"Weil in jedem einzelnen Falle die ökonomischen Tatsachen die Form juristischer Motive annehmen müssen, um in Gesetzesform sanktioniert zu werden, und weil dabei auch selbstverständlich Rücksicht zu nehmen ist auf das ganze schon geltende Rechtssystem, deswegen soll nun die juristische Form alles sein und der ökonomische Inhalt nichts. ... Noch höhere, d. h. noch mehr von der materiellen, ökonomischen Grundlage sich entfernende Ideologien nehmen die Form der Philosophie und der Religion an. Hier wird der Zusammenhang der Vorstellungen mit ihren materiellen Daseinsbedingungen immer verwickelter, immer mehr durch Zwischenglieder verdunkelt. Aber er existiert." Aus einer phänomenologischen Interpretation des Konstruktivismus hatte sich die Frage nach dessen Urteilskraft neu gestellt, weil das Nebeneinander von Konstrukten und ihrer monadischen "Entitäten" auf Dauer keinen wirklichen Sinn ausmachen konnten. Für Niklas Luhmann stellte sich daher die Frage, woraus sich ihre wechselhaften Beziehungen überhaupt begründen lassen könnten. Mit der Fragestellung eröffnete sich ihm die seit Aristoteles und Marx festgehaltene Erkenntnis, dass keine gleiche Gültigkeit und kein Vergleich, also keine Angleichung Geschichte machen kann, sondern dass es die Unterschiede sind, die "Differenzen" zwischen ihren Eigenschaften in der Beziehung zu ihrer Umwelt sind, die ihren Sinn bilden und entwickeln (siehe Sinnbildung). Was allerdings für Marx nur ihren abstrakt allgemeinen Zusammenhang erklären kann, war für Luhmann ein Verhalten von autopoietischen Einzelwesen zu ihrer Umwelt, die durch ihre Funktionalität aufgehen und durch Kommunikation zu komplexen Systemen entwickelt werden und ebenso auch veränderbar sind. Was in einer dialektischer Systematik sich inhaltlich in der Notwendigkeit der Veränderungen fortbildet, wird verschwindet dadurch in das Belieben einer verallgemeinerten Wechselhaftigkeit. Das System entwickelt wiederum eine Umwelt von Systemen, die miteinander Kommunizieren, um sich zu erhalten und zu effizieren. Die ganze Welt lässt sich somit wie ein Netzwerk unendlicher Funktionalitäten vorstellen und jede einzelne Beziehung in einem kypernetisch vermittelten Zusammenhang aller Differenzen aus deren Funktionen ganz wesenslos, also unwesentlich "erklären". Der Zusammenhang erscheint von daher wie ein System, das nur durch seine Funktionalität Sinn macht. Das System reduziert sich somit überhaupt auf die Funktionalität ihrer "Entitäten", wie sie auch technisch über Computersysteme darzustellen und zu befördern sind. Von daher ist der Kern der Luhmann'schen Soziologie eine Totalisierung und zugleich Relativierung der wirtschaftlichen, psychologischen, rechtlichen und politischen Systeme, die durch eine "freie Kommunikation" der Menschen und ihren Formationen sich als Relationen sinnvoller Anpassungen erweisen und auch ändern lassen sollen. Es ist dies zugleich ein Grundgedanke des Neoliberalismus. Und das hat eine längere Geschichte hinter sich. In der erkenntnistheoretischen Fragestellung, was die Wahrheit einer wissenschaftlichen Beurteilung aus der Schlussfolgerung eines logische Zusammenhangs ist, hatte sich mit der Entwicklung des Konstruktivismus eine Umkehr vom empirisch nachweisbaren Tatsache zu einem System seiner Funktionalität, zu einer funktionellen Struktur entwickelt, welches als Systemtheorie zur gängigen Theorie des Systems geworden war. Sie reduzierte dessen Zusammenhang auf die positive Logik einer Wissenschaft, die selbst nur funktionieren wollte, die sich nurmehr an ihrem Erfolg im Zusammenhang ihrer Funtionen "bewahrheiten", deren Erfolg als Erfolg ihrer Theorie mit den Abstraktionen ihrer Funktionalität identifizieren und