Die Postmoderne bricht mit dem elitären Kunst- und Wissensverständnis des Modernismus und geht damit indirekt auf die Philosophie Friedrich Nietzsches und die Existenzphilosophie Martin Heideggers zurück: Da die Welt nicht vollends erfasst und erklärt werden könne, sei "das Gebälk der Begriffe" (Nietzsche) überkommen und "die Frage nach dem Sinn des Seins" (Heidegger) nur durch Annäherung an ihre "Existenzialien" zu erkunden. Was wie ein strenger Gedanke daherkommt, steht allerdings für eine umfassende Relativierung es Denkens überhaupt und hat es auf eine Pluralisierung der Kritik überkommener Denkstile und Formen (siehe hierzu auch Poststrukturalismus) reduziert, die ihre "Wahrheit" schon alleine durch ihre praktische Wirkung durch deren Funktionieren belegt haben wollten. Die Postmoderne geht davon aus, dass die bloße Existenz von selbst schon das Seiende und das allein Notwendige schlechthin sei (siehe Existenzialismus). Deren Geschichte würde sich daher auch nicht aus und in größeren Zusammenhängen ergeben sondern eben durch sich und für sich selbst wie in einer Erzählung (siehe hierzu auch Genealogie) ereignen. Weder eine umfassende Totalität oder Vernunft noch ein fester Sinnhorizont bei der Weltdeutung sei daher nötig. Die Geschichte wäre nicht mehr als hinreifender Entwicklungsprozess aus gesellschaftlichen Auseinandersetzungen (vergl. Historischer Materialismus) zu verstehen, sondern als regellose Abfolge verschiedenartiger Ereignisse, die auch mehr oder weniger sinnvoll durch individuelle oder gemeinschaftliche Einwirklungen von Menschen betrieben werden könnte (siehe auch Ereignisproduktion). Werbung, Mode und Massenmedien finden daher ebenso Eingang in postmoderne Ausdrucksformen wie multimediale Installationen oder Pop-Events (siehe auch Eventkultur). Von einer Postmoderne war erstmals 1979 die Rede durch den französischen Philosophen Jean-François Lyotard (1924-1998) als "La condition post-moderne". Er bezeichnet keine zeitlich eingrenzbare Epoche, sondern ist ein Sammelbegriff für eine Kritik der rationalen Moderne, welche die Vernunft im Sinne der Aufklärung (nach Immanuel Kant) zum Maßstab kultureller und wissenschaftlicher Urteile gemacht hatte. Es sollte damit das Vertrauen auf den allgemeinen Fortschritt, auf wissenschaftlich-technische, politische und ökonomische Großprojekte, auf universalistische Erklärungsmuster und Theorieentwürfe aufgelöst und die Ansprüche so genannter "Großtheorien" abwiesen werden. Die Rede war vom Ende der "großen Entwürfe" bzw. der "großen Erzählungen" in Philosophie, Kunst-, Sozial- und Geschichtswissenschaften. Das postmodernen Denken wurde allerdings durch seinen Pragmatismus schnell sehr beliebig und zerging im Relativismus seiner moralischen und ethischen Geltungsansprüche, die sich einem Realismus der Einzelheiten ausliefert, der sich den Problemen der Vereinzelung der Menschen und ihrer gesellschaftlichen Geschichte unkritisch entzog. Doch die Postmoderne endete selbst in einer "Großtheorie" indem sie zu einem Erklärungsmuster neoliberaler Ideologie wurde, mit der sich der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama (in "The End of History and the Last Man", 1992) zu der Aussage hinreißen ließ, es sei mit der globalen Entwicklung des Kapitals als Weltgeld der Finanzmärkte endlich durch dessen angebliche Widerspruchsfreiheit als fiktives Kapital - frei nach Hegel - ein "Ende der Geschichte" erreicht. Er wollte damit den angehenden Feudalkapitalismus als eine Epoche der Ewigkeit ankündigen. Unter der Postmoderne wird vor allem der Zeitgeist des Postfordismus, einer "nachindustriellen Zeitepoche" zusammengefasst, in welche besonders die Entwicklung der Globalisierung des Kapitals fällt. Mit der Ausweitung der Finanzmärkte über die Nationalstaaten hinweg wurde die Realwirtschaft zunehmend dem Finanzkapital unterworfen und die große Industrie in den Hintergrund der Kapitalmacht gedrängt. Vor allem wurde auf den Weltmärkten der Finanzen eine "neue Kraft des Kapitals" entdeckt und ideologisch (z.B. im Neoliberalismus) und kulturell dadurch wirksam gemacht, dass sie