dialektischen Materialisten" Gesellschaft selbst zum ontologischen Subjekt einer ewig notwendigen Naturbeherrschung geworden war. Dieses war in einem objektiven Naturverständnis der Geschichte, als Geschichtsdeterminismus (siehe Geschichtsobjektivismus) festgezurrt, zum anderen als Strukturverständnis der Natur, wie sie als "Dialektik der Natur" von Friedrich Engels eingeführt war, zu einer leibhaftigen Grundform der Dialektik schlechthin verewigt. Dagegen war die marxistische Auffassung des historischen Materialismus, dass die Geschichte der Gesellschaft solange eine Geschichte von Klassenkämpfen ist, wie die Gesellschaft ihre Subjekte nicht wirklich und also gegenständlich in sich aufheben und entwickeln kann, geradezu notwendig subjektiv. Objektiv war daran nur, dass es von dem Stand der Produktivkräfte , also von ihrer sachlichen Naturmächtigkeit abhängig war, wann und wieweit die Aufhebung der Klassenkämpfe möglich ist. Indem in der Sichtweise des historischen Materialismus die Existenzformen der Gesellschaft immer durch eine neue Gesellschaftsform "beantwortet" werden muss, wo deren inhaltliche Potenzen ihrer Form widerspricht, war die Negation innerhalb der Wirklichkeit dieser Geschichtswerdung schon eine Position, die nicht einfach durch ein denkendes Individuum sich ereignete. Dagegen wird nach dem dialektischen Materialismus mit dem Dasein des Menschen schon eine Dialektik aus der Natur des Menschseins heraus objektiv behauptet, dessen Entwicklung zum wahren Menschen als Kommunist zwangsläufig sei, und die Abweichung hiervon der Position einer schlechten Gesinnung zu entnehmen sei. Dialektik war damit selbst zu einer Legitimationsform eines totalitären Denkens geworden und von der Hinterfragung ihrer eigenen Wesensgründe, der Bewegungsform ihrer Geschichte und ihrer Kritik ausgeschlossen. Der Mensch als geschichtlich handelndes Subjekt, unter welcher Bedingtheit auch immer er sich gesellschaftlich verhielt, war aus diesem Bewusstsein lediglich im Nachvollzug objektiver Bedingungen zu verstehen (siehe Widerspiegelungstheorie) und wurde auf die einfache Behauptung reduziert, dass er nur sein könne, zu was er geschichtlich bestimmt ist - eine Fehlinterpretation des Satzes: "Das Sein bestimmt das Bewussstsein" (im Sinne von "Das Sein ist der Inhalt des Bewusstseins"). Damit wurde Bewusstsein selbst nicht mehr in seiner Widersprüchlichkeit wahrgenommen, sondern sondern aus der Phänomenologie der Erfahrung zu einer eigenen Wahrheit abgeleitet, zur Selbstbehauptung einer ihm vorausgesetzten Wahrheit wurde, die von ihrer eigenen Widersprüchlich nichts wissen und das Unding ihrer Geschichte verkennen musste. Beide Auslegungen, sowohl die Naturdoktrin der Geschichte als auch die Strukturdoktrin der Dialektik, ergänzten sich auf fatale Weise und hatten sich zu einem totalitären Marxismus, zur "ewigen Wahrheit des Marxismus-Leninismus" entwickelt, der vor allem im Ostblock zur Staatsdoktrin wurde, aber auch bei der Agitation zum Nationalsozialismus Pate stand. Angesichts der Enstehung des deutschen Faschismus war die Erschütterung vor der Tatsache, dass Menschen gegen ihr eigenes Zusammenleben einen totalitären Staat errichten und wollen können, der nichts anderes als eine Vernichtungsmaschine gegen Leben und Freiheit überhaupt ist, stand für T.W. Adorno" target="info">T.W. Adorno die alte Frage der Philosophie erneut an, wie das Bewusstsein der Menschen gegen ihr eigenes