"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage." (MEW Bd.3, S. 533 bis 535). Die formalisierten Inhalte von Interpretationen versetzt die Kraft ihrer Inhalte selbst in die formelle Bestimmung eines Als Begriff einer um sich greifenden Allgemeinheit abstrakter Formationen (siehe abstrakt Allgemeines) der Formbestimmungen wird ihre Struktur selbst sinnstiftend, indem sie diese durch ihre abwesende Inhalte selbst wesentlich machte, und schließlich ihre Form zur vorauseilenden Allgemeinheit ihres Inhalts erklärte - eben weil die kapitalistische Logik schon durch den Warenfetischismus ihrer Geldform dies herausstellte, die scheinbare willkürliche Konstruktion zum allgemeinen Dasein wie zum Schein einer notwendigen Maßgabe ihrer Erscheinungen verkehrt wurde, - eben weil der Warenfetischismus ein notwendiger Schein der Geldform ist. "Content follows Form" wollen Strukturalisten Glauben machen, denn die Form ihrer Existenz entspräche immer schon ihrer Natur und sei schon durch ihre natürliche Erscheinung wesentlich. Und sie befördern damit ein Reich ungeahnter Möglichkeiten, die ihrem Inhalt nach gleichgültig verstanden werden sollen, die also durch ihre natürliche Form, durch ihre Naturalform schon wesentlich sein sollen, weil darin die Form ihres Daseins schon wesentlich für die Menschen zu begreifen sei (siehe hierzu auch Erkenntnisinteresse). Und von da her müsse sie als der substanzielle Gegenstand der modernen Wissenschaften gelten. Sie formulieren somit die Gewohnheiten einer verkehrten Welt, in der die Existenzform der Lebensbedingungen als Naturalform ihres Lebens gilt. Und tatsächlich stellt sich darin ja auch der gesellschaftliche Zusammenhang der Geldform dar, der existenzielle Fetisch des Geldes und vor allem auch des Geldbesitz. Marx hatte diesen längst als Mythologie einer Scheinwelt, als Warenfetischismus dargestell, der wesentlich nicht Natur, sondern nur den Wert einer Verwertungsgeselllschaft, die Verwirklichung des gesellschaftlichen Äquivalents für alle Produkte als Verkehrung ihres gesellschaftlichen Nutzens (siehe hierzu Gebrauchswert) darstellt: "Die erste Eigentümlichkeit, die bei Betrachtung der Äquivalentform auffällt, ist diese: Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts .Die Naturalform der Ware wird zur Wertform." (MEW 23, S. 70f) Im bloßen Dasein erscheint alles durch alles begründet, das Eine im wechselseitigen Verhältnis zum Anderen, im ewigen Belieben der Beziehungen in ihren Verhältnissen. Was im Glauben an eine ewig positive Existenz als gute Unendlichkeit erscheinen soll, wird im Selbstauflösungsprozess widersprüchlicher Verhältnissse letztendlich irgendwann auch als schlecht befunden. Darin endet dann endlich auch die Beliebigkeit eines Begriffs durch seine Verwechslung (siehe Täuschung) mit seiner Verwirklichung im Nichts seiner Beziehungen, ist so endlich oder endlos, so gut wie schlecht (siehe auch Eine schlechte Unendlichkeit), wie die Geschichte der Wirklichkeit, die er so gut wie schlecht reflektiert haben will. Im Dazwischensein gegensätzlicher Wirkungen, in einer Wirklichkeit, die sich im Kreise dreht, tautologisch ist, weil darin in der Form des Einen - also schon in seiner Struktur - sich das Wesen des Anderen erkennen läst und ihm daher innerlich vorkommt. Wenn sich das eine Wesen durch die Erscheinung eines anderen erklären lässt, weil es sich darin gleich nimmt und vergleicht (siehe hierzu auch Positivismus), scheint es unendlich bestimmt, in Wahrheit also unbestimmt, abstrakt allgemein - wie zum Beispiel der eine Tauschwert einer Ware sich als eine Relation zu einem anderen verstehen lässt und daamit wie dessen Inhalt zu begreifen wäre (siehe hierzu auch Grenznutzentheorie): "Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto.." (MEW Bd. 23, S. 50 f) Eine schlechte Unendlichkeit ist eine zirkuläre Bestimmung von Form und Inhalt ihres Verhaltens, wodurch inhaltliche und formelle Gründe gleichgestellt, in eine gleichgültige Beziehung versetzt und durch einander substanziell aufgehoben und darin also zirkulär werden. Zirkulär ist die Rückkunft eines Resultats in seinen Ursprung, ohne dass sich hierdurch inhaltliche Veränderung, Geschichte verwirklichen könnte. An ihrer Stelle vollzieht sich dabei ein Verdopplung der Ursprünge (siehe auch Reaktion), wodurch sich eine Umkehrung von Grund und Folge (siehe Verkehrung) ergibt. Ein zirkuläres Bewusstsein ist ein reaktionäres Bewusstsein, eine Lähmung des Wissens und seiner Gewissheiten, die geschichtliche Veränderungen aufhalten will und ihre Reaktion zu verewigen sucht. Ein Resultat der objektiv verkehrten Subjektivität des Konstruktivismus ist in seiner Denkform der Strukturalismus. Was ihn subjektiv scheinen ließ, wird zu einem allgemeinen Erkenntnisinteresse durch den praktischen Nutzen seiner Anwendungen, die seiner bloßen Form selbst eine eigene Subjektivität des ganzen Zusammenhangs ihrer Gedankenabstraktionen mit den Realabstraktionen der Anwendung nützlicher Strukturen gesellschaftliche Macht vermittelt hatten. Strukturalismus betreibt die theoretische Verselbständigung der gesellschaftlichen Struktur einer in allem wesentlich gleichgeltenden, also gleichgültigen Allgemeinheit (siehe hierzu auch abstrakt Alllgemeines). Jedes Ereignis das überzufällig auftritt, sei demnach strukturell bedingt, also durch die Logik einer Struktur begründet, woraus sie sich ableitet, funktioniert. Eine Fehlleistung ihrer Funktion stell demnach eine strukturelle Krise dar, die ihre systemische Funktion nicht mehr zu regeln versteht (siehe hierzu auch Positivismus), wiewohl sie im Großen und