"Es wird sich ... zeigen, daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen. Es wird sich zeigen, daß es sich nicht um einen großen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft handelt, sondern um die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit. Es wird sich endlich zeigen, daß die Menschheit keine neue Arbeit beginnt, sondern mit Bewußtsein ihre alte Arbeit zustande bringt." (MEW 1, S. 346) Träume bilden in der Nacht aus den Erinnerungen der Empfindungen des Tages Gefühle und können auch Konflikte zwischen Gefühlen und Selbstgefühlen in den Hintersinnigkeiten ihrer Selbstwahrnehmungen darstellen, sie durch Traumbilder bezeichnen. Ein Traum sucht eine Wahrnehmungsidentität vieler Empfindungen und Gefühle herzustellen, indem er aus ihnen innere Bilder macht, die in sein Erinnerungsvermögen auch ohne Bewusstsein eingehen und deshalb im Wachen vergessen werden können. Jeder Traum ist also ein Identitätsstifter im Individuum, sofern er die Zusammenhänge der Empfindungen durch Traumbilder entgegenwärtigen kann und damit zunächst die Wahrnehmungen von der Mühe der wachen Erkenntnis entlastet. Allerdings belastet er damit zugleich die Gegenwärtigkeit des Erkenntnisvermögens, das Abwesendes als seine Ungewissheit bewahrt und als innere Wahrheit gegen ihre Wirklichkeit bewähren muss, um sie von den Organen der Wahrnehmung abzudrängen (siehe Verdrängung) und als Körpergedächtnis im Hintergrund der Wahrnehmung als Unbewusstes zu bewahren. Eine Störung der Wahrnehmung verlangt daher die Aufarbeitung von Träumen im Wachzustand. Es ist dann also eine Anstrengung mit dem Ziel nötig, auf diesen Umweg wesentliche Erkenntnisse aus einer wiederhergestellten Wahrnehmungsidentität zu beziehen. Jede Empfindung hat ihre Wahrheit durch die hieraus gebildeten Gefühle, in der das Wahrgenommene als ein auch wirklich Wahrgehabtes die Wahrnehmungsidentität seines Gedächtnisses bewährt und sich darin bilden und fortbilden kann. Oft kann man diesen Prozess an Traumbildern erkennen, die ihre Verbindung in der Traumarbeit erneuern und rekonstruieren. Wo dies - z.B. durch Schlafstörungen - nicht geschieht, können sich Gefühle auch im Menschen selbst durch Erregungen isolierter Regungen verrücken, ihn verrückt machen (siehe auch Wahnsinn ). Im Traum bezieht sich die Nacht der Gefühle auf die Empfindungen des Tages, die Ruhe des Innern auf die Notwendigkeit der Erinnerung (siehe auch Sinnbildung). Der Traum enthält Gedanken in Bildern, ist eine Arbeit des Denkens an Empfindungen, wo sie sich nicht unmittelbar aus dem Gedächtnis der einfachen Wahrnehmung zu Gefühlen ihrer Wahrheit gewiss werden können, weil sich ihr Gefühlszusammenhang erst im Traum als eine besondere Wahrnehmungsidentität erschließen muss, um schließlich im Gedächtnis erinnert zu werden, zu seinem inneren werden können, das schließlich die Selbstgefühle der Psyche, ihre Stimmungen ausmacht und bewegt. Von daher kann man unterstellen, dass im Traum eine Spannung zwischen dem Gedächtnis und der Erinnerung von neuen Empfindungen aufgehoben, zu einer eigenen Stimmung eines neuen Gefühlszusammenhangs wird. So sind Schlaf und Traum ganz elementare Beziehungen der Wahrnehmung, durch deren Störung des Erkenntnisvermögens schwere seelische Krisen entstehen können. Erkenntnisse können blitzartig oder durch Gedankenarbeit oder Träume über die Identifizierung von Wahrnehmungen und Erinnerungen mit ihren Erfahrungen entstehen und hierdurch eine Wahrnehmungsidentität der Empfindungen mit ihren Gefühlen schaffen und hierdurch das Vermögen eines Menschen zu eigener Wahrheit schaffen. Sie schärfen und vertiefen hierdurch ihre Sinnbildung, indem sie sich der Gegenwärtigkeit der abwesenden Wahrheit eines Wesens durch das Wissen ungewisser Beziehungen über das Wesen ihres Gegenstands versichern. Denn nur in ihrer