erfassen lassen sollte. An und für sich ist dies allerdings ein Zirkelschluss ihrer Wahrheitsfindung, der nur das logisch bestätigen kann und soll, was die Kreisläufe der hierfür aufgesammelten Daten auf deren Integrität im System reduzierte und in ihrer gelungenen oder abweichenden Funktionalität einordnen und deren Probleme hiernach korrigieren und deren Technokraten Entscheidungskriterien liefern will. Wahr kann hierfür daher nur das sein, was im Zusammenhang seiner Systematik schlicht und einfach funktioniert. Systemtheorie ist die Wissenschaft der binären Logik einer Kybernetik, die sich analog zur Computertechnologie mit der Bürokratisierung der Wissenschaften zu einer schlechten Unendlichkeit ihrer Selbstbestätigung entwickeln konnte, die lezlich nur eine unendliche Selbstbestärkung des Wissens im Jenseits aller sinnlichen Gewissheiten sein konnte und wolte. Die ursprünglich noch empirischen Wissenschaften des Positivismus bezogen ihre Erkenntnisse aus den politischen Erfahrungen mit Problemen, die durch Hypothesen und Gegenhypothesen befragt und bewertet wurden. Dabei entstanden immer auch Durchschnittswerte, um welche die Bewahrheitung der gemessenen Daten variieren sollten und zu einer Analyse einer besonderen Abweichung der auftretenden Phänomene und Symptome hergenommen werden. Das Ziel solcher Wissenschaften war die Zusammenstellung abstrakter Beziehungen in einer "Wenn-dann-Beziehung", die mit der statistischen Häufigkeit ihres Zusammentreffens zu einem Verhältnis von Ursache und Wirkung verklärt wurde. Dies hatte zu unüberschaubaren Folgerungen geführt, aus denen die Systemtheorie als Wissenschaft eines Erklärungsmusters (siehe auch Mustertheorie) hervorgegangen ist, das durch den am Erfolg der Funktionalität der Erklärung quantifizierten Einstellungen und Fakten begriffen sein sollte. Im Zirkelschluss der hieraus bemessenen Erfolge einer Schlussfolgerung, die aus der erfolgreichen Funktionalität ihrer Aussagen als bewährt gilt, vereint sich diese mit dem untersuchten Fakt und wird selbst rein faktisch. Hierdurch kann natürlich jede Aussage gültig werden, die das bewahrheitet was in einem kybernetischen System der möglichen Relationen als optimale Schlussfolgerung "erschlossen" wird. Von daher ist Systemtheorie die Grundlage der Wissenschaften, die dem System verpflichtet sind, das wie die Ontologie einer auf ewig verselbständigten gesellschaftlichen Natur vorgestellt wird, zugleich sich aber einer naturwissenschaflichen Argumentation enthebt (siehe hierzu "Systemtheorien Systemtheorien – der Mythos vom System einer naturhaften Gesellschaft"). Das Erklärungssystem der systematisierten Funktionen unterstellt deren widerspruchsfreien Zusammenhang, die somit nicht mehr zu hinterfragen sind. Systemtheorie ist damit rein politisch begründet und legitimiert somit das politische System abstrakter Fnktionszusammenhänge. Mit der Aufsammlung und dem Vergleich aller politisch relevanten Daten zu einer "Beweisführung" will sich systemtheoretische Wissenschaft also vor allem als eine "systemrelevante" rein normative Theoriebildung vor allem politisch beweisen, welche eine instrumentelle Vernunft (siehe Aufklärung) zur Behebung gesellschaftlicher Probleme befolgt. Wovon sie bei dieser Sammlung absieht (siehe Abstraktion), geht allerdings nicht in ihre Diskussionen ein; und deshalb erscheinen ihre Absichten einer kybernetischen Wahrheitsfindung im Sinne eines höherwertigen Funktionalismus eines absolut erfassten Lebensverhältnisses getrieben. Dieser lässt sich aber nur als Wert von Effizienzen ermitteln, also durch die abstrakte Quantifizierung ihres "Erfolgs" im Sinne ihrer Systematisierung der Erfolge eines Systems. Mit solcher Quantifizierung