"Nun ist der Reichtum einerseits Sache, verwirklicht in Sachen, materiellen Produkten, denen der Mensch als Subjekt gegenübersteht; andrerseits als Wert ist er bloßes Kommando über fremde Arbeit nicht zum Zweck der Herrschaft, sondern des Privatgenusses etc. In allen Formen erscheint er in dinglicher Gestalt, sei es Sache, sei es Verhältnis vermittelst der Sache, die außer und zufällig neben dem Individuum liegt. So scheint die alte Anschauung, wo der Mensch, in welcher bornierten nationalen, religiösen, politischen Bestimmung auch immer als Zweck der Produktion erscheint, sehr erhaben zu sein gegen die moderne Welt, wo die Produktion als Zweck des Menschen und der Reichtum als Zweck der Produktion erscheint. In fact aber, wenn die bornierte bürgerliche Form abgestreift wird, was ist der Reichtum anders, als die im universellen Austausch erzeugte Universalität der Bedürfnisse, Fähigkeiten, Genüsse, Produktivkräfte etc. der Individuen? Die volle Entwicklung der menschlichen Herrschaft über die Naturkräfte, die der sogenannten Natur sowohl, wie seiner eignen Natur? Das absolute Herausarbeiten seiner schöpferischen Anlagen, ohne andre Voraussetzung als die vorhergegangne historische Entwicklung, die diese Totalität der Entwicklung, d.h. der Entwicklung aller menschlichen Kräfte als solcher, nicht gemessen an einem vorhergegebnen Maßstab, zum Selbstzweck macht? wo er sich nicht reproduziert in einer Bestimmtheit, sondern seine Totalität produziert? Nicht irgend etwas Gewordnes zu bleiben sucht, sondern in der absoluten Bewegung des Werdens ist?" (MEW Band 42 Seite 395f) Objekte entstehen durch Subjekte, die in ihren Objekten (siehe Gegenstand) sich subjektiv verwirklichen und hierdurch Form für sich sind. Von daher sind die Subjekte als Inhalt ihrer objektiven Produkte diesen auch unterworfen (sub jectiv), in ihrer Wirklichkeit von ihnen abhängig. Diese besteht also aus einer Identität von Subjekt und Objekt, die darin sich Verhalten und aufeinander Wirken. Darin ist jeder Widerspruch schon ihrer Form nach angelegt. Die Philosophie war immer schon eine Theorie der Schöpfung, letztlich Theologie auf der Suche nach dem Wesen, das Geschichte macht. Bei Platon waren es zum Beispiel die Gottheiten eines idealen Lebens, bei Hegel der Geist der Weltgeschichte, der Weltgeist, bei Fichte die Selbstgewissheit einer absoluten Selbstbeziehung (siehe Ich), bei Kant der mündige Bürger, der durch seine Vernunft und Urteilskraft das menschliche Leben gestaltet. Bei alledem sollte das Subjekt als eine subjektive Identität der menschlichen Bildung (siehe auch Bildungsbürger) erwiesen werden, wesentlicher Grund für die die Zivilisation, der Macht des menschlichen Willens (Friedrich Nietzsche) durch den Sinn seines Seins (Martin Heidegger). Die Frage nach der menschlichen Identität eines Subjekts endete zwangsläufig in einer reaktionären Beantwortung, weil die Philosophen schon mit ihrer Fragestellung immer nur sich selbst interpretieren, ihr identitäres Denken zu einem Begriff von sich selbst entwickeln konnten. Der setzt dann naturgemäß die Einheit eines Wesens voraus, das in den Entzweiungen der Gegenwart aufzulösen sein soll, um die Menschheit von ihren Ängsten und Krisen aus den Widersprüchen ihres Selbstbewusstseins zu befreien. In dieser Zwecksetzung war Wissenschaft begründet worden, die ausschließlich mit dem Dasein der Menschen als persönliche Subjekte ihrer Geschichte, niicht aber mit ihrem Gegenstand selbst befasst sein wollte. Mit seinen 2. Feuerbachthese erinnerte Marx daran, dass kein Wissen, keine Wahrheit ohne einen