„Kapital - Profit (Unternehmergewinn plus Zins), Boden - Grundrente, Arbeit - Arbeitslohn, dies ist die trinitarische Form, die alle Geheimnisse des gesellschaftlichen Produktionsprozesses einbegreift. Da ferner, wie früher gezeigt, der Zins als das eigentliche, charakteristische Produkt des Kapitals und der Unternehmergewinn im Gegensatz dazu als vom Kapital unabhängiger Arbeitslohn erscheint, reduziert sich jene trinitarische Form näher auf diese: Kapital - Zins, Boden - Grundrente, Arbeit - Arbeitslohn, wo der Profit, die die kapitalistische Produktionsweise spezifisch charakterisierende Form des Mehrwerts, glücklich beseitigt ist.“ (822) (K. Marx, Kapital III, MEW 25, 822.) Jede Gesellschaft muss sicn nach drei Grundsätzen bewirtschaften: 1. als Selbsterhalt ihrer Arbeit, 2. als Selbsterhalt ihrer Produktionsmittel und 3. als Fortentwicklung ihres Reichtums, der Lebensvielfalt ihrer Lebensverhältnisse im Wachstum ihrer Bevölkerung. Im Kapitalismus stellt sich dies in drei substanziell verschiedenen Wertformen dar: 1. als Variables Kapital, das den Reproduktionswert der Arbeitskraft ausmacht, 2. als Konstantes Kapital, das den Reproduktionswert der Existenz- und Produktionsmittel ausmacht und 3. als Finanzkapital, worin der Mehrwert des gesellschaftlichen Reichtums sich erhält und fortbestimmt. In der politischen Ökonomie wird diese Dreifaltigkeit der Kapitalformationen als "trinitarische Formel" bezeichnet, womit das Verhältnis der Klassengegensätze dargestellt sein soll. Weil die Naturalformen des Kapitalismus in ihren entsprechenden Wertformen als deren Lebensausdruck erscheinen, wird er mythologisch zu einer gesellschaftlichen Lebensquelle verbrämt. Die Gesellschaft existiert aber in diesen Formen nur scheinbar, weil sie durch die Warenproduktio für den Markt tatsächlich zwischen ihrer Natur und ihrer Formbestmmtheit verkehrt sind und als Wunderwerk ihre gesellschaftlichen Zusammenhangs wie eine vergesellschaftete Natur erscheinen und begehrt sind (siehe hierzu Fetisch). Die Trinitarische Formel ist eine Zusammenfassung der durch die bürgerliche Volkswirtschaftslehre (siehe auch bürgerliche Wissenschaft, Systemtheorie) behaupteten objektiven "Quellen des Reichtums", die Marx als Glaubenslehre an eine Dreifaltigkeit der stofflichen Grundlagen der kapitalistischen Produktion belächelt. Sie diene vor allem dazu, über die charakteristische Form des Mehrwerts hinweg zu täuschen, indem sie ihn als rein stoffliche Substanz der Mehrproduktion abhandelt. „Kapital - Profit, oder noch besser Kapital - Zins, Boden - Grundrente, Arbeit - Arbeitslohn, in dieser ökonomischen Trinität als dem Zusammenhang der Bestandteile des Werts und des Reichtums überhaupt mit seinen Quellen ist die Mystifikation der kapitalistischen Produktionsweise, die Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhältnisse, das unmittelbare Zusammenwachsen der stofflichen Produktionsverhältnisse mit ihrer geschichtlich-sozialen Bestimmtheit vollendet: die verzauberte, verkehrte und auf den Kopf gestellte Welt, wo Monsieur le Capital und Madame la Terre als soziale Charaktere und zugleich unmittelbar als bloße Dinge ihren Spuk treiben. Es ist das große Verdienst der klassischen Ökonomie, diesen falschen Schein und Trug, diese Verselbständigung und Verknöcherung der verschiednen gesellschaftlichen Elemente des Reichtums gegeneinander, diese Personifizierung der Sachen und Versachlichung der Produktionsverhältnisse, diese Religion des Alltagslebens aufgelöst zu haben, indem sie den Zins auf einen Teil des Profits und die Rente auf den Überschuß über den Durchschnittsprofit reduziert, so daß beide im Mehrwert zusammenfallen; indem sie den Zirkulationsprozeß als bloße Metamorphose der Formen darstellt und endlich im unmittelbaren Produktionsprozeß Wert und Mehrwert der Waren auf die Arbeit reduziert. Dennoch bleiben selbst die besten ihrer Wortführer, wie es vom bürgerlichen Standpunkt nicht anders möglich ist, mehr oder weniger in der von ihnen kritisch aufgelösten Welt des Scheins befangen und fallen daher alle mehr oder weniger in Inkonsequenzen, Halbheiten und ungelöste Widersprüche. Es ist dagegen andrerseits ebenso natürlich, daß die wirklichen Produktionsagenten in diesen entfremdeten und irrationellen Formen von Kapital - Zins, Boden - Rente, Arbeit - Arbeitslohn sich völlig zu Hause fühlen, denn es sind eben die Gestaltungen des Scheins, in welchem sie sich bewegen und womit sie täglich zu tun haben. Es ist daher ebenso natürlich, daß die Vulgärökonomie, die nichts als eine didaktische, mehr oder minder doktrinäre Übersetzung der Alltagsvorstellungen der wirklichen Produktionsagenten ist und eine gewisse verständige Ordnung unter sie bringt, grade in dieser Trinität, worin der ganze innere Zusammenhang ausgelöscht ist, die naturgemäße und über allen Zweifel erhabene Basis ihrer seichten Wichtigtuerei findet. Diese Formel entspricht zugleich dem Interesse der herrschenden Klassen, indem sie die Naturnotwendigkeit und ewige Berechtigung ihrer Einnahmequellen proklamiert und zu einem Dogma erhebt.“ (K. Marx, Kapital III, MEW 25, 838 f.) Die Trinitarische Formel naturalisiert die Wertform des Kapitals zu einer stofflichen Wertquelle, was auch heute noch geläufig ist und geradezu nebenbei als Plausibilität einer Endzeittheorie dient, nach welcher die Beschränkung der natürlichen Ressourcen auch das Kapitalverhältnis beschränken müsse. Doch gerade dies ist nicht der Fall, weil das Verwertungsinteresse auf jedweden Stoff anwendbar ist, z.B. auch auf die Kultur und Zwischenmenschlichkeit schlechthin. Tatsächlich ist der stoffliche Verscchleiß des Kapitals und damit der Verbrauch der Natur ungeheuerlich, was eben gerade nicht stoffliche Gründe haben kann, und die Verwertung gerade dadurch unendlich wirksam ist, weil sie den Stoff pro Arbeit unendlich in Wert und Geld umsetzen kann, weil sie eben lediglich durch die großen Klassen der politischen Ökonomie geschaffen werden. "Die Eigentümer von bloßer Arbeitskraft, die Eigentümer von Kapital und die Grundeigentümer, deren jeweilige Einkommensquellen Arbeitslohn, Profit und Grundrente sind, also Lohnarbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer, bilden die drei großen Klassen der modernen, auf der kapitalistischen Produktionsweise beruhenden Gesellschaft." (K. Marx, Kapital III, MEW 25, 892.) | ![]() |