"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt auch der Abgrund in dich hinein." (Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, Aphorismus 146) Das bürgerliche Leben besteht im Allgemeinen seiner Existenzformen wesentlich aus einer Übereignung von Risiken, die ebensogut Vorteile wie Nachteile in sich bergen (siehe Kleinbürger). Vor allem der Mittelstand ist stetig von einem immer möglichen Absturz seiner Existenz in ökonomischen oder auch psychischen Krisen bedroht, die im allgemeinen Glücksstreben des Konsums (siehe Konsumkultur) zugleich böse Ahnungen über das Ende der Genüsse enthält. Auch wenn es nur Vorstellungen sind so bewahrheiten sie sich doch alltäglich in vielen einzelnen Selbstwahrnehmungen der eigenen Schicht, besonders wo sie kaum befriedigt werden können und also von keiner sinnlichen Gewissheit in den eigenen Gefühlen unterbrochen werden. Sie bebildern sich dann in der Erinnerung an die Stimmungen der misslungen Alltage in zwischenmenschlichen Verhältnissen. Das Bild vom Menschen kann sich im Lauf der Geschichte auch allgemein – besonders zwischen Friedenszeiten und Kriegszeiten – krass ändern. Die bildungsbürgerlich bestimmten Sozialwissenschaften - vor allem auch die Psychologie – suchen den allgemeinen Grund des menschlichen Verhaltens nicht in dessen wirklichen Verhältnissen, sondern in der abstrakten Identität eines verselbständigten menschlichen Wesens der politischen Wissenschaften, besonders der Sozialwissenschaft (siehe auch bürgerliche Wissenschaft), wie sie in jedem Individuum nach dem "Stand der Dinge" spezifisch angelegt sein soll (siehe hierzu auch genealogie). Um sich selbst positiv zu bestimmen gehen solche Wissenschaften zunächst meist von einer guten Seite der möglichen Lebenserfahrungen aus (siehe Güte), die sich aus dem Antrieb seiner Natur erklären lassen soll, dem eine böse Getriebenheit durch ihrer kulturellen oder politischen Verhältnisse entgegenstehen würde. Das Böse wird damit zum Vollstrecker einer überhistorischen negativen Wahrheit seines Verhaltens vernichten könne. Je nach dem, was dem Belieben der Anschauung näher kommt wird schnell im Kurzschluss darüber enden, ob "der Mensch an sich" gut oder böse sei. Dem wohl meinenden Kulturbürger eröffnet sich daher eine ungeahnte Fülle von Lebenspflichtigkeiten und Regelungen, für die er sich gerne auch politisch einsetzt, um seine bürgerlichen Institutionen zu bewahren und zu bewähren. Nachdem z.B. Sigmund Freud im Verlauf des 1. Weltkrieges die Brutalität der Militaristen und der Politik zur Kenntnis nehmen musste, hat er die natürliche Grundlage seiner ursprünglich emanzipatorischen gemeinten Theorie einer Art von Aufklärung – dem Lebenstrieb – durch einen so genanten Todestrieb beschränkt, der ihm als Antagonist entgegengestellt sein sollte. Die Triebe des Lebens, die deren psychologische Betrachtung formulieren sollten, indem sie als Ausdruck ontologischer Antriebe der Libido zu verstehen wären, sollten daher auch von einem nicht genauer beschriebenen Vernichtungsbedürfnisse als logische Notwendigkeit der Formbestimmung eines Kulturinteresses übergehen (siehe S.Freud "Das Unbehagen in der Kultur"). Weil seine "Lebenstriebe" die anfangs des 20. Jahrunderts auftretende Niedertracht der Menschen in Krisenzeiten und deren Folgen – die Traumata des 1. Weltkriegs – nicht befriedigend erklären konnten, weil er das Material seiner Analyse nicht wirklich stofflich, nicht materialistisch, nicht aus einer materiellen Vernichtung heraus als deren negative Energie erkennen konnte, verfiel er auf einen objektiven Subjektivismus in der Darstellung seines "Systems der Psyche". Denn nur der seinem Material entzogene, der abstrahierte Stoff als das bereinigte Material eines Bildes seiner Bildung, sei bloße Energie, die sich als pure Notwendigkeit darstellt, sich als Material der Vernichtung zu verwirklichen, als Notwendigkeit einer rein negativen Kraft (siehe hierzu auch Abstraktionskraft), als Nichtungstrieb gegen das Leben überhaupt zu richten. Sie wird zu einem Trieb, der danach strebt, eine abwesende Substanz zu verkörperlichen, deren Abstraktion für die Wahrnehmung zu verwirklichen. Darin äußert sich die Notwendigkeit eines elementaren Mangels, Und weil S. Freud seine Psychoanalyse mit seiner Ontologie vom Lustprinzip besonders durch seine Interpretation des so genannten Ödipuskomplexes zunehmend zu tautologischen Erklärungen kam, die besonders in Kriegszeiten nicht zu halten waren, hatte er dem eine Vernichtungslogik nur abstrakt entgegen gestellt. So wurde der so genannte Todestrieb (Thanatos-Trieb), zum Gegenspieler seiner nur