Wahrnehmungsidentität können sich Wahrnehmungen der Wahrheit ihres Wissens bewusst und also sinnlich gewiss sein. Das Träumen ist daher eine wesentliche subjektivte Tätigkeit der Menschen, ihre innerste Subjektivität, wie sie sich nur in ihnen jenseits ihrer Wachheit und den Funkionalitäten ihrer Existenz zutragen kann. Im Traum werden deren Zertrennungen identifiziert und aufgearbeit, - oft bis hin zu Verschmelzungen, die ihren wirklichen Zusammenhang unkenntlich machen und verdrängen, wenn sie das wache Bewusstsein behindern. Dabei werden Empfindungen in die Welt der Gefühle eingearbeitet, eine Wahrheit zwischen dem Wahrgenommenen und Wahgehabten gesucht und darin Wahrnehmung und Erinnerung in einer Art und Weise verbunden, die eine ganz eigene Wahrheit verraten. Von daher ofenbaren Träume nicht nur Kontinuitäten der Erkenntnis, sondern auch deren Brüche und Zweifel. Sie vertiefen damit die Fähigkeit, die Wahrheiten der Empfindung von Täuschungen zu unterscheiden und Gefühle zu differenzieren und auch deren Brüche wahr zu machen. Traumarbeit untrscheidet sich vom Denken nur im Zustand zwischen Schlafen und Wachen. Sie ist eine innere Denkarbeit in einem Menschen und zugleich ein Beweisder psychischer Resonanzen seiner Gefühle. Der Traum ist ein Nachtgedanke, auch wenn er am Tag sich träumt, die Erahnung des Lebens, wie es jenseits der gewissen Wahrnehmung als eine Wahrheit hinter den Sinnen wahrgehabt wird. Darin erscheint deren Geist frei von seiner Unmittelbarkeit in dem Sinn, den er hat, als Sinn, den er verfolgt, weil dieser seine Absicht ist. Der Traum ist so ein vorsprachliches Denken, eine innere Verarbeitungsform der Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung, wenn sie von ihrer Wachheit befreit ist, wenn also weder Gegebenheiten noch Gewohnheiten das Leben bestimmen. Er ist ein dichterisches Denken, eine Verdichtung, die für sich ohne Gewissheit ist und nach einem Sinn sucht, indem sie sich selbst belebt, sich Wünsche erfüllt, Hoffnungen beflügelt, Beziehungen erkennt, Ahnungen vollendet, Schlussfolgerungen vorantreibt und anderes mehr, was auch immer die Seele abzuklären hat. Im Traum verwirklicht sich Denken im Status nascendi, im Akt seiner Begründung und zeigt dort am besten, was es ist: Selbstschöpfung aus der Fülle der Empfindungen, wie sie wirklich waren. Von daher ist der Traum in seinem Sinn schon auch Kritik an einer Wirklichkeit, die im Traum wesentlich wird, weil sie am Tag zugleich wesentlich unwirklich ist. Hierbei treten die Bedeutungen, welche das Gedächtnis gewonnen hat, in Traumbildern hervor, die ihren Sinn verdichten und zu einem von der Empfindung befreiten Gefühl machen. Aus der Deutung von Träumen lassen sich mit Hilfe der oder des Träumenden seelische Absichten, Regungen und Beweggründe erschließen, die oft dem wachen Bewusstsein verschlossen sind und somit auf einen hiervon ausgeschlossenen Sinn hinweisen (siehe auch Verdrängung). Der Traum besitzt nämlich eine Fähigkeit, die in der Wirklichkeit vernichtend wäre: Die Verkehrung von Sinn in Unsinn, also die Herstellung einer Wahrheit, die so eindeutig ist, wie sie nicht sein kann. Der Traum zeigt also Zweifel, die ein Mensch hat, in ihrer Verkehrung und schließt somit ein Weiterdenken an dem aus, was undenkbar und also sinnlos scheint. Er ist dann auch eine Verkürzung des Denkens und vermeidet Schlussfolgerungen, welche die Wirklichkeit zerteilen oder spreitzen oder zerstören würden. So kann der Traum zugleich auch reaktionäres Denken befördern, wenn er diese Verkürzungen zur Eigenwelt in sich fortspinnt und diese zu einer inneren Scheinwelt treibt. Das Wort Traum wird auch oft im Sinne einer Glücksvorstellung verwendet, deren Irrealität hierdurch betont ist (z.B. von Marx auch als Traum von einer Sache, welche die Potenzen menschlicher Entfaltung enthält). | ![]() |