Sein sich entwickeln könne. In der "Dialektik der Aufklärung" entwickelte er mit Horkheimer die Auffassung, dass dies aus der begrifflichen Statik der Aufklärung und dem Zynismus der Rationalität der Moderne gegen die Natur, gegen das schlichte Werden des Unbegreiflichen, entsprungen sei und eine negative Identität überhaupt möglich gemacht hätte, welcher das bisherige Denken nicht gewachsen gewesen sei. Der Totalitarismus der Faschisten war somit in einen geistesgeschichtlichen Zusammenhang mit einer Totalität des Denkens gestellt, welches in der Aufklärung selbst schon als Mächtigkeit der Kategorie negativer Totalität angelegt sei, als objektives Sollen, als Anspruch einer allgemeinen und objektiven Wahrheit des Ganzen und dem darin vermittelten Streben nach einer geistigen Identität, die sich gegen das menschliche Leben verhält, sich als Mittel seiner Befreiung anbietet und seine Unterwerfung unter eine Gesinnung erzeugt. Im identitären Streben selbst liegt ein Wahrheitsanspruch, der sich nur als Totalitarismus vermitteln kann. Dies war in der bisherigen Philosophie bis hin zu Kant und Hegel die Grundlage einer Hierarchie von Wissenschaft und Lebensprozess, der nun, nach Misslingen dieser Philosophie - laut T.W. Adorno - durch das Nicht-Identische nur umzukehren sei. Gegen eine vermeintliche Totalität des Wahrheitsverständnisses von Hegel, der Wahrheit nur in der ganzen Erklärung eines Begriffs für gegeben hielt ("Das Ganze ist das Wahre") wendet sich sein Satz "Das Ganze ist das Unwahre". Das Ganze bleibt hierdurch allerding als Anderes, als das Unwahre erhalten und wird auch als solches, als falsches Leben totalisiert. T.W. Adornos totaler Antitotalitarismus wendet sich als erkenntnistheoretische Konstruktion, als Anspruch auf lebendige Wahrheit gegen jede Theorie, die eine Totalität formuliert, und will den Erkenntnisprozess der Wahrheit als gesellschaftlichen Prozess selbst unmittelbar vollziehen. Seine Theorie will eine Erkenntnistheorie als Gesellschaftstheorie sein, wodurch die Menschen in die Lage versetzt werden sollen, die Scheinhaftigkeit ihres Lebens durch Erkenntnis zu durchdringen und hieraus ein anderes Leben zu schöpfen. Das ist eigentlich ein Unding, setzt ein solcher Gedanke doch schon die Wahrheit des Theoretisierens, das Wissen um die Scheinhaftigkeit eines Wesens voraus, das verkehrt erscheint. Aber nicht dieses Wesen war Gegenstand dieser Theorie, sondern das erkennende Subjekt selbst, das sich in einer verlorenen Objektivität erhält und sich in einer scheinhaften Autonomie gegen sie totalisiert. Es bedürfe daher wieder einer Philosophie, welche Erkenntnis selbst problematisiere, indem sie über das begriffliche Denken hinausgreife, den Begriff befreit zu einem lebendigen Denken, das sich im Undenkbaren selbst gesellschaftlich bewegt. Das Denken wird damit zum Subjekt, der Begriff des Gedankens durch das Undenkbare bewegt, das Ganze zur Dialektik des Denkens. T.W. Adorno vertrat also die Auffassung, dass Wahrheit in der Unwahrheit der Lebensverhältnisse gelebt werden müsse, weil sie selbst schon das werdende Anderssein enthalte und von da her auch die Weltveränderung in sich trage. Das allerdings umfasst die Behauptung, dass Erkenntnistheorie selbst eine Theorie der Gesellschaft sei und von daher in ihrer Konsequenz eine andere, eine wahre Gesellschaft beanspruchen müsse, worin ein "richtiges Leben" möglich sei. So war diese Rückbeziehung auf die