dualistischen Begriffe - eben so, wie er in der altgriechischen Philosophie abgehandelt worden war, zu einem nun auch von Freud postulierten Anteil seines Triebsystems, dessen Ziel darin bestünde, das Lebendige zum Tode zu führen. Nach Freud sei dessen Gegenspieler ein Eros als (Lebenstrieb) verhindere aber seinen Erfolg, denn in unserem Handeln würden sich die beiden antagonistischen Triebe “legieren”. So hatte er einen Trieb unterstellt, der sich gegen das Leben überhaupt richtet und sich in allen psychischen Beziehugen damit vermischen würde. In seinen Abhandlungen zum "Unbehagen der Kultur" sah er darin einen tiefen Dualismus der Kultur des herrschenden Lebens überhaupt, der ihm den Gegensatz von Lust und Realität erklärlich machen sollte. Unter dem Titel "Jenseits des Lustprinzips" der 1920 verfassten Schrift, in der Freud seine Überlegungen zum Todestrieb ausführt, entwickelte er sein Verständnis hierfür: Der Todestrieb strebe nach Zurückführung des Lebens in den anorganischen Zustand des Unbelebten, der Starre und des Todes. So begreift Freud auch den Wiederholungszwang (siehe Zwangshandlung) als Äußerung des Todestriebs, überhaupt das Bestreben des Subjekts nach Erhaltung und Stillstand, wie es unter anderem im ritualisierten Handeln der Zwangsneurose zum Ausdruck komme. Mit einer nur theoretischen Abweisung eines Todestriebs ist es allerdings nicht getan. Denn viele Erscheinungsformen psychischer Kräfte, die in einer Krise der Psyche frei werden und nach Vernichtung verlangen, sind zu beobachten und beweisen die Möglichkeit einer Verkehrung von Lebenskraft (siehe z.B. Krieg, Amok). Wenn Menschen selbst unter Bedrohung ihres Lebens oder ihrer Existenz Macht erlangen, überschreiten sie leicht die sittlichen Schranken der Zivilisation und verfolgen Tötungsimpulse. Diese lassen sich aus einer allgemeinen Erfahrung vernichteter Selbstgefühle und dem damit vollstreckten Selbstverlust erklären. Mit der Systematisierung eines totalen Selbstverlustes kehrt sich die Wahrnehmung einer wahrgehabten Vernichtung durch ihre Abstraktionsmacht um und wendet sich gegen die Substanz der Wahrnehmung selbst, gegen das lebendige Erkenntnisinteresse der Gefühle überhaupt. Diese geraten dann vollständig außer sich und totalisierten die Erregungen ihrer Abstraktionskraft, verlangen nach Empfindungen einer Nichtigkeit durch die Vernichtung von Wirkungen, die als Macht gegen sich verspürt werden. Sie befriedigen durch die Vernichtung außer sich eine in ihnen zerstörte Wahrnehmungsidentität, die ihre Wahrnehmung abtötet um ihre Selbstbezogenheit zu totalisierung gegen Selbstwahrnehmung zu einer einer stabilen Mitte außer sich macht, die zugleich ihren eigenen Vermittler hat (siehe Tauma): Die allgemeinen Beziehungen dieser Scheinidentität in Abwesenheit ihrer Gewissheit, nimmt die für sich nur über die Anwesenheit ihrer Reize wahr. Das treibt ihren Körper dazu an, sich und andere zu entleiben. Solche Theorie kehrt damit zu einer Anti-Ontologie des Lebens zu einem ontologischen Gegensatz um (siehe Verkehrung), die aber letztlich nur durch die wechselseitige Einverleibungen zwischenmenschlicher Wahrnehmungen angetrieben werden. Er konnte den Dualismus seiner Gedanken nicht auflösen, weil ihm ein wesenslogisches Begreifen durch sein aufklärerisches Interesse und der damit verdrängten Wesensnot verstellt war. Nur hieraus ließe sich die Bestimmung durch die Nichtigkeit ihrer selbst erklären, die durch den Ausschluss ihrer Empfindungen, bzw. durch den Ausschluß von Empfindungen, die Grenzenlosigkeit ihrer Gefühle verdoppelt und auf sich zurückwirkt. Darin muss sich ihre Beziehung selbst auflösen und kann sich nurmehr durch die Vernichtung ihrer Selbstgefühle bestimmen. Sie Verwirklichen ihre Selbstaufhebung in allem und für alles, was einen ausgeschlossenen, einen im Nichts gegründeten Gefühlszusammenhang begründet (siehe hierzu auch Zynismus), der sich überhaupt nur in Bedürfnissen nach Vernichtung äußern kann, der seine negierten Empfindungen in ihrer totalen Selbstverlorenheit zu einem Vernichtungsinteresse an Wirklichkeit pervertiert. Dieses verwirklicht sich über die einzelnen Wahrnehmungen hinweg in ihrem Trieb, sich in der Vernichtung zu empfinden und diese auch für sich außer sich wahr zu machen. Das Selbstgefühl der Vernichtung wird hierdurch zum inneren Maßstab der Gefühle überhaupt. Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen sind ihrem Treiben unterworfen und verlangen danach, dass sie sich ihren seelisch gewordenen Selbstwert dadurch verschaffen, dass sie in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen deren Unwert bestimmen und sich in seiner Stimmung wechselseitig auszuschließen, um das zu bekommen, was sie sich durch die Gegenwart ihrer Wechselseitigkeit an Entsinnlichung, durch ihre wechselseitige Entgegenwärtigung einverleiben können. Ihre leibliche Gegenwart wird zum Träger ihrer Selbstwahrnehmung und zum Mittler für das, was sich darin an Wahrheit offenbart, was in ihrem Selbsterleben wahrgehabt und wahrgenommen wird. Und das ist nicht ein wirklich nur stofflicher Leib, sondern vor allem das, was er mit sich bringt: Geistige Gegenwärtigkeit und Vergegenwärtigung einer selbstzerstörerischen Kraft. Diese Vergegenwärtigung scheitert auf Dauer früher oder später in ihren eigenen Verhältnissen daran, dass sie ihre Wahrnehmung und Wahrheit verliert, so dass ihre Wahrnehmungsidentität selbst in einen hintergründigen Selbstverlust gerät und sich die seelischen Anteile ihrer Triebkräfte, die sich in den Trieben der Selbstgefühle noch ausgelebt hatten, schließlich durch die nötigen Struktur ihrer Lebensangst zu einer systematischen Angst entwickeln und zu einer chronischen Lebensangst charakterlich verfestigen. Die kommt auf ihre ursprüngliche Triebkraft als Negation ihrer vorausgesetzten Antriebe um und totalisierern ihrem Selbstverlust zu einer negativen Wahrnehmungsidentgität. Indem sie sich auf diese Weise zu einer nichtenden Triebkraft umkehren, ihre Abstraktionskraft gegen ihre Selbstwahrnehmung kehren und ihre Selbstgewissheit im Jenseits der familieren Burg zu einer totalen Ungewissheit ihrer Selbstwahrnehmung fortbilden, kehren sie ihre Selbstgefühle gegen sich und töten letztlich auch diese ab (siehe Todestrieb). Aber nicht nur in der Psychologie, auch in der Evolutionstheorie (siehe Evolution) stand die Antwort auf die Frage aus, wie sich eine natürlich scheinende Kraft in einem selbständigten Trieb so äußern kann, dass er überhaupt in der Lage ist, sich von seinen inhaltlichen Gründen und Beziehungen abzustoßen und sich weit darüber hinaus durchsetzen und sich sogar gegen sie stellen und entwickeln kann (siehe hierzu auch Abstraktionskraft). Es muss eine Kraft sein, die sich ihre Formbestimmung zu eigen macht und diese schließlich aus einem nichtigen, einem vernichteten Wesen heraus bestimmt und nur durch seine eigene inhaltliche Leere, also durch Nichts, nur durch die Tatsache seiner Existenz seiner bloßen Form, eben als abstrakt menschlichen Sinn verdoppelt, der keinen Inhalt erkennen kann. Rein logisch gesprochen handelt es sich hierbei um ist einen Vernichtungstrieb, um den Trieb einer subjektiven Obejektivität der sich als objektives Subjekt bestimmt, einen objektiven Subjektivismus betreibt und sich selbst hierbei als Subjekt seines nichtig gewordenen Lebens vergegenständlicht, sich selbst also in einer schlechte Negation aus einem Nichts seiner Subjektivität heraus verwirklicht. Denkbar ist dies nur, wenn man die Herkunft dieser Vernichtungslogik aus etwas erklären kann, das darin nicht anwesend, nicht unmittelbar wirksam ist und dennoch einer absoluten Notwendigkeit folgen muss, eine Kraft, die in der reinen Form wirksam ist, weil sie ihrer Nichtung entspringt, ein mächtiges Nichts ist, das seine reine, seine isolierte, durch sich und in sich aufgehobene Natur als bloße Lebenstatsache vollstrecken muss, um ihre inhaltliche Lebensnot auszuschalten (siehe auch Wesensnot), um zu vernichten, was nicht sein kann und doch sein muss, um am Leben zu bleiben (siehe Trauma). Es ist dies ein Trieb, der sich selbst verkehrt hat, der seinen Antrieb perveriert, weil er ihm nicht folgen kann. Das kann nur die Kraft der Substanz einer Lebensvernichtung im überleben der reinen Abstraktion des Lebens selbst, in seiner Konfrontation mit ihrem Tod sein. Diesen Antrieb, der nach dem 1. Weltkrieg z.B. bei Kriegsheimkehrer erstmals wissenschaftlich beobachtet wurde, weil er hier öffentlich geläufig geworden war, nannte Sigmund Freud seinerzeit (1930 in seiner Schrift "Das Unbehagen in der Kultur") Todestrieb, - nicht weil er ihn einfach so beobachtet hätte, sondern weil er ihn zu einem ontologischen Konstrukt als Antagonist seiner bis dahin positiven Antriebe der Psyche machen wollte. Diese waren schon in ihrem Ursprung aus dem Konstanzprinzip des natürlichen Strebens abgeleitet und konnten nicht erklären, was auch in der Natur als Vernichtungsprozess zu beobachten war, der für die zu ihrer Fortentwicklung genealogisch notwendig war (siehe hierzu Tod). So wollte Freud nun mit dem die Unzulänglichkeiten seines ebenso ontologischen Lebenstriebs zu überwinden wäre, der sich als pures Luststreben (siehe Lustprinzip) nicht als allgemeiner Antrieb der