"Gerade das Durchsetzen der voneinander unabhängigen Individuen und ihrer eignen Willen, das auf dieser Basis in ihrem Verhalten gegeneinander notwendig egoistisch ist, macht die Selbstverleugnung im Gesetz und Recht nötig, Selbstverleugnung im Ausnahmsfall, Selbstbehauptung ihrer Interessen im Durchschnittsfall." (MEW 3, Seite 311f) Im isolierten Dasein von Selbstbeziehungen entsteht die Notwendigkeit, mangels wirklicher Beziehung auf andere ausschließlich für sich selbst da zu sein und sich als eine individuelle Ganzheit durch einen "ästhetischen Wille" zu behaupten, um einem Selbstverlust zu entgehen. Selbstbehauptung entsteht zum einen als eine Notwendigkeit der Selbstverwertung, indem ihre Selbstbezogenheit in Selbstgefühle abgesichert und abgeschottet werden. Weil sie durch einander ein objektives Gefühl teilen, durch das Menschen ganz für sich sind, können sie jederzeit durch fremde Gefühle in Zweifel gestellt werden auch wirklich durch einander kommen. In der Form ihrer zwischenmenschlichen Beziehung können sie daher nicht so einfach ganz individuell bleiben, weil sie für sich nur durch den anderen sind, der wie ein objektives Gefühl für sie da ist, überhaupt nur durch ihr Anderssein Identität vermittelt. Sie gewinnen in ihren Selbstgefühle eben auch nur was sie jederzeit aneinender verlieren können, wenn sie dazu Stimmung sind, wodurch sich in ihnen eine allgemeinen Lebensangst chronifiziert. In ihrer gegensinnigen Gemeinschaft sind es daher gegeneinander gestimmte Selbstbeziehungen einer Zwischenmenschlichkeit, in der das Selbstgefühl eines jeden sich durch das des Anderen und daher sich gegen einander verwirklicht. Indem jeder Zwischenmensch für den anderen das Material seiner Behauptung ist, kann er sich nur als Mittel im Zweck eines Anderen gesellschaftlich finden und empfinden. Es kann sich daher jeder Zwischenmensch nur durch sein persönliches Handeln im Verhältnis zu Anderen behaupten, indem er Eindruck macht, der aber nur seine Absichten ausdrücken kann. In der Wechselseitigkeit ihrer Absichten ist die Selbstbehauptung der isolierten, der vereinzelten Menschen zugleich ein Vorgriff auf eine gemeinschaftliche Identität ihrer Selbstverwirklichung (siehe auch Ich), worin sie sich in den Machtverhältnissen ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen behaupten müssen (siehe hierzu auch symbiotische Selbstbehauptung) und zugleich Angst um die Inhalte ihrer Eindrücke haben. Jeder fürchtet den Anderen, um sich ausdrücklich durch Nichts, nämlich ausschließlich durch sich selbst zu behauupten. Denn jeder behauptet sich, indem er den anderen ausgrenzt, ihn isoliert um seine gesellschaftliche Isolation zu ertragen. Selbstbehauptung bezieht sich daher als Mittel der Selbstwahrnehmung durch den ästhetischen Eindruck von persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, der in zwischenmenschlichen Verhältnissen mit der Einverleibung der ihnen im Allgemeinen entsprechenden Selbstgefühle, also durch Anpassung an die allgemein vorherrschende Selbstbeziehung der Wahrnehmung gemacht wird (siehe auch ästhetischer Wille). Sie entsteht in den Verhältnissen des Geltungsstrebens, worin die Selbstbeziehung zu einer Ich-Form wird, einem ICH, das allerdings in seiner Verallgemeinerung nur eine Behauptung sein kann. Diese will darin das Haupt, das Zentrum, der Kopf der Selbstgefühle