Ganzen eine objektive Funktionalität nötig haben würde. Es ist die Theorie eines funktionalistischen Verstands vom objektiven Nutzen einer Regel (vergleiche hierzu auch den Begriff der instrumentellen Vernunft der Aufklärung), dessen Funktion aus einem systematischen Zusammenhang heraus durch das Bestreben des Systems erfolgt (siehe auch Systemtheorie), ohne dass darin im Wesentlichen subjektive Bedürfnisse der Menschen am Wirken wären, eine Arbeit hierfür also auch nicht wirklich substanziell sein muss, weil sie keiner Notwendigkeit einer gesellschatlichen Elementarform folgt und kein Subjekt voraussetzt, weil der Mensch selbst als Funktionär seiner Lebensverhältnisse (siehe auch Humankapital) fungieren würde. Daher sei Politik darin ebenso funktional zu verstehen, wie Kultur und und wie jedes Bedürfnis und jedes gesellschaftliche Zusammenwirken der Menschen, dessen Sinn auf einen bloß funktionalen Zweck reduziert wird. Ökonomie und Kultur gelten demnach auch schon durch ihren wirtschaftlichen Nutzen in diesen und für diese Strukturen notwendig politisch bestimmt (siehe hierzu auch Wertkritik). Jede theoretische Methode der bürgerlichen Wissenschaften folgt in ihrem Selbstverständnis (siehe hierzu Erkenntnisinteresse) einer Grundidee ihrer Analyse und der Substanz ihrer Ableitungen. Der Grund des Strukturalismus - wie auch der hieraus hergeleiteten Systemtheorie - ist die Behauptung, dass eine Struktur als allgemeine Form als Ganzes selbst schon deren Beziehungen nicht als Formbestimmungen ihrer natürlichen und gesellschaftlichen Substanzen, sondern als Zusammenhang ihrer ideellen Inhalte ausmachen. Von daher sei jeder Inhalt in Wahrheit auch nur durch ihre Strukturen wirklich dargestellt und nur hierdurch objektiv. Strukturalismus verfolgt daher das Interesse an einer Interpretation der bürgerlichen Gesellschaft, in der keine gesellschaftliche Substanz in der Wirklichkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse, kein Körper im Raum und keine Bewegung in der Zeit am Wirken wäre, aus der sich die Zusammenhänge der bürgerlichen Gesellschaft erklären und verändern ließen. Es sei die selbständige Logik ihrer Idealisierungen, eine bloß politische Logik der Verselbständigung der Strukturen, welche deren Zusammenhänge durch ihre Ideologie bewirkt, so dass es überhaupt kein empirisches Subjekt der gesellschaftlichen Verhältnisse, weder eine Klasse (siehe auch Klassengegensatz), noch persönliche oder zwischenmenschliche Verhältnisse, noch sachliche oder organische Notwendigkeiten der Arbeit, noch kulturelle Bedingungen oder Zwänge einer nationalen oder internationalen Politik geben würde, aus der sich ihre Geschichte bestimmt (siehe historischer Materialismus), sondern dass das kapitalistische System selbst einer rein formellen Logik, der Verwertungslogik eines automatischen Subjekts des Kapitals folgen würde und gehorchen müsse, sodass es durch eine „Struktur ohne Subjekt“ (Althusser) bestimmt sei. Damit wird diese Gesellschaft ohne menschliche Gegenwärtigkeit und Geschichte begriffen, ohne das Handeln und die Verfassung und Auffassung der Menschen, also durch das Verhalten bewusstloser Menschen schon funktionieren könne und dass es somit auch keiner Arbeit am Wissen hierüber bedarf, sondern die bloße Opposition gegen das strukturell Ganze und seiner Technologie dieses verändern bzw. aufheben könne. Hierfür wird die Beziehung von Sein und Bewusstsein als bewusstes Sein, wie sie von Marx verstanden wurde, nochmals umgekehrt und zu einer absurden Philosophie der Form pervertiert, die von Marx auf ihre Füße gestellte Philosophie als Kritik der politischen Ökonomie zum Kopf der Füße verklärt und ihr Körper veräußert. Nicht der Inhalt begründet hiernach dessen Form, keine dem Menschen "fremde Kraft" der Abstraktion (siehe Entfremdung), keine Abstraktionskraft könne sie bestimmen, sondern schon die Form einer herrschenden Struktur bestimme die Entwicklung ihrer Inhalte als absolut wesentlicher Umstand des Lebens und seiner natürlichen sowie gesellschaftlichen Bedingungen (siehe Lebensbedingung). Von daher habe diese Form keine wirkliche, sondern nur eine ideologische Substanz, durch welche die Formbestimmungen des Systems und seiner Institutionen widerstandslos in die Köpfe der Menschen eindringen und dort objektiv wirksam werden könnten (siehe hierzu auch Subjektkritik). Von daher wird die Form als bloße Struktur schon selbst in ihrem äußerlichsten Zustand als quasi natürliche Formbestimmung begriffen. Durch die damit vor aller Erkenntnis (siehe auch Erkenntnistheorie) behauptete Identität von Form und Formbestimmung wird jede mögliche inhaltliche Bestimmung einer natürlichen Gewissheit ihres Seins und damit die Möglichkeit einer Kritik ihres entfremdeten Daseins ausgeschlossen. Die im Strukturalismus formulierte Idee, dass Sinn als bloßer Effekt der Struktur zu verstehen sei, wird auch im Poststrukturalismus weitergeführt. Die von dem Linguisten Ferdinand de Saussure entwickelte Lehre der Semiologie gilt als eine wesentliche Grundlage des Strukturalismus. Semiologie als Zeichentheorie untersucht die Herstellung von Bedeutungen wie auch deren Vermittlung über Zeichen. Eine Bedeutung kann nach Saussure nur über Zeichen und zugleich nur in einem System von Zeichen vermittelt werden. Dabei besteht jedes Zeichen aus einer untrennbaren Verbindung von zwei Elementen, die bei jeder Äußerung zitiert werden: einem Signifikanten (durch das Laut- und Schriftbild bezeichnet) und dem Signifikaten (Vorstellung/Idee, die über das Bezeichnende repräsentiert wird). Das Verhältnis zwischen Signifikat und