"Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit ... eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln." (MEW 23, S.57) Der Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur ist zwar allgemeine Bedingung einer jeden gesellschaftlichen Existenz von Menschen und insofern auch für die bürgerliche Gesellschaft, nicht aber ihr wesentlicher Zweck. Dennoch haften auch ihrer Arbeit die Gebotenheiten ihrer Natur als Lebenspflichtigkeiten an. Von da her enthält jeder Gebrauchswert auch eine überhistorische Bestimmtheit ihrer Produkte. Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken ist geschichtliche Tat. So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Warenmaße entspringt teils aus der verschiedenen Natur der zu messenden Gegenstände, teils aus Konvention." (MEW 23, S. 49f) Der Nutzen einer Arbeit ist eine von jeder Gesellschaftsformation unbhängige Naturnotwendigkeit (siehe Gesellschaft). Erst durch die besondere politische Formbestimmung des Warenkörpers im Warentausch, durch den Gebrauchswert ist sie konstitutiv für die Wertschöpfung (siehe allgemeine Wertform), für die Produktion von Waren und ihrem Nutzen im Warentausch und dem des Kapitals. Ihrem Sinn entsprechend erzeugt menschliche Arbeit nicht einfach nur brauchbare Dinge, nicht irgendeinen Nutzen für die Menschen im Allgemeinen oder für ihre Wirtschaft. Durch ihre Arbeit erzeugen sie ihre Sache, vergegenständlichen sich darin selbst - nicht als reproduzierbarer Mensch, nicht durch irgendeinen Nutzen, etwa für eine abstrakte Wirtschaftlichkeit der Arbeit, für deren Produktivität oder den Konsum. Sie erzeugen vor allem Sinn durch sich und für sich, sinnvollen Nutzen, der nicht einfach nur zum Verbrauch oder zur stofflichen Reproduktion ihres Leben hinreicht, sondern ihr eigenes Leben äußert und gestaltet. Die Bildung nützlicher Dinge geschieht durch den gesellschaftlich gebildeten Sinn der Menschen für ihre Gegenstände, für Menschen wie Sachen. An ihnen erzeugen oder verarbeiten sie Eigenschaften oder verarbeiten Eigenschaften natürlicher Stoffe so, dass sie für die Menschen eines historisch bestimmten Lebensstandards nützlich sind. Mit der Nutzung jedoch, mit deren Konsum kehrt dieser Sinn zu den Menschen nur so zurück, wie sie darüber verfügen können. Und das ist es wiederum, woraus sich der Sinn für seine Dinge in der Entwicklung der Bedürfnisse fortbildet, ihre Eigenschaften differenziert und in die gesellschaftliche Sinnbildung fortführt. "Wirkliche Arbeit ist zweckmäßige Tätigkeit zur Herstellung eines Gebrauchswerts zur Aneignung eines natürlichen Stoffs in einer bestimmten Bedürfnissen entsprechenden Weise. Ob es mehr der Muskel oder mehr der Nerv ist, der bei dieser Tätigkeit verbraucht wird, ist hierbei gleichgültig, ebenso, ob der Naturstoff schon mehr oder minder idealisiert ist. Jede wirkliche Arbeit ist besondre Arbeit, Ausüben eines besondren, von den andren unterschiedenen Zweigs der Arbeit. Wie die eine Ware von der andren sich durch ihren besondren Gebrauchswert unterscheidet, so ist es eine besondre Art Tätigkeit, Arbeit, die sich in ihr verkörpert." (Zur Kritik der politischen Okonomie - Okonomisches Manuskript 1861-1863 MEW 43, S.51) Nützlichkeit ist aber auch das Prinzip des Wirtschaftens, der Optimierung in der Nutzung eigener Ressourcen zur Erzeugung von Gegenständen, die für den Menschen zumindest Nutzen (siehe Gebrauchswert) haben, der sich über die Teilung der Arbeit in den Produkten zusammenfügt. Und von da her bildet sie auch einen Warenkörper, der die Form ihrer Gesellschaft in ihrem gegebenen Lebensstandard bestimmt und unter den Bedingungen des Marktes Wertsubstanz und Wertgröße darstellt. "Ein größeres Quantum Gebrauchswert bildet an und für sich größeren stofflichen Reichtum, zwei Röcke mehr als einer. Mit 2 Röcken