"Es wird sich zeigen, daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen. Es wird sich zeigen, daß es sich nicht um einen großen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft handelt, sondern um die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit. Es wird sich endlich zeigen, daß die Menschheit keine neue Arbeit beginnt, sondern mit Bewußtsein ihre alte Arbeit zustande bringt." (MEB 1, S. 346). Ein Ding wird für den Menschen zur Sache, sobald es eine Tat verkörpert, Tatsache ist. Wer für seine Sache tätig ist und sich mit ihr und durch sie auf die Welt seiner Gegenstände bezieht, erkennt er sich auch in dieser Beziehung tätig, ist darin unzweifelhaft für sich, ganz gleich, wie sie sich in dieser Welt verwirklicht oder sich erst zu einer Kritik entwickeln muss, um sich darin verwirklichen zu können. Wenn es wirklich seine Sache ist, so wird er In jedem Fall sich darin achten und schätzen können und also auch auf sich und andere achten, auch wenn seine Sache noch nicht gegenständlich ist, noch nicht objektiv existiert. Die Selbstachtung der Menschen entspringt der Notwendigkeit, sich ihrer durch ihre Sache, ihrer Arbeit, ihrer Bedürfnisse und ihrer Genüsse selbst gewiss zu sein, sich ihrer zu versichern, indem sie sich auf andere, also gegenseitig sachlich beziehen und hierdurch selbst gegenständlich zu werden. Nicht, weil ein Mensch sich seiner Sachen immer schon sicher sein könnte, so, als hätte er diese "auf nichts gestellt" (Max Stirner), sondern weil seine Sache immer schon und vor aller Tätigkeit gesellschaftlich ist, indem er ihr Material in den gesellschaftlichen Gegenständen vorfindet, seine stoffliche Voraussetzung darin hat und durch diese dem Individuum zur Verfügung steht, was immer er auch daraus macht und seine Sinne (siehe Sinnbildung), seine Geschichte in seiner Gesellschaft bildet (siehe historischer Materialismus). Meine Sache ist der Gegenstand meiner Tätigkeit, das, worum ich mich sorge und Sorge trage und daran ändere, was füt mich nicht wahr sein kann. Von daher bin ich durch meine Sache auch auf Gegenstände bezogen, die nicht meine Sache sind. Weil in meiner Sache meine Fähigkeiten und Eigenschaften gegenständlich vereint sind, ist sie so weltlich, wie ich in der Welt bin. Die Welt der Gegenstände ist eben immer schon das Material meiner Tätigkeit und Natur, der schon vorgefundene Reichtum, auf dem ich diese gründen kann. Diese Welt existiert weder für sich alleine, noch für mich alleine, weil sie immer schon menschlichen Eigenschaften zukommt und entspricht, menschliches Eigentum ist, das weder ausschließlich privat noch ausschließlich gesellschaftlich existiert (siehe auch Privateigentum). Dagegen ist ein Ding eine Sache, wie sie bloß stofflich für sich, überhaupt und ohne Mensch und Natur erscheint - Sache ohne Leben, tote Sache, die als Ganzes erst durch ihre gesellschaftliche Produktion für die Menschen existiert. Da ist das Ding an sich (Kant) letztlich eine Ursprungsmythologie der Aufklärung, die von den Menschen keine Arbeit sondern lediglich ein gesellschaftliches Einverständnis, eine Ideologie ihres Gebrauchs voraussetzt und abverlangt (siehe Kulturbürger). Dem Ding sieht man deshalb nicht an, woher es kommt. Es kann auch für vielerlei Beziehungen sein, ohne eine bestimmte Beziehung zu verwirklichn, hat also keinerlei wirkliche Gegenständlichkeit, ist bloßes Fakt, schlichte Tatsache einer materiellen Existenz. Das unterscheidet es von der Sache, die immer eine Art von Gegenständlichkeit für die Menschen ist. Als Ware ist jedes Ding einfach durch seine Nützlichkeit für das Wirtschaften in der bürgerlichen Gesellschaft da (siehe Dasein); als Sache trägt die Ware zugleich Sinn von und für die Menschen, ist durch ihre Kultur wie durch ihre Wirtschaft zugleich bestimmt. Von daher ist es eigentlich nicht richtig, den Warenfetischismus mit "Verdinglichung" zu umschreiben, denn er beruht auf der Versachlichung des Menschen durch die Vermenschlichung der Sache. Sache ist immer ein menschlicher Gegenstand, wie er von und für Menschen gebildet, aus ihrer Arbeit im Produktionsprozess als Produkt stofflich entstanden ist. Sachen entstehen durch menschliche Arbeit, durch die Verarbeitung menschlicher Natur, durch welche sie menschliche Gegenstände geworden sind. Wären sie nicht menschlich erzeugt, also nicht als menschliche Äußerung existent, so könnte in ihnen auch nicht der Mensch gegenständlich sein, keinen Gegenstand für sich und und sich nicht als natürliches Wesen außer sich, also auch keine Wirklichkeit haben. Sache ist nicht unmittelbare Natur und kann nicht unmittelbar Mensch sein, aber sie ist natürlich und menschlich entstanden. Im Unterschied zum Ding ist die Sache immer in Beziehung zum Menschen und kann für sich nur so lange bestehen, wie sie menschlichen Sinn ausdrückt und für Menschen Sinn hat. Die Natur ist der Stoff der Dinge und daher ist diese Dinglichkei auch stoffliche Vorausetzung einer jeden Sache. Eine Sache ist aber nicht bloße Stofflichkeit. Sie kann jedoch auch wieder verdinglicht, also zu einem Ding werden, wenn ihr der menschliche Sinn genommen wird (siehe z.B. Tittytainment). In der Sache ist menschliche Geschichte gegenständlich, über die Generationen und Epochen hinweg als Materialisierung ihres Lebens existent, als Kultur ihrer Sinne und ihres Geistes zu ihrem Reichtum geworden (siehe historischer Materialismus). Ist dieser Reichtum nicht wirklich für die Menschen da, so ist die Sache dem Menschen fremd und der Mensch von ihr getrennt, ohne wirklichen Gegenstand, das heißt: auf eine Sache bezogen, die einen ihm fremden Grund hat, durch welchen ihm die Sache ein äußerlicher Gegenstand ist, wiewohl er sich in ihr veräußert hat. Erst durch die Kritik dieser Sachform als Kritik seiner Entfremdung kann er daher auf sie auch wirklich menschlich bezogen sein. Für Marx begründet sich der Mangel aller bisherigen Philosophie aus der unendlichen Affirmation menschlicher Selbstentfremdung, welche die Menschen gegenüber ihrer Sache haben müssen, wenn dieses ihnen nicht als menschliche Sache gegenüber steht. Diese Entfremdung in der Beziehung von Menschen und Sache ist nicht nur die der Interpretation, sondern auch wirklich an der Sache selbst, die ihnen nur als Ding für sich erscheint. Wiewohl als Ding gegenständlich, existiert dann die Sache nicht menschlich, ist lediglich als äußerlicher Gegenstand, der nicht wirklich menschlicher Gegenstand sein kann, in Wirklichkeit unwirklich ist. In dieser Form ist die Sache doppelt da als Inhalt eines Reichtums, der einen doppelten Charakter hat. "Nun ist der Reichtum einerseits Sache, verwirklicht in Sachen, materiellen Produkten, denen der Mensch als Subjekt gegenübersteht; andrerseits als Wert ist er bloßes Kommando über fremde Arbeit nicht zum Zweck der Herrschaft, sondern des Privatgenusses etc. In allen Formen erscheint er in dinglicher Gestalt, sei es Sache, sei es Verhßltnis vermittelst der Sache, die außer und zufällig neben dem Individuum liegt. So scheint die alte Anschauung, wo der Mensch, in welcher bornierten nationalen, religiösen, politischen Bestimmung auch immer als Zweck der Produktion erscheint, sehr erhaben zu sein gegen die moderne Welt, wo die Produktion als Zweck des Menschen und der Reichtum als Zweck der Produktion