sein, die aber ihre Empfindungen nurmehr und ausschließlich in der wechselseitigen Selbstbeziehung durch einander haben. In dieser Welt ausschließlicher Selbstempfindung werden die Selbstgefühle zum ausschließlichen Medium ihrer Lebenswelt (siehe Lebensraum), ihrer Gewohnheiten und Wohnung. Was sie von sich zu sein behaupten wird mit solcherGewohnheit allgemein und von daher zum "Haupt" der Selbstbeziehung, zum Kopf und Herz dessen, was sich darin durchzusetzen versteht. Darin verdoppelnt sich was bloße Behauptung ist und entwickelt hieraus einen Zusamenhang seiner Selbstgefühle, einer Psyche, die sich darin geründet und findet und empfindet. Wo die ihre Wahrnehmung zwischen den Menschen, in ihrem Dazwischensein sich vergemeinschaftet eintsteht eine Symbiose, worin sich die Selbsterkenntnis als Erkenntnis durch andere findet, empfindet und bestärkt (siehe auch symbiotischen Selbstbehauptung) - allerdings auch nur dadurch, dass sie ihre Selbstgefühle auf ihre Empfindungen reduzieren und durch ihre Selbstgerechtigkeit für sich behalten. Darin allerdings entwickeln sich auch die Grundlagen der Lebensängste, die sich aus dem ausgeschlossenen Erkenntnisvermögen gegen die allgemeine Selbstwahrnehmung an den Bruchstellen ihrer Selbstbehauptung wahrmachen können. Denn in der Selbstaufhebung der Selbstgefühle, die in den Schuldgefühlen der hierin abgeschlossenen Psyche begründet ist, wird das Vermögen der Selbstwahrnehmung ins Ungewisse getriebn. Denn sie sind nicht ohne die Verhältnisse, in denen sie sich äußern und reflektieren und in denen sie vermittelte Zwischenmenschlichkeit ihrer Beziehungen in den Ereignissen und Wahrnehmungen der Individuen erleben. Die Psyche muss sich hiergegen als eine innere Welt durch eine eigene Ästhetik ihrer Äußerungen behaupten und ihre Selbstbehauptung zu einem System ihres Verhaltens fortbilden, um dieses zu kontrollieren (siehe hierzu das "ich"). Die darin vollzogene Selbstgerechtigkeit erhebt sich wie selbstverständlich über das allgemeine "Gesetz und Recht". Indem die Selbstbehauptung ihre "Selbstverleugnung im Ausnahmsfall" immer wieder nötig hat, betreibt sie schließlich den Durchsatz "ihrer Interessen im Durchschnittsfall." (MEW 3, Seite 311f) Selbstbehauptung ist eine Notwendigkeit der Konkurrenz in Lebensverhältnissen, in denen sich Lebenswerte durch die Ausschließlichkeit von gesellschaftlichen Positionen durchsetzen, die gegeneinander bestimmt sind. Sie ist zum einen in einer auf der Privatexistenz gründenden gesellschaftlichen Wirtschaftsform, der so genannten freien Marktwirschaft, nötig. Zum anderen setzt sie sich in zwischenmenschlichen Verhältnissen zugleich gesellschaftlich durch, um darin einem Geltungsstreben zum Erfolg zu verhelfen, das den existenziell minderwertig bestimmten Personen einen persönlichen Selbstwert vermittelt. Von daher trifft sich in der Selbstbehauptung der Verlust an Selbstachtung mit dem Edelmut der bürgerlichen Persönlichkeiten und darin also das persönliche Wohl und Wehe einer Waren produzierenden Gesellschaft im Ganzen. Was die Menschen darin an Wert verlieren, können sie durch gesteigerten Selbstwert, durch Selbstveredelung ausgleichen, soweit ihr Vermögen an Existenzmitel (Geldbesitz) und Fähigkeiten ihnen das erlaubt. Aber sie können sich darin dennoch auch schnell als Mensch verlieren, wo ihre Geldquelle oder ihre