Selbstgewissheit    >> hier Na igation einschalten <<

"Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des olkes. Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des olkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammerthales, dessen Heiligenschein die Religion ist

Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu erstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.“ (MEW Band 1 Seite 379)

Selbstgewissheit wendet sich gegen Selbsttäuschung, ist das Wissen um eine unmittelbare Wahrheit seiner Selbst, einer Beziehung, in der ein Mensch er unmittelbar selbst wäre, wenn nichts ertauscht, nichts zwischen ihm und anderen (siehe Dazwischensein) da ist.

Jeder Mensch ist im Allgemeinen mit all seinen Sinnen geboren und on daher ohne jeden Zweifel so da, wie er auf die Welt gekommen ist (siehe Dasein). Seiner selbst kann er nur ungewiss sein, wo er seiner Liebe im Laufe seiner persönlichen Geschichte widersprechen musste, sich in seiner zwischenmenschlichen Bezogenheit selbst aufgehoben hat, sich in anderen Menschen nicht finden, nicht erkennen konnte, weil er sich ihnen an ertraute, ohne sich ertrauen zu können, weil er in erzieherischen Beziehungen sich einer Symbiose überließ, durch die er sich gegen sich selbst nur fremd behaupten konnte (siehe symbiotische Selbstbehauptung). Er musste sich in diesen Beziehungen so empfinden, wie er die Selbstachtung in diesen, in der Haptik seiner Erlebnisse übereignet hatte (siehe auch Ein erleibung). Seine Selbstzweifel kann er daher auch nur dort aufheben, wo ihm zwischenmenschliche Beziehungen möglich sind, die sich aus einer Achtung aufklären lassen, die sich gegen diese symbiotische Selbstentfremdung wendet.

Jeder Zweifel über sich selbst endet in der Erkenntnis eigener Gewissheit, die sich aus der Selbst ergegenständlichung ergibt. Sich selbst kann man nur in der Bestätigung eigener Wahrheit außer sich, eigener Identität in anderem gewiss werden (siehe hierzu auch Wahrnehmungsidentität). Dies setzt andere oraus, ein erhältnis der Menschen in der Erkenntnis ihres Menschseins im anderen Menschen, ein gesellschaftliches erhältnis. on daher ist eine Selbstgewissheit nichts anderes als die Gewissheit in einer Beziehung auf andere und darin die Wahrheit aller Selbstwahrnehmung, welche der Selbsterkenntnis in der überwindung der Selbsttäuschung durch den Beweis ihrer Zwischenmenschlichkeit geworden ist. Doch gerade weil solche Gewissheit nur jenseits der Geld erhältnisse möglich ist, wird sie unter der Bestimmung des Geldbesitzes zu einer doppelten Selbsttäuschung.

Die Selbstgewissheit des Menschen, der durch Geldbesitz existiert, bewegt sich zwischen Empfindung und Gefühl, zwischen dem, was er wahr findet und dem, was er wahr hat. In zwischenmenschlichen Beziehungen erscheint ihm die Wahrheit seiner Existenz innerlich, als Gefühl, das er durch seine Beziehungen zu sich hat: Er existiert allgemein in der Beziehung auf andere und lebt darin or allem durch sich. In der Empfindung findet er sich in anderen und durch andere. Er findet sich, wie er sich darin fühlt und was sein Befinden ausmacht. Es steht im ständigen Wechsel, der wie zufälliges Finden und Befinden erscheint, das er lediglich im Gefühl on sich weiß.

Das Leben ist hierdurch wie eine grundsätzliche Ungewissheit bestimmt, die sich nur in der Selbstwahrnehmung aufhebt. Zwischen seinen Empfindungen und Gefühlen besteht eine Trennung, in der das Werden eigener Wahrheit, die Identität seiner Wahrnehmungen erläuft. Indem ein Mensch in seiner Selbstwahrnehmung auch wirklich wahrnimmt, was er durch sich mit anderen wahrhat, hat er darin als seine einzige Selbstgewissheit, dass er wahrnimmt, was er durch andere für sich ist.

Solche Selbstgewissheit steht damit aber in einem Widerspruch. Wahrheit lässt sich nicht wahrnehmen und was man wahr hat, kann nicht wahr sein: Das sich finden in anderen und das Befinden durch andere ist lediglich wahr im Selbstgefühl jenseits aller wirklichen und zwischenmenschlichen erhältnisse. Begründet sich ein Mensch hierdurch, so hat er seine Wahrheit als seine Allgemeinheit im Ausschluss on allen Wahrnehmungen. Er ist sich darin so allgemein, wie er sich in der Wahrnehmung mit anderen gemein geworden ist, wie er sich also in der wahrnehmenden Beziehung seiner selbst als Mensch gewiss geworden ist. Im Selbstgefühl ist daher aller Selbstzweifel darin aufgehoben, was die Wahrnehmung durch ihre Selbstgefühle sich ergewissert. Und das ist ein Gewissen, das or allem durch andere Menschen in zwischenmenschlichen erhältnissen begründet ist.

Da das Selbstgefühl die Allgemeinheit und den Umfang solcher Selbsterfahrung erkörpert, ist es die subtilste Wahrheit ihrer Existenz im und durch Geldbesitz, welcher den Umfang, den Raum der Selbsterfahrbarkeit bestimmt – nicht als Geldquantum, sondern als Lebenszusammenhang der Menschen. Je geschlossener dieser durch Geld bestimmt ist, desto ollständiger ist die Selbstwahrnehmung darin auch die Wahrnehmung on denen, die nicht unmittelbar Geld besitzen. Es ist die Selbstwahrnehmung einer Gesellschaft des Geldes.