erscheint. In fact aber, wenn die bornierte bürgerliche Form abgestreift wird, was ist der Reichtum anders, als die im universellen Austausch erzeugte Universalität der Bedürfnisse, Fühigkeiten, Genüsse, Produktivkräfte etc. der Individuen? Die volle Entwicklung der menschlichen Herrschaft über die Naturkrüfte, die der sogenannten Natur sowohl, wie seiner eignen Natur? Das absolute Herausarbeiten seiner schüpferischen Anlagen, ohne andre Voraussetzung als die vorhergegangne historische Entwicklung, die diese Totalitüt der Entwicklung, d.h. der Entwicklung aller menschlichen Krüfte als solcher, nicht gemessen an einem vorhergegebnen Maßstab, zum Selbstzweck macht? wo er sich nicht reproduziert in einer Bestimmtheit, sondern seine Totalität produziert? Nicht irgend etwas Gewordnes zu bleiben sucht, sondern in der absoluten Bewegung des Werdens ist? In der bürgerlichen Ökonomie - und der Produktionsepoche, der sie entspricht, - erscheint diese völlige Herausarbeitung des menschlichen Innern als völlige Entleerung, diese universelle Vergegenständlichung als totale Entfremdung, und die Niederreißung aller bestimmten einseitigen Zwecke als Aufopferung des Selbstzwecks unter einen ganz äußren Zweck. Daher erscheint einerseits die kindische alte Welt als das Höhere. Andrerseits ist sie es in alledem, wo geschloßne Gestalt, Form, und gegebne Begrenzung gesucht wird. Sie ist Befriedigung auf einem bornierten Standpunkt; wührend das Moderne unbefriedigt läßt oder wo es in sich befriedigt erscheint, gemein ist." (MEB 42, S. 395 f). Die Natur ist menschliche Sache nur, weil sie im Menschen ist und durch ihn be- und verarbeitet wird. Natur an sich, Natur als Wesensvoraussetzung des Menschen gibt es nicht; jede Natürlichkeit ist in Beziehung auf die menschliche Natur, durch sein Wirken beeinflusst und durch ihn gestaltet. Die Stoffe der Natur waren ihm zwar zeitlich voraus, aber sie sind nur ein Teil des Ganzen der Natur, soweit sie für den Menschen natürlich sind. Wir wissen von Natur nur, was wir durch sie für uns wissen. Eine Verwechslung, bzw. Gleichsetzung von Ding und Sache durchzieht die Gebrauchswertdiskussion bis zum heutigen Tag. Oft wird der Gebrauchswert wie ein Naturding verstanden, das wie durch Zufall oder aus blinder Entdeckungslust auf den Markt gerät. Im Nutzen, den solche Naturdinge dann hätten, stecke eben auch schon die Natur der Menschen und die Gier auf ihren Gebrauch. Und weil darin alle Menschen wie alle Dinge gleich seien, wären sie auch austauschbar und deshalb würde getauscht. Weil also Mensch und Sache sich schon in ihrem bloßen Dasein darin identifizieren, dass sie gleich und also vergleichbar sei jede Sache ein mit dem menschlichen Bedürfnis einiges Ding und könne jeder anderen Sache darin auch gleich gelten - so verschieden sie auch von ihr sein mag. Deshalb würde der Warentausch sich quasi naturwüchsig ergeben. Aber im Warentausch erst setzen die Menschen ihre Sachen gleich. Und warum eigentlich? Notwendige Voraussetzung für den Tausch ist doch die Verschiedenheit der Dinge. Kein Mensch würde Gleiches durch Gleiches ersetzen wollen. Aber durch die Gleichsetzung der natürlichen Dinge und damit die Gleichstellung von Ding und Sache wird bürgerliches Selbstverständnis (Tausch von Naturdingen) dem Verständnis des Produktentausches überordnet. Die Bürger fühlen sich von ihrer Welt entfremdet, wenn sie ihnen nicht als Naturwelt außer ihnen verständlich und nützlich ist. Dies scheint auch im Begriff der Verdinglichung von Adorno durch: Er gilt sowohl für die Verfremdung der Sache, wie auch der Versachlichung des Menschen durch die Selbstentfremdung der Menschen. | ![]() |