"Der konkrete Inhalt, die wirkliche Bestimmung, erscheint als formell; die ganz abstrakte Formbestimmung erscheint als der konkrete Inhalt." (MEW 1, 216) Wo die Form der Verhältnisse zu ihrem Inhalt geworden ist, wo sie also verkehrt erscheinen, ließe sich ein Fehler (siehe Falschheit) als Täuschung ihrer Wahrnehmung schon in der Erkenntnis ihrer wirklichen Widersprüchlichkeit nachweisen (siehe Ideologiekritik), wenn sie nicht tatsächlich auch wirklich verkehrt wären, wenn sie also das sind, als das sie erscheinen, wenn ihr Dasein kein Fehler des Bewusstseins, keine bloße Gedankenabstraktion ist, sondern wirklich in sich und durch sich verkehrte Wirklichkeit ausmacht (siehe Realabstraktion). Marx hat dies in seinem Begriff des Warenfetischismus dargelegt, der meist grundsätzlich nur als Begriff eines bloß falschen Bewusstseins missverstanden wird. Die vverkehrte Dinglichkeit der Verhältnisse des Warentauschs wurde demzufolge als verdinglichtes Bewusstseins behandelt, und dem ein "richtiges Bewusstsein" entgegen gehalten, ein Wissen um ein "richtiges Leben", das es in einem "falschen Leben" der Verdinglichungen nicht geben könne. So war über die Berufung auf den Warenfetischismus bei Marx schnell ein politisches Verständnis der Falschheiten im Kopf der um das "wahre Leben" bemühten bildungsbürgerlichen Intellektuellen (siehe hierzu reaktionärer Marxismus), das die verkehrten Verhältnisse eben auch nur zum Schein erklären konnte, indem sie das Denken selbst durch die in sich reine Negativität einer abstrakt bleibenden Kritik bestimmt hatten (siehe abstraktes Denken) und darin Mensch und Sache über eine verselbständigte kritische Philosophie so umkehrten (siehe Adornos negative Dialektik), wie dies eben auch verkehrt war. Der Begriff des Fetischismus, das ein dem Menschen entfremdetes Bewusstsein entsprechendes Treiben (siehe Trieb) beschreibt, gründet im Warenfetisch allerdings auf der notwendig verkehrten Natur der bürgerlichen Gesellschaft, welche die Natur der Sachen als Zauber ihrer abstrakten Wirklichkeit über die allgemeinen Wertform des Geldes darstellt. Dieses hat sich im Warentausch als praktische Notwendigkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse ergeben und ist von daher ein notwendig falsches Bewusstsein, das die Emanzipation der Menschen als Subjekte ihrer Lebensverhältnisse schon in sich selbst auflöst. In solcher Wirklichkeit kann es nur mit dem Begreifen der wirklichen Verkehrungen des Daseins und ihrer Erscheinung in ein Wissen um ihre Substanz, um ihr wahres Sein durch den Begriff ihrer Wertform gewendet und darin und mit ihr aufgehoben werden. Aus der allgemeinen Wertform der Waren hat sich nämlich die Macht einer allgemeinen, einer gesellschaftlichen Vermittlung ergeben, die sich in einer abstrakt allgemeinen Beziehung durch Geld verwirklicht, die nur den bereichert, der es als Geldbesitz festhalten kann. Daraus erklärt sich die allgemeine Sucht nach Geld, das nur denen zukommt, die es als "gesellschaftliches Faustpfand" (Marx) festhalten können, die also schon mehr als genug davon haben. Wie jede Sucht glaubt auch diese an Wunder; aber die Ware bewirkt selbst schon durch ihre Geldform ein Wunder (siehe hierzu auch allgemeine Wertform), indem sie gesellschafliche Beziehungen formuliert, ohne dass hierbei sich überhaupt irgendein Mensch äußern müsste, weil er sich zuvor schon veräußert hat. Seine Beziehungen erscheinen erst im Nachhinein und von ihm vollständig getrennt als gesellschaftliche Wirklichkeit und Macht der Warenverhältnisse. "Die Warenform und das Wertverhältnis der Arbeitsprodukte, worin sie sich darstellt, (hat) mit ihrer physischen Natur und den daraus entspringenden dinglichen Beziehungen absolut nichts zu schaffen. Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt." (MEW 23, 86) Weil die Arbeit durch die politische Bestimmung des Privateigentums in einzelne Produktformen zerteilt ist (siehe Teilung der Arbeit) beziehen sich die Waren im Warentausch der einzelnen Produkte über die Äquivalentform einer allgemein für ihre Gleichsetzung und Vergleichbarfkeit ausgeschlossenen Ware, dem Geld. Darin vergleicht sich die Produktform mit jeder anderen als Form ihrer quantitativen Verhältnisse in den Relationen ihrer Tauschwerte. Hierdurch beziehen die Produzenten darin ihre privat isolierte Produktformen über Geld als Maßstab ihrer Preise zugleich über Geld als gesellschaftliches Wertmaß, als Maß der Werte. Die Waren werden also beim Warentausch durch Geld als allgemeine Wertform der Tauschwerte so aufeinander bezogen, dass hierbei sich die einzelnen Angebote als gesellschaftliche Beziehung ihrer Werte durch ihre Privatarbeiten realisieren lassen (siehe Wertrealisation). Hierdurch erscheint jeder Gebrauchswert als einzelne Naturalform einer allgemeinen Wertform zugleich als unmittelbar gesellschaftliche Produktform. Dadurch dass der Wert als Gebrauchswert natürlich erscheint, wird die Wertform zur Naturalform der Ware. "Die erste Eigentümlichkeit, die bei Betrachtung der Äquivalentform auffällt, ist diese: Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts .Die Naturalform der Ware wird zur Wertform." (MEW 23, S. 70f) Durch den Wert des gesellschaftlichen Äquivalents in der Geldform erscheint im konkreten Nutzen der Arbeitsprodukte deren Gebrauchswert nur abstrakt als ihr gesellschaftliches Verhältnis der Arbeit, als Arbeit überhaupt, als bloße Tatsache ihrer Erzeugung, wie sie eben auf dem Markt bewertet wird. "Es ist also eine zweite Eigentümlichkeit der Äquivalentform, daß konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit wird." (MEW 23, S. 70f) Diese Verkehrung stellt ihre gesellschaftliche Beziehung auf den Kopf und lässt alle Privatarbeiten als Produkt einer gesellschaftliche Arbeit erscheinen, weil deren Vermittlung über ihre Äquivalente sich durch ihre gesellschaftliche Vermittlung gegen die Privatheit ihrer Existenz verkehrt, auf dem Markt also nur in ihrer verkehrten Beziehung sich verhält. "Es ist also eine dritte Eigentümlichkeit der Äquivalentform, daß Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (MEW 23, S. 70f) Eine Erscheinung kündet immer von einem Wesen, das hinter dem Seienden scheint, das in ihm erscheint, aber nicht selbst dies ist, denn sonst würde es nicht scheinen sondern sein. Das besagt, dass solches Wesen nicht selbst in Wirklichkeit so da ist (siehe Dasein), wie es erscheint, nicht wirklich identisch mit sich ist (siehe Identität), sondern in der Entzweiung von Wesen und Erscheinung seine ausschließliche Wirkung hat, ohne wirklich wesentlich zu sein, ohne eine unzweifelhafte Form seines Inhalts darzustellen. Es erscheint in einer widersinnigen Form, die durch sich selbst bestimmt und für anderes bestimmend und von daher gegen ihren Inhalt zweifelhaft (siehe Zweifel) ist. Formbestimmung ist die Erscheinungsform der Bestimmung einer abstrakten Form, die selbst aus ihr durch die Verdopplung ihrer Substanz durch ihren Widerschein als Form durch sich und für sich, also an und für sich hervorgegangen ist. Wo die Form sich als Ursprung wie Resultat ihrer Inhaltlichen Beziehung verhält, die sich selbst abgebrochen hat und nurmehr in der Form aufgehoben ist, weil sie in ihrer Inhaltlichen Entwicklung keine ihr angemessene Form finden kann, da verallgemeinert sich ihre Form durch ihre bloße Funktion, durch die Tatsache ihrer Beziehungen, die sich durch ihren Widerspruch substanziell selbst abstrakt geworden sind. Weil sich diese Tatsache Inhaltlich widerspricht, mal dieses, mal jenes sein kann, weil sie im Grunde beliebig ist und keinn Sinn vermitteln kann, müssen sich auch