psychischen Entwicklung halten ließ und auch zur Erklärung von Zwangsverhalten nicht wirklich hinreichen konnte. Von daher hatte die Psychoanalyse eine Kategorie zur Welt gebracht, durch die sie sich selbst überwunden, sich ihres ursprünglich emanzipatorischen Anspruchs entledigt hatte. Aber in dem bloßen Dualismus gegensinniger Triebe des Lebens hob sich nicht nur die positive Vorstellung eines bürgerlichen Subjekts auf, dessen Selbstentfaltung aufgeklärt werden sollte. Es zerging darin aber die ganze theoretische Aussagekraft eines mythologisch ontologisierten Gegensatzes an Triebhaftigkeiten zwischen Leben und Tod. Immerhin hatte Freud einen Versuch gestartet, der die Pervertierung der Selbstwahrnehmung und vieler der ihr notwendigen Verhaltensweisen sowohl in der Familie als auch in den nationalen Kulturzusammenhängen zeitweise durchsetzt. Vernichtungstriebe lassen sich im Rassismus, Antisemitismus und auch schon im Mobbing auf der Straße, im Internet oder in den Familien erkennen. Es sind immer mehr oder weniger weit vermittelte Reaktionen (siehe hierzu auch reaktionäres Bewusstsein) auf die Lebensängste in bürgerlichen Lebensverhältnissen. Es wäre deshalb angemessener, diese als Nichtungstrieb zu bezeichnen, der seinen Ursprung in den zwischenmenschlichen Existenzformationen der bürgerlichen Kultur hat. Damit lässt sich dann auch der so genannte Triebkonflikt der Familie als strukturelle Lebensform einer erzieherischen Verhältnisses im Ganzen aufklären. Mit Trieb wird das Treiben einer nur begrifflich erkennbarenen Substanz bezeichnet, der Begriffssubstanz eines nur mittelbar wirkenden Wesens, das als Grund für die Beziehung mystisch gebliebener Phänomene durch deren Analyse erkannt - oder auch nur bekannt - wurde und das aus deren Substanz ihre Geschichte verstehen und erklären und von daher auch prognostizieren können sollte. Von daher beschreibt zunächst schon jeder Trieb ein logisch abstraktes, und also unendlich bestimmtes Wesen eines abwesenden Lebens (siehe hierzu Dialektik), das nicht durch das ihm Äußerliche, was es an oder durch sich selbst oder durch anderes wäre, sondern an und für sich nur durch seine eigene Verwirklichungen, dem Substanzverlust mit der Reduktion seiner Vielfalt auf die abstrakten Allgemeinheit einer negativen Identität, auf die totalisierte Einfalt seiner tatsächlichen Form durch die Endlichkeit ihrer Tatsachen, durch ihre Entwirklichung bis zur blanken Nichtigkeit ihrer Lebensverhältnisse ein Ende finden kann. Ein Todestrieb ist - so verstanden - die Herrschaftsform eines genichteten, eines in seiner Nichtigkeit aufgehobenen Lebens (siehe hierzu auch faschistische Ideologie). Der Todestrieb entsteht in Verhältnissen, worin das Leben als Ganzes nichtig bestimmt ist. Er ist ein negativer Trieb des Lebens gegen seine Vernichtung, die doppelte Negation einer Abstraktionskraft. Und die bestimmt sich aus der Dialektik ihres Treibens, durch einen Trieb für sich durch seine Selbstverneinung, durch die Abstraktionskraft in einer Notwendigkeit des Überlebens einer toten Wahrnehmung in ihrer negativen Identitaet herausstellt (siehe auch Nichtung) und sich zu zu einem Trieb der Vernichtung verkehrt. Dieser äußert sich in der Kraft eines Antriebs, der durch Nichtung gegenwärtiger Sinne die Reduktion der Wahrnehmungsinhalte auf ihre bloße Tatsächlichkeit, auf die Fakten der gewöhnlichen Wahrnehmung entsteht. Deren darin ausgeschlossener Sinn seiner Verhältnisse wird auf die abwesende Substanz seiner wirklichen Beziehungen reduziert und hierdurch zur Position einer in ihrer Negation pervertierten abstrakten Allgemeineit der blanken Erscheinungsformen des Lebens aus einer gewaltigen und oft auch gewalttätigen Sehnsucht seiner nichtig gewordenen Substanz. In Verhältnissen der Dekadenz, die durch Schmerz oder Tod bestimmt sind (z.B. Krieg, Missbrauch, Folter und anderen Traumata) finden sich Menschen, die einem starken Verlangen nach Vernichtung oder Tötung unterworfen sind (siehe hierzu Nichtungstrieb). Was in diesen Verhältnissen noch eine Überlebenssstrategie sein mag, weil darin der Tötende der Überlebende ist, kann sich dann, wenn diese Verhältnisse abwesend und übergangslos durch die Gegenwart eines der Wahrnehmung unzugänglich gewordenen Lebens ausgetauscht sind, zu einem Vernichtungstrieb entwickeln, der seinen Ursprung nicht mehr kennt und in eine Depression übergeht, in der er sich gegenwärtiger Verhältnisse mit der Kraft einer abwesenden Sinnlichkeit (siehe Abstraktionskraft) zu entledigen sucht (siehe auch Trauma) und sich gegen die Macht der Wiederholungszwänge (siehe hierzu auch Zwangsverhalten) einer