zwischenmenschlichen Verhältnisse oder beides in einem scheitern (siehe hierzu auch Selbstverachtung). Eine Selbstbeziehung entwickelt durch ihre Selbstbehauptungen allerdings vielfältige Empfindungen, die auf den Selbstgefühlen der Psyche gründen. also nur das finden können, was die Psyche je beeindruckt hat und ihr Gedächtnis ausfüllt. Das ist nicht der "innere Reichtum" einer irgendwie ausgefüllten Libido, wie die Psychoanalyse behauptet, sondern das Resultat vieler Einverleibungen, die ihre Selbstwahrnehmung nun aus fremden Selbstgefühlen dadurch beziehen müssen, dass sie sich gegen andere Gefühle behaupten. Doch mit der Selbstbehauptung entstehen vielerlei schlechte Gefühle, die der hierfür nötigen Selbstkontrolle entspringen und mit dem Abwehrverhalten der Psyche (siehe auch Verdrängungsmechanismus) deren wesentlichen Mangel darstellen: Darin verkehren sich ihre Empfindungen ins Gegenteil des ihr nötigen Selbstgefühls. Sie findet sich in der Behauptung ihrer Selbstgefühle verloren, also selbstverloren und findet sich in der Isolation ihrer Selbstbezogenheit ausgeschlossen und muss von daher für sich selbst ausschließlich werden. Sie muss sich hierfür aber gegen sich selbst wenden und bezichtigt sich ihres eigenen Mangels und wendet ihre Selbstkontrolle zur Kontrolle über ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, indem sie diese zu ihrer Selbstveredelung nutzt. Ideologisch gesehen soll Selbstbehauptung den Durchsatz der "freien Persönlichkeit" stützen und aus der Verallgemeinerung persönlicher Entwicklungen eine "freie und offene Gesellschaft" begründen (siehe hierzu aucn Phänomenologie). In der Psychologie gilt Selbstbehauptung als zentrale Funktion des so genannten "Ichs", in der "Kritischen Psychologie" nach Holzkamp gar als der Gehalt gesellschaftlicher Emanzipation, als Verwirklichung des "mündigen Bürgers" durch ein kritisches Subjekt, das von einer dem entsprechenden "Subjektwissenschaft" zu befördern sei. Ganz praktisch ist Selbstbehauptung die kulturelle Subjektform des Privateigentums. Und die repräsentative Demokratie gründet wiederum auf dessen Meinung, auf der Meinungsbildung der Stimmen, den gesellschaftlichen Stimmungen, deren Verallgemeinerungen igewählte Politikerinnen und Politiker zu einer politischen Klasse ermächtigen, die frei nach ihrem "persönlichen Gewissen" und dem "Erkenntnisstand" ihrer Berater und Lobbyisten über das Werden und Vergehen gesellschaftlicher Einrichtungen entscheiden können. Doch eine Behauptung ist eine bloße Unterstellung, also ein Vorgriff auf ein Dasein, das sich aus einem abstrakten Sein heraus erst zu stellen hat, sich erst durch seine Herstellung erweisen kann. Sich selbst zu behaupten kann daher nur nötig sein, wo ein Verhältnis nicht von und für die Menschen da ist, also darin nicht als menschliche Beziehung, sondern nur in einer ihnen fremden Form existiert. Die Menschen sind in ihrer Unbezogenheit, ihrer ihnen gleichgültigen Beziehung nur getrennt von einander erkennbar und müssen sich in ihrer einzelnen Beziehungslosigkeit behaupten, um sich zueinander verhalten zu können. Ihre wirkliche Beziehung findet nur "hinter ihrem Rücken" durch ein ihnen fremdes Wesen statt, das dadurch sich verwirklicht, dass die Menschen sich in ihrer Beziehung ausschließen und sich zugleich in ihrer Ausschließlichkeit als Individuen einer