können nur Zahlen als Masse einer Gemengelage (siehe Menge) verabsolutiert werden. Es handelt sich dabei um Zahlen, die nichts mehr zu erzählen haben, die keinen Sinn haben, sondern nur einen Zweck darstellen, den eine politisch interessierte Statistik ihnen schon bei ihrer Ermitlung vermittelt und ihre wirklichen Zusammenhänge auftrennt und durchschneidet. Und weil jeder Durchschnitt eine Aufzählung zur Erfassung der Summe eines Ganzen voraussetzt, sieht sich der Wissenschaftler mit einem systemtheoretischen Erklärungsanspruch außerstande eine Beurteilung ohne dessen ganze Daten-Erfassung zu fällen. Das Vereinzelte ist daher jenseits seiner wirklichen Beziehungen absolut unter das Allgemeine subsumiert. Und gerade hierdurch ist die "Wahrheit" seiner Isolation dann eben auch totalitär, sowohl empirisch als auch erkenntnistheoretisch unkritsierbar. "Teile und Herrsche" (siehe hierzu auch Faschismus) ist somit zum Kriterium der Wissenschaft einer nominalsisierten Norm geworden (siehe auch politischer Nominalismus) und lediglich im Anspruch auf seine Funktion in einem ihm völlig äußerlichen gesellschaftlichen Lebensverhältnis zu "bewahrheiten". Von daher betreiben alle Systemtheorien vor allem eine systematisierte Bürokratie, mit der sie sich den Institutionen der Sozialadministrationen als wissenschaftlichen Bürokratismus anbieten. Diese aber betreiben einen schleichenden Autoritatismus, der nicht nur deren Funktionalität, sondern zugleich auch die autoritären Charaktere der Verwaltungen besonders zufriedenstellen und ihre Anpassungs- und Machtinteressen zu einer alltagspolitischen Gewohnheit machen (vergleiche hierzu Hannah Ahrendt "Banalität des Bösen"). Eine Wissenschaft, die nur bloße Daten zu einer statistischen Wahrheitsfindung hernimmt, wird schnell zu einer normativen Gewalt des Faktischen, wie z.B. in der Verhaltenstheorie oder Psychiatrie der Krankheitsbegriff zur Normierung und Aussonderung des "abweichenden Verhaltens" durch einen bloßen Nominalismus hinreichte. In dem Maß, wie diese Abweichungen auf bloße Funktionsstörungen reduziert und somit für die Interessen der Anwender der Wissenschaften leicht handhabbar geworden waren, gingen immer mehr fremde Interessen in sie ein (vergleiche z. B. die Popularisierung von Blutdruckwerten und Gesundheitsdaten für die Absatzbedürfnisse der Pharmaindustrie oder die Bewerbung für Nahrungsmittel wie Margarine, Öle, landwirtschaftliche Produkte usw.). Inzwischen ist die Allgemeinheit funktionalistischer Perfektion als normative Macht zum Maß einer maßlosen Problembewältigung geworden, die den Erfahrungswerten überhoben wurden und dem neoliberalen Prinzip der Optimierung der Systematik ihrer Konkurrenz (schneller, besser, schöner, weiter) fast schon total verfügbar geworden sind. Die Systemtheorien beruhen auf der Ideologie von ausschließbaren Störungen (siehe auch Krankheitsbegriff), die durch binäre Entscheidungen behoben werden sollen. Nicht durch empirisch vergleichbare Erfahrungen und daran fortentwickelte Schlussfolgerungen, sondern durch die nach Maßgabe eines hypothetischen Systems im Ganzen normativ erschlossenen Entscheidungen sollen die Störfaktoren des Systems kybernetisch "weggeregelt" werden. Für deren Funktionalismus reichen die durch die hiernach betriebene Aufsammlung von Informationen "bewiesenen" Zusammenhänge, die keine Hypothesenbildung und deren Validierung gegen mögliche Gegenhypothesen nötig haben, sondern deren Daten schon nach den Anforderungen eines funktionierenden Systems, also nach rein normativen Begriffen erhoben und sortiert werden. Von daher steht das ganze System für eine vorausgesetzte "Wahrheit", dessen Funktionen und Funktionsstörungen der einzige