Gegenstand entstehen kann. "Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage." (MEW Bd.3, S. 533 bis 535) Demnach steht jede Subjektivität in einem praktischen Verhältnis zu ihren Objekten und kann sich nur in ihrer tätigen Beziehung auf sie bewahrheiten. Subjekt ist das erzeugende Wesen in der Beziehung auf ein Objekt, das dessen Werden bestimmt, weil es ihm unterstellt ist, ihm wesentlich zugrunde liegt (lat. subjectum: das sub=darunter-jektum=geworfene im Sinne von Zugrundeliegendem, Vorausgesetztem). Daher geht es erst in seinem Objekt wirklich auf, kann also auch nicht ohne Vergegenständlichung subjektiv sein. Dennoch ist sein Gegenstand, das Objekt, nicht einfach seine Gestaltung, seine einfache Darstellung, wie es der Idealismus als reine Identität unterstellt. Das Objekt ist als Form des Subjekts zugleich ein Ganzes, in welchem das Subjekt sich gegenständlich bewahrheitet, ohne Gegenstand keine Form hat, also nicht wirklich wahr sein kann, weil es sich seinem Inhalt gemäß nur im objektiven Sein des Subjekts und im subjektiven Sein des Objekts bewähren kann. Die Beziehung von Subjekt und Objekt besteht daher in einer Identität, die nur durch beides ist und zugleich beides als Beziehung von Inhalt und Form entwickelt, innere Notwendigkeit wie auch Freiheit, die von und für beides, also subjektiv wie objektiv ist. Zum Beispiel im Verhältnis von Arbeit und Bedürfnis: "Die Produktion liefert dem Bedürfnis nicht nur ein Material, sondern sie liefert dem Material auch ein Bedürfnis. Wenn die Konsumtion aus ihrer ersten Naturroheit und Unmittelbarkeit heraustritt - und das Verweilen in derselben wäre selbst noch das Resultat einer in der Naturroheit steckenden Produktion -, so ist sie selbst als Trieb vermittelt durch den Gegenstand. Das Bedürfnis, das sie nach ihm fühlt, ist durch die Wahrnehmung desselben geschaffen. Der Kunstgegenstand - ebenso jedes andre Produkt - schafft ein kunstsinniges und schönheitsgenußfähiges Publikum. Die Produktion produziert daher nicht nur einen Gegenstand für das Subjekt, sondern auch ein Subjekt für den Gegenstand." (MEW 13, Seite 622). Dadurch, dass sich das Subjekt im Objekt bewahrheitet und bewährt, ist es das wesentliche Moment einer Ganzheit. Diese entwickelt sich in weit umfänglicherem Dasein, als es die Summe ihrer Teile und Eigenschaften sein könnte. Sie ist Beziehung aus sich dadurch, das sie zugleich sich in vieles anderes Ganzes hinein vermittelt, seine Synergie aus seinen Beziehungen auf anderes gewinnt. Wo es ein Verhältnis von Subjekt und Objekt gibt, ist deren Identität zu unterstellen, - und wo Menschen nur Subjekte oder nur Objekte sind, kann dieses Verhältnis und auch ihr Verhalten in dieser Beziehung nicht wahr sein. Objekt-Objekt-Beziehungen widersprechen sich selbst, indem sie ein ihnen äußerliches Subjekt unterstellen, dem sie entfremdet sind. Darauf laufen alle bürgerlichen Verhältnisse hinaus, weil sie sich über einen Warentausch zu vergesellschaften haben, in welchem der Wert des Geldes das gesellschaftliche Subjekt ihrer Verhältnisse ist (siehe Warenfetischismus). Das bürgerliche Subjekt ist der Wille des Geldbesitzes, subjektiv also eine Persönlichkeit, die ihre Beziehungen durch Geld als Kaufmittel bewirkt und sich in den hierdurch bedingten zwischenmenschlichen Beziehungen als Mensch spiegelt, also als eine narzisstische Persönlichkeit handelt. Alle Beziehungen des Subjekts auf anderes sind Relationen, die bestimmend sind. Aus demselbem Grund wie ein Subjekt sich auf ein Objekt als ganz anderes bezieht, unterwirft es sich auch diesem in