Philosophie neu begründet aus der Desolatheit der bürgerlichen Objektivität und dadurch politisiert, dass Erkenntnis und ihre Zerstörung (ihre Verdinglichung zu einem Verblendungszusammenhang) selbst das Problem des Kapitalismus sei. Damit aber war die Frage aufgeworfen, wie sich Erkenntnis für sich als Wahrheitsfrage überhaupt politisch verstehen lässt. "Wahrheit" als Begriff für sich also unabhängig von ihrer Substanz (wie z.B. Hegels Idee oder Marxens Abstraktion) - ist ein erkenntnistheoretisches Konstrukt, das von Hegel als das Identische des Begriffs bezeichnet wird, als das, was das Begriffene, das Begriffen-Haben kennzeichnet, weil es in sich widerspruchsfrei, also im Ganzen unzweifelhaft sein muss. Dieses Konstrukt soll aber laut T.W. Adorno Totalitarismus begründen und müsse daher umgekehrt werden. Und aus der Umkehrung soll sich Gesellschaft erst konstitutieren, indem alles Ganze bezweifelt wird, Gesellschaft also dadurch menschlich wird, dass darin der Zweifel herrscht, weil der Zweifel für die Philosophen nunmal Leben bedeutet. Darin finden sie, was sie in ihrer Systematik verloren haben und das genau ist es, was T.W. Adorno über den Begriff hinausgreifen und im Nicht-Identischen finden will nicht als Frage des Denkens, wozu es objektiv sein will oder muss, sondern als begriffene Objektivität, die im Nachhinein ihrer Totalität nicht vorhandenes Leben im Zweifel sucht. Es ist ein verhängnisvoller Zirkel, gesellschaftliches Handeln darin zu begründen, dass man ihre Wahrheit als Ganzes in Frage stellt und zugleich die Wahrheit des Zweifels als gesellschaftlich notwendige Erkenntnistheorie behauptet. Ein gesellschaftlich notwendiger Zweifel am gesellschaftlichen Ganzen kann nicht theoretisch begründet sein. Er selbst ist die subjektive Basis aller Theorie, ihre Bedingung und ihr Anlass. Und die Theorie selbst muss zweifelsfrei sein, erst recht eine Erkenntnistheorie. In der Analyse ihres Gegenstands, in der Auseinandersetzung mit seinem Doppelcharakter, wird der Zweifel in der Erkenntnis eines Widerspruchs aufgehoben und seine praktische Veränderung ermöglicht. Die von T.W. Adorno und Horkheimer entwickelte Negative Dialektik stellt daher einen zentralen Fehler in der Geschichte der Kritischen Theorie dar, indem sie sich selbst als reale Antithese versteht, also nicht in der Welt deren Negativität sondern die Welt selbst als Negation ihres Denkens begreift. Von daher wäre ihre Wahrheit nur im Gedanken zu finden. "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" ist eine verhänglisvolle Position, die dies artikuliert: Sie vollstreckt, was sie kritisiert: Totalitarismus und bestimmt das Leben selbst relativ zu ihrer "Wahrheit", ihrer sublimen Theologie, die keiner Analyse mehr bedarf. Wird der Lebensprozess im Sinne einer negativen Dialektik verstanden, so entgegenständlicht er sich zur reinen Theorie, die sich selbst Stoff genug ist. Dieser ist aber genau das, was der Gegenstand ihrer Kritik sein soll: Identität eines Ganzen, wenn auch eines ausgeschlossenen Ganzen. Aber gerade in der hier notwendigen Beziehung von Kritik und der Veränderung der Gesellschaft, also dort, wo der theoretische Begriff der Wissenschaft ihren wichtigsten Grund zu formulieren hätte, das Ineinander Übergehen, die Transzendenz und Erneuerung zu begreifen und voran zu treiben, da versagt Kritische Theorie, weil es ihr um selbstreflektierende Wahrheit geht, nicht um wahre Aussagen zu einem