abgetöteten Wahrnehmung richtet. An sich müsste der "Todestrieb" daher eher als Nichtungstrieb benannt werden. Ein Nichts als solches kann natürlich nicht wirklich sein. Aber es ist so logisch wie das "Schwarze Loch" der Astrophysik. Es ist das total Abwesende, das absolut Unwirkliche aller Wirklichkeit, das durch seine Abwesenheit umso energischer wirksam ist, wo es nicht sein kann, weil darin alles Wesen verschwindet (siehe Abstraktionskraft), untergeht im Sog einer totalen Abstraktion des Sinnlichen schlechthin, wo es sinnlich sein muss was es nicht ist: Die reine Negation, die zwischen allem ist, ein reines Dasein im Dazwischensein von allem, Negation der Negation, also absolute Negation. Total ist es nur durch Inhalte, die sich im Allgemeinen gegenseitig erdrücken (siehe auch Depression), aufheben, wo sie absolut außer sich, vollständig entäußert sind. Was bleibt ist die bloße im Allgemeine aufgehobene Substanz ihres Daseins, als Tatsache, die da bleibt als reine Form des Daseins, auch wenn die Inhalte> der Existenz sich gegenseitig nichten, im Allgemeinen total abstrakt, weil sie von allem absehen was sein sollte, im abstrakt Allgemeinen aber nicht anwesend, nicht wirklich wahr sein kann. Auch wenn und wo es eine nichtende Wirkung gibt, so gibt es darin letztlich nur das Abwesende, das in der Nichtung abstrakt verbleibt und daher in der Besonderheit seines reinen Andersseins als das allgemeine, das total andere Wesen aller darin verwirklichten Absichten auch nur abstrakt vermittelt werden kann, weil es nur außer sich wahr ist (siehe Dialektik) und daher die reine Form als Bestimmung der darin vertauschten, der verkehrt zusammen wirkender inhalte, als Formbestimmung durch seine bloße Äußerlichkeit ist und wirkt, der Antrieb (siehe Trieb) ihres abstrakt allgemeinen Daseins (siehe auch Entwirklichung). Im naturwissenschaftlich begründeten Systemzusammenhang der Psychoanalyse folgt die Psyche dem "Konstanzprinzip ihrer Natur, würde also zur Befriedung ihrer "Libido" immer dem Prinzip des minimalsten Aufwandes streben, um im "Befriedigungserlebnis" zu sich zu kommen. Jeder wirkliche Trieb verfolge daher in seiner Abstraktionskraft zunächst einem Lebenstrieb ihrer Wünsche als ihr innerstes autopietisches Prinzip, später allerdings auch einer Negation des Lebendigen, wodurch sich durch eine traumatische Formbestimmung des psychischen Treibens eine kulturnotwendige Verkehrung gegen seinen Ursprung entwickeln würde. Dadurch müsste dann allerdings auch der Inhalt und die Form seiner psychischen Beziehungen, die bislang durch die Widersprüche ihres Lebensbetriebs bestimmt sein sollten, nun mit dessen Abstraktionen vertauscht werden. Der innerseelische Triebkonflikt entzog sich von daher seeiner schicksalhaften Begründung durch den "Ödipuskonplex", dem Triebkonflikt der kleinbürgerlichen Familie, und pervertierte zu einem kulturellen Wesenskonflikt, der die Wirklichkeit seiner Bestrebungen hierüber vertauschen sollte. So müsse sich der Psychoanalyse zufolge die psychische Wahrnehmung ihrer Objekte bemächtigen, sie besetzen und durch ihr Einverleibungsinteresse aneignen, das dann auch ihre Vernichtung mit einbezog. Bei Sigmund Freud war von daher einem ursprünglichen Lebenstrieb ein tödliches Prinzip entgegnet worden, welches das "Unbehagen der Kultur", die Tendenzen ihrer unheilvollen Verwirklichungen durch einen Antagonisten beschränkt, der über das Realitätsprinzip hinaussgreifend dem allgemeinen Streben nach "Objektbesetzungen" der "Libido", eine Grenze bot. Was sich ursprünglich durch die Einverleibung eines fremden Lebens im eigenen bewähren sollte, indem es Lust durch deren Befriedungserlebnisse gewinnt (siehe Lustprinzip) wurde durch eine allgemeine kulturelle Existenznotwendigkeit ergänzt. Mit dieser Zweckbestimmung der individuellen Seele hat die Psychoanalyse eine evolutionären Naturtatsache eines "Lebenstriebs" mit einer kulturtatsaache konfrontiert, die ihre Mystifikationen vervollkommnete, wodurch sie die individuellen Formbestimmungen der Psyche in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen zu einer abstrakt allgemeinen Begründung ihrer Bestrebungen verallgemeinerte und totalisierte (siehe hierzu auch Autopoiesis) und deren Beziehung auf andere Menschen zu einem individuellen System isolierter Persönlichkeit ihrer Selbstbehauptung (siehe "Ich") totalisiert hat. Von da her fand er auch etwas später in den Beobachtungen der traumatisierten Krieger während und nach dem ersten Weltkrieg in seiner Kulturtheorie als Grundlage eines "Unbehagens der Kultur" einen Todestrieb, durch den er die Folgen einer Kultur des