abstrakten Vermittlung verwirklichen. Eine Selbstbehauptung ist also schon durch die isolierte Existenz der gegeneinander konkurrierenden Individuen in der bürgerlichen Gesellschaft nötig. Für sich - also subjektiv - will sie zugleich eine Selbstbeziehung verwirklichen und so mächtig machen, wie es der Selbstwahrnehmung unter der Bedingung des Geldbesitzes möglich und dem entsprechenden Geltungsstreben nötig ist. Das allgemeine Geltungsstrebens in der Preisbildung auf den Warenmärkten, das aus der Konkurrenz der Wertrealisierung begründet ist, setzt sich im Geldbesitz auch subjektiv fort, wo es Selbstgefühle nötig haben. Soweit diese sich durch ihren ästhetischen Willen bewerten, haben sie sich in einem Geltungsbedürfnis entwickelt, das es nötig hat, sich im Gegensatz zu seinesgleichen zu behaupten. Das Geltungsstrebens, das aus solcher Konkurrenz der Selbstgefühle hervorging und sich durch seinen ästhetischen Willen zu einem Geltungsbedürfnis entwickelt hatte, hat es auch nötig, sich im Gegensatz zu seinesgleichen zu behaupten.In seiner zwischenmenschlichen Wirklichkeit kann das Selbstgefühl nämlich kein Hochgefühl der Vereinzelung darstellen. Es stellt einen ästhetischen Mangel der Selbstwahrnehmung dar (siehe auch Minderwertigkeitsgefühl), die sich aus der Wahrnehmung abgehoben hat, die also nichts mehr von dem empfinden kann, was sie fühlt, weil das Gefühl sich ihr sowohl vorausssetzt, wie es auch durch ihren Selbstwert bedtimmt ist. Es ist ihr Widerspruch, der sich Geltung verschaffen muss. Das Selbstgefühl existiert daher erst durch dessen praktische gesellschaftliche Bestätigung in seiner allgemeinen Gültigkeit objektiv. und bietet von daher die Grundlage für das Bedürfnis nach Geltung (siehe Geltungsbedürfnis), welche das Selbstgefühl verlangt, um sich im Allgemeinen behaupten zu können (siehe hierzu Egozentrik). Das stellt die Selbstbeziehung in die Notwendigkeit, sich nicht nur gegen die Einwirkungen der anderen zu schützen und zu verteidigen, sondern sich auch durch die Verwertung ihrer Fähigkeiten und Eigenschaften zu bestärken, sich zu veredeln, In der Psychoanalyse werden darunter so genannte "Ich-Funktionen" zusammengefasst, die dort allerdings aus einem Konflikt zwichen "Über-Ich" und "Es", also innerpsychisch und von daher mythologiesiert abgeleitet werden. Das Resultat der sich selbst widersprechenden Selbstbehauptungen ist daher die Notwendigkeit, sich darüber auch wirklich zu erheben, seine Selbstgefühle durch Güte und Edelmut in einer fiktiven Welt der Selbstveredelung zu akkumulieren und darin sich die Lebensäußerungen anderer Menschen sich einzuverleiben, ohne sich selbst veräußern zu müssen. Das bildet schließlich Charaktere aus, die ihren Edelmut auch zwischenmenschlich politisch zu gestalten verstehen (siehe hierzu als erstes den autoritären Charakter). Aber in zwischenmenschlichen Verhältnissen geht es bei dieser Selbstverwertung ähnlich zu, wie auf dem Markt im Streit um die beste Verwertungslage bei der Verwendung nützlicher Eigenschaften und Rohstoffe. In der Konkurrenz auf den Warenmärkten sind die Menschen als Besitzer von Waren und Arbeitskraft durch deren Verhältnisse der Form nach in der Ausschließlichkeit ihrer Angebote gegeneinander bestimmt (siehe Formbestimmung) und müssen sich den Anforderungen der Märkte gegenüber behaupten können, um durch eine