der Gestalt, dass es in notwendiger Beziehung zu ihm bleibt, also objektiv von ihm abhängig ist. Von daher bestimmt es dieses, wie es auch in diesem seine Bestimmung hat. Das Erzeugende ist nur darin im Unterschied zum Objekt, dass es das Objekt allgemein nur als sein Moment wahr hat und dieses durch sich begründet, ohne dieses allerdings auch beziehungslos und gleichgültig wird. Dem Inhalt nach ist das Bestimmte oder Erzeugte selbst die Bestimmtheit des Subjekts, enthält und verkörpert sein Wesen als seinen Gegenstand, als Gegenstand von und für es. Das Wesen des Objekts ist damit so subjektiv, wie das Subjekt darin objektiv ist. Es ist per Definition das logische Verhältnis einer Identitaet, die lediglich in ihrer Form unterschieden ist, Gegenständlichkeit hat. Ein Subjekt gibt es also nicht ohne Objekt; eine willkürliche Beziehung hierzu ist nicht möglich. Es ist durch seine Objektivität sich selbst unterworfen, weil es diese bestimmt und sich in dieser Bestimmung hierauf auch verhält. Das besagt schon der Wortstamm dieses Begriffs (lat.: subicere = unterwerfen, subiectum = das Unterworfene). Darin steckt Weisheit: Was bestimmt, ist seiner Bestimmung ebenso unterworfen wie das Bestimmte, steht in einer notwendigen Beziehung zu ihm und leidet Schmerz ohne diese (Hegel). Subjektivität gibt es nur im Verhältnis zur Objektivität als Notwendigkeit, sich zu dieser frei zu verhalten, bestimmt und bestimmend in einem zu sein. Das Subjekt ist dadurch für sich selbst nur frei, wenn es darin auch seine Not gewendet, sich über diese herausgesetzt hat. So wie Menschen ihre Interessen und Bedürfnisse zu ihrer Naturmächtigkeit entwickeln, welche die Weltgeschichte mit Notwendigkeit weitertreibt, so sind sie auch darin abhängig von ihrer eigenen Produktion, durch welche ihre Bedürfnisse wiederum bestimmt werden. Es ist ein Kreislauf, in welchem Geschichte immer wieder auf sich zurückkommt und sich erneuert. Mögen sich die Menschen subjektiv willkürlich erscheinen, Notwendigkeit und Freiheit beziehen sich nur objektiv aufeinander. Die Unterworfenheit des Subjekts unter seine Bestimmung wird dadurch zu seiner Befreiung, dass es Objektivität erzeugt, dass es sich außer sich setzt, sich in anderes Sein versetzt, sich ändert und diese Änderung als seine Geschichte gestaltet. Demnach gibt es nur eine geschichtliche Beziehung von Subjekt und Objekt, ein beständiges Aufgehen und Aufheben des einen im anderen als Verhältnis des gegenständlichen Verlangens und Gestaltens (das macht die Dialektik des historischen Materialismus aus). Aus der Geschichte gibt es keine Flucht, es gibt nur ihre Veränderung. Die Menschen sind auf der Welt, worein sie geboren sind und haben keine Alternative zu dieser. Sie müssen diese als ihre Objektivität leiden, soweit sie dabei Menschen bleiben können, und als solche können sie diese auch verändern. Nur die Charaktermasken dieser Welt können sich über die Welt, also über ihr Menschsein erheben und Macht gegen diese suchen, sich die Welt zum Untertan machen (Gottes Gebot bei der Vertreibung aus dem Paradies). Hierfür allerdings müssen sie sich die Mittel einer verselbständigten Subjektivität verschaffen (siehe Geldbesitz). Vom bürgerlichen Bewusstsein wird Subjektsein und Menschsein verwechselt, indem es von der Welt so getrennt wird, wie der Bürger durch seinen Besitz auch von ihr getrennt erscheint. Dabei gilt Subjektivität als für sich seiendes unmittelbar lebendiges Menschsein jenseits aller Objektivität. Der Mensch wird hierbei als willkürliches Subjekt begriffen, das im Besitz der Entwicklungskraft