Signifikant ist beliebig, d.h. es gibt in der strukturalistischen und poststrukturalistischen Gedankenwelt keine natürliche oder außersprachliche Begründung ihrer Beziehung. Die Bedeutung eines Zeichens ergibt sich aus der Einbindung der Wahrnehmung in ein komplexes und relational organisiertes "Zeichengewebe" der Sprache, in dem das Zeichen seine Bedeutung über die Differenz erhält, die es zu anderen Zeichen aufweist. Das heißt, kein Zeichen hat eine Identität an sich, kein Eigenschaft, sondern erhält diese immer erst über ein pragmatisches Verhältnis zu anderen Zeichen. Die politische Idee (siehe auch Ideologie) des Strukturalismus ist daher auch, dass das Einzelne nur durch das Ganze zu begreifen ist. Es ist überhaupt nur Gegenstand einer strukturellen Theorie, was durch das Ganze ist, was also nur als Moment des Ganzen wahr sein könne. Die Einzelheit ist disqualifiziert, dass sie das Ganze bildet, weil sie überhaupt nur durch das Ganze sein könne, irgendeine Existenz darin sei. Strukturalismus schließt daher jede Beziehung zwischen Einzelheit und Ganzheit aus, weil er immer nur vom Ganzen einer Form als Struktur ausgeht. Aber das Ganze kann als solches nur wahr sein, wenn das Einzelne darin bewahrt ist und das Einzelne kann im Ganzen nur wahr sein, weil es sich durch das Ganze seiner Beziehungen gewahr wird, weil es durch seine Einzelheit das Ganze bildet und sich daher auch nur als Einzelnes im Ganzen erkennen kann. Für sich gilt daher alles auch nur als eine Funktion im Großen und Ganzen und kann hierfür nur zu seiner Bestärkung verhelfen. Dem Strukturalismus wurde vom Dekonstruktivismus zurecht entgegengehalten, er würde Sinn und Bild seines Gegenstands brechen (Derrida), die herrschenden Gewalten durch ein gebrochenes Sinnbild versinnbildlichen, ihren Widersinn also verdoppeln. Das Gebrochene selbst wird im Strukturalismus als Notwendigkeit der Struktur zur Denkform erhoben, welche sich nur in der Entgegensetzung von Begriff und Geschichte (z.B. als "ewige Wahrheit des Marxismus-Leninismus") behaupten kann. Und damit wird in der Tat Identität geleugnet, vor allem, um ihre Kritik zu verunmöglichen. Auf dem Funktionalismus der Strukturtheorie gründet die Vereinigung von Fremdem und Eigenem, die schon in jedem Moment der Entzweiung in der vorauseilenden Aufmerksamkeit des Systems als Funktionsstörung behoben werden muss. Das Prinzip der Ganzheit der Struktur erscheint dann nur noch durch Einflüsse gestört, die ihr nicht zugehören können und deshalb als Gefahr aus der Fremde wahrgenommen werden. Dies ist ein implizites Argument des Strukturalismus, der nur sein eigenes System kennen kann und auch nur darin seine Erkenntnisse formuliert und in seinem hermeneutischen Zirkel fortbildet. Von daher entzieht der Strukturalismus vor allem die Aufmerksamkeit für das, was sich inhaltlich entwickelt, was also still und heimlich da ist, weil es von jeder Struktur aufgegriffen werden kann und zur Gewohnheit eines gleichgültigen Verstandes einer an und für sich heilen Welt wird. Mit der darin aufkeimenden Heilserwartung werden alle Inhalte hiernach geordnet und selbst dann, wenn sie vernichtend sind, als Bestandteile des Lebens und seiner Bedingungen akzeptiert. Die Funktionalität als solche verhilft dadurch zu einer Macht, die alle Leerstellen, Brüche und Beschwernisse überbrücken soll, um die Angst des Systems vor seinen Widersprüchen auszuschließen. Es ist die Wesensnot des Systems, die sich als Lebensangst in den Menschen darstellt, die durch die Behebung von Funktionsstörungen zu unterdrücken ist. Es ist die Angst davor, dass alles nicht wirklich wahr sein könnte und durch die geschlossene Funktionalität ihrer Struktur im Ganzen ein gesellschaftliches Vakuum aufgelöst werden soll. Strukturalismus will die Phänomene einer gegebenen Wirklichkeit als Formation im Grad einer Verallgemeinerung als selbstständige und selbstverständliche Allgemeinheit beurteilen und ordnen, ihre Formen als Struktur ihrer Bewährung, und von daher als ihre Wahrheit begreifen, welche die Folgeerscheinungen ihrer Besonderungen darstellt. Wahr ist demnach, was ungestört funktioniert, was also bemessen an seiner Allgemeinen funktional falsch ist. Nicht was verkehrt verläuft, was anders erscheint als es wirklich ist, gilt demnach als Streben einer strukturalistischen Methode der Erkenntnis, sondern was als falsch im Zusammenhang seiner Funktionalität, als deren Störung erkennbar ist, als ein Fehler im System, das durch dessen unmittelbare Abhilfe wieder funktionieren soll. Durch die in seiner formellen Abstraktion aufgehobenen Zusammenhänge wurde der Strukturalismus universal und enthob die bürgerlichen Wissenschaften deren Mühe mit ihrem Pluralismus, den er ist dessen einfältigste Methode durch die Behauptung einer unmittelbaren Systematik der Form im Großen und Ganzen (siehe hierzu auch Systemtheorie). Aber eine Struktur ist im Allgemeinen nur die Gestalt einer Gegebenheit die durch den Strukturalismus zu einer Gewalt der Gewohnheiten wird. Denn wo im Großen und Ganzen das Besondere dem Allgemeinen unterliegt, ist es zu deren Gestaltung disqualifiziert. Und wo dieses als stillschweigende, weil rein strukturelle Autorität als Maß der Verhältnisse gilt, muss man sich dem Einzelnen zuwenden, um es in in die Verallgemeinerung der Funktionalitäten einzugliedern. Umgekehrt muss die Struktur, wo sie das Einzelne bedrängt, diese ungerecht behandelt und also nicht ganz, sondern disfunktional ist, von ihrem Fehler, ihrer Disfunktion befreit und das fundamentale Prinzip einer quantifizierten Struktur, ihre Verteilungsgerechtigkeit wieder