ihnen möglichst adäquate Selbstdarstellung zu bewirken, dass sie dort nicht "herausfallen". Weil es um die Realisierung der Werte geht, die nur durch die Preise ihrer Waren möglich ist, müssen sie sich optimal auspreisen und in ihrer Selbstdarstellung gut behaupten können (siehe hierzu auch Warenfetischismus). Auch in den zwischenmenschlichen Verhältnissen geht es um einen einen Wert, der zwar nicht gegenständlich und sachlich existiert, sondern um einen Selbstwert im Selbstgefühl von Menschen, der die Maßgabe der Selbstdarstellung ausmacht, und für den sie sich ästhetisch anpreisen, um einem Minderwertigkeitsgefühl zu entgehen (siehe auch Körperfetischismus). Wo Menschen in ihren Äußerungen und Diskussionen sich nicht wirklich auf andere Menschen beziehen können, weil sie voneinander isoliert existieren und zwischen ihnen sich unentwegt Abgründe auftun, müssen sie sich eben behaupten, um ihrer selbst gerecht zu sein und in ihrer Selbstgerechtigkeit bestätigt zu bleiben. Darin wird eine unwirkliche Bezogenheit durch Ausgrenzung aufgelöst, indem ein Selbst durch eine Grenzziehung einfach sich für sich wesentlich durch eigene Ausschließlichkeit behauptet, eine allgemeine Selbstbeziehung gegen jede einzelne zwischenmenschliche Beziehung erzeugt und damit zu einer formbestimmten Selbstbeziehung wird. Selbstbehauptung ist die Form einer Selbstbeziehung, die bedrängt ist von der allgemeinen Macht von Selbstwahrnehmungen, die sich selbst alles wahrmachen wollen, indem sie alles andere in ihrer Wahrnehmung nichtig setzen. Die Selbstgefühle müssen sich gegen die objektiv wirksamen Selbstgefühle einer Gesellschaft behaupten, die in ihrer Zwischenmenschlichkeit total, und also für das Gefühl selbst nur objektiv ist. In der Selbstbehauptung entsteht das "Haupt" einer absoluten Selbstbeziehung: Das sogenannte "ICH". Sie selbst ist dessen Funktionalität. In einer Welt voller äußerlicher Sachen erscheint Gesellschaft auch selbst als Sache, die einem Menschen einfach und bedingungslos zur Verfügung stünde. Diese unbedingte Beziehungslosigkeit allerdings ist eine Verselbständigung seiner gesellschaftlichen Beziehung, einer ihm fremden Vermittlung, einer Selbstentfremdung, die ihm alles als sein äußeres Mittel erscheinen lässt - er sich als totales Subjekt gelten mag, alles andere als eine totale, ihm in der Getrenntheit von sich fremde Objektivität. Es ist eine Beziehung, wie sie ihm nur durch seinen Besitz gegeben erscheinen kann. Im Allgemeinen ist er daher in seiner Selbstbezogenheit eher defensiv, als dass er seine Welt bestimmen und erzeugen könnte. Er behauptet sich eben einfach nur selbst als Ursprung seiner Selbst, um sich nicht als Grund seiner Verhältnisse zu begreifen, sich nicht selbst in der gesellschaftlichen Vermittlung verstehen zu müssen. Sie ist ihm fremd, weil er sich von ihr entfremdet hat, sich selbst nur als eigenes hat (siehe Egozentrik) und sich von daher zugleich durch seine eigenen Beziehungen auf andere bedrängt fühlt. Sein Selbstwert, der ihm wesentlich geworden ist, wird schon durch ihre Anwesenheit bedrängt, weil er selbst eben nicht sein kann, was er in einer Welt voller Selbstbezogenheiten als Mensch zwischen Menschen sein muss, weil er eben nur durch seine Abschottung, durch seine Selbstbehauptung in solcher zwischenmenschlichen Beziehung sein kann. Die bürgerliche Persönlichkeit