geschichtlichen Gegenstand. Es reicht seine Abweisung, die Erkenntnis seiner Absurdität als solche, Kulturindustrie, die sich alleine aus ihrer Lüge zu begründen scheint. So wurde das adornitische Denken selbst zu einer Wahrheitsbehauptung, die sich nicht mehr an ihrem Gegenstand beweisen muss, weil sie durch dessen Unwahrheit schon begründet ist. Es wurde also zu einer Theorie vom wahren Bewusstsein als solches, das im unreflektierten Sein durch Verdinglichung verblendet ist, vom grellen Schein der Warenwelt, dem Warenfetischismus, der wie von einer Macht betrieben wird, die in der Lage ist, die Menschen zu verblenden. Nicht ihr ureigendstes Bewusstsein ist im Schein der Welt befangen, solange es ihn nicht z.B. mithilfe des theoretischen Bewusstseins - zu durchdringen vermag, sondern die Übermacht kapitalistischer Inszenierung verstellt eine Wahrheit, für welche die Menschen zu sensibilisieren seien, um sich dem Kapital widersetzen zu können. Sein und Bewusstsein fallen darin auseinander. Seltsamerweise sieht sich T.W. Adorno gerade in diesem Zusammenhang als Marxist. Immerhin bezieht er ja aus Marx allein die Begründung der Falschheit seines Gegenstands. Aber der war zu diesem Beweis gerade durch die Kritik des erkenntnistheoretischen Verhaltens der Philosophie gelangt, durch die Kritik des interpretativen Verhältnisses zu ihrem Gegenstand. Bei T.W. Adorno wird die Scheinhaftigkeit der bürgerlichen Lebensverhältnisse nicht analytisch geöffnet, sondern verkürzt zu einer psychologischen Diagnose, wonach es sich hierbei um einen Verblendungszusammenhang handele, um eine systematische Täuschung. Und darin bezieht er sich auf den Marx'schen Fetisch-Begriff. Zwar gründet der Kapitalismus nicht auf einer Täuschung, sondern auf einer realen Abstraktion, in der ein abstrakt Allgemeines nicht nur ideell am Wirken ist. Aber auch Marx hatte konstatiert, dass die Lebensverhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft nicht als das erscheinen, was sie gesellschaftlich sind, dass sie in dem verkehrt erscheinen, was ihre Wirklichkeit ausmacht: "Das Geheimnisvolle der Warenform besteht ... einfach darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eignen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen." (Marx im Kapital I, MEW 23, S. 86-87) Man könnte zunächst meinen, es handle sich bei T.W. Adorno lediglich um ein Missverständnis von der Marxistischen Dialektik, wenn er schreibt, dass "die Begriffe, die bei Marx sich bewegen sollen, ... als Begriffe eben notwendig ein Gedachtes" (T.W. Adorno, Philosophische Terminologie, S. 22) sind. "Die Kategorie, die Marx im Zusammenhang mit seinen ökonomischen Vorgängern gerade als die objektive schlechthin betrachtet hat, durch die sich über den Köpfen der einzelnen Subjekte so etwas wie materielle Notwendigkeit durchsetzen soll, die Kategorie des Tausches, ist ein in sich Begriffliches, ein Geistiges." (ebenda). Dies nämlich, weil beim "Tausch von Äquivalenten, von einander gleichen Tauschwerten" (ebenda) "von der bestimmten Gebrauchswertqualität ... abgesehen werden kann." (ebd.). Weil man diese Abstraktion also Denken kann (siehe Gedankenabstraktion), deshalb sei sie auch bloß Gedachtes und verliere ihre reale Notwendigkeit (siehe Realabstraktion). Dies ist in der Tat eine bemerkenswerte Fehlinterpretation, eine Verkehrung der Realität, wonach der Äquivalententausch sich nicht aus dem Mangel einer Beziehung ergibt welche