hergestellt werden. Dies wird daher zur Begründung eines politischen Willens, der sich auf die „richtige Seite“ zu stellen hat, durch die solche Fehler zu beheben sind. Die Notwendigkeiten einer Veränderung bestehen hierbei also aus einem politischen Willen, der einen quantitativ erkennbaren Mangel beheben soll. Die gesellschaftliche Entwicklung, die menschliche Geschichte wird somit als eine permanente Behebung von Fehlern verstanden, aber niemals qualitativ begriffen. Und das verlangt deshalb eine moralische Entscheidung über die Inhalte, um die es dann geht, über das, was dem Ganzen nützlich ist, was darin ansteht, um eine moralisch korrekte Position zur Geschichte des Gebotenen einzunehmen. Das unterstellt ein Subjekt, welches das Für und Wider in dem frei entschließen kann, was nötig sein soll, was im Sinne seines politischen Willens Fortschritt einbringt, auch, was hierfür beigebracht und erfunden werden muss, das die Formen des Lebens durch eine veränderte Ordnung ihrer gesellschaftlichen Ganzheit bereinigen kann. Nicht das, was wirklich ist, sondern was ein verändertes Dasein ausmachen soll, steht hier an. Sein und Dasein erscheinen in solcher Entschlussfassung dann auch notwendig verkehrt. Strukturalismus wurde damit zu einer konkreten Methode unmittelbarer "Problemlösung", dadurch allerdings vor allem zur Methode einer schlechten Unendlichkeit, weil damit das Einzelne selbst unmittelbar, also ohne Vermittlung einer Beziehung auf andere "Probleme" als eine Funktion des Ganzen genommen wird und sie zu einer unendlichen Größe ungewisser Zusammenhänge macht, die im in dieser Unbestimmtheit im Einzelnen nach ihrer isolierten Wirkung ohne Relationen, also total bemessen werden. Er betreibt somit die Totalisierung einer Tautologie, die von deren Inhalten, Bestimmungen oder Eigenschaften ausschließlich in sich und durch sich begründet sind (siehe hermeneutischer Zirkel). Ohne einen Grund zu erweisen bezieht sich ein hieraus bestimmter Begriff im Trieb eines Ganzen nur auf sich selbst zurück und soll durch seine Ausschließlichkeit ganz für sich bestimmt sein. Er hat keine Beziehung auf Anderes (siehe auch Anderssein) und bewirkt durch seine Abstraktionskraft eine begriffliche Unmöglichkeit, die unendliche, also unbegriffene und daher unbegreifbar gemachte Fortbestimmung ausschließlich seiender Beziehungen aufzuheben, weil diese sich ohne Begriffssubstanz unendlich fortbestimmen lassen. Das kann kein Ende durch Bestimmtes mehr haben und betreibt daher eine ewige Vertauschung der Gegensätze eines Widerspruchs von Sein und doch nicht Sein, ein Sein im Anderssein, im beständigen Wechsel seiner immer jenseitigen Substanz - betreibt also die unendliche Täuschung über die Größe eines Ganzen, die lediglich durch eine Masse von Funktionsstörungen bestimmt ist, die in ihrer Allgemeinheit selbst und zugleich ohne Vermittlung, also unmittelbar behoben werden sollen. Da die Struktur in ihrer Anordnung wie eine allgemeine Existenzgrundlage voraussetzt wird, beurteilt ein strukturalistische Denken die funktionellen Beziehungen im Verhältnis ihrer Ausmaße und deren Auswirkungen im Bezug auf die Ordnung des Ganzen und relativ hierzu. Diese lassen sich nur quantitativ erkennen und berechnen und ihr Fehler ist damit schon unmittelbar als Fehler einer quantitativen Einteilung und Verteilung bestimmt. Von daher muss es vor allem um Recht und Ordnung des Ganzen gehe, und Unrecht ihrer Verteilungsverhältnisse bekämpft werden, die als wesentlich in ihren quantitativen Formen der Verhältnisse angesehen wird und eine Ungerechtigkeit der Beziehungen als Störung ihrer adäquaten Funktion zu verstehen ist. Von daher ist in ihrer Funktionalität das Einzelnen eine Untermenge des Allgemeinen einerseits nachgeordnet, zugleich aber auch wesentlich notwendig zu dessen Erhalt. Und von daher wird jede Verteilungsgerechtigkeit nicht im Großen und Ganzen ihrer Begründung bekämpft, sondern sie ist schon ihrem Begriff nach nur an Ort und Stelle und im Hier und Jetzt möglichst schnell aufzuheben, um eine Störung des Systems zu beheben oder zu verhindern (siehe hierzu auch Systemtheorie). Ganz allgemein begründen sich strukturalistische Verfahren aus dem Vorurteil, dass das Beziehungsgefüge von Inhalten nicht bewusst ist und dass deren Beziehungen in den logischen Vorrang einer ganzen Struktur gestellt werden müssen, um zielführend zu funktionieren, sich darin einzurichten und zu ordnen. Sie sollen daher Strukturen organisieren, die formal und ohne sonderliche Rücksicht auf Inhalte die Wirklichkeit lediglich in eine Ordnung bringen, die es als gut und richtig im Ganzen zu erkennen gilt. Da hierzu jede Form substanzlos begreifbar sein soll, kennt sie auch keine Elemente und ist gegen jede Elementarform von selbst schon gleichgültig und verhält sich von daher im Erklärungsmodus eines hermeneutischen Zirkels. Durch den hermeneutischen Zirkel einer Theorie vermengen deren Kategorien durch ihre Verallgemeinerung alle Bestimmungen und damit deren wirkliche Unterschiede. Damit wird eine theoretische Identität behauptet, in der die darin formulierten Beziehungen in ihrer Bestimmtheit nach dem Grad ihrer Allgemeinheit in einer Hierarchie ihrer Formationen untergehen und mit ihrer Ordnung in ihrer Abstraktion erstarken. Widersinnigkeiten ihrer Wirklichkeit gehen darin unter und werden normativ in einer Position der bloßen Allgemeinheit mächtig. Diese vollzieht eine Macht der Theorie und gibt sich zugleich als eine pure Gedankenabstraktion ohne Widerspruch zu jedwedem Anderssein. Ein anderes Sein ist hierdurch ja auch nur von einem gegebenen Sein