Grund wissenschaftlicher Theorie und Praxis ist. Seit den 80er Jahren hat sich diese wissenschaftstheoretische Ausrichtung mit der Entwicklung und Affirmation des Neoliberalismus entwickelt. Sie ist die Fortentwicklung eines radikalen Positivismus, wie er sich aus dem Glauben an die funktionelle Vollkommenheit eines systematisch erfassten Lebens in der Diskussion um die Computertechnologie und der Kunstszene in der gesellschaftlichen Wahrnehmung der 40er und 50er Jahre und ihrer politischen Kultur während und nach dem zweiten Weltkrieg aus einer antifaschistisch herausgehobenen postmodernen Ideologie des Liberalismus entstanden war. Systemtheorie gründet auf der wundersamen Erkenntnis, dass Wirklichkeit nicht durch die Geschichte der Menschen materiell geschaffen ist (sieh hierzu Dasein), sondern eine freie Erfindung, eine bloße Konstruktion der Menschen sei (siehe Konstruktivismus), dass aber deren Zukunft aus kybernetisch organisierten Netzwerken zu entwickeln wäre. Ein toller Widerspruch: Nicht die Menschen, sondern Computer seien über ihre Datenverarbeitung die besten Entscheidungsträger für den gesellschaftlichen Fortschritt, der sich daraus ergeben solle, dass man die erkennbaren Funktiionsstörungen eines Systems durch neue Regelkreise der systemischen Funktionen ausweitet und verbessert. Aller Nutzen wird hierbei auf eine binäre Logik seiner Funktionalität reduziert, die Entscheidung an einer hiernach optimierten Effizienz bemessen. Empirische Forschung wird dadurch zunehmend bedeutungslos, weil sie durch verbesserte Algorithmen funktionelle Perspektiven entwickeln könne und sich dadurch auch schon rein logisch automatisieren lasse. Die Geschichte einer Bildung fällt aus und scheitern schon in der Wahrnehmung an deren schon mit ihren statistisch erhobenen Daten einer formbestimmten Wahrheitsfindung unterworfen. Dies alles entwickelte sich mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals, der Geschichte seit den 70er Jahren, die dem Objektivismus der 40er Jahre zumindest an den Fiktionen der Postmoderne noch nachhing. Der Subjektivismus, den heute das neoliberale Bewusstsein nötig hat (siehe subjektiver Objektivismus), konnte von Luhmann u.a. verwissenschaftlicht werden, indem die Funktionalität des Ganzen als subjektive Notwendigkeit einer allgemeinen Nützlichkeit für alle zu einem objektiven Subjektivismus verklärt wurde. Die Systemtheorien brachten auf den Markt der Meinungen und Positionen, was inzwischen auch schon vom Strukturalismus von linken und rechten Erkenntnisinteressen vorgegeben war: Der allgemeine Nutzen wurde zu einer Objektivität der Funktionalität schlechthin, die in ihrer Kybernetik zum Entscheidungskriterium der Systemtheorien wurde, weil er nach strukturlogischer Auffassung eben einem jeden Bedürfnis zum Frieden in irgendeiner Art verhelfe (siehe Befriedigung) und soziologisch schon vor aller Erfahrung zu einer gesellschaftlichen Befriedung verhelfe (siehe Neoliberalismus). Und das wurde schließlich auch zum poststrukturalistischen Selbstverständnis der Soziologie, die ja nichts anderes betreiben sollte, als eben die Reibungslosigkeit einer zerriebenen Gesellschaft herzustellen. Deshalb geriet sie schließlich zur wesentlichen Wissenschaft eines Feudalkapitalismus, der seine Gründe nicht mehr realwirtschaftlich, sondern nur noch in einem Schuldverhältnis außer sich (siehe auch Schuldgeldsystem), in den Klassen von Schuldner und Gläubiger betreiben kann. Mit der fortschreitenden nationale und internationale Teilung der Arbeit (siehe auch Globalisierung) hat die unendliche Vielfalt der Ereignisse und Funktionen und der dem entsprechenden theoretischen Interpretationen des Pluralismus als die verbliebene