ist, die sich lediglich in Produktform abbildet, nicht aber wirklich sein Leben auch bestimmt, - dies um so mehr, wie die Aufklärung dem allein durch sich selbst bestimmten Menschen die kritische Vernunft zugewiesen, ihre spekulative Ethik daraus abgeleitet hat. Seit der Kritik der Religion und der Metaphysik überhaupt gilt der Mensch als Subjekt seines Lebens, die Welt als dessen Produkt, sondern als bloßes Mittel hierfür. Der Stoff der Welt erscheint von daher selbst nur als äußeres Objekt, als von ihm abgetrenntes Naturding, das prinzipiell unterworfen ist, - der Mensch als durch sich selbst bestimmte Wirklichkeit, die keinen Sinn außer sich hat und daher reine Objektivität ist. Er selbst ist damit eine Wirklichkeitskonstruktion, die sich ausschließlich in einem Sinn für sich entwickelt - sei es als Wille (Schopenhauer, Nietzsche), als Seiendes, als Existenzial (Heidegger) oder unverwirklichtes Subjekt (Hegel, Adorno). Letztlich wird hierin der Mensch als herrschendes Zentrum der Welt verstanden, zum Prinzip eines überweltlichen Egoisten, der sich seine Objekte lediglich einzuverleiben sucht, nicht selbst als Wesen der Natur ist (siehe hierzu auch Naturempfindung). Subjektiv ist der Mensch nach Marx aber nur als ein sich selbst gestaltendes, also durch und vermitelst seiner Objektivität sich geschichtlich bildendes Wesen. Dieses ist geworden aus der "Bildungsgeschichte seiner Sinne", wie sie in der Welt aus ihrer Natur heraus vergegenständlicht sind. Nach ihm ist der Mensch in seiner Selbstvergegenständlichung nicht nur geistig, sondern auch stofflich begriffen, Subjekt und Objekt seiner Geschichte, im Bildungsprozess seiner Sinne durch die Gegenständlichkeit seiner Bedürfnisse und der Produktform ihrer Gegenstände, im bestimmten Stoffwechsel seiner Zeit. Solchem Subjekt gilt seine Welt daher subjektiv als Gegenstand. Vergegenständlichung seiner Arbeit und Mittel seiner Befriedigung, Naturalisierung des menschlichen Wesens, Erzeugung und Reflexion seiner Natur wie Verwirklichung der Natur überhaupt, die dadurch angeeignet wird, dass aus ihr menschlicher Reichtum stofflich wie geistig als ein Gegenstand von und für Menschen gebildet wird (siehe auch Kultur). Und gerade durch seinen Reichtum ist der Mensch von seinem Gegenstand auch abhängig, weil er ohne ihn nicht Mensch sein kann, daher in einer inneren notwendigen Beziehung zu seinem Gegenstand verbleibt, sowohl als einzelnes Individuum wie als Mensch schlechthin. "Der reiche Mensch ist zugleich der einer Totalität der menschlichen Lebensäußerung bedürftige Mensch. Der Mensch, in dem seine eigene Verwirklichung als innere Notwendigkeit, als innere Not existiert." (MEW 40, S.544). Das Objekt kann dem Subjekt allerdings auch fremd werden dadurch, dass es nicht als Verwirklichung des Subjekts, als menschliche Sache ist, sondern als Ding mit eigener Bestimmung erscheint, also durch seine Existenzform selbst bestimmt ist (siehe hierzu z.B. die Wertform). Wo die Sachen nicht menschlich zum Menschen verhalten kann, da erscheint sie als ein fremdes Wesen (siehe Entfremdung), ein Unwesen mit eigener Natur, das objektive Subjektivität hat, z.B. in einem Prinzip für sich selbst (siehe bürgerliches Subjekt). Der Reichtum schaffende Mensch ist ein subjektives Wesen, das sich objektiv äußert - sei dies als Prolet oder Kulturarbeiter. Dies sind lediglich durch die Existzenzformen der Besitzverhältnisse bestimmte Unterschiede der Arbeitsteilung innerhalb einer Klasse eigentümlich arbeitender Menschen, wie sie in den herrschenden Besitzständen objektiviert sind. | ![]() |