unterschiedenes Sein, also lediglich nicht identisch, aber auch nicht Negation. Die Methode einer systematischen Strukturierung ist das Gegenteil von einer dialektischen Wesenslogik, die aus ihrem übergreifenden Inhalt ihre Zusammenhänge erklärt. Der Strukturalismus ist eine positive Formation von Wirkungen, die für sich oder ihrem Inhalt nach keinen Sinn haben oder machen. Alles, was den Kapitalismus wesentlich materiell, also stofflich ausmacht, die Formveränderung von lebender Arbeit zu einer toten Arbeit, die sich im Wert des Geldes und seinem Mehrwert gegensinnig verhält, ist für den Strukturalismus zur bloßen Formalität einer gesellschaftlichen Struktur geworden, die weder den Wert als Substanz einer abstrakt menschlichen Arbeit, noch deren Formbestimmung als fremde gesellschaftliche Macht (siehe Entfremdung), noch die Verkehrung von Wert und Preis zum Existenzwert, noch die organischen Formverwandlungen durch die Ausbeutung des Lebens von Mensch und Natur und Lebensraum erkennen kann. Strukturalismus beruht auf der Stetigkeit von Ereignissen im Großen und Ganzen, die sich durch ihre Verallgemeinerung darstellen lassen und mit dem Grad ihrer strukturellen Allgemeinheit hierarchisiert werden. Stetig ist das Gewöhnliche, was die Ereignisse in ihrer Menge vereint, das Durchschnittliche, das gleichgültig gegen alle Inhalte bleibt und jede Veränderung, jede Bewegung nur als Quantum einer Form für sich hernimmt und begrifflich verwahrt. Strukturalismus kennt daher auch keine Negation, die Abwesenheit eines Wesens, die das Anwesende mit seiner Verallgemeinerung auch aufheben und sogar zugrunde richten kann. Strukturalismus will nur die mit sich identische Form als Struktur für sich erforschen und unterscheidet daher auch nicht zwischen Subjekt und Objekt der Erkenntnis. Und weil von da her für das auch schon im Vorhinein strukturalisierte Erkenntnisinteresse vor jeder Analyse Wesen und Erscheinung identisch gelten und nur noch Form für sich und durch sich sind, kann ein Strukturalist seine Beurteilung dieser Form auch nur in der Allgemeinheit ihrer Struktur wahrnehmen und hieraus entnehmen, was sie ihm bedeutet. Von daher ist Strukturalismus die Methode einer objektiven Subjektivität, die sich nur im Verhältnis von Ursache und Wirkung versteht und darin schon die Beziehung von Grund und Folge schon hinreichend erklärt findet, sobald sie weiß, was sie verursacht und hierfür „Schuld“ durch ein bloßes Nichtwissen, durch eine unbewusste Tätigkeit hat. "Wenn ... die unbewusste Tätigkeit des Geistes darin besteht, einem Inhalt Formen aufzuzwingen, und wenn diese Formen im Grunde für alle Geister, die alten und die modernen, die primitiven und die zivilisierten ... dieselben sind ..., ist es notwendig und ausreichend, die unbewusste Struktur, die jeder Institution oder jedem Brauch zugrunde liegt, zu finden, um ein Interaktionsprinzip zu bekommen, das für andere Institutionen und andere Bräuche gültig ist ...“ (Claude Lévi-Strauss, Mythologica I-IV, Frankfurt 1976, S. 35) Strukturalismus ist eine theoretisch begründete Methode, die ihre Begriffe für sich selbst , für ihre schon durch die funktionalen Probleme ihres Gegenstands vorgegebene Denkstruktur, für ihr hierin beschränktes Denken entwickelt. Nicht kritische Begriffe (siehe kritische Theorie) entwickeln ihre Theorie. Eine allgemeine Theorie der Strukturen bestimmt ihre Begriffsbildung. Sie beruht auf dem Konstrukt einer Ganzheit, die über eine allgemeine theoretische Herleitung - z.B. der Evolutionstheorie - begründet wird. Sie soll die bestimmte Art und Weise der durch ihre Verallgemeinerungen erfassten Beziehungen in der Hierarchie ihrer Allgemeinheit ordnen und ihre optimale Beziehungschancen erkunden. Von da her ist Strukturalismus auch ein Kind der Phänomenologie, eine auf ihre Funktion reduzierte moderne wissenschaftliche Methode, die dem Anspruch der Aufklärung genügen will, Unwissen zu bekämpfen und den Mut zu beweisen, "sich des eigenen Verstandes zu bedienen" (Immanuel Kant 1784, „Was ist Aufklärung“). Der Verstand selbst soll seine wissenschaftliche Vernunft belegen und in seiner Form und auch der Form nach begründen. Aber die kann nur das verstehen, was ihr nötig ist (siehe auch Notwendigkeit), was ihr Not tut, weil sie wissen muss, was der Boden ist, worauf sie also wirklich und in Wirklichkeit steht. Vom Standpunkt des Strukturalismus ist daher jede "Wahrheitsfrage" darin überwunden, dass die Gegenstände der wissenschaftlich Forschung nur durch die Störung ihrer Funktionalität von Bedeutung sind und in ihren Verhältnissen ihrer Allgemeinheit nicht genügen. Die Wirklichkeit des wissenschaftlichen Gegenstandes könne demnach auf die darin gegliederten Wirkungen (siehe auch System) ihrer Funktionalität reduziert werden, die der ausschließliche Gegenstand der wissenschaftlichen Erkenntnis und ihrer Begriffsbildung sei. Es lässt sich demnach aus der Struktur die Bedeutung ihrer Interaktion vor allem als eine Funktion ersehen und ableiten, deren wesentliche Substanz im Grunde nicht von Belang ist, weil mit dem reinen Bezug auf eine Struktur, die als Form von und für sich wahrgenommen wird (siehe auch Ordnung) die historische Aufgabe der Wissenschaft, die Erkundung ihrer Formbestimmtheit, zu erledigen sei. Für die Strukturalisten gibt es vor allem gute oder schlechte Ordnungen und Funktionen, deren "Richtigkeit" (siehe auch Falschheit) sich schon aus ihren natürlichen Ursprüngen, aus einer quasi naturwissenschaftlichen Ontologie heraus ableiten lassen sollen (siehe hierzu auch Systemtheorie) und die deshalb an den Substanzen einer menschlichen