Notwendigkeiten erzeugt, sondern aus der Notwendigkeit des Begriffs, dass es beim Tausch um den Tausch von Äquivalenten ginge, um die Beziehung von Gleichem mit Gleichem, also um Äquivalenz an sich. Weil im Tausch die Gebrauchswerte qualitativ nicht enthalten seien, enthielten sie eine Abstraktion, eine geistige Absurdität, welche sie nicht wirklich und allgemein Gebrauchswerte (das ist für T.W. Adorno Subjektivität) sein ließe, sondern nur Tauschwerte, - so, als sei der Tauschwert nicht der allgemeine Gebrauchswert. Nein: Das Allgemeine sei das Äquivalent. Aber Äquivalente kann man nicht tauschen, man tauscht Gebrauchswerte und es entstehen Äquivalente, in denen sie einen Begriff erhalten, Wert, der sich im Tauschwert ausdrückt. Das ist nichts "Geistiges" sondern überaus Praktisches, wenn auch Abstraktes und nicht Greifbares, wohl aber Begreifbares und Inhalt der Entfremdung, die eine Waren produzierende Gesellschaft für die Menschen verwirklicht. Aber der "Äquivalententausch" ist die Grundlage für T.W. Adornos ganze Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft: Der Tauschwert ist eine Mystifikation der Lebensverhältnisse, die über den Sachen (und nicht in ihnen) ihren Begriff habe. Daraus leitet er unmittelbar den Fetischismus ab, den er mit dem Marxschen Begriff des Warenfetischismus gleichsetzt. Aber ihm geht es dabei um etwas gänzlich anderes: Der Wert selbst sei der Fetisch, der an den Dingen klebt, der Schein der Verführung, dem die Menschen erliegen, wenn sie ihn nicht durchschauen. Dementsprechend wurde das Verständnis des Marxismus in der Interpretation des Warenfetischismus durch Adorno zur Moral, zur Metapher einer philosophischen Psychologie gewendet: Der Fetisch der Geldform, wie sie Marx im "Kapital" und anderen Schriften verstanden hat, wurde von Adorno nicht mehr aus der körperlichen Verkehrung ihrer Sachform, aus der notwendige Erscheinung ihres verkehrten Körpers begriffen. Wie sie sich der Anschauung bietet, weil das gesellschaftliche Verhältnis der Menschen darin notwendig als ein gesellschaftliches Verhältnis der Sachen erscheinen muss, war das Resultat seiner Analyse, die seine Kritik als Bewusstsein darüber bildete, das dieses verkehrte Verhältnis solange herrscht, wie sich die Menschen über die Geldform gesellschaftlich für ihren privaten Konsum verhalten. Das Bewusstsein selbst steht in diesem Verhältnis und wird durch die Kritik dieser Verkehrung zu einem Selbstbewusstsein der Menschen, sobald sie dessen Nebelbindungen durchdrungen haben. Als "falsches Bewusstsein", als in sich fixiertes, als "fetischisiertes" Bewusstsein steht es nur einer Moral der wahren Erkenntnis gegenüber, weil es durch diese Verhältnisse objektiv verblendet bliebe und also auch subjektiv falsch bleiben müsse, wenn es dieser objektiven Erkenntnis von Wahrheit, dieser Philosophie sich nicht zuordnen kann. Aus seiner Subjektivität, aus seinen inneren Widersprüchen heraus wäre es nicht zu ändern, zu bilden oder zu vermitteln, weil sie lediglich durch höhere Wahrheiten zu überwinden wären, also esoterisch, psychologisch und philosophisch in einer puren Wahrheit gelebt werden könnte. Adorno macht daher aus der Verkehrung des Warenfetischs ein "Falsches Leben", gegen das er die Bekämpfung der Falschheit, also sich gegen eine objektive Verfälschung des Lebens stellt. Nicht dessen Sache hat sich durch ihre Widersprüchlichkeit gegen das Leben der Menschen verkehrt, sondern