entwickelt sich aus den zwischenmenschlichen Verhältnissen ihrer Selbstbezogenheit, die einerseits besändige Selbsterneuerung durch eine Selbstwert verschaffende zwischenmenschliche Beziehungen erfordert, zum anderen einen Edelmut in der Selbstwahrnehmung erzeugt, der sie ideell über alle anderen Persönlichkeiten erhebt und zur Grundlage ihrer Egozentrik wird. Diese Form der Wahrnehmung kann die Subjektivität, die sie unterstellt, nicht wirklich einlösen und wird selbst zum Objekt ihrer Verhältnisse, das allerdings als sich selbst erzeugendes Objekt unendlich viel subjektive Macht nötig hat, in der Notwendigkeit ihrer Selbstveredelung also immer objektiver werden muss, um sich selbst zu erneuern. Von daher fühlt sie sich in der Wirklichkeit ihrer Verhältnisse nicht nur existentiell schon durch ihre ökonomische Lage bedroht, sondern muss sich auch immer gegen Anzweifelung ihrer Selbstverwertung schützen, gerade wo in ihr der Selbstzweifel immer wieder "hochkommt" und sie sich permanent vor den Abgründen ihrer Selsbtwahrnehmung, in der Lebensangst um ihre Identität zu bewahren hat. Selbstbehauptung ist ihr daher um so nötiger, je weiter die Selbsterneuerung ihres Selbstwerts in ihre zwischenmenschliche Lebensverhältnisse vorgedrungen ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade prominete Persönlichkeiten immer wieder in tiefe Krisen um ihren Selbstwert geraten und auch in der Statistik der Depressionen überdurchschnittlich vertreten sind. Die erste Folge der Selbstverwertung war der Mangel an eigener Wirklichkeit, also Ermangelung an Selbstwert, denn die Selbstachtung wird darin aufgezehrt und muss sich daher auf Dauer ohne Wirkung vergegenwärtigen. Weil ihr die Äußerung fehlt, kommt ein ihr äußerliches Moment hinzu, das in dieser Beziehung entstanden war: Innerhalb der psychischen Verhältnisse fühlt man sich wertlos,gerade weil man objektiv darin durch die allgemeine Selbstveräußerung zur Selbstveredelung gezwungen ist. Die Selbstverwertung lebt immer auch mit ihrer Kehrseite: dem Selbstverlust. Durch Selbstbehauptung wird daher die Zufuhr von Selbstwert aus und in diesen Verhältnissen abgesichert. Sei erfordert ein hohes Maß an Selbstinszenierung. Selbstbehauptung ist von daher und der Form nach ein Resultat der Selbstverwertung, ergeht aus ihrer Formbestimmung, womit sich die Psyche Achtung für sich selbst durch eine entsprechende Selbstdarstellung ausweitet. Sie wirkt also durch einen behaupteten Selbstwert auf ihre Verhältnisse ein, der darauf beruhen, dass sich Achtung hierfür durch ein bestimmtes Handeln und Verhalten herstellen lässt, dass eine Achtung für sich selbst außer sich erwirkt werden kann, als eine entäußerte Selbstachtung durchsetzbar ist (siehe hierzu auch ICH). Das Resultat ist ein Selbstbewusstsein, das auf Stolz beruht, also wesentlich narzistisch ist und sich durch zwischenmenschliche Beziehungen in symbiotischer Selbstbehauptung am Leben hält. Die zwischenmenschlichen Beziehungen stellen sich aber gegen ihren wechselseitigen Narzissmus und versetzen sich damit in eine Konkurrenz der Selbstbezogenheiten, in welcher nun die Lebensangst einer verrückten Kultur entsteht und sverläuft. Darin bildet sich ein Selbst, das sich gegen andere, und somit gesellschaftlich nur für sich, also nur abstrakt behaupten kann. Ein Selbst aber gibt es nicht wirklich und