Gesellschaft, besonders an ihrer Naturmächtigkeit und Kultur "vorbeigedacht" und ihrer Struktur unterworfen werden und als deren Objekt ganz "objektiv" verbleiben sollen. Damit wird deren Formbestimmtheit geradezu affirmiert und zum hintergründigen Wesen ihrer Argumentation, zum Streben nach einer Eigentlichkeit der Verhältnisse. Kein Wunder, dass solche Naturalisierung der Formen besonders nach einem rechten politischen Willen schon "von Natur aus" zuneigt, denn Gesellschaft wird hierdurch abstrahiert zu einer bloße Naturerscheinung und Entfremdung des Menschen ist dann nichts anderes als eine Verfremdung gegen seine Eigentlichkeit. Strukturalismus ist aber vor allem eine wissenschaftliche Methode, die aus dem Vorkommen von Lebensstrukturen in der Geschichte von Anfang an - also schon aus der Naturgeschichte heraus - die Begründung ihrer heutigen Daseinsweise begreifen oder auch schon begriffen haben will. In einer so begriffenen Geschichte wäre die Struktur aber nur eine bloße Formation von Zusammenhängen, Gegensätzen und Vereinigungen, in denen die Beziehungen und die Verhältnisse der Menschen im Verlauf ihrer Zeit vergegenständlicht waren und sind. Die Gegenwart ist hier also nur durch ihre Vergangenheit, das Lebende nach seinem Tod gegenwärtig und wird von daher gerne auch aus ihrer Genealogie begründet, denn er ist letztlich eine rein deterministische Theorie. Strukturalismus stellt jede Struktur daher nicht einfach nur als eine Form, sondern als eine verdoppelte Objektivität, als durch sich selbst schon notwendige allgemeine Form dar, die durch sich schon bestimmt und also als eine absolute Formbestimmung gelten soll, durch die sich ihre Inhalte in Beziehung setzen müssen. Diese Form wird selbst als eine unmittelbare Allgemeinheit, als unmittelbar gesellschaftlich begriffen, die durch das gesellschaftlich Allgemeine, also durch die Macht ihrer Gemeinschaft schon das Leben der Menschen bestimmt und daher Gesellschaft auch als eine Form von Gemeinschaft begriffen sein soll. Nicht das abstrakt Allgemeine, die entäußerte gesellschaftliche Substanz dieser Verhältnisse begründet die Formbestimmungen der gesellschaftlichen Verhältnisse und ihre Entfremdung, sondern die Teilhabe an der Macht einer geschichtlich gegebenen gesellschaftlichen Form, die auch nicht ganz richtig, also ungerecht sein kann. Gesellschaftlicher Fortschritt ist daher eine Frage der "richtigen Gesellschaft", die dem Strukturalismus die hoheitliche Aufgabe überwiesen habe, diese durch die Aneignung der Gegebenheiten herzustellen und zu bearbeiten, wo diese nicht ganz richtig für die Gemeinschaft der Menschen, für ihre gemeinen Lebensformen sind. Der Strukturalismus geht vom Standpunkt einer allgemein notwendigen Form von Objektivität als eine alles bestimmende politische Macht aus, die sich als geschichtliches Resultat der politischen Kämpfe herausgestellt habe. Jeder gesellschaftliche Fortschritt begründet sich demnach darin, dass die Menschen sich diese Form aneignen, weil sie ihr Leben darin unmittelbar verallgemeinert und sich schon deshalb in Gemeinschaft finden, empfinden, erkennen und genießen können sollten. Im Genuss des vergemeinschafteten Lebens, durch die Gerechtigkeit der Anteilnahme am gesellschaftlichen Produkt, also durch den Konsum der gesellschaftlich vorhandenen Güter könne demnach eine Gesellschaft als Gemeinschaft der Menschen nicht verkehrt sein. Sie würden darin ihren Frieden finden, weil sich alleine durch die darin vermittelten Zusammenhänge sich ihre Gemeinschaft als Resultat ihrer Subjektivität erklären und befrieden ließe. Und darin eben wäre ihre vorgegebene Struktur überhaupt erst als gerechtes, also richtiges Verhältnis erklärlich. Jede Verkehrung resultiert demnach einfach nur aus einer Falschheit der Aufteilung und Verteilung der Güter, als Ungerechtigkeit, die sich am Recht auf gleichen Anteil am am Sozialprodukt bemessen lässt, Menschliche Entfremdung gibt es für diesen Verstand daher vor allem als Verteilungsungerechtigkeit. Die Gegenwart der Existenzformen wird selbst unmittelbar zu ihrer Grundlage, ihre Geschichte nicht erklärt, sondern rückbezüglich wie eine metaphysische Erklärung, wie eine Religion zu ihrer Natur, wie ihrer ureigene natürlichen Mystik vorgestellt (vergleiche hierzu Systemtheorie). So wird ein geschichtlicher Zusammenhang schon in der Folge seiner gegenwärtigen Ereignisse zu einer objektiv gültigen Form, z.B. als Geldform einer vergesellschafteten Gemeinschaft bereits vorausgesetzt, worin die inhaltlichen Beziehungen sich ergeben hätten und darstellen würden. Die bisherige Bildungen und Gebilde der gesellschaftlichen Mittel gelten nicht selbst schon durch ihre abstrakte Vermittlung enteignet und sind daher auch nicht durch die politische Formbestimmtheit ihrer wirtschaftlichen Existenzform zu begreifen. Sie gelten selbst als die Mittel des Fortschritts, indem um die Übernahme ihrer politischen Macht gekämpft wird. Das Erkenntnisinteresse des Strukturalismus verfolgt damit im Grunde die Bedürfnisse eines äußerst passiven Wesens, das sich allerdings immer wieder in einer Frontstellung zu Ereignissen aufrichtet, durch welche ungerechte Verhältnisse bekämpfbar erscheinen und verfällt daher fast notwendig in eine endlose Donquichotterie ihres politischen Willens und ist hieraus auch unentwegt mit sich beschäftigt. Und weil für den Strukturalisten im Grunde jeder Sinn nur Form und für den Menschen daher abwesend ist, muss ihm oder ihr auch nichts mehr wesentlich sein. Er oder sie hat ja damit auch unendlich viel mit allen möglichen Ereignissen zu tun, deren gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht mehr wirklich zu begreifen ist, weil sie immer wieder so auftreten wie sie zufallen.und erlebt werden. Es ist nicht zufällig, dass der Strukturalismus sich als Paradigma aus der Sprachtheorie entwickelt hat, wonach Sprache ein in sich logisches Zeichensystem zu einer ganzheitlichen Organisation der Wirklichkeit sei. Ein Zeichen sei daher nicht die sinnliche Formulierung einer mentalen Bedeutung, die sich zuvor in sinnlichen Beziehungen gebildet hat, sondern selbst eine mächtige Gesellschaftsform, denn die Bedeutung der gesellschaftliche Inhalte werde selbst erst durch Zeichen erzeugt. Bedeutung entstehe nicht durch Referenz auf Gegenstände oder Gedanken, sondern durch die Unterschiede des Zeichens zu anderen Zeichen im System, das durch disfunktionale Formationen gestört werden kann. Diese stehen dann lediglich zur Wahrheit ihrer Bedeutungen im Widerspruch. So zumindest lassen sich die verschiedenen strukturalistischen Auffassungen und Strömungen auf ihren Kern hin radikalisiert zusammenfassen. „Die Strukturalisten stellen das Problem der formalen Bedingungen der Erscheinung von Sinn, wobei sie hauptsächlich vom Modell der Sprache ausgehen: die Sprache, die in sich selbst ein außerordentlich komplexer und reichhaltiger Gegenstand der Analyse ist, dient gleichzeitig als Modell für die Analyse der Erscheinungen anderer Bedeutungen, die nicht eigentlich sprachlicher Natur sind.“ (Michel Foucault, Von der Subversion des Wissens, Frankfurt a.M. 1978, S. 9) In einer dermaßen entleerten Objektivität bestärkt sich allerdings eine Trennung von Subjekt und Objekt. Dessen Formen gelten daher von den einzelnen strukturierten Elementen und konkreten Subjekten unabhängig, deren Ziel aber zugleich darin besteht, mit dieser Wirklichkeit planmäßig und erfolgreich umzugehen, sie durch eigene Einwirkung zu bestimmen und sich hierbei als Subjekt zu erweisen und zu bestärken. Objektivität soll hierfür in ihrer Gänze verstanden sein, um ihrer Systematik nicht ausgeliefert zu werden, nicht in ihre "Falle" zu geraten, die allerdings lediglich daraus besteht, noch "unbewusst" zu sein. Von daher besteht Strukturalismus in einem ganzheitlichen Streben, das Ordnungsprinzip auch unterschiedlicher Wirklichkeiten in ihren formalen Zusammenhängen und Verbundenheiten bis in ihre kleinsten Einheiten zu erkennen, um sich ihrer durch Wissen und Aufklärung zu bemächtigen. Dieses Streben mag natürlich, ökonomisch, sozial oder politisch begründet sein, ist letztlich aber immer nur auf die Dominanz einer Struktur ihrer Gegenstände bezogen und macht von daher deren formal interessante Merkmale zum Inhalt der strukturalistischen Theorien, woraus sich deren Verfahren begründen uns sich die Resultate ihrer "Analysen" bilden. Deren Beweisführung schließt das Verhältnis von einer induktiven zu einer deduktiven Erkenntnis aus und ist somit eine Methode, die sich einem analytischen Erkenntnisinteresse schon von selbst widersetzt, schon in ihrer Selbstbegründung sich nur selbst induzieren kann und damit in Wahrheit nur selbstbezüglich ist. Es handelt sich in ihrer Sprachform schon um die zirkuläre Ausdrucksform einer deduzierenden Induktion, im Grunde um ein Selbstgespräch. Sprache wird auf diese Weise zum Subjekt der Erkenntnis, dem alle folgen müssen, die dieser strukturalisierten Sprache folgen und sie befolgen. Darin verfallen sie aber leicht in einen Hermeneutischen Zirkel, der darin verläuft, dass das Wesentliche eines Begriffs schon sprachlich formulierbar ist und damit die Sprache schon zum Subjekt der Erkenntnis dessen wird, was erst begriffen werden soll, indem es analysiert wird. Marx hatte dieses Verfahren an dem eingefleischten Kulturbürger Lassalle kritisiert, der durch einen breiten philosophischen Diskurs über Heraklit bis zu Hegel belegen - und damit beweisen - wollte, dass "seine Dialektik" einen Fortschritt in der Systematik darstellt, ohne dass hierzu irgendeine substanzielle Analyse der wirklichen Verhältnisse nötig wäre. Was sein geisteswissenschaftliches Erkenntnisinteresse antreibt ist, dass er "den Gedankenprozeß exakt nur nach dem vorgeschriebnen Rezept und in den formes sacramentales [geheiligten Formen] vornehmen kann. Exakt so unser Lass[alle]. Der Kerl scheint sich die Hegeische Logik an Heraklit klarzumachen gesucht haben und gar nicht müde geworden zu sein, diesen Prozeß stets von neuem zu beginnen." (MEW 19, S.274) Zirkulär ist hier allerdings nicht mal nur das Begreifen wollen selbst, sondern vor allem die Beziehung zum Gegenstand solcher Gedankenformationen, ihr Hype. So wie sich Menschen an einem Schlager begeistern können, wenn sie darin ihre Erlebnisse formuliert finden, wird hier ein längst vorgegebener Gedanke zum Repräsentanten einer nicht mehr vorhandenen Erkenntnis, die auf ihre bloß formellen Beziehungen reduziert wird. Marx hat Lassalle zugesprochen, dass er das, was der für wesentlich hält, gar nicht begriffen hat - und das hat Marx mit seiner Kritik des Gothaer Programms von Lassalle vervollständigt. Denn gerade der absolut systemkritische Lassalle hat sich mit seinem Gründungsprogramm der SPD als bester Affirmation des Kapitalismus erwiesen, weil er ein blinder Agent der Beschreibung von zeitgeschichtlichen Notwendigkeiten ist, deren Aufhebung dadurch - eben so wie von jedem Strukturalisten - verhindert wird, wodurch die notwendige Emanzipation gegen diese Verhältnisse in einem System einer nur noch scheinbar begründeten Logik eingehüllt wird und das Bewusstsein einer praktischen, einer wirklichen Not hierüber vernebelt. Ein Strukturalist lebt von