Methode der bürgerlichen Wissenschaften zu einer rein methodologische Abklärung getrieben, durch welche eine kybernetische Entscheidungsmethode ausschlaggebend gemacht wurde. Diese lässt sich jeder inhaltlichen Fragestellung zuordnen, da sie bloß formale Kriterien enthält. Und in dieser Beziehung kann sie zugleich auch als Methode der Computertechnologie dienen, denn in allen hiermit reflektierten Verhältnissen kann sich der Bezug nur noch aus der Form beliebig zugeordneter Erscheinungen ergeben. Weil solche Wissenschaft jede Entscheidung rein methodisch nach Maßgabe eine Funktiionsstörung fällt hat sie sich als Methode aus der allgemeinen wissenschaftlichen Forschung heraussetzen können und sich selbst verallgemeinert und ihr Urteilsvermögen auf seine Beziehung zur Funktionalität ihres Gegenstands verselbständigt. Indem sie damit über die Funktion der Wissenschaften diese selbst zu einer verselbständigte Methode verwissenschaftlicht, war auf diese Weise die bloße Funktionalität selbst zum Subjekt der wissenschaftlichen Methode geworden. Sowohl in der praktischen Anwendung als auch als unmittelbares Instrumentarium industrieller Abläufe sind mit ihrem Fortschritt und dem Fortschritt der Technologe die Systemtheorien zum Inbegriff einer ausschließlich praktisch verstandenen Wissenschaft geworden, die sich auch noch selbstbewusst dem größeren Ganzen ihres Gegenstand entzieht und im verselbständigten Phänomen, im Teil einer allgemeinen Funktionalität schon das Ganze begriffen sehen will. Dieses Ganze aber täuscht einen Zusammenhang vor, der nichts anderes als die Abstraktion jedweder inhaltlichen Bezogenheit ist (siehe abstrakt Allgemeines). In der Beziehung auf die reine Funktionalität konzentriert sich somit das Erkenntnisinteresse auf die einzelnen selbständigen Erscheinungsformen zerteilter Beziehungen, die für sich genommen optimiert werden sollen - und damit ihrer Synergie entzogen sind..Das entspricht zwar einerseits modernen Lebensverhältnissen soweit, wie die Zersplitterung des Lebens in isolierte Erscheinungsformen tatsächlich keinen wahrnehmbaren Zusammenhang mehr aufweisen können. Andererseits überwältigt die mit formalen Kriterien optimierte Funktion jede inhaltliche Beziehung und bestärkt damit die Wirkung und Wirklichkeit der allgemeinen Formbestimmungen, den Entfremdungszusammenhang der kapitalistischen Gesellschaft, reduziert jedes Leben auf eine eindimensionale Interpretation seiner Bedürfnisse und Entfaltungsmöglichkeiten. Vieles erscheint dann möglich, aber nichts davon macht wirklich Sinn. Jede Wissenschaft folgt in ihrem Selbstverständnis einer Grundidee ihrer Analyse und der Substanz ihrer Ableitungen. Der Grund der Systemtheorie - wie auch des Strukturalismus überhaupt - ist die Behauptung, dass die Form das Ganze eines Zusammenhangs ist und daher der Inhalt durch sie auch nur dargestellt und nur durch ihre Funktionen objektiv ist. Im Unterschied zum bloßen Strukturalismus ist hier die Funktion einer Struktur für die Entwicklung der Inhalte bestimmend. Aber auch hier wird die Form schon selbst in ihrem äußerlichsten Zustand als Formbestimmung begriffen und durch die Identität von Form und Formbestimmung jede mögliche inhaltliche Bestimmung einer Gewissheit ihres Seins und damit die Möglichkeit einer Kritik ihres entfremdeten Dasein ausgeschlossen. Systemtheorie betreibt auf der formallogischen Ebene des Strukturalismus die kybernetische Theorie eines rein funktionalen Systems von Entscheidungen, um durch eine Abfolge binärer Kriterien zu einer schnellen Schlussfolgerung nach komplexen Durchläufen einer Formanalyse zu gelangen. Sie ist eine Fortentwicklung des Konstruktivismus, dessen Subjektivismus sie quasi