"Ein Schauspieler ... ist ein produktiver Arbeiter, wenn er im Dienst eines Kapitalisten arbeitet ..., dem er mehr Arbeit zurückgibt, als er in der Form des Salairs von ihm erhält, während ein Flickschneider, der zu dem Kapitalisten ins Haus kommt und ihm seine Hosen flickt, ihm einen bloßen Gebrauchswert schafft, ein unproduktiver Arbeiter ist. Die Arbeit des erstren tauscht sich gegen Kapital aus, die des zweiten gegen Revenue. Die erstre schafft einen Mehrwert; in der zweiten verzehrt sich eine Revenue." (Marx-Engels-Werke Bd.13, S. 625) Produktive Arbeit besagt natürlich nichts über die Natur der Produkte, ob sie natürliche Dinge mit Gebrauchswert oder reine Wertdinge sind. Sie bezieht sich aber immer auf die gesellschaftliche Substanz der Arbeit, der Formbestimmung, der ihre Produktion folgt, wieweit sie also ihrem Begriff der Wertbildung entspricht und diesen entwickelt. In ihrer Naturalform ist jede Arbeit nützliche Arbeit. Produktive Arbeit ist produktiv, weil sie gesellschaftlichen Reichtum schafft, also Dinge erzeugt, die über den erreichten gesellschaftlich durchschnittlichen Lebensstandard hinausgehen und von daher die Privatform eines Mehrprodukts als Mehrwert darstellen. Darin unterscheiden sich auch die Bedürfnisse der Menschen, wieweit sie aus einer existenziellen Not, eben nur einem Mangel an Lebensmittel usw. entsprechen oder selbst einem Verlangen nach Bereicherung an Lebensvielfalt entspringen. Wo diese Mehrarbeit durch ihre Warenform als bloßer Wert nur abstrakt menschlich bestimmt ist, kann produktive Arbeit auch nur Mehrwert bildend sein, indem sie auf dem Warenmarkt der Gebrauchswerte herausfält, als nicht privat nutzbar ist. Hierbei ist es ganz gleich wie groß die Anzahl der Produkte oder woraus der Stoff ist, der hierbei verzehrt wird. Mehrarbeit kann auch durch Maschinenarbeit sein, die sich nur indirekt durch veränderte Produktivität außerdurchschnittlich in der Konkurrenz der Einzelkapitale rentiert. Sie sollte nicht mit produktiver Arbeit verwechselt werden. Nur wenn und weil sie im Kapitalismus Mehrwert schafft und wesentlich der Geldvermehrung dient, wird ihre Produktivität wirksam. Mit deren Anwachsen wird die Wertbildung der menschlichen Arbeit allerdings in ihr Gegenteil verkehrt: Je rationeller die Produktion, je wirtschaftlicher ihr organischer Nutzen, desto weniger hat der arbeitende Mensch von seinem Produkt im Wert seines Lebensstandards. Sein Reallohn ändert sich letzten Endes kaum und neigt eher dazu abzunehmen, als dass er sich am Wertwachstum aus einer erhöhten Prosuktivität Anteil hätte. Seine Arbeit wird nämlich mit ihrer ökonomischen Effizenz, mit ihrer Produktivität und damit mit der Verkürzung der Produktionszeit pro Produkt im Allgemeinen immer wertloser. Produktiv bleibt dies Arbeist daher nur, wenn die Produktmasse auch die Preise der Lebensmittel herabsetzt und damit die Mehrwertrate konstant hält. Dies hat allerdings seine Grenze in der Solvenz der Einzelkapitale, wieweit diese den hierzu nötigen Arbeits- und Materialbedarf (siehe Stoff pro Arbeit) finanzieren oder durch Senkung der Löhne ihren Wert halten können. Die bürgerliche Gesellschaft beruht einerseits auf der Trennung von notwendigem Verlangen in der Privatform existenzieller Isolation, dem persönlichen Selbsterhalt, und andererseits der Reichtumsbildung durch die Gesellschaftsform des Geldes und seiner Anwendung als Kapital. Von daher zerteilt sich in solcher Gesellschaft das menschliche Bedürfnis elementar einerseits in das der Notwendigkeit von Arbeit zur Selbsterhaltung der Arbeitskraft