als Ende der Geschichte und daher als alternativlos behauptet wurde. Das Kapital erfuhr durch die Konzentration auf den Warenabsatz, also auf Konsum, eine ungeheuerliche Subjektivierung der Wertproduktion in den Bedürfnissen der Menschen selbst (siehe Tittytainment), die auch ideologisch zur Abkehr von allen Objektivierungsversuchen führte (siehe Konstruktivismus und Dekonstruktivismus). Im Einklang mit der Kapitalentwicklung sprach man daher auch vom Ende jeder großen Systematik in den Wissenschaften. Eine diesbezügliche Wahrheitsfindung gebe es demzufolge auch nicht mehr. Als Zeitgeist wendet sich postmodernes Denken gegen den Autoritatismus von objektivem Systemen, gegen Prinzipien der Vernunft, der Ideale oder der Geschichtsdetermination. Aus einem quasi antiautoritären Bestreben lehnt sie jede Totalität wegen ihrem Anreiz zur Totalisierung ab und kehrt das Kreative als Subjekt der menschlichen Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung hervor. Um Geschichte oder Innovation geht es hier nicht mehr - und auch nicht mehr um Wahrheit. Die Postmoderne bewegt sich zwischen Konstruktivismus und Dekonstruktivismus in einer objektiv "stehenden Geschichtsphase", die keine Phase einer historischen Dialektik mehr, sondern abgeschlossene Geschichte sein soll. Es gilt jegliche Identität als instabil und durch viele, teils disparate, kulturelle Faktoren geprägt. Die Welt wird nicht auf ein Fortschrittsziel hin betrachtet, sondern vielmehr als pluralistisch, zufällig, chaotisch und in ihren hinfälligen Momenten angesehen, die lediglich durch ihre Funktionalität einen objektiven Zusammenhang als allgemein gesellschaftliche Struktur, als rein formelle Systematik verwirklichen. Ihre substanzielle Bedingung wird mit ihrer bloß sachlichen Natur identifiziert und somit die Gestaltungsmacht des Menschen (siehe Naturmacht) von ihrer durch ihre Geschichte entwickelte Kultur abgetrennt. Jeglicher Humanismus wird dem wissenschaftlichen Denken - wie schon mit dem Erkenntnisinteresse der Phänomenologie (siehe auch Fundamentalontologie) - entzogen und den Wissenschaften die Funktionalität einer gesellschaftlichen Systematik - und das kann von daher auch nur die Systematik des Kapitals sein - als Gegenstand ihrer Funktionalität, als ihre Funktion in der Ausführung ihrer Systemtheorie überlassen. Prägend für den Begriff war Jean-François Lyotards Bericht "Das postmoderne Wissen", in welchem er die philosophischen Systeme der Moderne für gescheitert erklärt. Sie hätten aus Fortschrittsglauben Entwicklungsziele ausgemacht und damit eine Ausgrenzung des Heterogenen betrieben, es aus den gegenwärtigen Potenzialen der sozialen Wirklichkeit ausgegrenzt. Von daher war Philosophie als Systematik des Denkens angegriffen und zu einer Metaerzählung herunter gebrochen, einem Deutungsversuch des Gegebenen. Dienten in der Moderne die Metaerzählungen noch dazu, gesellschaftliche Institutionen, politische Praktiken, Ethik und Denkweisen zu legitimieren, so ging in der Postmoderne dieser Konsens verloren und löst sich auf in eine Vielzahl von nicht miteinander zu vereinbarenden Wahrheits- und Gerechtigkeitsbegriffen. Umberto Eco sah durch den Begriff der Postmoderne lediglich das Bedürfnis nach einem allgemeinen künstlerischen Streben formuliert, wie es z.B. auch von Joseph Beuys verstanden wurde. Der Anspruch der Postmoderne auf die Befreiung von belastender Systematik und Totalität wurde im Streit um Francis Fukuyamas These vom Ende der Geschichte fragwürdig, erwies sich darin doch eine ungeheure Anpassung an die Globalisierung des Kapitalismus, der gerade durch die Totalisierung des Geldsystems auch wirklich in der Lage war, jede menschliche Entwicklung zu kassieren und für sich in Geldwert aufzulösen. Der Antitotalitarismus zeigte in der Verwirklichung des Neoliberalismus seinen versteckten Totalitarismus, indem er lediglich eine Systematik im Denkens bestritt, weil sie sich in der Wirklichkeit wie von selbst ereignete. Postmodernes denken erwies sich als eine bloße Totalisierung des Pragmatismus. |
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