politischen Kleinbürgertums als "innere Notwendigkeit" des Todes und des Tötens im Seelenleben der Individuen entdeckt haben wollte. Es ist ein Trieb, der an und für sich nicht gegen das Leben als solches gerichtt sein kann, wohl aber als individuell bestimmter Trieb einer traumatisierten Seele erscheint. Doch im dualistische Denken Freuds, das sich im Leben keinen Tod vorstellen konnte (siehe Dialektik) musste dieser Trieb einer tödlichen Wahrnehmungsidentität verwesentlicht als Todestrieb verzeichnet und kategorial eingeordnet werden. Es wäre das Treiben eines lebenden Todes, dem sich Karl Marx mit aller Leidenschaft entgegengestellt hatte, weil er darin die Wirklichkeit einer allgemeinn Abstraktion begriffen hatte (siehe abstrakt menschliche Gesellschaft): Die darin lebensängstlich gewordene Psyche vertieft ihre Angst durch einen massenhaften Selbstverlust im Massengefühl ihrer edelmütigen Selbstwahrnehmungen, durch die Rückbeziehung ihrer verselbständigten, ihrer unendlich bodenlos gewordenen Selbstgerechtigkeit der heilen Welten ihrer darin selbstlos gewordenen Lebensursprünglichkeit (siehe hierzu auch Religion). Diese zwingt dazu, dass aus ihrer reinen Masse eine negative Kraft mit der unendlichen Verdopplung ihrer abstrakten Selbstbeziehungen gegen sich selbst auftürmt und sich nurmehr durch eine Führungspersönlichkeit erlöst sehen kann. "Das Leben mag sterben, aber der Tod darf nicht leben!" (Marx, MEW 1, S. 59) Wenn Menschen einen Drang zm Töten anderer Menschen verspüren, wird seitdem leicht von einem Todestrieb gesprochen, der evolutionär angelegt und neben dem Lebenstrieb "zu dominant" geworden sei. Solchem Denken scheint es unmöglich zu sein, diesen Drang aus Lebensverhältnissen erklären zu können, die das Leben pervertieren indem sie es durch Töten überleben wollen (siehe hierzu auch Dialektik). Untersuchungen von Tötungskommandos im Dritten Reich haben aber gezeigt, dass solchem Treiben extrem exklusive Lebensverhältnisse vorausgingen und vielen Todesschützen Hilfskonstruktionen nötig waren, ihrem Handeln eine "gute Tat" zuzuweisen (vergl. hierzu Forschungen des Sozialpsychologien Harald Welzer und zuvor - ganz unabhängig hiervon - dem Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma), um sie ertragen zu können. Dem kann man entnehmen, dass sie aus einem sozialen Vakuum heraus angelegt waren, aus ausschließlichen Verhältnissen, die sich aus totaler Isolation, aus Nichts gegen alles, z.B. Kriegshandlungen begründet hatten, aber durch hohe Lebenswerte Sinn bekommen hatten, der alles Leben aufzuzehren suchte. Im Grunde handelt es sich um die Nichtung einer sehr hohen Selbstbeziehung, aus der sich die Tötungssucht begründet hat. Auch aus der Befragung von Kindersoldaten in Ruanda hat sich ergeben, das sie ihre Taten unmittelbar wie ein Überlebensereignis empfanden und hieraus so ausschließliche Gefühle bezogen, die sie zur Erneuerung dieser Taten treiben, um darin die ihnen sonst unmöglich Gefühlsidentität als besonderes Selbstgefühl zu erlangen. Von daher lässt sich die evolutionäre Erklärung nicht halten. Es ist das Resultat einer toten Wahrnehmung, das sich hier zu verwirklichen sucht. Doch tote Wahrnehmung hat ihre Empfindung nicht wirklich verloren. Sie hat sie in ihr Gegenteil verkehrt, weil sie nur erkennen kann, dass die Verhältnisse der Selbstgerechtigkeit sich im satten Nichts verlaufen. Sie ist nicht das positive Maß ihrer Urteilskraft, sondern ihr Opfer, ihre Negation. Und die hat eine tötliche Wirkung dadurch, dass sie die darin aufgehobenen Verschmelzungen aus vergangenen, im Gedächtnis akkumulierten Gefühle als eine nichtige Wahrheit bergen, sich in einer Nichtung der Wahrnehmung absichern müssen, weil und solange sie nicht ins wirkliche Leben finden (siehe hierzu auch Trauma). Sie rächt ihre Isolation mit der Abstraktionskraft ihres abhanden gekommenen Lebens, kehrt ihr Erkenntnisinteresse um, um sich aus ihrer Isolation selbst zu verwirklichen, ihr abgespaltenes Lebensinteresse gegen das Leben selbst als verlorenes Selbstgefühl gegen die Welt zu wenden, ihren Selbstverlust zu vergegenständlichen, ihn gegen seine Wahrheit zu veredeln (siehe auch Selbsveredelung) um sich endlich in einer gewaltigen Selbsttäuschung wieder zu finden. Aus den Trümmern ihrer Verschmelzungen werden Konstrukte, die eine herbe Durchsetzungskraft ihrer Nichtung (siehe Abstraktionskraft) einfordern. Tote Wahrnehmung hat für das wahrnehmende Subjekt im Jenseits ihrer Wahrheit gravierende Folgen, denn sie verkehrt ihren Sinn ins Gegenteil, macht aus Wirklichkeit ein Ideal, aus lebendem Totes, aus Konkretem Abstaktes, aus