"Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (Karl Marx, MEW, Bd. 25, S. 501). Tittytainment ist ein zynischer Begriff der Konzernmanager zu einer tragenden Zukunftsvorstellung der Globalisierung (erstmals geäußert 1994 auf einer ihrer Konferenzen in San Franzisko - siehe Quellen.zu Tittytainment). Es ist die Vorstellung eines Konsumkapitalismus (an den Titten des Kapitals hängen und dabei unterhalten werden), die für sie eine Entwicklungsvorstellung zu einem Kapitalismus auf technologisch hoher Stufenleiter ist, dessen einziges Problem darin gesehen wird, dass es zu wenig Konsumenten gibt für die Massenproduktion, die das Kapital nötig hat (siehe Konsumkultur), um seinen Wert zu halten und sein Wertwachstum zu sichern, das nötig ist, um seine Risiken zu mindern. Hierzu müsse nur die Bevölkerung mit einer Eventkultur verfüllt und gelenkt werden, um in einer Art Suchtzustand ihrer Triebe auch unendlich viel zu konsumieren und immer mehr Konsum zu verlangen (siehe auch Körperfetischismus). "Das Gesetz, wonach eine immer wachsende Masse von Produktionsmitteln, dank dem Fortschritt in der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit, mit einer progressiv abnehmenden Ausgabe von Menschenkraft in Bewegung gesetzt werden kann - dies Gesetz drückt sich auf kapitalistischer Grundlage, wo nicht der Arbeiter die Arbeitsmittel, sondern die Arbeitsmittel den Arbeiter anwenden, darin aus, daß, je höher die Produktivkraft der Arbeit, desto größer der Druck der Arbeiter auf ihre Beschäftigungsmittel, desto prekärer also ihre Existenzbedingung: Verkauf der eignen Kraft zur Vermehrung des fremden Reichtums oder zur Selbstverwertung des Kapitals. Rascheres Wachstum der Produktionsmittel und der Produktivität der Arbeit als der produktiven Bevölkerung drückt sich kapitalistisch also umgekehrt darin aus, daß die Arbeiterbevölkerung stets rascher wächst als das Verwertungsbedürfnis des Kapitals." (K. Marx,Das Kapital I, MEW 23, 674) Ein solcher Konsumkapitalismus besteht aus einer hohen Wertmasse, die von einer Elite bewegt und betrieben wird, von einer Intelligenzia im politischen, technischen und biochemischen Bereich, und die in den Menschen eine hohe Anwendungsmasse für ihre Entwicklungen sieht. Die Masse der Nutzer, Verbraucher und Anwender muss hierfür auf unterstem Niveau am Leben gehalten werden und auch die Grundernährung so billig wie möglich sein, am besten durch eine Art Existenzgeld oder Bürgergeld mit bestimmten Arbeitsverpflichtungen abgedeckt (siehe auch Menschenpark). Alles andere sei dann ein Hort der Verwertungsexperimente, das Herausschälen des Besonderen, des Prominenten oder des Kicks überhaupt. Die Masse sei dann eine Art Reagenz auf dem Nährboden einer "gesicherten Grundversorgung", in der die besten Kämpfer im Sozialdarwinismus entweder wirtschaftlich machtlos werden oder sich zur Elite hocharbeiten und die Produkte für den täglichen Kick produzieren. Es ist die Vorstellung von einer allseitigen Herrschaft der Kapitalmasse als solche durch die Abhängigkeit einer unersättlichen Konsumentenmasse als solche (siehe auch Massengefühl). Angesichts der inzwischen auch wissenschaftlich belegten These, dass sich die Automation soweit fortgebildet hat, dass unter den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen der Produktion und Warenzirkulation bis Mitte des Jahrhundert eine Arbeitslosigkeit von drei bis vier Fünftel der Weltbevölkerung sich ausbreiten wird, suchen die Kapitalmanager nach einer Perspektive für ihren Selbsterhalt, denn der ist auch weiterhin nur möglich, wenn den Menschen möglichst viel Arbeitszeit entwunden wird, indem sie in breiter Masse unter - z.B. auch durch eine geringen Basislohn oder Bürgergeld - mit einer Arbeit beschäftigt sind, die nicht unbedingt sinnvolle Gegenstände herstellt, eher Dinge, mit denen die Menschen über ihre Sinnentleerung hinwegkommen, ohne aufzubegehren, eine Art Schnuller oder Titten der Unterhaltungsindustrie für den Hausgebrauch, für den sie hohe Preise (z.B. Miete, Gebühren) bezahlen müssen. Von daher sind die Kapitalagenten interessiert, die Menschen bei Billigjobs und mit hohem Suchtpotential der Konsumgegenstände in Betäubung und bereitwillig und gefügig für alles zu halten. Um das Wertwachstum zu sichern, sind die Agenten des Kapitalismus bereit, eine Weltgesellschaft von Süchtigen zu entwickeln und die private Habgier des Kapitals durch die gesellschaftliche Not der Menschen im Kapitalismus zu legitimieren, die sie erzeugen, um über sie durch einen Verkehrwert ihrer Eigentumstitel zu verfügen (siehe hierzu auch Feudalkapitalismus). Die kapitalistischen Krisen, wie sie schon Marx vor 150 Jahren durchdacht und beschrieben hatte (siehe tendenzieller Fall der Profitrate), werden also dort bereits als chronisch und unaufhaltbar wahrgenommen. Um die somit vollkommen überkommenen Verteilungsverhältnisse in der Masse, Allgemeinheit und Macht auf ihrer Seite zu sichern, wird ihnen tatsächlich auch nur die Erzeugung von Sucht und mit gleichzeitig hochgradiger sozialer und persönlicher Kontrolle (Großer Bruder) übrig bleiben, die bis in die Manipulation der Natur, das sind Pflanzen, Tiere und Menschen, hineingreift (siehe Gentechnik). Misslingen wird ihnen das nur, wenn sich die Masse, Allgemeinheit und Macht auf der anderen Seite besinnt, sich gegen die Diktatur der Konsumtion stellt und die Verteilungs- und Arbeitsverhältnisse ändert (s.a. Sozialismus). Dies wird höchstwahrscheinlich nur im Widerstand gegen eine Reaktion möglich sein, welche mit Gewalt und Krieg den Globus überzieht, um ihre Besitz- und Besatzungsmacht zu sichern und zu erweitern. Die Basis jedes menschlichen Widerstands gegen die Formationen überkommender Lebensverhältnisse können keine Waffen, sondern nur die unmittelbar konkreten eigenen Lebensverhältnisse sein (Eigentum), die in einem permanenten Aneignungsprozess gegen die Besitzstände des Kapitals als konkreter Arbeits- und Kulturzusammenhang gebildet werden - als Verweigerung von Besitzbildung unter fremdem Interesse jeglicher Art (moralisch, materiell, geistig, sinnlich, seelisch, biologisch usw.). Hieraus wird sich auch eine andere Art von Gemeinwesen bilden müssen, welches Arbeit und Kultur konkret vermitttelt (also nicht nur über Wählermeinung, aber auch nicht im Widerspruch hierzu). |
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