es selbst sei falsch, so dass es "kein richtiges Leben im falschen" geben könne. Was aber kann totalitärer sein als diese Aussage? Adorno selbst war als Kritiker des Totalitarismus zum Philosoph einer ästhetischen Mystifikation geworden, der sich allerhand unsinnige, aber hiernach folgerichtige Urteile über Kunst, Ökonomie und Kritik erlaubte Damit war natürlich keine historisch materialistische Aussage zu machen, um eine Analyse der alltäglichen Verhältnisse der Menschen zu erarbeiten und zu vertiefen, sondern der eigentliche Philosoph, der wahre Ästhet, der kritische Theologe restauriert, der nun mit marxistisch überlagerter Interpretation über das wahre Leben sich philosophisch den wirklichen Verhältnissen entziehen konnte - weil nun mal dem strukturellen Marxismus in der Tat das philosophische Potenzial abhanden gekommen war. Aber der philosophische Moralist, der über die Erkenntnis einer ästhetischen Wahrheit verfügt, einer Mimesis der Kunst, dem Nichtidentischen, dem Vorschein einer Freiheit, die in den Kunstwerken verwahrt sei, trat nicht als Philosoph, nicht als Künstler und nicht als Avantgardist einer neuen Subkultur auf, weil er diese Freiheit nur utopisch-vorgreifend begriff - so eben, wie er sie in seinen Lebensverhältnissen wohl für sich leben konnte. Aber indem mit der Negation des Gegenwärtigen Philosophie als ästhetische Theorie wieder auferstanden war, konnte er durch seine kritische Theorie eine "Minima Moralia", eine Moral der Freiheit des Menschen von Seinesgleichen positiv einfordern. Kulturkritik war damit wieder im Kreis des Kulturbürgertums, auf dem "dornenreichen Weg der Selbstverwirklichung" (Hegel) angekommen und der Historische Materialismus von Marx verräumt. Hiermit hat T.W. Adorno die ganze Marxsche Analyse wieder auf den Kopf gestellt: Der Warentausch wird zu einem Phänomen des Trugs, der die Welt entstellt, die im Zusammensein der Gebrauchswerte in Ordnung, natürlich, unverfälscht sei. Tatsächlich kann sich T.W. Adorno mit solchem Verstand wieder in die Philosophie einreihen, die als ihre Not weiß, "dass das Denken sich durch den berühmten Übergang vom Grund zur Existenz dem Problem entzogen hat, auf der einen Seite in seinen Bestimmungen in Übereinstimmung zu stehen mit dem, was es ausdrücken will, und auf der anderen im Gegensatz dazu zu stehen ." (ebd. S.25) Aus dem Wert, der Realabstraktion, die Marx aus dem Ganzen der Ware als Elementarform menschlichen Reichtums geschlossen hat, ist somit wieder eine Gedankenabstraktion der Negativität eines Geistes geworden, dem sich quasi alle kulturellen und geistigen Phänomene gleichermaßen einreihen lassen. In dieser Gesamtheit ist der Tauschwert die einzige Katergorie, der Ungeist, die Täuschung, welcher die Menschen zu ihrer Emanzipation entgegenzutreten hätten. Sie zeige sich in der "Verzweiflung" der Philosophie ebenso, wie in der "Wunde" des Ästhetischen. Das macht Widerstand zu einer Arbeit des reinen Intellekts, der sich der sinnlichen Welt der Gebrauchswerte nur zuordnen müsse, also die negative Dialektik in ihrer Antithese, in ihrer Umkehrung zu vollziehen habe, die der Tauschwert der Welt aufbürdet! Das ist nicht nur ein konservatives Verständnis von Dialektik (das nur in der Ästhetik durch die Behauptung einer "Transzendenz des Subjekts" durchbrochen wird) sondern auch eine Umkehrung der marxschen Entfremdungstheorie, die T.W. Adorno zu einer "dinglichen" Entstellung verbrämt, zu