Teilen etwas Ganzes. Ihr Daseinszweck ist nämlich nicht ihr Leben, sondern ihr Überleben (siehe hierzu auch Todestrieb). Und das gibt es dann auch nicht wirklich, sondern iim Tunnel und Echoraum der Ewigkeit von Vorstelllungen, die schon immer das Paradies sophistischer Geistesübungen ist. Schon der Gedanke an den Tod ebnet alle Unterschiede ein, gibt jedem Glauben sein Recht und fasst sich in einem identitären Denken zusammen. Das "Sein im Vorlauf zum Tode" hatte als "Sein zum Tode" (Heidegger, Martin) auch schon mal öfter die deutsche Philosophei beflügelt, wo sie auf eine Endlösung ihrer Gegensätze und Unterschiede und Widersprüche spekulierte und zu einem "Meister aus Deutschland" (Todesfuge von Paul Celan) wurde. So konnte auch ein hervorragender Religionskritiker wie Friedrich Nietzsche zum Vorläufer einer faschistischen Staatsbegründung werden. Denn ihm galt der "Wille zur Macht" als die einzig reale Negation des Gottesglaubens, denn damit spekulierte er auf einen wirklichen Übermenschen, den er als Antichrist gegen Gott installierte. Als Begriff ist der so genannte Todestrieb ein Konstrukt der Psychoanalyse (in "Jenseits des Lustprinzips"), womit aufgeklärt sein sollte, wie es dazu kommen kann, dass Menschen ein subjektiv starkes Verlangen zum Töten oder nach dem Tod verspüren können. Damit soll beispielsweise auch terroristischer oder religiöser Fanatismus oder Todessehnsucht in depressiven Zuständen schon "erklärt" sein, bevor darüber nachzudenken wäre, wie sich die Bedürfnisse des Lebens in solche nach dem Tod verkehren können, wie sich also aufklären ließe, wie es Identitätsbestrebungen nach Vernichtung von Leben geben kann, - wie sich Lebensinteressen also zu Nichtungprozesse in ein unmittelbares oder auch stetiges subjektives Verlangen zum Töten verkehren können (siehe hierzu auch Trauma). Das allerdings setzt das Begreifen eines vollkommen unerträglich gewordenen Lebens voraus, das sich nur noch in seiner totalen Negation (siehe Totalitarismus), also eigentlich nur im Jenseits dieser Welt (siehe Dialektik) zu emanzipieren, zu befreien sucht (siehe hierzu auch Religion). Es setzt das Begreifen von Lebensverhältnissen voraus, die schon den Tod als ihr Lebens- oder Überlebensprinzip in sich tragen, und für die Selbstwahrnehmung nicht wahr sein dürfen, also nichtig sein müssen. Die Frage ist, wie deren Nichtung sich bis zur Tötungsabsicht und darüber hinaus forttreiben kann. Wenn etwas sich substanziell gegen seine Lebenssubstanz verhält, wenn sein eigenes Element negiert wird, so löst es sich nicht einfach auf. Es richtet sich nicht einfach zugrunde, sondern wendet seinen Grund gegen sein Sein. Denn seine Substanz ist dann zwar nichtig, aber nicht einfach verschwunden. Sie strebt aus ihrem Nichts selbst nach Vernichtung, hat diese nötig, nur um im Nichts zu sein. Vernichtung wird so zu einem Antrieb, zu einer Bestrebung, die sich aus dem Jenseits des Daseins begründet und auf dieses auch abzielt. Deshalb entsteht in der substanziellen Auflösung (z.B. einer Geschichte, einer Gesellschaft oder eines Lebensverhältnisses) nicht einfach nur Untergang, sondern die Totalität eines Vernichtungsstrebens, das in der Vernichtunng nicht zur Ruhe kommen kann, sondern sich darin zu bestärken sucht, indem es Vernichtung betreibt (siehe z.B. auch Amok). Wo etwas nicht wahr sein darf, verliert es seine Identität. Sie gibt es nur noch in der Negation, also durch die Abwesenheit von dem, was nicht sein soll und sie sucht Anwesenheiten zu finden, die für ihre Empfindungen einverleibt werden können. Doch aus dem Nichts heraus ist das keine wirkliche Suche, sondern ein unumstößlicher Trieb, der sich nur durch Einverleibungen von Erlebnissen befriedigen kann. Von daher handelt es um einen Verlust der Selbstwahrnehmung, der zu Ereignissen treibt, die das Verlusterleben jenseits der Wahrnehmung durch eine leibliche Wiederholung seines Erlebens wahrnehmbar macht und also auch Wahrnehmung vergegenwärtigen kann, die in der Erinnerung untergegangen war. Daraus erklärt sich die Gewalt des getriebenen Strebens, die nicht aus dem Nichts kommt, sondern aus dem Vakuum, das in der Wahrnehmung durch eine ganz wesentliche Bedrohung oder Verletzung und Schmerz entstanden war und verdrängt wurde (siehe auch Trauma). Jeder Trieb ist ein verselbständigte Verlangen, das einer Notwendigkeit entspringt, die dem Ausschluss von Lebenszusammenhängen zur Folge ist und also eine Realabstraktion von Lebenssubstanzen betreibt. In der Form seiner Erregung stellt sich eine Kraft dar, deren Natur sich aus der Abwesenheit dieser Substanzen in einer Form äußert, worin ihre