"Man sieht, wie Subjektivismus und Objektivismus, Spiritualismus und Materialismus, Tätigkeit und Leiden erst im gesellschaftlichen Zustand ihren Gegensatz und damit ihr Dasein als solche Gegensätze verlieren; man sieht, wie die Lösung der theoretischen Gegensätze selbst nur auf eine praktische Art, nur durch die praktische Energie des Menschen möglich ist und ihre Lösung daher keineswegs nur eine Aufgabe der Erkenntnis, sondern eine wirkliche Lebensaufgabe ist, welche die Philosophie nicht lösen konnte, eben weil sie dieselbe nur als nur theoretische Aufgabe faßte." (MEW 40, Seite 540) Empfindungen erzeugen Regungen und diese verwirklichen sich mittelbar oder unmittelbar in der sinnlichen Vergegenwärtigung durch eine hieraus bestimmte Arbeit, unmittelbar durch die Herstellung und Entwicklung von LeidensSelbstgewissheit und mittelbar durch die Äußerung von Gefühlen über deren Ausgestaltungen durch Tätigkeiten. Tätigkeit ist ein umgangssprachlicher Oberbegriff für vielerlei Beschäftigungen, die sich im Unterschied zum bloßen Wahrnehmen und Konsumieren als Lebensäußerungen verstehen lassen. Sie steht als Aktivform gegen die Passivform, als die Wendung des Leidens in eine Äußerungsform der Sinne, z.B. durch die Produktion von Gegenständen oder der Herstellung von Ereignissen. In jedem Fall ist mit Tätigkeit die Erzeugung von etwas Objektivem verbunden, worin sich ein Subjekt geäußert zeigt und darin geschichtlich existent ist, sein Leben und Erleben als Form seiner Subjektivität bildet. Alle seine subjektiven Eigenschaften und Fähigkeiten treten in seiner Äußerung zutage, soweit sie darin sich aus ihrem Leiden herauszusetzen verstehen, sich und ihre Welt verändern. Doch in ihrem sinnlichem Dasein verhalten sich die Tätigkeiten ganz verscchieden im Leben der Menschen: Nicht alles macht Sinn, was nützlich ist und nicht alles ist nützlich, was Sinn macht. So vermerkte Oskar Wilde auch ganz grundsätzlich: "Kunst kann nicht nützlich sein". Und Karl Marx befand die Nützlichkeit eines Dings als Grundlage einer einer Waren produzierenden Wirtschaftsform: "Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert" (MEW 23, Seite 50). Es ist daher immer zu unterscheinden von einer gegenständliche Tätigkeit, die sich in der Form von sachlichen Produkten stofflich verwirklicht, also schlichtweg menschliche Arbeit in nützlichen Produkten darstellt, wodurch sie ihr Leben bewirtschaften, und der Tätigkeit der Sinnbildung, die auf die Wahrnehmung des Subjekts über die Herstellung von Ereignissen zurückkommt, seine Selbstwahrnehmung befriedigt und fortbildet. Hier ist es Kulturarbeit, das Wahrmachen eines Selbsterlebens, z.B. zur Selbstverwertung, Kreation von Ideen, Kunst und Haptik, Musik, Reisen, Literatur, Darstellung u.a.. Die gegenständliche und die kulturelle Tätigkeit vereinigen sich immer im Sinn und Nutzen der Dingen des Lebens, worin sie sich gesellschaftlich nützlich und sinnvoll erweisen und hierin ihre Geschichte hinterlassen, weil und solange sie nicht unnÖtig geworden sind. Tätigkeit ist dürch ihre Erzeugnisse immer selbstevident durch die Tat, indem sie Gegenstände und Ereignisse erzeugt, alles, was nicht gewohnt und also keine Gewohnheit ist. Wird Arbeit zur Gewohnheit, so ist dies in der Regel die fremd bewirtschaftete Arbeit, die Lohnarbeit, die nicht mehr der Gegenstände wegen betrieben wird, sondern der Reproduktion wegen, objektiv bestimmte Arbeit. Tätigkeit ist der subjektive Gehalt gesellschaftlicher Beziehung, welche die Bedingung dafür ist, dass die Menschen sich in ihrer Gesellschaft leiden können. Wo nur Geld als Kapital die gesellschaftliche Beziehung ausmacht (siehe Dienstleistungsgesellschaft), bestehen alle Tätigkeiten nurmehr in zwischenmenschlichen Verhältnissen als Tätigkeiten der Seelen. |
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