und der wertschaffenden Arbeit des Kapitaleinasatzes andererseits, der Bildung von Reichtum in Geldform als Geldbesitz. Die Produktivität einer Arbeit hängt unter kapitalistischen Produktionsbedingungen nicht davon ab, welchen Gebrauchscharakter eine Ware hat, sondern ob die Arbeit, die sie erzeugt, der Kapitalverwertung (siehe Mehrarbeit) dient oder nur der Selbsterhaltung (siehe hierzu notwendige Arbeit). Lohnarbeit, die für die Arbeitskraft zum Selbsterhalt (siehe Reproduktion) notwendig ist, ist zugleich produktiv, wenn sie dem Kapital Mehrwert verschafft, wenn sie ihm also mehr Wert durch eine Arbeit übereignet, als sie für ihren Lohn für den Wert ihres Lebensunterhalts (für Nahrung, Kleidung, Wohnung, Nachkommen) erzeugt, ihm also zum Teil unbezahlte Arbeit überlässt. Sie tauscht sich gegen ein Geld aus, das mehr Geldwert erzeugt, als sie kostet und erzeugt damit einen Wert der Arbeit, der sich von ihrem Preis unterscheidet. Von daher tauscht sie sich gegen ein Kapital aus, das für sie nur reproduktiv fungiert (siehe variables Kapital), für den Kapitalisten aber produktiv ist, weil sie nicht nur dessen Produktionsmittel verarbeitet und an den Warenwert überträgt (siehe Konstantes Kapital), sondern auch dessen Vermögen an Geld und Macht vermehrt, ihm Mehrwert verschafft. "Der Ausdruck, dass produktive Arbeit solche Arbeit ist, die sich unmittelbar mit Kapital austauscht, ... schließt dies ein: 2. die direkte Unterwerfung der Arbeit unter das Kapital; 3. die reelle Verwandlung der Arbeit in Kapital im Produktionsprozess oder, was dasselbe ist, die Schöpfung des Mehrwerts für das Kapital. Es findet zweierlei Austausch von Arbeit und Kapital statt. Der erste drückt bloß den Kauf des Arbeitsvermögens und daher in Wirklichkeit der Arbeit und daher ihres Produkts aus. Der zweite die direkte Verwandlung lebendiger Arbeit in Kapital oder ihre Vergegenständlichung als Verwirklichung des Kapitals." (Karl Marx, MEW 26.1, 375). Die Produktivkraft der Arbeit enthält selbst schon das Potenzial der Kapitalverwertung, soweit sie zur Produktion eines Mehrprodukt angewandt wird, das als Mehrwert realisiert werden kann. Aber nur wo sich das Ausmaß der Anwendung der Produktionsmittel und Ressourcen und Arbeitskräfte einer Gesellschaft auf die Realisation des Werts als Mehrwert ihrer Produkte bezieht, lässt sich das Ausmaß produktiver Arbeit ermitteln. Hierfür ist es gänzlich gleichgültig, ob diese Arbeit stofflich oder geistig ausgeführt wird, ob sie also ein rein stoffliches Mehrprodukt herstellt, das zur Mehrwertbildung verwendet wird oder Gedanken, Technologie, Algorithmen und dergleichen verwertet werden, sofern nur die Reproduktion der hierfür engagierten Arbeiter, Künstler, Programmierer, Techniker, Ärzte usw. mehr Arbeitszeit hierfür aufwenden, als sie für der Wert ihrer Arbeitskraft, also dem Reproduktionswert ihres Leben durch Lohn für ihren Selbsterhalt bei durchschnittlicher Arbeitszeit erhalten. Produktive Arbeit ist also unbezahlte Arbeit, die sich nur gegen Kapital austauschen lässt, bzw. auch als Teil des Kapitals in überdurchschnittlichem Konsum verbraucht werden kann. "A. Smith hat die Sache selbst begrifflich erschöpft, den Nagel auf den Kopf getroffen, ... dass er die produktive Arbeit als Arbeit bestimmt, die sich unmittelbar mit dem Kapital austauscht, d.h. durch Austausch, womit die Produktionsbedingungen der Arbeit und Wert überhaupt, Geld und Ware, sich erst in Kapital verwandeln (und die Arbeit in Lohnarbeit im wissenschaftlichen Sinn). Damit ist auch absolut festgesetzt, was unproduktive Arbeit