Regungen sich verkehren müssen, indem sie sich gegen ihren eigenen Inhalt wenden und erregt nach einer bestimmten Form von verkehrter Wirklichkeit drängen. So treibt er die Selbstwahrnehmung durch seine Formbestimmung zu ihrer Verkehrung an, weil er eben nichts anderes als die Kraft ihrer abwesenden Natur ist, die zur Aufhebung ihrer Nichtigkeit drängt (siehe Nichtung). Ein solcher Trieb begründet sich immer aus einer abwesenden Natur, die allerdings auch durch eine ihr äußerliche und feindliche Wirklichkeit bestimmt sein kann. Man kann von einem Todestrieb sprechen, wenn man einen Vernichtungszwang damit beschreiben will (siehe auch Zwang). Mit einem Todestrieb wollte sich z.B. auch Sigmund Freud erklärlich machen, warum Menschen sich am Untergang und Morden begeistern können. Wie in der Phänomenologie üblich, welche die Negation nicht in ihrer Wirklichkeit verstehen will und daher auch Nichtung nicht begreifen kann, musste er dem, was er so nicht verstehen konnte, ein Wesen zusprechen, das sich darin selbst quasi positiv ausdrückt. Doch die "Lust am Töten", die er z.B. bei Soldaten im Ersten Weltkrieg beobachtete, hat keinen Grund als das Leben selbst, das überlebt werden muss. Es ist die Lust am Überleben in tödlichen Verhältnissen. Wer im Krieg z.B. andere tötet, befördert sein eigenes Leben, weil er dem allgemein agierenden Tod, der Todesschwadron der anderen zuvorkommt. Es ist die Lust am Überleben, die unter diesen Bedingungen zum Tod treibt. Diese Lust entsteht überall, wo Leben nur durch Überleben bestimmt ist . Auch die Liebe wird zur Todesmacht, wenn sie sich selbst überleben muss, wenn darin die Geborgenheit einer Gefühlswelt vor der Welt zerbricht. Wo darin das einzige Leben fixiert und festgehalten ist als eine Art lebendig sein inmitten der Wüste, befriedigt sie vor allem das Bedürfnis dem Tod zu entrinnen. Doch gerade darin steckt ihr Verhängnis und in diesem wird Liebe zur Todesmacht, die z.B. in der Depression auch wahrgenommen wird. Und von daher kann Liebe eben wirklich tödlich sein oder tödlich werden. Doch eines eigenen Triebes bedarf diese Erklärung nicht. Mit seiner Schrift "Jenseits des Lustprinzips" führte Sigmund Freud im Jahre 1920 diesen Trieb als Kategorie ein, der ihm als Antagonist zu seinem Lebenstrieb, der nach dem Lustprinzip streben soll, nötig erschien. Die Bezichtigungsmentalität der Menschen mit dem Ruf nach Vernichtung und der Selbsthingabe gegenüber politischen und kulturellen Autoritäten und auch die Zwangsrituale seiner Patienten waren ihm nicht mit dem Lustprinzip erklärlich. Dem starken "Trieb der Lebensentfaltung" setzte er daher einen Trieb entgegen, der dieser Entfaltung entgegensteuerte. Damit war ihm das psychische Geschehen grundsätzlich zu einer Bestrebung zwischen Leben und Tod geworden, wobei allerdings viele seiner ursprünglich in emanzipatorischem Interesse entwickelten Grundlagen, vor allem seine Theorie der Selbstunterdrückung als kulturbedingte Unterwerfung und seine Theorie der Zwangsneurose und bestimmter Verdrängungsmechanismen, in widersprüchliche Beziehungen gerieten. Immerhin ließen sich damit viele Phänomene jemer Zeit erklären: Die Berichte aus dem 1. Weltkrieg über Blutrausch von Soldaten wie auch die anhaltende Kriegsbegeisterung und Zerstörungswut der Menschen und dem zugleich damit verbundenen Heldenepos. Nach seiner Auffassung strebt der Todestrieb nach Zurückführung des Lebens in den anorganischen Zustand des Unbelebten, der Starre und des Todes. Der Wunsch nach Vernichtung des Lebendigen kann sowohl auf das Subjekt selbst als auch auf andere Personen gerichtet sein. Im ersten Fall nimmt der Todestrieb die Form der Autoaggression oder, auf Umwegen, die Form der Regression an. Richtet sich der Todestrieb auf andere Menschen, äußert er sich in einem Destruktionstrieb, dem Wunsch zur Zerstörung und Verletzung Anderer, in abgeschwächter Form etwa in der sexuellen Spielart des Sado-Masochismus (siehe Perversion). Der Freud-Schüler Wilhelm Reich widersprach dem "Vater der Psychoanalyse" und bezeichnete die damit beschriebenen Phänomene als Ausdrucksformen einer "emotionalen Pest" gepanzerter Charaktere. Diese bestehe aus einer Vernichtungssehnsucht aus einer absolut gewordenen Lebensverachtung heraus, die zur Sexualverdrängung durch die bürgerliche "Zwangsmoral" notwendig geworden wäre und die sich "triebenergetisch" in einer Charakterpanzerung niederschlägt, welche einen "autoritären Charaktur" zur Folge habe. Dieser als kollektivierbare Psyche sei auch die Grundlage einer "Massenpsychologie des Faschismus". |
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