naturwissenschaftlich verobjektiviert und somit objektiv aufgehoben hat mit einem System von autopietisch bestimmten Individualitäten. Die aus einer Evolutionstheorie bezogene "Naturlogik" der Naturgeschichte wird hiernach zu einer gesellschaftlichen Substanz formalisiert, aus der sich ein "vernünftiges Zusammenwirken" der Individuen durchsetzen ließe, wenn dieses für das Ganze - als System gedacht - funktional ist (siehe hierzu auch Positivismus). Leider haben die Systemtheorien auch eine Entsprechung in der kritischen Theorie von Th.W.Adorno, wodurch er seine Soziologie begründet. Hierzu behauptete er, dass der "Funktionszusammenhang" der kapitalistischen Gesellschaft den "Klassenkampf alten Stils" durch seine "Strukturen unsichtbar" gemacht habe und "die Manifestationen des Klassenverhältnisses" weitgehend in "Strukturproblemen" aufgegangen sei. Das sei zwar nicht neu, sondern durch eine "objektive Doppelstellung des Proletariats präformiert", weshalb "autonome Subjekte" nurmehr "außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine des Freien und Mündigen sein wollte" existieren würden. Die "Doppelstellung des Proletariats" eröffnet die Möglichkeit, den Doppelcharakter der kapitalisierten Arbeit :in die Menschen selbst zu verlegen, so dass sie de facto nurmehr als Funktionäre zweier gegensätzlicher Interessen auftreten können: als Subjekte wie Objekte der Gesellschaft, als Dualismus eines ökonomisch bestimmte Wesens auf der einen Seite, das zugleich als ein soziologisch bestimmtes Wesen auf der anderen Seite zu verstehen ist. Damit ist die Dialektik von Subjekt und Objekt nurmehr als Strukturproblem (sieh hierzu auch Systemtheorie), der Mensch "unsichtbar" und die Menschheit als Ding des Kapitals zu betrachten, gegen dessen Verdinglichung mit einer negativen Dialektik entgegen zutreten sei. "Der Klassenkampf alten Stils, im Sinn des Marx'schen Manifests, ist, einem Wort von Brecht zufolge, virtuell unsichtbar geworden. Seine Unsichtbarkeit selber ist nicht zu trennen von den Strukturproblemen. Tatsächlich sind die Manifestationen des Klassenverhältnisses in weitem Maß in den Funktionszusammenhang der Gesellschaft eingebaut worden, ja als Teil ihres Funktionierens bestimmt. Das allerdings ist insofern kein Novum, als die GeseIlschaft sich nicht nur trotz des Klassenverhältnisses am Leben erhielt, sondern durch es hindurch. Die Entwicklung war teleologisch in der objektiven Doppelstellung des Proletariats zur bürgerlichen Gesellschaft präformiert. Einerseits waren die Proletarier in der Periode, die Marx und Engels vor Augen stand, Objekte der Ausbeutung, nicht autonome Subjekte des gesellschaftlichen Gesamtprozesses. Sie existierten außerhalb des Begriffs einer Gesellschaft, die eine von Freien und Mündigen sein wollte." (Th.W.Adorno Gesammelte Schriften bd. 8, Suhrkamp 1972, S. 183) Was Adorno aber beschreibt, ist eine Gesellschaft, die überhaupt nur durch dingliche Verhältnisse als Strukturzusammenhang erscheint und hierdurch nur die Erscheinungsform der Entfremdung des Menschen von seiner Gesellschaft, vom Wert der Strukturen des Lebens für das Kapital, nicht ein wirkliches Verhältnis der Menschen und der Dinge sein kann. Adorno ist damit voll und ganz dem Warenfetischismus erlegen, den er bekämpfen will und dem er nun subjektiv eine "wahre Autonomie" des Menschen zumutet. Marx hatte mit dem Begriff des Warenfetischismus eine Gesellschaft beschrieben, in der alle natürlichen Verhältnisse nur als Erscheinungsform ihres Gegenteils sich aufeinander beziehen, der "Gebrauchswert als Erscheinungsform des Werts", "konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit" und " Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (MEW 23, S. 