kann man 2 Menschen kleiden, mit einem Rock nur einen Menschen usw. Dennoch kann der steigenden Masse des stofflichen Reichtums ein gleichzeitiger Fall seiner Wertgröße entsprechen. Diese gegensätzlich Bewegung entspringt aus dem zwieschlächtigen Charakter der Arbeit. Produktivkraft ist natürlich stets Produktivkraft nützlicher, konkreter Arbeit und bestimmt in der Tat nur den Wirkungsgrad zweckmäßiger produktiver Tätigkeit im gegebenen Zeitraum. Die nützliche Arbeit wird daher reichere oder dürftigere Produktenquelle im direkten Verhältnis zum Steigen oder Fallen ihrer Produktivkraft. Dagegen trifft ein Wechsel der Produktivkraft die im Wert dargestellte Arbeit an und für sich gar nicht. Da die Produktivkraft der konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie natürlich die Arbeit nicht mehr berühren, sobald von ihrer konkreten nützlichen Form abstrahier wird. Dieselbe Arbeit ergibt daher in denselben Zeiträumen stets dieselbe Wertgröße, wie immer die Produktivkraft wechsle. Aber sie liefert in demselben Zeitraum verschiedene Quanta Gebrauchswerte, mehr, wenn die Produktivkraft steigt, weniger, wenn sie sinkt. Derselbe Wechsel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die Masse der von ihr gelieferten Gebrauchswerte vermehrt, vermindert also die Wertgröße dieser vermehrten Gesamtmasse, wenn er die Summe der zu ihrer Produktion notwendigen Arbeitszeit abkürzt. Ebenso umgekehrt." (MEW 23, S.60f) In ihrer rein wirtschaftlichen Beziehung bleibt der Sinn der Arbeit und der gegenständlichen Welt unbenommen - als eine Frage der Kultur, also dem Verhältnis des Menschen zu sich selbst, welches subjektiv der Wirtschaft vorausgesetzt ist und objektiv aus ihr folgt. In dieser einfachen Form ist Nützlichkeit eine Beziehung von äußerlichem und einfachem Inhalt, Lebensnotwendigkeit ohne Lebenswirklichkeit, Leben, das sich selbst nutzt, wenn es Gegenstände für sich produziert, wenn es sich als das materialisiert, was dem Leben der Menschen nützlich ist. Von daher ist Nützlichkeit die wirtschaftliche Beziehung zu einer Sache (siehe Nutzen), nicht aber als die Bestimmung einer Arbeit die menschlichen Reichtum bildet. "Was ist "nutzbringende"Arbeit? Doch nur die Arbeit, die den bezweckten Nutzeffekt hervorbringt. Ein Wilder - und der Mensch ist ein Wilder, nachdem er aufgehört hat, Affe zu sein - der ein Tier mit einem Stein erlegt, der Früchte sammelt etc., verrichtet "nutzbringende"Arbeit."(Karl Marx, Marx-Engels-Werke 19, Seite 16) Ein Nutzen kann allerdings für alles gut sein und kommt daher immer leicht an bei dem, für das etwas nützlich ist. Doch es ist eine sinnliche Beziehung, in welcher sich der Nutzen verhält. Wer die besseren Mittel, zum Beispiel eine bessere Maschine oder besser angepasste Fähigkeiten hat, wird aus dem Nutzen mehr beziehen, sich bereichern, wo andere ärmer bleiben oder sogar ärmer werden. Der Nutzen scheidet die Machtverhältnisse und vertieft sie. Aber für sich, also abstrakt von seinen sinnlichen Verhältnisse genommen sieht man hiervon ab. Nützlichkeit erscheint dann selbstverständlich, einfach und allgemein nur noch gegeben, bedingungslos und unbedingt. Und ihr Nutzen ist dann hier wie dort derselbe, weil er in der Abgetrenntheit von seinem Sinn immer eine Verselbständigung in der Beziehung der Menschen betreibt, da im Nutzen für sich immer auch Macht für sich entsteht. Er wird daher auch leicht zur Gewohnheit, wo man sich an diese Macht gewöhnt, wenn sie die Ereignisse in ihrem bloßen Erleben nützlich machen und in der Folge ihres objektiven Daseins die Menschen selbst zum Objekt ihres Nutzens werden. Indem sich darin gewöhnliche Anwesenheit vermittelt, machen sich Menschen zur Sache des Menschen und sie werden sich von daher auch selbst wechselseitig versachlichen (siehe Selbstentfremdung). | ![]() |