einer Theorie der "Verdinglichung", welche die Grundlage seines ganzes Werks wird, besonders auch seiner Kulturkritik - eigentlich eine simple Theorie und eine ungeheuere Simplifizierung und Verfälschung der Marxschen Analyse. Aber: Es lässt sich darin so ziemlich alles subsumieren, was einen intellektuellen Verstand bewegen, begeistern und entgeistern kann. Diese Täuschung, diese "Fetischisierung" (siehe hierzu im Unterschied Warenfetisch), sei das Problem der Welt! Wer Wahrheit sucht, will Wahrheit ernten. Die Negative Dialektik mündet in dem Satz: "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen". Wie dann leben? Dialektisch: Das Unwahre enthält das Wahre, wenn auch notwendig außer sich und doch als sein eignes Moment. Auch dies lässt sich bei der Rückübersetzung des Kapitals in die Philosophie finden: T.W. Adorno" target="info">T.W. Adorno versteht und achtet Marx vorwiegend als Philosoph und Kritiker des Warentauschs, nicht als Kritiker der politischen Ökonomie. Er begreift die Ökonomie ausschließlich philosophisch und reduziert die von Marx dort gemachten Entwicklungen wieder auf ihre erkenntnistheoretischen Implikationen. So entsteht auch ein fundamentales Missverständnis des Marxschen Werkes indem es zum Stoff einer negativ idealistischen Philosophie gerät, zum Negativ-Ideal der schlechten Welt, dem Falschen und Unwahren. In seinen ökonomischen Schriften würde Marx das "Subjekt als Feind des Subjekts" beschreiben und es damit als wahr und unwahr zugleich konstatieren, als "Transzendentalsubjekt", das sich "im Tausch Identität stiftet" (T.W. Adorno, "Negative Dialektik"; Suhrkamp 1975, S. 22). Der Tausch selbst sei die Mystifikation der Transzendenz und behindere die menschliche Emanzipation des Subjekts. Nach T.W. Adornos Verständnis würde Marx in der Natur des Gebrauchswerts die positiven Momente der Überwindung der bürgerlichen Gesellschaft behaupten, deren Identität im Tauschwert "unwahr" sei. Wo die Kritik eines politischen Begriffs (Kapitalismus) nicht mehr erkannt wird, da wird der Begriff selbst wieder politisch. Als Fetischbegriff wird er zum Begriff des Falschen, das sich auf der Welt ausbreite, wie eine Sucht. Das ist eine Moral über Wahrheit, mit der alles Böse in den Niederungen der Welt wieder als Lüge bekämpft werden kann (siehe z.B. Antideutsche). Nicht die Ausbeutung der Menschen treibt ihre Verhältnisse in die Barbarei, wenn sie diese Verhältnisse nicht aufheben, sondern die Täuschung, der sie unterliegen. Die Barbarei des Nationalsozialismus (s.a. Faschismus) habe erwiesen, dass ökonomische Begrifflichkeit nicht hinreiche, um die geistige Selbstzerstörung des Menschen zu erklären. Wie wahr! Aber muss hierfür gleich die ganze Wirklichkeit geopfert werden? Immerhin: Die Negative Dialektik macht T.W. Adorno zu einem der wenigen Kulturkritiker, die ein wesentlich geistiges Unbehagen formulierten, zu einem Theoretiker der Apokalypse, die sich für ihn konkret in der Ästhetik ereignet. Das brachte ihn auch in die Nähe zu Sigmund Freuds Todestriebtheorie, mit der das psychoanalytische "Unbehagen der Kultur" eingeläutet worden war. Es sei das "Ineffabile der Utopie" (T.W. Adorno, "Negative Dialektik"; Suhrkamp 1975, S. 22), dass es nichts gebe, was "unter Identität" im Hegelschen Sinne zu subsumieren sei. Geschichte könne sich nicht aus den konkreten Möglichkeiten des Gegenwärtigen, sondern nurmehr aus einer Utopie bilden, welche die einzige "konkrete