70f), die sich nurmehr in gesellschaftlichen Strukturen äußern kann. Durch die Kritik des bürgerlichen Subjekts (siehe Subjektkritik) durch die Kritik eines "fetischisierten Bewusstseins" sei der "freie und mündige Bürger" als das autonome, also gesellschaftlich unabhängige Subjekt herauszuarbeiten und zu einem "revolutionären Subjekt" zu entwickeln. Mit einer solchen Begründung wollte sich Adorno von der "Doppelstellung" der Ausbeutung des Menschen und der Natur abwenden und eine quasi systemtheoretische Soziologie begründen, die sich ganz dem "freien und mündigen Bürger" verschrieb. Systemtheorie will grundlegende Aspekte und Prinzipien von Systemen zur Beschreibung und Erklärung unterschiedlich komplexer Phänomene hernehmen, um sie durch ein allgemeines Modell von natürlicher Funktionalität zu beschreiben. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Modelle wie das Sonnensystem, biologische Zellen, um Menschen, oder Familien, oder eine Organisation, einen Staat, oder Maschinen und Computernetzwerke handelt. Es geht hierbei darum, kognitive Prozesse des Erkennens und Problemlösens zu entwickeln, die unter dem Begriff Systemdenken zusammengefasst werden und "durch die Analyse von Strukturen, Dynamiken und Funktionen eine umfassendere Sicht" zu ermöglichen, die realistischere Vorhersagen über das Systemverhalten erlauben. Dabei grundlegend ist der Gedanke, dass sich aus dem System der Zusammenhänge die Bildungen der Natur und Gesellschaft erklären würden, dass ihr System also ihrer Geschichte vorausgesetzt wäre und diese keinen Zufall enthalten würde, bzw. dieser sie eben geradezu stören würde. So auch ihre Erklärungsansätze: "Die Systemtheorie hat von Anfang an das Ziel verfolgt, der Zersplitterung des Wissens in den wissenschaftlichen Disziplinen entgegenzuwirken." (Günter Ropohl: Allgemeine Systemtheorie – Einführung in transdisziplinäres Denken. Edition Sigma, Berlin 2012.) Wissenschaft kämpft hierdurch gegen ihre eigene Zersplitterung und fällt dabei auf die Ebenen rein formaler Logik, durch die sie den Funktionalismus von Gegebenheiten beschreiben will, um Ausfälle oder Entscheidungen zu kontrollieren. Die Systemtheorien, mit denen diese Sichtweise ausgeführt und methodisch abgesichert wird, können sich unter diesem kybernetischen Aspekt gleichermaßen auf Gesellschaft, Natur, Psyche und Kultur beziehen und dort kompensatorisch eingreifen oder vermitteln, wo sie Beziehungen in kognitiven Mustern erkennt (siehe Mustertheorie). Schließlich geht es ihr nur um innere oder äußere Anpassung, um die Bildung und Stabilisierung einer funktionsgerechten Selbststeuerung, die mit den Systemtheorien als ein Prinzip der Natur dargestellt wird (siehe Autopoiesis). Doch die Natur an sich gibt es nicht, schon gar nicht durch eine objektive Regelhaftigkeit. Die Regel selbst entsteht in den Ursprüngen der Natur und Materie aus dem Zufall. Mit der Systemtheorie und ihren Mustern ist lediglich die Wahrheit ausgesprochen, dass durch das Durchsatzvermögen der Anziehung in den Beziehungen, die Dichte der Masse in den Variationen der Gravitationskräfte Sinn macht und dadurch für den vorherrschenden Zusammenhang dieser Kräfte Energie freigemacht wird, die das Herrschende stabilisiert und die Abweichung entsozialisiert. Die Logik einer Geschichte, ihre Dialektik entsteht in Wahrheit durch die gesellschaftlichen Zusammenhänge menschlichen Handels, also aus ihrer sozialen Subjektivität (siehe historischer Materialismus), die sich über ihre abstrakte Verallgemeinerung erst überzufällig verhält und hierdurch eine hiervon getrennte Objektivität erzeugen (siehe Entfremdung) .(==> Weitere Ausführungen)
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