"Die Produktion der Ideen, Vorstellungen, des Bewußtseins ist zunächst unmittelbar verflochten in die materielle Tätigkeit und den materiellen Verkehr der Menschen, Sprache des wirklichen Lebens. Das Vorstellen, Denken, der geistige Verkehr der Menschen erscheinen hier noch als direkter Ausfluß ihres materiellen Verhaltens. Von der geistigen Produktion, wie sie in der Sprache der Politik, der Gesetze, der Moral, der Religion, Metaphysik usw. eines Volkes sich darstellt, gilt dasselbe. Die Menschen sind die Produzenten ihrer Vorstellungen, Ideen pp., aber die wirklichen, wirkenden Menschen, wie sie bedingt sind durch eine bestimmte Entwicklung ihrer Produktivkräfte und des denselben entsprechenden Verkehrs bis zu seinen weitesten Formationen hinauf. Das Bewußtsein kann nie etwas Andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß." (MEW 3, S. 26) Praktisches Bewusstsein ist greifbares Wissen, also ein Wissen, das keinen Begriff, wohl aber Sinn hat, der sich in der Selbstverständlichkeit des Umgangs bewährt. Es ist ein Wissen der Erfahrung von Gegebenheiten und Begebenheiten, wie sie unmittelbar oder vermittelbar praktisch für die Wahrnehmung sind, gleichgültig ob ihr Sein nun wesentlich oder Bewusstsein eines bloßen Daseins ist. In diesem Umgang ist Wahrnehmung selbst den Notwendigkeiten der Wirklichkeit unterworfen, also im Bezug auf das Not Wendende tätig (siehe Praxis), Absicht ohne Begriff von ihrem Grund, aber ganz im Zweck, eine Wirkung zu erzeugen und zu haben. Bleibt es in der reinen Zweckhaftigkeit, so verharrt das praktische Bewusstsein in einer Sprache, die benennt, was nötig ist für das Tun und schon vor einem Gedanken beschreibt, was Sache ist, deren Gegenständlichkeit zur Sprache steht. An und für sich ist Sprache also selbst schon praktisches Bewusstsein, soweit sie Kommunikation im Handeln ist, - in dieser Beziehung formuliert sie auch die Wahrnehmung dessen, was unmittelbar oder vermittelbar not tut. Doch in der Dichtung oder Begriffsbildung oder Umschreibung wird Sprache auch theoretisch. Darin weiß sie bereits Wesentliches, indem sie zwar sprachlich Begriffe verwendet, zugleich aber auch Nachdenken zum Sinn hinter dem Wort und den damit einhergehenden Zusammmenhängen betreibt und sich hierdurch Einblicke und Einsichten verschafft, die nicht praktisch sein müssen, sich wohl aber immer praktisch vermitteln bzw. mitteilen. Wo das Wesentliche im Erscheinenden nur mittelbar auftritt, muss es erschlossen werden, muss das Wesen in seiner Abspaltung, seiner Abtrennung vom Erscheinenden, in seiner abstrakten Beziehung einer menschlichen Tätigkeit (siehe Arbeit) begriffen werden muss. Die Sprache und das durch ihre Vermittlung mögliche Denken muss aus der Befangenheit des praktischen Bewusstseins heraustreten, um das Wesen ihrer Vermittlung zwischen seiner Anwesenheit und Abwesenheit zu erkennen. So findet der Gedanke des Ganzen seine Allgemeinheit in der Substanz der Vermittlungs, also im Wissen um das Mittel seines Daseins (siehe hierzu auch theoretisches Bewusstsein). | ![]() |