muss von daher in Wirklichkeit leugnen muss, was es behauptet (siehe Selbstverleugnung), muss also von sich ausschließen, worauf es sich bezieht, um das zu sein,was es aus sich heraus nicht sein kann. In solchen Verhältnissen kann sich nur behaupten, wer sich gegen andere zu vergewissern versteht, wer also durch eine erhabne Selbstvergegenwärtigung die Mittel der Beziehung beherrscht. Es ist dies das Resultat zwischenmenschlicher Verhältnisse, in denen Menschen in der Ausschließlichkeit ihrer Seelen sich geborgen hatten und daher in ihrer ausgeschlossenen Wirklichkeit gleich gesetzt - weil gleich bestimmt - sind. In ihrem Vergleich können sie nur ausschließlich sie selbst sein und müssen sich daher in ihrem konkreten Sein aufheben (Selbstaufhebung). Sie können also entweder nur anderes unter sich herabsetzen, um selbst zu sein, oder sich als ausschließliche Gewissheit gegen andere durchsetzen, das hierdurch als veräußerlichte Gewissheit, als Gewissen durch das Fremde schlechthin gültig werden muss. Die Selbstbehauptung ist der Grund und das Ziel jeder Selbstbeziehung, welche der bürgerlichen Persönlichkeit einzige Grundlage für eine Identität irgendeiner Art sein muss und in ihrer Logik erst in der Selbstermächtigung vollendet ist. Man könnte auch sagen, sie begründet sich durch die Entfremdung von allem, was sie selbst ausmacht. Indem anderes als fremd bestimmt wird, wird Eigenes behauptet (siehe auch autoritärer Charakter). Die Eigenart wird zu einer Ganzheit eigener Art gegen fremde Art (siehe hierzu auch Rassismus). Selbstbehauptung ist die abstrakte Identität, welche sich gegen nichtige Identität setzt als Behauptung von Identischem im Selbstbezug, als hauptsächliche Substanz der Abstraktion von Selbstbeziehung, ein Selbst als Haupt und Sinn für sich, Psyche als wirkliche für-sich-selbst-seiende Sinnlichkeit, als abstrakt verkörperte Absicht einer Person, als Ganzheit ihres Willens. Es ist die Grundlage der Personalität der bürgerlichen Kultur, Kultur von und für sich selbst, Inhalt des ästhetischen Willens. Selbstbehauptung hält die Sinne beisammen, die sich widersprechen, die in unendlichem, weil abstrakten Bezug zueinanderstehen und also unendliche Möglichkeiten haben, sich zu äußern. Füreinander sind sie äußerst verwirrend und tanzen im Selbstzweifel um einen Sinn, der Selbstgewissheit vermitteln soll, indem er sich wie eine Persönlichkeit hiergegen behauptet. Diese jedoch kann nicht vermittelt, kann nur unmittelbar sein. So bekommen sie in der Selbstbehauptung schließlich das Haupt einer Persönlichkeit, die damit ein Verhältnis für sie als äußeres Verhältnis zu sich selbst erfährt. Sie hat hierfür ihr Gesicht zu wahren, also das zu tun, was ihren Sinnesäußerungen verschiedentlichstes Sein ermöglicht, ohne dass diese dabei etwas anderes sein müssen, als Momente einer persönlichen Identität, die ausschließlich Sinn für sich hat. Es ist eine doppelte Identität, welche sich in vollständig getrennter zwischenmenschlicher Bezogenheit darstellt: Im Bezug auf sich gewinnt sie sich durch andere (siehe Selbstgewinn), im Bezug auf andere erleidet sie ihren Selbstverlust, sofern sie darin wirklich sinnlich wird. In ihrer Krise, worin diese doppelte Bezogenheit als Lebensangst hervortritt, erleidet sie die Dopplung in einem Verhalten, zu dem sie sich gezwungen fühlt: Zwangshandlung. | ![]() |