der Verallgemeinerung, kennt das Allgemeine schon im Vorhinein als reine, als selbständige Objektivität der Form, also weit außer sich und versteht sich daher auch nicht wirklich subjektiv, weil er darin verschmolzen, auch für sich hiervon ununterscheidbar objektiv ist. Weil er im Unsinn seiner systemlogischen Selbstbestätigung geradezu schwelgt, ist er gegen jede wesentliche Erkenntnis schon immun, bevor sie ihn überkommen könnte. Und weil er schon in seinem Denkansatz sich selbst als das abstrakt Allgemeine zu verwirklichen sucht und sich daher längst über allem Zweifel, allem Grund zur Selbsterkenntnis erhaben versteht, hat er keine konkrete Gedanken mehr nötig - eben weil er der herrschenden Gedankenwelt durch seine Lebenswelt schon ergeben ist. "Er wird zu seinem Schaden kennenlernen, daß es ein ganz andres Ding ist, durch Kritik eine Wissenschaft erst auf den Punkt [zu] bringen, um sie dialektisch darstellen zu können, oder ein abstraktes, fertiges System der Logik auf Ahnungen eben eines solchen Systems anzuwenden." (MEW 29, S.275) Es gibt allerdings keinen einheitlichen Strukturalismus, sondern nur strukturalistische Grundannahmen, die in den verschiedenen Strukturalismen immer wieder produktiv werden und vom Systemcharakter der Struktur ausgehen: Die Struktur bedingt die Funktionalität der Teile im Verbund einer Ganzheit (siehe hierzu Systemtheorie). Untersuchungsobjekte werden nicht für sich genommen betrachtet, da jedes einzelne Objekt überhaupt nur innerhalb eines Gesamtzusammenhangs individuierbar und betrachtbar ist und als seiend in Frage kommt, dass alles also nur aus einem "Standpunkt der Gesellschaft" zu verstehen sei, durch den das Individuum (wie bei Lassalle in seinem Entwurf des Parteiprogramms der SPD) begründet wäre In dieser Beziehung hat sich der Strukturalist Michael Heinrich einen ganz klassischen Fauxpas mit einem Marxzitat geleistet, durch das er belegen wollte, daß Marx den strukturalistischen Standpunkt der Gesellschaft als solchen vertreten würde, dem Standpunkt, dass Gesellschaft nicht aus den Verhältnissen von Individuen zu verstehen sei, sondern aus einer Ansammlung der Beziehungen von Menschen bestünde, als eine "Summe der Beziehungen, Verhältnisse ..., worin diese Individuen zueinander stehn" (M. Heinrich: "Kritik der politischen Ökonomie" 2005, S. 43). Und damit zitiert er Marx ausgerechnet an der Stelle, wo dieser mit genau diesem Wortlaut den "Standpunkt der Geldschaft" bei Proudhon kritisiert: "Das sog. Betrachten vom Standpunkt der Gesellschaft aus heißt nichts, als die Unterschiede übersehen, die grade die gesellschaftliche Beziehung (Beziehung der bürgerlichen Gesellschaft) ausdrücken. Die Gesellschaft besteht nicht aus Individuen, sondern drückt die Summe der Beziehungen, Verhältnisse aus, worin diese Individuen zueinander stehn. Als ob einer sagen würde: Vom Standpunkt der Gesellschaft aus existieren Sklaven und Citizens nicht: sind beide Menschen. Vielmehr sind sie das außer der Gesellschaft. Sklav sein und Citizen sein, sind gesellschaftliche Bestimmungen, Beziehungen der Menschen A und B. Der Mensch A ist als solcher nicht Sklav. Sklav ist er in der und durch die Gesellschaft. Was Herr Proudhon hier von Kapital und Produkt sagt, meint bei ihm, daß vom Standpunkt der Gesellschaft aus kein Unterschied zwischen Kapitalisten und Arbeitern existiert, ein Unterschied, der eben nur vom Standpunkt der Gesellschaft aus existiert.)" (MEW 42, S.189) Der Strukturalismus hatte eine Hochphase in den 1960er bis 1970er Jahren. Er spielte auch in der Marx-Rezeption eine große Rolle, indem er die Formbestimmungen der Waren produzierenden Gesellschaft und des Kapitals auf ihre Struktur reduzierte, und von da her auf deren Begriffssubstanz, auf die Wertsubstanz als Trieb dieser Verhältnisse verzichten konnte. So verloren die Formbestimmungen, wie sie Marx analysiert hatte, ihren Doppelcharakter, die doppelt bestimmte Form, und wurden schließlich auf ihr bloßes Form-Sein reduziert, der Kapitalismus daher zu einer falschen Gesellschaftsform verkürzt. Eine solche Form wäre daher einfach auch durch die Machtergreifung, durch die Gewaltanwendung für eine andere, eine "richtige" Form einnehmbar. Es war dies die Grundlage des Leninismus und verkürzte den Marx'schen historischen Materialismus auf einen "Dialektischen Materialismus", der eine neue Schule des Wissenschaftlichen Sozialismus aufbrachte. Heutige Vertreter dieser Methodik ist z.B. die Kritische Psychologie. Der wesentliche Fehler der Grundüberzeugung des Strukturalismus, dass Inhalte der Erkenntnis wissenschaftlich völlig gleichgültig seien, ergab eine Gleichsetzung der Abstraktion, wie sie aus widersprüchlichen Verhältnissen ergeht und deren Einheit darstellt, mit Wesenslosigkeit schlechthin. Mit solcher "Dialektik" bleibt in diesem Begriffsverständnis keinerlei Wirklichkeit enthalten und auch die Lebenssubstanzen, der Stoffwechsel und seine Entwicklung zu einer hochindustrialisierten Gesellschaft, verlieren damit jeden Belang. Das wesentliche Argument des Marxismus, dass gerade die Entwicklung der Produktivkräfte die Sprengkraft gegen das Wertgesetz der Marktwirtschaft enthalte, war damit schlicht beseitigt und zu einer bloßen sprachlichen Formulierung verkommen. Die Folgen waren in der Parteienbürokratie des "Realsozialismus" zu erfahren, durch die dann das "richtige" Wertgesetz eingehalten werden sollte. Ein Staatskapitalismus war also die direkte Folge eines strukturalistischen Denkens, das nicht anderes als eine neuere Form des abstrakten Denkens ist (siehe hierzu auch Gedankenabstraktion). | ![]() | |