Möglichkeit" sei, quasi als Dialektik einer "philosophischen Kritik an der Identität der Philosophie" (ebenda). So entwickelte er negative Dialektik als "Ontologie des falschen Zustandes" (ebenda). Kritik der Philosophie solle konträre Philosophie sein, in welcher bloßgestellt werde, dass sich der Begriff "in ein nicht begriffliches Ganzes verflochten" (S. 24) habe. Daher ginge es darum, die "Richtung der Begrifflichkeit zu ändern" (ebenda), wodurch der "Identitätszwang" zerginge, "den der Begriff ... mit sich führt. Aus dem Schein des Ansichseins des Begriffs als Einheit des Sinns hinaus führt seine Selbstbesinnung auf den eigenen Sinn" (ebenda). Es sei diese "Entzauberung des Begriffs ... das Gegengift der Philosophie." Darin verbleibt die Kritik kritische Philosophie, kritische Theorie, kritische Interpretation als Kritik des interpretativen Verstandes - wird also nicht notwendig praktische Kritik, Kritik der politischen Ökonomie, dialektisches Begreifen der Formbestimmtheit dieser Welt, der Negation ihrer Inhalte, sondern selbst zu einer Gedankenform, zur negativen Dialektik. Die Negative Dialektik T.W. Adorno's beschreibt diese Welt als Lüge oder Täuschung ("Wahr ist nur, was nicht von dieser Welt ist") und fordert damit auf, die Wahrheit in einer anderen Welt zu finden, als Umkehrung einer Mangelempfindung, die in dieser Welt ist, und ihre Transzendenz enthalten soll. Diese jedoch hat in dieser "Dialektik" keine Substanz. Wo Marx im Wertbegriff und seiner Substanz (abstrakt menschliche Arbeit) noch die Notwendigkeit formuliert, dass konkret nützliche Arbeit sich in der abstrakt menschlichen durchzusetzen habe, dass sie eine Gesellschaft in sich birgt, in der auch die Arbeitsteile und Produktionsmittel gesellschaftlich vermittelt wirklich existieren konnen, da sieht T.W. Adorno eine leere Subjektivität, die nur darin transzendental sein soll, dass sie "Wahrheit" enthält, Empfindung, die eine Hoffnung auf ein Anderssein hat. Dies nun ist Logisch ein Unding, das noch keine Religion aufzulösen vermochte und in dem Satz von Descartes längst überwunden schien: "Ich denke, also bin ich". Denken ist gegenwärtig sein; nicht bei T.W. Adorno: Hier wird Denken zu einer Vorstellung gegen die Negativität des Begreifens gewendet, zur Abwendung des Gedankens gegen den Begriff der Wirklichkeit. Es wird so schon in der Kritik des Bestehenden zum Glauben an eine Erlösung, die sich jeder Bewahrheitung entzieht, weil sie ihre Wahrheit schon unmittelbar im kritischen Subjekt (als Gewissheit eines richtigen Lebens, das nicht sein kann) behauptet. So besteht der Gedanke als das ganz Andere zu dieser Welt, der ihr versprochen werden muss: Die alternative Religion zu den religiösen Alternativen. Dies wird von Horkheimer so auch offen formuliert. Bei T.W. Adorno kommt die Erlösung als Hintergrund seiner Reflektion in einer philosophischen Verzweiflung vor: Philosophie, wie sie im Angesicht der Verzweiflung einzig noch zu verantworten ist, wäre der Versuch, alle Dinge so zu betrachten, wie sie vom Standpunkt der Erlösung aus sich darstellen." Gegen die Unendlichkeit der Negation dieser Dialektik, die solchen Erlösungsglauben hervorbringt, hat sich Habermas mit seiner Diskurstheorie gestellt, die allerdings das negative Subjekt der Emanzipation nur zu einem tätigen in der Kommunikation, in einer kommunikativen Dialektik, verwandeln wolte. |
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