"Die Spekulation, welche aus den verschiednen wirklichen Früchten eine "Frucht" der Abstraktion - die "Frucht" gemacht hat, muß daher, um zu dem Schein eines wirklichen Inhaltes zu gelangen, auf irgendeine Weise versuchen, von der "Frucht", von der Substanz wieder zu den wirklichen verschiedenartigen profanen Früchten, zu der Birne, dem Apfel, der Mandel etc. zurückzukommen. So leicht es nun ist, aus wirklichen Früchten die abstrakte Vorstellung "die Frucht" zu erzeugen, so schwer ist es, aus der abstrakten Vorstellung "die Frucht" wirkliche Früchte zu erzeugen. Es ist sogar unmöglich, von einer Abstraktion zu dem Gegenteil der Abstraktion zu kommen, wenn ich die Abstraktion nicht aufgebe." (MEW 2, S. 59) Unmittelbar erscheint Spekulation als ein einfaches Verhältnis des materiellen oder geistigen Vermögens da, wo kein bestimmtes Ziel durch ebenso bestimmte Mittel zu erzielen ist, um eine gute Zukunft über die Potenziale und Möglichkeiten des organischen Daseins zu riskieren. Darin beziehen sich Spekulationen auf das Dasein der Vermittlungen, die zugleich von der Kenntnis und dem Wissen um ihre Potenziale abhängen (siehe auch wissenschaftliche Erkenntnis). "Da, wo die Spekulation aufhört, beim wirklichen Leben, beginnt also die wirkliche, positive Wissenschaft, die Darstellung der praktischen Betätigung, des praktischen Entwicklungsprozesses der Menschen. Die Phrasen vom Bewußtsein hören auf, wirkliches Wissen muß an ihre Stelle treten. Die selbständige Philosophie verliert mit der Darstellung der Wirklichkeit ihr Existenzmedium." (MEW 3, S. 27) Spekulation ist eine formelle Beziehung auf die Unwirklichkeit von Inhalten, eine Spekulation der Formbestimmung auf deren abstrakte Beziehungen ihres verselbständigten Daseins. Von daher mag man den ganzen Kapitalismus als ein Verhältnis der Spekulation ansehen, als systematisierten Vorschuss, als Verschuldung der Gegenwart in die endlosen Potenziale für einen zukünftigen Reichtum, als Kredit in die Produktion einer Zukunft, durch die eine Risikobereitschaft mit "Gewinn" belohnt wird. Als allgemeinstes und abstraktestes Potenzial erscheint hier Geld als das beste Mittel der Wahl. Immerhin verspricht es durch das Kreditwesen eine rational und sicher scheinende Verwirklichung, wenn es als Finanzkapital eingesetzt wird, besonders dort, wo es auf die Ressourcen der Weltwirtschaft, den Quellen der Existenzverwertung zielt (siehe hierzu Eigentumstitel). "Mit der Entwicklung des Banksystems und namentlich, sobald sie Zins für Depositen zahlen, werden ... die Geldersparnisse und das augenblicklich unbeschäftigte Geld aller Klassen bei ihnen deponiert. Kleine Summen, jede für sich unfähig, als Geldkapital zu wirken, werden zu großen Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht. Diese Ansammlung kleiner Beträge muß als besondre Wirkung des Banksystems unterschieden werden von seiner Mittlerschaft zwischen den eigentlichen Geldkapitalisten und den Borgern. Endlich werden auch die Revenuen, die nur allmählich verzehrt werden sollen, bei den Banken deponiert." (MEW 25, S. 416) Doch alles Geld der Welt (siehe Weltgeld) hat einen verhängnisvollen Doppelcharakter. Geld bezieht seinen ursprünglichen Wert aus dem Verhältnis der Zahlungsmittel zu den Kaufmittel in den zwischen Angebot und Nachfrage realisierbaren Preisen. Darin verhält sich ihr Wert als Potenzial einer KreditenGeldverwertung aus den Verhältnissen der Geldwerte (z.B. von Devisen und Obligationen), worin bezahlter Arbeit und unbezahlter Arbeit sich vermitteln und dadurch einen Geldhandel losgetreten hatten, dem Geld einen Preis (Zins) für diese Eigenschaft der Vermehrbarkeit (siehe Kapitalfetisch) gegeben haben. Durch den Handel über Wertpapiere kann sich Geld