ihre Inhalte im Allgemeinen duch einander nichten. Die Formbestimmung betreibt ihren aufgehobenen Inhalt als Residuum, als Abstraktionskraft der Allgemeinheit ihrer iInhaltlichen Beziehungen, die nicht einfach nur Nichts sein können und deshalb in ihrer Nichtigkeit (siehe Negation) in die abstrakte Allgemeinheit ihrer Substanz verfallen (siehe z.B. abstrakt menschliche Arbeit). Ein notwendiger Schein ist ein Schein, der verkehrte Verhältnisse notwendg so darstelllt, wie sie sind, weil sich ihr unwirkliches Wesen darin verkehrt darstellen muss, seine existenzielle Not dahin wendet, so dass seine wesentliche Unwirklichkeit überhaupt erscheinen kann. Dadurch, dass etwas so verkehrt erscheint, wie es ist, kann es seine Form im Allgemeinen wahren, die sich abstrakt gegen ihren konkreten Inhalt verhält und somit dessen Wesensnot in ihrer Existenzform darstellt, seine Verhältnisse so sein lässt, wie sie sein müssen, solange ihre Verkehrung, ihr Widerspruch von Form und Inhalt nicht aufgelöst ist (siehe hierzu Warenfetischismus). Es ist dann so da, wie es sein muss, um zu funktionieren, aber eben tatsächlich nur so, was es ist: ein Unding. Der notwendige Schein ist also immer ein falscher Schein, die Erscheinung eines verkehrten Wesens (siehe Entfremdung), und setzt ein Verhältnis voraus, das notwendig anders erscheint, als es in seinem Wesen ist. Das Sein dieses Verhältnisses und das Dasein, als das es erscheint, stehen umgekehrt zueinander, wenn und weil das Dasein seinem Wesen entfremdet ist, von ihm abstrahieren muss, um zu sein. Ein konkretes Dasein, das sich allgemein nur abstrakt verhalten kann, erscheint in der Abstraktion notwendig als anderes Sein, als das, was es wesentlich nicht ist, aber worin es sein Wesen hat, worin es also seine Wesensnot gewendet hat. Die Wirklichkeit eines solchen Verhältnisses ist aus einem unwirklichen Wesen begründet und bestimmt sich als etwas fort (siehe Bestimmung), das einen fremden Grund hat. So hatte z.B. Marx den Warenfetischismus als notwendigen Schein der bürgerlichen Verhältnisse dargelegt und aus dem Tausch der Waren und der Verkehrung ihres Verhältnisses in das Geld, worin es erscheint, das Wesen ihrer Gesellschaft in ihrer Abstraktion (siehe Wert) erschlossen. Da im Geld alleine das gesellschaftliche Wesen des Verhältnisses abstrakt erscheint, ist es auch nur im Geld wirklich da. Im Dasein des Geldes erscheint die Gesellschaftlichkeit des Verhältnisses der Warenbesitzer, die sie im Tausch ihrer Sachen eingehen und daher Geld als gesellschaftliche Sache entwickeln, die es ja auch wirklich ist, solange von wirklicher Gesellschaft konkret abgesehen wird. Die Not, die sie im Warentausch ohne Geld gesellschaftlich als Warenhüter hatten, das unendliche Vergleichen ihrer Sachen, um sie zu tauschen, ist darin gewendet, dass Geld zu einer wirklichen Sache geworden ist, worin Gesellschaft notwendig erscheint. Der Warenfetischismus ist das subjektive Verhalten, das die Menschen zum notwendigen Schein ihrer Verhältnisse eingehen, solange sie nicht selbst ihre wirkliche Gesellschaft erzeugen. In ihrem praktischen Bewusstsein sind sie darin befangen, soweit ihnen nicht die Freiheit des Bewusstseins als theoretisches Bewusstsein gegenwärtig geworden ist. Dies allein kann die menschliche Not der Notwendigkeiten begreifen, indem es deren Begriff herausstellt, so dass das Handeln der Menschen in ihrem Objektsein subjektiv werden kann, sich gegen den Schein des Daseins durch Beziehung auf das darin erscheinende Sein wendet. Hierin wird Gesellschaft dort gebildet, wo sie entschwindet, wenn ihr Wesen begriffen ist: Im Handel mit dem Besitz an Waren, z.B. Arbeitskraft, Lebensmittel, die als Eigentum gesellschaftlich tätiger Menschen auch gesellschaftlich in ihrer Eigentümlichkeit verwirklicht werden. | ![]() |