ist. Es ist Arbeit, die sich nicht gegen Kapital, sondern unmittelbar gegen Revenue austauscht, also gegen Salair oder Profit (natürlich auch gegen die verschiednen Rubriken, die als Copartners am Profit des Kapitalisten partizipieren, wie Zins und Renten)." (Marx-Engels-Werke Bd.26.1, S. 122 bis 124) Das Kriterium der produktiven Arbeit ist einzig die Zeit einer Mehrarbeit, die für das Kapital Mehrwert erbringt. Es lässt sich nicht aus der Art einer Arbeit bestimmen: "Dieselbe Sorte Arbeit kann produktiv oder unproduktiv sein. Z.B. Milton, who did the ‘Paradise Lost’ for 5 Pounds Sterling war ein unproduktiver Arbeiter. Der Schriftsteller dagegen, der Fabrikarbeit für seinen Buchhändler liefert, ist ein produktiver Arbeiter. Milton produzierte das ‚Paradise Lost’ aus demselben Grund, aus dem ein Seidenwurm Seide produziert. Es war eine Betätigung seiner Natur. Er verkaufte später das Produkt für 5 Pfund. Aber der Leipziger Literaturproletarier, der unter Direktion seines Buchhändlers Bücher (z.B. Kompendien der Ökonomie) fabriziert, ist ein produktiver Arbeiter; denn sein Produkt ist von vornherein unter das Kapital subsumiert und findet nur zu dessen Verwertung statt. Eine Sängerin, die auf ihre eigene Faust ihren Gesang verkauft, ist ein unproduktiver Arbeiter. Aber dieselbe Sängerin, von einem entrepreneur engagiert, der sie singen lässt, um Geld zu machen, ist ein produktiver Arbeiter; denn sie produziert Kapital." (Marx-Engels-Werke Bd.26.1, S. 377) Umgekehrt kann man auch nicht bestimmte Arbeiten, wie z.B. Dienstleistungen, eindeutig als unproduktiv bestimmen, nur weil sie z.B. selbst kein Produkt außer dem hervorbringen, das während ihrer Produktion konsumiert wird: "Es gibt ... selbständige Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprozesses kein neues gegenständliches Produkt, keine Ware ist. Ökonomisch wichtig davon ist nur die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Transportindustrie für Waren und Menschen, sei sie Übertragung bloß von Mitteilungen, Briefen, Telegrammen etc. Soweit der Unterschied der Bedürfnisse nach Selbsterhalt und denen nach gesellschaftlicher Sinnbildung nicht gesellschaftlich gleichermaßen existent sein können, wird sich in der Trennung immer wieder ein Waren produzierendes System entfalten. Dies wird von den Entwicklungsvorstellungen auf rein genossenschaftlicher Basis nicht bedacht (siehe hierzu Sozialdemokratie). Sie gehen zwar von der Notwendigkeit der Subsistenz aus, beziehen diese aber nicht auf die Freiheit der Entfaltung des Lebensreichtums menschlicher Bedürfnisse. Innerhalb der der Arbeitswelten gerät Mehrarbeit immer zum Pferdefuß des gesellschaftlichen Fortschritts. Das ist der Knackpunkt, weshalb Marx die Mehrarbeit jenseits des Kapitalismus nicht für gesellschaftlich notwendig hält, sondern sie der Freiheit der Menschen, ihrer freien Geschichtsbildung überlässt. So ist sein Zitat zu verstehen, dass „die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform erlaubt, den Arbeitstag auf die notwendige Arbeit zu beschränken.“ (Marx-Engels-Werke Bd.23, S. 552). Die gesellschaftliche Entwicklung kann in freier Auseinandersetzung eben dann sich entfalten, wenn die notwendige Arbeit, die gesellschaftliche Subsistenz bewältigt ist. Eine internationale Kommunalwirtschaft muss sowohl notwendige Arbeit in einer Subsistenzwirtschaft (siehe Subsistenzindustrie) wie produktive Arbeit durch Bereicherung der Gesellschaft aus der Freiheit der Individuen heraus, aus ihren schöpferischen Beiträgen nebeneinander existieren lassen können. | ![]() |