daher ebenso darstellen wie auch in den einzelnen Tauschverhältnissen zwischen Zahlungsmittel und Kaufmittel. Allerdings ist ein Wertpapier kein "echter" Gebrauchsgegenstand, denn sein Gebrauchswert reduziert sich lediglich auf ein Vermögen zur Aneignung von unbezahlter Arbeit, die sich von den Verhältnissen der bezahlten Arbeit, von Lohnarbeit und Kapital abgesondert hat. Sein Wert stellt sich daher im Zinsfuß dar, der die Spekulation auf die Realisierbarkeit eines Mehrwerts aus unbezahlter Arbeit verkörpert. Dieser Wert stellt also die Realisierbarkeit einer Preisbildung dar, die auf Erwartungen und Fiktionen auf realisierbare Preise zu einem bestimmten Zahlungstermin darstellen. Darin hat der Wert seinen Körper, seinen Organismus, verlassen und ist zu einer selbständigen Grundlage der Preisbildung geworden, die allerdings solange nur fiktiv ist (siehe fiktives Kapital), bis dieses Geld in die Realwirtschaft wieder zurückkehrt und damit zu einer Realexistenz über die Verwertung von Eigentumstitel führt (siehe hierzu Existenzwert). Doch jeder Kredit stellt volkswirtschaftlich immer schon durch seien Buchung eine Verdopplung eines Geldbetrags dar, indem Geld einmal als Ausgabe des Verleihers mit dem Anspruch auf Rückzahlung, also auf Wertausgleich zu Buche geht (siehe auch Buchgeld), zum anderen stellt es ein Kapital dar, welches vom Schuldner als Vorschuss investiert wird und aus einer Produktion einen Mehrwert beziehen muss, der den Kredit zu decken hat. Der Wert des Geldes hat sich in den Kredit transferiert, der völlig getrennt von seiner Herkunft nun in die Preisbildung eingeht. Wert und Tauschwert (Preis) haben sich somit in zwei Welten aufgetrennt, wobei die eine auf den Wert der anderen verpflichtet ist, indem sie den Wert des verdoppelten Geldes herzustellen hat. Solange der Kredit nicht eingelöst, also nicht rückbezahlt ist, stellt der verdoppelte Wert nur fiktives Kapital dar, das zwar in die Preisbildung eingeht, aber nicht dem Wert entnommen ist, den das Geld in Wirklichkeit durch vergangene Produktion hat. Es ist dadurch begierig, sich durch möglichst viele Schuldner in seiner Preisform zu verwerten (siehe Schuldgeldsystem). Das Kreditwesen beruht also nicht auf Geld als bloßes Warenäquivalent, sondern auf einer Warenproduktion, die über die vorhandene Warenmenge zur Reproduktion der Gesellschaft hinaus Mehrprodukte erzeugt, die sich als Mehrwert nicht nur materiell, sondern auch als einlösbare Zahlungsverpflichtungen und sogar als Fiktionen zukünftiger Verwertungslagen darstellen lassen, die auch als Zahlungsversprechen auf die Erträge einer Produktion disponierbar sind, die Wertwachstum erwirkt und zum Teil selbst die Preisbildung bestimmt. Kredite bestehen aus Geld, das aus der Geldzirkulation "herausgeschwitz" wurde, also zum größten Teil den aus dem Geldverkehr herausgesetzten Wert eines Warenkapitals darstellen, das durch unverkaufte Waren gedeckt sein kann oder aber bereits fiktives Kapital ist, also Wert vergangender Arbeit, die ihre reale Grundlage verloren hat und z.B. nur noch als Rechtstitel, z.B. durch Grundbesitz besteht oder mit Aktien oder Staatsanleihen spekuliert. Von da her stellen Kredite eine Form des Mehrwerts dar, der nicht als Geld zirkuliert, sondern als unmittelbare Kapitalform als Mehrwerts: "Die Geldaufhäufung auf der einen Seite kann zudem auch ohne bares Geld durch bloße Aufhäufung von Schuldforderungen vor sich gehn." (MEW 24, S.348) Die Masse der nicht real gedeckten Wechsel entspricht dem glaubhaft gemachten Produktionsversprechen und kann daher auch psychologischer Natur sein, welche den Aktienhandel bestimmt und ihn sich verselbständigen lässt (Weltkapital.) |
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